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Parteifunktionäre und Regierungsbilüung. Aus der gestrigen Versammlung der sozialdemokratischen Partei» und Gewerkschastsfunttionäre, die erst nach Hl Uhr nachts endet«, ist zu unserem in der heutigen Morgenausgab« gebrachten Bericht noch folgendes nochzutragen: In der weiteren Diskussion führte Genosse Aufhäuser aus, mit der Verurteilung der bürgerlichen Politik einer Cuno-Regierung fei nicht zu vereinen, daß man sich jetzt mit den Bürgerlichen koaliert. Wir sind nicht so blind, die Parolen der Kommunisten gläubig auf- zunehmen. Aber Kampf wollen auch wir, und wir erwarten die Entscheidung von einer Auflösung des Reichstages, die uns Reu- wählen bringen würd«.(Lebhafter Beifall.) Ein Teil unserer Ge- rossen glaubt nicht an die Macht, die wir taksächlich schon haben. Die Macht Hot der, der die nötige Aktivität aufbringt.(Zustim- mung.) Als Sozialdemokratische Partei   und nicht als Koalitwns- partei hätten wir die Führung der Arbeiterklasse zu übernehmen. Es soll nötig sein, in die Regierung zu gehen, um imfer Steuer- Programm durchzuführen. Nein, die Bürgerlichen werden ihre Steuern nur bezahlen, wenn sie Angst haben. Warum steht in dem Koalitionsprogramm nichts von dem Achtstundentag? Wenn wir den Kommunisien die Bewegung aus der chand nehmen wollen, müssen wir unsere Politik danach einrichten. Wir als Minderheit fügen uns in den Koalitionsbeschluß. Aber wir halten für unsere Pflicht, uns auf die Kämpfe vorzubereiten, die trotz Koalition kom- men werden.(Starker Beifall.) Der Redner verlieft anschließend die folgende Erklärung, die eine Anzahl von Fraktionsmitgliedern in der Sitzung der Reichstagsfraktion abgegeben haben: Angesichts der durch die berechtigte Empörung der deutschen  Arbeiterklasse geschaffenen kritischen Lage und in voller Heber- zeugung von der Schuld der bürgerlichen Parteien am Zusammen- bruch der Wirtschaft und dem dadurch geschaffenen ungeheuren Elend des Volkes lehnten wir den Antrag auf Eintritt in« groß« Koalition ab. Die derzeitige gespannte Situation hätte es mehr denn je ge- boten, im Kampf gegen die Bourgeoisie eine Entspannung der all- gemeinen Notlage herbeizuführen, statt sich mit den ausgesprochenen Vertretern des Großkapitals und den Nutznießern des Markver- falls zu koalieren. Die letzte Entwicklung der deutschen   Wirtschaft hat auch immer klarer gezeigt- daß nur durch die Beseitigung der privatkapitalistischen Wirtschast-methoden und die Heberwiitdimg ihrer Träger eine Gesundung Deutschlands   denkbar ist. Der Beschluß der Mehrheit bedeutet daher eine schwer« Be lastung unserer Partei und stützt ungewollt die Parolenpolititer, die Verwirrung in die Arbeiterbewegung tragen. Trotz dieser schweren Besorgnie darf der verheißungsvolle Ansatz zur Einheit der deutschen   Arbeiterbewegung, wie er in der Vereinigung der USP. und der SPD  . heute gegeben ist, nicht preisgegeben oder geschwächt werden. Di« unterzeichneten Genossen und Genossinnen werden deshalb un- geachtet ihrer Gegnerschaft zur großen Koalition allen Zer- splitterungsversuchen unserer Partei entgegen. wirken und im Rahmen der Partei auf di« Steigerung der pro- letarischen Macht hinarbeiten. Sie erwarten von den Genossen im Lande, die diese ablehnende Haltung zur großen Koalition teilen, daß sie. eine E n t- täuschung nicht zur Entmutigung werden lassen. Unsere Haltung ist von dem unverbrüchlichen Glauben diktiert, daß über allen Erwägungen des Augenblicks hinweg schließlich die öko- romische Entwicklung für di« Verwirklichung unserer sozialistischen Ziele entscheiden sein wird." Vorsitzender Genosse Schlegel teilte mit, daß in der Versammlung sich ein angeblicher Genosse N e b a tz befinde, der totsächlich, wie man festgestellt habe, ein k o m m u n i st i s ch e r W e r b e r sei. Er forder« ihn auf, den Saal zu verlassen. Ein Antrag auf Schluß der Debatte wurde angenommen. Genosse Wels beleuchtete in seinem Schlußwort nochmals die Situation, in der die Mehrheit der Fraktion üch für die große Koalition ausgesprochen hat. Eine rein sozialistische Re- gierung ist nur möglich,' wenn wir die Mehrheit im deutschen   Volk haben. Bei der gegenwärtigen Sachlage, angesichts der Gefahr eines vollständigen Zusammenbruchs für das deussche Volk blieb nur übrig, sich zu der großen Koalition zu entschließen. Mir siel nie- mals eine Entscheidung so schwer, wie'n dieser Frage. Doch es war ein e i s e r n c s M u ß! Zu Künstlers Ausführungen bemerkte Wels, auch die Fraktion traue den Bürgerlichm nicht blind, trotz der Koalition. Sie habe Eeßlers Beseitigung«forden und nur auf Drängen seiner Freunde sei er gobliebcn. Solle man deshalb alle Macht den Bürgerlichen überlassen und sich von der Regierung fernhalten? D i e..Aktivität", die von den Kommunisten, wie Auf- Häuser hervorgehoben hatte, entwickelt wird, werde von der Sozial- demokrati« abgelehnt.(Bestall.) Eine Reichstagsauslösung bringe keine Lösung der Schwierigkeiten, um die es lich jetzt handelt. Das Festhalten am Achtstundentag sei so selbstverstäüdl ch. daß ein Sozia'- demokrat es nicht erst zu betonen brauche. In der Resolution werde den Bürgerlichen klar gesagt, daß oie große Koalition nur Bestand haben kann- wenn sie ihre Versprechungen halten.(Beifall.) In der Abstimmung über die sich für die groß« Koalition aussprechende Resolution wurde zunächst em Zusatz onge- nommen, der nochSicherunq der Leber, smi rtclver- sorgung durch oroomsierte Bewirtschaftung von Brot, Fett, Fleisch und Kartoffeln" fordert. Schließlich macht« Genosse Sabath als Vorsitzender der Ber» liner Gewerkschaftskommission noch Mitteilungen zur Frage de? G e n e r a l st r e i k s. Er wandte sich gegen ein kommu- l-istisch-s Flugblatt, das den Sachverhalt fälschlich so dargestellt habe. als ob di« Gewerkschaften den Generalstreit gebilligt hätten. Wir stehen, sagte Genosse Sabath, mit dem Herzen auf feiten der Strei- kenden. Aber der Verstand sagt uns, daß dieser Generalstreik ein verhängnisvoller Schritt wäre. Die Pflicht hat uns geboten, uns gegen den General» streit zu erklären. Pflicht aller Gewerkschaftsmitglieder der Amsterdamer Richtung fei es, in den Betrieben energisch für ihre Auffassungen«inzutreten und gegenüber den verantwortungi» losen Treibern R ückgratzuzeigen. Jede Schwäche würde hier zum Verhängnis für die gesamte Arbeiterbewegung werden.(Beifall.) Hiermit schloß die Versammlung.
Krawall in fachen. Zehn Tote, viele Verwundete. Aachen  , 14. August.  (DTD.) Em vom Blücher-Plah aus- gehender Demonstrationszug von A r b e H e r n kom gegen | mittag in der Höhe des Polizeipräsidiums an und verbreitete sich aus die umliegenden Straßen, so daß das Polizeipräsidium von den De- , monsicanten vollständig umgeben war. Schon vorher hatte sich eine gewaltige Menschenmenge vor dem Präsidium aufsammelt. Eine | sechsköpfige Abordnung verlangte von dem Vertreter des Polizei- 1 Präsidiums die Herausgabe von Gefangenen, die am letzten Freitag wegen Diebstahls nach heftigem Widersiand von der Polizei sestge- nommen worden waren. Die verlangle Herausgabe eines Haupt- rädelssührers ist abgelehnt worden. Die Führer, die aus dem Gebäude herauskamen, um der Menge das Ergebnis mitzuteilen. wurden von der Ansammlung niedergeschrien. Es wurden Schüsse in das Polizeipräsidium hineingefeuert und mit Steinen und Eisenstücke geworfen. Das ans der haupttvachz befindliche Polizei- kommando mußte von der Schußwaffe Gebrauch marlon. Visher find etwa zehn Tote und eine größere Anzahl Per- mundete festgestellt worden.
1 Holland. Gulven. 1 argent.Pav.-Peso 1 belgischer Frank. 1 norweg. Krone.. 1 dänische Krone. 1 schwedische Krone 1 finnische Mark.. 1 japanischer gen. 1 italienische Lire. 1 Pfund Sterling. 1 Dollar..... 1 französisch. Frank 1 brasilian. Müreid 1 Schweizer Frank 1 spanische Peseta. IVO ösierr. Ztr.(gest.) 1 tschechische Krone 1 ungariiche Krone 1 bulgarische Lewa ljugoslaw. Dinar.
14. August Säufer-
«Seid-) Sur»
Verkäufer (Brief.) Sur»
1183035. 1188365.- 987525.-1 992475. 138345 497240. 555335. 804005.
137655.! 494760. 552615. 799995.
1456350. 1463650. 127680. 128320. 13715825.-113784375. 2992500j 3007500 165585. 166415. 289275.- 1 290725. 542640. 545360 403987.50 406012.50
1460340. 1226925, 165588, 604485. 682250, 987525. 102424, 1825425, 159600. 16697500. 3690750. 207480. 359100. 674310. 508725. 5286. 109725. 2a. 33416. 39900.
*1467660 1289075. 166415. 607515. 685710. ! 992475 I 103258. 1834575 | 160400 17042500. 3709250 208520. 360900 677690 511275 5513.50 110275- 205.52 88587. 40100.
Ein Ehrentag See Laubenkolom'sten. Glückliche Gesichter! Ein seltener Anblick in diesen Elcndszeitcn, in denen die Millionen nur so herumfliegen und trotzdem viele Koch- töpfe leer sind. Am Sonntag gab es ein bisscl Glück für die Aermsten der Armen in etwa einem Dutzend der Laubenkolonien des Ber- waltungsbezirks Treptow  . Was die Kolonisten, einem Rufe des Wohlfahrtsamtes folgend, getan haben, um rund 400 Armen, meist Frauen, die Sorgen des Lebens für einige Tage zu verscheuchen, übertraf all« Erwartungen. Es legt« von neuem beredtes Zeugnis ab für den Gemeinsinn und die Gebefreudigkeit, die in diesen Kreisen bestehen. Sind doch unsere Laubenkolonisten zum weitaus größten Teil selbst Leute, die nur aus der Hand in den Mund leben. Und gerade hier bewahrheitet« sich wieder das alte Wort: Am meisten und am herzlichsten gibt, wer am wenigsten hat! Keine der Kolonien, in denen zumeist schon am Vormittag di« V-rteilung der Spenden stattfand, hatte es sich nehmen lassen, den freudigen Gaben einen eindrucksvollen festlichen Anstrich zu verleihen und vor allem den betagten Gästen das Nehmen leicht zu machen. Nicht Arme sollten di« Bedachten in den Augen der Kolonisten sein, sondern gleich- wertige Mitmenschen, denen zu Helsen   eine Ehrenpflicht ist. So war überall die Freude der Laubenkolonisten fast noch größer als di« der so reichlich Beschenkten. Di« Oeffentlichkeit war selbstverständ- lich ausgeschlossen. Ein Schauspiel für Neugierig« sollte es nicht sein, nur eine ganz mterne Veranstaltung für Menschen, die das Herz auf den rechten Fleck haben. Wir wohnten zwei Feiern in dem Laubenkomplex an der Bouchestraße in Treptow  -Nord bei, in den Kolonien Johann esblume und Wüste Sahara  . An Kaffeetafeln vor gefüllten Kuchsntellern saßen die Allen, ganz berauscht von der echten Nächstenliebe, di« sich ihnen so herzlich bot. Prächtig trug der erst im Mai gegründet« Laubenkolonistenchor das Krönet den Tag" und andere stimmungsvoll« Gesänge vor. Warm klangen die kurzen Ansprachen der Vorsitzenden aus in die schönen Wort«: Was wir geben können, das geben wir gern! DieWüste Sahara  " gab an 10 Notleidend« je 6 Stück Eier, 1% Pfund Zucker, M Pfund Margarine, 1 bis 1% Pfund Haferflocken und Reis, 10 Preßkohlen, 10 Pfund Koks, einen Posten Holz, 1 Pkund Kohl- rabi und 213 000 Mark. Genau so reichlich waren die Spenden in der KolonieIohannesblume" mit einem Geldgeschenk von 200 000 Mark für jeden der 14 Geladenen. Aus der KolonieP a l m- weide" wurden von 28 Kolonisten. 10 arme Leute beschert; jeder erhielt 3 Pfund Karlcffeln, 2 Mandeln Kohlrabi, grüne Bohnen, Mohrrüben, H Pfund Mehl, Fleisch, 1 Ei, Milch, Obst, Zwiebeln, Blumen, außerdem jeder 260 000 M., von den Kindern jedes noch 5000 M. Der Raum verbietet es, von jeder einzelnen Feier zu berichten, aber alle beteiligten Kolonisten haben gewettsifert, das zu tun, was man in so vielen anderen Kreisen, di« weit mehr tun könnten, leider vermissen muß. Mehrer« Kolonien wollen ihre Gaben in den nächsten Tagen unmittelbar dem Wohlfahrtsamt zur Ver- fügung stellen. Für den 30. September ist eine zweit« Verteilung an Ort und Stelle geplant. Eine unruhige ttacht. Ausschreikungeu und Piüuderungsverfuche. Auch in der vergangenen Rocht ist es an verschiedenen Stellen Verlins wieder zu Zusammenrottungen und Ausschreitungen ge­kommen. Besonders heiß ging es am Hermannplatz in Neukölln und seiner Umgebung her. Nach einer stark besuchten Versammlung in einem Saal in der Nähe des Hermannplatzes bildeten sich zwischen 11 und 12 Uhr nachts mehrere Demon- strationszüge. Hierbei erhielt die Schutzpolizei   in der Berliner Straße gegenüber dem Kirchhof aus der Menge P i st o l e n f e u c ri Die Beamten erwiderten es und griffen schließlich mit der blanken Waffe ein. Es gelang auch, die Menge zu zerstreuen, sie sammclw sich aber wieder und es kam auf dem Hermannplatz zu neuen Zu- sammenstößen. Ein berittener Schutzbeamter erhielt eine schwere Verletzung am Kinn. Bon den Demonstranten wurden l S b i s 2 0 Mann verletzt. Mit Hilfe der inzwischen eingetroffenen Polizeiverstärkimgen wurde dann der Hermannplatz an allen Zu- fohrtstraßen abgeriegelt und die bedrohten Gegenden durch Scheinwerfer erleuchtet. Die Absperrung wurde die ganze Nacht über, wie auch heute Morgen. ausrechterhÄten, da weitere Tumulte befürchtet wurden. Auch heute Morgen war es auf dem Hermannplatz wieder unruhig. Terroristen griffen die Straßenbahn, die den Betrieb wieder aufgenommen hatte, an und schlugen an mehreren Wagen die Fensterscheiben ein. Die Schutzpolizei  , die auch jetzt wieder auf dem Posten war, mußte den Platz absperren. In der Schönwalderstraße wurde gestern nachmittag eine Butterhandlung gestürmt. Einer der Plünderer wurde festgenommen. In der M a x st r a ß e griff eine groß« Menge eine Brotfabrik an und raubte 300 Brote. Auch ein Bäckerloden wurde hier ausgeplündert. Bier Teilnehmer an diesen Ausschreitungen wurden verhaftet. Der Aufruf des Eisenbahnpräsidenten zur Wiederaufnahme der Arbeil hat durchweg muten Erfolg gehabt, wenn auch hier und da Terroristen die Arbeitswilligen zu vergewaltigen versuchen. Zu erregten Szenen kam es auch am Bayerischen   Platz, wo eine au? 4000 5000 Demonstranten bestehend« Menge in das Cafe Wittelsbach einzudringen versuchte. Berittene Schutzpolizei trieb die Ruhestörer auseinander. Auch hier wurden mehrere- Verhaftungen oorgenmnmen. Zu Ansammlungen und Plünderungsvresuchen kam es ferner am Strausberger Platz und in der Petersburger Straße, wo vier Personen fest- genommen wurden. In der Dresdener Straße und am Kottbufer Tor kam es ebenfalls zu Auslaufen. In mehreren Geschäften wurden die Fensterscheiben zerstrümmert. Die Schutz­polizei. die, um den Widerstand der Demonstranten zu breche», Schreckschüsse abgeben mußte, nahm in dieser Gegend SO Per­sonen fest. In Charlottenburg   wurden in der Wilmersdorfer  - und Bismarckstrahe in mehreren Geschäften und in einem Cafe di« Fensterscheiben durch Steinwürfe zertrümmert. Tliich öie Straßenbahn fährt wieSer. Auch die Straßenbahn konnte heute früh dem Beispiel der Hochbahn folgen und mit dem arbeitswilligen Personal die Fahrten wieder ausnehmen. Allerdings war es zunächst nur auf wenigen Linien möglich, eine» einigermaßen geregelten Betrieb imrchzu-
führen, da die Kommunisten mit den brutalsten Mitteln den Verkehr behinderten. Sie bedrohten die Wagen- sührer und Schaffner  , warfen in der Invalidenstraß« und in Moabit  sowie in Treptow   aus dem sicheren Hinterhalt die Scheiben«in und rissen am Andreasplatz die Notgleise auf, um das Verkehrs» personal zu zwingen, in die Bahnhöfe zurückzufahren. Die Schutz- Polizei konnte nicht überall eingreifen, doch wurden an den Bor- Mittagsstunden Patrouillen entsandt, die eine ganz« Anzahl von Per- sonen festnahmen, die den Verkehr mit Gewalt behinderten. In Neukölln wurde ein Triebwogen durch ein rraelrechtes Stein» bombardement völlig demoliert. Infolgedessen wurden einig« im Verkehr befindlichen Straßenbahnwagen schon nach kurzer Zeit wieder in die Bahnhöfe zurückbeordert. Unter diesen Umständen dürfte auch die Omnibus-Gesellschaft, die im Laufe des Vormittags den Verkehr wieder aufnehmen wollte, es unterlassen, ihren Wagcir- park auf die Straße zu bringen Die Reichsbahndirektion Verlin   teilt zur Streiklag« in ihrem Bezirk folgendes mit: Abgesehen davon, daß auf einigen Bahnhöfen, u. o. auf den Umladestellen Pankow   und Wüster» mark, die G ü t e r b o d e n a r b« i t e r sich der Streikbewegung angeschlossen hoben, ist die Lage im wesentlichen unverändert. Auf einzelnen Dienststellen haben Arbeiter ihre Tätigkeit wieder aufgenommen. Insbesondere wird ausdrücklich darauf hinge- wiesen, daß der Fernperscnenverkehr nach und von allen Richtungen sich planmäßig abwickelt. Das gleiche gilt für den Stadt-, Ring- und Vorortverkehr. Nur auf den nördlichen Vororfftrccken, di« vom Stettiner Borortbahnhof ausgehen, fielen einige Züge aus. Seraubte Gräber. Die Friedhossfchäuder weiier an der Arbeit. Die Metalldiebe treiben es immer ärger. Am schlimmsten sind die Grabschändcr, vor denen kein Friedhof mehr sicher ist. So wur­den in den letzten Tagen allein auf dem Matthäifriedhof in der Großgörschenstraße nicht weniger als 20 Erbbegräbnisse beraubt. Den Verbrechern fielen u. a. 20 Bronzehaken, 10 Bronze- ketten von je einem Meter Länge, ein Palmenzweig aus Bronze und 25 Bronzebuchstaben verschiedener Größe in die Hände. Mit- teilungen zur Aufklärung an die Dienststelle B. J. 2. der Kriminal­ polizei.   Im Asyl für Obdachlose zu Oranienburg   fand man unter einem Strohsack versteckt ein« alle Wachstuchtosche, die 43 oval« | Grabschilder aus Zink   und 37 eiserne Haken enthiell. Sie sind ohne Zweifel von einem Militärfriedhof gestohlen. Dia Schilder enthalten u. a. den Namen Otto Gustav und Karl Arndt, Richard Abel, Otto Dauß, Waller Dettmann, Richard Fischer. Otto Genz, Otto Gutschmidt, Georg Holm, Gustav Hennig und Karl Hill- mann. Mitteilungen zur Aufklärung an die Dienststelle B. I. 8. der Kriminalpolizei. Andere Spezialisten hoben es besonders auf die Wasser» u h r c n und Elektrizitätszähler abgesehen, die neuerdings viel gestohlen werden. Von Wagen, die auf der Straße oder irgendwo auf dem Hof« stehen, werden sogar die S ch m i e r k a p- sein aus Messing entwendet, die heute ebenfalls einen sehr hohen Wert haben. Nicht minder beliebt sind die messingenen Treppen- läuferhalter und die Spülrohre in den Klosettanlagen. In einem Hause in der Rüqener Straße richtete ein Klosetteinbruch für nicht weniger als 20 Millionen Schaden an. Auf mehreren Grundstücken wurden auch die Heizkörper von Einbrechern gestohlen. Umfatzsteuerzahlungeu bis 15. August. Der Reichsmmister der Finanzen hat auf Grund des Notgesetzes vom 24. Februar 1923 verordnet, daß die Umsatzsteuer in monot- lichen Abschlagszahlungen abzuführen ist. Hiernach ist die Umsatzsteuer für die in einem Monat getätigten Umsätze bi» zum 10. des folgenden Monats unter gleichzeittger Abgabe einer Voran- meidung zu zahlen. Für den Monat August ist es den Steuerpflich- ttgen nachgelassen, die auf die Iuliumsätze geschuldete Umsatzsteuer bis zum 15. Augüst zu zahlen. Leistet der Steuerpflichtige bis zum Ablauf der Frist die Abschlagszahlung nicht, so setzt die Steuerstelle . den zu zahlenden Bettag fest. Di« nicht pünktliche Leistung der Abschlagszahlung wird einen der Geldentwer- tung angepaßten sehr erheblichen Zuschlag zur Folge haben. Falls bei der nach Abschluß des Steucrobschnitts erfolgenden Veranlagung eine Umsatzsteuer festgese�t wttd, die den Gesamtbetrag der Abschlagszahlungen um mehr als 20 v. H. über- schreitet, so wird die Steuer künstig nicht wie bisher nur um 10 v. H. des überschießenden Betrages, sondern um einen viel höheren, vom Reichsminister der Finanzen der Geldentwertung angepaßten Hundertsatz erhöht werden. Für Steuerpflichtige, deren Umsätze im Kalenderjahr 1922 nach ihrer Erklärung, ob«, falls eine Veran­lagung bereits erfolgt ist, nach dieser den Betrag von 1,6 Millionen Mark nicht überstiegen haben, bewendet es bei der vierteljährlichen Zahlung. Di« gleiche Regelung gilt für alle diejenigen, die die Holz- v«kaufsabgabe auf Grund des Gesetzes über Maßnahmen gegen die wirtschaftliche Notlage der Presse zu zahlen haben. Die Finanz­amt« sind angewiesen worden, gegen säumige Zahler mit allem Nachdruck vorzugehen. Jeder Steuerpflichtige handelt daher im 'eigenen Interesse, wenn er seine Zahlungen pünktlich leistet. Zu der Tragödie In der Pappelallce wird mirgeteill, daß der Kaufmann Johann Köhler, der in der Autodroschke sein ein Jahre alles Töchterchen Hildegard erschoß und sich selbst am Kopfe schwer verletzte, im Krankenhaus am Friedrichshain   ebenfalls gestorben ist. Die Tragödie war das Ends eines Ehezerwürfnisses, das Frau Köhler bewog, ihren Mann zu verlassen und am 8. d. M. zu ihren Eltern in der Pappelalles 76 zurückzukehren. Das kleine Kind gab Köhler einer geschiedenen Frau, die ebenso wie er in einem Konfektionsbettiebe m der Rosenstraße beschäftigt war, in Pflege. Dieses war die Frau, die die Fahrt von der Danziger Straße aus mitmachte, vor der Pappelallee 76 ausstieg und nach einem Stteit mit Köhler davonlief, nachdem sie ihn vergeblich gebeten hatte, ihr das kleine Kind mitzugeben. Wegen Sittlichkeilsverbrechen verhaftet wurde ein Mann namens Otto B a r b e ck aus der Tresckow-Alleg in Karlshorst  . Barbeck oersuchte bereits vor einigen Tagen in Oberschöneweide  «in Mädchen zu vergewalligen, wurde aber von Beamten der Schutz- polizei daran verhindert. Am Sonntag abend überfiel er im Garten eines Sommerlokals ein Frau, die spät Hilfe erhielt. Ein Postbote,«der dann den Wüstling- einen überaus kräftigen Menschen, stellte, wurde von ihm tattich angegriffen und am linken Auge er- heblich verletzt. Der Verhaftet« wurde von der Schutzpolizei der Kriminalpolizei übergeben. Dem Berliner   Aquarium ist kürzlich ovo Herrn Professor Hoff- mann aus Habana eine Vogelspinne zum Geschenk gemacht worden, die in einem Behälter der Tropensammlung des Infskta- riums untergebracht ist. In der Freiheit gräbt sich das Tier einen fußtiefen Gang in die Erde, in den es sich bei Tag« zurückzieht, um von da aus nachts auf Raub auszugehen. Dieser besteht in allerlei Getier, das die Spinne bewältigen kann. Um sie sichtbar zu machen, muß man sie natürlich am Groben verhindern: sie be- zieht in Ermangelung eines Besseren hier«in« Deckung neben einem Stück Holz oder in einer Käfigecke. Zu der Demonstrallon in Vorfignmlde. über die wir in der Morgenausgabe vom 11. d. M. b«ichteten, wird uns geschrieben, daß die gesamt« Belegschaft der Firma Otto Iachmann frei- willig den Betrieb verlassen hatte� im Zusammenhang mit den Belegschaften der Firmen Ludwig Löwe  , Otts Aufzugswerk«, Ra- boma(Hermann Schöning) usw. Nachdem sich der Zug formiert hatte, marschierte er geschlossen nach der Wiese der Firma Löirc Dort fand dann völlig ungehindert eine Versammlung statt. Wetter für morgen. Berli  « u. Umgegend. Etwas kühler, zeitweise hetter. jedoch über- wiegend bewöltt, bei ziemlich ftischen westlich eu bi< südwestlichen Winden. Kons erheblichen Niederschläge.