Die Zahlen des Etats, soweit sie bisher veröffentlicht war- den sind, lassen kaum darüber einen Zweifel, daß der Etat er- freulicherweise Reserven in sich enthält, und daß vielleicht schon im Laufe des nächsten Jahres mancher Einnahmeposten gesteigert werden kann. Die wichtigste Veränderung ist die gänzliche E n t l a st u n g der städtischen Finanzen von irgend- welchen Zuschüssen sür die kommunalen Betriebe. Jahrelang haben die bürgerlichen Parteien in der kurzsichtigsten Weise die Auslieferung der großen Berliner Werksunternehmungen an das Prwatkavital gefordert, nur well die Wirkungen der Inflation, wie überall, so auch in Berlin , diesen Betrieben Schwierigkeiten bereiteten. Wäre nicht der Wider st and der Sozialdemokratie gewesen, so hätte die Ee- meinde ihren wertvollsten Besitz bei der Kopflosigkeit und dem privatwirtschaftlichen Doktrinarismus der bürgerlichen Parteien verloren. In diesen Unternehmungen stecken aber ganz bedeutende Reserven, die sich in den nächsten Jahren für die Finanzen der Stadt noch sehr bemerkbar machen werden. Allein die Berliner Straßenbahnen warfen in der Vorkriegs- zeit an Abgaben an die Gemeinde und Dividenden zirka Ist Millionen Goldmark ab. Selbst wenn, wie wir hoffen, die Gemeinde dazu übergehen wird, einen großen Teil dieser Er- trägnisse dem Ausbau der Unternehmungen direkt wieder zu- zuführen, so bleiben hier doch Reserven, sowohl für die Ein- nahmen wie für den Kredit der Gemeinde, die ihr zustatten kommen werden, denn der Besitz Berlins an Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerken, an Gütern, Forsten, Hausbesitz, kleineren Betrieben usw. bettägt über eine Milliarde Gold- mark. Auch wenn die Erträgnisse nicht nach rein privatwirt- schaftlichen Gesichtspunkten verwandt werden, so bedeutet iolch ein Besitz doch«ine kolosiale Stärkung der Gemeinde- finanzen Die Gesetzgebung der Nachkriegszeit hat die Steuermög- lichksiten der Gemeinden wesentlich eingeschränkt, wenngleich die Verteilung der Steuererträgnisse heute bei weitem nicht mehr so ungünstig ist, wie es in der Inflationszeit erschien. Aber die Einschränkung der Steuerhoheit hemmt auch die Möglichkeiten, von der Gemeinde aus die Steuerlasten sozialer zu vertellen. Um so mehr tritt in den Bordergrund die Auf-! gäbe, dl« Erträgnisse sozial zu verwenden. Hier wird die Hauptaufgabe der Sozialdemokratie in den näch-■ ften Jahren liegen. Sie hat an dem Aufbau einer leistungs-| föchigen Groß-Berliner Gemeinde am intensivsten mit- gearbeitet. Jetzt wird es möglich sein, die Früchte dieser Ar- best allmählich zu ernten. Das wird nur möglich fein, wenn die Sozialdemokratie wie bisher die Hauptträgerinder Gemeindepolitit blecht.
Oer Kronprinz üer Freimaurer. Die Schiebungen in den Logen. Ernst v. R e v e n t l o w, der in seinem„ReichswarT deutschvölkische Politik im Gegensatz zur Deutschnationalen Partei macht, ist von jeher ein Schreckenskind seiner Kreise ge- wesen. Neuerdings beschäftigt er sich ausführlich mit den monarchistischen Bestrebungen der Deutschnatio- nalen und der Sttefemann-Partei. Cr wendet sich m i t V e r- nunftgründen gegen die monarchistische Pro» p a g a n d a, die er für schädlich gerade im Interesse des monarchischen Gedankens halt. So hatte er schon im Januar geschrieben: .Der alte Zlimbu» der Monarchie ist seit ISIS dahin. Die aene Monarchie muß demgegenüber von vornherein werte auf- weisen, reale, persönliche und imponderoble. die den Mmbns über- flüssig machend%, Dieser Satz ist von dem konservatw-deutschnationalen Agitations-.Rüstzeug* aufgegriffen worden, und man hat daraus den Borwurf gegen die Völkischen abgeleitet, daß sie nicht monarchisch seien. In seiner Antwort darauf versichert Reventlow, daß der Satz auch heute noch uneingeschränkte Gültigkeit habe: .Der alt« Nimbus der Monarchie und des Monarchen ist tatsächlich dahin. Das hat verschiedene Gründe. Mau trifft
die gleiche Erscheinung immer in der Geschichte an, wo einmal Mon- arch und Monarchie beseitigt worden waren. Der vorher vorhandene Nimbus bcstand im Gefühl der Erhabenheit und llnanlastbarkeit der Monarchie und des Monarchen. Beide mit der ganzen sie um- gebenden Atmssptzüre waren etwas über allem anderen Stehendes. Auch das deutsche Kaisertum, das starte preußische Königtum galt dem bei weitem größten Teil des deutschen Volkes als eQvas Unerschütterliches. Hehres und Hohes, als der rerehcuirgswürdige Ausdruck der Herrlichkeit des neuen Deutschen Reiches. Daß dieses Kaisertum und dieses Königtum durch Revolution gestürzt werden, daß der Kaiser, die Könige und die Aürsten verzichten könnten und verschwinden würden, das haben nur verschwindend wenige für möglich gehalten. Ja, es kam gar nicht in den Gedankenkreis dez Volkes hinein.... Das gilt nicht allein hinsichtlich der Monarchisten. Auch die sozialistischen Massen hallen m Grunde ein vielleicht unbestimmtes Respektgefühl . or Monarchen und Monarchie, vor Kaisertum und Königtum: bis ilc5 zerbrochen, hilflos und beschmutzt am Loden lag. Der Nim- bus ist fort. Das ist ein« politische und geschichtliche Tatsache." Reventlow warnt auch davor, gelegentliche Aeußerungen des Unmuts aus Arbeiterkreisen etwa des Jnhalls:.Wir wollen Wilhelm wieder haben!" oder:.Unter Wilhelm sei es doch besser gewesen" für ernst zu nehmen. Solche gelegent» liehen Aeußerungen hätten dieselbe Bedeutung, als wenn früher ein Großgrundbesitzer, wenn ihm die Wirtschaftspolitik nicht paßte, oder ein zurückgesetzter hoher Beamter grimmig erklärte:„Wenn das nicht anders wird, so geheichzu den Sozialdemokraten." „Will man sich denken," fährt Reventlow sott,„baß die Monarchie sozusagen über den Kopf der Bevölkerung hin- weg eingeführt würde, käme dazu, daß der Monarchie nicht s o- fort gelänge, die wirtschaflliche Lage stark fühlbar zu verbessern, so würde man schnell genug Aeußerungen hören, wie:.Schon ein- mal haben wir die Monarchie beselligt, das zweitemal wlrd es noch leichter gehen als da» erstemal!" Gesetzt, es gelänge, eine neue Monarchie durch ihre erste Periode mit Hilfe der Geld- und Wirt- schasiskrasl des Großbesihertums, der Industrie und der Aiuauz und mit Waffengewall hiadurchzubringeu, so wäre dann doch die all«, verhängnisvolle Spaltung des Volkes in neuer und sehr ver- schärfter Form wieder da. Die Monarchie trüge den Seim ihres Untergänge» bzw. völliger Entwertung schon wieder in sich." Im Zusammenhang mit seiner taktischen Stellung zur monarchischen Frage erzählt nun Reventlow allerhand Intimi- täten über die Bestrebungen gewisser Frei- m a u r e r k r« i s e, den ehemaligen Kronprinzen als Thron- Prätendenten zu lancieren. Gerade jetzt sei man dabei,„einen womöglich entscheidenden Schritt zur schnellen Wiedererrichtung der Monarchie zu tun". Reventlow erinnert nicht ohne Humor daran, daß das S p i el b e g a n n mit jenem wehleidigen Brief, den der Exkronprinz von Wieringen aus an den Professor Zorn schrieb und der gewissermaßen die Ein- leitung zu der journalistischen Propaganda für Wilhelm junior bildete: „Ein Teil der jüdischen und jüdisch inspirierten Press« ä n- d e r t e mit jenem Augenblick ihre Haltung dem Kronprin- z«n gegenüber, die vorher durchaus absprechend gewesen war: der Kronprinz s«i während der Jahre seines Exils reifer geworden, er Hab«„viel gelernt", er wolle nur Privatmann sein, also könne man gegen seine Rückkehr nach Deutschland eigenÄich nichts haben! Die gleiche Tonart, nur erheblich stärker ausgedrückt, fand man in der von Skrefemann und den Seinen inspirierten Presse. Die Mache war klar. Die Beziehungen Sllefcmanns zum Krön- Prinzen waren übrigens ebensowenig Geheimnis wie diejenigen des Generaldirektors der Dresdener Lank, Herrn H. Gutmann. Die Blätter des Ccherljchen Verlages sprachen sich mit Wärme im Stresemannschan Sinne aus und llcuen deutlich für den Kronprinzen ein, mit bec Andeutung: vorläufig Reichspräsident. dann Kaiser, vielleicht vorher Reichsoerweser." Reventlow oerrät dabei, daß Herr Stresemann in die Loge„Zu den drei Wettkugeln" mit einem Feiergepräge und einer Ehrfurcht aufgenommen worden sei, über die völkisch gesinnte Maurer außer sich waren. Jndendreipreußi- schen Logen werde für den Kronprinzen plan- mäßige Propaganda gemacht. Auch Hu gen-
b e r g, der Exponent der finanziell beteiligten Schwerindustrie hinter dem scherl-Verlage, sei Maurer und zugleich Mitglied eines sehr einflußreichen maurerisch und jüdisch geleiteten und durchsetzten Kreises in München . Auch dieser Kreis propagiere den Kronprinzen und pirke jetzt auf breiter Basis für eine Wahl des Großadmirals v. T i r p i tz zum Reichspräsidenten als Platzhalter für den deutschen Kronprinzen! „Das sind Zusammenhänge." meint Reventlow,„die zu denken geben müssen." Man sehe daraus, daß das ganze Unternehmen in großkapitalistischer Hand liege. Besonders bemerkenswert fei das Unechte all dieser Bestrebungen.„Sie wollen keineMonarchieum ihrer se l b st w i l l e n, sondern sie wollen— ein jegliches nach seiner Art!— einen Mo narchen als Mittel zur eigenen Macht, der parlamentarischen, der jüdischen, der maurerischen. und zur Befestigung ihres großkapitalistischen und sozialen Uebergewichts in Stadt und Land." In den Rahmen dieser Betrachtung paßt auch die Mit- teilung Reventlows, daß der Kronprinz indieselbeLoge aufgenommen worden sei wie Ettesemannl
vorgetäuschte Unparteilichkeit. Ein Teil der bürgerlichen Presse bringt gleichzeitig mit der als bayerisch -amtlich bezeichneten Bestätigung der vorzeitigen Haftent- lasjung des Eisner-Mörders, Graf 21 reo, auch die Nachricht, daß „v. Puttkammer e b« n f a l l s(!) Strafaufschub erhallen habe und aus der Haft entlassen sei". Dies« Nachricht ist falsch. Putttammer, unser früherer Münchener Korrespondent, hat selbstverständlich sein« Strafzeil bis zum letzten Tage voll verbüßen müssen und die baye- rische Regierung hat gar nicht daran gedacht, chm auch nur einen ein- zigen Tag zu schenken. Der Versuch, durch geschickte Nachrichtenkombination den Ein- druck der Unparteilichkell der bayerischen Justiz zu erwecken, ist also mißglückt. Wenn die bayerische Regierung die Zlbsicht hat, zu beweisen, daß sie ihr« humane Gesinnung, die in der Behandlung des Eisner-Mörders zum Ausdruck kommt, unparteiisch, ohne Rückficht auf die Parteizugehörigkeit, bekundet, dann muß sie sich schon auders anstrengen. Vorläufig bleibt es dabei, daß in der Ordnungszelle alles andere, nur nicht die Gerechtigkeit das Fundament des Staates ist._ Jarres verbietet«.. Die Kommunistenresolution darf nicht verbreitet werden. Der Reichsminister des Innern hat folgende Verordnung er- lassen: Auf Grund des Z S der Verordnung des Herrn Reichspräsidenten über die Aufhebung des militärischen Ausnahmezustandes und die Abwehr staatsfeindlicher Bestrebungen vom 28. Fe- bruar verbiete ich die weitere Berötsentlichung und Verbreitung der vom Parteitag der Kommunistischen Partei Deutschland » über die nächsten Ausgaben dieser Partei gefaßten R e° solution. Zuwiderhandlungen werden nach§ 4 der Verordnung des Reichspräsidenten vom 28. Februar 1924 bestraft.
Graf Aloltke üämfcher Außenminister. Der dänische Gesandte in Berlin von Stauning berufen. Kopenhagen , 15. 2lpril.(Eigener Drahtbericht.) Der dänische Gesandte in Berlin , Graf MoUk«. ist aufgefordert worden, im Kabinett Stauning das Ministerium des Auswärtigen zu über- nehmen. Graf Moltke hat sich darauf sofort von Verlin nach Kopen- Hägen zum Zwecke der Unterhandlungen mit dem mit der Bildung. des Ministeriums beauftragten Genoffen Stauning begeben und an der Annahme der Berufung durch Moltke wird hier nicht gezweifelt heule rot... Der seit Jahresfrist im Borstand des Dresdener radikalen Erweröslosenrats tätige Kommunist Schüttler, einer der Radikalen schärfer Richtung, ist zu den Deutschvölkischen übergetreten. Ein spanische» wahlcechlsoklroi gibt den Offizieren das Wahlrecht, den Unteroffizieren und Soldaten nicht.
So jung, und sthon so... Don Friedrich Wendel. Bor zwei Jahren hatte einer einen pfiffigen Einfall: er wollte dem deutschen Volk die akustische Reklame in amerikanisch groß- zügigem Ausmaß bescheren. Akustische Reklame, das sollte etwa so vor sich gehen: Auf dem Potsdamer Platz in Berlin postiert sich «in lungenkräftiger Mann und schrell durch das Megaphon in die Rasse der Passanten: Hühneraugen klein und groß..." Oder der Schaffner der Eelektrischen händigt dem Fahrgast den Fahrschein aus, sieht chm tief ins treue Auge und sagt eindringlich:„Sind's die Augen, geh zu..." Oder das Telephanfräulein flötet, nachdem sie die Anschlußnummer— die falsch« natürlich!— wiederHoll hat: „Waren Ei« schon in der„Shllnmy-Marie", mein Herr, der ent» zückende Operette des So-und-so-Theaters?" Da» war in der Inflattonszell. Kapital war nicht flüssig. Der Gedanke der akustischen Reklame ging nicht durchs Ziel. Was aus dem Manne geworden ist, dessen Haupt er entsprungen war, tonnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Auf alle Fälle aber steht eins fest: wenn er hört, wie im Berliner Rundfunk seine Idee ins Gigan- tische gesteigert worden ist, wird er geschlagen die Feder aus der Hand legen und sich melancholisch in die Reihe derer stellen, die dar allmächtige Kapital die Uebedeutenheit des erfindenden Genies er- kennen lehrte. Der Reklameunfug, der da alltäglich und allabendlich in Tausenden von Antennen sein Wesen treibt, wird zum Skandal. Protest ist nötig. Die Massen bildungs- und kunsthungriger Hörer, die sich Groschen vom Munde absparten, um Lizenz und Apparat erschwingen zu können, dürfen sich verbitten, daß man eine Ein- richtung, auf die fie weitgehende kulturelle Hoffnungen gesetzt haben, zur Plantage privatkapitalistischer Prositinteressen macht. Sie dürfen sich verbitten, daß man sie düviert. Das Funkwesen ist jung. Man muß bösen Anfängen widerstehen. Um so mehr, als diese Anfänge sich in einer verdSchttgen Aufdringlichkeit vordrängeln. Man hört einen mehr oder weniger langstieligen Vortrag über e'me afrikanisch« Löwenhatz, um am Schluß darüber unterrichtet zu werden, daß man das Gehörte in einem im Berlag von Müller und Schulze herausgebrachten Buch des Vortragenden ausführlicher nach- lesen kann. Man erfährt so nebenbei, daß bei Ullstein leichtverdau- liche Populärwissenschaft in den und den Büchern zu hoben ist. Di- Jugend, begeistert für alle technischen Wunder und hungrig auf ge- diegene Kost, sitzt an ihrem Cmpfongsapparat und erfährt, daß das Richtige für sie ausgerechnet der Weitere Fridolin' ist! Der bei Ullstein erscheint. Nächstens soll ihr mitgeteilt werden, wie besagter Fridolin bei Ullstein fabriziert wird!„Sagt's allen wei'sr: morgen Ullstein-Stund»!"„Models! Jungens! Ihr wollte� doch mir. dem Ullstein-Onkel, Briefe schreiben! Wo bleiben die denn?" Ullstein-Unterhaltung, Ullstein-Sprachunterricht, Ullstein und kein ffirckK-! Sportlicher Rachrichtendienst gleichfalls cachierte Reklame!
Daß die Zentrale für Innere Mission der Deutschen Evan- gelischen Kirche durch den Mund ihres Präsidenten nach einer hilflos flachen Auseinandersetzung mit der ftfft materialistischen Wellauf- fassung um materielle Unterstützung Ihrer Einrichtungen warb, wird wahrscheinlich den Auftakt zu RaWoreklamereden ähnsicher Gesellschafte» bilden. Man wird pessimistisch und bewundert den Opti- mismus unseres Funkstaatssetretärs Dr. Bredow, der an eine rasch steigende Teilnehmerzahl glaubt. Die außerordentlich hohe Bedeutung des Funkwesens für die Volksbildung und die Steigerung des kullurelkn Lebens siegt auf der Hand. Wir stehen am Anfang einer Entwicklung, deren Per- spettioen heut« kaum durchmessen weroen kör icn. Um so nötiger. daß die Debatte über den Reklameskandal, oer sich da breitmacht, in vernehmbaren Tönen eröffnet wird. Das Boll wehr« sich. Es soll wieder einmal mißbraucht werden. J&iovaani und Aunabeila". Aus Darmjtadt schreibt man uns: Kurz nachdem Marlowe. der wild« Vorjahr Syalcspeares, wieder über die Bühne gezogen ist, gibt un» der Berliner Schauspieler Erwin Kaiser ein« Bearbeitung des Shatespearc-Erigonen John Ford zu schmecken. Das Stück,«in« bühnentechnijch interessante Studie, erscheint unter dem Titel„G i o v a n n i u n d A n n a b e l l a". Oer Schüler übertrifft an Routin« den Meister, aber eigene Kraft hat er nicht. Romeo und Julo feiern neue Hochzeit in Melodie und Grauen. aber es ist eine Hochzeit der Vluffchande, sie sind Geschwister. Alles Seelisch« und Philosophische, als Diktton eingestreut oder nur ein paar Schritte zum Gegenmotiv geführt. Alektet matt und imitiert ab. Aber es bleibt doch ein« fest« Aussage vom Tragischen haften: das Zerbrechen sitzt in der Rarur, und, wenn es schön ist, ist es gerecht- fertigt: aber es wird gerichtet. Eine seltsame, fast großstädtische Mischung von Eindruck und Negation steckt' in dieiem novellenhafi belesenen Dichter mit dem Ramm eines heutigen Automobilkönigs. Die Darmstadter Uraufführung des glänzend Regiemöglichkellen bietenden Theaterstücks gestaltete sich zu einer ostentattven Demon- ftrotion für Gustav Härtung, den von allen Feinden der moder- nen Theaterführung bekämpften Generalintendanten. In Wortregie und Wohlklang, in dichterischer Stimmung und innerer Linx in technischem Aufbau und souveräner Einzelheit war sie ein Beweis. daß Hortung in dieser Zeit, in der sich die Thealerlenker Deutschlands oorausqaben, seinen Gedanken siegreich weiterführt. Es ist eine Ehrenpflicht,«s nach Berlin zu sagen, was dieser Mann des großen Spielplans, dieser hervorragende Regisseur und Engageur. dieser Theaterorganisator und Berwallungsmann in diesen Jahren steten Kampfes gegen eine Welt von Spießbürgern und Reaktionären an der Darmstädter Kullurbühne geleistet hat! Schauspielerisch sind Gillie von R a p p a r d, Anfänger im zweiten Jahr, ober von- ungewöhnlich lodernd beherrschter Kraft, und der für die Berliner Volksbühne engagierte Gerhard Ritter bemerkenswert, der, halb Wanlc, halb Geist, Messerspitzen von Eharakterkunst bot. Die Bühnenbilder von Pilartz stellten mit ganz einfachen Mitteln die in Gänge und Galerien erweiterten drei Räume der Shakespeare -Bühne auf. H. v. Z.
Männerchöce. Der Gesangverein„Reu Erwacht", der in der Singakademie konzertierte, bewirkt beim wissenden Zu Hörer noch lange nicht die„Schauer, die über den Rücken laufen". Hier ist noch alles im unklaren, nicht mal im bemerkten Äuffchrallen nach einem sicher gesteckten Ziel«. Es ist n'cht verständlich, warum der Chor die Oessentlichkeit suebt, bevor die Leistungen einwandfrei sich hören lassen können. Ist der tonale Hall aber nicht einmal ein sicheres Fundament, wce soll sich die Ausdrucksform entwickeln können, ohne im Hörer das Gefühl der Führerloiigttit des Apparates wachzumachen gegen den, der oerantwortl'ch für den Chor zeichne. , nämlich gegen Herrn W. Wilde. Das Programm fand ab- wechslungswtise Veränderung in den Darbietungen des Frauen- terzelts Olaa Fleck, Mary Hahn . Gertrud Peip«r, sowie der von W. Wilde sehr willkürlich am Flügel begleiteten Geigerin Lotte Schräder, die allerdings nicht ganz reine Freuden bereitete Das dritte Wnterkonzert des„Berliner Säugerchors", das dieser_ Veranstaltung voraufging und im Saale der Phil- Harmonie stattfand, erösstiete unstreitig weiter geschaute Tiefen. Ernstes Wollen, befestigte Chorerziehung eines energischen Führer? mit bewußten Richtlinien, ein Streben nach geschmackvoller Betätigung. nach Zielen, die außerhalb des Alltäglichen liegen, da? scheint diesen Chor und seinen Führer auszuzeichnen, die beide auch das Wissen in sich zu tragen scheinen was da noch Verbesserung-- bedürftig ist. was letzte Wünsche unerfüllt lassen muß. was sich aber mit Fleiß und mit der Zeit ausmerzen lassen wird. Gertrud Bindernagel durchglüht« die Vorträgsfolge dieses Konzerts mit einigen prächtig gestatteten und gesungenen Liedern, von Prof. Moldenhauer merkwürdig nüchtern am Flüzel begleitet, und Walter D r w e n s k i spielte mit ungemein verfeinerter Registerkunst zwei Orgelkonzert« von G. F. Händel.
ver Minister auf dem Konzertpodium. Der Munster der briti- schen Wohlfahrtsfürsorge F. O. Roberts ließ sich dieser Tage gelegeni- lich eines Banketts,' das die Beamten des Ministeriums zu Ehren ihres Chefs veranstaltet hatten, als Geiger und Sänger hören. Er bat sich als Musiker bereits in seinem Wahlkreis vorteilhaft bekannt- gemacht: aber es ist wohl das erstemal, daß ein britischer Minister ols Geiger und Sänger in der Oeffintlichkeit erscheint. Der musi- sseoende Minister hatte mit feinen Biolinvorirägen wie mit feinen Niedern einen großen Erfolg. Deutsche Musik ia Paris . Im näStten Monat werden zu wodltz,ia«n Weck im Pariser Trocadero grotie Musikseile veranita'tet werden,©irioen' or Konzerte ist der bekannte Amsterdamer Kapellmeister Willem Nen-telbet» i'om 18. bis zum 33. Mai werden allabendlich mit AiiZnabme des Diensm« Mattbauspassion»an Bach und die Neunte Symphonie von a-, je zweimal zur Aussllhrung gelanzeu. <kin Zvsttkvk siir Meeressorschauz in der Levante . Ein neues ,t iür Ersorichung des Mttteimeeres ioll demnächst im Levanteb-ck«, d-s MUtetmeereS errichiet werden. Die biSberigen Forfchunesinstiin-' benr-de-! sich sämtlich im westlichen Teil des M-ttelme-reZ Tw Ctto.ickun?d-» Levantebeckens nach Trese, S-i»z-hatt. Strömunz. Meeresfauna'sind disb« nur geregenliub u olgt öS soll nunmebr an der valästmensiicken«Ate eine eigene biologische Meeresstation errtchiet werden, die unter b«"ettuua de» Breslauer Spezialisten Dr. Waller Stemitz stehen wird.