nt.150 ❖ 4H. Jahrgang
Sellage öes Vorwärts
Freitag. ZS. März ms
wanöerZiele in den Gstertagen.
Aur Elbe. In den nordwestlichsten Zipfel der Mark, die Prignitz , führt diese Wanderung. Mit den Zügen der Berlin— Hamburger Bahn geht die Reis« zunächst bis Karstadt . Bom Bahnhof geht der Weg auf der Chaussee gen Nordwest, nach einer halben Stunde über die Löcknitz und jenseits der Brücke alsbald links ab über Dargardt nach Mellen(11 Kilometer von Karstadt ). Kurz vor dem Dorf, links der Chaussee, liegt ein Riesen st eingrab fMegalithgrab) aus der jüngeren Steinzeit(etwa ZOOV Jahre vor Beginn unserer Zeitrechnung). Ein länglicher flacher Erdhügel wird von aufrechtstehenden Granitblöcken umsäumt. In der Mitte, der einen Liuerseite etwas näher, liegen die Ueberreste der Grab- kammer, die als Mastenbegräbnisstätte diente. Nach kurzer Wände- rung kommen wir zu dem benachbarten Dorf R a m b o w und steigen zu der Tolnicderung bmab, in der der Rambower See liegt. Am Rande der Niederung/wandern wir über N a u s d 0 r f zum R u d 0 w e r See. Wir bleiben eine kurze Strecke auf dem Westufer des Sees und folgen dann einem der rechts abbiegenden Wald- wege zur C häufst«. Der Wald weist eine Anzahl Reiherhorste auf, die jetzt in der Mark Brandenburg recht selten geworden sind. In südwestlicher Richtung kommen wir nach Lenzen(14 Kilometer von Mellen), einem alten Städtchen an der Löcknitz , im Elbtal ge- legen. Ueber die Löcknitz wandern wir südlich zum Elbdeich, der sich dicht neben dem Sttom hinzieht. Jenseits des Stromes erhebt sich«in M Meter hoher, mit Wald bedeckter Höhenzug, der Höhbeck . Auf seiner Höbe befand sich das Kastell Hchbuoki, das von Karl dem Großen(nach 800) als Grenzfeste gegen die Wenden errichtet wurde. Bon der Höhe des Berges, zu dessen Fuß man mit dem Fährboot hinüberfahren kann, bietet sich ein weiter, prächtiger Ausblick über den Strom und weit in die Prignitz , Mecklenburg und das hannoversche Land hinein. Bon der Fährstell« Lenzen wandern wir aus dem Elbdeich gen West durch die Lenzener Wische. Links vom Deich strömt die Elbe, während rechts die Häuser der Wischedörfer liegen. Fast ausschließlich ist hier das niedersächstfche Bauernhaus, eine Seltenheit in der Mark Brandenburg, anzutreffen. Zwischen alten Nüstern»nd Eichen, mit tief herabgezogenem Stroh- dach und Pstrdeköpfen als Giebelocrzierung, ist es breit und behäbig hingelagert. Menschen und Vieh, Erntesegen und Tenne beherbergt es unter einem Dach, das von keinem Schornstein gekrönt ist. Durch die offenen Fache im Giebel und durch das„Uhlenloch" in desten Spitze sucht sich der Rouch seinen Weg ins Freie. An den Dörfern Mödlich, Kroß- und Klein-Wootz, Kietz, Unbesandten, Be- sandten, Baarz und Gaarz vorüber geht es zur Elve, die in Mecklcn- bürg entspringt und hier in die Elbe müntet. Wir lasten uns über- setzen und sind bald in Dömitz , einem kleinen mccklenburaischen Städtchen, das ehemals Festung war. Hier oerbrachte Fritz Reuter den Rest seiner„Festungstid". Entfernung von Lenzen(ohne Ueber- fahrt zum Höhbcck) 22 Kilometer. Bon Dömitz Rückfahrt über Wittenberge nach Berlin . Zur tzavel. Die schönen, blauen Havelseen bieten«in näher gelegenes Ziel. Bom Bahnhof W a n n s e e gehen wir durch die Bahnhof - und Königstraße zur Brücke über das Berbindungsfließ des Großen mit dem Kleinen Wamste«. Einige Wochen weiter, und die Seen werden wieder belebt fein von schmucken Seglern, flinken Ruderbooten und qualmenden Dampfern. Wir wandern weiter bis zum Ende des Orts. Beim Wirtshaus„Reichsadler" wenden wir uns rechts ab. In den Kiefernwald sind vielfach Akazien oder richtiger gesagt, Robinien eingesprengt. Nach etwa einer Biertelstund« verlosten wir die schmale Chaussee und wandern in nördlicher Richtung durch den Wald zur Havel . Hügelzüge von beträchtlicher Erhebung begleiten den Fluß. Zwischen dem Fuß dieser Hügel und dem Wasser zieht sich ein Wiesengürtel hin, den die steigenden Frühjahrsfluten oft überschwemmen. Inmitten der Havel erhebt sich die Pfauen- i n s e l, von der das Geschrei der Pfauen herübertönt. An der � Fährstelle können wir uns überletzen lasten. Schöne Partanlagen weist die Insel auf, auch fremdländische Bäume sind hier ange- pflanzt. Auf der Pfaueninsel hatte der Erfinder des Rubinglases, der Alchimist Kunkel von Löwenstein, der im 17. Jahrhundert lebte, � fein Laboratorium. Bon den Uferrändern bietet sich ein prächtiger Blick über die sceartige Havel mit ihren Ufern. Auf dem Festland wandern wir weiter, zur Linken die steilansteigenden, schön be- waldeten Berge, zur Rechten den blauen Wasserspiegel der Havel . Wir kommen an der M 0 0 r l a t e, einer Havelbucht, vorüber Vom jenseitigen Ufer grüßt Sakrow mit der Heilandskirche am Port. Zuletzt führt der Weg an dem umfriedeten Park von Glienick « hin.
Schließlich kommen wir zur S l i e n i ck e r Brücke. Bon hier haben wir noch einmal einen schönen Blick über die Havel . Vor uns Potsdam , das von den Fluten umspült wird,-am gegen- überliegenden Ufer der Park von Bab'lsberg. Hinter uns die weite Wasserfläche bis nach Sakrow, von der der Jungfernse« gen Nordwest abzweigt. Ein Rundgang durch die Altstadt Potsdam beschließt die Wanderung.(Weglänge etwa 16 Kilometer.) Aur Löcknitz. Eins unserer schönsten märkischen Waldfließ« ist die Löcknitz, die in ihrem unteren Teil schiffbar ist. Wir fahren bis Erkner und durchwandern den freundlichen Ort. Bald hinter der Kirch« führt halblinks die Fürstenwalder Straß« zum Friedhof und zur : Eisenbahn . Am ersten Bahnübergang überschreiten wir die Eisen- j bahn, wenden uns durch den Waid eine kurze Strecke nach Ostcn � und haben die Wiesenniederung erreicht, durch die sich die Löcknitz ; schlängelt. Sie entspringt in dem sich zwischen Strausberg und � Mümj)eberg erstreckenden Roten Luch. Schon als junger Bach ist , die Löcknitz so wasserreich, um mehrere Mühlen zu treiben. Der � Weg führt bald dicht am Fließ , bald in einiger Entfernung von ' ihm hin. Recht abwechslungsreiche Bilder bietet die Wanderung. ! Gurgelnd und glucksend ziehen die Wasser durch den schweigsamen Kiefernwald. Hin und wieder stehen kleine Häuschen und Lauben am Ufer, die uns an die Nähe der Großstadt«rinnern. Jenseits der Löcknitz tauchen die Häuser von Werlsee, Gottesbrück und Bergluch auf,«in Kranz von Ortschaften, der die Löcknitz ' und die sich westlich von ihr hinziehende Scenkette begleitet. Auf � der Großen Wallbrücke, über die der Weg von Grllnheide zum Bahnhof Fangschleuse führt, überschreiten wir die Löcknitz . In der Nähe der Hundezuchtanstalt vorüber, wo auch Polizeihunde abgerichtet werden, kommen wir nach Grün hei de, auf der Landenge zwischen Peetzsee(rechts) und Werlsee(links). Von dem Hochgele-
gonen Friedhof haben wir eine schöne Aussicht. Hier sind einige Weymouthskiefern angepflanzt, die sich von unserer heimischen Kiefer besonders durch ihre Nadeln und Zapfen unterscheiden. Die Nadeln sind ganz weich und stehen zu Fünfen vereint, die Zapfen sind bis 12 Zentimeter lang und haben groß« Schuppen. Die Weymouths- tiefer, auch Strobe genannt, wurde 1705 durch den englischen Lord ! Weymouth von Nordamerika nach Europa gebracht.— Auf dem Nordufer des Werisees wandern wir nach Fangs chlcuse, dann � auf der Chaussee nach Erkner bis zum Wandanfanz. Hier biegen | wir links ad und bleiben in der Nähe des Waldrandes. Bald haben wir den Heidereuter- und den Wupatzsee erreicht, zwei echte, mär- kische„Waldaugen". Am Rande der Löcknitzniederung wandern wir zur Chauste« und sind bald darauf wieder in Erkner. (Wegläng« etwa 16 Kilometer.)
fiuf öer Auktion.
Wie wird das Osterwetter?
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Die schon seit Mitte fles Monats März überall vorherrschende heitere und trockene Witterung hielt in den meisten Gegenden Deutschlands auch in den letzen Tagen an. Nur am Anfang dieser Woche fanden beim Vorübergang eines kleinen aus Südwest herangezogenen Tiefdruckgebietes an verschiedenen Stellen West- und Mitteldeutschlands leichte Kegenfälle statt. Nach Entfernung dos Tiefs breitete sich ein in Westrußland befindliches Hochdruckgebiet nach Skandinavien aus. Nordöstlich der Elbo trat daher bei ziemlich frischen nordöstlichen Winden eine nicht unbedeutende Abkühlung ein, wogegen inWestdcutsohland nach wie vor 20 Grad 0' täglich übersobritten wurden. Jetzt ist von Süd- westeuropa nach Krankreich und Süddeutschland auch ein umfangreiches Hochdruckgebiet gelangt, das langsam weiter nordwärts vorzurücken scheint. Bei niäUigcn. vorheprschonsl nordÖMtlichcn Winden haben wir dementsprechend um vortibergefaende Ziinahinc der Bewölkung, sonst für Freitag und Sonnabend trockenes. gaUßtenteils heiteres, in der IVacht zu Sounabend ktlhles Wetter, aber an beiden Tagen ziemlich hohe �littagstenipera- tnren zu erwarten. Aach für die Oster felertage Ist die Aussieht auf schönes, warmes, wenngleich etwas veränderliches Frühlingswetter nicht gering.
Not und Elend, Kummer und Sorgen sind beute ständige Gäste in den breiten Bevölkerungsickichten. Ter Wochenverdienst des Mannes deckt knapp die laufenden Ausgaben. Wie wird es aber, wenn die Schuhe zerrissen sind, die Kleidung zerfällt und das .�Flicken der Unterwäsche leinen Ersolg mehr veripricht? Dann ' greift der bedrängte Familienvater notwendig zu dem letzten Aus» I weg. dann vcräutzert er noch vorhandene Wertsachen. Sind Uhr, > Kette und Ring bereits verkauft, dann folgen einzelne entbehrliche j Möbelstücke, um die wiitschafiliche Not ein wenig zu lindern. Sachen, die sich in der Familie von Kind zu Kind vererbten, woran so manche Erinnerung hastet, übergibt man dem Auktionator. Das Gesamtbild dort ist der Spiegel unserer traurigen Zeit! Da stehen alte Küchenspinden, hinter deren Scheiben noch Gar« dinen trauern, Sofas, Kleidersvinden, Gardinensiangen. Tische und Stühle. Kurzum, es ist soft alles da. was der Menick braucht oder brauchen könnte. Schon lange vor Beginn der Auktion haben sich die Händler eingefnnden, um die Gegenstände zu besichtigen. ES sei hierbei bemerkt, daß daS Privatpublikum auf einer Auktion so gut wie gar nicht zum bieten kommt. Es wird fast immer Von den Händlern überboten werden und ist schließlich nicht mehr in der Lage. Höchst selten kommt es vor, daß irgend jemand aus dem Privatpublikum einen Gegenstand zu erstehen vermag. Dann aber haben die Händler gewöhnlich keine Verwendung dafür und bieten nicht mit. Mit geringen Summen wird angefangen und teuer genug ist der Gegenstand geworden, wenn der Hammer des Auktionators entscheidend fällt. Aber eS kommt zuweilen auch ander?. Steht da z. B. eine gebrauchte, weißgestrichene Küche. Man bietet 60 000. 80 000 und 100 000 M. Das ist dem Auktionator zu wenig und er bricht die Küchenauktion ab. Eine noch ziemlich gut erbaltene Ladeneinrichtung geht mit der lächerlichen Summe von 110 000 M fort, während ein Frisierspiegel, der fast vollkommen wertlos ist, bis zu 50 000 M. gesteigert wird. Manchmal kommt es überhaupt gar nicht zum bieten, da das Publikum kein Angebot macht. Dem Auktionator ist daS gleichgültig. Der Gegenstand wird dann am nächsten Tage versteigert und bringt oft höhere Summen, als man erwartet hat. Gar zu bald ist für den Auftraggeber des AutionotorS aber auch die Quelle seiner Sachwerte versiegt und das grausame Spiel der Not sängt wieder von neuem an.
fienSerungen von Straßenbahnlinien. Bei der Straßenbahn sind noch folgende Linienändcrungen nötig gewordene Linie 7 oerkehrt versuchsweise statt über Goltz- und Maaßenstraße über die ganze Grunewgld-, Kaiscr-Friedrich-, Man» stein-, Bülowstraß«: Linie 18 verkehrt bis auf weiteres auch an Sonn- und Feiertagen: Linie25und125 werden als einheitliche Linie 2? über llniversitäis-, Dorothcen-, Budapester, Königgrätzer Straße bis Anhalter Bahnhof verlängert; Linie 26 und 43 werden eingezogen: Ccinsatzlinlc 43E verkehrt zwischen Hohcn- zollernkorso und Behrcnstraße: L i n i e 4 0 wird von Pankow (Breite Straße) bis Niederschönhausen (Blankenburger Straß«) verlängert; Linie 51 und 151 werden von Jnvalidenstraße statt über Bete- ronenstraße usw. durch die Brunnenstraße bis Dsmminer Straße geführt: Linie 67 wird vom Alexanderplatz über Alexander-, Münz-, Neue Schönhauser, Rosenthaler Straße, Hackefcher Markt, Burgstraße, Friedrichsbrücke, Museumstraße, Kupfergraben geführt und hier mit Linie O vereinigt: Linie 70 wird von Tempelhof (Friedrich-Äarl-Straße) bis Maricndorf(Dorfstraß?) verlängert: als Linie 78 wird die neue Linie Lichtenberg (Biktvriaplatz) bis
(Nachdruck verboten. Ser Malit-Bcrlaz, Serlin.) Drei Soldaken. 74] Von Zohn dos Pasjos. Aus dem OTierltonIschen Manuskript übersetzt von Julia» Suaiperz. Andrews schaute auf die Uhr. Er hatte noch ungefähr eine Stunde Zeit vor der Universität. Er stand auf, bezahlte den Kellner, ging den Boulevard hinunter und dachte lächelnd an Seiten, die er geschrieben hatte, an Seiten, die er noch schrei- den würde und war von einem Gefühl frohen Zufriedenseins erfüllt. Es war«in grauer Morgen, gelblicher Nebel lag in der Luft. Das Pflaster war feuckt und spiegelte Frauenkleider und Beine und die Umrisse von Droschten wider. Ein Geruch von Veilchen traf Andrews, als er im Nebel an einem Blumenstand vorbeiging. Er erinnerte sich plötzlich, daß der Frühling nahte. In diesem Frühling werde ich nicht emen einzigen Augenblick vergeuden, sagte er zu sich selbst.„Man muß ihn Schritt für Schritt oerfolgen, von dem ersten Beilchen an. O, wie intensiv muß man leben, um sich für all die ver- geudeten Lahre schadlos zu halten." Er ging weiter auf dem Boulevard. Er erinnerte sich daran, wie er und das Mädchen, das der Soldat Jeanne ge- nannt hatte, zusammen gelacht hatten, als ihre Augen sich in jener Nacht in dem Restaurant trafen. Er wünschte den Bau- levard mit einem Mädchen wie diesem auf und ab gehen zu können und im nebeligen Morgen zu lachen. Er wunderte sich, in welchen Teil von Paris er wohl kommen werde. Aber er war zu glücklich, um sich darum zu kümmern. Wie wunder» voll lang waren die Stunden am frühen Morgenl Er bemerkte, daß er an einem langen Gebäude mit glän- zenden Fensterreihen vorbeiging, an besten Haupteingang Gruppen rauchender amerikanischer Soldaten standen. Unbe- wüßt beMeunigte er seine Schritte, in der Angst, einen Ossi» Zier, den man grüßen müsse, zu treffen. Er ging an den Sol- baten vorbei, ohne sie anzuschauen. Eine Stimme hielt ihn zurück: »Hallo, Andrews!" Als er sich umwandte, sah er einen kleinen Mann mit lockigem Haar, d'sten Gesicht, obschon bekannt, er nicht identt» sizieren konnte, untz�r jetzt auf ihn zuschritt. .Hallo, Andrew--! Dein Name ist Andrews, nich'?'
Andrews gab ihm die Hand und versuchte, sich zu er- inner». „Ich bin Fuselli. Erinnerst du dich nicht? Als ich dich das letztemal sah, fuhrst du gerade in einem Zuge mit Chris- sield an die Front... Wir nannten ihn immer Chris, nich'? Ln Cosne. Erinnerst du dich nicht?" „Natürlich." „Wie geht's Chris?" „Der ist jetzt Korporal," sagte Andrews. „Donnerwetter... Ich sollte auch'mal Korporal werden." Fuselli trug fleckige olivfarbene Hosen und schlecht ge- wickelte Gamaschen. Sein Hemd war am Hals offen. Aus seinem blauen Kitteljackett kam der Geruch ranzigen Fettes, den Andrews sofort erkannte: der Geruch von Armeeküchen. Sofort erinnerte er sich daran, wie er inmitten langer Reihen an kalten, dunklen Morgen gestanden hatte und an das Ge- räusch, das das Esten verursachte, wenn es in das Eßgeschirr hineingeschüttet wurde. „Warum bist du denn nicht Korporal geworden, Fuselli?" fragte Andrews nach einer Pause mit gezwungener Stimme. „Habe Dummheiten gemacht, nehme ich an." Sie lehnten sich gegen die staubige Hausmauer. Andrews sah hinunter. „Nun, wie geht's dir jetzt?" Andrews fragte und schaute plötzlich auf. „Lch bin in einem Arbeitsbataillon. So geht's. Sehr im- angenehm." � Andrews wollte fort. Er hatte plötzlich Angst, zu spät zu kommen. Aber er wußte nicht, wie abbrechen. „Wurde krank," sagte Fuselli grinsend.„Vielleicht bin ich's noch. Sie behandeln«inen hier wie Dreck..." Eine Frau in einem hellblauen Hut ging vorbei. Andrews erblickte ein weißes, gepudertes Gesicht. Ihre Hüften zitterten auf und ab wie Gelee unter ihrem blauen Rock, bei jedem schweren Tappen ihrer hohen Absätze auf das Pflaster. „Die sieht ja wie Jenny aus. Bin froh, daß sie mich nicht gesehen hat." Fuselli lachte. „Hätte vor ein paar Nächten bei ihr sein sollen. Wir waren so betrunken, daß wir uns nicht rühren konnten." „Du wirst wohl bald nach Hause kommen, nicht? Sie können dich aber wohl nicht entlasten, ehe du geheilt bist." •Weiß mcht. Einige sagen, daß so etwas nie heilt,"
„Findest du nicht, daß die Küchcnarbeit verdammt lang- weilig ist?" „Nicht langweiliger, als irgend etwas anderes. Was machst du in Paris ?" „Studiere an der Universität." „Bin froh, daß ich nicht wieder zur Schule muß." „Auf Wiedersehen, Fuselli." „Auf Wiedersehen, Andrews." Fuselli wandte sich um und schlenderte zurück zu der Gruppe Soldaten am Eingang. Andrews beeilte sich, fortzu- kommen. Als er um die Ecke ging, sah er Fuselli mit den Händen in den Taschen und gekreuzten Beinen, an die Mauer des Toreingangs gelehnt, stehen. 3. Der Regen rauschte schwer um ihn und machte seine Nerven ganz lebendig und sein Fleisch zitternd vor Erregung. Das Gurgeln des Wassers, das durch die Straßen rinnend ab- floß, erweckte in ihm Vorstellungen von einschläfernder, woll- lüstiger Musik. Die fiebrige Erregung seiner Sinne schuf rasende Rhythmen in seinen Ohren. „Ach, der arme Soldat! Wie naß er ist," sagte eine kleine, zitternde Stimme neben ihm. Er wandte sich um. Das Mädchen bot ihm ihren Schirm an. „O, es ist ein Amerikaner," sagte sie, als ob sie noch zu sich selbst spreche. „Aber es ist ja nicht nötig" „Aber ja." Er trat unter den Schirm neben sie. „Aber Sie müssen mir schon erlauben, ihn zu hallen." „Schön." Als er den Schirm in die Hand nahm, sah er sie an. Er blieb stehen. „Aber Sie sind ja das Mädchen aus der„Tanzenden Ratte." „Und Sie waren an dem nächsten Tisch mit dem Mann, der das Lied sang?" „Wie amüsant!" „Und jener da, der so ulkig war..." Sie brach in Lachen aus. Andrews lachte euch. (Fortsetzung folgt.)