Halles so mußten V.t SojioJbemofraicn dieser Mehrheit die Neubildun«; der Regierung überlassen. Sie gelang nicht, ja es wurde nicht einmal der Äersuch hierzu gemacht. Denn die KPD. kann mit den bürgerlichen Parteien wegen der Wahl eines Ministerpräsidenten nicht oerhandeln, will sie nicht den letzten Kredit bei der Arbeiterklasse verlieren, und die bürger- lichen Parteien allein sind an Zahl zu gering. Ja selbst wenn durch Zusallsmehrheit eine bürgerliche Regierung zustande körne, würde sie beim ersten Auftreten durch die kommunistisch- sozialistische Mehrheit erledigt werden. Eine sozialdemokra- tische Mindcrheiisreglerung ist aber ohne Unterstützung anderer Parteien unmöglich. Da die KPD. auf ihren unerfüllbaren Forderungen beharrte, blieb eigentlich nur ein Zusammen- gehen mit bürgerlichen Parteien übrig, um eine Regie- rung zu bilden. Doch auch dieser Gedanka ist so leicht nicht durchzuführen. Die Sozialdemokratie kann nur dann Verstand- ins für einen solchen Schritt bei den Mitgliedern finden, wenn absolut kein anderer Ausweg verbleibt und die Partei einem unabwendbaren Zwange nicht ausweichen kann. In der Arbeiterschaft wird das Ergebnis der Landtags- wähl als Bestätigung der bisher in Sachsen sozialistisch be- triebenen Regierungsoolitik angesehen, die durch die kommu- nistisch-sozialistische Wählermehrheit getragen wird; sie geht von der Voraussetzung aus, daß der Wille der Wähler fei, dojj eine sozialistisch« Regierung und deren Polstik weiter in Sachsen erhalten bleibt. Eine Koalition mit Bürgerlichen geht ihr wider den Strich. Dissen Widerwillen hat das Verhalten der bürgerlichen Parteien noch bestärkt. Die Deutsche Volks- parte: und die Demokraten, die im Reich durch Bildung der Arbeitsgemeinschaft den Eintritt Unabhängiger in die Reichs- regierung verhinderten und die schließlich die Sozialdemo- traten aus der Reichsregiemng drängten, verlangen in Sachsen die große Koalition. Die„Leipziger Neuesten Nachrichten" er- klärten in eüirm Artikel, die Sozialdcntokraten müßten zur großen Koalition gezwungen werden. In derselben Zeit, wo im Reiche die Einheitsfront wegen der Ruhrbesetzung er- strebt wird, zertrümmerten die bürgerlichen Parteien in Sachsen die Regierung. Gegen die Deutsche Volkspartei besteht also in der Arbeiterschaft Sachsens ein« unüberwindliä)e Abneigung. Es bliebe ein Zusammengehen der Sozialdemokraten m i t den Demokraten. Beide Parteien verfügen nur über 48 Mandate, also über keine Mehrheit. Eine Regierung aus diesen beiden Parteien wäre auf die Duldung der Deutschen Volkspartei , also ans eine verschleierte große Koalition ange- wiesen. Die sächsischen Demokraten stehen aber der Deutschen Voltspartei sehr nahe. Selbst wenn eine sazialistisch-demokra- tische Regierung erneut'zustande käme, wäre sie mir von kurzer Dauer, denn in allen sozialpolitischen und sozialistischen Fragen müßten die 5lammunisten mit den Sozialdemokraten zusammengehen; es würde der Landtag oft andere Beschlüsse fassen, als sie den Regierungsdemokraten genehm wären. Bei dieser Sachlage ist es verständlich, wenn die Ableh- nung des Zusammengehens auch nur mit den Demokraten mit Dreiviertelmehrheit beschlossen wurde. Der Ausweg, durch eine Neuwahl eine neue Situation zu schaffen, ist ebenfalls ab- gelehnt werden. Was nun? Der Landesausschuß der Gewerkschaften hat einstimmig die Berufung eines Betriebsrätekougresses abgelehnt. und die Landesverfammlung hat es abgelehnt, den Landesausschuß der Gewerkschaften nochmals zu ersuchen, seinen Beschluß umzustoßen, offenbar weil die Mehrheit einem Konslitt mit den Gewerkschaften aus dem Wege gehen will. Damit ist auch der von den Kommunisten erstrebte Weg ab- geschnitten und eine neue Situation geschaffen. Nur die Hoff» nung, daß die KPD . neuen Verhandlungen zugänglich ist. erklärt die Beschlüsse der Landesversammlung. Nach ihrer eige- neu Forderung kommt fetzt ein Eintritt der Kommunisten in die Regierung nicht mehr in Betracht, sie haben jetzt die Wahl, entweder eine sozialistische Minderlieitsregienmg weiter zu unterstützen oder mit den bürgerlichen Parteien den Landtag aufzulösen und Neuwahlen herbeizuführen. Das eine wie das andere bedeutet aber nur eine Atempause, keine Losung.
»Spinnerei" München . Bon Paul(Biitmann. Unter„Spinnen" versteht der Münchener eine Gehirptätigkeit, hie der andere Deutsche mit dem herzlosen Wart„Verrülktsein" abtut.„Er spinnt hall" bezeichnet ein Anderssein, das, obwohl dein Wahn ivrwandt, doch den: Zuschauer Freude macht. In einer Stadt, die au» originellen Trunknen, sei es des Diers, sei es der Kunst, besteht, ist Andersgeaptetheit ein lobenswerdcs Merkmal. Nur nicht lorrekt sein, norddeutsch(ein, immer einen Stich ins Napren- tum, ins alkoholisch Gesteigerte, in die Verantwortungslosigkeiten zeigen, dos ist die Gaudi des Mnncheners. Nu» ist Georg Fuchs mit seiner Spinnerei erledigt. Iour- nalist, ehemaliger Berichlerstaiter des„Berliner' Tageblatts". Pastorsahn aus Dreieichenhain , einem Spuknest bei Darmstadt , von Ausselien ein Feldwebel mit dem Blick eines Trunkenen, von Gemüt «in irrlichieliercnder Phantast, langte er nach den politischen Lor- beeren, da die dichterischen nicht erreichbar waren. Ein Genosse Mühstims, nur oon der entgegengesetzt«:: Seite, büßt« er den Wahn seiner vom Kaffeehaus vergifteten Gcneranon, daß Genialität gleichbedeutend mit innerer Ungeordnetheit sei. Er stand immer auf der Seite des Absurden. Als es Mode wurde, mit kleinen Anfangs- buchstaben zu dichten, gründete er die„Kunstchronik", wo die Epi- vvnen des Epigonen Georg« ihre belanglosen Schmerzen in unoer- stündliche Reime gössen. Er gründete dl« Reliesbiihne und schrieb über diesen ijnmbug ein dickleibiges Werk. Er kokettierte mit dem Freisinu, solange die Monarchie währte, und hielt die Monarchie in der Republik für das äußerste an Vornehmheit. Professor wurde dieser Proleslant, weil er in die Bearbeitung eines Dramas von Calderon ein halbes Dutzend Heilige mehr als im Original hinein- flocht. Diese impolcnlen Federhelden, die mit der Feder immer daneben trafen, glaubten nach dem Kriege mit dem Säbel besser zielen zu können, wie der famose Scheidt, der Gründer der Aesthetenzeitschrift Avalun, ein unbedeutender ehemaliger Apotheker und späterer Kriegsmintster von Mühsams Gnaden. Söhn« einer ziellosen Bourgeoisie, verdorben vom Gymnasium, vom Altohol und der seelenlosen Literatenkunst, fuschten sie auch in die Politik, die ihrem Bedürfnis nach bequemem Ruhm feist« Nahrung bot. Der Alpcnföhn, der oftmals über die Stadt München braust. trieb über den Himmel dieser Stadt ein Narrengewand von un- wahrscheinlicher Buntheit. Bunt und abenteuerlustig ist der Cha- rakter eines Teils der Einwohner. Hier baute der geniale Narr Ludwig seine phantastischen WolkenschlLsser, hier gab es ein« Revo- lution wegen einer Tänzerin und wegen eines Bieraufschlages von einem Pfennig, hier verehrt« man einen Prinzen wegen seiner stadt- bekannten Ehebrüche, hier eroberte das Literatencafe die Regierung, hier wird ein geschlagener Feldherr, der Verderber seines Volkes, zum Nationalheiiigen, hier erhebt sich ein Prooinzllterat zum KLnigsnwcher! Es ist nötig, daß in dieser gefahrumdrohten Zeit den „Spimtertea" ein Ende gemacht wird,
Die Franzosen gegen Koalitionsfreiheit. Vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund wird uns mitgeteilt; Die Maßnahmen der Besatzungsbehörden am Rhein und Ruhr wenden sich immer stärker gegen die als Hauptträger des passiven Widerstandes erkannten G e w e r k- s ch a f t e n. Der neueste Zugriff gilt dem K o a l i t i o n s- recht. Eine Anordnung der Besatzungsbehörde in Bochum verlangt von allen Gewerkschaften und Verbänden Einreichung der Mitgliederlisten, Angabe der Vorstandsmitglieder, Nach- Weisung oon Bereinszielen, Bekanntgabe der Satzungen, An- Meldung der Versammlungen und ähnliches mehr. In selbst- verständlicher Einmütigkeit haben alle Gewerkschafts- g l i e d e r u n g e n im besetzten Gebiet gemeinsam und öffent- l ich erklärt, daß sie, da sie nur deutsches Recht und deutsche Gesetze als für sie maßgeblich anerkennen, die Anordnung der Besatzungsbehörde als ungesetzlich ansehen und ihre Befolgung ablehnen. Die Spitzenoerbände der beut- scheu Arbeitnehmerschaft, die am gestrigen Tage in gemein- samer Beratung zu der Angelegenheit Stellung genommen haben, fordern auch ihrerseits alle Beteiligten auf, sich keiner ungesetzlichen Anordnung zu fügen und im Willen zur Erhaltung der Koalitionsfreiheit nicht zu er- lahmen._ Ruhrfpenüe aus der Tschechoslowakei . Der Vorstand der deutschen Sozialdemokratischen Partei in der Tschechoslowakei hat unserem Parteivorstand 5000 Kronen zur Unterstützung der Ruhrbevölkernng überwiesen. Den gleichen Betrag übersandten die sozialistischen Abgeord- neten und Senatoren aus Prag . Dies sind zusammen nach dem gegenwärtigen Kurs ungefähr sieben Millionen Mark.
Umlagegetreiöe teurer als freies Getreide. Die Rcichsregierung hat den Umlagegetreidepreis für das fünfte Sechstel der Umlagemenge bekanntlich auf 600 000 M. je Tonne festgesetzt. Die Herren Agrarier sind mit dieser Preis- festsetzung natürlich nicht zufrieden. Es überrascht daher auch nicht, wenn der Brondenburgische Landbund in einer Ent- schließung seines Vorstandes jagt, die letzte Preisfestsetzung bringe„eine schwere Enttäuschung, weil sie weit hinter den Produktionskosten zurückbleibt". Wie wenig begründet diese„Beschwerde" der Landwirtschaft ist. zeigt die Tatsache, daß am gleichen Tage, an dem die Entschließung der märkischen Landwirte veröffentlicht wurde, an der Berliner Produkten- börse, also imfreienHandel.dcrZentnerRoggen mit 28200 bis 30000 M. bezahlt wurde, während der Umlagepreis für die gleiche Qualität und das gleiche Gewicht 30 000 M. beträgt. Es sollte uns nicht wundern, wenn die Herren Agrarier jetzt mit größter Beschleunigung nicht nur das abzuliefernde Getreide, sondern auch noch die zu Speku- lationszwecken zurückgehaltenen Bestände der Reichsgeireide- stelle.großmütig" anbieten. Daß sie nun eine Ermäßigung des Ilmlagepreises beantragen werden, ist ihnen nicht zuzu- trauen.
Deutschlands Kohlenverforgung. Im Hauptausschuß des Reichstages berichtete der Reichs- kohlentommissar am Donnerstag über die Kohlenlage. Er führte aus, daß die Kohlenversorgung im allgemeinen gut sei und daß die Widerstandskraft Deutschlands an der Kohle nicht scheitern werde. Sowohl die Eisenbahnen, Gasanstalten, Elektrizitätswerke, als auch die prioaten Verbraucher in Industrie und Hausbrand ver- fügen noch über reichliche Bestände. Dazu sei ein« gesteigerte Be- lieferung aus den nichtbesetzten Kohlenrevieren gekommen, in denen die Bergarbeiter zumeist Ueberschichten versvhren. Die Kohlen au» Polnisch-Oberschlesien und der Tschechoslowakei seien bisher in den üblichen Mengen geliefert worden. Knapper als m kohlen stände es um den Kots, aber auch hier sei es möglich, durch Ein- fuhr und durch Sparmaßnahme:: im Innern vor allen Dingen die
Der Männergesangverein„Dypvgraphia"(Mitglied des DASA.) gab, zum zweilenmal vor ausverkauftem Hause, in de? Hochschnte für Musik ein Konzert, an dem sich solisiisch Paula Weinbaum mit Liedern von Wolf und Kowalski beteiligte und Wittenberg eine Reihe von Violinsoli beisteuerte sowie sich tfls Klavierbegleiter eines Chorwerkes betätigte. Die prachtvolle Stimm« der hochmiisita- tischen Altistin hat an Weichheit und Ausdrucksfähigteit im Piano l«br gewonnen. Wittenberg , süßer Geigenton und seine VirttwsitSt stehen auf alter Höhe. Die Leistungen des Männerchors sind aller- ersten Ranges. Der langsährige Ehormeistcr W« i n b a u m. gleich gut als Dirigent wie als Klavier begkitcr, hat dieses Menschen inaterlal timmlich, musikalisch und künstlerisch in hervorragender Weise ge» chutt. Nur eine kleine Einwendung: Nebensilben sollten nicht so tark betont werden wie Hauptsilbcn; und die Vokale sollten bester und reiner geformt werden: es heißt nicht„sie schlummern friedlich aale und nur der Schiefer wacht", sondern:„alle" und„Schiffer"! Dieser sehr schwere Schubert-Ehor wurde auch sonst klonglich nicht so befriedigend vorgetragen wie alle übrigen Stücke. Am besten wirkten die Volkslieder, recht langwellig jedoch ein großer schwerer Hegar-Chor; höchst virtuos der Baumannsche Etfelwind. Wenn man sich an das Singen in der unnatürlichen Fistelstimme(das im Wesen des Münnerchvrs liegt, weil die ersten Tenöre ihren Part nur so durchführen können) gewöhnt Hai, so muß man dieser Ausbildung hier die höchste Anerkennung zollen. Dagegen waren die tiefen „schwarzen" Baßstimmen eine wahre Freude. Im ganzen ein Kon- zert, das allen künstlerischen Anforderungen genügt, die man sonst cm die berühmten Männerchöre bürgerlicher Art stellt. Dr. A. G. Der verfilmte Friedensvertrag. Der Friedensvertrag von Per» sailles wurde zum Welldrama und Deulig nahm ihn zum Film- Vorwurf und ließ ihn von Universitütsprosessor Ludwig Bernhard bearbeiten. Dem gelang es, die vielen Zahlen, mit denen er not- gedrungen operieren mußt«, durch bewegliche Trickkarten usw., wenigstens im Film schmackhaft zu machen. In anschaulicher Weis« wird der in seiner Auswirkung für die Weltwirtschaft nieder- schmetternde Inhalt des Fricdensdiktals dargestellt. Man wird be- kanntgemacht mit Deutschlands Gebiets- und Bevölkerungsverlustcn, mit den Aderlässen, die an Landwirtschaft und Industrie vorgenom- men wurden, der teilweisen katastrophalen Zertrümmerung unserer Verkchrsunternehmen. Auch wurde man bildlich Zeuge der Deutsch - land aufgezwungenen Abrüstung, die so sinnlos gehondhabt wurde. daß Mowre, Wunder der Feinmechanik, nicht � der Industrie zugc. führt werden durften, sondern zerschlagen wurden. Dos ist einpö» rend und oufrcizcnd für ein darbendes, arbeiten wollendes Volk. Diese Abschnitte des Films waren schon bekannt, weil Deulig sie bereits In den Wochenschauen laufen ließ. Ueber den uns und der Welt Verderben bringenden Friedens- vertrag von Versailles sind wir alle einig, über die Geräuschentsal- tung beim Ansehen des Films kann man aber wohl geteilter Ansicht sein. In den Kammerlichtspielen am Potsdamer Platz war feine Vorführung für einen Teil des Publikums aus jeden Fall sehr an- strengend. Es wurde getrampelt, gellatscht, gepfiffen und Zuschauer wurden rausgeworfen, die beim Absingen des Deutschlandliedes nicht ausstanden usw. Alle Anerkennung für ein freudiges Sichbetennen zu Deutschland in seiner Not, aber muß das unbedingt mit Radau verbunden sein? Ohne die Gabe der Weissagung zu besitzen, kann man Deulig mit dem verfilmten Friedensvertrag ein gutes Geschäft voraussagen.«. d.
Hochöfen und Gießereibetriebe in Gang zu halten. Durch Zuhllfe. nähme der schlesischen Reviere und geeigneter Klein kokssorten könne auch der dringende Bedarf an Schmiedetvhle gedeckt werden.
Gegensätze im Lornite des Forces. Pariser Blätter berichten über heftige Meinungsver- fchiedcnheiten innerhalb des Cornite des Forges, d. h. der Zentralorganisation der französischen Schwerindustrie. Danach würden die Industriellen des Nordens und des Ostens unter Führung des lothringischen Stahlmagnaten de Wendel mit allen Kräften„bremsen" und aus die Regierung im Sinne einer Ver- ständigung einwirken, während«ine andere Gruppe unter Führung Schneiders, des Besitzers der großen Werke in Le Creuzot, L« Havre , St. Nazaire usw., für die Verschärfung des Ruhrkonflikts«intrete. Das liege daran, daß insbesondere die lothringischen Hütten infolge des Ausbleibens der Kokszufuhr aus dem Ruhrgebiet Schwierigkeiten gegenüberständen, die sich von Tag zu Tag ver- schlimmerten, während die sonstigen Werke nicht in demselben Maße auf die Ruhrkohle angewiesen sind. Die Creuzot-Gruppe befinde sich nun infolgedessen in einem zunehmenden Konkurrenz- vorteil gegenüber der Wendel-Gruppe, den sie auch durch die Fortdauer und die Zuspitzung des deutsch -stanzösischen Konfliktes immer mehr auszunutzen versuche. Tatsächlich nehmen die Schwierigkeiten de� Hochösen im Osten Frankreichs immer mehr zu. Dos geht aus dem Bericht eines vom Pariser „Oeuvre" am 6. März nach Nancy entsandten Sonder- berichterstatters deutlich hervor. Bereits am 15. Februar hatte das Bulletin der„Industriellen Rundschau des Ostens" die Lage sehr düster geschildert, jedoch die Hoffnung ausgesprochen, daß„die Ruhraktion Ihre«Früchte rech t bald" einbringen werde. Aus den Cr- klärungen, die der Sonderberichterstatter des„Oeiwre" am Sitz der verschiedenen Industrieverbändc in Nancy erhielt, geht jedoch her- vor, daß diese Hoffnung sich im Lauf« der letzten Woche in keiner Weise erfüllt hat. Die gefragten Persönlichkeiten kamen mit der Sprache nur schwer heraus, doch geht aus ihren Erklärungen her- vor, daß die Industriellen die allergrößten Schwierigkeiten über- winden müssen, um nur die wenigen noch nicht völlig ausgeblasenen Hochöfen in beschränkter Tätigkeit aufrechtzuerhalten. Borläufig soll allerdings— immer nach den Mitteilungen der französischen Blätter— die scharfmacherische Richtung Schneider die Oberhand innerhalb des Hütlenverbandes besitzen, dessen Gene« mlsekretär Robert Pinot , einst Intimus von Wendel, zu dessen Gegnern übergegangen sei. Der Verfasser führt sodann im einzelnen die Kohlen, und Kots mengen an, die Frankreich von Deutschland auf Repara» tionskonto vor der Besetzung erhielt und n a ch der Besetzung nicht mehr erhielt. Er berechnet den Geldwert dieses Verlustes mit IZg Millionen Frank. An sonstigen Sachleistungen für den Wiederaufbau g«. mäß dem Gillet-Nuppel-Abkommen, die seit dem Beginn der Ruhr- uktion aufhörten, hat Frankreich im Januar etwa 40 Millionen Fr. eingebüßt. Am schlimmsten hat sich aber der löprozentige Sturz der französischen Valuta fühlbar gemacht, der einen Der. lust in der französischen Handelsbilanz von 321 Millionen Fr. aus- macht. Darüber hinaus ist übrigens der französische Außenhandel im Januar gegenüber Dezember sehr wesentlich zurück- gegangen. Aus allen diesen Gründen und Tatsachen kommt der französische Sachverständige zu dem Schluß, daß die Verluste Frankreichs an direkten Ausgaben und an sonstigen volkswirtschaftlichen Verlusten weit über eine halbe Milliarde Papierstank allein für den ersten Monat des Abenteuers betragen. Unter diesen Umständen können wir es allerdings begreifen, daß die Regierung Potneare die Veröffentlichimg dieser Angaben in Frankreich als unerwünscht bezeichnet hat!
Da, kschechlsche Ausnahmegesetz ist nach Hinausschleisung einiger obstruierender Kommunistcn, die sich der Ausschließung nicht fügten, durch die Parlameulswache nach einer scharfen Protesterklärung der deutschen Sozialdemokraten und nach weiterer Besprechung, in Abwesenheit aller Oppositionsparteien, angenommen worden.
Dr. Zullu» Oevin las im Vortragsraum des Rowohlt- Verlages aus eigenen Werten. Leider unter manchem Ver- sprechen. Dennoch wirkte«in Kapitel aus dem Roman„©irnfon", dank der starken Bildkroft der Wort«, sehr eindrucksvoll. Ebenso ist die Erzählung„Dos kaiserliche Opfer" Zeugnis tiefsten Verfenkens und innigster Hingebe an fremde Gefühlswelten. Und das Nachsinnen de» Sohnes des Himmels, der zwischen den irdischen und überirdischen Dingen die Zusammenhänge sucht, gibt dem gern in den Tiefen suchenden Schriftsteller Gelegenheiten, wertvolle eigen- artig« Gedmiken nuszusprechen und auszuspinnen. Daß er aber mit semer lebenswahren Gestaltung oon Menschen aus fernen Welten Anklang findet, bewies der Beifall stiner zahlreich erschienenen Ge- meinde. e. b. Thealermonopol Rotttr. Die Leiter des Z e n t r a l t h e a t e r g stehen mit den Brüdern Rotter in Unterlmndlnng wegen Eingliede- nmg ihrer Bühne in den Rotter-Kvnzern. Wem: dann im nächsten Jahr auch nach das Theater des Westens und das L e s s i n g- Theater diesem Konzern zufallen, so werden die„Rotter-Werke" nicht weniger als sechs Berliner Bühnen ihr eigen nennen! Die Krise am Schiller-Theater dauert an und wird möglicherweise ihre Lösung in einer Uebernahm« des Hauses durch die Staatstheater finden. Die gräßlcn Wälder der Erde. Die planlose und unverantwort- liche Weise, mit der besonders in stüheren Zeiten die wertvollsten Wälder in Europa ohne jede Rücksicht ans die Forderungen einer geordneten Forstwirtschast abgehoizt worden sind, ist nicht nur für die Verschlechterung der klimatischen VerhälMisse vieler Länder ver- antwortlich zu machen, sondern sie trägt auch die Schuld daran, daß es in Europa kaum noch ein Land gibt, das eigentliche Riesenwälder ausweisen kann. Unter diesem Raickbau der Forstwirtschaft hatten auch in besonderem Grade di« Wälder Nordamerikas zu leiden, wo man Jahre hindurch meilenweit in unvernünftiger Weise die Bäume niederjchlug, ohne genügend für den Nachwuchs zu sorgen. Immer- hin befinden sich dort noch Wälder von außerordentlichem Umfang. So besitzt beispielsweise Kanada «in« Waldsläche In einer Länge von 2780 Kilometern und einer Breite von 1000 Kilometern, die sich über die Staaten Quebec und Ontario hnzieht und sich bis zur Halb- instl Labrador erstreckt. Im schwarzen Erdteil ist es Zentral- afrika , das zwischen dem Kongo und den Quellen des Nil sowie des Zambefi gewaltige Wälder besitzt. Die ausgedehntesten Wälder liegen indessen in Asien .' Dort findet sich in N a r d s i b i r i e n zwischen den Flüssen Ob und Lena ein riesiges Waldgebiet, das eine Länge von �800 Kilometern und eine Breite von 2700 Kilometern aufweist. Man hat es hier mit dem ausgesprochen größten Urwald der Erde zu tun, den zum großen Teil noch nr« eines Menschen Fuß betreten hat und der noch fast völlig der Durchforschung harrt.
MuieumSsübriingeu. Sonning. den 11., voim. Sst. Uhr, finden wlssenschastliche Führungen durch Diretlorialbeamte im Neuen Muicum (Aegypten von LOOV d t« 1600 v. C b r. j, im Kaiser- Frtedrich-Museum(Kunst des 1>. Hlabrhundert«> und im Museum für Bötkerkunde(DaS WirtschastSleben südamerikanischer Völker) slatt. Eintrittskarten zu 1 M. und Programme zu 2 M. sind vor Beginn der Führungen am Eingang der genannten Museen erhülllich. Moderne Eello- Sonaten, daninter die Erstaufführungen von KlndemUH. ttodaly und Goolien«, ipielen G e I a Trau(Eello), Felix P e t y r e I(Klavier! unter Mitwirkung von Jvvr K«r«au(Bioline), am 13.,» Uhr, im Sechste injaal.