die Waffenabnahme zuständig find, in Nachtlokalen zu fou- 1 pieren und sie in einem weiteren Schäferstündchen günstig zu stimmen.
.... Herr de Berneuil ist recht unausstehlich. Hat er nicht dem Direktor des Figaro", Calmette( der im Februar 1914 von Frau Caillaug erschossen wurde. Red. d.„ V."), gesagt, daß er ihn für 10 000 Fr. monatlich aufgeschrieben hätte, und die Folge davon war, daß Calmette sich nicht mit 3000 begnügt hat und daß wir ihm 2000 mehr werden geben müssen." Aus einem Briefe vom 8. Oktober 1908:
venflon zu räden. Er glaubt, mit 45-50 000 3ulage, die am 1. Dezember verteilt würden, an„ Temps"," Petit Parifien"," Petit Journal"," Figaro",„ Gaulois", drei weitere und Havas - Agentur, Feldzug stoppen zu können. Erbitte Drahtantwort. Raffalovitsch." Brief vom 11. Juli 1905:
Da ich es für dringend hielt, den versteckten Angriffen des " Temps" Einhalt zu gebieten, habe ich Befehl gegeben, eine Ver. ständigung herbeizuführen. Das ist erledigt worden um den Preis von 3000 Fr. mehr...
Die Dokumente reichen bis in die letzten Monate vor dem Kriege. Ihre Zahl scheint so groß zu sein, daß in den drei Wochen ihres täglich fortgesetzten Feldzugs die" Humanité" nur einen Bruchteil davon bisher enthüllt hat. Nach ihren Angaben befinden sich auch alle von den Geldempfängern" Der" Figaro" von heute morgen ist wieder einmal scharf unterzeichneten Originalquittungen in den Händen der Sowjet. Borauf ist das zurückzuführen? Die Rantüne eines Journalisten, regierung, und es wird ihre photographische Veröffentlichung der auf Hausse spekuliert hatte und durch die Baisse überrascht Ich übersende Euer Exzellenz die Sammlung der seit Dezember in Aussicht gestellt, für den Fall, daß die entlarote Presse es wurde, oder Beziehungen zu Ländern, welche Rußland wenig günstig erhaltenen checs mit zwei Schlüsseln, die durch Nummern oder wagen sollte, die Echtheit der Briefe des Raffalopitsch au be- geneigt sind? Jebenfalls muß sich der Bertreter des Finanzministe Buchstaben besagen, auf wen sich der Scheck bezieht. Die UeberStreiten. riums fehr still verhalten( damit meint sich Raffalovitsch selber. Red, sendung erfolgt durch diplomatischen Kurier." d. B."), denn wenn er sich zeigt, wird das sehr viel Geld toften."
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Aus einem Briefe vom 8. Oftober 1906: Herr Minister,
Aber bis auf den Matin", der eine Beleidigungsflage gegen die„ Humanité" angestrengt hat offenbar mehr aus Bluff als aus reinem Gewissen, ziehen es sämtliche betroffenen Blätter vor, die Angelegenheit tot zu schweigen, und auch vier schwer fompromittierte Senatoren, der Direktor der Ich habe einen langen Besuch des Grafen de Saint Maurice, " Liberté" und Herausgeber der„ Republique Française " Ber. Auslandsredatteur am„ Gil Blas", der der Geheimagent des ja pa thoulat, der frühere Ministerpräsident Méline, der Be- nischen Botschafters Motono für die französische Presse während fizer des Radical" Perchod und der einstige Direktor der des Krieges und der Verteiler der Gelder unter den Journalisten " Action" Henry Béranger( derselbe, der erst fürzlich Hun- für Japan war. Heute, wo diese Quelle verliegt derte von Millionen für Rüstungszwecke unter den Ländern ist, tehrt er sich nach der anderen Geite hin... der kleinen Entente verteilt hat), haben sich bisher nicht zum Aus einem Briefe vom 5. März 1908: Wort gemeldet. Nur ein einziges bürgerliches Blatt, der erst fürzlich gegründete„ Quotidien", der selbst unter dem Boykott des Konsortiums der großen Bresse zu leiden hat, bringt den
Mut auf, jene Schanddokumente zu veröffentlichen.
Diese durch und durch bestochene und forrupte Pariser Preffe ist es, die in der ganzen Kriegszeit und feither die Worte Freiheit, Demokratie, Bivilisation und Recht" am häufigsten im Munde führt und alle Gewalttaten der Regierung Poincaré verherrlicht.
Bérenger ist ein notorischer Erpresser, der Photographien von Schriftstücken hat verkaufen wollen, die sich auf ein Geschäft von Torpedobooten mit Rothschild bezogen, und den ich im Jahre 1905 abgewiesen habe."
Aus einem Bericht vom 1. März 1905( in der Zeit der russischen Revolution:
,, Verneuil ist der Ansicht, daß man eine großzügige Attion auf ben politischen Teil der Zeitungen ausüben sollte, die Veröffentlichung der Telegramme mit Kommentaren versehen sollte, die Es ist mit Recht wiederholt betont worden, daß im Gegen- das Bublikum über die Zahlungsfähigkeit Rußlands und über die sah zu der Pariser Presse, deren Bestechlichkeit feit jeher ein unwahrscheinlichteit eines Erfolges der Repo offenes Geheimnis war, die deutsche bürgerliche Preffe, auch Iution beruhigen würden. Er schätzt die Kosten jährlich auf zwei die nationalistische, bis zum Kriegsausbruch alles in allem cder drei Millionen. Er sieht sehr großzügig; im Februar 1904 forJauber blieb. Ob allerdings das große Stahlbad" des Krie derte er mur 1 200 000... Es muß um jeden Preis vermieden ges nicht auch nach dieser Richtung hin eine Umwälzung der werden, daß die russische Regierung als Geldgeberin entlarot werde, journalistischen Begriffe ebenfalls in einen Teil der deutschen sonst würden wir unerfättliche Mäuler reizen und uns Breffe hineingebracht hat, ist zumindest sehr zweifelhaft. lächerlich und abscheulich machen. Wenn der Synditus bei den Zei Die Bergebung von großen Inferaten durch die schwerinbu- tungen eingreift oder eingreifen läßt, so handelt er in einem fran. striellen Konzerne mährend des zweiten Teiles des Weltfrieges zösischen Interesse. Go lautet die Fittion, die ich feit nur an diejenigen Blätter, die für den rücksichtslosen U- Boot- einem Jahr aufrechterhalte. Krieg und für annerionistische Kriegsziele eintraten, d. h. für die Berlängerung des Krieges und der Kriegsgewinne, war die erste großzügige Rorruptionserscheinung in der deutschen Pressewelt. Sie hat in der Nachkriegszeit ihre Fortsegung gefunden in jener Stinnefierung der deutschen Presse, die erst am letzten Donnerstag bel der Gelegenheit des Beleidigungsprozesses Boss. 3tg." gegen„ DA3." so grell beleuchtet wurde.
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Die Raffalovitsch- Dokumente.
Aus einem Brief von Raffalovitsch an den Finanzminifter Kotowzem vom 30. August 1904:
Eure Exzellenz wird wohl die Schwierigkeit und sogar den heiflen Charakter der Lage begreifen.
Aus einem Briefe vom 26. April 1913:
„ Die menschlichen Dinge find unter allen Breitengraden gleich. Wenn man Biders Magim( die englische Waffenfabrik. Red. d.„ B.") Glauben schenkt, so ist es in Brasilien der Präsident der Republit selber, der die Preise der Panzerschiffe um einige millionen Franken höher veranschlagen läßt. In Europa sind die Staatsoberhäupter, ihre Minister und ihre Hauptuntersind die Staatsoberhäupter, ihre Minister und ihre Hauptuntergebenen im allgemeinen absolut unbestechlich. Aber die abrifanten von Waffen, Banzerplatten und Munition benugen ein indirettes Berfahren, nämlich, die Einwirtung auf die öffentliche Meinung durch die Vermittlung der Bresse; sie besigen 3eitungen, fie faufen folche und die Journalisten, die die patriotische Seite anschlagen, die die militärischen Borberei. tungen der Nachbarn pathetisch hervorheben und die von der deut schen oder der französischen Gefahr sprechen, halten sich für Helden. Die Korruption nimmt alle Formen an. Von dem guten Abendeffen mit foftbaren Weinen in der Gesellschaft von hübschen Frauen, denen der Gastgeber im voraus ihren Dienst bezahlt hat, damit sie die Nacht mit dem zu ihrer Rechten sihenden General beenden, bis
raffinierteren Methoden, z. B. dem Versprechen einer gut bezahlten Stellung. Es ist sehr wahrscheinlich, daß babei militärische Geheimnisse im Innern zugunsten der Geschütz- und Granatenfabrikanten verraten werden.
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Offenkundig find die Enthüllungen von Liebknecht ( gemeint sind die damaligen Krupp Enthüllungen im Reichstag. Ned. d. B.") für die Deutschen unbequem. Sie haben Einzelheiten aufgededt, aber nichts wesentlich Neues."
Eine fleine Anfrage der Fraktionsmitglieder der Scutscen PS.... Um zu einem praktischen Borschlag zurückzutemmen, Bollspartei im Preußischen Landtage beschäftigte sich mit dem bemuß man sich fragen, ob es nicht am Blake wäre, fich mit dem fannten Abkommen, das zwischen dem Vorstand der Vereinigten Matin" in Berbindung zu sehen und ihm die große Summe Sozialdemokratischen Barter Deutschlands und dem Vorstand der zu bewilligen, die er verlangen wird, um seine Haltung zumindest Sozialdemokratischen Partei Länemarks über den Nationali im Sinne einer wohlwollenden Neutralität zu verwandeln. hat bereits einmal 50-60 000 r. zur Zeit des Feld. zuges der Belgier gegen den russischen Kredit mitten im Frieden erhalten. In der jetzigen Lage hat er die 3000 monatlich abgelehnt, die man ihm zusichern wollte; er würde viel mehr verlangen... Die Formel wäre daher ein großes Opfer, um auf den politischen Teil der Zeitungen einzuwirken und um den Matin" zu einer gesünderen Haltung zu bringen, aber dazu braucht man Gelb, und ich möchte gern wissen, was Eure Exzellenz wünscht, was ich mache." Aus einem Briefe vom 22. März 1905:
Er tätenlampf im deutsch dänischen Grenzgebiet getroffen wurde. Der Minister des Innern beantwortet, wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, die Anfrage folgendermaßen:
"
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PP
In den zehn ersten Monaten dieses Jahres wird die abfcheuliche Räuflichkeit der französischen Breffe ( außer der Reklame für die 800- Millionen- Anleihe) eine Summe von 600 000 Fr. verfchlungen haben, die zur Hälfte von den Banten aufgebracht wurde.... Der Vermittler, der mir durch den Bertreter von Herrn Rouvier( dem damaligen französischen Finanzminister..... Das Petit Journal" und der Bettt Barisien", Red. d. B.") im vorigen Februar empfohlen murde, ist Herr die je 30 000 r. monatlich von den Buren bezogen haben, wollen Lenoir, Ritter der Ehrenlegion , der 10 Broz. Bermittlungs- 15 000 von Rußland erhalten. Dumont hot für 3200 tapituliert gebühren für feine Mühen erhält.( Lenoirs Sohn wurde übrigens ftatt für 6200 Fr. 3ch häffe nicht geglaubt, daß das Blatt von im legten Kriegsjahr zum Tode verurteilt und erschossen, weil er Dupun, der„ Petit Parisien", so fäuflich wäre. versucht hatte, das Journal" in deutsche Hände zu spielen. Red. d. „ B.")... Das Geld wird zum Monatsende von der Banque de Baris et des Pays- Bas dem Crédit Algérien überwiesen, auf dem der Bermittler Sdheds zieht. Einzelne Individuen müssen allerdings von Sanb zu hand bezahlt werden." Aus einem Briefe vom 22. April 1905:
Die lehte Schlacht.
Bon Friz Martin Rintelen.
Aus dem Birkenbaum in der Heide flog, als sich der Sturm erhob, ein kleiner Bogel zu Berg über die Höhen fort. Die Blätter des alten Baumes zitterten furchtsam. Wilde bunte Fahnen rauschten. Bon den gelben Spitzen der Schäfte funkelten böse Blize. Aus schwarzen Wolfen, die den heiteren Himmel verschlossen, Prachten Donner. Haß in jedem funkelnden Auge, Wut auf den zérbissenen Lippen, jede Hand um mörderische Waffe getrallt, die Stirnen stahlumschmiedet, marschierten die Heere gegeneinander. Die Berge bebten um das Schlachtfeld einen Ring verfteinter Angst gesichter. Der Birkenbaum inmitten des gräßlichen Kampfes schrie und zerbrach.
Am Abend aber, als aus den zerriffenen Wolfen die Sterne traten, lagen Feind und Feinde Herz an Herzen, alle Munden bluteten ineinander. Schuld der irren Menschen löste der Tod. Die Sahre stürzten in Minuten; doch der letzte Atem dehnte fich unend lith. Eine Seele lebte in der stillen heiligen Nacht.
Blutgetränkt erhob sich weithin neu die zerstampfte Heide. Morgensonne überftieg die Berge strahlend wieder, leuchtet auf dem Blütenmeer. Der lette Reiter padt im stummen Ritt den Hals feines Pferdes, tief hinabgebeugt, weint entwaffnet in die dunkle Mähne.
Ueber die Erschlagenen fliegt ein ffeiner blauer Falter. Nach dem neu begrünten alten Stamm der Birke fommt der Bogel heim und singt: O füße Ewigkeit.
Geschichten vom Weihnachtsmann.
Bon Paul Padan.
Jetzt ist wieder die felige, füße Belt, da man singet: Friede auf Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen." Niemals paßt für die Proletarier diese Weihnachtsprophezeiung besser dehn heute.
Kein Putsch, und bis zur nächsten und neuen Umfturztomödie fönnen noch Wochen vergehen. Der Dollar hat lahme Arme und luftlose Beine, er hat den Kletterkunststücken, denen wir seit Jahren mit Bewunderung und Begeisterung zuschauten, abgeschworen, die Preise für Lebensmittel find gefallen und so niedrig geworden, daß man sich wahrhaft schämt, die paar Pfennige für ein Pfund Butter dem armen Kaufmann an zubieten, ber infolge der Not der letzten Zeit hager und hohl wie ein Gespenst geworden ist und an jedem Tag zweimal die„ Substanz" verloren hat. Wucher ist ein leeres Wort ohne Seele und Sinn geworden, und die Beamten des Landespolizeiamts und der Bucherabteilung werden abgebaut". Der Reichsarbeitsminister hat in richtiger Erkenntnis und mit Rücksicht auf die allgemeine Berbilligung, die bestimmt noch bis morgen Mittag anhält, die Löhne gekürzt, und jeder fünfte Arbeiter ist brotlos.
Man lernt jeden Tag, jemanden mehr zu verachten.... Für den Matin" habe ich 37 500 genommen, die dazu dienen werden. die Ziehungslisten während 1905 und 1906 zu bezahlen. Telegramm an das Finanzminifterium vom 4. November 1905: „ Cenoir fagt, Berijer Blätter beabfifigen, feindlich zu werden in Frage Breises Russenanleihe, um sich für herabsehung ihrer Sub
Jetzt ist die Zeit der langen Nächte und der Nebel am Tage, die um alle Dinge blau- graue Tücher und Schleier schlingen, so daß auch die nüchternfte Stadt und die nächste Straße geheimnisvoll genug ausschaun.
Das ist so die rechte Atmosphäre, in der der Weihnachtsmann das Regiment führt, der mit einem großen Sad, in dem er die Geschenke für die artigen Kinder schleppt, durch Dämmer und Dunkel schleicht. Und meil es auf feinen Wegen fo finster ist, ist es fein Wunder, daß er nicht an die richtigen Türen findet und von den Kindern nichts weiß, die große, ängstliche Augen haben, und bei denen der Hunger zu Hause ist.
Biel leichter gelingt es ihm, zu denen mit seinen Geschenken zu kommen, die nicht mehr wissen wohin mit all den vielen schönen Dingen, und das nennt man ausgleichende Gerechtigkeit. Dann gibt es noch so ein liebes Lied, das man jetzt fingt, in dem es heißt: Rindelein kommt! Und siehe, welch ein Weihnachtswunder! Alle Türen haben sich geöffnet, alle Tische sind gedeckt, und es gibt' gar nicht so viel arme, hungernde Kinder, wie mitleidige Menschen, die ihnen das Mittagsmahl bereitet haben.
Da ist Freude, da ist Friede, und alle Menschen halten sich an den Händen und fingen: Friede auf Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen, und in den eleganten Weinkneipen, wo die Wohltäter der Menschheit fiken, spielt die Kapelle: O du fröhliche, o du felige, gnadenbringende Weihnachtszeit!
Der Weihnachtsmann fann wahrlich mit sich und der Welt zu frieden sein!
„ Durch das Abkommen des Vorstandes der Vereinigten Sozial. demokratischen Partei Deutschlands mit dem Vorstand der Bereinigten Sozialdemokratischen Partei Dänemarts vom 25. November 1923 betreffend den Nationalitätenlampf im deutsch - tänisden Grenzs gebiet wird die Stellungnahme der Preußischen Staats. regierung in feiner 23eife beeinflußt."
Sparmaßnahmen.
Durch Verordnung vom 18. Dezember bat ber Reidspräsident auf Borfchlag der Reidsregierung unter Vorfig des Sparlommifiars, Staatsministers a. D. Saemisch, eine dreigeerige om miffion eingefegt, der es obliegt, eine Vereinfachung der Berwaltung und eine Verringerung der Ausgaben des Meiches durchzuführen. Die näheren Richtlinien über die Befugnisse der Kommission werden von der Reidsregierung auf gestellt. Bu Mitgliedern der Kommission sind der Staatsiekretär z. D. Dr. Felix Busch und der Staatsfeiretär 3. D. Dr. Theodor Lewald berufen worden.
Theater in der Königgräher Straße.( 3 wischen neun und neun" von Leo Peruß und Sturm.) Ein armer Schlucker hat in der Bibliothek ein Buch gestohlen, das er vertrödeln will. Dabei wird er geschnappt und sie legen ihm Handschellen an. Er reißt sich von den Polizisten los. Bis zum Dach eines Hauses fommt er auf seiner Flucht. Als er sich in der Verzweiflung in die Tiefe stürzt, lebt er seinen letzten Fiebertraum: Um neun Uhr morgens padten fie ihn. Er meint nun, baß er nach zwölf Stunden frei und seiner Handschellen ledig sein wird. Was er in diesen zwölf Stunden an Angst und hoffnung und Bein und Wahnsinnsidem erlebt, das wird in sieben Bildern abgerollt. Der Film, der die Bühne befruchten soll. Eine schauderhafte Befruchtung, es wird immer toller, es wird immer armseliger, es wird immer kriminalistischer, es wird immer langweiliger auf der Bühne. Wenn der Kri tiber nicht ein so armer Hund wäre mie dieser Bücherdieb, den sie in Handschellen legen, fo müßte er feinen trüffeligen Beruf aufgeben. Denn es macht schließlich gar keine Freude mehr, tagtäglich wieder die Kurzsichtigkeit der Dramaturgen und Theaterdirektoren zu fruifieren, die immer nach dem großen Drama schreien und immer nur den Dred spielen. So ist die Psychologie, schließlich das einzig Wertvolle im Theater, auch in der Königgräger Straße ganz aus geschaltet. Man glaubt Tieffinn gefapert zu haben, und es ist doch nur Blösinn. Ein Gedankensplitterchen wird zum Balken aufgebonnert. Die ernste Bühne ist zur Trickbühne geworden. Der Mann mit den Handschellen soll Geld annehmen, er fann es natürlich nicht. Er soll eine Brezel zerbrechen, er tann es natürlich nicht. Er soll einen Revolver abfallen, er fann es natürlich nicht, weil er jedesmal feine Schande verbergen will. Das ist das einzige Spannungsmoment in dem Stück, das sich immer wiederholt und langweilig, langweilia, entfehlich langweilig wird. Trotzdem Alfred Abel den Entfesselungsfünstler ohne Erfolg spielt, ein großer Heros des Films, ein Deserteur der ernsten Bühne, ein Mann nach der Zeit, der einmal zum Theater gehörte, der auch jetzt Wege geht, weit, weit weg von dem, was wir lieben sollten.
M. H.
Scherz, Safire, Jronie und tiefere Bedeutung." Die Wieder belebung diefes vor 100 Jahren entstandenen Lustspiels von Chr. D. Grabbe im Deutschen Theater ist ein interessantes Er periment. Um alles qu veripotten, bemüht der Verfasser den Teufel, seine Großmutter, ja sich selbst in dieses Stück hinein; nichts in Siteratur und Leben bleibt unversehrt," erklärt Grabbe selbst. Wie heute etwa Bernard Shaw verhöhnt der Dichter feine Zeitgenossen Metropol- Theater.( Marietta".) Wenn meine Ohren in ihrer Berlogenheit, aber mit anderen Mitteln als der fpöttische empfindlich sind und ich Nerven für Erfolgatmosphäre habe, so fann 3re. Grabbe arbeitet mit Uebertreibung und Phantastit, die hier das Metropol Theater mit feinem Saisonstück zufrieden sein. Kunstmittel darstellen, weil Raritatur und Grotsste gewollt sind. Die Mit der Schönheit und dem einschmeichelnden Wesen der Lori Regie Erich Engels unterstrich diese Absicht des Lichters, so daß eur steht eine Operette auch auf einem einzigen gutgewachsenen ein vergnüglicher und genußreicher Abend herausfam. Max Gül Bein noch fest, besonders wenn ihr ein so lieber und lustiger Partner storff spielte den absonderlichen trintfrohen Schulmeister der sich zugetett ist wie Baul Heidemann. Gustav Mahners vor Gott und dem Teufel nicht fürchtet, mit einer Art Komit, die Bewegungen und Mäßchen hat man schon bald fatt, er ist aus hinter jedem Wort diebische Verschmittheit hervorfichern ließ. Den jenem Schneider heraus, in dem die berühmten FrauenherzenTeufel faßte Frig Kortner als robuste Berförperung des Bösen bezwinger glaubhaft und wirksam find. Else Roch hann hätte und Häßlichen auf. Er ist ein ungeschlachter Geselle, dem es nicht mit ihrem Temperament mehr aus der Rolle der Herzogin Marietta barauf ankommt, in hochnobler Gesellschaft laut zu rüipfen. Koriner gemacht, wenn mehr in ihr gestedt hätte. Das Stück( Bodansti fonnte den Hauptteil des starten Beifalls für sich beanspruchen. und Hardt Warden) baut sich auf dem Irrtum auf, daß ein Hans Herrmann als verstiegener Dichter Rattengist traf den italienisches Straßenmädchen namens Marietta für die Herzogin Ton des spilferigen femininen Literaten. Die Aufführung war mit Marietta gehalten wird und daß die wirkliche Herzogir. sich im Sorgfalt und Liebe einstudiert; sogar der Schöpfer der Bühnen- falschen Kostüm den Scherz macht, den renommistischen Herzens. bilder, Hermann Krehan, murde vom begeisterten Publifum brecher Torelli erst verliebt zu machen und dann auffigen zu lassen, gerufen. Der Abend war für das anscheinend literarisch eingestellte nicht ohne telephonisch und im Evakostüm tie Larve von der falschen Bublifum ein Erfolg, der leider fein bleibender sein fann, weil für Herzogin zu reißen. Was ist auch wirklich, denkt man, für ein die Satire die Beitbeziehung fehlt. Hier wäre vielleicht eine dank- großer Unterschied zwischen einer schönen Orangenverkäuferin und bare Aufgabe für einen perständnisvollen Bearbeiter. Dgr, einer schönen Herzogin! Die rührende Abschiedsszene des zweiten