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Nr. 479 40. Jahrgang

Prenden  / Biesenthal  .

Beilage des Vorwärts

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die einen mit Kartoffeln beladenen Wagen umstellten, um ihn zu plündern. Auch hier konnte die Schutzpolizei eingreifen und die An­Jammlung auflösen. Die mehrfachen Gerüchte über Plünde rungen von Lebensmitteln in Groß- Berlin sind, wie wir von zuständiger Seite erfahren, völlig haltlos; ebenso fann von einer Alarmbereitschaft der Schuhpolizei feine. Rede sein.

Ist der ,, Vorwärts" zu teuer?

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Sonnabend, 13. Oktober 1923

Boltsstimme" fündet schon jetzt einen Bezugspreis von 125 Mil­lionen für die nächste Woche an bei einmaligem Erscheinen. Nein geschäftlich gesehen, war der Borwärts" schon in der laufen. der Woche viel zu billig. Die Rote Fahne" hatte zum Beispiel bei ebenfalls einmaliger Ausgabe einen Wochenbezugspreis von 50 millionen festgefeht, während der Borwärts" nur 42 Mil­lionen toftete. Eine solche Niedrighaltung der Preise muß aber auf die Dauer verheerend auch für das solideste Parteiunternehmen

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Die Fernzüge der Stettiner Bahn bringen uns nach Rüdnih. ( Sonntagsrückfahr farte Biesenthal  .) In furzer Wanderung haben wir das Dorf erreicht. Vom Bahnhof fehen wir im Südosten den Schornstein der Berliner   Fleischvernichtungsanstalt über den Wald emporragen; sie wurde 1908 hierher verlegt. An der Kirche von Rübniz vorüber wandern wir in nordwestlicher Richtung zum Dorf hinaus. Dicht am Dorf schlängelt sich das Rüdnißer Fließ   vorüber; es ist ein Quellbach der alten Finow  . Hier liegen in einer Ent­In der allgemeiner Not ist es begreiflich, daß jede Preis- wirken. Zieht man noch in Betracht, daß acin das den Lesern fernung von nur Kilometer die Quellen diefes Fließes und der steigerung gerade in den Haushaltungen unseres Lesertreises te- des Vorwärts" in der kommenden Woche gelieferte Papier, Banke. Aber während die Panke   ihre Wasser nach Süden zur sonders peinlich empfunden wird. Und mehr als einmal hören nach dem Durchschnittsumfang berechnet, rund 150 millionen Spree   und somit zur Nordsee   schickt, fließen die Wasser des Nüd- wir, daß der Vorwärts" zu teuer wäre. Manche unserer alten fosten wird, ohne jede Berechnung für Drud, Expedition, Korre nizer Fließes und der Finow nach Norden, dann innerhalb des Genossen glauben auch, es sei möglich, bei täglich nur einmaligem spondenzen, Mitarbeiterhonorare, Telephon- und Depeschentoften, alten Eberswalder Tales östlich zur Oder und so zur Ostsee  . Die E- scheinen den Borwärts" billiger liefern zu können. Das ist ein sowie ohne Berücksichtigung der allgemeinen geschäftlichen Unkosten, Wasserscheide, die die Stromgebiete der Nordsee   und der Ostsee perzeihlicher, aber trotzdem erheblicher Irrtum. Unsere Partei dann wird jeder unserer Leser einsehen, daß auch der neue Preis hier trennt, zieht nur wenig füdlich von Rüdniß vorüber. Wir fommen an der Bodelschwinghschen Kolonie Hoffnungstal biätter im Reich erscheinen durchweg nur einmal täglich. Aber bei für die kommende Woche nicht einmal ausreicht, um auch nur not­vorüber in den Wald. Jenseits der zweiten Straßentreuzung liegt einem Vergleich mit ihnen stellen wir fest, daß der Borwärts" dürftig den Betrieb in seinem bisherigen Umfang aufrechtzuerhalten. rechts der Mechesee mit den Kolonien Lobetal und Gnadental  . immer noch sehr billig geliefert wird. Er fostete bei zwei- Die Genossen werden angesichts dieser Tatsachen mit erneutem Wir wandern zum See hinunter und kommen auf dem Ostufe: zur melige: Ausgabe in der letzten Woche 42 Millionen frei Eifer an die Werbung neuer Leser gehen und sich nicht irre machen Straße von Ladeburg, der wir durch schönen Wald in nördlicher ins Haus. Dagegen foftete das Parteiblatt in: lafsen durch die allgemeine Verbitterung, die aus dem Elend der Richtung zum Hellsee und zur Hellmühle folgen. Der Weg führt um den von prächtigen buchenbestandenen Höhen umkränzten allgemeinen Wirtschaftslage resultiert. Hellsee, der zu den schönsten Seen der Mart Brandenburg   gehört, nach Lante. Der Name des Ortes ist wohl aus dem Slawischen lanta Wiese herzuleiten. Lante, Schloß und Herrschaft, ist im Besitz der Stadt Berlin  . Die Stadt fann stolz auf dieses Gebiet sein, das sie sich als eigen erworben hat. Kaum finden sich in der näheren Umgebung Berlins   so ausgedehnte prächtige Nadel- und Buchenwälder, so liebliche stille Seen, eingebettet in waldige Täler,

wie hier.

Auf dem Nordufer des in den Hellsee mindenden Fließes wandern wir zum Oberjee, einem feinen See, duf dessen Fluten sich die Seerofen wiegen. Kurz vor dem Ende des Gees zweigt der Weg rechts ab und führt in nordwestlicher, später nörd­licher Richtung nach Prenden  . Das Dorf liegt auf einer Land­schwelle zwischen dem Bauerjee im Norden und dem Strehlesee im Süden; beide Seen sind durch ein Fließ miteinander verbunden. In Brenden lebte und starb der aus der Zeit des Großen Kur­fürsten bekannte Feldmarschall v. Sparr, von dessen Sput- und Zaubergeschichten viele Erzählungen hier umgehen. Die Kirche hat cinen hohen Fachwerkturm, der teilweise mit Holz verkleidet ist. Auf dem Biesenthaler Weg verlassen mit den Ort; durch hügliges Gelände geht es in den Wald. Am Togenstein Q 108, 109 führt nach links der Weg auf der Grenze der Kreise Nieber( links) und Oberbarnim( rechts) über den 80 Meter hohen Wutuhlenberg zum Kleinen Wufensee. Wir wandern um die Nordfpitze des Sees herum, dann in östlicher Richtung zum Großen Wutensee.

Auf dem Südufer des Sees tommen mir zur Chaussee, und auf dieser, am Krummen Pfuhl und am Kesselsee vorbei zur Stadt Biesenthal  . Vor der Stadt überschreiten wir die Finom, die sich zu einem stattlichen Fließ entwickelt hat. Mehrere Fließe, die die Niederungen und Seen im Süden der Stadt entwässern, vereinigen sich hier zu: Finom. Nördlich liegt der Schloßberg mit einigen Resten der früheren Burg und einem 1907 errichteten Aus­fichtstrum. Weiter nach Norden, inmitten der Finomniederung erhebt sich der Reierberg, ein vorgeschichtlicher Burgwall. Bom Markt führt die Königstraße zum Städtchen hinaus. Durch die Kolonie Biesenthal   fömmen wir zum Bahnhof, von dem wir die Heimfahrt antreten.( Weglänge etra 28 Rilometer.)

Die Wirkungen der Preiskatastrophe.

Chemniz, 8.- 14. Oktober Dresden  , 6.- 12. Oftober. Leipzig  , 6.- 12. Oftober München  , 8.- 14. Oftober Magdeburg, 8.- 14. Oftober

47, Millionen

44

40

36

30

Brandenburg  , 7.- 15. Oftober 30

Ganz ähnlich werden sich die Verhältnisse in der nächsten Woche gestalten, wenn die infolge der ungeheuren Markentwertung notwendigen neuen Preise festgesetzt sind. Die Magdeburger  Wetteraussichten für Sonntag.

NW

N

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4+ 00

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Sturm

Regen und

Veränderlich

Schön

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Gewitter

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Mordprozeß Mischke.

Das Gutachten der Sachverständigen.

In dem weiteren Verlaufe des Mordprozesses Mischke konnte die Zeugenvernehmung wesentlich abgefürzt werden, da nach dem Rolle mehr spielt. Die Kriminalfommissare Bünger und Geständnis des Angeklagten der Sachfen ernst" teine Galzow befundeten, daß durch die Anzeige der Frau Mischke über das Verschwinden des Jungen die Sache erst ins Rollen ge­tommen sei. Mischke habe sich wiederholt in Widersprüche verwickelt und schließlich erzählt, das eigene Kind habe ihn zu einem Doppelselbstmord überredet. Erst als man Mischke drohte, daß man die Leiche ausgraben würde, um festzustellen, ob dem Jungen Gift beigebracht worden sei, legte der unmenschliche Bater ein Geständnis ab, das er später allerdings widerrief. Auf die Frage des Rechtsanwalts Dr. Brandt, ob nach den örtlichen Feststellungen ein Doppelselbstmord des Vaters und des Sohnes ausgefchloffen gewesen wäre, erklärt ter Zeuge Galzow, daß eine gewisse Möglichkeit hierzu nicht ausgeschlossen sei. Nachdem noch die Angehörigen des Angeklagten vernommen worden waren, erstattete Sanitätsrat Dr. Juliusburger fein Gutachten. Die Tat ist so abscheulich, erklärte der Sachverständige, daß man sich zur Ehre der Menschheit die Frage vorzulegen hat, ob ein Mensch, der solchen Berbrechens fähig ist, ob ein Vater, der seinen Sohn er­mordet, geistig zurechnungsfähig sei. Aber nach eingehender Prüfung muß man zu dem Ergebnis fommen, daß teine Anhalts. puntte für eine geistige Störung vorliegen. Die Tat ist im Dämmerzuftand oder unter Wahnverstellungen verübt worden. Der Sachverständige hält es für ausgeschlossen, daß das Kind, das all­gemein als harmlos und gutmütig geschildert wirt, dem Vater den Selbstmordgedanken eingeflößt haben fönnte. Der Angeklagte sei auch nicht so mittellos gewesen, als er es vor Gericht zu schildern 23 ater be: dessen erotischen und verbrecherischen versuchte. Der einzige Grund sei, daß der Junge dem eigungen im Wege gewesen sei. Mischte sei ein ab­normer Mensch mit hochgradigen Gefühlstefelten, aber eine Geistesstörung im Sinne des§ 51 liege nicht vor. Die Tat müsse mit voller Ueberlegung ausgeführt worden sein. Auch dem Gutachten an. Er stellt be: dem Angeklagten allerdings erb. Sanitätsrat Dr. Thiele schloß sich mit einigen Einschränkungen liche Belastung fluffung sowie moralische und geistige Defette feft und starte altoholische Beein Die Berhandlung wird dann verlagt, Das Urteil wird im Laufe des heutigen Tages erfolgen.

Zu Beginn der Woche gingen in ganz Deutschland   zahlreiche im allgemeinen geringe Regenfälle hernieder und die Tempera­turen, die am Montag mittag noch meist 12 bis 15 Grad erreicht hatten, begannen am Abend dieses Tages bei rascher Aufheiterung zu sinken, an vielen Orten bis auf 5 Grad Celsius. Bald aber führten lebhafte Südwestwinde wärmere Luftmassen herbei. Die Zu einem Zusammenstoß mit der Polizei kam es gestern Doran Stärke beträchtlich zu. Gleichzeitig setzten, neue weitver­Winde drehten sich allmählich nach Westen und nahmen dabei mittag in der Lurmstraße, wo einem plöblich auftauchenden breitete, vielfach ergibigere Regenfälle ein. Am Mittwoch wuchsen Zuge von etwa 500 Ermerbslofen sieben Beamte der Schutz die Westwinde an der Nord- und Ostseeküste zum Sturm an und polizei entgegentraten. Die Beamten wurden tätlich angegriffen die Regenfälle wiederholten sich namentlich in mittleren Oder und machten in der Notwehr von ihren Seitengewehren Gebrauch. Nacht gingen zwischen dem Niederrhein   und der Zwei Bersonen wurden festgenommen. Im Laufe des geftrigen ungewöhnlich starke Regenfälle hernieder. Aachen   meldete 35, Tages ist es an mehreren Stellen Berlins   zu Zusammen Dresden   46 Millimeter. Auch am Donnerstag kamen wieder Regenfälle vor, die an der mittleren Ostseeküste von Gewittern Ein Billioneneinbruch ist in der vorletzten Nacht bei einem rottungen gefommen. Gegen 12 Uhr mittags fammelten fich begleitet waren. Der Freitagvormittag hatte in Norddeutschland Mitgliede des Schweizer Roten Kreuzes in Wannsee   verübt worden. vor dem Neuen Rathaus in Schöneberg   auf dem Rudolf- Wilde überwiegend heiteres Wetter, doch setzten mittags bereits wieder Die Einbrecher haben wohl beobachtet, daß abends in der Villa eine Play, wo Wochenmarkt abgehalten wurde, ettba 1000 Personen, Regenfälle ein. Dieses wechselvolle, vielfach regnerische Wetter Bleine Gesellschaft war und darauf gerechnet, daß nach dieser alle die in das Rathaus einzubringen suchten, um vom Bürgermeister die war für die Hackfruchternte nicht eben förderlich. Der unbe- Bewohner fest schlafen würden. Sie drückten an einem Küchen­Herabsetzung der Lebensmittelpreise zu erzwingen. Beamte des ständige Witterungscharakter wurde durch verschiedene aufein- fenfter eine Scheibe ein, verschafften fich so Ginlaß und stahlen für 172. und 173. Polizeireviers sowie der zweiten Bereitschaft Schöne- anderfolgende, im Norden ostwärts wandernde Tiefdruckgebiete berg   gingen gegen die Menge vor und zerstreuten sie ohne besondere hervorgerufen, deren südliche Ausläufer über Deutschland   hin- 2 Billionen Silberzeug und für eben so viel Sachen, die zogen. Auch am Sonnabend wird sich das Wetter nur das Rote Kreuz für wohltätige Zwecke in der. Billa   aufbewahrt, dar­Zwischenfälle. Ein weiterer Fall ereignete sich gegen 10% Uhr wenig ändern. während es sich am Sonntag bei all- unter 170 Stück Wäsche für eine wohltätige Weihnachtsbescherung. vormittags auf dem Güterbahnhof Steglik. Hier fanden mählicher Abkühlung etwas freundlicher gestalten Auf die Ergreifung der Einbrecher und die Wiederbeschaffung der fich etwa 800 Personen ein, allem Anschein nach Arbeitslose, dürfte. Beute ist eine Belohnung von 100 Dollar ausgesetzt.

in

Gertrud war nicht mehr imftande, der Handlung zu folgen. Reden und in verschwommenen Bildern zu ihr.

Das Verbrechen der Elise Geitler. appelben Photographien bringen, wobei jeder Spieler Was da gesprochen wurde und vor fich ging, tam mie fernes

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Novelle von Hermann Kejser.

Aber eines sagte Elise noch in einer späten Abendstunde dem Mädchen, da sie ihr schon an dem himbeerfarbigen Seiden­Kleidchen die Hafen und Knöpfchen schloß und das Blondhaar am freien Hals zu einem Knoten wand: wie sie dem Manne, der das getan, nie vergeben könne, wie sie ihn heute noch hasse und ihm immer, wenn sich im Laufe der Jahreszeiten mit den Blättern der alten Bäume am Fluß jene Frühlingstage erneuten, vieltaufen mal einen friedlofen Tod gewünscht habe. So schartige Worte hatte sie, doch lächelte fie, als sich das Mädchen unter ihren Händen furchtsam nach ihr umwandte, und meinte, dies sei so gewesen und geschehe nicht mehr.

Als Gertrud schon über den Steg schritt, rief fie Elife noch zu: Nach elf Uhr komme ich aus dem Theater nach Hause," winkte auch einen Gruß mit dem langen Handschuh und schürzte das Kleid und den Mantel.

Szenen, wie es heute nur mehr die Kinematographentheater in Gesten redet und stumm sein muß. Aber zu jener Zeit, da in Gertrud von Sohr aus dem Kinde ein Weib wurde, genoß man diese grellfarbigen Bilderbogen auf allen Bühnen, und wenn gar einer darin wie ein Toreador, ein Athlet, ein Friseur oder ein Herrgott feiner Leidenschaften redete, dann schwemmte in allen Sihreiben die Rührung auf, und wenn einer wie ein Opernfänger starb, in geschwollener Seelengröße und in langen Tiraden, wo alle Herzensworte in falsche Musik und bengali fches Licht getaucht waren, dann schluchzten die Theaterdamen wie bei einem Begräbnis. Und so war es auch an jenem verhängnisvollen Abend, da man Theo Behrens am Ende des dritten Aktes in der Bühnengeſtalt eines totverwundeten Hauptmanns auf das väterliche Adelsschloß trug, das er vor dem Schrecken räuberischer Kriegshorden bewahrte, obschon er es dereinst im Zwist mit den edlen Eltern verlassen hatte, um Zirkusreiter zu werden um Zirkusreiter zu werden um einer Liebe willen.

Gertrud jah thn auftreten und hörte bald sein Heimweh­fied an die Freiheit, sah ihn in seinem männlichen Troß und Die, 2lte stand lahge regungslos zwischen den blühenden im Feuerwert seiner Liebe, sah ihn aus seinem Abenteuer er­Beeten. Dann schaute sie prüfend um sich, nahm in der Laube machen und zum Degen greifen und fah ihn in seinem roten ein scharfes Gartenmesser aus der Tischschublade und schnitt Reiterfrad verblüten und verscheiden, in einem Monolog, fett damit in die Rofenstöde hinein, um Luft für die fnospenden von heldischem Großmut, bei Facellicht im nächtlichen Schloß­Triebe zu schaffen, die fast erstickten unter den wilden Zweigen. garten, umstanden von den ergriffenen Eltern, die er gerettet Bon der Höhe des Dorfes herab ertlang der frähende und wie er röchelte ausbezahlt" hatte. Sie hörte nur Jubel von dünnen Kinderstimmen. Elise entfann sich, daß ihn und schaute nur ihn, wie er alles nach feinem Willen be­fich seit gestern am Brunnen beim alten Wirtshaus ein Mai­baum erhob. Sie schnitt solange an den Rosen herum, bis die Abendsonne durch gelben Dunst schräg auf den Garten fiel und langsam am Hügel verblich.

megte und immer wie ein Sieger die Worte marf, so daß die anderen flein und erbärmlich neben, ihm standen, wie die Niedertracht und die Schwächlichkeit selbst, die er mit seiner Faust in Stücke schlug; und sie frallte ihre Nägel in den Saint der Logenbrüstung und füllte sich mit der Glut, die aus ihm strömte, und wurde trunken, als er sich mit dem Dichter, einem schon grauhaarigen diden Herrn, Hand in Hand verbeugte.

Als die Bauernmagò fortgegangen war, zündete sie eine Laterne an und fah in allen Stuben nach, ob sie an diesem nachdenklichen Tag nichts in Unordnung gelassen habe. Sie sand aber nichts vor, seßte sich endlich mit einem zufriedenen Geficht und behaglich verschränkten Armen auf einen Küchen­stuhl und meinte für sich, wie doch ihr Lebensunglück für etwas qui sei, weil die Erinnerung davon, wie ein Schild um das So glaubte sie, und hatte das junge Blut mit ihrem Schick- ein Art, in dem er nicht mehr spielte. Jalsbericht nur reif und mündig gesprochen.

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Mädchen, die Gertrud sein würde.

Der Beifall sant rasch zusammen, eine Pause begann, fie hörte seinen Namen von links und von rechts, bald gleichgültig, bald tadelnd, bald mit Wohlwollen, und sie vergrub sich in den Theaterzettel und fah nicht auf. Noch ein Akt stand ihr bevor,

Nach endlosen Minuten hob sich wieder der Vorhang, und es schloß sich, wie zur Versöhnung der Zuschauer, ein Nachspiel Es war ein romantisches Rührstück, in dem Theo Behrens an, ein Sonnenblick auf das Idyll eines spielenden Kindes und die männliche Hauptrolle hatte, ein Lebensdrama in Schauer- leiner erinnerungsglücklichen Witwe.

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Sie fächelte sich, sie sah mit dem Opernglas nach der Bühne, fie faltete den Theaterzettel auseinander und wieder zusammen und wußte nicht, was fie tat, was sie hörte und erblickte, und hatte nur den einen Gedanken und Zweifel, ob er sie wirklich erwarten und wieder in Demut und Zärtlichkeit vor ihr hinsinten würde oder ob er nicht alles vergaße, bei. Freunden und Frauen, die ihn vielleicht hinter der Fühne um­drängten, um ihn wegzuholen, zu einem Festmahl in einem Saale mit Kerzentischen und Blumen. So lange er auf der Szene war, hatte er nicht ein einziges Mal nach ihrer Loge gesehen und hätte es doch unbemerkt tun können. Aber viel­leicht ahnte er gar nicht, daß sie gekommen war.

versah, ein Dröhnen und Klatschen und allgemeines Aufstehen. Mitten in diefe Ungewißheit fiel, ohne daß, sie sich dessen Eine alte Logenschließerin trat herein und hing ihr den hellen Abendmantel um die Schultern. Sie ging an gleichmütigen Menschen vorbei über gewundene Treppen, sah sich dann im hellen Licht der gestaffelten Borhalle, trat, ohne in ein Gesicht zu sehen, durch die Bolstertfiren eines Seiteneinganges ins Freie und stand einen Augenblick wie überflüffig auf der nächtlichen Straße. Es war troden und warm wie in Sommer­nächten.

Drüben auf dem Blaß mit den Kandelabern und dem Königsdenkmal fuhren die Wagen auf. Ein Rutscher hob, als er die. junge Dame san, fragend und rufend die Hand. Gertrud eilte, ohne ihm eine Antwort zu geben, mit ängstlichen Füßen über die Straße, bog flüchtend und heiß vor Furcht und Er­wartung in eine schmale Gasse und lief herzklopfend zwischen den dunklen Häusern dahin.

Der Schauspieler, der, eine 3igarette rauchend, mit einigen Kollegen am Bühneneingang gestanden und die Figur des Mädchens in der Tiefe des engen Gaffeneinganges verschwinden fah, mit absichtlicher und ernster Wichtigkeit los. Straße immer im Auge gehabt hatte, löfte fid), als er die Die Kameraden tuschelten, als er sich so ftürmisch empfahl, ihrer zwei gingen auch neugierig ein paar Schritte über das Pflaster weg und gewahrten noch, wie er einer Dame in einem lichten Umhang mit langen Schritten nachflog und sich mit einem tiefen Gruße an ihre Seite begab. Und die Schauspieler fanden, daß er Glück habe, der Theo Behrens, und blickten ihm neidisch nach. ( Fortsetzung folgt.)