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Sonntägliche Zum Samithsee. Mt> den vom Stcttiner Bahnhof ausgehenden Fernzügen fahren � wir bis Biesenthal . Da wir die Rückfahri von Melchow, der auf Biesenthal folgenden Station, antreten wollen, lösen wir ein« Sonntagsrückfahrkarte bis Melchow . Sie berechtigt zur Hinfahrt von Sonnabend mittag an. Vom Bahnhof wandern wir durch die von Landhäusern eingefaßte Straße in einer Stunde nach der Stadt Biesenthal . Ein freundlicher Ort ist Biesenthal , an der unteren Finow gelegen, die aus mehreren Quellflüßchen entsteht. Sie verewigen sich in den Wiesenniederungen südlich der Stadt; aus dem Hellsee kommt das Hellmühler Fließ, aus der Gegend von Rüdnitz das Rüdnitzer Fließ und aus dem Streesee das Pfauensließ. Nach der Vereinigung fließt die Finow nach Norden in dos Ebers- walder Urstromtal ab. Hier nahm sie ihren Lauf gen Osten zur Oder; jetzt führt der Fmowkanal dorthin, von dem die Finow bei ihrem Cwtritt w dos alte Tal aufgenommen wird. Biesen tJ�h l war ursprünglich«in wendisches Fischerdorf, das 1265 als Bizdol genannt wurde. Der Ort bekam 1307 Stadtrechte, nachdem schon rorher ein markgräflicher Vogt hier eingesetzt worden war. Die Gegend um Biesenthol war auch schon in vorgeschichtlicher Zeit ver- höltnismäßiq zahlreich bevölkert, wie die an vielen Stellen oufge- fundenen Spuren von den Menschen jener Zeit dartun. Erwähnens- wert fwd besonders einige Feuerftein-Schlagstätten, das sind Oert- lichkeiten, an denen Feuersteinstück« durch kunstgerechtes Schlagen zu Merk.zeugen und Waffen hergerichtet wurden. Der liebevollen Kleinarbeit einiger Arbeiter- und Wandergenossen ist es gelungen, dies« Schlagftätten aufzufinden und der wissenschaftlichen Bearbeitung zugänglich zu machen. Manche der gefundenen Werkzeuge sind von einer geradezu verblüffenden Zierlichkeit: sie gehören der Uebergangszeit von der Alt- zur Zungsteinzeit an. Ihr Alter geht etwa auf das Jahr 6000 vor Leginn unserer Zeitrechnung zurück, entspricht also ungefähr dem der dänischen„Kjökkenmöddinger* (Küchenabfallhaufen). Die Breitestrahe führt rechts zum Schloß- b e r g mit Aussichtsturm. Durch die Wicsenniederung geht der Weg nach Norden, links vom Reierberg vorüber zur Wehr- mühl«..Hier überschreiten wir die Finow und wandern auf ihrem Ostufer weiter nach Norden zur Pohlitz brücke. Hohe Pappeln besäumen hier das Fließ. Wir überschreiten die Drücke und kommen auf dem Westufer bald an ein« breit«, schnurgerade Woldstraß«. Nach etwa 5 Minuten biegt von dieser Straße«in Weg rechts ob, der am Waldrande in der Näh« der Finowniederung hinführt. Schließlich überschreiten wir das Fließ wieder und wenden uns jenseits südöstlich zum Gestellweg 11, den wir nach kurzer Zeit erreichen. Ihm folgen wir bis zum Ouergestell gg, auf dem wir wenige Schritte nach Süden wandern, und nun an der Nordspitze des Samithsees find. Ein überraschend schöner An- blick bietet sich uns. Der See ist von Wasservögeln belebt, und ein Nachen gleitet wohl über die still« Wasierfläche. Prächtiger Wald umrahmt die Ufer. Auf schmalem Steig wandern wir dicht am See entlang. Hohe Wacholderbüsch« sind dem Kiefernhochwald beige- mischt, Laubgebüsch beschattet das Seegestade. Am Beginn des verlandeten Teils des Sees, einer sumpfigen Niederung, verlassen wir den See und bleiben am Rande der Niederung bis zu ihrem Nordende. In der Niederung liegen als Reste des Sees der Klein« Samithsee, der Mittel- und der Hinterpfuhl. Wir folgen dem Wege, der am Ende der Niederung vorüberführt, nach recht» und halten uns auch bei allen Wegabzweigungen nach rechts. So kommen wir zum jenseitigen Ufer der Niederung, an den Kleinen Samithsee, und an die Südspitze des Großen Samithsees, den wir noch einmal von hohem Ufer in seiner ganzen Ausdehnung überschauen. Auf dem hier beginnenden Geftellweg ee wandern wir über Berg und Tal nach Süden, ein« prächtige Waldwanderung. Im Grusegrund steht«in« Anpflanzung junger Douglastannen oder
(Nachdr. veri. Dezweiser-Verlaz, Berlin .) -i Als die Wasser fielen. Von Otto Ruog. Holger(Bude besichtigte wieder die alte Bark, die seit lan - gern hier auf ihrem Ankerplatz am Bollwerk in Nyhavn lag. Es war in der Tat ein ungemein trübseliges Schiff.(Budes Schritt tönte dumpf auf den Planken, das Holzwert war porös wie Bimsstein. Ein Fetzen Segel hing noch in einem sackförmigen Bündel um die Großmastrahe. Die in den Schiffs- räum führenden Treppen waren abgebrochen, wahrscheinlich von den losen Vögeln des Hafens als Brennholz entführt. An Hütte und Kajütenkappe saß noch die Kruste des weißen Anstrichs, auf der alle Nägel und Bolzen rostrote Ränder aus- geschwitzt hatten. Zum Bewohnen, wie er es sich gedacht hatte, schien ihm dieser alte Kasten nicht sehr vielversprechend zu fein— selbst nicht für kürzere Zeit. Aus einem Verschlage achtern, wohl der Kammer des Steuermanns, hatte er sich einen Wachstuchüberzug zum Sitzen geholt, aber sofort wimmellen Asseln über seine Hand. Er blieb an der Backbordreling stehen. In der Takelung waren die meisten Leinen der Wante längst entzweigetreten, und er sah den Nyhaonkanal wie durch die zersprungenen Scheiben eines Treibhauses. Bollwerk und Gebäude lagen unverändert da, ungefähr io, wie er sich des Quartiers aus seiner Kindheit erinnerte. Das Fahrzeug lag in Lee. allen Vorüberkommenden durch ein großes, blaßrotes Packhaus verborgen, das den äußersten Flügel des Nyhaonkanals gegen den Hafen bildete. Hier, auf dem engen Platze vor dem jahrhundertealten Gebäude, hatte er sich in seiner Kindheit herumgetrieben. Von hier aus lag am Hafenkai entlang eine Reihe grauer und gelber langrückigcr Pack- und Lagerhäuser, die weitläufigen Zeilen der Kvästhus- gad«, und näher am Toldbodkanal der mächfige Flügel des Kieler Packhauses. Aber heute, wie diesen ganzen Winter hin- durch, war der Hafen wie ausgestorben. Alle Luken in den gelben Giebeln waren dicht verschlosien, kein Kran regte sich. kein Lärm ertönte von ladenden oder löschenden Schiffen. Und doch sah man die Dampfer Seite an Seite, eine dreifache Reih« vom Packhause hier bis hinaus zur dunklen roten Mauer des Freilagers: eine Riesenallee von Masten, Regimenter von schwarzrot und blaurotweiß uniformierten Schornsteinen hielten hier und lagen jetzt bald das zweite Jahr auf. Er erinnert« sich, daß hier in seiner Kindheit die großen,
Wanöerziele. Duftfichten, Fremdlinge aus Nordamerika , die man hier«inzu- bürgern versucht. Die Nadeln strömen einen angenehmen Duft aus, besonders beim Zerreiben. Wir kommen zum Ouergestell C, dem wir nach links zum Bahnhof Melchow folgen. Wegläng« etwa 22 Kilometer. Wenn öer Ginster blüht. Di« Vorortzüge der Ostbahn bringen uns von den Fernbahn- höf«n der Stadtbahn oder vom Schlesischen Bahnhos nach Hoppe- garten. Westlich des Geländes der Rennbahn wandern wir nach Dahlwitz. Jenseits der Frankfurter Chausie« führt ein Landw«g in südöstlicher Richtung, der uns an Münchehof « vorüberbringt. Im Dorf«in« alt« Granitkirch«. Auf der von schönen Kastanien eingefaßten Strohe wandern wir weiter. Rechts sehen wir die Müggelberge. Wir kommen nach Schöneich«, ein«m freund- lichcn Dorf, das y, n«u«r«r Zeit sich mit einem Kranz aufblühender Siedlungen umgeben hat. In Schöneich« wurde 1730 das Schind- lersch« Waisenhaus gegründet, das dann 16 Jahre später nach Berlin oerlegt worden ist. In d«r Dorflirche befindet sich ein D«nkmal des Begründers von Schadow. Schöneich« liegt auf dem
WsttonsussiOkten für Sonntag.
In den letzten Tagen des Monats Mai nnd zn Beginn des Juni wurde Deutschland von mehreren, aus Frankreich und Italien hergekommenen Tiefdruckgebieten durchzogen, während ein Hoch sich meistens von Island bis Südskandinavien oder bis zur südlichen Nordsee erstreckte. Im ganzen deutschen Binnenlande landen demgemäß sehr zahlreiche Kegenfälle statt, zwischen denen sich der Himmel immer nur kurz vorübergehend aufklärte, längs der Küste hingegen herrschte bei veränderlicher Bewölkung trockenes Wetter bei weitem vor. Dabei schwankton die Temperaturen innerhalb weiter Grenzen. Zum Beispiel sank das Thermometer in Dahme in der Nacht zum Montag bis auf 4, stieg daselbst jedoch am Montag nachmittag bis auf 20, in Magdeburg und Bamberg sogar bis 24 Grad Zelsius. Die stärksten Regengüsse gingen unter heftigen Gewittern am Mittwoch abend nnd in der Nacht iura Donnerstag im mittleren Norddeutschland hernieder, wo am Donnerstag morgen beispielsweise in Berlin 13, in Magdeburg 24 und auf dem Brocken 54 mm Niederschlagshöhen gemessen wurden. Aach gegenwärtig; werden dan mittel und uatcaropälache Festland noeb zum gräfiten Teil von vcrachledcnen kleinen Tlefdrncbcebieten eingenommen, wbhrend dat* nordweatliebe Hoch nnr wenig atidootwürra vorgedrungen Ist. Wir haben daher nach für Sonnabend and Sonntag überwiegend bewölkten Himmel nnd öfter leichte Kegenfälle bei müüigen nordwestlichen Winden zu erwarten, anter deren FinfluS die Temperatur etwas tiefer herabsehen dürfte.
haushohen Schiffe der Thingoallalinie mit gelben Sternen auf den Schornsteinen ihren Platz gehabt hatten. Seine Schwester und er hatten dort zwischen Bauholz- stapelst und Warenballcn, die so hoch wie die Wälle der Festung waren, gespielt. Von dem alten Hause in der Nähe des Amaliestborg'platzes, das ihr Heim gewesen war, kannten sie alle Winkel und Gassen, die durch die Schloßgärten, über Mauern und durch stockfinstere Läger hierher führten: sie schlichen sich an den Planken entlang hoch über aufgehäuften Mais, sie hatten geheime Gänge durch Berge von zusammen- gebundenem Kork gebohrt, hatten Hürden rollender Fässer mit Petroleum oder Rum genommen, sich durch ein Schlaraffen- land von Zlpfelsinen oder Zuckerrohr gegessen, bis sie hierher gekommen waren, wo der Hafen im Schnee von Salpeter oder in einem Herbstwetter von fegendem Weizen lag, die von „Thingvalla" und„Geyser ", jenen beiden Schwesterschiffen, gelöscht wurden, die später— jetzt war es schon lange her— Schiffbruch erleiden sollten. Dort über dem Rücken der roten Packhausdächer erblickte er undeutlich Giebel und Mansarden des alten Quartiers, in dem er seine Knabenzeit verlebt hatte. Seit vielen Iahren stand es unverändert da, hier die sandsteingekörnten Mauern Amalienborgs, dort wie ein irischgrüner Helm, die Kuppel der Marinorkirche. Dies alte östliche Viertel von Sankt Annä—. Das Fahrzeug, auf dem er sich einzurichten gedachte, war verkommen, finster und schorfig in allen Winkeln, wahrschein- lich ein Rattennest. Alles Wrackgut, das man von Deck aus erreichen konnte, war gekappt und von den Dieben des Quar- tiers entführt worden. Alles Tauwerk hing ausgedörrt, zu- sammengcschrumpst, wie der Strick eines Gehenkten, herab. Es hatte kürzlich geregnet, schleimige Pfützen zeigten, wo das Deck am ttefften ausgebeult war. Unten im schwarzen Kanal lagen halb unter Wasier die letzten Treibeisblöcke und hobelten träge gegen den Bug der Bark. Irgendwo aus der Hütte oder dem Raum klang ein ununterbrochenes Tropfen, als taute auch hier an Bord der Winter und ränne hinaus. Einladend war es hier nicht, doch feit seiner, jetzt viele Jahre zurückliegenden Marinezeit war er mit Schiffen ver- traut. Wenn hier Ordnung geschaffen wurde, war wohl ein Aufenthalt an Bord möglich, der mit seiner Vorliebe für Iso- lation und für Wohnungen aus Planten und Brettern über- einstimmte, an die er sich in den vielen Iahren im Norden, zuerst in Finnland , später in den arktischen Gegenden Nord- rußlands, gewöhnt hatte. Weit Schlimmerem als dieser mitgenommenen Bark war er in den letzten drei Iahren ausgesetzt gewesen. Er hatte ge- lernt, sich in jeder Art von Räumlichkeiten zurechtzufinden. Der russische Zusammenbruch, die Wartezett, die Hungerszeit und
Westufer des Fredersdvrfer oder Mühlenfließes, das w den Riede- rungen östlich von Alt-Landsb«rg entspringt und sich bei Rahnsdorser Mühle in den Müggelsee ergießt. Ueberschreiten wir das Flieh, so sind wir in Klein-Schönebeck, das sich auf dem Ostufer des Fließes erstreckt. Wir folgen nun der von.Mriedrichshagen kommenden Straßenbahn. Der Weg führt an Grätzwalde vorüber, eine Siedlung, die noch allenthalben die Spuren ihrer Jugend zeigt; weiterhin kommt das Obstgut Hohenberge. Wir wandern auf dem Südrand des Barnim . Rechts erstreckt sich die Ebene d«s Berliner Urstromtales, von Kiefernwald bedeckt. Die Barnimhochfläch« ist nicht so eben; in sanft geschwungenen Linien zieht das Gelände auf und nieder. Durch Roggen- und Kartoffel- äcker führt der Weg. Bald erreichen wir die Klein-Schönebecker Heide. Rechts und besonders links vom Wege ist der Waldboden mit einem gelben Blütenteppich bedeckt. Es ist Ginster. der jetzt in Blüte steht. Das Hauptverbreitimgsgebiet des Ginsters sind dl« weiten Heidestrecken Nordwestdeutschlands. Dort flammt die Heids in leuchtendem Gelb auf, wenn der Ginster blüht. Es scheint dann, als ob leuchtendes Sonnengold sich auf das Land gesenkt und es mit einem flammenden Strahlenmantel zugedeckt hätte. Di« biegsamen, rutenartigen Zweig« des Ginsters streben aus dem grau«n Altholz zu wirren und undurchdringlichen Büschen auf. Die Rinde der Zweige ist von dunklegrüner Farbe, die von der Anhäufung«in«r großen Menge Blattgrün in den äußersten Rindenschichten herrührt. Dadurch übernehmen beim Ginster die Zweig« die Arbeit, die bei anderen Pflanzen nur von den Blättern vollbracht wird. Dem Ginster wäre eine Befriedigung der Bau- und Betriebsstoffbedürfniss« durch di« Umwondlungstötigkeit seiner Blätter allein kaum möglich. Sie sind einmal sehr klein und fallen zum anderen in den ersten heißen Juni- oder Julitagen zum größten Teil wieder ab. Di«ses ist jedoch für die Pflanze ein großes Glück, denn di« Blätter besitzen keinerlei Vorrichtungen, die die Pflanze vor zu starker Wasierverdunstung schützen. Di« Rinde ist dagegen mtt Spaltöffnungen versehen, die nur lein« ganz gering« Verdunstung gestatten. Deshalb kommt der Ginster als gut entwickelte Pflanz« auch dort noch fort, wo andere Pflanzen, wie das Heidekraut, wegen zeitweiliger Bodendürre nicht mehr gedeihen oder sich nur noch als Kümmerlinge durchschlagen können. Einen Nochteil hat b;« Verlegung der Stärkefabrik in die Zweigrinde allerdings für den Strauch mit sich gebracht. Das Holz bleibt fleischig und ist deshalb sehr frostempfindlich. In kälteren Wintern frieren die Ginsterbüsche fast bis auf das grau« Knotenholz zu Krüppeln zurück. Der Weg führt zum Wald hinaus. Weit schweift der Blick von hier über das Land. Vor uns liegt der Rüdersdorfer Grund, zur Rechten erheben sich die Kranichsberge bei Woltersdorf . Wir wan- dern zum Bahnhof Rüdersdorf , von dem wir die Heimfahrt antreten. Weglänge etwa 13 Kilometer.
Die neuen kohlenpreise. Infolge der ab 1. d. M. eingetretenen Erhöhung der Zechen- preise und Bahnfrachten ist eine entsprechende Heraufsetzung der Kleinverkaufspreise für Briketts und Koks erforderlich geworden, und zwar gelten, wie das Städtische Nachrichtenamt mitteilt, die neuen Brikettpreise mit Wirkung vom 2. d. M., die Kokspreiie mit Wirkung vom 4. d. M. wie folgt: L.. K ü ch e n- und Ofen- brand: Briketts je Zentner ab Lager 10 960 M., frei Keller 11480 M., GaSkoks je Zentner ab Lager 20 990 M., frei Keller 21 530 M.; B. bei fuhrenweisen Lieferungen: Brikett? je Zentner ab Lager 10 960 M, frei Keller 11 360 M. * Da» üohlenami gibt bekannt, daß durch die Abänderung?- bekanntmachung deS Magistrats zur Kohlenverordnung vom 1. Juni 1923 der§ 13 Abs. 1 der Kohlenverordnung durch folgenden Zusatz ergänzt ist:.Der Händler ist jedoch nicht ver- pflichter, einem Verbraucher an einem und demselben Tage mit einer größeren als der auf eine Nummer der Kohlenkarte entfallenden Menge zu beliefern."
endlich der Einmarsch der roten Garde in Archangelsk , wo er bis zum letzten Augenblick auf seinem Posten als fungierender Konsul ausgeharrt hatte, hatten ihn allen überflüssigen Kom- forts entwöhnt. Sein letztes Heim waren die von Ungeziefer wimmelnden Baracken der Werftmannschaft oder ausrangierte Eisenbahnwagen gewesen, die eben erst von Flecktyphus- Patienten und steifgsfrorenen Choleraleichen geleert waren. Dann, nach seiner Heimkehr, war es ein Hotelzimmer ge- wefen, das monoton, unleidlich durch fein System von Rubri- ken, gerade Raum genug für einen Gast mit Durchschnitts- gewohnheiten bot. Selbst auf seiner Flucht heimwärts, als er sich, lange nach Abmarsch der letzten Engländer, in einem Bauernschlitten versteckt, durch die Vedetten der Roten Garde schlich, hatte er sich nie so heimatlos gefühlt wie hier, wo er von der Etikette des Hotels und hundert aufmerksam dienenden Augen bewacht war. Die großen, umfassenden Arbeiten, die ihm jetzt übertragen waren, ließen sich nicht wohl in einem Hotelzimmer ausführen, wo er dem Besuch eines jeden, dem er entgehen wollte, ausgesetzt war. Sein Eigentum und die schweren Kisten mit Büchern und Papieren waren bereits an Bord gebracht. Er richtete sich einst- weilen achtern in einem Raum ein, den er einigermaßen frei von durchtropfendem Regen fand. Die Trepp« war hier er- halten. Hier achtern war zugleich die geräumige Kajüte des Kapitäns. Die Hütte, die sich ungefähr in Manneshöhe über Deck erhob, besaß noch den größten Teil ihres kniehohen Ge-- länders. Achteraus öffneten sich Schiebetüren nach diesem niedrigen, aber reichlich großen Decfhause. Hier schien die Besteckskajüte gewesen zu sein, aber alles, was nicht niet- und nagelfest war, bis zur Hängelampe, fehlte. Er fand die Räume vorn besser und beschloß, sich später dort einzurichten. Vorläufig war es hier unbewohnbar. Er stieg in die Mannschaftskajüte wie in eine qualmende Kloake hinab. An allen Wänden entlang liefen, mit einer Schmutz- kruste bedeckt, di« Kojen der Leut«, drei Reihen Borde— Bett an Bett. Sie stanken nach muffigen Kleidern, an einem Nagel hing noch ein Fetzen Oelzeug. Mitten durch die Kajüte, von der Decke bis zum Boden, ging der Fockmast wie der feste Kratzpfosten in einem Grönländerhause, der immer sein Will- kommen für den schorfigen Rücken der Gäste bereit hält: in Schulterhöhe war er hohl gescheuert und in Kniehöhe saß noch eine Vertiefung, die wohl Schiffsjunge und Schiffshund ge- meinfam auf Hunderten von Reisen gehobelt hatten. Die Rahmen der festen Kojen sahen aus, als ob ein Krippenbeißer seinen Stall hier gehabt hätte, die Bänke waren von Namens- zügen und Handzeichen zerschnitten. Das Kuhauge war eine einzige Masse von Spinneweb und Schmutz. (Forffetzung folgt.)