deren Parteien werden noch einmal zu Worte kommen. Für die Regierung wird Dr. S t r e s e m a n n in die Debatte eingreifen. Die entscheidende Abstimmung wird für die späten Nachmittagstunden, erwartet. Vorüber heute abzustimmen ist. Die im Reichstag zu der Regierungserklärung gestellten Anträge lauten folgendermaßen: Abgg. Fehrenbach(Z.), Dr. Scholz(D. Dp.), Koch- Weser (Dem.) und Genossen: Indem der Reichstag über all« anderen Anträge zur Tagesordnung übergeht, billigt er die Erklärung der Reichsregierung, nach der sie das Gutachten der Sachverständigen als praktische Grundlag« für«in« schnelle Losung der Reparationsfrage anerkannt. Er erwartet von der Reichsrcgierung, daß sie im Int« reff« der schwer leidenden be- setzten Gebiete und zur Aufrechterhaltung der deutschen Wirtschaft mtt größir Beschleunigung die zur Durchführung des Gutachtens erforderlichen Gesetzentwürfe vorlegt. Weichzeitig erwartet er, daß die Reichsregierung die Freiheit der Gefangenen, die Rückkehr der Ausgewiesenen, die Räumung der nicht vertragsmäßig besetzten Ge- bite und die Wiederherstellung rechtmäßiger Zuständen in den ver- rragsmäßig besetzt bleibenden Gebieten sichert. Abg. ch e r g t und Genossen(Dnöt.): Der- Reichstag oersagt der Reichsregierung das Vertrauen, dessen sie nach Artikel 54 der Reichsoerfassung bedarf. Abg. v. G r a e f e und Genossen(Ratsoz.): Der Reichskanzler und die Reichsminister besitzen des in Artikel 54 der Reichsverfassung geforderte Vertrauen des Reichstags. Ferner haben die Kommunisten ein Mißtrauensvotum be. antragt. Wird der Antrag der Regierungsparteien, über den zuerst ab- zustimmen ist, angenommen, so entfällt die Abstimmung über die weiteren Anträge. GPzi'ersehre. Bon einem, der sie kennt. Der deutschvölkische Abgeordnete und frühere Major Henning hatte im Reichstag die Stirn, zu erklären, daß die Sozialdemokratie über Offiziers ehre nicht mitzureden habe. Was ihm darauf der Genosse Löbe geantwortet hat, wird er sich nicht auf sein Patent kleben lassen. Aber vielleicht interessieren ihn folgende Kapitel über „Offiziersehre": „Nach der Revolution traten einig« sonderbare Offiziere auf, die bei der Aufstellung von Freiwilligen verbänden es verstanden, der eigenen Tasche zu dienen, Männer, die aus Ausrüstungsgegenständen und Waffen, um nur einiges herauszugreifen, ein« Handels» war« machten. Dann siird Verfehlungen Einzelner bekannt gewor» den, die bei bewaffneten Aktionen, z. B. Baltikumuniernehmen,„Mein und Dein" der ZivilbevSikerung verwechselten.(Man erfand dafür den Fachausdruck: sie„rubelten".) Andere ehemalige Offiziere fattel- ten um und ergriffen sofort den Beruf des geräuschlosen Kaufmanns, suchten und fanden durch Betonung ihres alten Standes Vertrauen und, mir fehlt der richtige Ausdruck für ihr Gebahren, betrogen. Noch heute stellen in der Zunft der wasfenschieber ehemalige Offiziere einen hohen Prozentsatz dieser Sorte Schwerverdiener. Nach außen hin sind sie mächtig„national", in Wahrheit wird(eventuell über Mittelsleute) Zedem Gntzahlenden geliefert. Wieviel Waffen haben auf diesem Wege die Polen , Tschechen, Russen und Franzosen erhal- 'ten?(Ich entsinne mich eines Falles, wo ein aktiver Generalstabs- " Hauptmann der heeresfrtedenskommission Spezialwasfen an Bolfche- misten verschob.) Tie Berüchtigtsten dieses Kreises sind den Einge- weihten bekannt, aber noch heut« laufen sie als Herr Nittmeistor oder Leutnant durch die Gegend, nicht gebrandmarkt und in der„Gefell- fchaft" anerkannt. Wieder andere waren in allen möglichen natio- nalen Organisationen angestellt, schlecht dezahlt, aber doch nicht auf der Straße liegend. Sie erlagen den Versuchungen. In einer kleinen Notlage haben sie nicht genau abgerechnet: schon schlimmer dagegen ist es, wenn sie in einer solchen Situation größer« Summen „unter den Tisch fallen" ließen..: Ich kenne aber auch Offiziere, die Organlsalionsgehelmnisse an dle
Besahungstruppen verrieien(gegen Kaste versteht sich!). Einig« wurden erwischt und bestraft... Wieder andere haben hochgestapelt. Es würde nicht schwer fallen, ein Bäckerdutzend derer namhaft zu machen, die, ehemalige Offiziere, unter falschem Namen für eine„nationale Bewegung" in die eigene Tasche sammelten. Wer kennt sie aber? Gehören noch ehemalige Offiziere, die offen auf Feindesseite z. V. bei den Abstimmungen gestanden haben, in unsere Reihen? Wer in Süddeutschland weiß jetzt etwas von dem Grafen O p p e r s- d orff? Das ist nun ein Großer, von dem die Zeitungen schrieben: wer sind aber die anderen, von denen es nur der Kreis der Nachbarn weiß? ... Wie war es denn in der Praxis? Ich denke an den S e l b st- schütz in Oberschlesien . Einige alle Offiziere, die den Beruf in sich fühlten, eine Formation aufzustellen(alte Freikorpsführer, Proteges der Leitung, einige Ortsangesessene und mancher, der wirtlich ganz ungeeignet war) sammelten Offiziere und Mannschaf- ten für ihre Formationen. Es gab g r a u e n v o ll« Bilder zu beobachten.„1" erschien, gab an Offizier zu fein, wurde freude- strahlend begrüßt, erhielt eine Kompagnie— und nach ei- nigen Tagen verschwand er mit der Somvagniekasie. Er fuhr einige Kilometer weiter und führte seinen Trick oft unter anderem Namen nochmals aus.„P" stellte sich als Offizier vor, durch einen Zufall wird er entlarvt, er war Hochstapler, nie Soldat gewesen. ,Z" war wirklich Ossizier, aber chronischer Säufer oder päderast, es stellte sich dann heraus, daß er früher aus irgendeiner Organisation seiner Hei- motgegend aus diesen Gründen geschaßt war... „A" meldet sich bei einer Jugendorganisation, arbeitet einige Monate gut— und verschwindet dann unter Hinterlassung von Schulden und Mitnahme aller Gelder... Er ist Ossi- zier und lebt bequem von feinen BelrngsmanSvern... Das ist eine kleine Blütenlese aus einer Abhandlung. Wir finden sie im ersten Heft der„Halbmonatsfchrist für völkische Führerjugend",„Die Freiheitsgarde", erschienen im Bundschiih-Berlag in Berlin . Das Heft ist geschmückt durch die schwarzwetßrote Kokarde mit dem Eisernen Kreuz und dem Hakenkreuz obendrein. Es wird Herrn Henning nicht schwer fallen, dort nachzulesen, was H. v. T., der sich selbst als alter Freikorpsofiizier bezeichnet, über feine alten Offizierskameraden schreibt. Aber ob Henning es für richtig findet oder nicht: auch wir Sozialdemokraten haben ein lebhaftes Interesse daran, über die besondere Ehre dieser Art Offiziere uns unser Urteil zu bilden. Und wie das ausfällt, brauchen wir nicht einmal anzudeuten.
Die Schitlü am Kriegsausbruch. Westarp«nd die Sozialdemokratie. Graf Westarp hat in seiner Rede vom Donnerstag u. a. behauptet, der Sozialdemokratie fei der Kampf gegen das falsche Schuldbekenntnis im Bertrag von Versailles un- erwünscht, weil sie dieses Bekenntnis zu ihren inner poltti- fchen Zwecken brauche. Selten ist eine schmutzigere Lüge er- fanden worden. Die Sozialdemokratie hat stets die ein- feitige Beschuldigung gegen Deutschland , den Weltkrieg ab- sichtlich herbeigeführt zu haben, bekämpft. Sie lehnt es aber ab. sich in diesem Kampf Schulter an Schulter mit den Alldeutschen und Militaristen zu stellen, die den Kriegsausbruch mit den berühmten Worten begrüßten:„Diese Stunde haben wir er« sehnt! Gesegnet sei die Stunde!" Wenn solche Leute einen Felllzug gegen die Schuldlüge eröffnen, können sie nur den schwersten Schaden anrichten. Zu innerpolitischen Zwecken braucht die Sozialdemokratie die Schuldlüge ganz und gar nicht. Ihr genügt vollständig die Erklärung des deutschnationalen Reichstagsabgeordneten und Kanzlerkandidaten v. T i r p i die kaiserliche Regierung von 1914 sei in den Weltkrieg„hineingeschlittert". Die deutsch - nationalen Geständnisse, daß das alte System an seiner eigenen Unfähigkeit zusammengebrochen ist, sind ja überhaupt so zahlreich, daß wir uns auf Erörterungen über die Schuld am Kriege zu innerpolttischen Zwecken gar nicht einzulassen brauchen.
.. I Unser außenpolitischer Kampf gegen die ungerechte ein- seitige Belastung Deutschlands mit der Schuld am Kriege wird am ehesten dann Erfolg haben, wenn die deutschen nicht Allein- aber M i t schuldigen am Kriegsausbruch endlich lernen werden, den Mund zu halten. Luöenöorff nickt! Noch ist nicht genug Blut gefiosseuk Nie, auch nicht von Kommunisten, ist jemals ein be- geistertes Bekenntnis zur Massenjchlachterei im Innern abgelegt worden, als gestern von Herrn v. G r a e j e im Reichstag. Mit Behagen wälzte sich der jetzige„National- sozialist" und frühere Konservatw-Deutschnationale in der Borstellung, deutsches Blut könnte eines Tages von Deutschen in Strömen vergossen werden. Wenn Löbe mit der Warner- stimme tiefer Menschlichkeit auf die„blutigen Spuren" hin- gewiesen hatte, die den Weg der nationalsozialistischen Partei bezeichnen, so ist Graes « auf diese blutigen Spuren noch stolz: „Wenn Sie Blut haben wollen, so können Sie es haben!" Tosende Entrüstung auf allen Seiten. Rur die Natwnal- sozialisten unterstreichen das frevelhafte Wort mit wilden Bei- fallsrufen. In ihrer Mitte aber sitzt der Abgeordnete Ludendorff— und nickt! Die Augen sind stier auf den Redner gerichtet, der fleischige Nacken bewegt sich: Luden- dorff nickt. Menschenblut riecht gut!(Und daß das eigens geschont wird, dafür sorgt Henning durch seine Besuche beim Ober- regierungsrat Weiß.)_
Die starken Männer. Teutschnationale Flucht in Mecklenburg . Bei den Verhandlungen zwischen Herrn Scholz und dem Grasen Westarp wiederholte der deutschnationale Kandidat immer wieder den Refrain:„Wir sind die Partei der starken Männer, mir ein Deutschnationaler kann den Karren wieder aus den Dreck ziehen." Er vergaß, auf Mecklenburg- Schwerin hinzuweisen, wo die Deutschnationalen tatsäch- lich die unumschränkte Macht haben. Der deutschnationale Ministerpräsident von Mecklenburg- Schwerin, Herr v. B r a n d e n st e i n. hat sich zur ErfiiHungs- Politik bekannt und deshalb nicht nur den Haß der Natwnal- sozialisten, sondern auch den Unwillen seiner eigenen Partei auf sich gezogen. Als die Nationalsozialisten Brandenstein ge« stürzt hatten und seine Wiederwahl für„untragbar" erklärten. machte der Fraktionsführer der Deutfchnatio- nalen das Eingeständnis, daß seine Partei außer Brandenstein keine Persönlichkeit zu präsentieren habe, der man das Ministerpräsidium anvertrauen könne. Dieser Blamage folgte in der Dienstagfitzung des Landtags eine neue. Der deutschnationale Landtags- Präsident zeigte sich der Situation und den einfachsten Regeln des Hauses derart wenig gewachsen, daß er von seinem Po st enzurücktreten mußte. Das Bekenntnis der deutschnationalen Fraktionsführer erweist sich also als durchaus richtig: die Deutschnationalen in Mecklenburg haben nur ebnen Mann, und der ist— Erfüllungspolttiker. Aber die blamable Angelegenheit ist damit keineswegs er- ledigt. Wie die„Mecklenburger Warte" berichtet, werden sich die Deutschnationalen nunwehr an dem Präsidium nicht mehr beteiligen. Das macht es wahrscheinlich, daß ein Sozial- d e m o k r a t Landtagspräsident und ein Kommunist Vizepräsident werde. Die Deutschnationalen auf der Flucht vor der Berant- wortung— aber die Sozialdemokraten vor die Front, um das völkisch-deutschnationale Musterländle Mecklenburg-Schwerin vor dem Tohuwabohu zu schützen, das die Deutschnationalen hinterließen! Ein Bild für Götter und für solche, die wissen wollen, wie es aussieht, wenn sich das Kabinett der starken Männer und der Autoritäten aus den Reihen der Deutsch - nationalen konstituiert.
Im Sanne öer tönenüen Junten. Don Max Eck-Troll. Hängen da ein paar feine, dünne, blitzblanke Kupferdrähte in meinem Arbeitszimmer, die lose miteinander verbunden sind. Dies« wenigen zarten Kupferdrähte verbin- den mich mit der ganzen Welt. Eine kleine Drehung an einem Knopf des Apparates: Wellen- iänge 415 schwingt in meinen Kopfhörer hinein. Wogen von Tönen schwingen in mein Ohr. Ich höre das Konzert der„Funkstunde" in Berlin . Fritz Wenneis , der Berliner Konzertmeister, spielt ge- rad« herrlich auf Schiedtnayrs Meisterharmonium die Ouvertüre zu Suppöz„Die schöne Galathee". Wieder ein Ruck an den Knöpfen des Apparates:„Die deutsche Stunde m Bayern" meldet sich. Emma Rerndl spricht gerade Vers« vom„alten Fritz". Wieder eine winzig« Drehung: Welle 437 fängt mein Hörer ein. Ein Gezirp, ein Flöten und ein Trillern schwirrt heran. Iii S t u t t» gart spielt das russische Balalaikaorchester schwermütige russssche Volkslieder. Eine neue Drehung am Apparat: Well« 452. Leipzig . Je- mand erzählt Witze am dortigen Mikrophon. An der Pleiße ist „heiterer Abend". Es sind bei Gott keine Witze über den letzten „Geenig". Der sonst so„gemiodliche Aujust" hat ja in der Person des lustigen Hans Reimann , feines prächtigen Hofnarren, sich selbst beschlagnahmen lassen. Don neuem ein Ruck am Apparat: Welle 3(55 flutet. London . Ich gemeße fast klangrein die Londoner Oper:„Rigoletto " Ach wie so trügerisch sind Weiberherzen.— Auch jenseits des Kanals??? Ein neues Drehen: Aberdeen . Welle 495. Der Sozialist Shaw hält einen Vortrag über eine englische innerpolitische Frag«. Jedes Wort ist gut hörbar. Man frischt sein Englisch wieder auf. Welle 351(Eardiff) spielt Schubert, Newcostle(Welle 400) rezi- ttert gerade Shakespeare . Alles höre ich fast in reinem Klang. Und dabei liegen immer Hunderte von Kilometern zwischen den Gebenden und mir. dem Empfangenden. Kleine Drähte verbinden. Nur die Luft ist Mittler der geheimnisvollen Wellen, die über Täler und Berge, Flüsse und Meere, durch dickste Mauern zu meiner kleinen bescheidenen Zimmerantenne wandern. Und keine Grenzpfähle halten sie auf. Kein Zollwächter kann sie höhnisch fragen:.„Haben Sie etwas zu verzollen?" Kein« Paßrevision hält sie auf. Nicht einmal für den Bruchteil einer Se- künde. In einer Sekunde springe ich von Berlin nach London , von Lon- don nach Leipzig , von Leipzig nach Paris . Hier ein Quartett von unserem göttlichen Mozart, dort«ine Oper von Verdi, da eine Rezi- tation eines Shakespearefchen Wertes, dort ein belehrender Vortrag. MY i'ieti m Wrn.......,........
Ich höre gerade Eadix. Da pfeift es plötzlich dazwischen. Vielleicht ein Schiffsradio, dessen Sender auf ähnlich« Welle wie Cadix abgestimmt ist? Bang frage ich mich: Ist das Schiff mitten im Atlantic vielleicht in höchster Seenot? Sendet es vielleicht„S. O.€>.*?„Save cur Soul 11!"(„Rette unsere Seelel") Haushohe Wellen sehe ich im Geist«, die den großen Ozeanriesen hin und her-, auf- und obschaukeln lassen, wie eine kleine Walnuß- schale! Mein Radio trägt meine Phantasie weit hinaus auf die offen« See. Dann wieder eine heiter« Weise von irgendwoher. So wandere ich durch alle Länder.;- Alle Märchen verblossen. Was sind Klein-Däumlings Siebenmellenstiefel gegen mein Radio? Und ich sitze doch so bequem in meinem Korbsessel, schlürfe meinen Tee, schaue auf die in der goldgelben Flut schwankenden Zitronen- scheiden und rauche mein« Zigarette dazu, während meine Phantasie mich hinausträgt von meinem engen Zimmer in die weit« Welt, Grenzpfähle überspringt und trennende Meere. * Ob die Menschheit wohl auch einmal den tiefen Sinn des „Radio " verstehen und begreifen lernt? Dieses Allumfassende, Weltumspannende, Welleinigend«? Dieses Kosmopolitische dieser neuesten Errungenschaft mensch- lichen Erfindergeistes?
Nur für Herren l Früher war man nur darauf bedacht, den Frauen das Paradies auf Erden zu bereiten. Schneider , Schneiderinnen und Schuhmacher, Parfümeure ynd Putzmacherinnen, Konfitürenfabriken und Künstler. Friseusen, Masseusen und Schönheitsinstitute arbeitete» dafür. Di« ganze Skala aller Berufe und aller Industriezweige sah man für die' zarten und zierlichen Geschöpschen sorgen, die nicht säen und doch ernten, und die, ganz im Gegensatz zu den Blumen auf dem Felde, morgens welk sind und abends wieder blühen, nachdem man sie schön bunt bemalt hat. Die Herren aber hingen gewissermaßen diesen Bestrebungen nur so imt dran. Heute hat sich das jedoch ganz gehörig ge» ändert. Da hilft zunächst mal die Mode. Eine Mode für Herren hat es freilich früher auch schon gegeben. Aber wie weit blieb sie zurück hinter der Mo«e von heut» mit ihren feinen Pointen, mit allen Knifsen und Pfiffen, die die Herrenmode unserer Tage so prägnant und scharmant macht. Was wußte man früher, um nur mit einem besonders bildhaften Beispiel auszu- warten, von der Wichtigkeit der Bestnn.mimg. daß die Knöpf« am Mantel bis hoch hinauf an den Hals stehen müssen! Ja, heute haben die Herren vor den Damen sogar Dorrang und Lorsprung aus dem Weg ins iMsche Paradies,
Das ist so gekommen: Konfekt kannten einst die Herren und die Damen, und man kannte keinen Unterschied zwischen Konfett für Damen und Konsett für Herren. Cell kurzem indessen kennt man das Konfekt für die feine Herrenwelt. Ein Konfekt nur für Herren! Dieses Konfekt, die allerneueste Erfindung eine? Fabrikanten, der weiß, was mittut, nennt sich Trüffeln. Es hat aber noch einen anderen Namen. Doch der ist sehr schwer, fast unmöglich auszusprechen. Er scheint aus der Sprache der kzottentotten genommen. Darm aber liegt sicher Sinn und Symbol. Denn die Hotten- tosten sind bekmmttich Männer von besonderer Kraft. Und wenn die Herren von heut« von diesem Konfekt gegessen haben, bekommen gewiß auch sie die Kräfte der Hottentotten. Damit aber eröffnen sich ihnen wundervolle Perspektiven, er- stießt sich auch ihnen der Psad ins Paradies. Denn was kann für die feinen Herren, für die Offiziere von ehemals und für die verkrachten Adligen herrlicher fein und sie mehr mit Paradieses- mannen erfüllen, als. ausgestattet mtt den Kräften des geheimni> vollen Konfekts, Rekruten der Hiller-Armee zu werden. Hottentotdenmameren hatten diese feinen Leute immer schon. Jetzt gibt ihnen das neue Konfekt auch Hottentottenkräste, auf daß sie lustig darauf loskillen können, den Seeckt und ander« unbequeme Mitbürger. Jetzt brauchen die Grandel. Thormonn und Kompagnie nicht lang« mehr suchen, wenn sie geeignet« Kräfte zum Killen benötigen._ A F. Die Gesetze öer Hethiter. Das Dunkel, das so lange über der Kultur und de? Schrift der alten Hethiter gelagert ist, beginnt sich nun allmählich zu lichten. Jetzt hat ein französischer Gelehrter, Eduard Eug, auch die Gesetz« dieses interessanten Volkes erkoricht und darüber vor der Pariser Akademie der Inschriften und schönen Künste berichtet. Bei den Ausgrabungen, die in Kleinasien zu Boghry-Köi, im Osten von Angora in den Ruinen des Palastes der Konige von Hatst aus- geführt wurden, hat man mehr als 10000 Tomäfelchen gefunden, die mit Keilmschriften bedeckt waren. Unter diesen Aufzeichnungen fanden sich auch zahlreiche über die Gesetze, die einen Einblick in die Kultur des Landes gestatten. Diese Gesetzesvorschristen sind für«in Volk von Ackerbauern und Kriegern erlassen, dos sich seit dem dritten vorchristlichen Jahrtausend an der Mündung des 5)abys. des jetzigen Kisil-Irmat, niedergelassen und allmählich den größten Teil Kleinasiens , Syrien und den Norden von Mesopotamien unter sein« Gewalt gebracht haste. Die Zell der HauptWütc und-mächt dieses Volkes liegt im 12. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. damals als die«thittschen König« Bündnisverträge mit den ägyp- stjchen Pharaonen abschlössen. Die hethllischen Gesetze sind von dem Prager Professor Rozny zuerst gelesen worden, und obwohl die Uebersetzung wegen der außerordentlichen Schwierigkeiten, die die Schritt und dt« Aus- legung einzelner Stellen bietet noch mancher Verbesserung bedürfen wird, so grbt sie doch ein« genügend deutliche Vorstellung von der Art und dem Inhalt dieser Gesetze und von der ganzen Anlage des hechitischen«ejetzbpche». Dt« Gesetzsammlung enthüll ungefähg