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Streckung öes Srotgetreiöes. Und keine anderen Maßnahmen? Wie der �Sozialdemokratische Parlamentsdienst" erfährt, halt das Reichsernährungsmini st eri um die Brotoersorgung für ernstlich gefährdet, da der Vorrat an Brotgetreide höchstens bis zum Januar reiche. Von dem Umlagegetreide sei bisher erst e i n V i e r t e l des Liefersolls eingebracht worden. Aber zwei Millionen Tonnen sind von den Landwirten noch abzuliefern. Angesichts dieser Lage beabsichtige das Reichsernährungs- Ministerium, das Brotgetreide um etwa 10 Proz. mit Kartoffelmehl zu st r e ck e n. Ist das alles? Es ist melleicht nicht ganz unnütz, chsrrn Reichskanzler E u n o an seine Programmrede im Reichstag zu erinnern, in der er nach, drücklich erklärte: »Unsere Ernährungslage ist beengt durch die Minderernte in Brotgetreide und die mit dem Sinken der Mark ständig wachsenden Erschwerungen überseeischer Getreideeinfuhr. Dies veranlaßt mich. an die Landwirkschast, die, glücklicher als viele andere Berufe, sich die Sicherheit der Existenz erhallen hat. die Mahnung zu richten, der Volksgemeinschaft weiter ihr Opfer zu bringen und die Ablieferung der fälligen Gclreidcumlage mSglichsl zu beschleunigen. Es ist der sesle Wille der Rcichsregierunz, hierfür alle Kraft einzusehen." Sollten diese Worte Worte bleiben, oder ist die Regie- rilug bereit, den Weg zu beschreiten, den das Gesetz vorsieht: Enteignung des nicht rechtzeitig einge- lieferten Brotgetreides? » Am Dienstag fand in Berlin   eine Besprechung der preußischen Oberpräsidenten statt, an der außer dem Minister des Innern auch der Landwirtschaftsminister teilnahm. Zur Beratung stand u.a. die Crnährungsfrage. Die Ober- Präsidenten wurden dringend aufgefordert, mit aller Energie dafür zu sorgen, daß die Getreideumlage restlos aufgebracht wird. Bei der Besprechung der innerpolitischen Lage wurde zum Ausdruck gebracht, daß die kommunistischen   Kontroll- a n s s ch ü s s e nirgends geduldet werden dürfen. Wo die Bcvölke- rung den Willen zeigt, den Behörden bei der Bekämpfung der Teuerung und des Wuchers zu helfen, soll ste zu den Arbeiten der Preisprüfungsausschüste hinzugezogen werden. Keineswegs aber soll ungcsetzlicken Institutionen das Recht gegeben werden, die Funktion der Prcisprüfungsstellen zu übernehmen. Leipzig  . W. November.(Eca.) Das sächsische Ministe- r i u m hat für Sachsen   folgende Erzeugerhöchstpreis« für Milch und Milcherzeugnisse festgesetzt: Für Lieferung ab Stall an Milchhöndler, Molkereien oder Sammelstellen 7l> M. je Liter Vollmilch und 33,40 M. je Liter Mager- oder Buttermilch. Ter Lutterpreis wird ans 700 M. pro Pfund festgesetzt. Ernährungsdebatte in Vraunschweig. Vrannschwcig, 28. November.(MTB.) Sn der heutigen Sitzung der Landesversammlung wurde zum Mitgliede des braun- fchweigifchen Staatsministerium» der Reichstagsabg. Bogt- Herr. Redakteur desvolksfreundes" in Braunschweig  , mit 31 Dtim- wen gewählt. 23 Stimmzettel waren unbeschrieben und daher un- gültig, hierauf gab Minister Rönneberg«in« eingehend« Dar- stellung der letzten Demonstrationen und Plünderungen. Er hob unter anderem hervor, daß fast mlsfchließlich jüngere Per- fönen beiderlei Geschlechts daran teilgenommen hätten, die in kommunistischen Versammlungen dazu ausgehetzt worden seien. Der Minister teilte eingehend mit, was'von der Regierung bereits geschehen sei oder noch geschehen werde, um die Ernährung der Bevölkerung zu angemessenen Preisen sicher- zustellen.
Die Llrkensekdilche» Wahlen. Bei den Wahlen zum Birten  - �ldischen Landesausschuß ergab sich folaende Zusammensetzung: Banernbund 7, Vereinigte bürgerliche Parteien 8, Zentrum 3, So- zialdemokraten 6 Sige, Kommunisten 1 Sitz.
Heseexlrakt statt Fleischcrtrakt. Der Fleischextrakt, einst die Freude jeder Hausfrau, die damit ihre Suppen würzt«, ist heute fast unerschwinglich teuer geworden und muß aus dem Ausland bezogen werden. Daher scheidet er als Nahrungsmittel für weitere Kreise vollständig aus. Ein vollgültiger Ersatz läßt sich aber im Hefecxtrakt finden, wie Dr. Sabalitschka in derDeutschen Mcdizi- nischen Wochenschrift" ausführt. Der Gelehrt« hat den aus Hefe hergestellten Würzextratt vom ernährungs-phystologischen Stand- punkt aus untersucht und, ebenso wie andere Forscher, als«in sehr wertvolles Nahrungsmittel festgestellt. Wenn dieser Hefcextrakt aber allgemein benutzt werden soll, dann muß er auch dem Geschmack der breiten Masie entsprechen, und aus diesem Grunde führte Saba- litschka Gcschmacksproben aus, indem er zum Vergleich Fleischextrakt heranzog. Bei den Versuchen wurden die folgenden drei Fragcä gestellt:») Welcher Extrakt schmeckt bester, wobei Fleischextrakt mit I, Heseextrakt mit II bezeichnet wurde, d) Was würden Sie lieber verwenden, wenn I dreimal so teuer wäre ass II? c) Was würden Sie lieber verwenden, wenn II dreimal so teuer wäre als I? Von den 43 Versuchspersonen, die natürlich vorher den Unterschied nicht kannten, fanden 32 den Geschmack des Hefeextraktes bester, 10 den Geschmack des Fleischextrakt«?: eine Person kam zu keiner Entscheidung. Auf die orrage b) antworteten 37 Personen, sie wür­den Heseextrakt im Haushall verwenden, wenn er ein Drittel so teuer sei wie Fleischextrakt, ö Personen zogen Fleischextrakt vor. 26 Personen entschieden sich für den Hefeextrakt, auch wenn er drei- mal teurer wäre als Fleischextrakt. Der verhältnismäßig niedrige Preis des Hefeextraktes, der etwa nur den fünften Teil dos Fleisch- extraktcs koste», macht den vom Ausland«»ingeführten Fleischextrakt vberhänpt überflüssig. Zudem ist an Hefe bei uns im Gegensatz zu anderen Nahrungs- und Genußmitteln kein Mangel. Auch so her- vorragende Gelehrte wie Th. Paul und C v. Noorden sind der An- sicht, dag die Heseextrakt« berufen sind, die sehr unwirtschaftlichen und teuren Fleischextrakt«. soweit man sich ihrer zum Würzen von Suppen und Tunken bedient, aus der Kiiche zu verdrängen. warum die Schwämme klebrig werden. Schwämme, die län- 0«« Zeit in Gebrauch sind, pflegen klebrig oder, wie wir auch zu sagen pflegen, seifig zu werden. Dieser Ausdruck zeigt schon, daß wir die Schuld an dem Borzang der in dem Schwamm zurück- geblieben«, Seife beimessen was jedoch zu Unrecht geschieht. Die Ursache des Rlcbrizwcrtens sind vielmehr Mitroben, die leicht de- feitizt werden können. Man braucht dazu nur etwas übermangan- saures Kali in warmem Waster aufzulösen, bis«s«in« blaßrot« Fär- tum? annimmt. In diese Lösung taucht man den Schwamm und drückt ilrn dann ans. Wird die FPssigkeit braun, so gießt man ' viel Wastcr hinzu, bis sie wird«? blaßrot wird. Den Schwamm muß man(o oft eintauchen und ausdrücken, bis das Schleimig« ver- schwunden ist. und ihn dann in klarem, kaltem Wasser ausspülen. 2m Zknlrak-Thealer nehmen die Auklübrungen von Romain RollanvsTne Zell wird kommen" mit Zustimmung der Streik- . leilung der Buhncngenossenschast auch an den folgenden Tagen ihren Fortgang, nachdem ein« völlige Einigung mit dem Präsidium der Streikleitung erzielt Ist."" Vorträge. Dr. v. H c> u s er wird seinen 7ortraa?ztiN»Z von vier �t-gen Mit Lichtbwttn über die Hrneschich,- b Menschen M,U'w°-iu abend.« Ubr m der Urama mi, dem Boriraae.Wa» in Ur- gejchicht» beginnen. Die veiUre» Vortrag«(tndea stets Mittwochs statt.
Massenhinrlchtung in �then. Athen  . 28. Ilovembcr.(Havas.) In dem hochverraisprozeß wurden Gvnaris, Socatis, Prolopapodakis, Theototis, Valtezzis und General hadjanestis zum Tode, der Admlral Goudas und General Slraiigcs zu lebenslänglichem Gefängnis und Degradation verurteilt. A k h e n, 28. November.(Havas.) Die im hochoerraksprozeß verurieillen Personen wurden sämtlich hlugerichlet. Athen  , 28. November.(Heuler.) Die Hinrichtung der zum Tode verurteilten Minister und Generäle ist durch Erschießen erfolgt. England bricht die Beziestungcn ab. London  . 28. November.  (MTV.) Tlus Athen wird gemel- del, daß der britische   Gesandle Lindley unverzüglich nach Vollziehung der Hinrichtung der sechs griechischen Minister und Ossi» ziere um seine Pässe nachgesucht und den griechischen Behörden mit» geteilt hak. daß er nach den Weisungen seiner Regierung Akhen zu verlassen habe. Er wird heule abend nach Lausanne   ab- fahren, um dem Staalssekretär des Acußern, Lord Eurzon, persön» lich Bericht zu erstalten. Die meisten Gnecken und Armenier, die K o n st a n t in o p e l verlassen, werden sich in Südamerika   ansiedeln. Nach Argentinien  haben sich 2600 Familien eingeschifft. » Durch mehrere Wochen hat der Prozeß gewährt, der den Mimstern und Ratgebern Exkönig Konstantins wegen der katastrophalen Niederlage des griechischen Imperialismus ge- macht worden ist. Der zweimalige Einspruch Englands gegen eine Vollstreckung der etwa gefällten Todesurteile, das zweite- mal unter Androhung des Abbruchs der diplomatischen Be- Ziehungen, hat offenbar keinen anderen Erfolg gehabt, als die erste Regierung feit der Revolution zum Rücktritt zu ver- anlassen; die neue Regierung hat sich um den Einspruch nicht gekümmert, sondern wie es scheint die Todesurteile mit der Hast vollstrecken lasten, die fürchtet, daß ihr die Opfer noch entrissen werden könnten. War schon der Sieg der Keinalistcn eine schwere Nieder- läge Englands, ihr Vorrücken ans Marmarameer   und die Zu- sprechung Westthraziens an sie eine noch schwerere Einbuße Englands an Ansehen im Orient, so bedeutet diese rasche Voll» streckung des Schreckensurteils von Athen  , gefällt in einem zwar nicht reinen, aber zweifellosen Tendenzprozeß, geradezu eine Beleidigung des britischen   Löwen, die ihm noch dazu sein Schützling Griechenland   zufügt. Die Regierung Bonar Law   hat in der Orientpolitik eine böse Erbschaft angetreten, sie steht vor einer schwierigen Entscheidung. Die Prestige- Politiker werden nach Strafe für die griechische Regierung schreien; diese Strafe könnte praktisch wobl nur Blockade sein und damit würde das ganze griechische Volk getroffen, das den Krieg der Entente vielleicht weniger mitgekämpft als mit- gewonnen hat._ deutsch  -französische Reparationsüebatte. Wie denVorwärts'-Lesern bekannt Ist, hat der französische  Minister Le Troequer letzthin in der Kammer Deutschlands  Kanalbauten besprochen und u. a. gesagt, wenn Deutschland  4 Milliarden Goldmark für seine Wasierstraßen aufwenden könne, so habe Frankreich   das Recht zu verlangen, daß Deutsch- land vorher einen gleichen Betrag hergcbe, um in Erfüllung seiner Reparationsverpflichtungen die französischen   Wasserstraßen zu ver- bessern. Dazu schrieb WTB. offiziös: Der größte Teil der Wasserstraßen, welche der französische  Wiederaufbawninister seinen Aufstellungen zugrunde legt, ist gar nicht in Angriff genommen und wird möglicherweise auch niemals gebaut werden. Es handelt sich zu einem erheblichen Teile um Projekte, die von Interessenten aufgestellt sind, einer ernstlichen Prüfung der Ausbauwürdigkeit ober kaum standhollen werden. Dies wird dann für die einzelnen Projekte näher ausgeführt. Weiter wird gesagt: Der Masurisch« Kanal, dessen Bau 1906 begonnen worden war, ist eingestellt worden, da die Lage der Reichsfinanzen einen weiteren Bau dieser Wasserstraße nicht zuließ. Don den 18 großen Wasserstraßen- Projekten, welche der Minister in der Kammer vorgetragen hat, bleiben nur drei übrig, nämlich de? Millellandkanal, die Kanal!» sierung des Neckars und die Herstellung einer Rhein-Donau-Nerbin- dung. Das Reich hat vorläufig davon abgesehen, die beim Ausgang des Kriegs bereits in Bau genommene Strecke Hannover   Peine   des Mittellandkanals zu verlängern und beschränkt sich darauf, das Teilstück, welches einmal angefangen ist, zu beenden. Für die Neckar  - und die Rhein-Main-Donau-Wasjcrstraße sind Aktiengesellschaften gegründet worden, die durch die bei der Kanali- sierung zu gewinnenden Wasserkräfte in sich selbst so wirtschaftlich fundiert erscheinen, daß e? möglich geweftn ist und auch künftighin möglich sein wird, den größten Teil des Baukapitals ohne Inan- spruchnahme öffentlichen Kredits auf dem freien Geldmarkt zu beschaffen. Die 4 Milliarden Goldmark, welche der französische  Wicderaufbauminister für die deutschen   Wasserstraßenpläne errechnet hat, schrumpfen tatsächlich auf 600 Millionen Goldmark zusammen, d. h. auf 0,45 Proz. der gesamten Reparal-ynssom.m« von 182 Milliarden Goldmark. Deutschland   hat die Wasserstraßenpläne aber nicht in Angriff genommen, um sich seinen Verpflichtungen zu entziehen oder den Handel von Frankreich   oder irgendeinem anderen Lande abzuziehen, sondern glaubt, die hohen Auflagen, welche ihm gemocht wor­den lind, nur dann erfüllen können, wenn es alle seine produktiven Kräfte anspannt und insbesondere dl» wert- vollen Wasserkräfte dc- Neckars, des Mains und der Donau   aus- baut. Das Wasserstraßenprogramm Deutschlands   ist nicht aufgestellt. um fremden Wettbewerb zu besiegen, sondern ist ein P r o d u k- tionsprogramm ausgesprochenen Stiles. Nur wenn es Deutschland   gelingt, alle produktiven Kräfte auf das äußerste zu ent- wickeln und zu dem höchsten Nutzeffekt zu bringen, kann Frankreich  daran denken, seine Reparationsforderungen erfüllt zu sehen. Darauf bot nun wieder Havas eine offiziöse Erwide- rung gebracht: Der Lohn, und Gehaltsabzug Hab« tatsächlich vom April bis September einschließlich 26 977 Millionen Mark eingebracht, aber um die entgangene Einkommensteuer in ihrer Gcsamlbcü zu finden, müsse man feststellen, daß der Eingang außer der Einhaltung in anderen Einkommenstguertatenorien sich insgesamt nur am 20 360 Millionen Mark belauf« Di« Kontrolle über die Ausfuhr sei auf die Erklärungen der Expcrteure gegründet gewesen, biete also kemerlei Garantie fiir die Richtigkeit. Erst 1922 seien Vor- kchrungen getroffen worden, um Auskunft über die Verkaufspreise der ausgeführten Waren z» erlangen. Außerdem habe die deutfche Statistik über den auswärtigen Handel feit dem Krieg regelmäßig es versäumt, eine Bilanz zu ziehen. Deut'chland hob« nicht für 41 Milliarden Goldmark Zahlungen geleistet, sondern nach den offiziellen Ziffern der Reparationskom- misston bis zum 30. April nur 6 975 367 000, einschließlich der abaetretenen deutschen   Güter, deren Lasten Deutschland   zu- fallen, was zwar eine Verminderung der deutschen   Aktiven. aber keinesfalls eine Zahlungsanstrengung bedeute. Aber man müsse gerechterweise diesen Summen, die Deutschland   effektiv geleistet habe, den Wert der beschlagnahmten deutschen   Güter in
den alliierten Ländern hinzurechnen, jedoch mit der Reserve, daß ste dazu gedient hätten, di« auswärtigen Gläubiger der deutschen   Staats- angehörigen zu befrieoigen, aljo die Zahlung von Kapitalien erspart hätten, die normalerweise hätte erfolgen müssen. Man müsse hwner die Ausgleichszahlungen berücksichtigen. Ader auf alle Fälle müsse der Beirag der geleisteten Zahlungen von 41 Milliar- den auf 8 Milliarden herabgesetzt werden. Ueber die Lage der deutschen   Industrie und der deutschen   Finan- zen sagt die offiziöse Haoosnote: Ein Land, das die Wiederherstellung seines industriellen Materials, die Vergrößerung seiner Fabriken, die Wiederherstellung seiner Arbeitsstätten und den Bau neuer Wohn- Häuser durchführe sowie den Wiederaufbau seiner Handelsflotte und die Vergrößerung seiner Häsen, könne nicht zu gleicher Zeit rni seinem Elend sprechen. Die Verstärkung der deutschen.virtschast- lichen Ausrüstung fei unleugbar. Die zeitweilige Verminderung des Goldwertes der Dividenden könne nicht als ein Anzeichen des Rums einer Industrie gedeutet werden, die fortgesetzt ihre Produktions- mittel erhöhe und vervollkommne. Wenn die Verichwendvn.gssnchl cine Verarmung des deutschen   Staaics und vlcllcichl der Mehrheit des deutschen   Volkes herbeigeführt habe, so habe sie die Lage der Industrie vrrslärkt und eine kräftige deutsche Zudüslckc in dem ab- sichklich verarmten Lande geschaffen. Das seien undiskutierbare Tut- fachen, gegen die kein« Dialektik aufkommen könne.
Amerika   für Sonöerfrieüen mit Mgora. London  , 28. November.  (WTB.) Einer Reukermeldung aus Washington   zufolge wird dort erklärt: Die Verhandlung über einen besonderen ver krag mit der Türkei   ist dos Ziel der ameri- konischen Regierung bei ihrem Standpunkt gegenüber der Lage im Nahen Osten   gewesen. Denn der gegenwärtige Verlrag zwischen den beiden Ländern wird schon seit langem als veraltet betrachtet. Da die vereinigten Staaken   der, Friedeusvertrag, über den gegenwäriig verhandelt wird, nicht mit unterzeichnen werden, ist c, kein Weg für die amerikanische   Regierung, wenn sie ihre Zu- stimmuug zu irgendwelchen in Lausanne   erzielten Abkommen er- keilen soll. Amerika   will sich durch einen Sonderoertrag mit der türkischen  Regierung offenbar vor Nachteilen schützen, die ihm als P e t r o- leuminteressenten aus einem oll-, meinen Friedensvertrag zwischen den Türken und der Entente erwachsen könnten. In eng- li s ch e n Kreisen, in denen man auf den dauernden und uneinge- schränkten Besitz der Petroleumfelder Mesopotamiens speku- liert, dürfte man durch diese Haltung der Vereinigten Staaten   sehr unangenehm berührt sein. Protestnote AngoraS gegen die Kapitulationen. London  , 28. November.  (WTB.) Reute? meldet aus Konstan­ tinopel  : Angora hat eine neue Note gesandt, in der auf den Protest der alliierten Obertommissare bezüglich der Behandlung des auswärtigen Handels und der Ausländer in Smyrna und anderen befreiten Distrikten geantwortet wird. Die Not« erklärt, die Kapitulationen seien ein Anachronismus und würden nicht anerkannt. Die Ausländer müßten den Gesetzen und Verordnungen der Nationalversammlung gehorchen, überall, wo ihre Autorität maßgebend sei. Sowjet-Nustland erkennt die TevreS-Mandate nicht an. Lausanne  , 28. Novemb«.(WTB.) R a t o w s k i empfing heut» die hier wellende syrisch-polästinische Delegation. Im Der- lauf der Unterredung über die'Lage in Syrien   und Palästina er» klärte er, daß die Frage der Orientmandate nicht als endgültig gelöst zu betrachten fti, sondern wie die übrigen Fra  - gen aus dem Vertrag von Stores, die auf der Konferenz zur Ver- Handlung ständen, von den interessierten Staaten geregelt werden müsse.
Danzig   unter üem Völkerbunü. N«r noch polnische Kolonie. Aus Danzig   wird uns geschrieben: Danzig   wurde von der Entente zurFreien Stadt" ge- macht, um Polen   einen freien Zugang zum Meere zu ver- schaffen. Doch wurde dabei in Paris   und Genf   stets betont, daß die staatliche Selbständigkeit und damit auch der deutsche Charakter des Stadt-Staates unbedingt gesichert bleiben solle. Deshalb garantierte man auch die ReutralitätDanzigs und schrieb vor, daß es niemals Kriegshafen oder Flottenstützpunkt werden dürfe. Trotzdem bestätigte vor wenigen Monaten der Völkerbundrat die Ent- schcidung des Oberkommissars H a k i n g, die Polen   mitten im Industrieviertel   einen Munitionslagerplatz ein- räumte I Polen kümmert sich überhaupt um die Erfüllung der ihm vom Völkerbund in Danzig   auferlegten Pflichten, als wüßte es, daß ihm dabei jeder Seitensprung gestattet ist. Die d e u   t- scheu B e a mt e n der in polnische Verwaltung übergegange- neu Eisenbahndirektion dürfen nicht entlassen werden. Dafür steckt man sie einzeln zwischen lauter polnische Kollegen! Um dies zu können, verlegte Polen   ohne Recht und ohne Wissen und Zustimmung des Senats seine Direktion für Pommerellen   jenseits seiner Grenzen nach Danzig  ! Damit brachte man 600 polnische Beamte in das deutsche Danzig   und konnte die deutschen   Danziger Beamten hilflos unter sie zerstreuen. In der Eisenbahnwerkstatt werden nur solche Arbeiter befördert, die der polnischen Berufsvereinigung angehören. Die amtliche Auskunfts stelle der Eisenbahn in Danzig   wurde.plötzlich aufgelöst, die Beamten in unbegueme Stellen gesetzt und die Austunsterteilung dem privaten polni­schen BureauOrbis" übertragen. Der Oberkommissar Haking forderte die Wiederherstellung des amtlichen Bureaus. Darauf stellte man nur zwei Danziger Damen wieder ein und übertrug alles übrige im amtlichen Gebäude doch wieder derOrbis"! Die Verwaltung des Danziger Hafens untersteht dem paritätisch besetzten Hafenausschuß. Präsident ist Oberst de Rcynier. Dessen Stimme entschied, daß polnischen Kauf- leuten bei Verpachtungen im Hafen kein Vorzugsrecht ein- geräumt werden dürfe. Festgestellt wurde vom Senat, daß erheblicher Grundb efitz im Hafen von Polen   ge- pachtet ist, aber trotzdem nicht benutzt wird! Trotzdem fordert die polnische Regierung� weiteres Gelände. Auf ihr Verlangen entschied Obsrkommijsar Haking nun, daß bei Ler- Pachtungen im Hafen einem p o l ni s ch e n Bewerber der Vor» zua vor einem Danziger Staatsangehörigen ge» geben werden müsse! Diese Entscheidung dürfte selbst in unseren Tagen ohn« Beispiel dastehen. Sie bedeutet die zwangsweise Auslieferuna des Hafengebietes an Staatsfremde. Wenn man erwägt, daß daß die im Besitz Polens   befindliche Weichsel   so vernachlässigt ist, daß sie kaum noch von flachen Kähnen befahren werden kann, so muß man für den Hafen das Schlimmste be- fürchten. Es kann unmöglich bei dieser Entscheidung bleiben: sie muß aufgehoben werden!
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