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mungen verfolgen den Zweck, die Verordnung möglichst wirk- sam zu gestalten. Ist die Notverordnung grundsätzlich zu begrüßen, so zeigt sie doch ihrer ganzen Anlage nach alle Mängel und Lücken, die bei der durch die Not des Volkes gebotenen Eile ihrer Abfassung nicht zu vermeiden waren. Erfaßt wer- den diejenigen, die bisher ehrlich ihre Steuern geleistet und gezahlt haben. Andere, die keine Bortversorgungsabgabe zu zahlen haben oder zu gering veranlagt worden sind, fallen entweder überhaupt nicht unter das Gesetz oder sonnen sich im Erfolge ihres Steuerbetruges. Der Schieber wird überhaupt nicht gefaßt, mag er noch so sehr mit Auto und Brillanten seinen Devisenbesitz der minder glücklichen Mitwelt präsentieren. Das ist ein unmöglicher Zustand, dem so bald als nur möglich mit scharfen Ergänzungen der Dsvisennotverordnung gesteuert werden sollte, schon deshalb, weil er die Steuermoral untergräbt. Es scheint doch dringend geboten, einmal dem Gedanken näherzutreten, ob nickst durch Einführung eines Finanzpasses das Balutagesindel namhaft und abgabepflichtig zu machen. Aber auch als Ganzes befriedigt die Notverordnung keineswegs. Selbst wenn die veranschlagten 2(K1 300 Mil­lionen Gold mark w irklich in Devisen eingehen sollten und sich keiner die Möglichkeit der Zahlung in anderen Werten auf irgendeine Weise zunutze machte, selbst dann ist die Verord- nung er st ein Anfang zur Aufbringung derjenigen Devisenbeträge, die wirklich gebraucht werden. Not und Ge- fahr zwangen zu überhasteter und darum auch noch allzu ästender Arbeit. Noch fehlt die Devisenzentrale, die verhin- dern könnte, daß mancher die zur Zahlung der Abgabe not- wendigen Zahlungsmittel jetzt erst kauft und damit den Dollar erneut in die Höh« treibt. Hier sind die schweren Mängel, die abzustellen Pflicht der Regierung ist und die nur durch eine auf lange Sicht eingerichtete Steuer- und Devisen- Politik beseitigt werden können.
Die Vorauszahlung üer Heamtengehälter. Heute Verhandlungen im Reichsfinanzministerium. Die Vorauszahlung. der Beamtengehölter auf ein Vierteljahr hat bekanntlich jetzt zu erheblichen Schwierigkeiten gee führt, da die Regierung nicht in der Lage war, die notwendigen Mittel, die in die Billionen hineingehen, rechtzeitig zur Verfügung zu stellen. Von weitesten Kreisen ist deshalb auch die Forderung erhoben worden, daß man in dieser wirtschaftlich so unÜbersicht- liehen Zeit von dem bisherigen System der dreimonatlichen Bor- ansbezahlung abgehen und an die Stelle dieses Verfahrens dieselbe Zahlungsweis« fetzen solle, die in Handel und Industrie üblich ist. Es wird also verlangt, daß die Beamten wie jeder Prioaiangestellte, längstens für vier Wochen, das Gehalt voraus erhalten sollen. Das Relchsfinanzminisierium hat, nachdem die Angelegenheit das Kabinett bereits ausführlich beschäftigt hat, sich jetzt ernstlich mit dieser Frage beschäftigt und zunächst«in Gutachten des Reichs- justizminifteriums eingeholt. Inzwischen hat, wie die B.-S.-Korrespondenz meldst, dos Reichsfinanzmimsterium die Beamtenarganisationen am heutigen Montag zu einer Besprechung Über die Angelegenheit geladen, die vorläufig unverbindlichen Charakter tragen soll und in der man sich nur über dos Prinzipielle unterhalten wird. Von dem Ausgang der Besprechung hängt es dann ab, ob hier«ine Verständigung in Güte möglich ist. oder ob die Beamten gegen die Absichten der Regierung, die Gchaüszahlungen auf eine andere Basis zu stellen, opponieren «Wtt*>- t*-- Die letzte Gehaltsaufbesserung für die Beamten und Reichs- ar6«ter, die am Donnerstag voriger Woche beschlossen worden ist, bdt die Reichsbank in arge Verlegenheit gesetzt. Durchschnittlich er- hielten die Beamten ein« Zulage von 100 Millionen Mark, deren Vereitstellung zunächst kaum möglich erschien. Das Reichsbank- djrektorium erklärte sich den Vertretern der Beamtenorganisationen gegenüber für vollkommen überrascht, obwohl von den Beamten darauf hingewiesen wurde, daß die jetzt fällig werdenden Erhöhungen der Gehälter bereits im Reichsbesoldungsblatt vom 26. und 27. Juli angekündigt worden sind und daß die Reichsbank inzwischen Borsorge dafür hätte treffen müssen, daß die allerdings sehr erheblichen Mittel
bereitgestellt würden. Man einigte sich dahin, daß am End« der vorigen Woche den Beamten 60 Millionen, am heutigen Montag wiederum 50 Millionen und die Spitzenbeträge am 1. September ausgezahlt würden. *\> Von dem Obmann des Angestellten- und Arbeiterrats eines preußischen Ministeriums wird uns geschrieben: Die gesamte Berliner   Presse mit Ausnahme der Arbeiter- presse hat in den letzten Tagen den konzentrischen Angriff gegen die Beamtengehälter eröffnet. Soweit sich diese Angriffe gegen die dreimonatige Vorauszahlung richten, läßt sich sachlich wenig dagegen sagen. Bemerkentswerterweiss ist ein Teil der Beamten selbst und zwar nicht der schlechteste zu dem Ergebnis gekommen, daß in der Vorauszahlung einer relativ hohen Summe eine Ungerechtigkeit den übrigen Gehalts- und Lohnempfängern gegenüber liegt. Nach allem, was man bisher gehört hat, sieht es denn auch so aus, als ob das Reichsfinanzministerum mit diesem Beamtenprivileg aufzuräumen gedenkt, das ehemals belanglos war und rein technische Gründe hatte, in der Zeit des schwersten Not- standes des ganzen Volkes aber jede Berechtigung verloren hat. Gerade bei dieser Auffassung aber muß man sich mit aller Eni- schiedenheit gegen ein« Legendenbildung wenden, die in Auf- nähme alter Remiszenzen im Entstehen begriffen ist. Da heißt es in den Meldungen der bürgerlichen Presse: man habe«in« Schutzmanns- frau gesehen, die auf einmal 10 Pfund Butter einkaufte! Wie wird uns? Wir haben dies alles auch schon einmal gehört, und zwar in den schönen Zeiten der wilhelminischen Epoche, als man die Begehr- lichkeit der Arbeiterschaft damit dokumentiert«, daß man mit drohen- dem Finger auf die berühmte Sonntaggans der Arbeiterfrau hin- wies. Bei dem ganzen Kampf gegen die Beamtengehälter ist von besonderem Interesse, daß die bürgerliche Presse sich ausschließlich gegen allzu hohe Gehälter der unteren Beamtenkot«- gorien wendet. Die Arbeiter und Angestellten der Staatsbetriebe sind bereit, gemeinsam mit dem einsichtigen Teil der Beamten, Aus- wüchse, die für die Gesamtheit zu einer Gefahr zu werden drohen, zu bekämpfen. Sie müssen dabei jedoch die fest« Ueberzeugung be- halten, daß der Kampf nicht Formen annimmt, aus denen man schließen kann, daß als treibende Kraft ein« mißgünstige, dem Arbeiteravfstieg feindliche Großindustrie dahinter steht."
Stresemann bei Kmlling. M ü n ch e a. 27. August.(DTD.) Zum Besuch de, Reichskan,. lers Cr. Stresemann wird folgende amMche ZNIlteilung ver- öfsenllichl: Der Reichskanzler hat anläßlich seines persönlichen Be­suches beim bayerischen Minisierprösiden.len Gelegenheit genommen, die wichtigsten Fragen der äußeren und inneren Politik, insbesondere auch hinsichtlich des Verhältnisses zwischen dem Reich und den Ländern eingehend zu besprechen. Im Vordergrunde standen be­züglich der inneren Politik Erörterungen über die wirkschafilichen Maßnahmen, die angesichts der augenblicklichen Rokloge vnrerzüg- lich getroffen werden müssen. Dabei worden in grundsätzlicher Uebereinstimmung die Voraussetzungen für ein gedeihliches Zu- sammenarbeitcn zwischen dem Reich und Bayern   erneut festgelegt. München  , 27. August lWTB.) Reichskanzler Dr. Stresemann traf Sonntag abend von Mittenwald  »nd Garmisch  , wo er über­nachtet hatte, wieder in München   ein. Er war zum Abendessen Gast des Vertreters der Reichsregierung in München   von Hornel   und trat um 0.16 Uhr mit dem Schnellzuge die Rückreise nach Berlin   an, be- gleitet von Staatssekretär Freiherrn   von Rheinboben und Gesandten von Haniel  . Zur Verabschiedung hatten ssch auf dem Hauptbahnhof  Staatsrat Dr. Schmelz'« als Vertreter der Staatsregierung und einig« andere Herren eingefunden,. darunter der Landtagsabgevrdnete Bürger, mit dem der Reichskanzler, bevor er den Zug bestieg, ein« kurze Unterredung hatte. Sapern unü Sie Reichseinheit. Das offiziöse Depeschenbureau verzeichnete einen Be- grüßungsartikel für Stresemann   in der amtlichenBayerischen Staatszeitung". Dort war nach WTB. zu lesen: DieBayerische Staatszeitung  " schreibt: Im bayerischen Volke wird es mit Freude begrüßt, daß Reichskanzler Dr. Strese- mann die erste sich bietende Gelegenheit benutzt, um dem boye- rischen Ministerpräsidenten Dr. v. Knilling einen Besuch abzu-
- Mehrenlese! Von D ea ce ha. Nun schwankt der letzte Erntewagen dem Hof« zu und über das weite Feld der Stoppeln geht der Wind. Mit ihm kommen ungebetene Gäste: Frauen und Kinder,wider- licizes, schmutziges Volk". Sie schwärmen über das Feld und bücken sich immer und immer wieder'jedesmal für eine einzig« Aehr«. Der Hünger schaut ihnen aus den Augen und in den fahlen Gesichts- zügen liegt das Elend. Armes Proletariat! - Mitten in dasVolk" hinein reitet der hohe Herr des Gutes. Wie der Sturmwind plötzlich ist er da. Er schreitet über das Feld; man merkt den Hauptmann unseligen Angedenkens. Wie Spreu vor dem Winde fliegt dasDiebsgestndel" auseinander: Hunderte vor einem! Das Feld ist leer. Verlorene Aehren harren vergebens der Ernte. Strich um Strich bricht der blanke Pflug die schwarze. Erde. Schelle um Scholl« wendet sich und begräbt Aehren, Aehren, Aehren. Nun geht der Wind über das gepflügte Feld. Das Moforat ist gerettet und das Proletariat hungert.
Die sozialistischen   Studenten. Zum lnkernakionalen Treffen in Nürnberg  . Gegenüber dem internationalen sozialistischen St ndententr essen in Salzburg  , August 1922, schien es bei der diesjährigen Zusammenkunft in Nürnberg  , als wenn dos Suchen nach' Aufnahme internationaler Verbinduno mit Gleichge- sinntsn stärker geworden wäre. Der Einladung des Wiener Bureaus waren 13 Länder gefolgt, Vertreter vpn Oesterreich  , Deutschland  , England. H«lland, Polen  , der Tschechoslowakei  , Rußland  , Amerika  , Italien  , Ungarn  , Litauen  , Belgien   und der Poale Zion   kamen zu- sammen, um unverbindlich Gedanken und Meinungen über Fragen und Erscheinungen des proletarisch jugendlichen und studentischen Lebens auszutauschen. Man sprach über Wirtschaftsfragen und Wirt. lchaftshilfe. Auf diesem Gebiet sind die Einrichtungen der Wiener   Genossen führend es besteht dort nicht nur eine eigene Mensa und ein Siudentenhoim, sondern auch ein eigenes Ferien- beim in Vorarlberg   macht es den studentischen Genossen möglich, für biUlgcs Geld dort ihre Ferien zu verbringen. Mit der Cinrich- tung der Wände»- und Sportorganisationen innerhakb der sozialisiisch-sti'dentischen Kreise wurde die Frage der Wehr- b a- m a ch u n g berührt. Die Wienerst udentische Legion" stieß Mm Teil auf lebhaften Widersvruch.. aber ebenso wie in der Duells rage sah man darin eine zu innerdeutschs-österreidüsche Angelegenheit, als daß ihre Erörterung in den Rahmen des Kon- gresses gepaßt hätte. Vielleicht darf bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam gemocht werden, daß in Zukunft das Gastland dies­mal Deutschland   put tun würde, sich in der Berichterstaltunq kürzer und prägnanter M fassen. Es- ist verständlich, aber deshalb
für die ausländischen Genossen nicht weniger ermüdend, wenn die Deutschen   bei der Mehrzahl ihrer Vertreter leicht den internotio- nalen Charakter der Veranstaltung übersahen und anfingen, über Lokalfragen zu disputieren, die sich aus den Berichten der einzelnen Universitäten ergaben. Naturgemäß nahm die Berichterstattung den breitesten Raum in der Aussprache ein, ergaben sich aus ihr heraus doch erst die Punkt«, welche internationales Interesse erweckten. Durchweg konnten die ausländischen Genossen von derStär- kung ihrer Bewegung" erzählen: In England beträgt die Mit- oliederzahl bereits über 2000, in Polen   erstreckt sich die Bewegung auf die Umocrsitäten Warschau  , Krakau  , Lemberg  , Lublin   und Wilna  . Italien  , Ungarn   und Litauen   haben zwar schwer unter Bedrückung zu leiden, ein Zusammenschluß der.sozialistischen  Studenten muß unter größter Vorsicht geschehen, aber dennoch macht die Bewegung Fortschritte. Die russischen Genossen sind»«- zwungen, an fremden Universitäten zu arbeiten, da die Rückkehr in ihre Heimat für sie Gefängnis und geistiger Tod bedeuten würde. Nach dem Bericht des Vertreters der Pool« Zion wurde ein- stimmig ein schorfer Protest gegen die Einführunp des Numerus Clausus   für jüdische Studierende angenommen, ein Protest, der um so berechtigter und notwendiger ist, als bereits nach dem Vorbild der Wiener   und Warschauer Universitäten die völkischen Gruppen an den deutschen   Hochschulen Vorstöße in dieser Hinsicht zu unter- nehmen� beginnen. Der Vertreter Amerikas   erzählt», wie der sozialistische Gedanke allmählich Verbreitung in den Colleges fände und sich unter den Studenten überall Arbeitsgemeinschaften zum Studium sozialistisch wirtschaftlicher und politischer Problem« bildeten. Vielleicht den stärksten Eindruck machte die Rede eines schwarzen Kameraden, eines Negers von der New Porter Univer- s i t ä t, der in überzeugenden, klaren Worten von seinem College sprach, das er als das demokratischste der Welt pries. Dort gibt es eine Rassenfrags als Ausdruck des Hasses oder der Wertabschätzung nicht mehr. Schwarze und weiße Menschen leben und arbeiten in verständnisvoller Gemeinschost, er selbst hatte innerhalb seines Col- leges den höchsten Berwaltungsposten inne. Die jahrhunderielang« Unterdrückung der Schwarzen machte sie zur Aufnahme sozialistischer Ideen reif, die Anhängerschaft wächst, und sollt« eines Tages der größte und letzte kapitalistisch« Staat der Welt in sich zusammen- brechen, so werden die Neger nicht die letzten sein, welche dem So- zialismus zum Sjege verhelfen. Der ganz spontane Beifall nach den Worten des schwarzen Genossen mag ihm gezeigt haben, daß auch die europäischen sozialistischen   Studenten demSchwarzen" kein anderes Gefühl entgegenbringen als das der internationalen Solidarität auch der belgische Vcrtreier, dem der Vor- sitzende Genosse Kolb im Namen der deutschen   Genossen versicherte, daß kein Gefühl der Entfremdung zwischen ihnen auf- kommen dürfe und der Haß keinen Platz in ihrem Herzen hob«, nahm dies Zeichen der Brüderlichkeit als frehen Gruß seinen Käme- raden mit Das Ergebnis der Tagung: sich kennen lernen und aussprechen. hat die Vorbedingung für einen festeren internationalen Zusammen- schlich aeschaffen, dessen erster Ausdruck ein internationaler soz'a- Ulti lchcr Studentenkongttß sein soll, den aus Wunsch sämtlicher An- wssenden das Wiener Bureau im Anschlich on das nächste Trftftn der Arbeiterjugend einberufen wird. E. R.
statten und mit ihm über die das Reich und Bayern   berührenden Fragen eine Aussprache zu pflegen. Es ist zu wünschen, daß dieft Besprechung die Richtlinien für eine gemeinsame Arbeil zum Besten des Reiches und unseres Landes bringt. Wir in Bayern   wollen nur eins: Rettung des Baterlandes und Er- Haltung der Einheit des Deutschen Reiches. Dos bayerische Volk beseelt nur ein Verlangen, das Sehnen nach dem Manne, der das Vaterland aus der jetzigen wirtschaftlichen und tz>oiitisch«n Not herausführt. Wer der Mann ist, welcher Partei er angehört, ist im Grunde gleichgültig. Dieses halbamtlich verbreitete Zitat erfährt eine bezeich- nende Ergänzung durch einen uns zugehenden Bericht aus Mün- chen, wonach schon der folgende Satz in dem Begrüßungs- artikel des Regierungsblattes lautet:Innenpolitisch wird es vor allem darauf ankommen, daß es Stresemann   gelingt, seinen Standpunkt durchzusetzen gegenüber der anderen Seite im Kabinett." Damit sind die Sozialdemo- traten gemeint! Jpaß die zur Schau getragene Objektivität nur eine Unaufrichtigkeit ist, erkennt man aus dem Kommentar, den dieselbeStaatszeitung  " vor einigen Tagen an den teilweise gegen das Reich gerichteten Aufruf der bayerischen   Regierung an ihr Volk geknüpft hat. Dort stand schwarz aus weiß, was die Regierung Knilling alles von Stresemann' erwartet, und zum Schluß hieß es:Wenn die Reichsregierung die Spuren des bayerischen   Minister- Präsidenten wandeln würde, würde Deutschlands   Not wohl bald ein Ende haben." ZNunchen. 27. August.(Eig. Drahtbericht.) Ein Rundschreiben des Oberkommandos der Hitlers chen Sturmabteilungen zur In- formotion der Unterführer im ganzen Land bestätigt einwandftei, daß die Regierung am 1. Mai lediglich auf Grund der wieder- holten Vorstellungen derVaterländischen Verbände" die sozialdemokratische Maifeier Einschränkungen unterworfen hat. Nun hielten die Kampfverbände die Gelegenheit sür günstig, das Feld zu beherrschen, und ließen Hitlers Sturmtrupps, dieReichsflagge" unfi denBund Oberland  ", aufmarschieren, wozuWaffen g e- faßt" wurden, und zwar auf Grund ihrer trefflichen Beziehungen zur Reichswehr  . Dadurch fühlten sich allerdings weniger die Festzugteilnehmer bedroht, als die Regienrn# Knilling selbst, die in der Angst um ihren Bestand sich schleunigst aufraffte und er­reichte, daß die Kampfoerbände die Waffen wieder nieder- legten und teilweise abgaben. Zurzeit ist immer noch der Staatsanwalt damit befaßt, das bedrohliche Verhalten der Kamnj- verbände am 1. Mai zu untersuchen und insbesondere aus- zukläven, auf welche Weise sie damals so schnell zu Waffen kamen es waren auch Geschütze darunter und wieviel von diesen Waffen die Herrschaften unterschlagen haben. Ludendorff   klagt. München  . 26. August.(Eigener Drahtbericht.) DieMünche- ner Post" hat vor einiger Zeit von Ludendorff   als dem großen Kriegsverlängerer gesprochen, weshalb er ggrichtüchs Klag« wegen verleumderischer Nachrede angestrengt hat. Dem Pro- zeß, der für Ende September angesetzt ist, dürste große poii- tische Bedeutung zukommen, da die beklagte Partei Männer wie Prinz Max von Baden  , General Hoffmann, Generoi- feldmarschall Hötzendorf und andere als Zeugen und Sach- verstandige laden lassen wird. DieRote Fahne  " beschlagnahmt. Die Sonntagsausaabe der Roten Fahne" ist erneut von der politischen Polizei b e s ch l a g- nahmt worden, bevor sie die Druckerei verließ. Wie wir er- fahren, erfolgte diese Maßnahme auf Grund des Gesetzes zum Schutze der Republik in Verbindung mit der Ausnahmsverordnung des Reichspräsidenten�   weil in oem Blatte wiederholt und auch in der vorliegenden Nummer Beschimpfungen non Mitgliedern des Reichskabinetts und der Landesregierung enthalten waren. wirlh in Moskau  . Der frühere Reichskanzler Dr. W i r t h empfing in Moskau   den Vertreter der TU., um ihm zu sagen, daß seine Reise den Zweck verfolge, Fühlung mit den Wirtschaftskreisen zu suchen. Er äußerte sich dankend über den guten Empfang, be- sonders durch Tschitstherin, mit dem er den Ropallovertrag geschlossen habe, sprach aber sein Erstaunen darüber aus, daß die deutsche Wirt- schaft nur zögernd die praktischen Konsequenzen daraus ziehe. Ueber die Allrussische Landwirtschaftsausstellung sprach Wirth mit hoher Anerkennung.
Ein Kriegerdenkmal gegen den Krieg. DerWiener Arbeiter- zeitung" wird aus Golfern in Oesterreich   geschrieben: Hier wurde sofort noch dem Zusammenbruch beschlossen, ein Krieger- denkmaL zu bauen. Unser Ort hat 6000 Einwobner und 157 Ein­gerückte haben im Krieg das Leben eingebüßt. Die Sozialdemo- traten forderten, daß auf dem Denkmal die Wort« stehen:Nie wieder Krieg!" Zu diesen Worten der Verdammung konnten sich die Bürgerlichen nicht entschließen, aber die Sozialdemokraten setzten durch, daß aus dem Denkmal die Worte Schillers stehen:Ein furchtbar wütendSchrecknis ist derKrieg, dieHerde schlägt er und den Hirten!" Di« Enthüllung des Denk- mals war eine Demonstration gegen den Krieg. Einige Krieger- waisen trugen passende Gedicht« vor, die Frauen und die Mütter, die Männer und Söhn« verloren haben, saßen weinend vor dem Denk- mal, die beiden Gesangverein« des Ortes sangen eiüen Chor nach Schillers Lied:Holder Friede, süße Eintracht!" Nach dem Bürger- meister Genossen Peer, der das Denkmal in die Hut der Gemeinde übernahm, sprach der Obmann der Invaiidenorganisotion, Genosse Grill. Er schildert« die Schrecken des Krieges, die er auf dem Schlachtfeld gesehen hatte. Dos Denkmal wird allen, die es sehen, «ine ständige Mahnung sein, für den Frieden zu wirken und sich nicht schuldig zu machen am Blutvergießen. Sinder als wahiagilakoren. Im Freistaat Irland ist zur- zeit der Wahlkampf, aus dem(die neue Kammer hervorgehen soll, in vollem Gange. Di« Regierung hahsich für die Wahrung der rerfassungsmäßigen Freiheit der Wahlkampagne verbürgt, und die Republikaner  , die der Fcchne d e Daler as folgen, find demr auch entschlossen, von dieser Freiheit unbeschränkten Gebrauch zu machen. In der Absicht, die Wähler auch von der Gefühlsseite her zu beeinflussen, sind die Anhänger de Baieras. die sich durch dessen Verhaftung des Führers beraubt sehen, auf den Gedanken ge- kommen, den zwölfjährigen Sohn de Voleras als Wahl- agiiator zu benutzen. Der Junge zieht seit Togen im Lande umher und Höst von morgens bis abends 6 bis 6 Wahlreden, in denen er für den Kandidaten der Partei mit Feuereifer ernistti. Roch ein zweiter Sohn eines republikanischen Revolutionärs steht als Agita- tor in der irischen Wahlschlacht. Es ist der Sohn des Schrift- stellers E h i l d e r s, der, wie man sich erinnert, im vorigen Jahre standrechtlich erschossen wurde. Obgle:ch der kleine Childers das 14. Lebensjahr noch nicht erreicht Hat, joll er ungewöhnliches red- neristhss Talent besitzen und mit so überzeugender Kraft sprechen. daß Taufende von Wählern täglich an seinen Lippen hängen und ihm stürmische Huldigungen bereiten. Di« Tuberkulosesürsorgeschwefter. In der Bekämpfung der Tuberkulose erlangten die Hausbesuch« und Belebrungen an Ort und Stelle ein« immer größere Bedeutung. Gerade auf diesem Gebiet: können junge mutige Mädchen eine noltswirtschaftlich äußerst wert- volle Arbeit leisten! Da? Tuberkulose-Zentralkomitee in Berlin   ver- anstaltet immer wieder Kurse zur Aiisbiidunz von Fürsorgerinnen. Der nächst« Kursus findet während des M-watz Oktober statt und ist für 3010 Teilnehmerinnen berechnet Anmeldungen sind ins spätestens 1. September on die GeschästsÜelle des Tuberkulose« Zentralkomitees, W. 9, Königin-Augusta-Straße?, zu richten.