r für die auswärtige wie für die innere Politik vorschlägt, nur dem Zweck, das arbeitende deutsche Volk im besetzten wie im unbesetzten Gebiet im Kamps gegen jedwede Unterdrückung zu stärken. Auch die notwendigen Auseinandersetzungen, die sie mit der Regierung Cuno pflegt, dienen nur diesem Zweck; sie erfolgen wahrhastig nicht der Regierung Poincarv zu Gefallen. Als die Welt am vergangenen Montagmorgen erwachte, war sie sehr erstaunt, Deutschland noch auf demselben Platze zu finden. Sie hatte, irregeführt durch die Sensatwnspvesse, irgendwelche ungeheure Dinge für den Sonntag erwarter. Ankommende Reisende untersuchten die Stationen nach Sowjetsternen oder Hakenkreuzen, well sie glaubten. Deutsch - land müsse über Nacht entweder bolschewistisch oder f a s ch i st i s ch geworden sein. Gewisse Leute in Frankreich hatten solche Möglichkeiten sogar mit angenehmen Gefühlen in Erwägung gezogen. Zwar schreien wohl die Kommunisten wie die Völkischen tägsich:„Keine Kapitulationr, aber man hat zu ihnen beiden drüben das unerschütterliche Vertrauen, sie würden ihre Sache so geschickt machen, daß die Kapitulation sehr schnell kommt. Es sollte eine Tragödie werden, aber es wurde nur«ine Farce. Wochenlang hatten die ungleichen Brüder gedroht, sich gegenseitig bis auf die Schwänze aufzufressen, als aber der berühmte„A n t i f a s ch i st« n t a g" kam, fanden sie sich im Mauseloch und— verstanden sich gleich. So grotesk diese kommunisto-faschistifche Kasperlekomödie anmutet, so soll man doch ihre ernste Seite nicht übersehen. Man sagt von den Kommunisten mit Recht, daß sie auf die dunklen Gefühle der Masse spekulieren. Es müssen also in der Masse doch Gefühle vorhanden sein, die sich gegen jeden Gedanken an«in« Kapitulation aufbäumen. Nur, daß bei den Kom- munisten eben alles zur Fratze wird und sich das Nationale, das sich von selbst versteht, bei ihnen gleich zu t o b s ü ch t i- gem Nationalismus verzerren muß. Diesen tobsüchtigen Nationalismus lehnt die Sozialdemo- kratie ab. Deswegen aber ist sie durchaus nicht der Meinung, daß man einem der zivilisiertesten Völker der Erde, dem deut» schen, etwas antun dürfe, was auch an Negerstämmen im innersten Afrika begangen, ein schändliche» Per- b r e ch e n ist. Sie hat es stets als ihre Aufgabe betrachtet, mit allen zweckmäßigen Mitteln für Recht und Freiheit zu kämpfen. Recht und Freiheit sind aber heute nirgends in der Welt so schamlos zu Boden getreten, wie an Saar, Rhein und Ruhr. Das Awangsgesetz für öle Sergleute. Die Verordnung des Generals Degoutte bestimmt u. a., daß die Kontrollkomissionen die zutage geförderten Halb- Materialien zu einem von ihnen selbst festgesetzten Preise ver- kaufen können. Die Verordnung bedroht jeden, der sich den Befehlen der Kommissionen entzieht oder den Betrieb der teschlagnahmten Anstalten hindert, mit Gefängnis bis zu .'ünf Iahren oder mit Geldstrafen bis zu fünf Mil- Wiarden Mark. Sabotageakte werden mit Gefängnis bis zu kl) I a h r e n und Geldstrafe biszulSMilliardenMark bedroht: wenn bei Sabotageakten Menschen umkommen, tritt Todesstrafe oder bei mildernden Umständen Zwangs- arbeit von 10 Jahren bis zur Lebenslängsichkeit ein. Mit den gleichen Strafen werden alle bedroht, die zu einer der oben angezogenen Uebertretungen aufgereizt, anzureizen versucht, Beihilfe geleistet, angeordnet, hervorgerufen oder die Tat ver- sucht, unterstützt oder gefördert haben! Die Bergposizei geht an die stanko-belgische Kommission über, Nichtbefolgung ihrer Befehle wird mit Gefängnis bis zu fünf Iahren oder Geld- strafe bis zu fünf Milliarden Mark bestraft! Das kanadische Saarreal erungsmitglled wangh hat te Mikt Heimat ein wichtiges Amt übernommen und beim Generalsekretär de« Völkerbundes sein Entlassungsgesuch eingereicht.— Saarvolk und Deutschland müssen das Scheiden diese. Ehe«»- manne» tief bedauernl
Ostsee 1 92S. Von Bruno Frei . Auf Rügen , Anfang August. Man wird schon gesund, wenn man das Meer nur steht. Die in unendlicher Beweglichkeit sich drehende Wasserfläch«, Gleichnis der in unendlicher Erregung sich sehnenden Menschenseele, Lust und Licht und Wasser zauberisch Gu Farbe vermengt,«ine Landschaft, bewegt und doch ruhig, gewaltig und doch lieblich, ausatmend würzig« Ge- sundheit--- kein Kummer ist so groß, kein Körper so müde, keine Lebenslast so schwer, dah sie das Meer nicht spielend abwüsche. Leiter gibt e» keine See ohne Seebäder(«her noch«in Eebad ohne See). So ein Seebad wäre fast geeignet, alle guten Wirkungen der See aufzuheben, könnte man sich nicht vor dem Seebad schützen. Der best« Schutz ist die See, weil bekanntlich die Seebadebesucher die See verschonen, um desto fleißiger Shimmy zu tanzen. Sie haben es noch so in den Beinen vom Winter her, sie können es nicht lassen. Deshalb gibt es im Seebad auch ein Presstanzen und nicht etwa ein Preisschwimmen. Eine weitere Eigentümlichkett der See- bäder besteht darin, dah man sich ununterbrochen anzieht(ketn Druck- sehler für auszieht, obwohl es im Endergebnis ganz gleich Ist). So gibt es eben allerlei Vergnügungen auf der Welt. Das Allerneueste an der Ostsee ist die Jnternationalltät, dt«, die Staaten von Prerau über Stockerau bis Budapest umfassend, sich in dem kleinsten Rügennest vorfindet. Da» veranlaßt dann die Künstterkapelle im„Baltischen Hof"', wo nach Grieben» Resseführer Juden nicht erwünscht sind, da» antisemitische Sturmsted Wien , Wien , nur du allew.,., zu spielen. Worüber am meisten die Preraner erfreut zu sein scheinen. Ich habe noch nicht herausbekommen warum. Und all« Valutagermanen auf dem sagenumsponnenen Elland reichen einander brüderlich die Hände, wenn das Lied ertönt: Reicht die Hände euch, Germanen. An der Donau und am Rhein ... wobei nur vergessen wurde, daß die Donau jetzt wternaklonalssiert ist und daß die Moldau auch irgendwie dazu gehört. Die Fischer haben sich der Lag« sehr geschickt angepaßt. Sie haben einen Sparverein, wo man den Erlös des Flunderfangs groschenweise zusammenlegen konnte. Dieser Sparverein hat jetzt die Tätigkeit einer Devisenbank übernommen. Die letzten Kurse werden von der Saßnitzer Bankgesellschaft mitgetellt und dann wird fleißig umgewechselt. Moldau - und Donaugeld fließt heuer reichlich in die Ostsee . Shimmy und Spielklub sind internationale Einrichtungen. Die Zeit ist fortgeschritten, und man weiß Bescheid. Sogar in Prerau kennt man sich jetzt schon aus. Das Leben bietet keine Besteckschwierig- keiten mehr. Insofern ist alles in Ordnung. Nicht in Ordnung ist nur die Begleitphrase, ohne die der moderne Mensch nickst einmal mehr sein« Bedürfnisse befriedigen
Der Reichspräsiüent zum /lbwehrkampf. Reichspräsident E b e r t hat dem Generalsekretariat der rheinischen Zentrumspartei auf die ihm übermittelte Kund- gebung der Rheinkonferenz in Heidelberg gegen die Abtrennungsbestrebungen gegen den völkerrechtswidrigen Einbruch in das Ruhrgebiet und gegen die Gewalttaten der Besatzung folgende Antwort zugehen lassen: „Dem Generalsekrstariat der rheinischen Zentrumspartei danke ich herzlichst für die Uebermittlung der Kundgebung der Rhein - tonferenz der Zentrmnspartei, von deren Ausführungen ich mit lebhafter Teilnahme und Bewegung Kenntnis genommen habe. Sie enthält das Bekenntnis der Bevölkerung am Rhein und an der Ruhr zum Reich, zum deutschen Volk und eine deutlich« Ab- lehmrng aller durch fremde Mächt« in deutsches Land hinein- getrogenen S ander bestrebungen. Möge Ihr Protest gegen die Gewaltherrschaft über eine friedliebend« und arbeissam« Bevölkerung in der Welt nicht »mgehört verhallen! Mit Ihnen bin auch ich der Auflassung, daß eine gesteigerte Opferkraft unh stärkerer Leistungswille de» ganzen deutschen Voltes un- «rläßlich find, um unseren Kampf um» Recht erfolgreich zu Ende zu führen. Ich habe Ihre Kundgebung dem Herrn Reichskanzler übermittelt, damit sie bei den über dies« Frage zurzeit im Gang« befindlichen Beratungen als Willensausdruck der hart duldenden Bevölkerung in dem besetzten Gebiet die notwendige Beachtung findet. Mit vorzüglicher Hochachtung gez. Ebert, er».,---- r»v... l m iJtetcijsprojtwiu. Sesiere Lage im Ruhrgebiet . Die Streitlage im Rphrgebiet hat sich wefeutlich gebessert. In den meisten Zechen wird wieder gearbeitet. In Mül heim wird auf der Zeche Rombach neuerdings gestreikt. In Reckling- Hausen wird noch passive Resistenz geübt. Den Werten und Kam- mimen sstderDruckvonNotgeld zugestanden worden, da man auf diese Weise hofft, die Zahlungsinittelschwierigkeiten zu beseitigen. In der Devisenbeschaffung zur Hebung der Leben vmitteltwt sind Maßnahmen getroffen, um da» Ruhrgebiet mit Vorzug zu behandeln. Es erfolgt« ein Ankauf von holländsschen Kartoffeln für da» Ruhrgebiet , die bereit« im Anrollen sind. Velsenkirchen, 4. August. (WTB.) Mit dem Einzug der neuen Truppen in Gelsentirchen wird hier �n Kriegsgericht eingerichtet, das zur Entlastung der französischen Kriegsgerichte in Werden und Recklinghausen dienen soll. Drei Todesurteile im Prozeh Graff. Aachen , 4. August. flvTV.) Der Verichtshos verkündete im Prozeß Grafs folgeudes Urteil: Leutnant Reinhardt und die Schupobeamlen R i e b k e und Stein werden zum Tode verurteilt. Graberl. der in erster Znstanz zum Tode verurteilt worden war, erhtell 2 0 Z ahre Zwangsarbelt, ebenso Termöhlen. Döhnland wird zu 15 Jahren Zwangsarbeit. Claus und 71 o. wack zu je drei Jahren und die Ivilwe hackmann zu 5 Jahren Ge- fängui» verurteilt, fämMch wegen angeblicher Beihilfe. Der Vorsitzendem empfahl den zum Tode Berurleilten. ein Gnadengesuch an den König der Belgier einzureichen. Aachen . 4. August(WTB.) Im Prozeß wegen der Ermordung de« belgischen Leutnant» Grass sprach heute zunächst der belgische Berteidiger Theodore, der seine Stellung al» Verteidiger von deusschen Angeklagten dahin kennzeichnete, daß er nur die Aus- gab« hob«, dem Recht zum Siege zu verHelsen. Er bestritt die Z u st ä n d i g k ei t des Gerichtshofs. Sodann betonte er, die An- geklagten hätten bei ihrem ersten Geständnis unter moralischem Druck gestanden. Heute, wo es um ihr Leben geh«, erinnerten sie sich genau jedes einzelnen Vorganges. Die eigentlichen Mörder feien die Stetstner Leute. Zum Beweis feien Schußwaffen zur Stelle ge- bracht worden. Heut« gelte mehr denn je da» wort, da» der Bor - sitzende gebraucht habe: da. Gewisse» ist ein strenger Meist«. Hierauf sprachen die deusschen Verteidiger Instizrat Jöriffeu und Dr. S p r i n g» f e l d. WTB. bemerkt zu diesem Urteil: Dieser Ausgang der Be- rufungsver Handlung muß auf» höchste Überraschen. Bekanntlich hatten,
kann. Da» denkt sich so ein Wiener Spieß«, wenn er im Takt« der Bokkshynm« seligen Angedenken, singt: Deusschlaud, Deutschland wer alle» Neber alles in der Welt. Al» ob er nach Binz gekommen wäre zur Bekundung feines brüderlichen Lnschlußwillens! Weil er es einfach nicht mehr aus- gehalten hat ohne Deusschlandl Ueber alles Maß geht die Heuchelei, die Stammverwandtschaft gröhlt und der Kurs der letzten New Porker Parität der Mark über alle«, einschließlich Deutsch- land, stellt, d. h. eigentlich unter alle», was noch gemessen werden kann. Ist die» da, Volk, diese Oberschieber in Herings. dorf, Binz , Swinemünde und diese Kleinkrämer mit Bäuchen und Koffern beschwert in Saßnitz , Baabe , Thiessow, die so vornehm feudal tun, wenn sie sich erholen von der anstrengenden Tätigkeit, zu leben von der Arbeit anderer—- des Volkes? Diese, Volk aber keucht in den Fabriken und schwitzt in den Bureau» und hungert in den Vororten der großen Städte aller Länder. Dieses Volt wird sich verbrüdern, aber so gründlich, daß«» kein Fest sein wird. Die Künstlerkapelleu in den Hotelhallen werden verstummen, und ein neues Lied wird angesttmmt werden, ein grollendes und doch ver- söhnendes.' Auf dem Kreidefelsen von Stubbenkammer stehend, steht man bei gutem Wetter die schwedische Küste bei Trelleborg . Weiße Pünktchen überall in der Fern«, Pünktchen menschlicher Arbeit, menschlichen Verkehrs, menschlicher Kultur, auf der Riesenfläch« des Elements. Einmal segelt man mit einem Fischer hinaus in die Ferne, ruhebedürftig, friedenssüchtig, kampfflüchtig... Draußen aber ist Kampf der Winde und Wollen: da« Geheimnis de» Meeres: Ueberwindung und Bewegung. Wer den Weg will, wer weg will, muß den Kampf auf sich nehmen. Ohne Kampf geht gar nichts. Mitunter wird man seekrank dabei— daran stirbt man aber nicht. Die kranken Völker Europas mühten sich gesund baden in den meerttefen Wellen des Kampfes, der ihre Sünden und Kümmernisse abspülen würde wie Seifenschaum— statt ihre zünftigen Diplomaten und berufsmäßigen Friedensstörer in Seebädern Konferenzen ab- halten zu lassen, die den Zweck haben, alle ererbten Gebrest« über einige Weltkrieg« hinweg von Konferenz zu Konferenz wohl- behalten fortzuschleppen.
Die Sunst, Regen zu machen. Die„Kunst des Regenmachens" war bisher mit Recht verspottet, aber die unermüdliche Wissenschaft hat nunmehr auch hier das so lange für unlösbar gehaltene Problem gemeistert. Bisher ist man freilich Über einen bescheidenen Anfang nicht hinausgekommen; im Prinzip ist man jedoch äugen- scheinlich auf dem rechten Wege, und es sst möglich, daß diese ersten Versuche den Bcg nn einer neuen Aera der Menschheit ein- leiten, in der die Beeinflussung des Wetters, soweit es sich um Bewölkung und Niederschlag handelt, aus dem Bereich der Utopie in die Wirklichkeit übertrogen sst. Es handelt sich um die Ver- suche zweier amerikanischer Gelehrter, Prof. Wilder C. Bancroft
»achdem die Angeklagten auf Grund ein« damals schon undernrfeneu Geständnisses in erster Instanz verurteilt waren, die sogleich nach der Tat ms unbesetzt« Gebiet geflüchteten Posszeiwachtmeister K a w s, En gel er und Schwirvat vor der Staatsanwaltschaft« in Stettin die Tat ihrerseits freiwillig eingestanden. Sie haben dieses Geständnis auch als Zeugen vor dem belgischen Ge- richt, dem sie nach Zusicherung freien Geleits vorgeführt waren, aufrecht erhalten, wenngleich Engeler dabei unter dem Eindruck feiner Ueberführung ins besetzte Gebiet für kurze Zeit schwankend geworden war. Eine Reihe von Zeugen hat eidlich bekundet, daß Kaws, Engeler und Schwirrat ihnen die Tat noch in der Nacht ihrer Begehung eingestanden. Demgegenüber muß die Beweiskraft der von den Aachener Ver- urteilten im Anfang der belgischen Untersuchung abgegebenen, später widerrufenen Geständnisse zum mindesten bezweifelt werden, zumal die Geständnisse nach den Aussagen der deusschen Zeugen, die den Vernehmungen beigewohnt haben, unter Umständn abgegeben sind, die ihre Glaubwürdigkeit von vornherein stark beeinträchtigen. Die nähere Begründung des jetzt ergangenen Urteils ist noch nicht be- kannt. Aus ihr wird man erst erfahren, wie das belgische Gericht sich mit den Aussagen der belgischen Sachverständigen und der deusschen Entlastungszeugen abgefunden hat. Die Reichsregierung wird nichts unversucht lassen, um eme nochmalige Nachprüfung der Schuldfrage herbeizuführen._ Kartoffelversorgung und Eisenbahn. Trotz der Besprechungen der Landbundvertreter mit dem Reichs- kanzler über die Verbesserung der Ernähungslag« läßt die Früh- kartoffelzufuhr weiterhin vieles zu wünschen übrig. Bon agrarischer Seite begründet man diesen Mißstand wieder einmal mit der Mangel. haften Wagengestellung. Da« Reichsverkehrsmmistsrimn b c- streitet einen Mangel in der Wagengestellimg auf das entschie- denste. Wohl bestehe ganz allgemein ein Wagenmangel, weil 70 000 bis 80 000 Wagen im besetzten Gebiet stecken. Man müsse deshalb auch für den Abtransport der Ernte im Herbst mit Schwierigkeiten rechnen. Auch liege die Mehrzahl der 4000 Kartoffelbahnhöfe im Reich an etwas schwieriger zu erreichenden Nebenstrecken. Allein wie Ge- stellungs- und Fehlzahlen seit dem 20. Juli beweisen, könne die geringe Kartoffelzufuhr in die Städte nicht im Wagenmangel gesucht wer- den. Am 20. Juli seien gestellt worden für Kartoffeln 204 Wagen. gefehlt hätten 13, am 2S. Juli gestellt 276, gefehlt 15, am 30. Juli gestellt 319. gefehlt 66, am 31. Juli gestellt 415, gefehlt 53, am 1. August gestellt 426, gefehlt 31. Dabei fei zu berücksichtigen, daß jede Fehlziffer sich auf 300 bis 400 Bahnhöf« verteilt. Ferner stünden im Augenblick schon deshalb wieder mehr Wagen zur Verfügung, weil infolge der Tariferhöhung am 1. August die Nachfrage noch Wagen vor der Erhöhung besonders stark war. Wir sind gespannt, welchen Grund die Agrarier nach dieser zahlenmäßigen Widerlegung ihrer Ausreden jetzt für Zurück- Haltung von Frühkartoffeln angeben werden.
wertbeftänöige pofttarife. Der Reichspostminister hat den Tl:rt«hrsbeirat auf den 8. August zu einer Sitzung eingeladen, bei der die beabsichtigte Tarifgestaltung auf wertbständiger Grundlage erörtert werden soll. Ein bereits ausgearbeiteter Entwurf eines neuen Gebührengesetzes sieht vor, daß die Post-, Postscheck, Telegraphen- und Fernsprechgebühren durch gesetzliche Verabschiedung in gleichbleibenden Grundzahlen festgesetzt und die seweils zu erhebenden Gebühren vom Reichspostminister durch Vervielfältigung mit einer Schlüssel- zahl ermittelt werden. Die Schlüsselzahl wird der Entwicklung der PcrsonÄkosten entnommen. In der Verkehrsbeiratsitzung wird ferner die vom 1. September ab nötige Erhöhung der Postgebühren be- fprochen werden._
Der Präsident des Preußischen Landeswasferaml». Dr. Holh. ist am 8. d. M. gestorben. Aufhebung des Verbots von„heimassand". Das bayerische Oberste Landesgericht hat auf die Beschwerde des Verlages„Heimat- land das von der Polizeldireküon gegen das Blatt erlassene 14tägige Verbot mit Beschluß vom 2. August aufgehoben.
und L. Francis Warren, denen es auf dem bei Dayton w Ohio gelegenen Flugfeld gelungen ist, aus einem Flugzeug heraus Wolken durch Bestreuen mit elektrisch geladenem Sand zum Ver- schwinden zu bringen, während bei einem anderen Versuch ein leichter Regen ausgelöst wurde. Di« beiden Gelehrten gingen von der Erkenntnis aus, daß die Wolken aus unzähligen kugel- förmigen Nebelbläschen bestehen, die zu ihrer Bildung«ine� Kondensationskernes bedürfen. Als Kondensattonskerne können Staub- und Sandkörnchen sowohl wie Rußpartikelchen, aber auch, und das ist das Ausschlaggebende, Elektronen dienen. Werden nun beispielswc se bei einem Gewitter die gewalttgen Ladungen atmosphärischer Elektrizität stei, indem durch den mit positiver Elektrizität geladenen Blitz die negative Elektrizität einer Wolke ihren Ausgleich findet, so fließen die durch die negatwe Ladung zusammengehaltenen winzigen Nebelbläschen ineinander und bilden die dicken Tropfen, wie sie in dem heftigen Platzregen zur Erde gelangen. Nun haben die beiden Forscher ein Flugzeug mit einem besonders dazu eingerichteten Sandstrahlgebläse versehen und ober- halb einer Wolkenschicht positiv elektrisch geladenen Sand mit einer Spannung von anfangs 10 000, später 35 000 und 60 000 Volt durch das Gebläse in ganz feinem Strahl auf die Wolken fallen lassen. Di« posittven Sandkörnchen zogen die negatto geladenen Nebelbläschen an, so daß sich die Tröpfchen immer mehr vergrößerten, mn infolge ihres erhöhten Gewichts schließ! ch in Form von Regen zur Erde zu fallen. Es war ein feiner, leichter Regen, der ein oder zwei Minuten anhielt. Als er auf- hörte, war auch das Nebelgewölk verschwunden, aber nur im Umkreis von etwa eineinhalb Kilometer Durchmesser. Außerhalb dieses nebelfreteu Kreises war die Gegend wie zuvor mit Nebel- gewölk bedeckt. Bei anderen Versuchen, bei denen teils zwei Flugzeuge, teils ein Fesselballon benutzt wurde, waren die Erfolge nicht minder günsttg. An kalten Tagen fiel statt Regen Schnee. Cin Dienststrafverfahren gegen HSckels Rachsolger. Gegen den Professor der Zoologie an der Jenaer Universität. Ludwig Plate , hat das thüringische Bolksbildungsminssterium ein Dienststrafoer- fahren veriügt. Den Anlaß dazu gaben die verschiedenen Bier- reden, die Plate in seine Vorlesungen einflicht. Es ist steilich ein unbestreitbares Recht jedes Staatsbürgers, Bier- u. andere Reden zu halten. Prof. Plate hat im besonderen den Vorzug, sich so gut bla- Mieren zu dürfen wie er nur kann— nur sollte«r dazu den Hör- saal der Universität nicht mißbrauchen. Es ist noch in allzu guter Erinnerung, in wie takLofer Weif« Herr Plate dem greisen Höckel da» Leben verekelt hat Jetzt scheint«r den Ruhm eines akademischen Ahlwarts anzustreben. Aber das Schlimmste dabei ist, dah dieser Professor nicht nur sich, fondern auch die von ihm vertretene Wissenschaft bloßstellt. Höckels Lehren sind— mögen sie falsch oder richttg sein— in der ganzen wissenschaftlichen Welt beachtet und diskutiert worden. Dieser sein Nachfolger wagt es, über soziologische Probleme wie ein vulgärer Demagoge zu sprechen und dadurch den Ruf der von ihm eingenommenen Lehrerkanzel zu beflecken. Disser Plate scheint keine Ahnung davon zu haben, daß sich nicht angebliche Ergebnisse einer Wissenschaft ohne weiteres auf ganz andere Gebiete übertragen lassen. Er ist in diesen gesellschaftlichen Fragen, die er in seinen der Zoologie dienenden Vorlesungen ausgreift, ein blutiger Dilettant und deshalb soll er das Maul halten.