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Nr. 185 41. Jahrgang

Wirtschaft

Reichsgelder und Privatwirtschaft.

3. Beilage des Vorwärts

wäre zu wünschen, daß sie tommt, ehe die notleidenden Staats­betriebe allzu hohe Almofen an die Privatwirtschaft gegeben haben!

Arbeitsmarkt und Wirtschaftslage.

Feeltag, 18. April 1924

nügend, die Befferung des Geschäftsganges immer noch sehr gering. Die Statiftit, die 341 Betriebe mit 284 000 Beschäftigten umfaßt, ergibt, daß 60 Broz. der Arbeitenden in Unternehmungen mit schlech tem Geschäftsgang tätig waren.

Dem Bormonat gegenüber ist zwar der Anteil der Arbeiter in befriedigend beschäftigten Unternehmungen von 20 auf 25 Broz Der am 10. April abgeschlossene Monatsbericht des Reichsgeftiegen und berjenige der Arbeiter in gut beschäftigten Betrieben arbeitsblattes" bestätigt die Beobachtung, die schon in den Don 7 auf 15 Broz. Der Etand des Vorjahres ist jedoch bei weitem Berichten der Arbeitsäinter gemacht wurde, nämlich, daß im März noch nicht erreicht, damals waren nur 36 Broz. der Arbeitenden in und Anfang April die industrielle Beschäftigung im schlecht, dagegen 21 Bros. in gut beschäftigten Betrieben. allgemeinen beffer geworden ist. Die Entwicklung war jedoch ungleichmäßig und selbst in den einzelnen Wirtschaftszweigen nicht gleich. Während die meisten Industriezweige fich weiter be nach Der Bedarf der Industrie des besetzten und des unbesetzten Gebietes steigerte sich. Der Mangel an Betriebsmitteln und die Unmöglichkeit, langfristige Gelder in ausreichender Menge zu er halten, führten zu weiterer Veräußerung von Effekten durch In­dustrie und Handel. Der Zufluß an Depofitengeldern in den Ban Ben blieb hinter dem steigenden Kreditbedarf weit zurück.

Seit der Berkappung des Kredites haben die auf furze Zeit verfügbaren Gelder der Reichsbetriebe für den allgemeinen Geldmarkt eine erhöhte Bedeutung gewonnen. Derartige Beträge find immer vorhanden, auch wenn die Betriebsverwaltungen teinen Ueberschuß erzielen, da die Einnahmen z. B. der Bost und der Reichs­bahn täglich eingehen, während die großen für Gehaltszahlungen, Materialbeschaffungen u. f. f. erforderlichen Ausgaben am belebten, ließ die Auftragserteilung des Großhandels in einzelnen fimmten Termin fällig werden und inzwischen verzinsihe Anlage finden fönnen. So haben die Betriebsverwaltungen ihre liquiden Mittel wiederheit ausgeliehen, und zwar zu einem Zinssah, der über dem Reichsbantdistont lag. Der Reichsbank präsident Dr. Schacht fah, wie er in einer Rede im Reichswirt schaftsrat ausführte, in diesem Verhalten der Betriebsverwaltungen des Reiches eine Beeinträchtigung der Reichsbant bei der Kontrolle und Regulierung des Geldmarktes. Daraufhin haben nad; einer Konferenz, die im Reichsfinanzminifterium ftattfand, sich Boft und Reichsbahn auf Grund der beschlossenen Richtlinien dahin geeinigt, daß sie furafristige Wechsel von der Reichsbant gegen 9 Pro 3. Zinspergütung übernehmen. Zunächst wird nur die Poft für derartige Kredithergabe in Betracht fommen, da die Reichsbahn zunächst ihre Ueberschüsse dazu verwenden muß, um ihr Notgeld zu tilgen, das in einer Höhe von 100 Millionen Goldmart noch im Umlauf ist. Die Reichspoft fann für etwa 100 Millionen­Goldmark derartige Kredite bereitstellen.

Dieser Beschluß muß nach den verschiedensten Richtungen Be­denten erregen. Die Betriebsverwaltungen verzichten, indem sie ihre Barmittel der Reichsbant zur Verfügung stellen, auf die hohen Zinsen, die ihnen der offene Geldmarkt dafür bietet. Es handelt sich babei um einen Verlust von 15 bis 25 Broz. der aus­geliehenen Summen, also, wenn von der Reichspoft 100 Millionen abgegeben werden, um 15 bis 25 millionen Goldmark jährlich! 2ẞas geschieht aber mit den von den Betriebsvermal tungen bereitgestellten Mitteln? Die Reichsbant leiht sie ihrerseits an die Privatwirtschaft weiter aus! Der Erfolg ist also, daß die Privatwirtschaft an billigen Zinsen das erhält, was den Betriebs­verwaltungen verloren geht( abgesehen von der Provision, die die Reichsbant einfireicht und deren Höhe für die Gesamtrechnung nicht entscheidend ist). Alles in allem ist das ein neuer Aderlaß der Reichsbetriebe, die ohnehin in der Inflationszeit für durch die hinter der Geldentwertung zurücbleibenden Tarife einen großen Teil der Subfianz on die Brivatindustrie und den Handel abgegeben haben. Es besteht kein Zweifel, daß dieser Aberlaß von der Reichs. bantleitung jedenfalls nicht beabsichtigt ist. Man will den Zins verlust der Staatsbetriebe gern in Rauf nehmen um des Vorteils millen, ben man von einer einheitlichen, zentralen Geld. politik erhofft. Ob diese Hoffnung aber sich erfüllen wird, d. h. ob die Zuführung von zunächst 100 Millionen Goldmar? neuer Kredite an die Wirtschaft zu einer Erleichterung am Geldmarkt führen mijd, die auch die Banken zu einer Ermäßigung ihrer Guthabenzinsen zwingt, muß noch allen bisherigen Er. fahrungen bezweifelt werden. Die Reichsbank hat bisher für zista 1 Milliarden Goldmart Kredite zu niedrigem Zins aus geliehen, ohne bamit auf die privaten Banten einen ausreichenden Drud nach dieser Richhung ausüben zu fönnen. Wenn aber die Abficht fehlschlägt, jo bleibt nur noch der Verlust für die Staats. betriebe. Deshalb hätte die Reichsbant, so lange sie den Bins forderungen der Banten   fein wirklich ausreichendes Kreditangebot gegenüberstellen fann, ben anberen Weg beschreiten müssen, um die Reichsbetriebe vor Berluften zu schützen; fie hätten nämlich ihnen die gleichen Zinsen gewähren müssen, die der offene Geldmartt bietet. Da fie das aber nicht fann, ohne selbst Schaden davon zu haben, muß sie die allgemeine Geldleihrabe so weit erhöhen, bis die Binsfäße des offenen Geldmarktes und der Reichs bantdistont in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehen. Diefe Diskonterhöhung erscheint uns unabweisbar, und deshalb

Dichtung und Abenteuer.

Zum hundertsten Todestage Byrons  .

Bon Armin T. Wegner  .

Der große Zwed des Lebens ist Gefühlserregung." Selten hat ein Künstler Sinn und Eigenart seines Wesens treffender be­zeichnet als Byron   mit diesen Worten. Sie zeigen, daß er wie Berlaine, Rimbaud  , Peter Hille   in die Reihen jener Dichter gehört, die den Typus des Abenteurers in der Literatur verkörpern. Künst­fer und Abenteurer: beide find einander verwandt. Beide sind in der Regel lebensgierig, egozentrisch, amoralisch. Beide suchen, von inneren Explosionen bedrängt, schicksalhaft, dämonisch der Welt ihre Seele aufzuprägen. Der Dichter durch das Werf seiner Runft, der Abenteurer burch die Gestaltung des Lebens felbft. Beider Formen gehen oft ineinander über. So wird der Abenteurer, dem das Beben die eigentliche Dichtung ist, in der Aufzeichnung seiner Memoiren zuweilen zum Dichter: Casanova  . Der Dichter verläßt zuweilen die Arbeit seiner Kunst, um das Wert ganz dem Aben teuer zu opfern: Byron  . Nicht in der Art und Bedeutung seines Schaffens, wohl aber in seiner psychologischen Einstellung zum Er­lebnis ist Bcron darin dem Franzosen Rimbaud   ähnlich, und tragisch ist das Ende beider.

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Die Größe und Bedeutung Byrons   ist deshalb untrennbar mit der Kenntnis feines reichen, phantastischen Lebens verbunden. Goethe hat seine besten Gedichte Gelegenheitsgedichte genannt. Byron   sagt von sich: Alle Zudungen enden bet mir in Berfen." Und in der Tat, die Eruptionen, aus denen diese Verse hervorgehen, find so gewaltig, daß selbst das Leben Goethes, deffen zeitweise gleichfalls zum Abenteuer neigende Natur durch die Arbeit seines großen schöpferischen Genius zu ewiger Klarheit geläutert wurde, uns gegen. über dem unvergleichlich wilden Schidfal Byrons   als faft bürgerlich feßhaft erscheinen muß. Schon die Herkunft Byrons   aus einer Fa­milie eigenwilliger, zügellofer Naturen mußte ihn für ein ungewöhn liches Schicksal bestimmen. Sein Großvater, ein englischer Admiral, war wegen der zahlreichen Schiffbrüche auf feinen Reisen berühmt. Das Gewissen eines Onfels war mit einem mordähnlichen Duell behaftet. Sein Bater, ein dreifacher Frauenentführer, endete durch Selbstmord. Geboren wurde George Gordon Byron   am 22. Januar 1788 au London  . Sein Aufwachsen als Knabe in Aber­ deen   und später auf der Universität in Cambridge   gleicht zunächst bem regelrechten Weg einer guten englischen Erziehung. Die Natur hatte ihm alle Gaben des Glüdes perliehen; Reichtum, Alugheit,

Aus den Berichten der einzelnen Industriebetriebe an das Reichsarbeitsblatt" ist zu entnehmen, daß der Anteil der gut beschäftigten Betriebe zu, der Anteil der schlecht beschäftigten abgenommen hat. Von den 1045 316 Arbeitern und Angestellten, die von der Statistik erfaßt wurden, waren tätig in: gut

Monat

März 1924. Februar 1924. März 1928.

mittel

fchlecht

beschäftigten Betrieben: 25 Proz 34 Proz 41 Proz

9

19 23

31 86

49 87

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Die Aussichten für die nächste Zeit wurden für 34 Proz. der Beschäftigten von den Betrieben als schlecht, für 26 Braz. als befriedigend und ebenso für 26 Broz. als gut bezeichnet.

Eine Befferung des Beschäftigungsgrades ist auch in ber Eisen­und Metallindustrie zu verzeichnen, über die 203 Einzelbetriebe mit 171 000 Beschäftigten Bericht erstatteten. Dabei wurde für 57 Broz. der in den Betrieben Tätigen der Geschäftsgang als schlecht be. zeichnet( im Februar für 66 Prog.). Auf Unternehmungen mit be. friedigendem Geschäftsgang entfielen im März 33 Proz. gegen 25 im Februar. Im Maschinenbau   ist der Auftragseingang noch unge

Gerstengrütze, lose

Zentner frei Haus Berlin  .

Preisnotierungen für Nahrungsmittel. Durchschnittseinkaufspreise in Goldmark des Lebensmittel- Einzelhandels je 16,00 17,25| Malzkaffee, gepackt Gerstengraupen, lose 16,00 17,00 Röstgetreide, lose Haferflocken, lose 15,75-16,00 Kakao, fettarm lose..... Hafergrütze, lose Roggenmehl 0/1..... Weizengrieß Hartgrie 70% Weizenmehl Weizen- Auszugmehl Speiseerbsen, Viktoria Speiseerbsen, kleine Bohnen, weiße, Ierl

Langbohnen, handveries.

kleine......

Linsen, mittel

Linsen, große Makkaroni. Makkaronimehi Schnittnudein, lose. Bruchreis

Kartoffelmehl

Rangoon Reis Tafelreis, glasiert, Patna Tafelreis, Java

Ringäpfel, amerik. Getr Pflaumen 90/100 Pflaumen, entsteint Cal. Pflaumen 40/50 Rosinen in Kisten, Candia Sultaninen Caraburnu..

Korinthen, choice Mandeln, süße Bari  

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Ueber die Elektrizitätsindustrie wird u. a. berichtet: Die geringe Belebung des Geschäftsganges der Elektrizitäts.  industrie hat auch im März noch angehalten. Zum Teil ist die Raufiust durch Breissenfungen ausgelöst worden. Die während der Zeit der Geschäftsstille aufgehäuften Lagerbestände an Ma schinenteilen und Installationsmaterial wurden nielfach mit gegen. jeitiger Preisunterbietung abgestoßen, um Geldmittel flüssig zu machen. Vereinzelt rührt die Bedarfssteigerung daher, daß man in der Industrie unter dem Druck der Kohlennot versucht, zu erhöhter Vermendung elettrischer Einrichtun gen und Maschinen überzugehen. Der Hauptteil der ein­gegangenen Aufträge besteht aber in Bleineren Lieferungen. Der Abschluß schwebender Bläne für größere Anlagen verzögerte sich zumeist infolge der Schmierigkeiten der Finanzierung. Aufträge aus landwirtschaftlichen Kreisen waren in der Regel nur erhält lich, wenn die Zahlung bis zur Erntezeit gestundet wurde. Die Straßen und Kleinbahnen begannen zum Teil wieder Aufträge zu erteilen. Auch für die Industrie- und Materialbahnen erfolgten wieder Bestellungen.

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Der Beschäftigungsgrad hat nach 51 Einzelberichten an das Reichsarbeitsblatt" über 137 000 Arbeiter und Angestellte teine wesentliche Beränderung erfahren. Für 32 Proz. der Beschäftigten gegen 33 Broz. im Bormonat wurde der Geschäfts­gang der Betriebe als noch immer schlecht geschildert; für 66 Broz, ebenso wie im Bormonat, wird die Lage als befriedigend beurteilt. Bielfach besteht noch Kurzarbeit megen zu geringen Auftrags­bestandes. Eine Reihe von Betrieben arbeitet über 50 Stunden wöchentlich.

Der allgemeine Eindruck ist also, daß troß der allgemeinen Beffe rung des Beschäftigungsgrades Lage und Aussichten der Industrie Die Stabili noch feineswegs günstig beurteilt werden. fierungsfrise ist eben, morauf schon die verhältnismäßig ge­ringe Zahl der Ronkurse in der letzten Zeit hinweist, nody lange nicht überstanden.

Hauszinssteuerhypotheken und Wohnungsbau. Die Richtlinien, nach denen in diesem Jahre in Breußen der 23,00-25,00 16.50-18,00 Wohnungsbau gefördert werden soll, sind jetzt erlassen 100,00-125,00 morden. Die Mittel dazu fließen bekanntlich aus der vom 1. April 16,00 16,50 Kakao, leicht entölt 130,00-153,00 ab azu erhebenden Hauszinssteuer, deren Ertrag zur Hälfte, d. h. mit 12,75-14,00 Tee, Souchon, gepackt 350,00-420,00 18,00-19,00 Tee, indischer, gepackt. 425,00-500,00 etma 8 v. H. der Friedensmiete, für die Neubautätigteit 22,00 25,00 Inlandszucker basis mel. 40,042,50 bestimmt ist. Dreiviertel dieser neuen Wohnungsbauabgabe fallen den 14.50- 16,00 Inlandszucker Raffinade 42,50-44.50 Gemeinden, in erster Linie den Land- und Stadtkreisen, zur selb­17,00 21,00 Zucker Würfel 46,00-48,00 19,00-22,75 Kunsthonig 34,00 40,00 ftändigen Berwendung zu, während das letzte Biertel in einen staat. 14,00 17,00 Zuckersirup hell in Elm. 43,00- 49,00 lichen Ausgleichsfonds fließt. 22,25- 24,50 Speisesirup dunk. in Eim. 30,00 35,00

26,00-35,00 Vierfrucht

26,00 32,50 Marmelade Viert. Erb. 148,00-18,00 36,5042,00 Pflaumenmus in Eimern 45,00-48,00 43,00-49,50 Steinsalz, lose.... 3,20 3,80 16,01-19,00 Siedesalz. Iose 68,00- 69,00 69,00 69,50

40,00-46,00 Bratenschmalz in Tierces 36,00-37,50 Bratenschmalz in Kübeln 20,00- 24,00 Purelard in Tierces 15,25-17,50 Purelard in Kisten

4,004,60

67,50 68,50-69,00

69

17,00 19,50 Speisetalg in Packung 46,00 50,00 25,00-31,00 Speisetalg in Kübeln. 46,00-48.00 31,00-36,00 Margarine, Handelsm. I 56,00 95,00-100,00 desgl. H. 48,00-$ 2,00 43,00-48,00 Margarine, Spezialm.1.. 76,00 55,00 60,00 desgl. II. 60,00-65,00 75,00-80,00 Molkereibutter i. Pässern 202,00-205,00 20,00 90,00 Molkereibutter in Pack. 208,00-210,00 165,00-170,00 75,00-100,00 Landbutter 77,00-83,00 Auslandbutter in Fässern 2 2,00-205,00 145,00-155,00 Auslandbutter in Packg. 208,00-210,00 135,00-150,00 Corned beef 12/6 lbs p. K. 35,00-36.00 110,00-120,00 Speck, gesalzen, fett... 62,00- 67,00 140,00-150,00 Quadratkäse........ 25,00 40,00 35,00-50,00 103,00-111,00 Quarkkäse 138,00-143,00 Tilsiter Käse, vollfett 120,00-127,50 130,00-220,00 Ausl. ungezuck.Condens­milch 48/16. 22,50-25,00 Rohkaffee Zentralamerika240,00-300,00 240,00-280,00 Inländische desgl. 48/12 18,00-19,00 Röstkaffee Zentralam... 320,00-400,00 Inl. gez. Condensm. 48/14 28,00-29,00 Heutige Umrechnungszahl 1000 Milliarden.

Mandeln, bittere Bari Kümmel, holländischer Schwarzer Pfeffer Singap.

Zimt( Cassia)

Weißer Pfeffer. Rohkaffee Brasil

Röstkaffee Brasil

Schönheit, Talent, vornehme Herkunft, die bis zum Königshaufe der Stuarts   hinaufreichte. Mit zehn Bahren war er Beer von England, mit zwanzig faß er im Oberhause als Inhaber einer Macht, die einem deutschen   Kleinfürsten nahezu gleichkam. Aber die Natur hatte ihm zu diesen herrlichen Gaben auch eine bittere Mitgift gegeben: einen förperlichen Fehler und seelische Schwermut. Byron   war auf dem einen Fuße lahm, und man fann sich denken, wie das unge wöhnliche Selbstgefühl des Dichters fich dadurch verletzt fühlen mußte. Das erste Wert des Neunzehnjährigen, Stunden des Müßig gangs", ift dichterisch unbedeutend und steht noch etwas unter dem Durchschnitt der damaligen englischen Lyrit. Aber als die in jener Zeit in poetischen Dingen maßgebende Edinbourgh Revue" das Wert das Anfängers in überaus harter Weise herabsetzt, geschieht etwas merkwürdiges: der scheinbar niedergeschmetterte junge Autor fegt fich hin, um nach dem Genuß von drei Flaschen Claret" eine zornige Satire in Knüttelreimen auf die Kritik zu schreiben. Die englischen Dichter und schottischen Rezensenten" erregten beispiel loses Aufsehen, weniger durch ihren literarischen Wert als durch die schrankenlose Rücksichtslosigkeit und oft sehr ungerechten Angriffe, mit denen fich die Satire felbft gegen die ersten Größen der Zeit, wie Walter Scott   und Thomas Moore  , wandte. Gleichzeitig hatte Lord Byron   seinen Sitz im Oberhause eingenommen. In einer Rede zugunsten der wegen Aufruhrs verfolgten armen Weber von Nottingham   hatte er mit großem Erfolg das Wort ergriffen. Auch hierin offenbarte sich der gleiche Zug feines Wesens: das revolutio­näre Temperament.

Bald darauf trat Byron   seine erste Reise nach Spanien  , Malta  und Griechenland   an. Troß des lahmen Fußes hatte er fich zu großer sportlicher Tüchtigkeit erzogen. Als er an die Dardanellen fommt, durchschwimmt er, wie einft Leander von Seftos nach Abydos  , den Hellespont  . Darin ift er durchaus Engländer: in Sport, in der po­litischen Kultur, in der großzügigen Art feines Reifens, fowie in seinem weltmännischen Auftreten. Lordschaft und Dichterschaft wußte er durchaus zu einem Stil zu vereinen. Der Ertrag seiner ersten Reise ist sein erstes wahrhaft dichterisches Werk: Junker Ha rolds Pilgerfahrt. Zum erstenmal zeigt sich darin feine besondere Begabung: die hohe Kunst der Naturbeseelung, sowie der hinreißende Schmelz   der Sprache. Das Erscheinen dieses Buches brachte ihm mit einem Schlage einen großen Erfolg. Byron   felbft fagt bapon: Ich erwachte eines Morgens und fand mich berühmt."

Drei Jahre später trat jenes unglüdliche Ereignis ein, das einen fo grundlegenden Einfluß auf die tragische Gestaltung feines weiteren Lebens haben sollte. Am 9. Januar 1815 feierte Byron   seine Hody zeit mit Annabella Milbante, der einzigen Tochter eines

Wie ber Wortlaut der Richtlinien zeigt, ist mit dem bisherigen Buschußverfahren grundsäglich gebrochen worden. Es sollen nur noch hypothefen, fogenannte 5 a uszinssteuerhypotheten, ge geben werden, die mit geringen Sätzen zu verzinsen und zu tilgen find. Für die ersten beiden Jahre wird von der Tilgung ganz ab. gesehen, und auch die Zinfen tönnen bis auf 1 v. 5. herabgefeßt, werden. Die Hypothet soll im allgemeinen nicht über 3000 le

ohnung hinausgehen, tann in besonderen Fällen aber bis auf 5000 m. gesteigert werden. Nur in einzelnen Gemeinden, namentlich in Großstäbten mit schwierigen Breisverhältnissen, in denen die Bautosten das Durchschnittsmaß nennenswert übersteigen, fann der Regierungspräsident einen höheren Betrag als Höchstsah ausnahms weise zulaffen. Die Bewilligung selbst ist Sache der Gemeinde oder des Kreises.

Ins einzelne gehende Borschriften über die Art der zu fördernden Bauten, wie fie die früheren Bestimmungen vorfahen, finden sich. in den neuen Richtlinien nicht mehr. Es wird nur allgemein ver langt, daß die Wohnungen nach Größe, Anordnung, Raumzahl, Raumhöhe und Ausstattung die nötigsten Anforderungen nicht überschreiten. Bevorzugt werden sollen Bauvorhaben, bei denen die nach den örtlichen Verhältnissen wirtschaftlichste Bau­weise zur Anwendung gelangt, im übrigen aber auch Ein- und Zwei­familienhäuser mit Gartenland in geschlossenen Siedlungen. Not­

reichen Landedelmannes, eine Heirat, die trok einer ersten Liebes­aufwallung im ganzen wohl doch mehr aus Unbefriedigtheit und Geldmangel geschah. Ein Jahr darauf, turz nach der Geburt seiner Tochter Ada, verließ Annabella zum Besuch ihrer Eltern Byron  , um nie mehr zu ihm zurückzukehren.

lleber die Gründe dieser Trennung ist viel erzählt worden. Lady Byron felbft behauptete, daß die Anzeichen einer geistigen Erkrankung ihres Mannes fte dazu bewogen hätten. Eine andere, ebenso hart­nädig vertretene wie bekämpfte Ansicht sucht den Grund in einem Liebesverhältnis Byrons   zu feiner Halbschwester Augusta Leigh  . Durch die bekannten, aber viel angefochtenen Enthüllungen der Amerikanerin Beecher Stowe   hat der Vorwurf eines solchen mnatürlichen" Berhältnisses noch nach dem Tode: Byrons   in Eng­land viel Staub aufgewirbelt. Aber die wahre Ursache dieser Tren nung wird wohl immer im bunfeln bleiben, da Thomas Moore   ge rabe die Papiere aus den Denkwürdigkeiten Byrons verbrannte, die fich darauf bezogen. Nur über eins besteht fein Zweifel, daß die Zerwürfnisse in der Ehe Byrons   der Grund waren, daß Byron  aus dem vielbewunderten und umfahwärmten Löwen der Londoner Gesellschaft mit einem Schlage zu ihrem bestgehaßten und gemiedenen Feinde wurde. Sum zweiten Whale erlebte Byron   eine völlige Umwandlung der öffentlichen Meinung in England, aber diesmal in umgefehrten Sinne. Die Folge war, daß er von allen Seiten verleumdet, verbittert und vereinfamt in die selbstgewählte Ver. bannung ging, um fein Baterland nie mehr zu betreten. Diefe Berbannung, die menschlich für ihn eine Quelle unfäglicher Schmerzen wurde, hat ihm fünstlerisch unschäßbares geschenkt und murde indirekt die Ursache feines dichterischen Aufstieges; denn seine unftete erzentrische und dämonische Natur brauchte diefe Rafteiung feiner Seele, die erst die reiche Quelle seines wollüftigen Schmerzes und die Inbrunst der Beidüberwindung in ihm erschloß und ihm feine Eigenart aufprägte, indem sie ihn zum ersten Dichter des Weltschmerzes und der Melancholie gemacht hat.

Byron   ging zunächst nach der Schweiz  , wo ihn bald eine enge Freundschaft mit seinem größten gleichfalls verbannten Zeitgenossen, dem Dichter Shellen, verknüpfte. In den folgenden Jahren finden wir ihn abwechselnd in Ravenna  , in Bija und vor allem in Venedig  . Bald in zügellofer Verschwendung lebend, mit leichtsinnigen Frauen, balb in einer ebenso leidenschaftlichen wie innigen Liebe zu der turz darauf geschiedenen italienischen Gräfin Guiccioli, der ein­igen Frau, mit der ihn durch Jahre hindurch eine echte, tiefe Ge meinschaft verbindet; bald im Kreise italienischer Berschwörer zur Befreiung Italiens, benen er feine besten Kräfte und sein Vermögen opfert, bold in ftrenger Arbeit,