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Bayerische„ Kraftprobe"?
Köln und die englische Besatzung. Ein Teil der deutschen Presse, auch v. Gerlach in der ,, Welt Unternehmer
in allen Industrien dem Anspruch der Arbeiter| hat nun Poincaré die Erfllung ihrer Wünsche gebracht. Sie] auf Erhöhung ihrer Gelblöhne trotz des Anwachsens der Teue- warten nun sehnsüchtig auf weitere Rechtsbrüche und Gewaltrung sehr erheblichen Widerstand entgegengesetzt. Dasselbe taten, um die Saat der Völkerverhezung um so ungestörter geschah von der Regierung gegenüber den Beamten, Arbeitern ausstreuen zu können und den Boden für einen neuen Krieg am Montag", fordert von der britischen Regierung die Zurückund Angestellten. Praktisch bedeutet das, daß die Arbeiter, vorzubereiten. Die deutsche Reaktion blidt hoffziehung der britischen Truppen aus dem Kölner Brüdenkopf. Angestellten und Beamten alle Lasten und Opfer der Geld- nungsvoll auf den französisch en Imperialis ir glauben nicht, daß der Abmarsch der Briten aus Köln entwertung tragen. mus das ist das Kennzeichen der Situation! eine nachhaltige Wirkung auf die franzöfifche Politik ausüben würde. Was aber würde aus dem Kölner Gebiet, wenn die Berstärkt hat sich leider in den letzten Tagen auch die Anbritische Besatzung es verlassen hätte? Nach dem Friedensschauung, daß angesichts der Gewaltpolitik Frankreichs die perirag braucht Köln erst im Jahre 1925 geräumt zu werden, Ordnung der Finanzen des Reichs und der öffentlichen KörperMan hat sich allmählich daran gewöhnt, Alarmnach- und zwar unter der Voraussetzung, daß Deutschlchand ſeine schaften durch raschen Eingang der Steuern minder notwendig geworden sei. Wir möchten vor dieser Anschauung und beson- richten über bevorstehende nationalistische Putsche in Bayern Verpflichtungen erfüllt hat. Die Franzossen würden also ders vor Maßnahmen, die ihr Folge leisten, auf das ent- nicht allzu tragisch zu nehmen. Infolge des Einmarsches der zweifelios das Recht für sich in Anspruch nehmen, Köln durch schiedenste warnen. Die Abneigung in den Kreisen der Be- Franzosen in das Ruhrbecken spizt sich aber die gefährliche ihre Truppen zu besetzen. In Köln gibt es aber wohl kaum fizenden gegen die Steuerleistung braucht wirklich nicht noch inner- und außenpolitische Lage Deutschlands derart zu, daß jemand, der diesen Zustand wünschte. Solange das wichtige engereizt zu werden. Andererseits sind diejenigen Kreise des lede kraftprobe", die von irgendeiner Seite gemacht Kölner Handels- und Industriegebiet den Franzosen nicht Volkes, die seit Jahr und Tag dem Reichssäckel durch Taten wird, zu den schwersten Erschütterungen führen kann. Des- preisgegeben ist, besteht ein für die französische Politik unüberzu Hilfe geeilt sind und wirklich große Opfer bringen, ohnedies halb darf man die in den jüngsten Tagen aus München ein windliches Bollwert inmitten der franzöfifischen Rheinfront. laufenden Meldungen nicht unterschätzen, daß Hitler feine Solange werden auch Absonderungsputsche, die mit französiüber das Bersagen des Steuerapparates fo erregt, daß man Mannen nicht mehr fest in der Hand habe. Es war schon auf- fcher Hilfe vielleicht wiederkommen werden, nur schwer über es faum verantworten kann, diese Mißstimmung zu bekämpfen, fallend, daß dieser rücksichtsloseste und gewiffenloseste natio- das ganze Rheinland auszudehnen sein.
wenn sie in diesem Augenblick durch Steuerzurückhaltung der
Wiederkehr der Einwohnerwehren?
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Gewiß möchten die Kölner , wie alle Rheinländer, gern tefizenden Kreise( Steuerstundungen!) oder Milderung der nalistische Aufwiegler jüngst vor Ausschreitungen warnte. Er Steuergesetze verstärkt würde. Im übrigen aber wollen wir würde das nicht getan haben, wenn er sich seiner Leute noch von jeder Besagung befreit sein. Solange sie aber nur die keinen Zweifel laffen, daß wir es nach wie vor für die drin- sicher fühlte. Wie der Soz. Parlamentsdienst erfährt, haben traurige Wahl zwischen den Befagungstruppen der Ententegendste Pflicht der Reichsregierung halten, alle Anstrengungen nun seine Unterführer ihm zu verstehen gegeben, daß sie nicht staaten haben, ist jedem Rheingebiet die britische Besatzung zu unternehmen, um den Reichshaushalt in Ortung zu brin- mehr in der Lage seien, ihre Haufen zurückzuhalten, wenn es aus politischen und rein menschlichen Erwägungen lieber als gen. Der Sturz der Mark erschwert das zweifellos. Aber er nicht bald zu einer Kraftprobe fomme. Die Arbeiterschaft in französische oder belgische. Die Sozialdemokratie des Kölner macht solche Anstrengungen noch notwendiger, als sie ganz Deutschland hat allen Grund, in diesen für das Reich Gebietes hat in diesem Sinne mehr als einmal ihre Aufbisher bereits waren. Durch den Sturz der Mark wachsen alle, vielleicht allerfritischsten Wochen äußerst wachsam zu sein. feffung aud) britischen Politikern gegenüber fundgetan. Ausgaben. Je weniger fie durch Steuern gedeckt werden, um Biebererrichtung der Einwohnerwehren hänge offensichtlich Auch die nachstehende Meldung über Bestrebungen zur Köln , 15. Januar. ( WTB.) Die heutige Kundgebung verlief so stärker ist die Notenausgabe, die dadurch bewirkte Inflation mit der gespannten Lage in Bayern zusammen und müssen ohne Zwischenfall. Um 11 Uhr zeigte allgemeines Glodengeläute und Preissteigerung. den Beginn der Halbstündigen Ruhepause an. Am Dom stand eine Ist diese Preissteigerung für Erwerbsunfähige, freie Be- die Mahnung zur Vorsicht verstärken. rufe und Rentner der Ruin, so bringt sie für die Massen der zahlreiche Menschenmenge barhäuptig und verharrte einige Minuten in tiefer Stille. Die Behörden, Bureaus, Fabriken usw. waren geLehn- und Gehaltsempfänger neben dem Sinfen des Real- München, 15. Januar. ( Eig. Drahtbericht.) Der Regens. lohnes und der Einschnürung ihrer Kauftraft auch die Geburger Anzeiger", das Organ des Abgeordneten Held, des loffen, die Geschäfte hatten die Fensterläden herabgelassen oder fahr der Erwerbslosigkeit. In einem Augenblide, Führers der Bayerischen Volkspartei , melbet, daß man in den die Auslagen abgeblendet. Jeder Verkehr stand völlig still. In in dem durch die Belegung des Ruhrgebiets die Kohlenver- Kreisen der Bayerischen Volkspartei den Gedanken hege, die alten den größeren Werken wurden ernste Feiern abgehalten. jorgung des unbesetzten Gebietes gefährdet ist und die Ar Selbstschutzorganisationen etwa in der Form der vom beitslosigkeit als unmittelbar drohendes Gespenst vor uns auf Staate legalisierten und von ihm finanziell unterstützten Einwohner taucht, darf sie unter feinen Umständen auch noch durch falsche wehren wieder aufleben zu lassen. Den Anlaß zu diesen Erwägungen Der Reichstag erledigte am Montag in seiner 287. Sigung im Regierungsmaßnahmen oder durch eine abwartende Duldung gäben die veränderte politische Lage und die damit auftauchenden Filzugstempo einige Gefeßentwürfe ohne jede Aussprache. gegenüber der Ausnutzung der Notlage der Bevölkerung ge- innerpolitischen Gefahren. Die Bedenken gegen den Weiterbeftand Rechtsschußverträge mit Defterreich und der Tschecho fördert werden. der bayerischen Einwohnerwehren feien gefallen. Der Rechtsbruch slowatei und ein vorläufiges Uebereinkommen mit Finnland der Franzosen gebe nunmehr freie Hand, den dringendsten nationalen über Fragen des Handelsverkehrs wurden in allen drei Lesungen Lebensnotwendigkeiten Rechnung zu tragen. genehmigt. Debattelos wurden der 9. und 10. Nachtragsetat, Aus maßgebenden Kreisen der Bayerischen Volkspartei wird die die neuen Besoldungserhöhungen enthalten, verabschiedet. Der mitgeteilt, daß solche Pläne durchaus nicht die Billigung der verant- Gesetzentwurf, der die Erklärung der allgemeinen Berbindlichwortlichen Stellen der Partei oder gar der Parteimitglieder in der feit von Tarifverträgen vereinfacht und beschleunigt, wird Regierung finden. Die Mittel der Regierung reichten aus zur Auf- in erster und zweiter Lesung angenommen, desgleichen die Novelle zum Beingeseh. Der Gesetzentwurf über die Rücklagen bei den rechterhaltung der Ruhe im Lande. Ein Schutz der dringendsten Berufsgenossenschaften wurde auf Antrag des Genossen nationalen Lebensnotwendigkeiten müßte auf viel breiterer Grund- Hoch dem Sozialpolitischen Ausschuß überwiesen. Um 3 Uhr lage aufgebaut sein. vertagte sich das Haus auf Dienstag, 2 Uhr.
Die Arbeiterklasse erwartet daher von der Regierung, daß sie es nicht bei der Versicherung von der Bereitschaft, Opfer zu bringen, bewenden läßt, sondern daß sie I aten veranlaßt, die jeden Zweifel ausschließen, daß die unausbleib lichen Opfer, die die Ruhrbefeßung dem deutschen Volk aufcilegt, nicht allein von der Arbeiterklasse getragen werden, oder gar Veranlassung zu Gewinnen für die Schwerindustrie oder die Landwirtschaft geben. Daß die Kurse der rheinisch- westfälischen Schwerindustrie gerade im Augenblick der Ruhrbefegung it a rf gestiegen sind, bestärkt gerade diese Erwartungen.
Der Dollar steht auf über 12 000. Es ist Zeit zu raschen Entschlüssen, will man ernsthaft der drohenden Not
steuern.
München , 15. Januar. ( Eig. Drahtbericht.) Der Bayerische Christliche Bauernverein hat sich in einer Tagung entschieden gegen jede Wiederholung des Umlageverfahrens in irgendeiner Form erklärt. Die Verbilligung von Brot und Mehl soll durch einen Nahrungsmittelsteuerzuschlag von einem bestimmten Einkommen ab durchgeführt werden. In einer Entschließung wird gesagt, der Bayerische Christliche Bauernverein anerkenne das Bestreben der nationalsozialistischen Arbeiterpartei, im deutschen Bolle, besonders im Arbeiterstande wieder das Gefühl für nationale Ehre und Würde zu retten,(!) Mehrere Bunfte ihres Programms müßten jedoch befämpft werden, z. B. die Be rechnung der Zinsknechtschaft, die Berstaatlichung von Betrieben, die Enteignung von Grund und Boden und die Schaffung einer starten Zentralgewalt des Reiches.
Unsere Hoffnung heißt Poincaré ". Diese Worte stehen nicht etwa in einem französischen Chauvinistenblatte, sondern im Berliner ,, T a g", einem jener üblen Sensationsblätter, die unter der Maske der Parteilofigfeit die Geschäfte der deutschnationalen Agrarier und Schwerindustriellen besorgen. Den Hilferuf an Poincaré stößt das saubere Blatt im Zusammenhang mit einem Appell an die Reichsregierung aus, in dem diese beschworen wird, gegen die fozialistischen Parteien, die angeblich die nationale Einigkeit stören, energisch vorzugehen. Der Tag" ist wenigstens offen- traf gestern mittag in Berlin ein. herzig. Er spricht aus, was die deutschnationalen ,, Patrioten"
Der deutsche Botschafter in Mostau, Graf Brodsdorf- Nangau, Der russische Botschafter Krestiniti ist nach Berlin zurückgekehrt feit Jahr und Tag insgeheim ersehnt haben. Diesen Kreisen und hat die Leitung der Botschaft wieder übernommen.
In Effen.
Bon Jakob Altmater.
Geschwindtempo im Reichstag.
Arbeitende Jugend Groß- Berlins!
Die
Der französische Imperialismus hat mit der Ruhrbesehung aufs neue den internationalen Frieden gefährdet. Die deutschen Natio= nalisten benutten scheinheilig die willkommene Gelegenheit, um unter dem Mantel der Gerechtigkeit neuen Bölferhaß und neues Blutvergießen zu predigen. Sie und all die Mitschuldigen am vierjährigen Völkermorden haben jedes moralische Recht verwirft, gegen jeden Gewaltaft zu protestieren.
Wir, die organisierte arbeitende Jugend, wehren uns gegen Böllerhaß und Blutvergießen, deren Opfer wir letzten Endes doch find. Wir halten es mit den Worten unseres Führers:
„ Wir wollen teine Soldaten des Kapitalismus mehr sein, aber wenn ihr Soldaten braucht für den Weltfrieden, hier sind sie!" Darum hinein in die Kampforganisation des Jungproletariats für den Weltfrieden, die
Sozialistische Arbeiterjugendbewegung Jugendfefretariat, SW. 68, Lindenstr. 3, 2. Hof II. Straminsfy mit allen neuen Orchesterkünften und schafft ein Bild Petersburger Fastnachtstreibens, daß man fast erstaunen muß. Hingeriffen zollten die Massen Beifalldonner.
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man jedoch die Arbeiterfreise, so wird man gewahr, daß hier etwas sprudelt und zittert. Nicht überlaut und aufdringlich. Aber deutlich. Die Arbeiterschaft ist über die militärische Besagung in ihren Grund. gefühlen aufgewühlt und verlegt. Jeden Soldaten empfindet der Jubiläum der Charlottenburger Stadtbücherei. Auf ein fünfBerschlafen guckt man aus den Fenstern des Schnellzuges in die mehr gehaßt, als sie beim Kapp- Puisch in ein Gebiet marschierte, bücherei zurücbliden, die für die Entwicklung des deutschen BolksProletarier als einen Stich gegen seine Freiheit. Er hat die Reichs- undzwanzigjähriges Bestehen fann jetzt die Charlottenburger Stadtfarblose, schmuze Morgendämmerung, die nicht Tag ist und nicht das nie eine Kaserne gesehen hat, er haßt und verachtet das fran- bildungswesens von nicht geringer Bedeutung geworden ist. Denn Nacht. Immerfort huschen die Schatten von Häusern, Hallen und zösische Bajonett, das jetzt frech und aufreizend auf den Gewehr Charlottenburg hat als erste Stadt den Forderungen Rechnung geFabriken vorüber. Das ganze Land ist übersät mit tausenden von läufen blizt. Es wäre verkehrt, heute schon in Effen allgemein Bogenlampen, die wie gelbe Scheiben scheinen, aus der Ferne nicht von einem Haß gegen die Franzosen zu sprechen. Der Ruhrarbeiter tragen, die eine moderne Bildungsbücherei für die Bedürfnisse der leuchtend, ohne Glizern, ohne Glanz, ohne Strahl. Statt Himmel: ift fein Stimmungsmensch. Er denkt, und aus diesem Denten wächst Berlagskunsthändlers Emil Beremeister und dank der Leigesamten Einwohnerschaft verlangten. Dank einer Stiftung des Rauchschwaden. Schlachtfeld der Arbeit. Wirtschaftsfrieg. seine politische Ueberzeugung. Was wollen Sie," fagt mir ein Hauptquartier Effen! Arbeiterbataillone kommen schleppend freier gewerkschaftlich Organisierter,„ wir haben so nichts und so tung von Dr. Ernst Jeep und feit 1900 von Profeſſor Dr. Frik, und müde aus den Zügen von der Front. Die Ablösung ftodt, nichts. Die Breise für die notwendigsten Bedarfsartikel sind ein dem die Bücherei zusammen mit den Groß- Berliner Boltsbüchereier flucht und verstrickt sich mit den Heimkehrern zu einem Knäuel. Drittel höher als unser Lohn. Vor der Besetzung hat sich niemand auch noch heute untersteht, hat sie besonders unserer heranwachsenEine unsichtbare Hand hat alle Bahnhofstore bis auf einen einzigen von unseren Arbeitgebern darum gefümmert, ob unsere Kinder satt den Jugend und den Arbeiterkreisen Bildungsstoff in bester AusAusgang über Nacht gefchloffen; das hemmt, verwirrt und zerstört zu essen haben. Bon jedem Pfennig Lohn haben wir Steuern bezahlt. wahl mit einer vorzüglichen Organisation dergeboten. die Schlangenlinien der an- und abwandernden Regimenter. Hie und die Besitzenden, die scheffelweise Gold verdienten? Sie haben und da ein Zuruf von Bekannten zu Bekannten, ein stachliger Wit dem Staat nichts gegeben und haben sich gefreut, wenn der Dollar wurde eine Ausstellung des Bundes Deutscher Gebrauchsgraphiker Ausstellung amtlicher Graphit. Im Leipziger Grassi- Museum und ein Hohnlachen über die Unsichtbaren, deren Befehl, Unordnung gestiegen ist, und werden schon zufrieden sein, wenn nur das Ge- eröffnet. Auf ihr zeigt der Reichstunstwart Dr. Redslob schaffend, in der Luft liegt. Die Stadt ist noch nicht erwacht. Kein Laden ist offen. Im noch mehr hungern lassen? Wir warten ab!" Das ist die Grund- die er die Verantwortung trägt. In dem er für verschiedene star? schäft geht. Sollen wir deshalb jekt streiken und unsere Familien zum ersten Male eine Kleine Auswahl der amtlichen Graphit, für „ Kaiserhof" schläft noch alles. Erst gegen zehn Uhr fommt Leben ftimmung in der Arbeiterschaft: Feindschaft gegen jede Unter- ausgeprägte Künstlerindividualitäten als Auftraggeber aufirat, ins Haus. Bornehme Damen, die sonst nicht ans Tragen gewöhnt brückung und Ausbeutung, Feindschaft gegen jegliche Katastrophen suchte er ihre Leistungen auf einen fachlichen Nenner zu bringen find, schleppen eigenhändig ihre kleinen Koffer die Treppen her politif, dabei wahrhaft deutsches Fühlen und Denken, das abseits und den Drucksachen des Reiches mit ihrer Hilfe eine bescheidene, unter. Das Hotel ist beschlagnahmt. Quartiermacher gehen durch von nationalistischem Maulaufreißen, seine guten Wege geht. die Zimmer. Die ausländischen Journalisten protestieren und aber vornehme Note zu geben. Da ist z. B. Siegmund von bleiben. Unaufhörlich flingelt der Fernsprecher. Unaufhörlich rufen dünne Bagenstimmen: Anmeldung Berlin "," Anmeldung Baris", " Brüssel"," Amsterdam "," Wien "," openhagen"," Bern "," Berlin ", und dann hallt es aus den Telephonzellen in allen Sprachen und Dialekten. Deutsch, spanisch, englisch, französisch, holländisch, dänisch , und alle Sprachen flingen diesmal aleich hart und gleich rauh. Nur einer flötet zart wie immer: der Wiener. Wer nicht dieses Sprachengemisch im„ Kaiserhof" hört, sucht in Essen vergebens den Donner und den Blitz des Geschehens. Mit Ausnahme einiger Straßenpatrouillen ist von der 3000 Mann starken französischen Besatzung nichts zu sehen. Hie und da noch ein Offizier, begleitet von seinem Burschen, die auf die Straßenbahn warten; eine dampfende Feldküche in einer Nebengaffe, die deutsche Frauen und Kinder anlockt; Maueranschläge des Generals Degoutte in deutscher und französischer Sprache, daneben fleine angeklebte Handzettel der kommunistischen Jugendgruppe Frankreichs , die die französischen Brüder im Waffenroc daran erinnert, daß es nur einen gemeinsamen Feind der Proletarier aller Länder gibt, den internationalen Militarismus. Ber heute in Essen mehr sucht, rennt vergebens.
Es gibt beim besten Willen feine anderen äußeren Eindrücke zu schildern. Nicht einmal, daß etwas in der Luft liege. Man geht am Nachmittag in eins der großen Raffeehäuser. Die Mufit spielt, fein Stuhl ist frei, neue Zeitungen aus Berlin finden mühsam Abfah... Es ist nur bürgerliches Publikum, das hier feinen Raffee trintt. Dafür sorgen schon die Preise. Bergebens fucht man aus den Gesprächen ein Wort über die Bejagung zu erhaschen. Nichts. So ist es in den Friseurläden, in der Straßenbahn, in den Zigarren geschäften. Niemand redet über das Ereignis des Tages. Beobachtet
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fälischen Dörfer und Aeder. Als mir das letzte Mal durch diese Reiches, der Schriftfünftler Rudolf Koch Offenbach mit Zurück nach Berlin . In goldnem Abendschein liegen die west. We e ch in München mit den neuen Stempeln und Siegeln des Gegend fuhren, war es am Tag nach der Unterzeichnung des Ber - seinen Amtsschilderentwürfen, der Architekt Otto Firle Berlin sailler Vertrages. Wir famen damals von Baris. In unseren mit den neuen Eisenbahnadlern. Ganz neu erscheinen leicht überOhren dröhnten noch die tausende von Böller- und Kanonenschiffen, fehene und doch so wichtige Dinge wie die Reisepässe, bei denen auf die Freudenschreie und der bis zum Himmel tobende Trubel der dem Deckel und in der Grundierung der Bahblätter der Adler Hauptstadt Frankreichs . Vor unserem Auge lag noch der weite Beechs verwertet ist und bei denen die Schrifft zum ersten Male Saal, in dem die schicksalsvolle Urkunde unterzeichnet wurde. Bon flar und übersichtlich geordnet erscheint. Borzüglich sieht auch die Wilson bis zum turbangeschmückten Maharadscha pon Butanir waren fie alle erschienen, die der Weltkrieg in seinen Strudel ge- Umschlag mit dem Kochschen Adler in Frattur gedruckt aus, die Verfassung des Deutschen Reiches" in ihrem grauen ogen hatte. Die Stunde glich damals mehr einem Kostümfest als nun den Schülern und Schülerinnen bei der Schulentlassung ausdem ersten Friedenstag. In den Borzimmern zum großen Friedens gehändigt wird. faal stempelten franzöfifche Postbeamte den Anwesenden den dent würdigen Besttag auf Anfichtstorten und Briefmarken. Einer der geladenen Gäste hatte weder eine Briefmarte noch eine Visitenkarte noch sonst ein Bopier, auf das er sich einen Stempel geben laffen fonnte. Kurz entschlossen nahm er seine Geldtasche, öffnete fie und ließ sich den 29. 7. 1919" auf das Futter drücken. Er hatte den Tag und den Vertrag am besten begriffen.
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Wie Amerita für Papier sorgt. Die Zeitungen der Bereinigten Staaten verbrauchen jährlich drei Millionen Klafter Holz, und die Fichten, die man dazu verwendet, bedürfen einer Zeit von vierzig Jahren, um schlagreif zu werden. Wie in der„ Umschau" berichtet wird, trägt man schon jetzt Sorge, um diesen Holzbedarf für ſpätere Zeiten sicherzustellen. Es werden 30 000 Quadratmeilen unbenutzten Landes in 40 Abschnitten mit Fichten bepflanzt, und durch diese weit vorausschauenden Maßnahmen wird es den amerikanischen Zeitungen nie an Bapier fehlen. Die zwei Millionen Tonnen Zeitungspapier, die gegenwärtig in den Bereinigten Staaten täglich bedruckt werden, stellen ein Band von der Breite einer gewöhnlichen Tageszeitung dar, das über 64 Millionen Kilometer lang ist, sich also am Aequator 1600mal um die Erde legen ließe.
Das russische Konzert unseres Bildungsausschusses in der Philharmonie hatte Tausende von Hörern aus trübem Seelendrud zu hoher Begeisterung erhoben. Bon Gustav Brecher fühlend und feft geleitet, gaben die Philharmonifer Tschaikowskis fünfter Sinfonie den ganzen Schwung, die Süße und das Feuer des großen Meisters. Borodins mittelafiatisches Steppenstüd ist ein cn ziehender Inrischer Versuch, wohl schon eimas überlebten Geistes, Johannes Orth , der frühere Drdinarius der pathologischen Anatomie aber nach den Sturzseen der Sinfonie gut zu leiden. Dafür arbeitet an unserer Universität, ist tum Alter von 76 Jahren gestorben.