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�rbektergruß für Luöenöorff. Aus Klogenfurt, der Hauptstadt Kärntens , meldet die Wiener.Arbeiterzeitung�: Völlig überraschend traf am Sonnabend abend Ludendorff in Klagenfurt ein. Die Bevölkerung erfuhr erst aus der Nachmittags- ausgäbe der großdeutschen.Freien Stimmen", welche sonderbare Ehrung ihr zugedacht ist. Das Blatt meldete. Ludendorff fei zu der Tagung des deutfchnotionalen Bauernbundes ge­kommen, die am Sonntag stattfinden soll. Ms sich die Nachricht von seiner Ankunft in der Stadt verbreitet hatte, kamen einige hundert Arbeiter zum Bahnhos. Ludendorff wurde im Wartesaal zweiter Klasie vom großdeutschen Klagenfurter Bürgermeister Wolsegger begrüßt. Als er auf die Straße trat und ein Auto bestieg, wurde der Wagen von den Arbeitern umringt. Sie brachen in heftige Rufe aus:.Masten- mörder! Bluthund! Hakenkreuzlergeneral! Landcsverderber! Totengräber Deutschlands !" Der Wagen konnte sich lange Zeit nicht in Bewegung fetzen, und erst später langsam, immer umringt von den empörten Arbeitern zum Hotel fahren. Im Hotel wurde Luden- dorff wieder von seinen großdeutschen Freunden begrüßt. Doch auch vor dem Hotel sammelten sich Arbeiter an und brachten ihre Meinung in Pfuirufen und anderen verdienten Bezeichnungen zum Ausdruck. Viele Häuser waren abends zu Ehren Ludendorfss be- flaggt. Auf De r l a n g e n der Arbeiter wurden die Fahnen wieder eingezogen. In den Straßen der Stadt kam es im Laufe der Nacht zu Zusammenstößen zwischen Arbeiter» g r u p p e n und Patrouillen der Heimwehr (der deutschen Orgesch entsprechend. Red. d. Vorw.) Der Landeshauptmann Gröger stellte das Verlangen, daß zur Aufrechterhaltung der Ruhe in der Stadt Wehrmacht in den Dienst gestellt werde. Es war merk- würdigcrweise ober in der Garnison kein O f f i z i e r zu finden, der im D i e n st stand! So mußte di« Ausrückung der Wehrmacht unterbleiben. In der Stadt herrscht ungeheure Erregung. Die Arbeiter sind entschlosten, Ludendorfs in der Stadt nicht zu dulden. Nachträglich hört man, daß, trotzdem die Nachricht von Ludendorffs Ankunft hier bis zum letzten Augenblick geheimgehalten wurde, in einigen Stationen Helmwehren den General m i t Fackeln begrüßt haben sollen.

Der Demonftrationsunfug. Frankfurt a. M., 5. Februar.(Eigener Drahtbcricht.) In der letzten Nacht kam es hier wieder zu lebhaften Kundgebungen vor den Hotels, die Entente-Kommifsionsmitglieder beherbergen. Um 11/4 Uhr demonstrierten etwa 800 bis 1000 Personen vor dem Carlton-Hotel. Di« Polizei konnte nur mit größter Mühe das Eindringen der Demonstranten in das Hotel verhindern. Die Menge zog dann zum Frankfurter Hof . Auf dem Wege dahin schlössen sich ihr noch zirka 1000 Menschen an, die nun vor dem Hotel die widerlichsten nationalistischen Lärmszenen aufführten. Die Schutzpolizisten wurden wegen Erfüllung ihrer Dienstpflicht auf das gemeinste beschimpft und mit Flaschen usw. b o m- bordiert. Von den Demonstranten, deren größter Teil sich in recht jugendlichem Alter befand und angetrunken war. wurden zwei verhaftet. Verletzungen sind nicht vorgekommen. Gegen 2 Uhr morgens war die Ruhe wiederhergestellt.

Ge!üentwertung unü Erwerbslosenfürsorge. Unsere Parteimitglieder im Dvlkswirtschaftsausschuß des Reichs­tags haben in den letzten Tagen einen erfolgreichen Kampf geführt um eine wesentliche Erhöhung und, was ebenso wertvoll ist, um die automatisch« Anpassung der Unterstützung an di« Geldentwertung. Vom 29. Januar d. I. ab wird für eine männliche Persan über 21 Jahre, sosern sie nicht im Haushalte eines anderen lebt, in der Ortsklasse A sine Unterstützung von 720 M. pro Tag bezahlt: die Unterstützung stuft sich dann in verschiedener Weise nach unten ab. Sind diese Unterstützungssätze an sich schon völlig unzu- reichend, so werden sie durch die rasend fortschreitende Geldentwertung noch unzureichender, weil ihre Erhöhung bisher nur in größeren zeitlichen Zwischenräumen vorgenommen wurde. Ein umständlicher Apparat, die Befragung der Länder und des Reichsrots war nötig, ehe wieder einmal eine Erhöhung der Sätze in Kraft treten tonnte. Die Erwerbslosen gerieten dadurch in immer größer werdende Existenzgefahr. Das veranlaßte unsere Genossen in dem oben ge- nounrcn Ausschuß zu einem Vorstoß, um die genannten Uebel zu beseitigen. Sie brachten folgenden Antrag ein: .Der Ausschuß wolle beschließen, di« Regierung zu ersuchen, sofort di« Verordnung über die Höchstsätze der Erwerbslosenfürsorge vom 1. November 1921 nach folgenden Grundsätzen abzuändern: 1. Die Verordnung über Höchstsätze in der Erwerbslosenfürsorge vom 1. November 1921 wird nach dem Grundsatz abgeändert, daß der Festsetzung des Höchstsatzes für den 21iährigen. nicht im Haus­halt eines andern Lebenden 50 proz. des Lohnes der klaffe VI der Reichslohnempfänger zugrunde gelegt und die Sätze für-die übrigen Ortsklassen, Ab- ftufungen und Familienzuschläge im entsprechenden Prozentverhalt- nis festgesetzt werden. m... 2. Im z 9 Abs. 2 der Verordnung vom 1. November 1921 ist an Stelle von 60 Proz.(Anrechnung des Lohnes der Kurzarbeiter) 26 Proz. zu setzen. 3. Zwecks Beschleunigung und ungehinderter Fortfuhrung von Notstandsarbeiten werden den Gemeinden die von Reichs- und Stoatsregierung angeforderten Mittel als zinslose lang- fristige Darlehen zur Verfügung gestellt.._. 4. Um die Belastung solcher Gemeinden, die von der Erwerbs- losigkeit besonders hart und auf lange Zeit betroffen find, ertrag- licher zu gestalten, ist der Anteil der G« m« i N d en v om Reich und von den Ländern anteilig zu über- nehmen. 6. Im 8 12 Abi. 4 muh an Steve von 10 Proz..25 Proz." und an Stelle von 60 Proz. ,50 Proz." treten. Genosse Krätzig begründete den Antrag in eindringlichster Weise, indem er auf die Gefahren der rapid zunehmenden E rw s r b l o s i gk c i t und auf die schlimmen sozialen und morali» schen Folgen derselben hinwies. Er verlangte, daß sofort ein« wesentliche Erhöhung und eine schnellere Anpassung an die Geld- entwerwng vorgenommen werde. Seine Auführungen veranlaßten einen volksparteilichen Abgeordneten dazu, mehr- mols das Wort zu ergreifen. Die Demokratische Frok- t i o n glänzte durch vollkommene Abwesenheit. Die Deutschnationalen waren wohl anwesend, nahmen ober zur Sache nicht das Wort. Zu einem scharfen Zusammenstob kam es zwischen unseren Genossen und dem Zentrumsabgeordneten Andre. Dieser Mann,«in würitembergischer Arbeitersetretär, vertrat in der ganzen Erwerbslosenfrag« einen überaus rück- ständigen Standpunkt. Er wurde von der Genossin Sender und den Genossen K ö r st« n und Krätzig derart gestäupt, daß er sein« Wiederharigkeit immer mehr aufgab, und sich bereit er- klärt«, die von uns gestellten Anträge einem Unterausschuß zur sofortigen Durchberatung zu übergeben. Dieser Unterausschuß, dem von unserer Partei die Abgeordneten Krätzig und Toni Sender angehörten, hat am darauf- folgenden Tage getagt. Die Regierung hatte am Tage vorher die von unseren Genossen beantragte Erhöhung, di« 1800 W. pro

Tag, in Hrem höchsten Satz betragen sollte, für zu hoch erklärt. Uns«:« Vertreter im Unterausschuß stellten nun folgenden Antrag: Vom 1. Februar 1923 ab soll die Erwerbsloseuunkerslützung für Erwerbslose der Ortsklasse A betragen: 1. Für eine männliche Person über21 Jahre, sofern sie nicht im Haushalt eines anderen lebt, 1600 M. pro Tag. Sofern sie in dem Haushalt eines anderen lebt, 1300 M. pro Tag und für eine männliche Person unter 21 Jahren 1100 M. pro Tag. 2. Weibliche Personen sollen erhalten, wenn sie über 21 Jahre all sind und nicht im Haushalt eines anderen leben, 1400 llst. pro Tag. Wenn sie im Haushalt eines anderen leben, 1200 M. pro Tag und wenn sie unter unter 21 Jahre sind, 1000 M. pro Tag. 3. An Familienangehörige sollen gewährt werden: für Ehegatten 800 M. pro Tag und für Kinder und sonstige unter- stützungsbedürftige Personen 600 M. pro Tag. II. Diese Unterstützungssätze erhöhen sich' jeweils um denjenigen Prozentsatz, um den der Lohn de ? Reichslohnempfänger zum Ausgleich der Geldenkwertung erhöht wird. Genosse Krätzig begründete auch diesen Antrag und stellte ihn alz das Mindeste dar, was wir fordern mühten, andernfalls wir jede Verantwortung für dos, was dann kommen werde, ablehnen müßten. Der Negier ii ngsvertreter wandte sich hauptsächlich gegen die automatische Anpassung. Man einigte sich dann in folgender Weise: Unsere im Unterausschuß beantrag« Erhöhung der Unterstützung soll spätestens am 18. Februar in Kraft treten. Und was die Fvage der automatischen Erhöhung anbelangt, so wurde nach einer Aussprache, in der es unseren Vertretern gelang, die Vertreter der anderen Parteien von der absoluten Notwendigkeit dieser For- drung zu überzeugen, folgende, von allen Parteien unter- zeichnete Entschließung angenommen: .Der Ausschoß welle beschließen, die Reichsregieruag zu ersuchen, bis zum Zuiammenkritt des Reichstages ein Schlüsselverfahren vorzulegen, das als Grundlage für die automatische Erhöhung der Arbeits- loseuunterstühung dient." In der Frage der Kurzarbeiterunter st ützung einigte man sich auf der Grundlage eines Vorschlages, den die Regierung machte und der darauf hinausläuft, den Kurzarbeitern die Zusatz- Unterstützung nach Sätzen zu bemessen, die, je nach dem Grade der Kürzung, den li4° bis li4 fachen Betrag der Erwerbslosenunter- stlltzung entholten. Wir bekommen also in wenigen Tagen eine erheblich höhere Unterstützung und eine schnellere Anpassung an die Geldentwertung.

Neuer Narkfturz. Der Berliner Devisenverkchr stand heute mittags unter dem Eindruck der Meldungen über den französischen Einmarsch in Baden. Man rechnet überhaupt angesichts dieses Ereignisses mit weiteren scharfen Maßnahmen der Franzosen und Belgier in den besetzten Gebieten. Am Devisenmarkt« gab es daraufhin eine neueHausse. De? Dollar erreicht« gegen Mittag ein« Höhe von 43 000. Das Interesse für die weiterverarbeitenden Industrien Ist an- gesichts der Schwierigkelten, die sich unter Umständen aus der Kohlensperre ergeben können und im Hinblick auf die zu- nehmende Arbeitslosigkeit nicht mehr so groß. Die wirtschaftliche Lage wird überhaupt an der hiesigen Börse sehr pessimistisch beurteilt.

Kriegszustanö im Zrieörichshain. Die neueste Seuche, eine Art nattonalistischer Gehirngrippc, scheint ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Es wird über den Erb- feind geschimpft, e» werden Brandreden gehalten, di« Journaille der Reaktion spritzt Gift und Galle und serviert jedem der Kritik baren Leserkreis ein ekles Gebräu von Hetze, Uebertreibung und Chauvi- nismu». Die besitzenden und urteilslosen Kreise reden stolz von dem nationalen Geist und dem Heldenmut der Zechenbarone undihrer" Arbeiter, verfolgen mit gespanntem Interesse das Steigen des Dollars, erfreuen sich schmunzelnd seines Höhenfluges und hamstern Devisen. Noch nie machte sich der Wucher breiter als gerade jetzt na ja, es ist ja wieder einegroße und erhebende" Zeitspanne ange- krochen. Es llegt in der Natur der nationalistilchen Gehirngrippe, daß sie besonders Leute erfaßt mit schwachem Verstand, kurzem Ge- dächtnis, Leute, denen hohe Gewinne winken, und solche, die eine unstillbare Etappensehnsucht in der Heldenbrust tragen. Aber auch Kinder erfaßt diese modernste der Geisteskrankheiten. Im F r i« d- richshain ist Kriegszustand! Dort spielt täglich ein Trupp höherer Schüler Krieg gegen die Franzosen. Mit Hurragebrüll« rasen sie durch die Anlagen. In der Hitze des Gefechts geht es über die Rasenflächen und durch di« Sträucher. In Ermangelung von Säbel und Gewehr müssen Aeste und Wurzelschößlinge herhalten. Einer dieser hoffnungsvollen Sprößlinge, über deren Gebaren sicher jedem Spießer das Herz im Leibe lacht, amüsierte sich dieser Tage damit, mit einer Eisenstonge die zementierten Fußwege zu bearbeiten. Die Parkwächter führen einen aussichtslosen Kampf gegen diese Dandalen. Sache aller Passanten muß es sein, gegen diesen Unfug unreifer Jungens, die die öffentlichen Anlagen als Kriegsschauplatz bettachten, einzuschreiten.

Z?ür den Sieg der Vernunft. In einer starkbesucksten Versammlung aller im AEG.-Kon- zern beschäftigten Kopf- und Handarbeiter führ!« Genosse Ernst Heilmann überDie wirtschaftlichen und politischen Folgen der Wiedergutmachung" folgendes aus: Der Einmarsch Ins Ruhrrevie? ist ein Stoß ins Herz der deutschen Wiriischaft, ein Schnitt in die Pulsader Deutschlands . So lange wir konnten, haben wir die harte Soldateskoherrschaft zu verhindern gesucht, und jetzt kommen die Ueberschlauen und sagen: Wir haben es ja immer gejagt, daß das Kohiengebiet doch befetzt werden würde. Welch ein Unterschied zwischen damals und heute. Die Kommunisten provozieren Arm in Arm mit den Radaupatrioten und«allen die französischen Soldaten gegen ihre Führer aufhetzen. Doch ist von dieser Propaganda der 3. Internationale bei den Soldaten des Morschalls F o ch wenig zu spüren. Es handelt sich ja nicht um einen Krieg, fondern um«inen Spaziergang der Franzosen . Wenn der Einmarsch vor 2 Jahren gekommen wäre, dann hätte die ganze Entente gegen uns gestanden, dann hätte man unsere Küsten blockiert und vier Wochen später wären wir halb verhungert kniefällig zu Marschall Foch gerutscht und hätten die schärfsten Bedingungen angenommen. Wir kämpfen mit unseren Mitteln gegen die Gewalt für das Recht. Wir sind durch die Ludendorfss und Helfferichs ein wehrloses Volk geworden. Und wer da wagt, von, neuen Krieg zu schwätzen, oder unter Füh- rung Trotzkis mit der roten Somjetfohne den Kampf aufzunehmen, der gehört insRarrenhaus. Es handelt sich bei der Besetzung nicht um die paar Tonnen Kohle und die wenigen Telegraphen- stangen, es handelt sich für Frankreich vielmehr um den Ertrag des Ruhrgebiets. Dadurch verschlechtert sich die Lag« Deutschlands immer mehr. Die wirtschaftenden Frauen werden zur Verzweiflung ge- ttieben. die Entwertung der Mark geht mit Riefenfchritten vorwärts. Das ist kein« zum Jubeln anreizende Situation. Und da rufen wir: Es muß verhandelt werden, wenn sich ein Hossnungs- schimmer zeigt, der Deutschland die Möglichkeit zum Leben läßt.

Was in unseren Kräften steht, Poincare den Sieg so schwer wie möglich zu machen, das wollen wir tun. Je schneller Poincare siegt. se größer ist sein Triumph, dann ist er der nationale Held und der militaristische Wahnsinn kann weiter Europa regieren. Daher wollen wir auch fernerhin kühlen Kopf behalten und unsere Pflicht tun. Vernunft verbreiten, heißt richtige Politik machen. Für das Recht, gegen die Gewalt. Gegen den Milita- rismus, für einen Dauerfrieden, das ist das Gebot der Stunde.(Stür- Mischer Beifall.) Nach einem Schlußwort des Genossen Bernhard Krüger wurde di« gutbesuchte Versammlung mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie geschlossen.__ Politik in der Schulstube. Der Herr Lehrer erzählt Witze. Wenn Lehrer vor Schulkindern politisch« Gegner angreifen, so ist das immer ein Schauspiel, dos jeder Freund der Schule als peinlich empfinden muß. Viel Mut gehört nicht dazu, fein Herz vor einer Zuhörerschaft auszuschütten, die sich keinen Widerspruch erlauben darf. Doch sollt« jeder Lehrer bei einiger Uebcrlegung die Gefahr erkennen, in die er durch derartige Mißgriffe sein An- sehen und das der Schule bringt, falls seine Zöglinge auch nur «in ganz klein wenig denken gelernt hoben. Lehrer, die das nicht selber sehen, müßten von ihrer Dienstbehörde wirksam darüber be- lehrt werden, damit Schaden oerhütet wird. Einer solchen Belehrung bedarf auch der in Steglitz in der 2. Mittelschule wirkende Lehrer Wehner, der vor einiger Zeit in einer Unterrichtsstunde einen politischen Pfeil abschoß, in- dem er seinen Schülern«inen hämischen Witz zum Besten gab. Weil in Deutschland , erzählt« er, alles über die schlechten Zustände schimpft, bat der Reichspräsident Ebert in feiner Rot den Himmels- pförtner Petrus, ihm einen der des Regierens kundigen Männer zu geben, von denen er doch im Himmel fo viel« unter den früheren Herrschern habe. Der alle Fritz, den Petrus mitgab, kam nach 14 Tagen wieder und klagt«, daß die Deutschen sich nicht mehr mit dem Krückstock regieren lassen wollen. Wilhelm l., der als Ersatz geschickt wurde, erschien nach noch kürzerer Zeit im Himmel und gestand, daß auch mit seiner Methode nichts mehr zu machen fei. Da griff Petrus auf Moses zurück, aber der fand sich ganz rasch wieder im Himmel ein und sagte:Was soll ich da unten? U n- s e r e Laif geht's gut." Herr Wehner hat es für zulässig gehalten, seinen Schülern diesen Witz zu erzählen, der offenbar auf deutschnotionalem Beet gewachsen ist und über dessen verhetzende Wirkung nie- mand im Zweifel sein kann. Wird Herr Boelitz, der jetzige Minister für Kunst, Wissenschaft und Volksbildung, der selber aus der Lehrerschaft hervorgegangen ist und dos'Schulleben kennt, gegen solche Lehrerdas Erforderlich« veranlassen?" Wenn er Luft hätte, die Schulen der Republik mtt eisernem Besen auszufegen, dann könnte es ihm gerade in den westlichen Vororten, den Hochburgen der Reaktion, an Arbeit nicht fehlen.

Die vergessene Geliebte. Bei einem Fabritbesitzer in der Röhe des Savignyplatzes war ein Einbruch verübt worden, bei dem die Dieb« Silberzeug und Schmucksachen im Werte von etwa 70 Millionen erbeutet hatten. Ein in der Nachbarschaft wohnender Juwelier hatte die Beute in gutem Glauben gekauft. Eines Tages erschienen bei ihm jedoch Kriminalbeamte, um Haussuchung zu halten. Das brachte den Mann in arge Verlegenheit, weil er gerade feine Geliebte bei sich hatte. Das war ihm unangenehm, und er steckte sie deshalb rasch in den Keller und schloß sie ein. Als die Kriminalbeamten am nächsten Tag« wiederkamen, um bei ihm noch einmal nachzusehen, hörten sie von unten her ein Jammernund Stöhnen. Da erst fiel dem Juwelier ein, daß er sein« Geliebt« versteckt und vergessen hatte. Man öffnete imd befreite sie aus dem Verließ, in dem ss« unfreiwillig die Rächt hatte zubringen müssen.

Wegen eines gefährliche» Brandes wurde am Sonntag vor- mittag die Lichtenberger Feuerwehr nach der Boxhagener Stt. 78/81 alarmiert, wo der D a ch st u h l des Hanfes in der achten Stunde in solcher Ausdehnung in Flammen stand, daß sofort mit mehreren Schlauchleitungen vorgegangen werden mußte. E» gelang eine wei- tere Ausdehnung zu verhüten. Die Entstehung ist noch nicht ermittelt.

die Erde rebelliert. Schwere Erderschütterungen im Stillen Ozean . Vor kurzem mekdeten wir, daß in vielen Erdbebenwarten schwe re Erschütterungen registtiert wurden. Erst jetzt tteffen nähere An- gaben über die neuesten Wutausbrüch« der wieder rebellistisch gewor- denen Erde «in. DemNew Park Herald" zufolg« ist es immer noch nicht möglich gewesen, den Herd des großen Erdbebens festzustellen, von dem nun sicher ish daß er von ganz ungeheurem Umfang gewesen sein muß. Die Inseln Samoa und Quam antworteten nicht mehr auf Kabel und leibst auch nicht mehr aus drahtlos« Anruf«. Es scheint festzustehen, daß der Herd des Erdbebens in den Inseln des Stillen Ozeans sich befunden hat und sich wahr- fcheinlich bis an die Westküste Südamerikas erstreckt«. Eine andere Meldung aus New Port besagt, daß die Erderfchütterungen, die in mehreren Observatorien der Welt oerzeichnet wurden, den Südpazifistischen Ozean heimgesucht l)ab«n. Die Hawai - schen Inseln wurden von einer ungeheuren Sturzwelle überschwemmt. Ueber 100 Fischerboote wurden fortgerissen. Die Hauptstadt Honolulu hat großen Schaden zu verzeichnen. Die Erderschütterungen waren ebenso heftig wie die, durch die im Jahr« 1906 San Francisco zerstört wurde. Die meisten Seismo- graphen der Vereinigten Staaten sind außer Gebrauch gesetzt worden. Es wird als beunruhigendes Anzeichen angesehen, daß der Vulkan Lassen nordwestlich von San Francisco wieder ein« vermehrte Tätigkeit entfaltet. Gestern stieß er ununterbrochen Lawa aus. Auch aus den Aleuten wird vermehrte vulkanische Tätigkitt geme'det. Au» Gonade und Rom liegen gleichzeitig Meldungen von Erb- bebenwarten vor über«in schweres Erobeben, das vier Stunden dauerte. Nach den Aufzeichnungen soll das Efd-beben bedeutend größer fein als das kürzlich in Chile gemeldete. Nähere Nachrichten fehlen noch. Es ist bisher nicht möglich gewesen, den Erdbebenherd festzustellen. Man vermutet, daß es sich um M i t t e l- a m e r i k a oder um die A n d e n handelt.

�ntifemitenkrawall in Wien . Magnus Hirschfeld wieder einmal angegriffen. Der bekannte Berliner Sexualforscher Magnus Hirsch- selb ist w Wien das Opfer antisemitischer Nowdies geworden. Als er im Großen Konzerthaussaal einen Bortrog überSexuelle Der- brechen" halten sollte, brach aus der Galerie ein ohrenbetäubender i Lärm los. Mit Gummiknüppeln schlugen jugendliche Ben gel auf das Publikum ein. schleuderten Stühle und bren- nendes Papier in den Saal und brüllten ohne Unterlaß: Juden raus! Schweinebande!" und ähnliches. Viel« Verletzte brachen unter den Schlägen der wüsten Bande b l u t ü b e r- strömt zusammen. Mehr als dreißig Personen wurden von der Polizei verhaftet, der es erst nach längerer Zeit gelang, die wildgewordenen Antifemiteriche zurückzudrängen. Auch auf der Straße versuchten etwa 100 nationalsozialistische Hakenkreuzler mit ihren Gummiknüppeln auf das Publikum einzuschlagen. Sie wurden alsbald von der Polizei zerstreut.

Wetter für morgen. Berlin »«d Umgegend. Zunächst zeitweise heiter, etwas kälter bei ziemlich ttischen südlichen Winden. Nachher neue Erwärmung, Trübung und leichte Regensäll«.