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Nr. 173 41. Jahrgang

Wirtschaft

4. Beilage des Vorwärts

Kapitalkonzentration in der Metallindustrie.

In der Metallindustrie hat offenbar eine neue era der Zu­sammenschlüsse begonnen. Eine ganze Reihe von Kapitaltrans­attionen, deren Anfänge zum Teil schon längere Zeit zurückliegen, wird jetzt zu Ende geführt, andere neu in Angriff genommen. Von älteren Projekten find u. a. zu nennen der Zusammenschluß der Berlin  - Anhaltischen Maschinenbau- A.- C. mit der Maschinenfabrit Meguin A.-G. in Buzbach. Die Pro duktionsbasis der beiden Werte wird dadurch wesentlich erweitert, die Verkaufsorganisation beider Unternehmungen einander nußbar gemacht. Der Zusammenschluß ist von um so größerer Wirkung, als durch Aktientausch die völlige Fusion der beiden Unternehmungen beabsichtigt ist. Die neue Gesellschaft soll den Namen Ba mag Megurin A.-G. führen.

Die ebenfalls feit längerem geplante Vereinigung der Hanno­verschen Maschinenbau 2.-G.( Hanomag  ) mit der Berg bau A.-G. Lothringen zu einer Interessengemeinschaft ist eben falls in diesen Tagen zustandegekommen. Die im Lokomotiv- und Maschinenbau führende Firma hat sich durch ihren Anschluß an den Montantonzern eine große Rohstoffquelle gesichert, durch die ihr Kohle, Kofs und Eisen zufließen, während andererseits der Loth­ ringen  - Konzern in ähnlicher Weise wie feine größeren Vorgänger Stinnes  , Otto Wolff   usw. ihr Interessenbereich auf die Verarbeitungs­industrie ausgedehnt haben.

Eine weitere Interessengemeinschaft der Otto Wolff  . ( Phönix- Rheinstahl) Gruppe mit dem Hommel- Konzern, der Die Werkzeugfabrik Köln- Ehrenfeld erwarb und in den Dienst des Montan- Konzerns fiellt, ist bereits gemeldet worden.

Weitere Umschichtungen sind in der Automobilindustrie zu erwarten, nachdem das Berlin  - Burger Eisenwert einen Vertrag mit dem Autotönig Ford abgeschlossen hat zur Uebernahme und zum Vertrieb der billigen Ford- Autos und Traktoren. 500 Traktoren, für die die Einfuhrgenehmigung bereits erteilt ist, sollen demnächst als Probelieferung in einzelnen Teilen eingeführt und in Deutschland   montiert werden. Die drohende Konkurrenz der in Serienfabrikation hergestellten und für den Massenbrauch billig gehaltenen Wagen hat die deutsche Automobilindustrie aufgerüttelt, Die bisher auf den unter dem Schuß von Einfuhrverboten erworbenen Lorbeeren ausgeruht und sich in unverhältnismäßigem Umfang auf die Luruswagenfabrikation eingestellt hat. Es schweben nun zwischen zwei der größten Automobilfabriken, den Benz- Motorwerfen und den Daimler- Motorenwerfen Verhandlungen über den Ab. schluß einer Interessengemeinschaft. An diesen Vertruftungsplänen ist auch die Schebera 2.-G. beteiligt, die von der Benz A.-G. Die Attienmehrheit, von anderen Automobilfabriken, wie N.A.G. und Hansa Lloyd, Aktienpakete befizt. Der neue Konzern soll dann zur Serienfabrikation von Automobilen übergehen.

Die Konzentrationsbewegung in der Metallindustrie mird, wie Die Konzentrationsbewegung in der Metallindustrie mird, wie besonders aus dem Beispiel der Automobilindustrie hervorgeht, wesentlich mitbestimmt durch den jetzt heraufziehenden Konkurrenz tampf der Auslandsindustrie und durch die Notwendigkeit einer zu fammenfassung der Produktionstraft zweds wirtschaftlichster Berwen dung des jetzt sehr trappen und teueren Betriebsfapitals. Die Be­wegung gipfelt aber nun letzten Endes genau so wie die Kapital­zusammenballung während der Inflationszeit in einer gewaltigen Steigerung der wirtsaftlichen und politischen Macht des Privattapitals, bas, zu einzelnen Trusts 3 sammengeschlossen, eine viel größere Kraft entfalten fann, als wenn es in viele Einzelunternehmungen gespalten ist. Die Arbeiterschaft mird gut tun, diesem Machtzumachs der Unternehmer mit einer Kräf­tigung der eigenen Organisationen zu begegnen.

Bankenkrise und Devisenschleichhandel.

Dicht hintereinander sind zwei bekanntere Bantfirmen infolge von Verlusten bei der Frankspekulation zahlungsunfähig gewor den. In Berlin   mußte die altrenommierte Banffirma Sachs, Barschauer u. Co. tie Geschäftsaufsicht zur Vermeidung des Konturies beantragen. Etwa gleichzeitig ist eine jüngere Hamburger Bankfirma, das im Jahre 1920 gegründete Bankhaus Selim Hesse, infolge von verfehlten Frantspekulationen zufammen­gebrochen. Das sind nur zwei der bemerkenswerteren Sonturse, einige fleinere Unternehmungen sind bereits früher ohue großes Geräusch aus dem Leben gefchieden, und eine Firma hat es fogar fertiggebracht, ihren Gläubigern einen Rassenbestand von ganzen 5 Rentenpfennigen zu hinterlassen. Die Arise im Bankgewerbe dürfte mit den bisherigen Konkursen noch nicht überwunden sein, vielmehr halten sich, die Gerüchte über Schwierigkeiten hartnädig aufrecht. Es ist bezeichnend für die ganze Verfassung des Geibmarftes, daß große Beträge für die jetzt fehlgeschlagenen Spekulationen im französischen   Frant verfügbar gemacht werden konnten, wäh­rend es der Produktion an Betriebskapital und Krediten fehlt. Eine gründliche Reinigung des Bankgewerbes von den Elementen, die in so unwirtschaftlicher Weise über die ihr anvertrauten Gelber verfügen, erscheint dringend erforderlich. Obwohl seit der Stabili. sierung der Mart schon die Mißstände zurüdgegangen sind, haben wir noch immer viel zu viel Geldvermittlungsinstitute, und es ist daher kein Wunder, wenn sogar angesehene Firmen zu höchst zweifelhaften Geschäften greifen, um sich über Wasser zu halien. Neuerdings hat die Hamburger Kriminalpolizei   in fold)

ein Wespennest gegriffen. Die Banffirma Friedrich Bachrach hat, entgegen den Devisenverordnungen, fremde Werte nicht zum amtlichen Kurs, sondern mit einem Aufgeld bis zu 15 Broz. verkauft. Eine Prüfung der Bücher ergab, daß an derartigen Ge­schäften nicht weniger als 138 Firmen beteiligt waren! Der Handel von Devisen gegen Aufgeld bedeutet für die Rentenmart eine fchwere Gefährdung, da durch diesen wilden Handel eine fünftliche Haussestimmung für fremde Zahlungsmittel erzeugt wird. Wir er warlen, daß Devisentommissar und Reichsbant gegen derartige gewissenlose Ausschreitungen ohne Ansehen der Person auf das schärffte vorgehen. So wenig wir uns von polizeilichen Maß­nahmen allein einen dauernden Erfolg versprechen fönnen, so not­wendig ist dennoch die Bekämpfung von Ausschreitun. gen am Devisenmarkt, die letzten Endes einen Angriff auf die Rentenmart darstellen.

Es ist zu hoffen, daß die Reichsbank im übrigen auf dem Wege der Kreditpolitif, nämlich durch Einschränkung der Kredite für Finanz3wede, einer Bergeudung des chnehin tnappen Kapitals zu spekulativen Zwecken entgegentritt. Damit würde auch am wirksamsten der Aufrechterhaltung ungesunder Bankinstitute ein Riegel vorgeschoben

Die Banffirma Lipinski u. Co. hat ihre Zahlungen eingestellt. leber den Umfang der Verbindlichkeiten ist noch nichts Näheres bekannt.

Die Kreditpolitik der Reichsbank.

Reichsbankpräsident Dr. Sch a cht erklärte in feiner Rede auf der Hauptversammlung des Verbandes sächsischer Industrieller weiter, bedenklich sei, daß der Einfuhr überschuß in den beiden letzten bedenklich sei, daß der Einfuhr überschuß in den beiden letzten Monaten rund 400 Millionen Goldmark betrage. Dieses Manko fei zunächst damit beglichen worden, daß man einmal schon vor handene Devisen verkaufte, sodann ausländische Kredite neu in An­fpruch genommen habe. Infolgedessen habe eine verstärkte Nachfrage nach Devisen eingesetzt, denen feine ausreichenden Devijeneingänge gegenüberstanden. Die Reichsbant habe schon vor Wochen Kredite für Luruseinfuhr überall gesperrt. Nach dem Ultimomärzausweis fei die Reichsbank nun dazu übergegangen, jede weitere Kredit umlauf zu begrenzen. Für die Reichsbank sei es tein erwünschter erhöhung vorerst einzustellen, um den Rentenmart­Zustand, daß sie eine unterschiedliche Kreditpolitik habe treiben müffen, aber fie habe fich für verpflichtet gehalten, vor allem der Landwirtschaft zu Hilfe zu fommen, die von den derzeit ausstehenden 1200 Millionen Rentenmarkkrediten mehr als zwei Drittel erhalten habe, d. h. alfo wesentlich mehr, als das ihr nad) den Absichten des Rentenbankgesetzes zustehende Kontingent. Die Kreditreftrifiion sei notwendig, weil die Rentenmart unter allen Umständen stabil ge. halten werden müsse und auch stabil bleiben merde. Zwischen Ezylla und Charybdis, d. h. zwischen neuer Inflation oder Kredit­einschränkung werde die Reichsbant unter allen Umständen den zweiten Weg, wählen. Eine gewisse Erleichterung werde die Golddistonibant bringen, die joeben auch formell errichtet sei, nachdem alle Beteiligten ihre zugesagten Leistungen auf sich ge= nommen hätten. Es müsse insbesondere den Banten für ihre opfer= auch eine stärkere Zentralisierung des Geldmarftes bereite Mitarbeit der Dank ausgesprochen werden. Erforderlich sei bei der Reichsbant, es sei für die Reichsbant unmöglich, ihre Kredite mit 10 Broz. zu geben, wenn daneben zahlreiche öffentliche und halb öffentliche Kassen Geld zum doppelten Eaß an die Wirtschaft aus­leihten.

Warum find Textilien so teuer?

Der vielgepriesene Preisabbau, der bekanntlich durch einen rücksichtslos durchgeführten Lohnabbau gefördert werden follte, ist schnell zum Stillstand gekommen. Auf vielen Gebieten zeigen die Breife bereits wieder steigende Tendenz, so insbesondere in der

...

Preisnotierungen für Nahrungsmittel. Durchschnittseinkaufspreise in Goldmark des Lebensmittel- Einzelhandels je Zentner frei Haus Berlin  . Gerstengraupen, lose.. 16,00 17.25 Malzkaffee, gepackt 23,00-25,00 Gerstengrütze, lose... 16,00- 17,00 Röstgetreide, lose.... 16.50-18,00 Haferflocken, lose.... 15,75- 16,00 Kakao, fettarm.... 100,00-125,00 Kakao, leicht entölt 130,00-153,00 12,7514,00 Tee, Souchon, gepackt. 350,00-420,00 18,00-19,00 Tee, indischer, gepackt. 425,00-500,00 22,00-25,50 Inlandszucker basis mel. 40, 42,50 14,50-16,- Inlandszucker Raffinade 42,50-44.50 17.00 21,00 Zucker Würfel...... 46,00-48,00 19,00 22,75 Kunsthonig 36,00-49,00

Hafergrütze, lose..... 16,00-16,50 Roggenmehl 0/1..

Weizen- Auszugment

Weizengries Hartgrieß 70% Weizenmehl Speiscerbsen, Viktoria Speiseerbsen, kleine. Langbohnen, handverles. Linsen, kleine Linsen, groce Makkaroni. Schnittnudein, lose. Rangoon   Reis

Bohnen, weiße, Ferl

Linsen, mittel

Kartoffelmehl

Makkaronimehl

Bruchreis.

Tafeireis, glasiert, Patna Tafeireis, Java

Ringäpfel, amerik.

Getr Pflaumen 90/100 Pflaumen, entsteint

Cal. Pflaumen 40/50 Sultaninen Caraburnu. Korinthen, choice

Rosinen in Kisten, Candia

Mandeln, süße Bari  

14,00-17,00 Zuckersirup hell in Eim. 49,00 22,25-24,50 Speisesirup dunk. in Eim. 33,00- 35,00 30,00-32,50 Marmelade Einfr. Erdb. 108,00-120,00

3,20- 3,90 4,00-4.60

26,00 35,00 Marmelade Vierfrucht. 40,00- 48,00 36,50-42,00 Pflaumenmus in Eimern 45.00- 48,00 43,00-49.50 Steinsalz, lose.. 16,00-17,75 Siedesalz, lose 40,00 46,00 Bratenschmalz in Tierces 67,00 36.00-37,50 Bratenschmalz in Kübeln 20,00-24,50 Purelard in Tierces

15,25-17.30 Purelard in Kisten

17.00-19.75 Speisetalg in Packung 27,00-31,00 Speisetalg in Kübeln

.

68,00 68,50 66,50 67,50-68,00 46,00-50,00 46.00 48,00 31,00-36,00 Margarine, Handelsm. 1 56,00 100,00-105,00 desgl. il

-

48,00-52,00

43,00-48,00 Margarine, Spezialm. 1.. 76,00 55,00-60,00 desgl. II

60,00-65,00

80,00-85,00 Molkereibutter 1. Fässern 178,00 75,00-95,00 Molkereibutter in Pack. 183.0) 80,00-100,00 Landbutter......... 155,00-160,00 80,00-85,00 Auslandbutter in Fässern 180,00-185,00 149,00-160,00 Auslandbutter in Packg 185,00-195,00 Mandeln, bittere Bari  ..135,00-150.00 Corned beef 12/6 lbs p. K. 35,00-36.00 110,00-120,00 Speck, gesalzen, fett... 62,00- 67,00 Zimt( Cassia) Kümmel, holländischer. 155,00-165,00 Quadratkäse 30,00-40,00 Schwarzer Pfeffer singap. 103,00-111,00 Quarkkäse 35,00-50,00 138,00-148,00 Tilsiter Käse, vollfett 120,00-125,00 Weißer Pfeffer Rohkaffee Brasil... 180,00-215,00 Aus!, ungezuck.Condens­Rohkaffee Zentralamerika240,00-300,00 milch 48/16 Röstkaffee Brasil..

22,50-25,00 240,00-280,00 Inländische desgl. 48/12 18,00-19.00 320,00-400,00 I inl. gez. Condensm. 48/14 28,00- 29,00 Heutige Umrechnungszahl 1000 Milliarden.

Röstkaffee Zentralam.

Freitag, 11. April 1924

Textilindustrie. Die Preissteigerung ist im wesentlichen eine Folge der künstlichen Entfachung der Kaufkraft gewiffer Handels­und Induftriefreise durch die umfangreiche Kreditgewährung der Reichsbant. Wie wenig die Arbeitslöhne an der unbere­tigten Hochhaltung der Tertilpreise und ihrer neuerlichen Preis. steigerung Schulb tragen, das geht aus nachfolgender graphischen Darstellung hervor:

346

Textilpreise und Arbeitslöhne in Deutschland  

262

Anfang 1924

1913-100

71

100

24

2.5

Baum. Texti- Arbeiter. Lähne u Gehälter bei wolle lien Reallohn Baumwoll- Baumwoll garn gewebe

der weit über das Dreifache des Borkriegsstandes gestiegenen Roh Die Textilverteuerung ist demnach in der Hauptsache eine Folge stoffpreise( Boumwolie). Der Anteil der Löhne und Gehälter war am Jahresanfang auf ein Biertel und weniger gedrückt.

Trotz des niedrigen Lohnanteils, der durch eine Senkung des es der Kartell politit, die Tertüpreise auf dem 2,62fachen Reallohns auf 71 Proz. des Vorfriegsstandes erreicht wurde, gelang Kartellpolitik, Borfriegsstand zu halten. Daß in der Industrie manches faul ist, hat der bürgerliche Reichswirtschaftsminister anerkannt. Nur hat er, anstatt planmäßige rasche Preisfenfung durchzuführen, sich auf die Anstellung einer Untersuchung über die Berhäitnisse, in der Textilindustrie beschränkt, deren Ergebnisse viel zu spät und viel. leicht erst dann zum Vorschein kommen werden, wenn die Bekleidung für die breiten Massen wieder ganz und gar unerschwinglich ge­worden und der Absatz der Tertilprodukte vernichtet ist auch ein Rapitel bürgerlicher Wirtschaftspoliti?!

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Schon wieder eine Eisenpreiserhöhung. Der Roheisenverband hat mit sofortiger Wirkung die Roheisenpreise um 3 bis 6. pro Tonne je nach Sorte erhöht. In den nord- und süddeutschen Ab. saggebieten ist die Erhöhung mit Rücksicht auf den englischen Wett­bewerb geringer. Wo bisher Ausnahmepreise bestanden, beträgt die Erhöhung für Gießerei- und Hämatitroheisen 7 bis 9 M. pro Tonne. Auch die neuen Roheisenpreise decken nach Ansicht des Roheisenver bandes bei den meisten Berken noch nicht die Selbsttoften, zumal die ausländischen Erze sich in den letzten Monaten nicht umwefentlich verteuert haben. Infolgedessen fönnen sich die Hochöfenwerte trog der starken Nachfrage nur schwer entschließen, weitere Hochöfen in Betrieb zu nehmen.

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