Nr. 82 40. Jahrgang Ausgabe A nr. 41
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Sonntag, den 18. Februar 1923
Militaristische Provokationen.
Gelsenkirchen , 17. februar.( TB.) Bor dem Rathaus in Geffentirchen sinb 18 Banzerautrs aufgestellt, ble Boft und bas Finanzamt find mit Truppen belegt.
erft nicht vorausfagen fann, wie lange die Franzosen brauchen, bis Die Lage pigt sich im Ruhrgebiet immer mehr zu. In fie fich 100 millionen Papiermart zusammengestohlen haben. den lezten Tagen häufen sich die Meldungen über Gewaltmaßnahmen der Franzosen unter offenbarer Billigung der französischen Führung. Konte man bei früheren Bor gängen dieser Art vielleicht noch Entgleisungen eines einzelnen Offiziers annehmen, so steht jet feft, daß man von Paris aus Degoutte frete Hand gelaffen hat.
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Ruhrkampf und Gewerkschaften.
Zur Vortragsreise Edo Fimmeue.
Der Sekretär des Internationalen Gewerkschaftsbundes, Genoffe Edo Fimmen aus Amsterdam , hat in den legien Tagen in einer Reihe deutscher Großstädte, zuletzt am 16. Februar hier in Berlin , Borträge gehalten über die Weltlage im Hinblick auf die Ruhrbefezung, um das einigermaßen passive Berhalten der Gewertschaftsinter nationale zu erklären und für die Bertiefung des Gedantens der internationalen Solidarität zu wirken. Seine Bogum, 17. Jebruar.( WIB.) Heute vormittag erschien auf interessanten Ausführungen wären in mancherlei Beziehungen Degoutte, der Militär, der Mann, der wie jeder Militär der 3 edhe Prinzregent ein Kommando von fünf Fran- einer näheren Erörterung wert. Wir wollen hier jedoch nur nur feinen Auftrag" sieht, der nicht gehemmt wird durch sofen, um Holz aufzuladen. Die Belegschaft verweigerte die Ab- auf einen Irrtum aufmerksam machen, der die deutsche Arirgendeine Einsicht über politische und pfychologische Wirtun fahrt und schloß das Tor. Die Franzosen gingen fort, tehrten aber beiterschaft in eine taftische Zwidmühle bringen müßte, zu der gen, führt seine rein militärisch gestellte Aufgabe rüd jichts- bald mit Verstärkung wieder. Das Zechentor wurde durch Ma- wirtschaftlichen Zwidmühle, in der sie sich ohnehin befindet. los durch. Wo ihm Widerstand entgegengesetzt wird, das schinengewehrfeuer zerstört. Drei Augeln, trafen einen Die deutsche Arbeiterschaft weiß längst und vergißt feinen heißt, wo ein Deutscher wagt, fich nicht blindlings zu unter- 15jährigen Arbeiter, der bald darauf star b. Ein an- Augenblid, daß fie in einem unüberbrückbaren Gegensatz zur werjen, wird zugegriffen mit Gewalt! Menschen wer derer Arbeiter wurde verlegt. Die Belegschaft ist heute tapitalistischen Wirtschaftsordnung steht, die durch das Unterden mißhandelt, gefesselt, niedergeschlagen und nach dem mittag nicht angefahren. nehmertum vertreten wird. Sie hat aus dem Kriege zunächst Gesez der Massenpsychologie werden in den Menschen, die Aachen , 17. Februar.( Eca.) Am 15. Februar abends wurde einmal die Konsequenz gezogen, den Militarismus, solche Arbeit verrichten sollen, die schlimmsten Inftinfte ent in Aachen ein Schaffner erfgolfen. Der Vorfall ereignete die stärste Stüße des Kapitalismus, in Deutschland zu bcfeffelt. Es ist tatsächlich eine rasende Soldatesta, fich nach der Sperrftunde. Die näheren Umstände sind noch nicht feitigen. Es mag dies fein besonderes Berdienst sein, die jezt auf die Ruhrbevölkerung losgelassen wird, und es ist bekannt. nachdem der deutsche Militarismus im Weltkrieg Schiffbruch fchwer, ohne innere Bewegung all die empörenden Vorgänge erlitten hatte. Es soll auch kein Borwurf sein gegen die Ar zu registrieren, die sich in diesen Tagen abgespielt haben. Eine Frau zu 7 Monaten Gefängnis verurteilt. beiterschaft der übrigen Länder, die heute einen stärferen Bersuchen wir trotzdem, mit beherrschter, fühler Sach- Effen, 17. Februar. ( WIB.) Das Kriegsgericht der Offu- militaristischen Apparat aufzuweisen haben als vordem, da fiteit eine Analyse der Handlungsweise der Franzosen Dorpationsarmee hat, wie erst jeht bekannt wird, am 30. Ottober 5e- es weniger leicht ist, den Militarismus in feiner vollsten Blüte zunehmen, fo zeigt sich auch hier eine gewisse Zwangsläufig lene Maste aus Eisen wegen Umgehung des Ausweisungs- niederzuringen, als in seiner Ohnmacht. Die Tatsache steht feit: von Baris qus fann man nicht mehr zurüd, befehls zu jedhs Monaten Gefängnis und wegen Eindringens aber jedenfalls fest, daß der ehedem als schier unüberwindlich man hat sich politisch zu fehr engagiert. Die Methoden der in das bejette Gebiet ohne Ausmeiskarte zu einem Monat geltende, riesige Machtapparat des deutschen Militarismus frieblichen" Durchdrinmung haben durch den passiven Wider Gefängnis verurteilt. nicht mehr besteht. ftand total versagt. Db man will ader nicht, man muß Um so weniger vermag nun die deutsche Arbeiterschaft etnem Militar die ganze Arbeit überlassen fich mit dem Einbruch des französischen mitt und wird nun selbst nicht mehr diesen Verlauf der Entwid tarismus abzufinden, der seit Jahren das Rheinland , Lung in der Hand haben. das Saargebiet und die Rheinpfalz beherrscht, und nun auch das Ruhrgebiet und das badische Land vergewaltigt. Der Militarismus fann uns nicht meniger ver haßt sein, weil es jetzt der französische und belgische Militarismus ist, der uns bedrückt. Der Einpand, sein Borgehen gelte nicht den deutschen 2rbeitern, fondern lediglich ben minder üble Absicht ist maßgebend, sondern die Wirkung. Selbst wenn nur der deutsche Kapitalismus geschlagen werden foll, wird weniger diefer als vielmehr die Gesamtheit. der deutschen Arbeitnehmerschaft getroffen werden.
Schüffe auf Telegraphenarbeiter.
Die Telegraphen und Fernsprechverbindungen zwifchen Bochum und Düsseldorf , Duisburg , Berben( Ruhr ), Kupferdreh , Essen und Berden nun die Ruhrarbeiter, auf die es besonders an hörde sind, wie MTB. meldet, gestört. Die Beseitigung der fommt, die Nerven behalten? as tommen würde, wenn Störungen ist nicht möglich, weil die Befagungstruppen das nicht mehr möglich ist, wäre mur dem Schuld? onto die Linienzüge befett halten und auf jeben Störungssucher der Franzosen zuzuschreiben. Eine andere Beiießen Das Telegraphen- und Fernfprechnetz im Einbruchs bölferung wäre unter der Laft dieser Bebrüding schon gebiet perfommt immer mehr, es find schon jetzt ganze Drisfern längst zum Aeußersten geschritten. Wenn der fprechnete außer Betrieb. Berlin ist ohne Fernspre Deutschen& apitalisten, ist hinfällig. Nicht die mehr aber Damm aber bricht, entstehen Komplitationen, die heute noch perbindung mit Mülheim ( Ruhr), Krefeld , Duisburg , Effen, unübersehbar sind. In voller Würdigung dieser Situation Duffeldorf und Aachen ; der Berfehr mit Redlinghaufen ist mieber haben die Bergarbeiter ihren Aufruf erlassen. Warnend normal. Beim Telegraphenamt in Effen beschlagnahmten die Franmeisen fle u. a. darauf hin, daß auch Kommunisten und sofen einen Hughesapparat. Unionisten mit ihrer Politif bewußt oder unbewußt die Pläne Boincarés unterstüßen.
So stehen die Dinge in diesen Tagen und wir haben alle Urfache, besondere Aufmerksamkeit auf die neue Phase des fohweren Rampfes im Ruhrgebiet zu lenten.
Duisburg , 17. Februar,( WIB.) Den Franzosen mar es ge Run fagt man uns, daß es der Gemertschaftsinternatio lungen, den Schleusenbetrieb des Rhein- Herne- Kanals zu nale zwar nicht möglich ist, infolge der ungünstigen wirtübernehmen, und in den letzten Wochen sind wiederholt Kohlenschiffe schaftlichen Verhältnisse auch in den Siegerstaaten, uns von mit holländischer Belagung zum Rhein verschleuft worden. In der dem doppelten Drud, der auf uns laftet, zu befreien, daß man vergangenen Nacht fant an dem wichtigsten Berfehrsdafür aber bereit sei, uns materiell und, fomeit wie möglich, punti des Kanals ein großer Lastkahn. Auch am Stinnes- auch attiv zu unterftügen. Wir erkennen das an und nehnien Der Ueberfall auf Gelsenkirchen . Hafen fant ein Kohlenschiff, so daß ber ganze Betrieb auf bem die Dinge wie sie sind. Gelsenkirchen , 17. Februar.( 2.) Zu dem Ueberfall auf Gel- Rhein- Herne- Kanal eingestellt merden mußte. Wie Fachleute Fimmen vertritt nun die Auffassung, daß die Ruhrsenkirchen, der heute morgen stattfand, find noch folgende Einzelheiten annehmen, werden die Arbeiten zur Beseitigung der Berkehrshinter befeßung den deutschen Unternehmern überhaupt nicht gelte, nachzutragen: Die Besetzung beschränkte fich feineswegs auf Beniffe menigstens drei Wochen bauern. Zwei Oberbeamte der Kanal fondern ausschließlich den deutschen Arbeitern. Die ganze setzung durch Infanterie, vielmehr fahren in den Straßen ständig verwaltung wurden von der Besatzungsbehörde zur Vernehmung Aftion fei gewiffermaßen ein gemeinsames Unternehmen auch Banzerautos und Zants umher. An jeder Straßen- geladen und sind bis jetzt noch nicht entlassen worden. des franzöfifchen und des deutschen Rapitalismus, die hinter ede stehen umfangreiche Boften mit aufgepflanzten Seitengewehren. her ihren Baft machen, falls er nicht schon verabrebet set. Wir Ate öffentlichen Gebäude find befeßt. Der gesamte Bahnverkehr, bätten demnach den deutschen und den franzöfifchen der Boftverkehr und ebenso der Straßenbahnverkehr ruht. Nur Effen, 17. Februar. ( WTB.) Die Berkehrslage hat sich Kavitalismus im Ruhrgebiet gegen uns, verstärkt durch den ganz wenige telephonische Berbindungen werden gelegentlich her- gegen gestern besonders im Bezirk Elberfeld verschlechtert französischen Militarismus. Ohne darüber zu geftelit. Eine Berordnung des kommandierenden Generals befiehlt, Die franzöfifche Unterfommiffion in Effen hat ben gesamten Gifen- ftreiten, ob es richtig ist, daß sich der Kapitalismus in Deutschdaß die Straßen von abends 7 Uhr vollständig von den Bassanten bahnbeamten bes Einbruchsgebietes verboten, die Berbindung mit land und in Frankreich mit dem franzöfifchen Militarismus geräumt fein müssen. Alle Gastwirtschaften und Vergnügungsstätten ihrem Direktionspräsidenten in Hamm aufzunehmen und die nicht zu unserer Unterdrückung verbunden hat, stellen wir fest, daß find geschlossen. Besonders aufreizend wirkt es, daß der Ueberfall befolgung dieser französischen Anmaßung mit Strafe be- wir augenblicklich nicht nur vom Kapitalismus, sondern auch an einem Sonnabend erfolgte, wo der Berkehr durch die Zahl der droht. Auf der Strede über Friemersheim haben die Franzosen in schmerfter Weise vom Militarismus bedrückt sind. auf der Straße transportierten Lohngelder besonders groß ift. am 13. februar 2700 Tonnen und am 14. Februar 1100 Tonnen In dieser Situation weiß man uns feinen anderen Rat, Jeder Wagen und jeder Baffant, bet dem zu vermuten ist, daß er tohle abgeschleppt. Auf den militarisierten Streden verfehren nur als den, den deutschen kapitalismus in Deutschgrößere Geldsummen bei sich hat, wird angehalten und mit einzelne von den Franzofen geführte Berfonanzüge. In Dort land niederauringen und damit den Arbeitern der Waffengewalt zur Herausgabe der mitgeführten Geldsumme ge munb ist das Berkehrsamt befeht worden. Nach Lothringen find übrigen Länder mit gutem Beispiel voranzugehen. um zwungen. Unter diesen Umständen ist es vollkommen ausgeschlossen, am 15. februar 27 Wagen mit Stofs abgeschleppt worden. In Befie dadurch zum Kampfe gegen den Kapitalismus in thren daß in Gelsenkirchen heute eine ordnungsmähige Auszahlung der zirk Roblenz ist eine Reihe kleinerer Streden wieder in 2etrieb Ländern zu ermuntern und sie zu unserer Unterſtügung anfür die Bevölkerung dringend notwendigen Löhne und Gehalts- genommen worden Auf den militarisierten Streden üben bie Franzufpornen und zu befähigen. vorschüsse erfolgt. Das sich in nichts von einem gewöhnlichen Räuber zosen auf die deutschen Eisenbahner einen befonders starten Druck Wir müssen schon gestehen, daß hier etwas von der bantenüberfall unterscheidende Bergehen der Franzosen hat dem aus. An vielen Stellen haben sie die deutschen Eisenbahner deutschen Arbeiterschaft gefordert wird, was ihr, gemessen an nach schlimmste wirtschaftliche Folgen. Wie lange die Belegung zwangsmeife aus ihren Wohnungen vertrieben, der ungleichen Verteilung der Kräfte, nicht wohl zugemuutet Gelsenkirchens andauern wird, ist gar nicht abzusehen, ba man par- well diese fich weigerten, ben franzöfifchen Befehlen nachzutommen. I werden fann, mas weiter aber uns auch aus andern Gründen
Rette
Wie?
Durch sofortige Gabe
zum