Wie die Statistik zeigt, sind diese Ueberlegungen heute aber nicht mehr stichhaltig. Bei dem jetzigen Tempo der Mark- entwertung ist es nicht mehr möglich, den bis- herigen Reallohn zu halten. Die sechs Monate Oktober bis März haben uns trotz Stabilisierungspause einen starken Rückschlag gebracht, und die rasende Preissteigerung, - die wir augenblicklich erleben, dürfte diesen Rückschlag noch verschlimmern, wenn sich auch für April und Mai der Real- lohn wieder auf% gehoben hat. Die Privatwirtschaft hat sich gegenüber denselben Schwierigkeiten mit Fakturierung in Edelvaluta oder gebrochener Fakturierung geholfen(in Edel- valuta für das Material, Papiermark für den Lohn). Wer diese Konditionsverhandlungen in der Industrie und die Tarifverhandlungen der Gewerkschaften verfolgt, wird sich darüber klar sein, daß Tarifverträge in Dollar oder Gulden nicht zu erreichen sind und daher die Massen nicht durch ein falsches Ziel verwirren. Zu diskutieren wäre also einmal: Lohnbildung durch unparteiische Schiedsgerichts, die neben dem Index auch die Konjunktur berücksichtigen, wie es seinerzeit der Arbeitsminister Brauns vorgeschlagen hat. Das würde aber in der Praxis nur bedeuten, daß die jetzigen Lohn- Verhandlungen etwas stärker auf den Index gestellt werden und alle acht Tage von neuem die taktische Stärke beider Organisationen den Lohn be- einflössen würden. Das einzige, was also ernsthaft in Frage kommt, ist demnach die Festlegung der Grundlöhne durch Tarifvertrag für zwei bis drei Monate und Anpassung der Lohnsumme in dieser Zeit an die Preise durch automatische Umrechnung auf Grund des Lebenshaltungsinder(aber auch nur dieses und nicht eines Gemisches aus verschiedenen Index» � zisfern). Das ist kein Heilmittel, mit dem man den Reallohn erhöhen kann, aber es ist ein Weg, um die zuungun- sten der Arbeiter wirkenden Faktoren der jetzigen Lohn- bildung leidlich auszugleichen. Praktisch möglich wäre es wohl nur in der Weife, daß für die Reichs-, Staats- und Gemeindearbeiter dieser Weg beschritten wird und In- dustrie und Handel sich dem anschließen. Eine solche Beschnei- dung des Jnflationsgewinnes am Lohn für den öffentlichen Arbeitgeber hat aber zur Voraussetzung eine Beseitigung des Jnflationsgewinnes an der Steuer für den Steuerzahler, und damit sind wir bei der Grundfrage: Sind derartige Jndexlöhne überhaupt möglich ohne Ein- führung der G o l d r e ch n u n g für die öffentlichen Betriebe und für die Steuern? Die Gewerkschaften können mit der jetzigen Methode bei den jetzigen Lalutaverhältnissen nicht den nötigen Erfolg er- zielen. Ihre früheren Gründe gegen den Indexlohn sind heute nicht mehr stichhaltig. Sie müssen daher ernsthast prüfen, ob der I n d e x l 0 h n in der geschilderten Art zu erstreben und zu erreicben ist, o d e r ob die Arbeiterbewegung ihre politische und wirtschaftliche Stoßkraft für die Goldrechnung ein- zusetzen hat, d. h. dasür zu sorgen hat, daß die öffentlichen Körperschaften bei allen Leistungen und Forderungen in Goldmark(nach Dollar- oder Pfundstand, unter Umständen nach dem Goldzollaufgeld) abschließen, und die Reichs- dank, die große Stütze der Spekulation, nicht mehr Papierkredite, sondern nur noch wert- beständige Kredite gibt. Das würde die Durch- setzung der Goldrechnung in unserem ganzen Wirtschaftsleben zur Folge haben. Die einseitige Goldrechnung ist nicht länger tragbar, und zwar nicht nur unerträglich für die Festbesoldeten und Arbeitnehmer, sondern auch unerträglich für die Wirtschaft infolge ihrer Vernichtung der Kaufkraft der Masse. »>1 n■■. i*'. Rachwort der Redaktion: Wir bringen den vorstehenden '�-Beitrag zur Frage des wertbeständigen Lohnes, dem wir im Prinzip vollkommen zustimmen, in einer Einzelheit jedoch nicht unwidersprochen lassen können. Gerade wenn man die Einführung einer Goldrechnung für notwendig hält, die für die wirtschaftlich Starken bereits besteht, den wirtschaftlich Schwachen aber immer mehr unabweisbare Notwendigkeit wird, kann man sich bei der Berechnung eines wertbeständigen Lohnes nicht nach einem Index richten, der ja. erst die tatsäch- lich eingetretene Teuerung, die Warenpreise von
�vater unö Sohn" von Gustav Gßmann. Meues Volkstheate r.) Die Gegenüberst-lluna„Vater und Sohn' ist ein dankbarer und deshalb beliebter Stoff für Dramatiker jedweden Kalibers. Das unerschöpfliche Problem übt einen magischen Anreiz zur dichterschen Äeltaltung aus. Daher vergeht kaum eine Theatersaison, in der nicht das alte Thema in neuer Variation zum Leben erwachte. Die vergangene brachte uns„Vatermord" von Arnold Bronnen und „Bater und Sohn" von Ioach'm v. d. Goltz. Blicken wir weiter zurück, so stoßen wir auf v. Unruh, Wildgans, Hasenclever. Bei ihnen allen nimmt die Handlung einen ungestümen, hitzigen Verlauf, die Respekt hei'chcnde Würde bx? alten und der stürmeend Drang des jungen Blutes platzen aufcinantwr. So packen die ernsten Dra- matiker den Stoff an. Gustav Eßmann nimmt das Problem von der heiteren Seite. Der Großhändlsr Holm beißt nicht die Baterautorität heraus, als er von Frau, Tochter und muckerhaftem Schwiegersohn auf das„empörende" Verhältnis seines Sohnes Paul mit dar windigen Camilla aufmerksam gemacht wird. Paul nimmt seine Liebelei oerflucht ernst und will Camilla partout heiraten. Der Vater öffnet ibm die Augen über die wahren Qualitäten der Angebeteten und schickt ihn schweren Herzens, als das nichts fruchtet, auf Jahre in die weite Welr. Wie Paul endlich, zum ganzen Mann herangereift, zurückkehrt, spielt sich dasselbe Drama, nur mit ver- tauschten Rollen, ab. Der ahn« seinen Sohn völlig vereinsamte Bater bringt nicht den Mut auf, ihm gegenüber seine Herzens- neigung zu Frau Sund zu vertreten. Und Paul hätte auch den armen Bater zum Verzicht gezwungen, wenn nicht, ja wenn nicht sein« kleine amerikanische Frau energisch mit dem Gerümpel verknöcherten Vanausentumg aufgeräumt hätte. Hier haben wir den Schlüssel zu dem noch heute lebendigen Wert des Lustspiels, dos schon vor zwanzig Iahren in Berlin über die Bretter gegangen ist. Der Stoff ist so geschickt erfunden, daß sich daraus mehrere Schwanke und Lustspiele hätten zimmern lassen. Aus der Verderbthei: der mustergültig scheinenden Bourgaispartei im Gegensatz zu der freieren Anschauung der anderen wäre ein stischer Schwan? geworden. Bei Eßmann liegt der 5)umor in der unerwar- teten Umkehrung des Alten und des Jungen. Ter Junge glaubt der Moderne zu sein und muß schließlich bekennen, daß er viel spießer- bester empfindet, als er es seinem Vater einst vorwarf. Durch die Komödie geht ein erfrischender Luftzug freien Menschentums mit dem Salzgehalt liebenswürdiger, fein pointierter Satire. Das Reue Volkstheater zeigt, wie man auch mit ge- ringen Mitteln durchaus künstlerisch Theater spielen kann. Die Bühnenbilder des Friedrich Domin sind einfach und schlicht, zu schlicht vielleicht lür das Kcntod eines Großhandelshauses. Aber es geht auch so. Famos hat« der Spielleiter C r n st Raden den Gegensatz zwilcben spieherhafiem Bcmauseittum und fortschrittlicher Anschauung sichtbar gemacht. Die Spießer wurden stets auf ein Sofa placiert, von wo sie ihre muckerischen Anklagen gegen die Ver- derbtheit der Welt vergeblich gegen den Wall neuzeitlichen Denkens schleuderten. Die Rollen«eren im ganzen den Charakteren ent- sprechend gut besetzt. Die best« Leistung bot Edith Angold als
g e st e r n und vor vierzehn Tagen mißt. Große Schwankun- gen der Währung, vor denen uns kein Becker und kein Häven- stein ernsthaft schützen will, würden den Wert dieses Index stark beeinträchtigen. Der Wertmaßstab für den„wertbestän- digen Lohn" muß deshalb elastischer sein, sich stärker den Schwankungen der Währung anpassen, sxine Grundlage zweck- mäßigerweise dieselbe, wie sie den Goldpreisen und Gold- krediten nach Einführung der Goldrechnung zugrunde gelegt wird. Ein vorzüglicher Maßstab wäre dazu das G o l d z o l l- a u f g e l d, das in der Uebergangszeit durch andere Maß» stäbe des Geldwertes(Lebenshaltungsindex, Großhandels- vreife) ergänzt werden könnten. Aber das sind Einzelftagen, deren Lösung nicht schwer fallen wird, wenn das Ziel, die Sicherung des Wertes des Arbeitsertrages gegen Währungs- fchwankungen, wirklich und ernsthaft angestrebt wird.
Eitler sammelt. Nr. 107 des„Völkischen Beobachters" vom 7. Juni enthält folgenden Aufruf: Kampfgruppe deukfchoölklfcher Flieger und Kraftfahrer! Der alte FttegMrgeist fD(£ auch in der deutschen Freiheits- bewegung an der Front sein. Darum geht unser Ruf an alle kampferprobten Flieger, Kraftfahrer, Monteure usw.: Hinein in unser« Reihen! Schriftliche Anmeldung und Auskunft E. Tö njes, München , Kaulbachsir. 9s, oder Schriftführer Herzog , München , Hotel Kaiserhof(Schützenstr.), Dienstag und Freitag 8 bis g Uhr, Fliegerstammtisch. In Nr. 114 des Hitterblattes vom 13. Juni befindet stch ein zweiter Aufruf mit folgendem Wortlaut: Aufruf! Schriftliche Amneli� gm von möglichst militärisch vor- gebildeten Parteigenossen zum„Stoßtrupp Hiller" der mit Genehmigung unseres Führers Adolf Hitler auf Befehl des Kommandeurs der S.A. ausgestellt werden soll, wer- den täglich Schellingstt. Zg/I(OL.) angenommen. Was würden„Kreuzzeitung ",„Deutsche Tageszeitung" und Ge» nassen sagen, wenn ähnliche Aufrufe in der„Roten Fahne" erschienen?
Die Arbeitsaufnahme in Schlesien . Hindeuburg, 15. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Der Streit im hiesigen Bezirk flaut allgemein weiter ab. Di« Zahl der Ar- beitswilligen hat erheblich zugenommen, was aus folacnden Zisfern ersschllich ist: BilegschalteMer SIngifadrrn Königin-Luise-Gruve, Osifeld...... 1002 411 ,,„ Maschinenbetrieb 628 360 ,. Wesifekb..... 1156 852 ,, Maschinenbetrieb 724 719 Georg-Schacht............... 569 480 Hermann-Schacht............. 539 218 Di« Kokereien können wegen Kohlenmangcls nur zu 5 0 P r o z. arbeiten. In allen übrigen Betrieben im Bezirk Hindeuburg wird voll gearbeitet. Veuthcu, 15. Juni. (WTB.) Die Betriebsräte und Funktionäre der einzelnen Werke hielten gestern Versammlungen ab, worin Entschließungen gefaßt wurden, in denen die Arbeiterschaft dringend aufgefordert wurde, im eigenen Interesse die Arbeit wieder aufzun hmen. Bon den Streikposten wird ein starker Terror gegen die Arbeitswilligen ausgeübt. Di« Polizei nahm vier Streikposten fest, die Arbeitswillige am Betreten des De- triebes verhinderten. Die Arbeiter'der Z.« lluloidfabrik R a t i b o r legten die Arbeit nieder; sie verlangen 2 Ost P r oz. Lohnzuschlag ab 1. Juni' sowie einmalige Entschädigungszahlungen. Die Ar- bsiter der Firma Rosenberg in Ratibor traten ebenfalls in Streit.
Tllax hölz, der seine Straf« in der Strafanstalt Breslau ver- büßt, hatte ein Gesuch eingereicht um Ueberführung in ein« sächsische Strafanstalt. Wie die sächsische Regierung mit- teilt, hat die preußische Regierung im Einvernehmen mit der Reichs- regierung dieses Gesuch aus Sicherheitsgründen abgelehnt, so daß Hölz in Breslau bleibt.
ewig gekränkte, weinerliche, unverstandene, immer zu bissigen Be- merkungen geneigte Großhändlersfrau. Ein frischer, frecher, etwas anrüchiger Backfisch war die Camilla der Paula Batzer, nur der Sohn des Gustav Fröhlich hätte feine Rolle dem Vater gegen- über weniger diktatorisch auffassen müssen. Er putzte manchmal den Erzeuger zu schroff herunter, und das wirkte peinlich. Armin Schweitzer, Fränze Roloff , Friedrich Domin und Gertrud Kunitz hatten an dem starken Ec�olg redlichen Anteil. _ Ernst D e g n e r.
Die Noksemeinschafk der deutschen Kunst kann nach vieljährigen Bemühungen endlich ins Leben treten, nachdem der Reichstag den Betrag von einer Milliarde für diesen Zweck in den Reichs Haushalt eingesetzt hat. Gleichzeittg haben die Abgeordneten gewünscht, daß die Reichsregierirng die Angelegenheit im Einvernehmen mit der Organisation der Künstterschaft bearbeite. Der zuständige Staats- sekretär hat sich damit einverstanden erklärt. Die Notgemeinschast wird die Gebiete des Schrifttums, der Tonkunst und der bildenden Kunst umfassen. Jede der drei Künste wird ihr Gebiet in größter Selbständigkeit zu bearbeiten haben. Erfreulicherweis« hat sich der Reichstag überzeugt, daß eine Organisation wie der Reichswirt- schaftsverband bildender Künstler einen Beweis dafür darstellt, daß es mit der Uneinigkeit in der Künftlerschc-ft zuende ist. Die Not, die heute unter den Künstlern, unter den Schriftstellern und Musikern weiter reicht als die meisten ahnen, hat wenigstens hier heilsam gewirkt. Nun heißt es. die Notgemeinschast zur Arbeit zu bringen. Lesestoff für den deutschen Schulunterricht. Eine Verfügung des Magdeburger Provinzialfchulkollegiums, deren Inhalt das preußische Unterrichtsministerium durch Veröffentlichung in seinem „Zentralblatt" sich aneignet, stellt neue Richllinien zur Erweiterung und Auffrischung des Lesestoffs für den deutschen Unterricht aus Wenn auch die"klassischen Werke der zweiten Blüteperiode unserer Literatur weiter den Mittelpunk des deusschen Unterrichts bilden sollen, so soll nun in Zukunft auch die nachfolgende Literatur ihrer Bedeutung entsprechend herangezogen werden Insbesondere eignet sich, wie die Richtlinien bewnen, die reiche Fülle der klassischen Romane und Novellen aus dem IS. Jahrhundert zur Verwertung für die Privatletiüre schon von Tertia ab. Die Schwierigkeiten, welche die jetzigen hohen Bücherpreis« bereiten, lassen sich durch Anlegung von Hilfsbüchereien, durch tatkräftige Er- fafsung aller aus Privatbesitz erreichbaren Exemplare usw. über- winden. Statt der noch vielfach gebräuchlichen, sich über Monate ausdehnenden Durchnahm« eines einzelnen Werkes in zwar gründ» licher, aber zerfasernder Besprechung jeder einzelnen Szene soll eine großzügige Betrachtung des Werkes als eines Ganzen, gemeinsame Gewinnung der Houptgesichtspuntte und ihre zusammenhängende Herausarbeitung durch die Schulklasse in arbeitsunterrichtlicher Der- teilung der Aufgaben treten. Zunahme der Analphabeten la Frankreich . Die Statistiken über die französische Rekrutierung aus den Jahren 1921 und 1922 zeigen, daß die Zahl der Analphabeten in Frankreich im Zunehmen ist. Don 696 348 jungen Männern, die zum Militärdienst ausgerufen wurden, konnten 13 764 weder lesen noch schneiben und U 202 form-
Sabotageakte im Rheingebiet. Harte Repressalien der Besatzungsbehörde». Offenburg , 15. Juni. (WTB.) In der vergangenen Nacht wurde ein Schienenstrang im Bahnhof Windschläg von Un- bekannten gesprengt. Die Detonation wurde bis Offenburg ge- hört. Der Bürgermeister Immanschuh von Windschläg wurde von Franzosen verhaftet und nach Kehl abgeführt, aber später wieder auf freien Fuß gesetzt. Nach einem von der französischen Besetzungibehörde bekannt- gegebenen Befehl Hot der Kommandant des Brückenkopfs Kehl aus Anlaß dieser Sprengung folgende Sanktionen angeordnet: 1. Die B ü r g e r m e i st e r der Gemeinden Windschläg und Ebersweiler werben verhaftet. 2. Die durch Sprengung cm der Lahn entstandenen Schäden werden auf Kosten der Gemeinde Windschläg durch die Bewohner dieses Ortes selbst ausgebessert. 3. Eine Geld st rase von 10 Millionen Mark wird der Gemeinde Windschläg und eine Geldstrafe von 5 Millionen Mark der Gemeinde Ebersweiler auferlegt. 4. Bis auf weiteres, mindestens aber bis zur Bezahlung der Geldstrafen und bis zur Wiedergutmachung des Schadens darf kein Einwohner der Eemeeinde Windschläg und Ebersweiler von 7 Uhr abends bis 6 Uhr morgens feine Wohnung ver- lassen: ferner wird während dieser Zeit der Verkehr sämtlicher Beförderungsmittel(Fahrräder, Motorräder usw.) auf der Strecke Appenweier — Offenburg verboten. Köln , 15. Juni. (TU.) Seitens der französischen Besetzungs- behörden ist heut« der Belagerungszustand über den Stadtkreis Bonn verhängt worden. Sämtlicher Straßenverkehr ist von ss9 Uhr ab verboten. Di« Mahnahme ist wahrscheinlich zurück- zuführen auf Sprengungen am Bahnkörper, die in dm letzten Tagen in der Umgebung Bonns verübt worden fein sollen. Näheres ist bis jetzt noch nicht bekannt. dortmunü vom verkehr abgesthnitten. Dortmund , 15. Juni(WTB.) Seit heute früh holten die Fron- zosen sowohl den Hauptbahnhos als auch den Bahnhof Süd, die bisher noch frei waren, vollkommen besetzt, ebenso die Güterbahnhöfe, Nebenbahnhöfe und Stellwerke. Damit ist Dorr- mund von jedem Eisenbahnverkehr abgeschnitten. Das von den Franzosen gestern aus der Reichsbcnk beschlagnahmte Geld in Höhe von rund 50 Milliarden Mark wurde nachmittags in Lastautomobilen abtransportiert. Landau . 15. Juni. (WTB.) Das ftanzöstfche Militärpolizei- gericht hat den Oberrealschüler Heinz aus Frankenthal zu zehn Monaten Gefängnis und zwei Millionen Mark Geldstrafe verurteilt, weil er nachts Plakate mit der lieber- fchrift:„Deutsche Frauen, steht fest im waffenlosen Kampfe, um dem deutschen Volk« zu helfenl" angeschlagen hatte. Die Ausweisungen. kölu, 15. Juni. (WTB. Im Laufe des gestrigen Tages sind die Franzosen nach der„Kölnischen Zeitung " dazu übergegangen, die E i s e n b a h n b e a m t e n an der vor einigen Tagen militari- sierten Strecke von Wanne bis Berge-Borbeck auszu- weisen; allein im Laufe des gestrigen Tages wurden 45 Eisenbahner der Station Wanne, über 199 der Station Gelsenkirchen , 68 der Statt on Katern berg und sämtliche Eisenbahner der Stationen Altenessen und Berge-Borbeck ausgewiesen. Im Ausweisungsbefehl wird gejagt,, daß die Familien innerhalb vier Tagen zu folgen hätten. Das Rote Kreuz fetzte sich mi! dem Generalkommando in Recklinghaufen in Verbindung, um zu erwirken, daß die Lag« der zurückgelassenen Familien gemildert werde. Wohin die Eisenbahner gebracht wurden, ist nicht zu ermitteln.
Berichtigung. Als erster Redner der sozialdemokratische Reichsiogsfraktion bei der Beratung des Gesetzes über die Be- kämpfung ver Geschlechtskrankheiten hat Genosse Artur H o f m a n n- Thüringen den Standpunkt der Gegner des Gesetzes entwickelt� Ein Druckfehler in unserem Reichstagsbericht ließ einen Genossen Höftcr- Thüringen, den es nicht gibt, als Redner auftreten._
ten nur lesen. Einige von ihnen hatten e» so rvett gebracht, daß sie wenigstens ihren Namen schreiben konnten: die meisten aber mußten mit einem Kreuz unterzeichnen. Dieser hohe Prozentsatz von Analphabeten unter der männlichen Jugend wird auf den Krieg zu- rückgeführt. Da die Familienväter abwesend waren, benutzten die Knaben vielfach die Gelegenheit, die Schule zu schwänzen. »Abrechnung folg!!" ist der Titel eines neuen im M a l i k- Verlag erschienenen satirischen Bilderbuchs von George Groß . Di« Zeichnungen stehen künstlerisch nicht auf dem Niveau, das die früheren Arbeiten des begabten Karikaturisten aufwiesen. Der Humor erscheint gequält, die Bildgestaltung der meisten Blätter wenig originell und die ewige Wiederkehr der gleichen Typen wirkt auf die Dauer eintönig und langweilig. Dem Künstler fehlt der Zu- sammenhang mit dem lebendigen Leben der Gegenwart. Er hat stch, wie leider die Mehrzahl der deutschen Karikaturisten, in ei» wellfremdes Atelier- und Cliquenmilieu eingekapselt und bastelt da eine Well zurecht, die in Wirklichkeit nicht existiert. So geht der Komps zum Teil gegen Hirngespinst«. Besonders widerlich wirken die Beschimpfungen der deusschen Arbeiterschaft und ihrer Führer, soweit sie nicht den„kommimistischen" Kaffeehausidealen des Herrn Groß enssprechen. Die Mehrzahl derer, die für das deussche Pro- letariat jahrelang gekämpft und gelitten haben, wird gegenüber den Anwürfen dieses Salonrevoluzzers allerdings nur da» Gefühl hoben. das Shekefpeares Percy in die Worte kleidet:»Ich, den die taltge- wordenen Wunden schmerzten, nun so geneckt von einem Papagei!" I.€. Der. Hooligan" und die.V.Z.". Die„B.Z. " ist über unsere Festnaaelung ihres Reinfalls betrübt. Aber anstatt die Blamage ihren Lesern klug zu verschweigen oder sie ehrlich einzugestehen, sucht sie sich herouszureden, indem sie darauf hinweist, daß Hooligan soviel wie„Stromer",„Umhertretder" bedeutet. Das steht in jedem englischen Lexikon. Was aber nicht darin steht und was die Ge- lehrten der„B. Z. " nicht wußten, ist eben die Tassach«, daß Hooligan eine amerikanische Bezeichnung für Streikbrecher ist. Doch abgesehen van diesem Dokabclproblem: Will die„B.Z. " d« Geschichte von den auf Leuchter gespießten und angezündeten Hooligans vor ihren Lesern wirküch aufrechterhalten? Und bleibt sie dabei, daß bei Streiks der Elekiriziiätsarbeiter„sofort ganze Wagenladungen von Hooligans" durch die Fischhändler nach den Stödten gesandt werden, wo sie„stets zur raschen Beendigung des Streiks" beitragen? Wenn die„B.Z. " solche Albernheiten ihren Lesern bieten zu können glaubt, dann möchten wir ihr raten, sich in zukünftigen Sauregurken- zeiten nicht weiter in geistig« Unkosten zu stürzen, sondern, da st« nun einmal ein« Borlieve für maritim« Fabelwesen zu haben scheint, es bei der guten allen Seeschlang« bewenden zu lassen. StaatSoper. Die russische EZngertn Z i n a i d a IurjewSkaja vom ebemaligen kaiserlichen Marientheater in Petersburg , die tür dt» Ttaatso?er verpflichtet ist. tritt erstmalig aus am 18.. und zwar als»Königin Lchemacha� in der deurschen Uraussübrung de».Goldenen Hahn". Im Knnstauktt-uobaoS«uge»»et«,«ochftr. Sf?. findet am 18., vormittagZ 10 Uhr, eine Versteigerung von Mobiliar, Gemälden ond ki'nsl- gewerblichen Gegenständen statt. Die Besichtigung ist am Sontiabeud, de» 16., von 10—7 Uhr? und Sonntag, de» 17., von 10—2 Uhr.