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Hai man ewtge seltsame Verkuppelungen registriert, vor allem im Departement Scine-et-Oise im weiteren Umkreis rings- um Paris   wo Tardieu sich mit den aus dem ersten Kabinett PoincariZ ausgeschifften Ministern C o l r a t und Reibe! wieder zu Wahlzwecken versöhnt hat, die er jähre- lang in der hämischsten Weise beschimpft hatte. Dem Ver- söhnungsfestessen in Versailles   soll sogar P o i n c a r 6 bei- wohnen, der sich in fast jeder Kammcrsitzung mit Tardieu herumgezankt hat! Diese Charakterlosigkeit aller Beteilig« ten an diesem Wahlkuhhandel, der im Namen der Einmütig- keit in der Ruhrfrage abgeschlossen wurde, ist weiten Schichten der französischen   Wählerschaft, die an allerhand auf diesem Gebiete von altersher gewöhnt ist, zu widerwärtig erscheinen und dürfte der Regierung im ganzen Land« weit mehr schaden als in diesem einen Wahlkreis nützen. Die andere Sensation des bisherigen Wahlkampfes ist der Verzicht des Kammerpräsidenten Raoul P 6 r e t aus eine Wiederaufftellung in seinem alten Wahlkreis Poitiers  . Er war als Gegner der Bildung des Linksblocks mit Sozialisten bekannt, seine Organisation war jedoch dafür und gab zu verstehen, daß sie eben die Konsequenzen daraus ziehen wurde: dem ist er nun in einem wehmütigen Briefe an seine Landsleute zuvorgekommen, indem er selbst die Konsequenzen zog. Allerdings haben sowohl Millerand wie Poincarö sofort erkannt, welch schwerer Schlag dies für die Regierungspartei bedeutet, und sie bemühen sich nun, ihm einen anderen sicheren Wahlkreis zu verschiffen. Was ihnen auch mit fjilfe des allmächtigen Senators Billet ohne weiteres gelingen dürfte..._
Luüenüorff gegen den Vatikan  . Er provoziert d«n Kulturkampf  . Ludendorff   hat dem norwegischen Korrespondenten der»Chicago Daily News" ein Interview gegeben, in dem er u. a. ausführte: »Meiner Ansicht nach ist dir deutsche Rasse die wertvollst« der ganzen Welt. Ich möchte sie gegen ausländische Einflüsse beschützen. Das feste Ziel unserer(völkischen. D. Red.) Außenpolitik ist Revision des Lersaillsr Vertrages auf Grund 1. des lügenhaften Paragraphen 231. 2. des belgisch  -französischen Vertragsbruches, 3. der erzwungeneu Unterschrist. Ich kenn« keine protestantischen und katholischen Sol- daten. sondern nur deutsche. Aber während Deutschland  » Kampf um Freiheit und Existenz est der Vatikan   nicht neutbral geblieben. Wenn man die staenge Disziplin dar katholischen Kirche in Betracht zieht, ist es schmerzlich zu sehen, wie der Heilige Vater vorigen Sommer die Sabotage im Rheinland und im Ruhrgebiet   mißbilligt« und dadurch Deutschland   eine tat- kräftige Waffe gegen Frankreich   aus de? Hand nahm. Nicht weniger schmerzlich war für uns die Tätigkeit de» Kardinals Faulhober, als er im vorigen Jahre in Amerika   war. Der Kardmal äußerte sich über deutsche Interessen in einer Weise, die die Mehrzahl des deutschen   Volkes nicht als wahrhastig betrachten würde. Es ist er» staunlich, zu bemerken, wir er die Juden gerade vor dem 8. No- vember verteidigte. Rom   arbeitet langsam, aber hat weitsichtige Ziele. Für den Vatikon spielen SO oder 100 Jahre keine Roll«. Das Ziel des Vatikans ist, das ganze Christentum kathoäfch zu gestaltm und anderen Konftsfloncn Gleichberechtigung abzu- sprechen. Ich hoste die allgemein« Wehrpflicht in Deutsck). land wieder oingnsührm. Die Notionen, die ohn« Verteidigung sind, sind verurteilt. Aber dieses hat mit Militarismus nichts zu tun. Militarismus Ist«in Wort, das von unseren Feinden erfunden worden ist. Ist, bin nach innerster Ueberzeugung ein Monarchist und im tiefsten Herzen an das HausHohenzollern gebunden. Aber ich halte den jetzigen Augenblick nicht für den gegebenen, um dieses Problem zu lösen. Ich bin jetzt, wie immer, der Ansicht, daß die Frage der Dynastie dem Volk zur Entscheidung überlassen wevden muß." Es ist erinnerlich, daß Ludendorff zu Beginn des Hitler-Prozesses in seiner ersten Verteidigungsrede ähnliche Angriffe gegen den Vatikan   und den Kardinal Faul- Haber richtete. Seine Worte wurden in der gesamten Welt
als eine grobe Geschmacklosigkeit empfunden. Unter den Ka- tholiken Deutschlands   erregten sie einen Sturm der E n t< r ü st u n g. Im katholischen Rheinland scch man in ihnen geradezu einen Dolchstoß. Die preußische und die Reichsregicrung betrachteten es als ihre Ehren« Pflicht, dem Vatikan   zu oersichern, daß sie mit diesem Ludendorff nichts gemein haben und seine Flegeleien auf das peinlichste empfänden. Ludendorff   selbst trat im Verlauf des Prozesses einen Rückzug an. Er ließ durch andere versichern und versicherte selbst, daß seine Worte mißverstanden worden seien. Wenn er nun seinen Angriff gegen den Vatikan   und gegen die katho- lische Kirche in aller Schärfe wieder aufnimmt, so beweist das, daß er als Politiker eine ganz unmögliche Figur ist._ Der Prozeß der tzitler-Danditen. S. S. München  , 23. April. Vor Eintritt in die öffentliche Verhandlung am Nachmittag war der Pflichtverteidiger des am Vormittag freiwillig erschienenen An- geklagten Maurice bei der Staatsanwaltschaft vorstellig gewor­den und bat, den am Schluß der Vormittagsverhandlung gegen seinen Mandanten erlassenen Haftbefehl aufzuheben. Der Staatsanwalt lehnte den Antrag jedoch ab. Der Vorsitzende trat hierauf in das Verhör des Angeklagten P a l l e n b a ch ein. der als Unterführer ftn Stoßtrupp Hitler   bei der Besetzung des Bürgerbräukellcrs, der Zerstörung derM ün ch e- ner Post", der Haussuchung bei dem Abgeordneten Auer und dem Demonstrationszug in die Stadt beteiligt war. ver AngeNagte bestästgt, daß die fostallssischen Geiseln erschossen werden sollten, wenn der Zug angegrissen werde. Die»Münchener Post" sollte erst zerstört werden. Dann habe man stch überlegt, daß es zweckmäßiger wäre, die Einrichtung derMünchener» Post" für völkische Zwecke zu beschlagnahmen. Im Lause des Verhörs protestierte die Verteidimmg dagegen, daß Pollen- bach und anderen Angeklagten von der Polizei in der Borunter- suchung belastende Aussagen gegen ihre Kameraden in den Mund gelegt worden seien. Der Angeklagte Schön war ebenfalls Untersührer im Stoßtrupp Hitler   und gleichfalls an sämtlichen Unternehmungen des Trupps beteiligt. Auch er hat die Aeußerung achört, daß die Geiseln erschossen oder erschlagen werden sollten. Um einen Befehl habe es ücb hierbei aber nicht gehandelt. Der Angeklagte Hntter war Führer der Jnfcmteriegruvpe des Stoßtrupps, die in der.München er Post" vnndalisch hauste. Er gab zu. bei den Zerstörungen, bekonder? am 0. November, auch bei der Entwaffnung der Landesvolizei an der Lubwigsbrücke mttgemirkt zu haben. Der Angeklagte Strauß kann sich nicht an die im Vorverfahren gs- machten Aussogen, daß der Mitbeschuldigt« Knobloch den Befehl gegeben habe, den Stadträten im Falle eine» Angriffs den Schädel einzuschlagen, heule nicht mehr erinnern. Der so- dann vernommene Student Wenelin, der Ordonanrnffizier des Stoßtrupps, erhielt von dem flüchtigen Hauptmann Göhrinn den Auftrag, am Al>end des 8. November den Stoßtrupp von der.Mün. chener Post" zurückzuholen. Am 9. November nahm er zwei Pokhei- beamte fest, die Plakate der 5gitler-Regierunn pflichtgemäß abrissen, und brachte sie zum Bürgerbränkeller. Später nabm er an einer Aktion zur Befreiuna Pöhners in der Polizeid'rekkion teil und fuhr dann durch die Stadt, um die Stimmung der Bevölkerung auszukundschaften. Sein« Angabe in der Doruntersuchuna. der flüchtige Hauptmann G ö h r i n g sei die treibende Kraft bei Hitlers Unternebmungen aewesen, will er nur gemocht haben, um Hitler  zu entlasten, Heiterkeit erregte eine Ae'inerung des Angetkagien, bei der Ausführung der Befehle habe er sich vollkommen als Soldai gefühlt und deshalb überhaupt nicht» gedacht. Das Verhör wurde dann auf Antrag der Staatsanwaltschaft durch die Dernehmung des Zeugen Kriminassekretör Becher unter- brachen, um die von der Verteidigung wegen der Führung der Bor- Untersuchung gegen die Polizei erhobenen Vorwürfe zu klären. Der Zeuge bezeichnete es als absolutausgeschlossen, daß irgend­eine Aussage protokolliert worden sei, die nicht von den Angeklagten selbst stammte. Die Mehrzahl der Angeklagten hob« die Protokolle sogar selbst diktiert. Mehrere der Angeklagten behaupten dem Zeugen gegenüber, er habe ihnen mit Schutzhaft gedroht, wenn sie nicht aussagen würden. Der Zeug« erltärt demgeaenüber, daß er allerdings in einem Falle von der Verbängunq der Schutzhaft sprach, weil der Betreffende«» handelte sich um den Studenten Wege-
lin sich bei feiner Dernehmung in ungebührlicher Wesse übe» Herrn v. Kahr   ausgesprochen habe. Der hierauf vernommene Angeklagte Polizeiwachtmeister Hamm   erklärte u. a., die Führer des Stoßtrupps hätten von einem Sturz der Reichs- und Landesregierung überhaupt nie gesprochen. Er habe gehört, daß der flüchtige Göhring den Befehl zur Zer» störung der.Münchener Post" gegeben habe, bei der auch er beieiligt war. Er hat. wie der Vorsitzende seststellte, seine Mit­angeklagten Kameraden im Vorverfahren erheblich belastet. Die Angeklagten Fischer und Heiden waren nur an einzelnen Phasen der Unternehmungen des Stoßtrupps beteiligt. Alle Ange­klagten haben sich nach ihren Bekundungen über die politische Seite des Hiller-Unternehmens keine Gedanken gemacht. Der Mitangeklagte Schauspieler Fischer beantwortet« die dahin« gehende Frage des Vorsitzenden mit der Bemerkung, er sei kein großer Politiker, habe aber Vertrauen zu Hitler  , Ludendorff. Kahr   und Lossow gehabt und angenommen, daß diese schon wüßten, wie sie den Regierungswechsel zu machen hätten. Gegen 7 Uhr abends wurde dos Verhör der Augeklagten ab­gebrochen und auf Donnerstag früh vertagt.
Werner Scholem   erklärt... Gegen die Moskauer   Exekutive! Der Rüffel, den sich die neue Größe der KPD.  , Werne  ? Scholem  , vom Vertreter der Moskauer Exekutiv« vor versammel- tem Kriegsvolk zugezogen hat, veranlaßt ihn, in der»Roten Fahne" folgendes zu erklären: »Es ist mir selbstverständlich bekannt, daß die Geschichte de? Kommunistischen Jnternattonale die Geschichte des Kampfes gegen den Reformismus ist. Es ist aber ebenso bekannt, daß in den deutschen Parteifragen vom dritten Weltkongreß bis zur Januar- konferenz in Moskau   die Erekukive politisch keineswegs die Oppo- silion. sondern die Grnppe Brandler gestützt hat. DieEinheit- fron ttaktik" habe ich in meiner genau so behandelt, wie diese Taktik von allen Vertretern der bis» herigen Opposition behandelt worden ist. Es ist bekannt, dag ois bisherige Opposition in der falschen Anwendung dieser Taktik und in der Theorie, welche der Anwendung dieser Taktik von der bisherigen Uarieisüörung unterlegt wurde, die Ursach« vieler opportunistischer Gefahren sah. Die Auffassungen, welche ich in meiner damaligen Rede dar- gelegt Hobe, waren die Ausfassungen der gesamten Opposition und sind nunmehr die Auffassungen der ungeheuren Mehrheit der KPD  . Der versuch. In diese Alehrheil einen keil hineinzulreibeu. dient aber nicht den Interessen der kommunistischen   Inlernationole." Es geht also zwei Tage nach dem Parteitag schon lustig los. Erst erklärte in Chemnitz   der»Sumpf", daß die Beschlüsse des Partei. toges eine»organisatorische Vergewaltigung der Minderheit" seien. Die Linke wagte es nicht, auf dem Parteitag die Chemnitz  «? Reichstagslifte aufzustellen. Sie fehlte bezeichnenderweise in de? Zufammrnstellung aller Reichstvgslisten, die die»Rote Fahne" ver? öffentlichte. Die Chemnitzer   stellten ihre Liste vollkommen selb? ständig auf, was nach kommunistischen Begriffen schon ein« Halbs  Spaltung bedeutet. Dann folgten die Angriffe auf die Exekutive in der letzten Berliner   Funktionärversammlung und jetzt die Er» klärunyen Werner S ch o l« m s. Natürlich sind das alles nur Vor» geplänkel, die wirkliche Auseinandersetzung wird erst noch den Wahlen und bei neuen.Aktionen" beginnen. Schon dadurch, daß die Linke gehemmt durch die Exekutive   die Rechte nicht hinauswerfen kann, behält die KPD  . den Keim der Zer» sctzung und Fraktionszersplitterung in sich. Es werden noch manche Erklärungen und Gegenerklärungen folgen! Sinowjew   rüffelt weiter... Moskau  . 22. April.  (OE.) In de?.Prawda" beleuchtet Si« nowjew die Lage der Kommunistischen Partei Deutschlands   nach den, Sieg« des linken Flügels, der als gutes Lorzeichen zu begrüße», sei. Einer scharfen Kritik werden di«»schweren Fehler" Brandlers, die»sächsischen Mißgriffe" und einige in Parteioersammlungen ge. halten« Reden von Scholem  , Ruth Fischer   u.«l unterzogen, wobei den Letztgenannten Unklarheit, ein z u enger G«? sichtskreis und Verständnislosigkeit für die große Be« deutung der proletarischen Einheitsfront vorgeworfen wird. Al» Ausgabe der KPD. wird vor allem die Becoesfnung der Arbeiter
Gster-Spaziergang. Musik-Umschau von Kurt Singer  . Di« Karwoche ist für die musikalisch« Arbeit ein Programm, ein edles, wenn auch einseitiges. Seit Jahrzehnten hört man die gleichen Werke. Daß man sie immer wieder mit dem Gefühl der Befreiung und Erhabenheit, ja, der österlichen Auferstehung aus den pro- blematischften Gefilden der Musik, der Andacht, der Unterhaltung genießen, bewundern kann, gerade dieses Unsterbliche an Wirkung spricht für die reine Größe der Bachschen Passionen, des Mozartschen Requiems. DasEt resurrexit" ist hier einmal gefühlsmäßig der stärkst betont- Inhalt, das wesentlich« Stück geworden. Es wäre natürlich auch möglich, einmal ein« ander« Possion aufzuführen (Schütz, Mattheson  ), oder statt Mozarts Requiem   etwa das von Ehcrubini oder von Bach Kantaten. Aber man holt lieber die zug- kräftigsten(und auch musikalisch stärksten) Werke zehnmal hervor, ehe man andachtbereit« Menschen mit neuer Kost sätttgt die metzr Kopf» zerbrechen macht. Bruno Walter   also dirigierte das Mozartsche Requiem(das Kittel einstudiert Hot). Warum macht Kittel, der Chorleiter, Walter, dem Orchesterleiter, so leichten Herzens Platz? Nun, auch eine genialische Sensation hat zur Osterzeit ihr Recht. Von Georg Schumann   Ist zu sagen, daß die Iohannes-Passion noch selten so kbendig, so würdig, so aufrüttelnd schön gesungen wurde. Illustre Gäste(wer nennt die Namen?) veredelten noch an allen Stellen das hymnische Klangbild und den Eindruck des Er- ha denen. In diesen Tagen war es gut und reizte es, über das Problem des Erhabenen in der Musik besonders nachzudenken. Di« Frage als erst».-? gestellt, wenn auch nicht beantwortet zu haben, dieses Der- dienst fällt Immanuel Kant   zu. Auch wir Musiker haben Ursach«, seinen 200. Geburtstag zu feiern. Viel praktische Musik wird Kant nicht gekonnt, gehört, erlebt haben. In seiner»Kritik der Urteils­ kraft  " rührt er dennoch an die tiesst verborgenen Rätsel der Musik. Man kann sagen, daß die gesamte moderne Aefthetik der Musik bei Kant   beginnt, bei ihm über die fundamental« Fragestellung sich Rats holt. Daß das Wesentliche der Kunst in der Form lieg«, daß durch Musik ästhetische Ideen übermittelt werden, daß ihr« Wirkung eine körperliche, ihr« Sprache ein« solche der Afsekl« sei. daß sie einen »gesellschaftlichen" Genuß bedeute, daß zwischen Wohlgefallen und Schönheit ein Unterschied bestehe all dies« und ähnliche Urteil«. über Geistiges und Sinnliches� der Musik, über Tonempfindungen, Darstellung, Grenzen und Gefühl des Musikalischen, sind Ausgangs- punkte für eine musikästhetische Bewegung geworden, die mit Herder beginnt und mit G. v. Hartmann endet. Es schadet der Bedeutung Kants auch in dieser Hinsicht nichts, daß seine Musiklehre voller Irrtümer ist und daß sich au» vielen idealistischen, formalsstssch-n, naturalistischen Stvebungen kein« einheitliche Lehr« entwickelte. Wo ein Kant irrte, da bedurfte es ISO Jahr« und einiger hundert Denker, um den Irrtum des Irrtums nachzuweisen und um schließlich dem Schwanken einer großartig empfundenen Lehr« ein« vollendete. konkret-idealisttsche Kunstmischauunq entgegenzusetzen. E. v. Hart- mann wäre auch als Aesthctiker der Musik nicht denkbar ohn« Kant  . Wir habe» Ursache, de- 200. Geburtstages seierlich zu gedenk»,
Trotzdem nennt kein Mcistk-Heldenbuch den Namen Karrt. Di« Musiker kümmern sich nicht gern und oft um Philosophie. Das ist schade. Wieviel Erkenntnisse könnt« uns gerade ein philosophisch geschulter Tondichter über das Rätsel des schöpferischen Schaffens gebenl Etwa die Riesin Bach oder Händel  . Gerade in unseren Tagen setzte eine Händel-Bewegung ein, die in der Bach-Dewegung des vorigen Jahrhunderts ihr Ebenbild hatte. Man kann schon von einer Renaissance des Hänoelschen Werkes sprechen, und es ist nicht ausgeschlossen, daß sich eine neue Oper wieder an dem Stil-Borbild Händelscher Opern orientiert. Ueber dies» Stil schrieb Hugo Leichten tritt ein umfangreiches, von Kenntnis, Geschmack und Ehrfurcht gloichmäßig erfülltes Werk(Deutsche   Derlagsanstaü). Sein Händel- Buch ergänzt nicht nur den Riesin-Torso Chrysanderscher Vorarbeit, sondern vollendet es von innen. Herr Leichtentritt geht als Historiker und als Aefthettker seinen eigenen Weg, der beim Studium der zahllosen Partituren beginnt und bei der praktisch besten, würdigst«!!, stilvollsten Art ihrer Darstellung endet. Jedes einzelne Werk wird nach diesen Gesichtspunkten grundlich durchge- sprachen, das Leben unter außerordentlicher Beherrschung der philo- logischen Literatur populär dargestellt, und in prägnrnnen, perfön. tichen Zusammenfassungen manch« strittigen Problem«(der Stil, das Plagtat, die Bearbeitungsfrage, das Orchester) einer Lösung nähergebracht. Die Lektüre des Buchs ist angenehm und kurzweilig, trotz des ungeheuren, systematisch zerlegten Materials. Es ist be- rufen, die Händel-Bewegung in Deutschland   zu fördern, praktisch vorwärts zu treiben Die Dirigenten der Chöre haben das Wort. Nachösterlich beherrschen die vielen Solisten mit dem ewig gleichen Programm wieder das Feld. Doch nein:«in Battistini, ungewöhnlich als Belcanto-Sünger von mehr als 70 Iahren, bleibt auch in heimatlichem Programm auserlesen. Und wenn er gar ein Schumcmnsches Lied frei als Zugabe spendet, dann sind olle Ouellen des Wohlklangs und der edlen Gest« erschlossen. In solcher Nachbar» schaft gedeiht kein« ander« Stimme ganz. Frau Ebel.Wil.de. vom Oratorium her best bekannt, singt Schubert, Schumann mit zartem, in de? Substanz sehr schönem Sopran, der nur mehr Modulation» mehr Füll« haben müßte, um Seeüsches groß zu erschließen.»Weh. mut" und»Du bist die Ruh" klingm noch zu sihr noch Noten, de- wegter« Melodien, schwebende, haften(trotz etwas steifer Begleitung Arnold Ebels) erquickend in unserem Herzen. Alexander v. H a in m ist derart fahrig und hemmungslos im Dirigieren, daß man ihm kaum den Respekt vor Beethvoenscher Musik zutraut, geschweige denn ein inneres Verhältnis,«in Erleuchtetsiin, ein« Glut von Himmels (also Beethovens) Gnaden. Er lern« um. Er steige von schlechter Technik zu gutem, gesunden Empfinden. C«ne Rhythmik, sein« Cäsuren sind willkürlich. Darunter litt auch das(aufmerksam be- gleitete) Beethovensche Violinkonzert, dem sonst doch Lambinon em treuer, beherzter Interpret war.
Das vorbiblssche Zernsalem. Ausgrabungen, di« in der Um- gegend von Jerusalem   vorgenommen wurden, haben Spuren einer Stadt freigelegt, di« ein halbes Jahrtausend älter ist als die aus der Bibel bekannt«. Man glaubt, die älteste Zitadelle Jerusalems   ent- deckt zu haben,«in Bauwerk, das aus der mittleren Bronzezeit, etwa au» dem dritten vorchristlichen Jahrtausend, stammen dürfte.
ver dichterbunö. Don Hans Bauer. Manchesmal haben Dichter keine Einfälle. Das ist weiter nicht schlimm und geht vorüber. Manchesmal wieder haben«inen Einfall Leute, die sich nur? Dichter halten. Dies endet in schwereren Fällen mtt einem Dichter- bund. Der der Herren völkischen Dichter heißtDer Hain" med besteht in erster Linie aus Satztmaen. Außer auf die Befähigung zum Dichten natürlich legen diese Satzungen auf vieles andere in der Welt Wert: Auf die Vorfahren, auf die Blauäugigkeit, auf den Mitglieds» bcittag. Vor allem ober darauf, daß das Mitglied mit seinem Leib für die Dichtung einsieht, wenn die Stund  « schlagt. Es scheint demnach, daß man in völkischen Kreisen dahinter ge- kommen ist, daß das Verhältnis zwischen Dichtung und Wahrheit in vergangenen Zeiten häufig getrübt war. Gewisse Krieg-gesänqe bei- spielsweise, erinnert sei nur an sines wuchtiq-lapidore Poem Serbien  muß sterbien, sollen von sehr wenig kriegerischen Männern konzipiert worden sein. Dem soll nun ein Riegel vorgeschoben werden. Dichxrisch« Vision und Bereitschaft, sie zu verwirtlichen, soll Hand in Hand gehen. Es soll fürder keiner mehr sagen dürfen: Die Juden!, dem es dann so passen könnte, sich vom Pagrom zu drücken und keiner soll seinem Abscheu über den Marxismus gereimten Ausdruck verleihen dürjen» der beim nächsten Putsch zu erkranken gedenkt..... Der Vorsitzende de  ,..Hains" heißt Zschocher. Da»»st ein Zufall. Er könnte ebenso Lehmann, Müller oder Meier heißen. Man hat nocd nie von ibm   gehört. E» kennt ihn keiner. Man kennt ja über. Haupt keine völkischen Dichter. Wie sollte man auch? Entweder ist einer Dichter, dann ist er zu geistig, um Dölkischer zu sein, ofcer es ist einer Völkischer, dann ist er zum Dichten zu dämlich. Der Dichterbund gedenkt, eine eigene Zeitschrift herauszugeben. In der werden die Herren Satzungsunterzeichner sich dann gedruckt sehen können. Für bisher erfolglose Dichter hat dsis immerhin einen eigenen Reiz, und es ist schon" einleucbdend, daß viele, vor die Wahl gestellt. immer noch lieber geloben, sich an der Spitze teutonisch behaarter Brüste vom Heldentod ereilen zu lassen, als daß sie sich der Schmach aussetzen möchten, zeitlebens ungedruckt zu bleiben Saat and die Engländer..Times' schreibt in einem Leitartikel: Mtt berechtigtem Stolz auf den Reichtum seines philosophischen Erbes feiert Deutschland   den zweihunderfften Geburtstag Kants Die Revolution, die er in der Philosophie hervorrief, hat dem eng-' lischen Denken riefe Spuren aufgedrückt.Times" erklärt:Er ist unser geworden in dem verständigen und berechtigten Sinne, in dem die Deutschen   so oft beanspruchen, daß Shakespeare   der ihre ge. worden ist. Das Genie Kants   gehört der Menschheit". Die VerSfsenlNchang von«anl» letztem Werk. Im Zusammen- hang mit der Kanffeier dieses Jahres werden zwei bisher noch unoer- öffentlichte Werke des großen Philosophen zum erster. Male ans Licht treten: die Kant-Gesellschaft bereitet hie Herausgab« en'vr unbekannten Lorlefun« durch Prof. Meitzer vor, vnd. ungleich be- deuttmgsvoller, die Kont-Lusgad« der Berliner   Afctfinnle der Wessen«