tzungerftreik in einem Lazarett. Di« Patienten des Dresdner Versorgung«» lazaretts Glasewaldsruhe, Kriegsopfer, die auch heute noch nicht hergestellt sind, traten cm Freitag in den H u n g« r st r e i t, da die Beköstigunzsordnung trotz aller Vorstellungen nicht geändert wurde. Auch die anderen Lazarettinsassen Sachsens protestieren gegen die Beköstizung. Wir entnehmen einem Küchenzettel des Dersorgungskrankenhauses Leipzig für die Zeit vom IS. bis 24. De » zember, den das Hauptversorgung samt zu seiner Rechtfertigung ver» öffentlicht. daß es am Weihnachtsabend Kaffee und S() Gramm polnische Wurst gab. Ein andermal verzeichnet der Mittagbrotzettel 30 Gramm Rumfordsuppe, 300 Gramm Grünkohl und 300 Gramm Salzkartoffeln. Auch wenn man berücksichtigt, daß es mittags meist 120 Gramm Fleisch gibt, muß man wünschen, daß der Verpflegung dieser bedauernswerten Kriegsopfer wehr Sorgfalt zugewendet wird. Wenn die Staatsmittel nicht aus- reichen, sollte man sich um anderweitige Unterstützung bemühen. Neuer Skanüa! in Ingolstaüt.° Aus Ingolstadt wird uns geschrieben: Zu einem Theater- skandal kam ce am Neujahrstage hier anläßlich der Aufführung des Lustspiels von Louis Vermeuil. Rechtsradikale Demon« st r a n t e ii, hauptsächlich aus den Kreil«« der hier erst vor kurzem gegründeten national- sozialistischen Ortsgruppe, hatten sich plenmäßig im Theater verteilt und störten durch fort- gesetztes Lärmen während des zweiten Aktes den Gang der Hand- lung. Als die Trägerin der Hauptrolle durch ihr beherztes Aufsteten die erhitzten Gemüter für einen Augenblick besänftigt halle, drang eine Rolle von Demonstranten von außen in das Theater ein und erzwang den Abbruch der Vorstellung, die von dem an» wesenden städtischen Polizeircferentcn Rechtsrat Dr. Hierl geschloffen wurde. Die vorhandenen Polizeikräst« erwiesen sich als zu schwach, um das Andrängen der Demonstranten von außen abzuwehren. Bei der ganzen Sache ist das verwunderliche, warum von allem Anfange an kein größeres Polizeiaufgebot bereitgestellt wurde. Die Sprengung war planmäßig vorbereitet. Von dem Führer der Nationalsozialisten war offen aufgefordert worden, den Abbruch der Vorstellung zu erzwingen. Diese Vorbereitungen können der Polizei nicht unbekannt geblieben sein. Wenn trotzdem der Polizeireferent statt das Theater von den Störenfrieden ge- waltfam räumen zu losten gegen den Widerspruch de» weitaus größten Teile, der Theaterbesucher die Vorstellung schloß, so läßt das eigenartige Schlüsse aus die geistige Einstellung des Polizei- chefs zur Demonstration zu. Aber daran ist man in Bayern ge- wähnt. Die Demonstranken waren zum größten Teil dieselben, die es verursacht haben, daß das Reich für Zngslstadt 530 030 Gskd- mar? bezahlen mußte.' Deutsche Justiz üer Gegenwart. Unser Magdeburger Parteiblatt, die.Dolksstimme", stellt einige Urteile aus der letzten Zeit zusammen, die den Geist be- leuchten, der heute noch immer in den Strafkammern vor- herrschend ist. Am 23. Mai v. I. wurde der Landwirt Schröder aus Grieben, weil er den Reich Präsidenten einen„Schieber� g e- n a n n t hatte, von der Strafkammer in Stendal zu 3000 Iii. Geldstrafe verurteilt.(Sland der Mark zum Dollar 273.) Am 27. November v. L. wurde der deutschnattonole�Partei- sekretär Fingerhut in Salzwedel zu 20090 ZU! Geldstrafe verurteilt, weil er E b e r t in einer Versammlung als„Schnaps- b u d i k e r" bezeichnet hatte.(Martstand 877S.) Und ein Fleischer- meister Preuschoff aus Stendal erhielt zwei Wochen Gefängnis zu- diktiert, weil er dem Reichspräsidenten den ungeheuer- lichen Borwurs gemocht hatte,«r habe sich von den Großgrund- besitzern die Taschen vollstopfen lassen und sich sür das Geld«in Rittergut von 43 000 Morgen Größe gekauft.„Da könne man sich nicht wundern/ setzte er hinzu,„wenn das Brot so teuer wäre/ Am letzten Donnerstag stand nun der verantwsrtliche Redak- teur der„Aoltsstimme" vor Gericht. Er hatte von einem Ritt- meister der Trainfuhrabteilung 4 behauptet, er habe einen Ge- freiten Müller u n g e h ö r t zu drei Tagen M i t t c l a r r e st verurteitt, weil dieser Müller den Mord an Rathenau ver» urteilt habe. Außerdem wurd« dem Rittmeister vorgeworfen, er habe zwei Büchcrreisende. Vertreter eines Osfizierbimdes, zwei Tage in der Kaserne wohnen lasten. Daran war der Wunsch ge- knüpft, der Reichswehrministcr möchte dem Rittmeister Gelegenheit geben, außerhalb der Reichswehr über die„EntPolitisierung" der Reichswehr nachzudenken. Der Beweis für die Behauptungen konnte nicht erbracht werden, da der Redakteur es ablehnen mußte, feine soldatischen Gewähremänner zu nennen. Das Urteil der Strafkammer lautete auf 40 000 ZU. Geld- strafe! Man sieht, ein Rittmeister wird tn seiner Ehre höher geschätzt, al» der Reichspräsident. Wem da» nicht ganz verständlich fein sollte, dem sei verraten, daß die ersten Urteils in Stendal gefällt wurden, das letzte aber au» dem etwas südlicher gelegenen Magdeburg stammt._ Die Schuldigen. Vctrachtunsten auS der Froschperspektive. Di« Armut stammt bekanntlich von der Pauverte und Deutsch lands Not von dem knurrenden Magen der Arbeiter. Der„Tag". der sich befehlsgemäß In jeder Nummer mit dem Mittelstand be- schäftigen muß, fühlt sich bemüßigt, diesen wenig geistreichen Scherz von neuem aufzuwärmen. Er stellt sich selbst und einer nicht gerade hoch eingeschätzten Gesellschaft die Frage: Seit wann baben Gehirnarbciter nicht mehr dos Recht aus angemestene Entlohnung, und gibt darauf die Antwort:„Seit dem S. November 1918, seitdem die Riesenlohnbewegung der Hand- a r b e i t e r einsetzt« und Deutschlands Geistestulwr ntedergetram- pslt wurde." Das Blatt hält sich dann des weiteren über die Löhne der Handarbeiter auf, über deren Realwert das im„Vor- wärts" veröffentlicht« Weihnachtstagebuch einer beut« schen Arbeiterfrau ja einen unzweilxutigen Aufschluß gab. Fragt man nach dem Grund des überflüssigen Geschreis, so erfährt man, daß sich der thüringische Philologenverband� entschlosten hat, für die Privat st und« einen Satz von, lyllv M. zu fordern. Wir müssen gestehen, daß wir diesen Eni-! schluß nur begrüßen und selbstverständlich finden. Wir können uns � nur nicht recht erklären, was die lange Vorrede des„Tag" soll. Sind die Arbeiter daran schuld, wenn die Kapitalisten/ die sich so etwa» leisten können, den Privatunterricht bis heut» nicht gebührend honoriert haben? Die Sache mit der Armut, die von der Pauverts kommt, bot also doch Ihr«n Haken und wir be- fürchten, daß sich der„Tag" in diesem Falle an diesem Haken auf- gehängt hat. Oder hat sich der„Tag", der nacht? erscheint, mit dem satirischen»Tag" verwechselt?
Pari», 8. Januar. (WTB.)„New'Jork Herald" gibt von dem Programm, dag die französische Regierung im Anschluß an die erwartet« Feststellung einer angeblichen deutschen Verfehlung in der Äohlenlieferungsfrage durchzusühren gedenkt, eine Darst llung, in der es heißt: Wenn die Reparationskommisfion ihren Beschluß übe? die Vers-Hlung mitgeteilt habe, werde das fron- zösisch« Kabinett sofort den Alliierten die Absichten Frankreichs sormell notifizieren sowie gleichzeitig ihre Alliierten zur Mit- wixkung auffordern Daneben werde Deutschland mitgeteilt werden, daß Frankreich und wenigstens auch Belgien — hinsichtlich Italiens bestünden noch einige Zweifel— zur Beschlagnahme der Forsten im Rheinland und de? kohleosleuer schreiten und in sedcs Zollamt Im Ruhrgsbiet und an den Grenzen de» Rhetnlondes sronzöst.sche Bramle zur Einziehung der 2üprozen- tigen Aussuhrobgabe einsetzen würden. Deutschland werde aus- gefordert werden, diese ZNaßnahmen zu unterstützen, und von seiner Haltung werde der Umfang der militärischen V o r s i ch t s- mahnahmen abhängen, die Frankreich bei der Durchführung diese, Planes troffen werde. An einem b. stimmten Tage, wahr- scheinlich Mitte nächster Woche, würden mehrere tausend französische Beamte einschließlich eines Stabes von Ingenieuren, sich auf die für sie bestimmten Posten in den� Forst- verwaltrmgen, Bergwerksdirektionen und Zollämtern begeben. S>e würden von französischen Truppenabteilungen begleitet sein, die für ihren Schutz zu sorgen hätte,, und Streiks und Unruhen zuvorkommen sollten. Di« hierfür erforderliche Truppenzahl werde nichtamtlich auf 7S00 Mann geschätzt. Di« Truppen würden au« dem Düssel - dorser Dreieck herausgezogen werden, wo die Bevölkerung den Franzosen längere Zeit keine Sorgen gewacht habe. Im Rhein - land und entlang der französischen Grenz« seien indessen insgesamt 280 000 Mann verfügbar, falls die oorgefehmen Maßnahmen auf ernsten Widerstand stoße» sollten. Zum Beweis ihrer Solidarität mit den Franzosen hinsichtlich dieses Vorgehens hättcy die Belgier eine klein« Vertretung im Hauptquartier für jede Truppenbewegung zugesagt, ober auch die belgischen Divisionen in Aachen sollten ver- stärkt werden, um gegebenenfalls als Reserve zu dienen. Sollte die Reparationstommission am IS. Januar, wenn diese Maßnahmen im Gange wären, beschließen, Deutschland auf Grund des von Polncare autgcstelleen Systems produktiver Garantien, gegen das England Einwendungen gemacht habe, ein Moratorium zu ge- währen dann würden die obengenannten französischen Mahnahmen neben dem Moratorium cinhergehen. Für den Augen- blick jedoch betrachte man Moratorium und Pfandnahme als imab- hängig voneinander. Gnglanü gegen Nuhrbefetzung. London . 6. Januar. (Reuter.) Bonar Law hat beschlossen, den britischen Kabinettsrat nicht einzuberufen, falls nicht andere � Entwicklungen in der internationalen Lage«inträten. Der Premier- j minister wartet ob, um die genaue Art der unabhängigen Aktion kennenzulernen, die Frankreich im Ruhrgcbiet beabsichtigt, Wenn die Haltung feststeht, wird bis brltischo Regierung eine end- gültige Erklärung über die britische Politik abgeben. Die britisch« Mißbilligung de» Einmarsches ins Ruhrgebiet und die Entwertung de» Franken müssen«in Zögern bei Frankreich her- v o r r u s« n. Die Schwierigkeit, die zähe westfälische Be« völkerung zu zwingen, ist ein weiterer Faktor, der erwogen werde» muß. Belgien marschiert vorläufig nicht. Pari,. 6. Januar. lWTB.) Nach der„Chicago Tribüne" hat! der belgi'ch« Ministerpräsident T h e u n i e aus Befragen erklärt, j Belgien habe sich aus keinerlei militärische Maßnahmen sestgelegt. Die belgische Delegation sei nicht dazu ermächtigt gewesen. Sie Hab« den Standpunkt vcrtrctcn, daß der französische Plan zur VerHand- lungsgrundloge gemacht werden müsse, weil die englischen Vor- schlüge einfach unannehmbar gewesen seien. Was deren Ab- lehnung anlange, steh« Belgien entschieden Hintor Frankreich , hoffe aber, daß sich«ine Möglichkeit stlidcn lasse, di« bestehenden Meinungsverschiedenheiten zu überbrücken. Warum Italien mit Frankreich geht. Pari». 8. Januar, lTU.) Wie wir aus zuverlässiger Quell« erfahren, stehen die französisch-italienischen Verhandlungen wegen Ei»Wanderung von 300000 italienischen Arbei-! tern noch Frankreich unmittelbar vor dem Abschluß. Als Gegen- leistung wird sich Italien verpflichten, die Einfuhr halbfertiger Pro- i bukt« der französischen Hüttenindustrie und die Einwanderung fron-' zöflschen Kapital» nach Italien zu gestatten. Gegen Sie französische fwklage. Die deutschen Tachleistunsicn. Unter dem Titel„Die Anklageschrift" hat der„Vorwärts" am Sonnabend morgen Ausführungen einer französischen Denkschrift> über die deutschen Sachlicferungen mitgeteilt WTB. verbreitet eine offizielle Erwiderung darauf, der wir folgendes entnehmen: Di» französische Regierung vergleich! die Istlieferung an Kohlen In den ersten elf Monaten 1922 an Frankreicki und Luxemburg mit der Sollteferung nach den Höchstziffcrn des Fricüenkvertragcs und s den Programmziffcrn der Reperationskommission, Sic stellt ein „absichtlich herbeigeführtes" Defizit von rund 2,2 Millionen Tonnen gegenüber den letzteren fest. Die Verfehlung sei um so schwerer, als Deutschland nach dem Programm der Reporaticnskcmmission im Monatsdurchschnitt jetzt rund 300 000 Tonnen weniger an die beiden Länder abzuliefern brauche, als es 1913 dorthin freiwillig ausge-!
iührt Hobe. Der böse Wille zeige, daß die Fördersteiocruin Ruhrzebiet seit September 1922 keine Zunahme der RepercLio.. lieferungen entspreche. Der jetzige Brenristofsbedars Frankreichs wir. auf 60 Millionen Tonnen fcstzestellt, der nur mi 37— 88 Million«! Tonnen(einschließlich der Saorsörderung nach Abzug des Eigen- bedarfs) gedeckt sei; in Zukunft s« der durch eigene. Produktion nicht gedeckte Bedarf weit größer als vor dem Kriege, und man könne Frankreich nicht zumuten, das Defizit durch die finanziell stark bc- lastende anderweitige Einfuhr zu decken. Wi> Koks wcrde in Deutschland die Eisenindustrie weit besser beliefert, während in Frankreich wegen Kokemangels etwa S0 Proz. der ftochösen kalt stehen müßten. Die Vermehrung der Lieferungen durch Barzah- lungen wird als friedensvertragswidrig verworfen. Somit muß!« eine absichtliche Verfehlung Deutschlands sestgcstellt werden, damit die nötigen Maßregeln eingeleitet werden könnten. Die im Friedensvertrag vorgesehenen AohieNlieserungen be- zeichnen nur die Höchstgrenze einer Option, die nur soweit aus- geübt werden darf, als es die lebensnotwendigen vedürfnisie Deutschlnsdo zulassen. Die Reparationskommission hat demnach mit gutem Grunde diese Ziffern erheblich herabgesetzt, wenn auch bei weitem nicht so weit, als es unbedingt notwendig ist. Es ist eine außerordentliche Leistung Deutschlands , wenn es ihm gelungen ist, die Sollzifser für Frankreich und Luxemburg , wie die Denkschrift behauptet, zu 84,4 Prozent zu erfüllen. Nach den deutschen Ausschreibungen sind sogar 89 Proz. gedeckt und das Defizit nur 1,5 Millionen Tonnen gegen 2,15 Millionen Tonnen. Der Reparatioirskammifston ist nachgewiesen worden, wie sehr die innere deutsche Wirischaft, die gesamkc Lebenshaltung und der Gesundheitszustand des deutschen Volkes unter dieser Belastung leiden, und daß die Mengen nur infolge der ungewöhnlichen Steigerung der Kohleneinfuhr mit ihren o e r- heerenden Folgen für die deutschen Finanzen gel-cfert werden konnten. Im übrigen ist dos Defizit zum größten Teil auf w!Mir- llchc Weigerungen Frankreichs bei der Abnahme zurückzusühren. Obwohl Frankreich im Wiesbadener Abkommen die deutschen Lieser - bedingungen ausdrücklich anerkannt hat, fordert es ein« quali- tativ bessere Belieferung als der deutsche Verbraucher. Der Ausfall ist weiter durch Streik, Transportschwierigkeiten und höhere Gewalt (Frost) entstanden. Der große Eisenbahnerstreik im Februar 4922 ließ mehrere hunderttausend Tonnen ausfallen. Nach Abzug dieser Mengen verbleibt eine Ziffer, die im Verhältnis zur Gesamtlicser- menge ohne Bedeutung ist. Die Gesamtproduktion Deutschlands , ini Mai 1922 noch 12,1 Millionen Tonnen, ist infolge der Abtrennung Obcrschlesienv gefallen auf(In Millionen Tonnen) 9,6 im Juli, 10,2 im August, 10,2 im September, 10,7 im Otiober, 10,5 im November 1922. Es fehlen 1,5 bis 2 Millionen monatlich gegen früher. Unter der deutschen Aussuhr von 17,8 Millionen Tonnen im Jahre 1913 nach Frankreich (einschließlich Elsaß-Lothringen ) und Luxemburg befanden sich etwa 2,8 Millionen Tonneri Saar- und lothringische Kohle, über deren Förderung izeut« Frank« reich verfügt. Es bseiben somit rund 15 oder monatlich 1,25 Millionen Tonnen, also eine Menge, die sich ungefähr mit der durch'chnitllichcn Anforderung der Reparationskommission deckt. Die Priorität Frankreichs an den Kohlenliefcrunzen zum Ausgleich deo durch die Beschädigung und Zerstörung von Gruben verursach. ten monatlichen Ausfalles von zirka 800 000 Tonnen ist überdies (nach Abzug von monatlich rund 300 000 Tonnen für den Verbrauch im Saargebiet) rechlich durch die Saarzechen gedeckt, di« über ein« Million Tonnen im Monat fördern. Der Förderrück- ganz in den Zerstörungsgebieten ist nicht in der Beschädigung, son- der» in i..!n allgemein beobachteten Rückgang der Bergarbeiter- leistungen begründet. Im übrigen kann dos Iabr 1313 infolge der g ö>, z l i ch veränderten innerwirischasllicyen Verhältnisse Deutschlands weder ein Maßstab für die heustge deutsche Kohlsnabgabe an Frankreich , noch für den heute notwendigen deutschen Bedarf sein. Die französische Denkschrift sagt, daß die französischen Hoch- öfen eine Leistungsfähigkeit von rund 10 Millionen Tonnen Eisen jährlich haben, wovon zurzeit nur etwa 50 P r o z. ausgenutzt werden. Dagegen wird die Ausnutzung der deutschen Lesen aus mehr als 8 0 Proz. geschätzt und gesagt, daß dieses Verhältnis durchaus unbillig wäre. Die deutsche Volkswirtschaft ha! die Hochofen- anlagen in Lothringen und Luxemburg verloren, so daß sie die ihr verbliebenen Anlagen um so stärker ausnutzen muß. Es ist verständlich, daß sich die französische Industrie, d-rcn Konkurrenzfähizkeit im wesentlichen nicht auf ihrer Leistnrzsfähig« keit, sondern auf dem Lzzugz dkg billigm deutschen RrparaltonskoZs beruht, mit allen Kräften gegen die Möglichkeit wehrt, die Zwangs- lieferungen durch Licsecungcn im freien Verkehr geg.n Barzahlung ersetzt zu erhalten. Was diese Feststellung aber mit einer deutschen Verfehlung zu tun Hot, ist nicht verständlich, da die deutsche Regierung noch niemals eine solche Forderung gestellt hat. Auf die Dauer stellt die Lieferung von Kodl« und Kok» im freien Verkehr gegen Barzahlung nach Ansicht aller rein wirtschaftiich denkenden Kreise den einzigen Weg dar, die Bediirfnsise Frank reichs zu befriedigen, indem nur so Deutschland die notwendigen Mittel erhält, um die nach Frai kreich gehrnorn Kohlen- und Kots- mengen durch fremde Einfuhr zu ersetzen, ohne seine finan« ziclle Leistungsföhigtcl! bis zur Unmöglichkeit zu ge-üyrden. Die deutschen Sachverständigen haben schon miederholt die Re- Mrationskommission auf die Umstände aufmerksam gemacht, die ciner restlosen Erfüllung der Kehlenanforderungen entgegenstehen, und sie haben di« Jleparatlmmkcm' Mission in Berlin Anfang Novem- der 1922 besonders auch auf die schweren gesundheitlichen Folgen hingewiesen, welch« die durch die Neoarotionoiiefrrungen be- dingt« derzeitige Kohlenlagc Deutschlands für die deutsche Droöl- kerüng und insbesondere di? Arbeitermasscn im Gefolge hadrn muß. Zu den übrigen Ausführungen der französischen Denkschrift bezüglich der Lieferungen von Holz, Stickstoff. Pfia'lersteinen und der Se Troequersch?» Pläne wird ein besondere Veröffentlichung er- folgen.
Oeschwerüeverfahren gegen vorgefetzte. Gewährleistun-) der Unparteilichkeit. Di« Angehörigen der Schutzpolizei klagen seit längerer Zeit darüber, daß sich da» Bcschwerdeverfahrcn wenig von dem unter» scheidet, da» in der ehemaltgsn kaiserlichen Armee üblich war. Zu- meist entschieden di« direkten Vorgesetzten über di« Beschwerden, und nicht selten fällt sie zu Ungunsten des Peschwerdesührers aus. Der preußische Minister des Innern, Genosse Severing, hat jetzt ein« Verfügung erlassen, um die bestehenden Mißstände zu be- seitigen. Es wird den nachgeordneten Dienststellen der Schutzpolizei zur Pflicht gemacht, Untersuchungen, bei denen es sich um pcrsön- llche Beschwerden gegen Vorgesetzte oder um Aufklärung van Vor- kommnisien handelt, in die Vorgosetzt« oerwickelt sind, grundsätzlich nur durch unbeteiligt« Beamte führen zu lassen und alle Matz- nahmen zu vermeiden, di« den Anschein unsachgemäßer oder Partei« ischer Behandlung erwecken könnten. Vor allem soll bei solchen
Untersuchungen die Vernehmung nicht von dem unmiltelbaren Vorgesetzten geleitet werden. Der Minister empfiehlt, daß in wich- tigen Fällen von d?n für die Entscheidung zuständigen Dienststellen besondere Kommissare mit der Dornahme der Ermitilung betraut werden. Alle Beschwcrdefälle sowie di« erforderlichen Ermittlungen und Untersuchungen in Disziplinarangclegenheiten sollen mit grö�r Beschleunigung erledigt werden. Die Wohnunosbauabaabe. Der Ausschuß de» Reichswirtschaftsrat» für Siedlung»- und Wohnungswesen billigte di« E r h ö h u n q d e r W o h n u n g s b a u- abgab- aus 750 Proz.. da di« Gemeinden Zuschlage in gleicher Höhe erheben. Der Entwurf beabsichtigt. Räum-, di- nicht Wohnzwecken die- nen, unter gegebenen Umständen mit höheren Zuschiagen heran- zuziehen. Der Ausschuß fügte hinzu, daß dies nur bei solchen Räumen möglich sein soll,„welche dem Luxusverb rau-b dienen."