Justiz gegen Kommunisten.
,, Landesverrat". Ein unverständliches Urteil. Am 10. Februar 1923 erschien in der Roten Fahne" ein Bericht aus Stuttgart . In ihm wurde mitgeteilt, daß das bertige fommunistische Blatt megen einer Notiz„ Sabotage im bejezten Gebiet beschlagnahmt worden sei. Die Inhaltsangabe der Notiz, die zur Beschlagnahme führte, hat nun dem verantwortlichen Redakteur der„ Roten Fahne". Dito Steinide, einen der landesüblich gewordenen Landesnetratsprozesse eingetragen. Am Freitag stand er deshalb vor dem fünften Straffenat des Reichsgerichts. Dort beantragte der Bertreter der Reichsanwaltschaft gegen ihn nicht weniger als zwei Jahre 3uchthaus. Der Straffenat erkannte auf zehn Monate 3uchthaus, die in eine Gefängnisstrafe von einem Jahr drei Monaten umgewandelt wurden. Der Reichsanwalt ließ daraufhin den Berurteilten sofort verhaften.
Die Findigkeit der Post.
Das Lied von der Findigkeit unserer Boft ist außerordentlich lang, und immer wieder sind neue Berse hinzugekommen, immer wieder hat man mit neuen Beweisen von der Findigkeit der Post aufwarten fönnen. Aber alles bas, was man bisher von der Fin. bigfelt der Bost wußte und hörte, wird weit in den Schatten gestellt durch das neue Telephonbuch, das eine mahre Fundgrube der Fin digkeit der Post darstellt, das heißt in diesem Fall der Findigkeit leitender Stellen im Reichspoftamt. Da heißt es nämlich ungefähr felgendermaßen: Um auch ben Bewohnern Berlins , die fein eigenes Telephon besitzen, die Möglichkeit zu bieten, bei nächtlichen leberfällen die Polizei durch das Telephon zu benachrichtigen, fann in Zukunft die telephonische Meldung: Ueberfall! auch von einem Telephonautomaten in öffentlichen Fernsprechstellen und Kiosken arstattet werden. Diese telephonische Meldung ist natürlich gebührenpflichtig. In Ausnahmefällen fann aber, wenn der Telephonierende feine Telephonmarke besitzt, von der sofortigen Bezah Das Urteil erscheint uns, von seiner politischen Wirkung lung Abstand genommen werden. Es genügt, daß Name und zunächst abgesehen, juristisch vollkommen unhaltbar. Wohnung angegeben merden, worauf dann später die Einziehung Landesverrat" nach§ 92 StrGB. und nur dieser tommi des Betrages für das Telephonat erfolgt. Diese Bestimmung macht hier in Betracht fann doch nur begangen werden durch der Findigkeit des Herrn Geheimrats im Reichspostamt alle Ehre. öffentliche Bekanntmachung von Nachrichten", von denen Man stelle sich das mal vor. Jemand wird nachts in der Wohnung der Täter meiß, daß ihre Geheimhaltung einer anderen Re- Den Einbrechern heimgesucht. Ein Telephon hat er nicht, aber er gierung gegenüber für das Wohl des Deutschen Reiches oder fagt fi fofort, halt, jest fann ich ja auch von einer öffentlichen cines Bundesstaates erforderlich ist". Selbst wenn man der Fernsprechstelle aus die Polizei telephonisch davon unterrichten, daß Meinung ist, daß Mitteilungen über das Sabotagewesen im ich nächtlicherweile sehr unerwünschten Besuch erhalten habe. Wäh Ruhrgebiet ins Bereich solcher Nachrichten" fallen, dann rend nun die Ehefrau und die Kinder und wer sich sonst noch immer handelte es sich bei der„ Roten Fahne" doch mir um Nachhin der Wohnung außer dem Hausherrn befindet, angenehm und drud non schon veröffentlichten und der anderen Regie- liebenswürdig mit den Herren Einbrechern plaubert, zieht sich der rung zweifellos längst bekanntgewordenen Mitteilungen. Hausherr den Schlafrod an und schlürft auf Schlaffchuhen zum Bird aber ein„ Geheimnis" nicht preisgegeben, so fann doch nächsten öffentlichen Telephon, um die Alarmmeldung: Ueberfall! ein ,, Landesverrat" nicht vorliegen. Das ist juristisch allgemein an die Polizei zu geben. Die Einbrecher aber sehen schumunzelnd anerkannt. Um so unverständlicher erscheint das Reichsgerichts- su, mie der Hausherr zum nächsten Telephon auf der Straße eilt, trteil gegen den kommunistischen Redakteur, das bekanntlich mahnen ihn noch zur Eile und marten, bis das Automobil mit der endgültig und teinerlei Nachprüfung mehr unterworfen ist. Sipo vor das Haus gebonnert tommt.
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Die politische Wirkung eines solchen Urteils ist angesichts des Münchener Hitler- Prozesses mit seinen das Land außerordentlich schädigenden Einzelheiten geradezu fatastro phol. Dort werden die Erzellenzen" wegen Hochver rats in zartester Form behandelt und gegen fie milde Festungsstrafen beantragt. Der Kommunist aber mird mit 3uchthaus bedacht megen einer Zeitungsnotiz, die zwar im Stile der Roten Fahne" gehalten, aber doch un glaublich milder ist als vieles andere, was in dem Blatte fonft zu lesen steht.
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Eine solche Ungleichheit in der Bewertung politischer Vergehen muß zu Vergleichen herausfordern, die für die Beutsche Justiz feineswegs angenehm find. Das Wort Klaffenurteil" formt sich ganz unwillkürlich. Und es ist für deutsche Richter ein sehr schwaches Entgelt, menn in der selben Nummer der„ Roten Fahne", in der sie über das Leipziger Urteil als von einem Schandurteil der Klaffen justiz" berichtet, gleichzeitig aus Sowjetrußland gemeldet wird, daß der„ Kongreß der Arbeiter der Somjet justiz" beschlossen habe, im Strafrecht das Prinzip der Klaffenjuftiz streng durchzuführen". Wir wissen zwar, daß auch deutsche Richter den Einflüssen ihrer Erziehung und ihrer Umgebung, furz ihrer Klassenlage, untermorfen find, cber wir wünschen nicht, daß bei uns das Prinzip der Slaffenjuftig streng durchgeführt" werde. Das mag in Somjete rubland, dem Paradies der Kommunisten, als Meffiasbotschaft begrüßt werden bei uns wollen wir Beseitigung aller flaffenmäßigen Rechtsprechung. Und deshalb halten wir das Leipziger Urteil für doppelt verfehlt.
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Eine Rede Severings.
In einer außerordentlich stark besuchten Wählerversammlung in Stegli sprach gestern der preußische Minister des Innern, Genoffe Severing. In diesem Wahlkampf, führte er aus, entfalten die Anhänger der Rechten eine intensive Tätigkeit, die man bei den früheren Wahlen nicht bemerkte. Damals brauchten diese Leute sich weniger um den Ausgang der Wahlen zu bemühen, denn die amtlichen Stellen waren ja von ihren Gesinnungsfreunden besetzt. Heute ist eine gewisse Presse bemüht, alles Unglüd, das feit Friedensschluß über uns hereingebrochen ist, den verschiedenen Roalitionen in die Schuhe zu schieben. Aber schon die Kriegszeit hat uns Entbehrungen gebracht, die jetzt leider noch anhalten. Niemand wird ben Rüben und Marmeladenwinter von 1916/17 vergeffen. Die Wohnungsnot setzte schon während der Kriegszeit ein, und auch der Echulabbau machte fich unangenehm bemerkbar. Und damals regierten noch feine Novemberverbrecher", sondern es waren Ronfervative, die das Staatsschiff lenkten. Was wir im November 1918 erlebten, war weiter nichts als der Zusammenbruch der militärischen Macht. Hätte Deutschland den Sieg heimtragen fönnen, so wäre es nicht zu einer Aenderung der Staatsform gekommen. Wenn die Sozialdemokratie immer als antinational" hingestellt wird; fo ist es verwunderlich, daß 1918 die sogenannt nationalen Streise den Weg zur„ antinationalen" Sozialdemokratie fanden und diese beschworen, sich doch der zurückflutenden Heeresmaffen anzunehmen und für Ordnung zu sorgen. Die Sozialdemokratie fann für sich in Anspru nehmen, alles getan zu haben, was im Interesse des deutschen Baterlandes not mendig erschien. Jetzt ist es sehr leicht zu sagen:„ Wir zahlen einfach nicht, tomme, was ba tommen mag!" mit den im Lande verborgenen Waffen kann man wohl im Innern ein Blut bab anrichten, aber zu mehr langen. sie nicht. In dem Augenblick, wo wir gegen Frankreich ziehen würden, würde das angegriffene Land von anderen Staaten unterstützt werden. Kämen die Deutsch mationalen wirklich zur Macht, so würden sie sehr bald ihre großen Borte vergeffen und eine Außenpolitik treiben, die fich den gegebenen Notwendigkeiten besser anpaßt. Wer ehrlich die Befreiung Deutschlands will, der forge dafür, daß. dem Staate Steuerquellen erschlossen werden. Für Abrüstung sind wir sehr entschieden. Wir verlange 1 aber, daß fie über all in gleichem Maße vorgenommen wird. Der neue Reichstag wird schwerwiegende Fragen der Sozial politit zu regeln haben. Die Kundgebungen in der letzten Zeit, veranstaltet von industriellen Verbänden und vom Reichslandbund, haben klar und deutlich gezeigt, daß diese Kreise nicht im geringsten daran denken, die bestehenden Arbeiterrechte zu verbessern, sondern brauf und bran sind, noch eine Verschlechterung herbeizuführen. Der Achtstundentag wird einen neuen Siegeszug antreten, wenn die deutsche Arbeiterklaffe die Notwendigkeit der Geschlossenheit erkennen mird. Ein Sieg der Reaktion bei den Reichstagswahlen würde aber nicht nur foziale Reaktion im Reich bedeuten, sondern auch auf die Einzelstaaten zurüdwirten und Preußen in ein 3 meites agern verwandeln.
Severing schloß unter stürmischem Beifall: Fort mit jedem Fatalismus! Der Feind muß angegriffen werden, wo er steht!"
In der Diskussion inachten sich vor allem Deutschnationale und Baltilbe bemerkbar. Genosse Severing fertigte sie in feinem Schluß wort ab. Die Bersammlung endete mit einein stürmischen Hoch auf bie Sozialbemotratie._
So geschehen im März 1924! Und da behauptet man noch, daß feine Bunder mehr geschehen! Nur eine fleine Frage: Ist es denn wirklich gor nicht möglich, daß diese- Findigkeit abgebaut wird?!
Die Aprilmiete.
Das städtische Zentralamt für Wohnungswesen teilt mit:
Der Minifter für Bolfswohlfahrt hat in feinem Erlaß vom 8. März bereits die 3 ufchläge für Berwaltungsfoften, für die Betriebsfosten und laufenden Instand= fegungsarbeiten für April mit zusammen 31 Bro 3. in Berlin festgesetzt. Der Magistrat hat sich hierauf in außerordentlicher Sigung heute mit weiteren Abänderungen der Magistratsbefanntmachung zum Reichsmietengesetz beschäftigt. Die beschlossenen Abänderungen beziehen sich auf die in Häusern mit Sammel. heizung und Warmwasserversorgung für den Eintauf der Heizstoffe zu erhebenden Vorschüsse und auf die Regelung der zuschläge bei untervermieteten Räumen. Nach der Neuregelung, die am 1. April d. J. in Kraft tritt, ist der Vermieter berechtigt, nicht wie bisher an jedem Bierteljahrsersten, sondern an jedem Monats ersten die außerordentlichen Borschüsse für den Einkauf der Heiz ftoffe zu erheben. Beiter ist beschlossen, bei untervermieteten Räumen den Zuschlag für die Ueberlaffung und Abnuzung von Einrichtungsgegenständen, Wäsche, Gardinen, Geschirr ufm. sowie die Säuberung der Mietsräume und Reinigung der Bettwäsche und Gardinen herab zufeßen. Der 3 uschlag darf nunmehr folgende in Goldmart zu berechnende Hundertfäße der auf den leeren Raum entfallenden Friedensmiete nicht übersteigen: bei einfach möblierten 3immern und Wohnungen 40 vom Hundert, bei bürgerlich möblierten Zimmern und Wohnungen 60 vom Hundert, bei elegant möblierten Zimmern und Wohnungen 100 vom Hundert. Die Befanntmachung wird am 31. März im Gemeindeblatt veröffentlicht. Mieter, Mieten und Reichstagswahl.
In der Schöneberger Rüdert- Schule wurde gestern ein öffent liches Schulturnen veranstaltet. An ihm beteiligten fich Schüler und Schülerinnen von höheren Schulen, von Mittelschulen und von Bolfsschulen. Eltern, Bertreter der Behrerschaft, Mitglieder des Bezirksamts und der Schulverwaltung sahen zu. Auch Bezirksbürgermeister Berndt und Stadtichurat Bauffen maren unter den Gästen. Es sollte gezeigt werden, welche Erfolge der Turn- Unterricht im abgelaufenen Schuljahr gehabt hat. Man wollte nicht Einzelleistungen tüchtigster Turner und Turnerinnen bewundern laffen, sondern ganze Klaffen urnend, norführen. Die Klaffen wurden von ihren Turnlehrern und Turnlehrerinnen geleitet, die Gesamtleitung hatte Oberturnlehrer 3obel Begreiflicherweise gab es bei dem Klaffenturnen auch minder Gutes zu sehen, aber das Gesamtbild war recht erfreu ich. An den Geräten, in den Freiübungen, in den gymnastischen lebungen und bei den Vollstänzen überall war zu bemerßen, das Knaben und Mädchen mit gutem Gelingen zur Beherrschung bes Körpers erzogen maren. Schwer ist es, zu entscheiden, ob die Knaben oder die Mädchen das höhere Lob verdienten. Die Mädchen maren den Rnaben in den Freiübungen überlegen, und ein anmutiges Bild boien ihre Boltstänze. Auch im Geräteturnen leifbeten die Mädchen fehr Anerkennenswertes, aber Meister auf diesem Ge biet blieben doch die Knaben. Zu den Kürturnen, das den Schluß der Beranstaltungen bildete, traten die besten Turner der höheren Schulen an. Da gab es dann prächtige Leistungen zu sehen.
Mit Küchenmesser und Staubwedel.
Ein Mädchen als Schlafbursche und Räuber. Zu einer überraschenden Entdedung führte ein Raub, ber nachts in dem Hause Linienstraße 245 neriibt wurde. Sier wohnte feit einiger Zeit ein Schlafbursche". Der fich Klaus von Baronisti abvermieteten Zimmer eine nonnte, und in einem anderen tranfe Frau. Die Frau erwachte in der Nacht durch ein Geräusch und sah zu ihrem Schreden hen Schlafburschen, ein Rüchen. messer in der einen Hand und einen Staubmebel in der anderen, vor ihrem Bette stehen. Er drohte, daß er sie erstechen werde, menn fie fich rühre, unb so ließ sie es in der Angst geschehen, daß er ihre Brieftasche mit ihrer Barschaft unter bem Stopftijen megzog und domit verschmond. Jezt ergab sich, baß der unheimliche Mann auch in ein Zimmer der Wirtin eingedrungen mar, ein Spind erbrochen und Wäsche und andere Sachen baraus gestohlen hatte. Der Kriminopolizei gelang es nunmehr, den Räu ber zu faffen. In dem zuständigen Dezernat entpuppte er fich als ein Mädchen, das sich jest Arbeiterin Klara von Marinomsta nannte, aber bald als eine 28 Jahre alte Klara Billig entlarnt murde, die der Kriminalpolizei fchon befannt war. Die Berhaftete ift homosexuell neranlagt und liebt es schon seit Jahren, Männer. fleibung zu tragen. Sie hat auch wiederholt als Mann gearbeitet. Um ihre Namensänderung zu erflären, erzählt fie jest, daß fie fich nach dem Bolfchemistenumsturz in Rußland mit einem Hauptmann con Maronisti verheiratet habe. Das rätselhafte Mädchen wurde dem Untersuchungsrichter vorgeführt.
Außerordentlicher Mietertag. Der Deutsche Mieterbund ( Sih Berlin) hält heute Sonnabend und Sonntag in den Sophienfälen eine außerordentliche Tagung ab, die fich mit den schwebenden Fragen auf dem Gebiete bes Mietsmejens beschäftigen wird. Die Spigengewerkschaften sind auf der Tagung vertreten.
Die Frauen und die Wahlarbeit. In einer start besuchten Funktionärtonferenz die gestern in den Sophien falen abgehalten wurde, sprach Gen. Todenhagen über die Wahlarbeit in Berlin . In der Aussprache wurden die zahlreichen Fragen der Kleinarbeit erörtert.
Steglig Jugendweihe der Freidenter. Sonntag, den 30. März, bors mittags 10 Ubr, Schloßpart Theater( großes Haus), Schloßstraße. Mite wirkende: Arbeiter Männerchor Steglis( 100 Bersonen), Stünstler- Drchefter berein Zutti II( 20 Berfonen). Rezitator Tyndall. Weiherede Genoffe Studienrat Ruge. Eintritt 50 Bf.
Wiederholung des Süd- Amerita- Bortrages. Die Gewerkschaft Deutscher Gelftesarbeiter, e. V. veranstaltet, swet legte Bieberholungen ihres S. A.- Abends" az vollstümlichen Breisen mit dem aufschlußreichen, zweie ftündigen Lichtbildvortrag ihres Dir. 5. v. Ceellen über Land und Leute in Süd- Amerika und die Aussichten für deutsche Einwanderer". Die Bor
Berner Siemens- Realschule, N. 20, Babitr. 22, und am Montag, ben 31. b. M., 8 Uhr, im Nordischen Hof", N.4, gegenüber bem Stettiner Bahnhof. Die grüne Sammer( im Haule bes Meistersaals). Am Sonntag, den 30. Mara, fingt die Sopranistin Herta Jonas als Gaft Lieber von Schu mann, Bolff, Brahms und Gounde. Mitwirkend: Agnes Fubrmann- Ruth, Lore Wagner, Hans Fuhrmann, Rolf Burthart. Am Stems- Flügel: Kuri Stiebel.
fråge finden ftatt am beutigen Sonnabend, 8 Uhr, in ber Aula ber
Ueberschwemmungskatastrophe in Polen .
Wafferhöhe der Weichsel 51/2 Meter über normal. Die Ueberschwemmung an den Weichfelufern hat einen tatastrophalen Umfang angenommen. Die Wafferhöhe ist 5% m über normal, mehrere Borstädte von Warschau sind überschwemmt, ebenso zahlreiche Dörfer an den Ufern der Weichsel . Jn Cublin hat die Bystrzyca in einigen Teilen der Stadt die Straßen über. schwemmt, besonders im jüdischen Viertel Auf der Cinie CublinRozwadow ist der Bahndamm auf einer 10 km langen Strede überschwemmt. Der Berkehr mit Lemberg ist unterbrochen. Jufolge Hochwasser der Wieprza ruht der Zugverkehr auf der Linie Warschau - Cemberg über Cublin. In der Woiwodschaft Ricice ift eine 200 m lange Brüde durch Hochwasser zerstört worden. In Galizien hat der San das Dorf Wilcze überschwemmt, und in Przemysl viel Schaden angerichtet.
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leber dieses Thema sprach in der gestrigen Wahlversammlung ohnungswesen ist eine Frage in Neukölln Landgerichtsrat Genoffe Ruben. Das Miets- und so führte er aus die am 4. Mai auch auf dem Spiele steht. Den Mietern wird die nüch terne Stellungnahme erschwert, meil die Mieterschaft, die doch die Maffe des Boltes darstellt, der fleinen, aber sehr rührigen und einflußreichen Schicht der Hausbefizer gegenübersteht, die bewundernsmert organisiert find Sie haben es verstanden, politische Parteien und Wirtschaftsschichten für sich zu gewinnen; während die große Masse der Mieterschaft zersplittert und uneinig ist. Die Hausbesiger gehören nach ihren Aeußerungen zu den bedauernswertesten Teilen der Bevölterung, aber trotzdem sammeln sie jetzt tüchtig für einen Wahlfonds, den sie den Barteien zur Verfügung stellen, die gegen das Mieterschuß- Gesek gestimmt haben, den Deutschrationalen und den Kommunisten. In der letzten Nummer des Grundeigen tums" wird betont, daß durch die dritte Steuernotverordnung ein Diebstahl am Brivateigentum des deutschen Hausbefizes begangen wurde. Die Deutschnationalen madyten sich diesen Standpunkt zu Die Mietssteuer zahlten wir eigen. Sie wußten, mas fie tun. Mieter, fie wird vom Hausbefizer nicht bezahlt, obwohl dem Haus befizer das freie Eigentum verbleibt. Die Miets fteuer mird nur durch die Arbeitskraft der Arbeiterschaft bestritten. Zu einer produktiven Wohnungspolitik reicht sie aber nicht aus. Es ist ein Standal unglaublichster Art, daß man diese zusammenhänge in ber breiten Deffentlichkeit verschweigt. Die Hausbefizer gehen darauf hinaus, das Lumpenproletariat aufzurufen. Zu Taufenden sollen dann die Wohnungslosen demonstrieren, weil die Zwangswirtschaft feine Wohnungen ge bracht hat. Mit diesen gehälligen und entstellten Argumenten sucht man nun Gläubige und Dumme zu fangen. Die Behauptung, daß die Zwangswirtschaft Schuld daran hat, daß teine Wohnungen gebaut worden sind, ist eine Lüge. Kein Gefet verbot und verbietet das Bauen. Aber statt Arbeiterwohnungen zu bauen, spekuliert man mit den Baugelbern. Der Kapitalismus ift unfähig, eine produttive Wohnumgspolitik zu treiben. Das ist die Meinung aller Einsichtigen, auch vieler Bürgerlichen. Erzberger sagte zum Beispiel, daß die Verschlechterung der Wohnungsfrage in den letzten Jahrzehnten himmelschreiende Günden des fapitalistischen Brinzips und Systems find. Schon am 1. April wird die Miete so hoch fein das bem, Hausbesiker eine angemessene Berzinsung ver bleibt. Der Mieter wird für die Hausinftandhaltung und für die Zinsen des Grundbesikes zu forgen haben. Wir haben ein Reichs- 102. st. Baumschulenwes: Früh 9 Uhr Flugblattverbreitung von bez mietengeseh, das die Mitbestimmung der Mieterräte festlegt. Aber die Gefchloffenheit der Mieter fehlt. Alle perfönliche Unzufriedenheit, gleich welcher Art, muß zurüdgestellt werden. Scharf muß widersprochen werden, wenn es heißt, daß Republik imd Sozialdemokratie hier nichts getan haben. Die sozialdemokratische Frattion im neuen Reichstag wird die wirtschaftlichen Interessen der Mieter durchsetzen fönnen, wenn sie start und traftvoll aus der Wahl hervorgeht.
In größter Sachlichkeit verlief die Diskussion, an ber fich vorwiegend unfere Genoffen beteiligten. Der einzige tommunistische Redner war ein trauriges Symptom für die politische Rückständig. feit jenes fich in tommunistischem Fahrwaffer bewegenden Teiles der Arbeiterschait,
Schiffszufammenstoß im Nordofffee- Kanal. Der franzöfifche Dampfer Leneriffa und der deutsche Dampfer" Ozeane find im Nord- Offeetanal zufammengestoßen. Beide Dampfer wurden schwer beschädigt, blieben aber schwimmfähig.
Groß- Berliner Parteinachrichten. Sonntag, den 30. März, Treffpunkte zur Flugblattverbreitung!
1. Abt. Spiegel, desite..1. Die Jugendgenofen müffen ebenfalls erscheinen. 21. Abt. Früh 91, Uhr bei Miller Abolfftr. 18 und Kroll. Utrechter Gır 21. 26. Abt. : Früh 8½ Uhr im Musikalischen Fuchs", Joftnftr. 7. 44. bt.: 88. Stabbesfrt: Bei Bagner, Rottbufer Straße 16. 91. Stebfbeg.: Nabel, Manteuffelstr. 47, frith 9 Uhr.
73. Abt. Schmargendorf . Sonntag, 9%, Uhr: Bersammlung zur Flugblattverteilung hei Bahr, Breite Ste 26
82. Abt. Steglig: Die Bezirksführer werden ersucht, beim Gen. Samburg. Schloßitr. 108 bie Flugblätter in Empfang zu nehmen. Abt. Marienborf. 8 1hr hei Niendort.
91. Mt. Renkänn: 8% Uhr, Materialausgabe für die Bezirksführer beim Gen. Köfter, Rarisgartenftr. 4.
Sport.
Eröffnungsrennen auf der Olympiabahn.
Am fommenden Sonntag, 30. März, wird nun auch die Olympiabahn in Blößensee ihre Pforten wieder öffnen. Die Be fegung der Dauerrennen ist eine gute und vereinigt in sich die Fahrer Bauer, Thomas, Samall, Rustom und ben Dänen Rößberg, der für sich den Schrittmacher Gustav Wittig har. Thomas fährt hinter Hüttenrauch, Bauer hinter Gep pert, Samall hinter Meinhold und Kuschtow hinter Wengel. Die Danerfahrer bestreiten drei Rennen über 10, 20 und 30 m. Den Fliegern find zwei Hauptfahren und ein Brä mienfahren über 15 Kunden vorbehalten, zu denen etwa 35. chrer fie gemeldet. Die Rennen beginnen 8 Uhr _admittags.