Hamburg , 2Z. Oktober. 12 Uhr nachts.(Eigener Drahtbericht.) Die Gewerkschastsinstanzen erlassen folgenden Aufruf an ihre Mitglieder: Die örtlichen Spihenorganisationen der freien Gewerkschaften lagen angesichts der politischen Derhältyisse ohne Unterbrechung. Sie sind nur durch die zuständigen Gewerkschaften erreichbar, sie haben slele Fühlung mit den Berliner Spihenorganisationen und dem Ham burger Senat . Die Gewerkschaften haben entgegen allen über sie verbreiteten Meldungen von den Spihenverbänden Kampfmahnohmen gegen die Verelendung der Lohn- und Gehaltsempfänger verlangt. 13 SPD .. USPD . und SPD . waren am Montagabend ersucht worden. sich den Mahnahmen der Gewerkschaften anzuschliehen und von zwecklosen lokalen Aktionen abzusehen. Auf verlangen der SPD . wurde den polltischen Parteien bi» Dienstag vor- mittag 10 Uhr eine Entscheidungsfreiheit eingeräumt, lrohdem die Gewerkschaften gegen diese Verschleppung ihre ernsten Bebenten äuherten. 3m Gegensah zur VSPD. und USP. gab die KPD. zu dem von ihr selbst festgesetzten Termin keineAntwort und war auch für die unterzeichneten Körperschaften nicht e b- r e i ch b a r. Trotz gegenseiliger Vereinbarung hat die KPD. ohne wissen der Gewerkschaften in der Vachk vom Montag zum Dienstag versucht, die öffentliche Gewalt in Hamburg an sich zu reihen. Dadurch sind die der Arbeit- nehmerschast wirklich dienenden Mahnahmen der Gewerkjchaslen durchkreuzt. Die Gewerkschaftsmitglieder haben sich nach wie vor zur Verfolgung ihrer wirtschaftlichen 3nteresten an die G e w e r k- s ch a f t zu halten. Inzwischen werden die Gewerkschaften versuchen. der gesamten Arbeiknehmerschast Arbeit und Brot zu sichern." Unter- zeichnet ist der Aufruf vom Ortgausschuh des AVGB., vom Orts- kartell des AfA-Bundes. Landesausschuh des ADV., vom Vollzugs- ausschuh der sceigewcrkschasllichen Betriebsräte und vom 11. Bezirk des ADGV. Gegenwärtig sind noch schwere Kämpfe im Stadtteil varmbeck im Gange und für die Vach ! werden uxritere schwere Zusammen- stöhe erwartet. 21 Tote— 127 Verwundete bisher festgestellt. Hamburg , 23. Oktober. (MTB.) Eine Mitteilung der staat - lichen Pressestelle von 8% Uhr abends besagt: Nach der Einnahme der wache 23 in varmbeck trat zunächst Ruhe ein. Es zeigte sich seht, daß die Kämpfe höhere Opfer, als es zuerst angenommen war. gefordert hatten. Fünf Beamte haben in treuer Pslichterfüllung ihr Leben eingebüht. Schwer verwundet wurden IS Beamte. Die Zahl der Leichtverwundelen steht noch nicht fest. Leider wird sich die Zahl der Toten noch um zwei weitere Beamte vermehren, die bei einer in Schissbek eingeleiteten Aktion gefallen sind. Dort war gegen 4 Uhr aus Anforderung Hamburger Ordnungspolizei eingesetzt worden, die mit heftigem Ge- wehrfeuer empfangen wurde. 3n dem Feuergesecht. das sich nun- mehr entspann, hatten auch die Aufrührer schwere ver- luste. Fünf von ihnen wurden bewaffnet festgenommen. Fünf Beamte der Ordnungspolizei find in diesem Kampfe verwundet war- den. Auch in Schistbek stellte die Pollzet die Ordnung wieder her. Von der Krankenkransportstelle der Polizeibehörde sind während des Tages insgesamt 108 Verletzte und 14 Tote trän»- portierl worden. Etwas Genaue» über die Verluste auf feiten der Aufrührer läht sich aber aus dieser Zahl, in der auch die Toten und Verwundeten der Ordnungspolizei eingerechnet sind, noch nicht fest- stellen. 3n Varmbeck lebten gegen 4 Uhr in der Vramfelder Strahe und gegen 5 Uhr in der vehnheide und in der ham-
burger Strohe die Kämpfe wieder auf. Es wurde aus Häusern und von den Dächern geschosien. Gegen S Uhr wurde eine energische Gegenaktion bei der Dehnheide eingesetzt, die zurzeit noch im Gonge ist. Das Ergebnis des heutigen Tages läht sich in der Feststellung zusammenfassen, dah es dank der Ausopferung und Tapferkeit der Ordnungspolizei gelungen ist. einen groß ange- legten kommunistischen Putschversuch niederzuschlagen. Dle Pollzei beherrscht die Lage röll'.z. Streikverbot. Hamburg , 23. Oktober. (WTB.) Ansammlungen in verschiedenen Teilen der Stadt wurden ton der Polizei mühelos zerstreut. Am Nachmittag wurden von einem Lastkraftwagen fünf Kisten Dosenfleisch geraubt, ferner in verlchiedenen Bäckereien, meist von Halbwüchsigen, Brot« gestohlen. Eine Anzahl halbwüchsiger Burschen ist festgenommen woxden und sieht schwerer Bestrafung entgegen. Bier Beamte der Ordnungspolizei wurden durch Messerstiche verletzt. Hamburg , 23. Ottober.(MTB.) Der Inhaber der vollziehen� den Gewalt hat die Arbeitsniederlegung in lebenswichtig gen Betrieben verboten und unter schwere Strafen gestellt. Ferner wurde bestimmt, daß alle nach der Straßenseite gehenden Fenster bis auf weiteres geschlossen zu halten sind. Auf offen- stehende Fenster soll geschossen werden. Die Zugänge zum Freihafen sind polizeilich abgesperrt und stark gesichert. Das Rathaus und andere öffentliche Gebäude sind mit starken Wachen belegt und durch spamsche Reiter und Drahtoerhaue geschützt. In- folge der unsicheren Lage hatten heut« viele Geschäst« und Läden nicht geöffnet. Der Berkehr auf der Straßenbahn und Hochbahn konnte nur teilweise aufrechterhalten werden. Verschiedentlich kam es zu Plünderungen. Der Bor st and der VSPD. veröffentlicht einen Auf>- ruf an die arbeitende Bevölkerung Groß-Hamburgs, in der er die Parteimitglieder sowie alle Arbeiter und Arbeiterinnen warnt, der Aufforderung der Kommunisten zum Generalstreik» putsch zu folgen. Solch Mittel führten nur zu Untergang und Massensterben. Di« sozialdemokratische Partei habe für eine ge- regelte Brotversorgung, für die Sicherung der Brolläden und Brotautos, für jede Hilfe gegen die Rot alle Schritte unternommen. * Erfurt . 23. Oktober. (WTB.) Heute nachmittag fanden auf dem Anger und in den angrenzenden Straßen starke Zusam- menrottungen statt, die offenbar planmäßig vorbereitet waren. Einzelne Polizeibeamt« wurden von der Meng« be- lästigt, mißhandelt und im weiteren Verlauf der Demonstration mit Steinen beworfen. Die Polizei sah sich genötigt, mit stärksten Machtmitteln einzugreifen und von der Waffe Gebrauch zu machen. Auf feiten der Demonstranten wurden ein Toter und zwei Verwundete festgestellt. Eine Reihe von Polizei- beamten wurde verletzt. Mehrere Demonstranten, bei denen Waffen gefunden wurden, wurden festgenommen. Im Bcrlaufe der De- monstrationen wurden einige Schaufenster zertrümmert. vrauaschweig, 23. Oktober. (WTB.) In Schönkngen. im Braunschweitzischn Kohlenrevier, sind heute nachmittag Bäcker» und Lebensmittelgeschäfte geplündert worden. Zur Darstärkung der örtlich» Polizei wurde Schutzpolizei von Broun- schweig entsandt. In Braunschweig kam es heute an ver- schieden«» Stellen der Stadt zu erregten Ansammlungen. Die wegen der hohen Lebensmittelpreise erregte Menschenmenge ver- suchte verschiedentlich Bäckereien gewaltsam zu plündern. Sofort überall eingesetzte Polizeistreifen tonnlen die Meng« zer» streuen, ohne daß es bisher zu ernsten Zwischnsällen gekommen ist.
Was ftc versthwekgen. Deutschnationale Telegrammkorrektur. Kurz vor Schluß der gestrigen Abendblätter erhielten die Berliner Redaktionen durch den WTB.-Ferndrucker die wichtige und erfreuliche Meldung der Befreiung Aachens . Nur in zwei besonders„nationalen" Redaktionen scheint man jenes Telegramm mit gemischten Gefühlen auf- genommen zu haben, und zwar in der„Deutschen Zeitung" und in der„Kreuz-Zeitung ". Man bat dort an der Fassung des sechszeiligen halbamtlichen Telegramms solchen An- stoß genommen, daß man trotz der späten Stunde und der technischen Schwierigkeiten sich die Mühe nahm, es noch be- sonders umzuredigieren. Galt es ja, den unbequemen Schlußsatz zu entfernen:„Bei der Befreiungsaktion haben sich die Gewerkschaften besonders verdient gemacht." Dieser Satz ist in den beiden sauberen Blättern bei der „Umredigierung" völlig verschwunden! Die Leser dieser„nationalsten" aller Organe dürfen ja nicht erfahren, daß die Arbeiterschaft im Kampfe für das Deutschtum und für die Reichseinheit wieder einmal glänzende Proben ihrer Treue und ihres Opfermutes gegeben hat. Sie dürfen das besonders nickst in den Tagen erfahren, wo unter dem Borwande des„Kampfes gegen den Marxismus" das Signal zur Rebellion gegen die Reichseinheit in der sogenannten „Hochburg des bedrängten Deutschtums" München gegeben wurde. Regieruogsüank für Sie Aachener Gewerkschaften. Der Reichskanzler hat in je einem Telegramm an den Regierungspräsidenten)& Aachen und die Aachener Gewerkschaften den Dank der Reichsregierung für die tapfere Haltung be! der Eni- sctzung der Stadt von den Separatisten entsandt. Ebenso hat der preußische Mini st erpräsident ein Dankteegramm an die Gewerkschaften gerichtet.
Separatistenputsch in duisburg . Olierhauscn undHamborn bedroht. Gegenwehr am Rhein . Münster , 23. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Die sepa - ratistische Bewegung hat aus den rechten Niederrhein über- gegriffen. In der verflossenen Nacht besetzten die bewaffneten Sepa- ratisten mit Hilfe des belgischen Militärs die öffent- lichen Gebäude von Duisburg und entwaffneten die Schutz- und die blaue Polizei. Augenblicklich versieht die blaue Polizei ohne Ivosfe wieder ihren Dienst, während die Schupo interniert wurde. Zwischen den Separatisten und Beigeordneten der Stadt Duisburg finden Verhandlungen statt.. Belgiens Mililär hat die Zu- gange zur Stadt abgesperrt, um den Zuzug von den Berg- arbeilerdörsern zu verhludern. Man erwartet heul« das Vor- dringen der Separatisten auf Oberhaufen und Hamborn . In Mühlham und Sterkrade ist alles ruhig. Bei den Straßenkämpfen in Aachen hat es zahlreiche Tote und verwundete gegeben(hauptsächlich Arbeiter). In Koblenz belagert eine lausendköpfige Menschenmenge das Rathaus, in dem sich Separatisten befinden. Im Bezirk Trier schreitet die separatistische Bewegung fort. Ei» gewisser Müller hat sich zum Regierungspräsidenten er- naunt. In München- Gladbach konnten die Separatisten au» der Stadt herausgeworfen werden.. In Krefeld lehnte der Oberbürgermeister die Forderungen der Separatisten ob, die dann die Stadt verliehen. Köln , 23. Oktober. (Mtb.) Aus Jülich wurden die Sonder- bündler hinausgeschlagen. Der Führer, ein Weinhändler Kreuzkommp, erklärte, daß er die Leitung nicht mehr in den Händen, habe. Er habe die Leute unter der Vorspiegelung, daß sie ihre Bestimmung erfüllt hätten, wieder entlasten wollen. Di« Sonderbündler hätten jedoch den Gehorsam verweigert, hätten die Waffen nicht abgelegt und sich neue Führer gewählt. Darauf stürmt« die Menge das Jülich « Rathaus und den. Marktplatz. Zahlreich« Sonderbündler wurden schwer verletzt und wären gelyncht worden, wenn nicht d!« Polizei dozwischenge- treten wäre. Köln , 23. Oktober. (TU.) In Mär» werden 800 bis 1000 Separatisten in den Räumen der Besotzungsbehörde verpflegt. Man rechnet damit, daß sie dafür bestimmt sind, in der Stadt den Putsch durchzuführen. Frankfurt a.M., 23. Oktober. (TU.) Die Separatisten haben ohne Zwischenfall die öffentlichen Gebäude in Rüdesheim am Rhein besetzt. Separatiftenverfolgung in Mainz . Mainz , 23. Oktober. (WTB.) Heute nachmittag, kurz nach 4 Uhr versuchte«in« riesige Menschenmenge, die einen Sonderbündler festgenommen hqtte, der aber wieder entweichen konnte und sich in den H a u p t b a h n h o f flüchtete, in dos Bahn- hefsgebäude einzudringen, in dem eine große Anzahl Separatisten versammelt waren. Di« Menge wurde durch die französische Gendarmerie an diesem Versuch verhindert. Bis zur Stund :, 4H Uhr, ist es zu weiteren Zwischenfällen nicht gekommen. Bei den heutigen Unruhen wurden 20 Personen, darunt« mehrere Schwerverletzte, in das städtisch« Krankenhaus eingeliefert. Ferner sind vier Tot« zu verzeichnen. Die Franzosen haben heut: nachmittag den Sicherheitsdienst übernommen. Das franzö- fische Militär steht in starker Alarmb««itschast. Die französische Eer.darmerie hält die Zugangsstraßen zu dem Regierung?- gebäud« und Kreisamt besetzt, in dem die S e p a r a- t i st e n sich immer noch befinden. Eine riesige Menschen- menge»ersucht« bisher vergeblich, von der Rückseite in das Kreis- amt einzudringen, um die Separatisten herauszutreiben. Das Stadtzentrum ist von einer dichten Menschenmenge befetzt. Dies« fahndet«strig nach Sonderbündler», die sich in ihr« Schlupfwinkel zurückgezogen haben. Sämtliche Gewerkschaftsver- bände und alle politischen Parteien«klären sich durch Mauer- anschlag gegen die Bestrebungen d« Element«, welche die Rheinische Republik ausrufen wollen und mahnen die Bevölkerung zur Ruhe und Ordnung. Zu diesem Zweck haben die Gewerkschaftsoerbände «inen Ordnungsdienst(weiße Armbinden mit dem Zeichen S. O.) organisiert. Wie nachträglich aus Aachen gemeldet wird, ging die Bevölke- rung mit einem wahren Grimm gegen die Sonderbündler vor. Ein Dutzend schwer» und leichtverletzt« Sonderbündler wurde in die Krankenhäuser cingeliefert. Ander« wurden von der Masse totgeschlagen.
v« Berliner Bezirksparteitag stimmte, wie wir in Ergänzung nniere« tverickit« in der MoiitagabendauSgabe mitteilen, mit großer Mehrheit einem Antrage auf sofoitige Einberufung eine« Reich«- Parteitage« zu. « Der auf dem rechten Flügel der DSPD. stehend« sächsische Land« iagsabgeordnete Pudor hat sein Landtagsmandat au» ge- Wstfichen Sründeu niedergelegt.
Die Einheitsfront. Tie Verhandlungen mit der KPT. gescheitert. Am Sonnabend, den 13. Oktob«, hatten die Vertreter der DSPD., USPD .. KPD und die Vertreter der Gewerkschaftskom- Mission sich auf folgende Richtlinien für ein« zu bildende Arbeits- gemeinschaft vereinigt: Niederwerfung des Faschismus, Verteidigung des Achtstundm- tages und der anderen Grundrechte der Arbeiterklasse, Schutz der Republik und ihrer Verfassung gegen jeden Angriff d«r Reaktion und die Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Rechte der Arbeiterklasse. Dieser Kampf ist mit allen geeig- neten Mitteln zu führen. In der Sitzung vom 22. Oktober wurde von den Kommunisten| erklärt, daß sie den letzten Satz nicht mehr akzeptieren können. Roch stundenlangem Verhandeln konnte mit den Kom- munisten eine Einigung nicht erzielt werden. Darauf gab der Genosse Künstler sür die VSPD. folgende Erklärung ab: „Die DSPD. erklärt, daß sie. noch wie vor bereit ist, die Richt- linien für den zu bildenden Aktionsausschuß in der Form zu akzepti«en, wie sie in der zweiten Sitzung ollgemein« Annahme der Beteiligten gefunden hat. Sie bedauert, daß' insbesondere über§ 2 der Richtlinien infolge der veränderten Stellungnahme der KPD. in der dritten Sitzung eine Verständigung nicht erzielt werden tonnte. Sie appelliert noch einmal an die Genossen von der KPD. , die Schaffung der Arbeitsgemeinschaft an ihrer nachträglichen Ab- lehnung der bereits anerkannten Richtlinien nicht scheitern zu lassen." Die KPD. lehnte nach Verlesung dieser Erklärung jede weitere Verhandlung ab._
Tirtfchcrst Neue Zahluugsbeöingungen im Kohlenbergbau. Di« maßgebenden Organe der Kohlenwirtschaft, nämlich der Reichskahlenverband und der Groß« Ausschuß des Reichskohlen- rotes haben«ine Aenderung ihrer Zahlungsbedin- g u n g e n beschlossen, welche die Anpassung des Kohlenpreises an de» G o l d st a n d noch beschleunigen wird. Man sah sich zu dieser Mahnahme genötigt, weil der in Papiermart gezahlte Goldpreis sich von dem Tage der Kohlenlieferung bis'zum Tage des Zahlungs. einganges derart entwertete, daß der Ertrag für die Bergwerke außerardentlich gering wurde. Die Folgen davon waren, daß der Kohlenbergbau in größte Schwierigkeiten geriet, die selbstverständlich zu einem großen Teil auf die Bergarbeiter abgewälzt wur- den, sei es durch Einschränkung der Produktion und Verkürzung der Arbeitszeit, fei es durch unzureichend« Lohnbemessung. Nach den neuen Zahlungsbedingungen soll fortab die Bezah- lung der Kohle in wertbeständigen Zahlungsmitteln zum Goldkur», und zwar in Dallarschatzanweisungen zum Nennwert erfolgen oder in Papiermark, die zum Dollarkurs des Tages, an dem das betreffende Syndikat über die Zahlung verfügen kann, gutgeschrieben werden. Vorauszahlungen werden entsprechend dem schwankenden Geldwert in Gold ausgewertet. Die Zahlungsfrist beträgt 7 Werttage, einschließlich der Sonntage,
Ist der Syndikalspreis für kohle bindend? In Besprechungen bergbaulich« Kreise wurde die Frage ge- prüft, ob es möglich und zulässig, daß besonders wirtschaftlich arbeitende Zechen unter Umständen billiger als zu dem Gyn- ditatspreis abgeben können. Man kam dabei zu der Auffassung, daß die Preise des Syndikats Höchstpreise seien und als solche unterschritim werden dürfen. Wenn sich diese Aufsassung, wie dringend zu wünschen ist, durchsetzt, so würde damit erreicht wer- den, daß bei den gegenwärtigen Absatzschwierigkeiten, insbesondere des Braunkohlenbergbaues, manche Zechen noch in Betrieb bleiben können, die jetzt mit Rücksicht auf den Syndikatspreis teurer»«kaufen, als sie unbedingt müssen. Durch eine Preis- senkunq ließe sich mit großer Wahrscheinlichkeit der Absatz fördern. Aber auch, wenn die Lag« rechtlich so ist, wird mit einer großen Vereitwilligkeit des Kohlenbergbaus zum Preisabbau im allgemeinen nicht zu rechnen sein, wo nichr besondet« wirtschaftliche Verhältnisse dazu zwingen. Vor allem ist zu befürchten, daß«ine derartige Preisermäßigung den Verbrauchern nur in den seltensten Fällen spürbar wird, solange die breiten Massen über keine wertbeständi- gen Zahlungsmittel verfügen, da ja die Kohlenpreise auf der G o l d b a f i s festgesetzt w«den und sich mit dem Niedergang der Mark automatisch weiter verteuern.
Einschränkungen des Lrennrechts für karlofseln. Nach den bisherigen Schätzungen kann im allgemeinen nur mit einer Mittelernte in Kartosfeln gerechnet werden. Die recht- zeitige Versorgung der städtische Bevölkening mit Speisekartosseln ist daher bei der m weiten Kreisen herrschenden Not und Erwerbs- losigkeit in diesem Jahre von noch größerer Bedeutung als sonst. Der Rcichsernährungsminister hat daher im Einvernehmen mit d?n Ländern, die in dieser Richtung bei ihm vorstellig geworden sind, verordnet, daß in diesem Jahre Unternehmer landwirtschaftlicher Betrieb« in der eigenen Brennerei soweit selbst gebaute Kor- toffeln verarbeiten dürfen, als d« Hälfte ihres Brenn- rechts entspricht.> Die Verarbeitung anderxr als selbstgebouter Kartoffeln in Trocknereien und Stärkesabriken ist bis Ende Oktober ganz» lich verboten. Ein« weitere Herabsetzung des Kartoffelbrenn» rechts ist nach amtlicher Mitteilung nicht möglich, da sowohl die Industrie für ihre Detriebszwecke. wie auch die Landwirtschaft sür die Nutzbarmachung der Ernte und für die Feldk�stellung auf Spiritus angewiesen sind. Außerdem können die Brennereiwirt- schaften auf den Anfall von Schlempe(als Futter für Milchvieh) nicht verzichten. Eine Berwendung des aus Kartoffeln heroestellten ' Spiritus für Trinkzweck« findet, was besonders betont wird, nicht statt., Ausnahmen können für solche Kartoffeln zugelassen werden, die durch Frost oder ander« Ursachen zur menschlichen Nahrung un- brauchbor geworden sind. Der Staatskommissar für Volks- ernährhung. Landwirtschaftsminister Dr. Wendorff, ist für das preußische Gebiet ermächtigt, solche Ausnahmen im Bedarfsfalle zu gestatten. Er hat diese Befugnis auf die Regierungspräsidenten übertragen, gleichzeitig ober angeordnet, daß die bezüglichen Ge- suche auf das Sorgfältigste zu prüfen sind, um ein« miß- bräuchlichen Ausnutzung vorzubeugen.