politisches oder finanzielles Interesse am Pessimismus(b. h.: gegenüber, im Augenblick, wo Amerika endlich Bereitwilligkeit-..v».» t rf. r-r-r' t, i<• r.\_•_ i_ f.___ V CIZ.____*—. f. � 1 � � Sk � �am niedrigen Markstande und an den hohen Effektenkursen)haben, darf man wohl die Frage aufwerfen, ob nicht ver-schiedene Anzeichen dafür sprechen, daß es bald anderswird als bisher.Das Haupthindernis für eine Gesundung Europas heißtheute PoincarS, also der Mann, der noch vor vier Tageneine Fünfsechstel-Mehrheit bei einem Vertrauensvotum erzielenkeimte. Ueber die wahre Bedeutung dieses Abstimmungs-ergebnisfes haben wir ims aber schon eingehend ausgesprochen.Die Kommentare der inzwischen eingetroffenen Pariser Pressesowie die ausführlicheren Berichte über die Sitzung der Dcpu-tiertenkammer und die dort gehaltenen Reden b e st ä t i g e ndurchweg die von uns vertretene Ansicht, daß es sich nichtum ein eigentliches Vertrauensvotum, sondern um die a b-ficht liche Aufschiebung einer Kraftprobe durch Pom-cords Gegner bis nach der Pariser Konferenz gehandelt hat.Die Poincarr!-Müd:gkeit des Parlaments und noch mehr deröffentlichen Meinung in Frankreich ist unverkennbar undschreitet fort. Und— was das Interessanteste ist— auch diejenigen Gegner des Ministerpräsidenten, die bisher rechtsvon ihm standen und ihm Lauheit gegenüber Deutschland vor-warfen, ändern ihre Taktik. Selbst Tardieu vertritt dieAuffassung, daß der Zeitpunkt für ein rücksichtsloses militä-risches Vorgehen gegen Deutschland(durch Poincaräs Schuld)verpaßt worden sei. Aber noch bemerkenswerter ist in dieserHinsicht die Rede, die eine neue Größe am Horizont des Na- 1tionalen Blocks, der noch junge, aber einflußreiche Abgeord-nete F o r g e o t, in der Nachtfitzung vom Freitag auf Sonn-,abend gehalten hat. Er hat nämlich die bisher von einem Mit-gliod der Mehrheit noch nie ausgesprochene Ansicht vertreten,daß das Zustandekommen eines englisch-französi-scheu D e f e n s i v v e rt r a g e s die Räumung desRheinlandes ermöglichen würde. Forgeot ist derparlamentarische Mittelsmann zwischen L o u ch e u r undTardieu und hätte diese ketzerisch-kühne Anschauung nicht vervtreten, wenn er nicht der Zustimmung derer sicher wäre, die�mit ihm für einen System- bzw. Regierungswechsel wirkendWilden Widerspruch hat er dabei nur auf der äußersten Rech-ten gefunden, die Mehrheit war, soweit nicht vorher infor-miert, nur erstaunt und schwieg.Tetsächlich bricht sich in Frankreich die Erkenntnis immermehr Bahn, daß die bisherige von Poiiican- verkörperte Politiksinnlos ist. Lluch innerhalb des Nationalen Blocks fühltman die wachsende Abneigung des Volkes gegen diese reinnegative Politik immer deutlicher, und man würde sich auch zusolchen vernünftigen Lösungen hergeben, die man noch vordrei Monaten als hochverräterisch beschimpft hätte. Die radi-kale und sozialistische Opposition sorgt auch dafür, daß demVolke die Augen etwas aufgehen. In einer Besprechung dererwähnten Kammersitzung im„Oeuvre" schreibt Robertde Iouvenel, nachdem er die klägliche Leere der RedePoincaräs scharf kritisiert hat:„Das ist keine Politik, wenn man sagt:„Ich weiß s e l b stnicht, was ich will, aber, wenn Ihr dem nicht zustimmt, werdeich Euch den Schädel einschlagen."Und es ist ebensowenig eine Politik, wenn man erklärt:„I chverlange, was Ihr mir nicht geben könnt."In der Tat: was will Frankreich? Reparationen?Warum wirft es dann Milliarden für Rüstungs-und Besatzungszwecke zum Fenster hinaus?Lange Zeit waren wir Deutschen die einzigen, die dieseFrage aufwarfen, und wir konnten uns im Auslande nur aufdie Zustimmung der sozialistischen Internationale(Beschlüsseder Frankfurter Fünfländerkonferenz) stützen. Dann hat auchdie bürgerliche Welt in England begonnen, diese Frage zustellen. Sodann Amerikas Politiker und Bankiers. Jetztfängt man sogar im bürgerlichen Lager in Frankreich an, sichmit diesem Dilemma zu beschäftigen, sogar führende Männerdes„Nationalen Blocks" erklären, sie zögen einen Garantie-vertrag mit England einer ruinösen Rhcinlandbesetzung vor.(Wir brauchen nicht zu betonen: wir auch!) Und all demzeigt,' helfend Europa beizuspringen, findet der AdvokatPoincarö keine besiere Antwort, als daß er mechanisch zuzitieren beginnt:„Artikel des Verfailler Vertragesgibt uns das Recht..." Und zitiert obendrein falsch!Nein, lange kann sich die Welt, kann sich besonders Frank-reich diese geistig? Armut nicht mehr gefallen lassen. Auchdort ist die Vernunft auf dem Marsche, und selbstPoincarö wird sie auf die Dauer nicht aufhalten können.Herrnder mitSouper bei tzelfferich.Oder: Wo»vird Politik gemacht?Die„Mllnchen-Augsburger Abendzeitung" desTraub läßt sich aus Berlin einen Brief schreiben,folgenden Worten beginnt:Politik wird nicht nur im Reichstag gemacht: da vielleicht!sogar a m w e n i g st e n. Da liest man jüngst tagelang, daß diewenigen Kommunisten, während die Zuhörer verschwinden, langeReden halten, auf die kaum ein Mensch antwortet. Man könntedas Parlament ruhig mit A r b e i t s l o s e n u n t e r-ftützung heimschicken. Aber außerhalb des Hauses wirdsicherlich heute mehr denn je Politik gemacht. Denn Euno undBecker, dazu Sttnne» und Hergt einer Einladung Helsserichs folgenund in dessen Heim den Abend verbringen, sprechen sie vermutlichI von ernsteren Dingen. Es scheint, daß Cuno langsam ansängt, sichwenigstens äußerlich durchzusetzen.An sich scheint es uns nicht Aufgabe der Presse, denPrivatverkehr leitender Staatsmänner auszukundschaften.Wenn jedoch Journalisten der äußersten Rechten der Welt dieNeuigkeit verkünden, die Politik des Reiches werde nicht mehrim Reichstag gemacht, sondern bei Abendessen im HauseHelfferich, so ist das immerhin ein Vorgang von fymptomati-scher Bedeutung, der auch hier registriert zu werden verdient.*Unsere gestrigen Feststellungen, daß die Regierung zwar sehreifrig mit Unternehmern und Arbeitgebern verhandelt, es aberanscheinend als überflüssig erachtet, die Auffassungen der be-rufenen Vertreter der Arbeiter kennenzulernen, sind denHerren in der Wilhelmstraße offenbar etwas auf die Nervengefallen. Die volksparteiliche„Zeit" erklärt, unsere Kritik sei„sachlich ganz unberechtigt und deshalb doppelt unfreundlich".Und das„Berliner Tageblatt" läßt sich von„unterrichteterSeite" melden, daß die Reichsregierung„auch mit den Ge-werkschaften Fühlung genommen" habe. Demgegenüber be-tonen wir, daß der Allgemeine Deutsche GewerkschaftsbundEine langlebige Cnte.Bayerische Stimmungsmache gegen„Berlin".Am 27. Oktober hatte das Münchener Orgeschblatt„Hei-matland" nach der englischen Zeitschrift„Hidden-Hand" einenangeblichen vertraulichen Bericht, den die deutscheRegierung im September der f r a n z ö s i s ch en Regierung erstattethaben sollte, veröffentlicht. Darin wurde behauptet, daß die deutscheRegierung der französischen Regierung Mäßigung in der Repa-rationsfrage empfohlen habe, weil sonst den Rationalisten in Deutsch-land zur Herrschast oerholfen würde und ferner, daß die deutscheRegierung die französische Regierung ersucht habe, in einer Note dieunverzügliche Auflösung und Entwaffnung aller nationalen Organi-sationen namentlich der bayerischen zu fordern. So unsinnig dieserGedanke ist, so sicher fand er doch ein gläubiges Publikum. Der Na-tionalsozialist Hitler in München hat dieses Geschwätz, das inzwstchenlängst d c m e n A»e r t war, seinen kritiklosen Zuhörern mitgeteiltund zahlreiche bayerische, namentlich Münchener Zei-t u n g e n haben es ihren Lesern serviert. Die„Münchencr NeuestenNachrichten" glaubten sogar von der Reichsregimmg ein noch deutlicheres Dementi verlangen zu müssen. Die Reichsrezierung ließhierauf durch MTB. klipp und klar erklären, daß es sich bei dieserganzen Angelegenheit um eine böswillige Erfindung han-delt, derjeglicheUnterlagefehlt.Wer nun erwartet hätte, daß dieselben bayerischen Zeitungen,die die sinnlosen Verleumdungen der Regierung Wirth verbreitethatten, auch dieses Dementi veröffentlichen würden, war natürlichein naiver Mensch. Nur die„Augsburg�Postzeitung" hat das De-menti vollständig gebracht und die Münchener Neuesten Nachrichten" haben ganz kurz davon Notiz genommen. Die gesamteübrige bayerische, insbesondere Münchencr Presse, die die Schwindel-Nachricht gebracht hatte, hat, soweit sich bis jetzt feststellen ließ, dieRichtigstellung unterschlagen.So wird nämlich in Bayern Stimmung gegen„Berlin" gemocht.Es ist gut, die Methode gelegentlich zu kennzeichnen.�ufnerüreck".Tas volkstümliche Bayern.Der verantwortliche Redakteur des„M iesbacher An-zeigers" wurde vom Münchener Schwurgericht von der Anklag«der Beschimpfung der Reichsfarben freigesprochen. DasBlatt hatte das Gelb der Reichs färben mit Hufnerdreckverglichen und andere nicht wiederzugebende Bergleiche in Mies-bacher Ausdrucksweise gezogen. Das Gericht trat der Behauptungdes Angeklagten und seiner Sachverständigen bei, daß er sich nureiner volkstümlichen Ausdrucksweise bedient habe._j...___ Esbis Dienstag mittag weder eine Einladung erhalten noch eine � ist danach anzunehmen, daß alle vom Staatsgerichtshof an bayerischeBesprechung mit der Regierung geführt hat. Sollte etwa Herr Gerichte verwiesene Fälle einen ähnlichen Ausgang nehmen.Cuno von dem Bestehen dieser Organisation mit über acht i»Millionen Mitgliedern keine Kenntnis haben und der Mei- Münchener Blättermeldungen zufolge wurde im Auftrage desAmtsgerichts Miesbach der„M iesbacher Anzeiger vomnung sein, daß die deutschen Arbeiter in ihrer Gesamtheit diechristlichen Gewerkschaften oder die Hirsch-Dunckerschen mitder Vertretung ihrer Interessen beauftragt haben?polnischer �akatismus.Der verantwortliche Redakteur des Kattowitzer„Volks-willen", des Organs der deutschen Sozialdemokratie im abge-tretcnen Oberschlesien, der Genosse Dr. Wolfs, wurde zu einerPclizeistrase von 1000 M. für jeden Tag bestraft, an dem der Katto-witzer„Volkswille" den Erscheinungsort Kattowitz nicht unmittelbarhinter dem Namen des verantwortlichen Redakteurs, sondern ersthinter sämtlichen aufgeführten Redakteuren aufwies. Außerdemwurde über den„Voltswillen" eine Strafe von gleichfalls 1000 M.verhängt wegen groben Unfugs, der dadurch begangen sein sollte,daß das sozialdemokratische Blatt einen Artikel der„Bossi-s ch e n Zeitung" übernommen hatte, in dem das Bcrhalten derpolnischen Behörden in Ost-Oberschlesien nicht gerade günstig be»urteilt wurde. Man sieht, der polnische Hakatismus verfährt nichtminder grobschlächtig und sinnlos wie der Hakatismus des König-lichen Preußen.2 0. Juni 1922 wegen eines Artikels über die deutsche Repubbknachträglich beschlagnahmt!Württemberg gegen Nationalsozialisten.Der württcmbergische Landtag nahm gegen dieStimmen der äußersten Rechten und der Kommunisten eine Ent-schließung der Mehrheitspartcien und der Deutschen Volks-parte! an, in der die Regierungserklärung zu den Vorgängenin Göppingen und zu dem Verbot nationalsozialistischerVersammlungen gebilligt und die Erwartung ausgesprochenwird, daß die Regierung gegen die Nationalsozialisten alleMachtmittel anwenden werde. Am Schluß der Sitzung gabPräsident Walter eine Erklärung ab, in der er auf die Rhein-gelüste Frankreichs hinwies und vor allen zivilisiertenVölkern der Erde Protest gegen das Unrecht erhob, das uns dortangetan ist und das man im Begriff ist, uns noch anzutun. Erversicherte die deutschen Stammesbrüder am Rhein, im Saarlandund in der deutschen Pfalz des Mitgefühls und rief ihnen zu:„Seidunserer Treue versichert, harret in Treue aus!"Slez'solöaten.Von Werner Drciburg.Unser Geschoß war die Murmel. Und wie hübsch, wie sauberund farbenfreudig waren unsere Streitkräfte, die aus Blei geferiig-ten kleinen Figuren. Rrrrr— klapp! Da lag der freche feindlicheInfanterist. Mit Gründlichkeit und Erbitterung wurde gekämpft.Es unterlag, wer als erster von beiden alle seine Truppen verlorenhatte. Aber alsbald durften sie Auferstehung feiern: wir stelltendie beiden Heere von neuem in Schlachtordnung auf, es begann eineneue Schlacht. Alles dieses erlebten wir leuchtend im Geist bereits,wenn wir sie unter dem Weihnachtsbaum liegen sahen, in ihremKarton oder in ihrer Schachtel, artig geordnet, eigentlich schon inReih und Glied, unser fröhlichstes Spielzeug, vielleicht die heftigsteunter allen unseren kindlichen Lustsensationen, die Bleisoldaten.Furchtbarer Bater und du Mutter, unschuldig-schuldige Mör-derin!— Ihr habt Hirn und Herz eurer heranwachsenden Söhnewie Wachs geformt und gebildet zu dem Abbilde eines jener kleinenKartons voller Bleisoldaten. Und so jauchzten sie laut, eure heran-gewachsenen Kinder, und ihre sonnige junge Sturmseele flirrte,bereit zum„süßen Tode" fürs Vaterland, erotisch eitel oder unge-heuer heroisch berauscht von der Sommerglut 1914— denn siekonnten sich im Grunde den wirklichen Krieg, die wirkliche Schlachtnur ganz ähnlich oder ganz ebenso vorstellen wie einen jenerWaffengänge der Bleisoldaten, so sauber, so farbenfreudig, und kurz.Als sie aber monatelang im Schützengraben gelebt hatten, in demniemale geahnten, gar nicht farbenfrohen oder schneidigen Schützengraben, der mit seinem ew gen Schmutz und Schlamm nicht nurihren neuen feldgrauen Waffcnrock, sondern fast genau so die bar-barisch blinkende Umform ihres Geistes trübte und langsam zerfraß— da drang in die krampfhaft am Leben erhaltene Musik ihrerSeele allmählich und übermächtig das Hohnkreischen der häßlichstenWirklichkeit. Freilich, vor Dpcrn erst, beim Sturmangriff, im ohren-betäubenden Lärm des kommandierten Massenselbstmordes, zwischenselndlichen Bolltrcffern und Stacheldrähten, neben bluttriefend verstümmelten und gasocrgiftetcn Kameraden brach aus den triegs-freiwilligen Iugendregimentern unaufhaltsam und unaufhörlichwieder und immer wieder der Hilferuf und die uferlose Anklage:„Vater! Mutter! Muller!"Es gibt Baukästen, hölzerne Eisenbahnen und viele andereSpielzeuge, die geeignet sind, nicht Begeisterung für Mord und Zcr-störung zu bewirken, sondern auf farbenfreudige und unterhaltsameArt schlummernde Anlagen zu z'oisatorischer Intelligenz und zulebensfrohem und friedlichem Aufbau im Kinde zu wecken. Und essollte Eltern geben, so arm und so sparsam, daß sie es nicht über sichgewinnen, Bleisoldaten, die sie für ihr Kind kauften und die gewißrecht teuer waren, wenige Tage vvr Wechnachten ins Feuer zuwerfen? Ins Feuer zu werfen, um nicht mittelbar dazu beizutragen,daß dereinst ihr Kind, als Bestandteil eines kriegssreiwilliger.Jugendreziments, ins Feuer geworfen werde, ins feindliche Granat-feuer? Freut euch, ihr sparsamen Eltern, der Dank eures Kindes fürdies? eure rührende Sparsamkeit wird nicht ausbleiben, eure etwasunwahrscheinliche Armut wird reiche blutige Frucht tragen. Dankund Frucht wird jener Hilferuf sein, jene Anklage:„Bater! Mutter!Mutter!"Aber vielleicht behauptet ihr gar nicht, sparsam zu sein, sondernpatriotisch. Dann freilich dürft ihr— nach der guten allen Artjener nordafrikanischen Molochanbeter, die vor Jahrtausendenlebten— stolz sein auf den Hilferuf und die Anklage eures heran-gewachsenen Kindes, ihr— Heldeneltern!Slaatsoper:„Iredigundis". Eine blutige Moritat in 3'/j Aktenging an uns vorüber. Diese von Psychologie und Folgerichtigkeitfreie, ganz auf den Augcnblickeeffekt gedrechselte Handlung, halbHistorie, halb Märchen, wäre auch durch ein Musikgenie kauni zuretten gewesen. Di« Textdichter oerließen sich auf den erfolgge-krönten Komponisten von Notredame. Der höchstbegabte FranzSchmidt aber, der damals, vom Sujet angezogen, eine gute undwirksame Thcatersprache gefunden hatte, verließ sich auf die Kraß-hell der Szene, ohne ihre Plumpheit zu erkennen, und schuf statteiner Oper eine Partitur. Die ist krafwoll gearbeitet, im fympho-nischen Fühlen viel Zärtliches, vieles verdeckend, steht aber gar nichtim festen Zusammenschluß mit der Szene. Optik und Akustti derPartitur sind nicht in Parallele gekommen. Schade um die Riesen-müh«, die einer dankbareren Aufgab« hätte zugute kommen sollen!Fräulein K l e t n e r, die Herren Soot. Scheidt, Helgersgaben mit insbrünstigem Wollen alles her, um das Phantom einerhistorischen Märchenoper zu retten. Der Wille, auch die Schwung-kraft S t i e d r y s brachten einen Respektersolgt� zustande. Warumes kein richtiger Theatererfolg war, das soll, weil es ein Symptommusikdramatischen Zwiespalts ist, noch erklärt werden. K. S.Ein versteinerter Wald. Ein österreichischer GroßkausmannHeinrich Lumpe hat in Aussig-Schönpriesen einen großartigen Ra-tur-undBogelschutzpark entstehen lassen, von dem W. Marxin der„Leipziger Illustrierten Zeitung" eingehend berichtet. Lumpehat durch die sorgsame Pflege, die er den Vögeln angedeiben läßt,'bewiesen, daß diese sehr wichtige Helfer für die Landwirtschaft und �Hygiene darstellen, indem sie Schädlinge oertilgen. Das Neueste,'was er in seinem Naturpark geschaifen hell, ist ein„ver st einer-ter Wald". Die versteinerten Bäume, die er für diese Anlageverwendete, stammen aus Radowenz bei Trautenau. vor Mil-lionen Jahren wuchsen nämlich am Fuße des Riesengebirges aus-gedehnte Wälder von Araukarien, die durch Bodenumwälzungen inden Schoß der Erde gebettet wurden und versteinerten. In der!Umgegend von Radowenz gibt es eine große Menge Bruchstückesolcher versteinerter Stämme, die einen Durchmesser von 80 biszu 160 Zentimeter und eine Länge von 3, ja sogar auch von6 Metern haben. Einen großen Teil von diesen Bruchstücken desversteinerten Waldes von Radowenz, nämlich elf Waggons, erwarbLumpe, �lmd baute aus ihnen einen versteinerten Miniaturwaid inscinei» Schutzpark auf uin sie als merkwürdiges Raturdenkmas zuerhalten. Mitten in diesen versteinerten Bäumen erhebt sich einephantastische Kolnssalfigur des Rübezahl, des„Herrn des Riesen-gcbirges", der hier gewissermaßen als Hort und Wächter aufgestelltist. Auch andere naturgeschichtlich bedeutsame Dinge sind in demSchutzpark aufgestellt worden, so einige kolossale Basallblöcke, dieaus dem Geröll der Elbe ausgewaschen wurden, dann das ver-«rzte bzw. versintert« Stammstück eines vorgeschichtlichen Baumesund ein Eichenstamm, der 1873 bei Staditz entdeckt wurde, dessenAller auf 1500 Jahre geschätzt wird und in den viele große Steineeingewachsen sind.Der lachende Wilhelm. In der„Köln. Ztg." gibt unter demTitel„Eine Woche beim Kaiser" Herr George SylvesterViereck, bekanntlich auch ein Hohenzoller, Erlebnisse aus demHaus« Doorn zum besten. Er vergleicht seinen Vetter Wilhelmmit Napoleon I. und dem alten Baborossa und erzählt zum Schluß:Sogar in Doorn fühlt er den Puls der Zeit. In Amerongenschrieb er seine„Ereignisse und Gestalter.", in Doorn hat er seine„Gelch.chtstabellen" zusammengestellt. Er fertigt täglich einenAbriß aller Tagesereignisse an, wovon noch später die Rede seinwird, und soeben hat er ein Wert über Archäologievollendet, ein Feld, dem sein besonderes Interesse gehört. Dieswird in kurzem erschemen.Roch eine andere Gabe besitzt der Kaiser, von dem die Weltnichts weiß, und zwar meine ich seinen unerschöpflichenHumor.... Wie anders könnie er sein tragisches Schicksalertragen? Wenn solch ein Mann nicht einmal befreiendlachen könnte, mühte er den Verstand verlieren.Wilhelms Humor muß allerdings unerschöpflich sein, wenn ernach allem, was er angerichtet hat, noch ein„befreiendes Lachenfertig bringt. Wir, die unglücklichen Opfer seiner Regicrungskunstc,sind dazu nicht imstande. Uns bleibt nur die eine magere Hoffnung,daß nach dem Erscheinen seines wissenschaftlichen Wertes wenigstensdie Archäologen etwas zu lachen haben werden.Englands Sorgen. Der Bezirksrat von Westtmnstrt hat kürz-lich einen Antrag zum Beschluß erhoben, der die Errichtung einesDenkmals für Tiere, die im Weltk rie g ihr Lebenlassen mußten, anordnet. Der Londoner Ticrschutzverein hatdem Denkmalfonds bereits 2000 Pfund Sterling überwiesen. Di-Reihe der Tiere, deren Gedächtnis hier geehrt wird, reicht von denkleinen Bögeln, die zur Aufspürung giftiger Gase benutzt wordenwaren, bis zu den Elefanten, die beim Transport schwerer Lastengetötet wurden. Im ganzen hat England„61 130 Pferde verloren.Die Zahl der Hunde, die getötet wurden, geht in die Taufende.Die weiteren Opfer umfassen russische Renntiere, Ochsen, Brieftauben,Katzen, ja selbst Goldfisch«, die Zur Feststellung der chemischen Zu-iammensetzung der Gase in das Wasser gesetzz wurden, das zumAuswaschen der Gasmasken dlenre.Seltsamerweise scheint man die Läuse vergessen zu haben, diein den Entlmisungsanstalten zu vielen Tausenden den Ted er-leiden mußten.__pielleitnug! Paul tniot.