wirklich zur Freiheit zu verhelfen. Darin besteht eben der Unterschied zwischen der Politik der Extremen und unserer Politik: die Extremen schreien, wir verrichten sachliche Arbeit.
Wir hoffen, daß sich für das Amnestieverlangen der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion eine Mehrheit findet. Die Tatsache, daß die Gefangenen, für die es gestellt ist, immer noch in den Gefängnissen sigen, ist eine schwere Belastung des Rechtsempfindens, eine schreiende ungerechtigkeit für die Be troffenen.
Agrarierfrechheit.
Der Reichslandbund fordert kategorisch. Im Reichslandbund fizen die Drahtzieher der schlimmsten Reaktion. Sie vereinen reaktionäre Anmaßung mit strupellosester Interessentengier. Die Führer des Reichslandbundes find am Montag beim Reichstanzler gewesen, um die schwierige Wirtschaftslage zu einem politischen Erpressungs verfuch auszunuzen. Ueber die Besprechung der Reichsland bundführer beim Reichskanzler wird vom Reichslandbund folgender Bericht ausgegeben:
" Beranlaßt durch den ungeheuren Ernst der Lage der deutschen Wirtschaft, sind die Führer des Reichslandbundes Graf kald reuth, von Goldader, von Richthofen und Stuben dorf gestern bei der Reichsregierung gewesen und haben dem Reichskanzler, dem Reichsernährungsminister und dem Reichsfinanz
Diesem tendenziöfen Bericht läßt der Reichslandbund | hutive wirb er zweifellos nicht wiebergewählt. Sinomjem hat seine durch die Telegraphen- Union hinzufügen: Schäfchen allein in der Hand. Und wie so häufig in gleichen die Isolierung löst Radek die Zunge. Er spricht sehr
„ Das Ergebnis dieser mehrstündigen Aussprache erscheint den Bertretern der Landwirtschaft nicht dazu angetan, die im Lande vorhandene und berechtigte Erregung zu be schwichtigen und die Aufrechterhaltung der landwirtschaftlichen Produktion zu gewährleisten.
Die Führer der Landwirtschaft haben noch einmal in letzter Stunde gewarnt. Die Regierung trägt nun die Ver antwortung. Der Reichslandbund seinerseits wird nach wie ver fraftvoll dafür eintreten, daß die Grundlagen für die landwirt. schaftliche Produktionsmöglichkeit wiederhergestellt werden."
Das Vorgehen des Reichslandbundes hat mit den be. rechtigten Klagen der Landwirtschaft nichts zu tun. Die Landwirtschaft leidet gewiß unter den Erscheinungen der Stabilisierungsfrise. Sie hat mit Kreditschwierigkeiten zu fämpfen. Bisher aber hat der Reichslandbund alle Maß nahmen, die von amtlichen Stellen seit Jahren ins Auge gefaßt wurden, um mit der Beseitigung der Kreditnot zugleich die Produktivität der Landwirtschaft zu heben, systematisch bekämpft. Das Ziel des Reichslandbundes ist es, der Land wirtschaft eine Ausnahmestellung auf Kosten der Gesamtheit zu verschaffen: Abwälzung aller Steuerlasten, Anspannung der Kredithilfe ohne Rücksicht auf die Intereffen der gesamten Volkswirtschaft, und vor allem Preiswucher durch Zollschutzz.
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Die kategorische Sprache des Reichslandbundes ist eine minister mit rückhaltloser Offenheit die Lage geschildert. Sie haben unverhohlene Drohung mit Produktionssabotage und Lieferauf die Gefahr eines durch Mangel an Barmitteln herbeigeführstreit ein Erpressungsversuch. Es geht dem Reichslandbund ten Stillstandes der Landwirtschaft hingewiesen, und nicht nur um wirtschaftliche Dinge: er will die Beseitigung des fategorisch die Frage gestellt, welche Wege die Reichs Arbeiterschußes, eine reattionäre Politif gegen die Arbeiterregierung zu beschreiten gedenkt, um der drohenden Katastrophe schaft und die städtische Bevölkerung. Der Versuch, mit einer Einhalt zu gebieten. böswilligen Wiederholung der Hungerfituation von 1923 zu drohen, sollte der städtischen Bevölkerung die Augen darüber öffnen, was sie von Reichslandbund und Deutschnationalen zu
erwarten hat.
Der Reichskanzler erklärte, daß er gleich den Führern der Landwirtschaft die Wirtschaftslage im gegenwärtigen Zeitpunkt als über aus bedrohlich ansehe. Er erklärte seine Bereitwilligkeit, in Eröffnen, wägungen und Beratungen darüber einzutreten, wie in dieser Lage Rettung gebracht werden könne. Als Maßnahmen, die sofort zu ergreifen find, wurde seitens der Führer der Land= mirtschaft gefordert:
3instose Stundung der Steuern bis nach Einbringung der Hackfruchternte, ston
Einschreiten der Reichsregierung gegen die gefegmibrige Steuerüberlastung der Landwirtschaft durch die Einzelstaaten( preußische Hauszinssteuer, sächsische Bugtier steuer, braunschweigische Grundsteuer usw.).
Grundsägliche Verlängerung der laufenden Rre dite bis zur Abdeckungsmöglichkeit durch langfristigen Kredit,
Beseitigung aller steuerlichen Sonderbenachteili. gung der Landwirtschaft gegenüber anderen Berufsständen sowie unverzügliche Bereitstellung eines meiteren nennens werten Kredites an die Landwirtschaft zur Bergung der Ernte, wobei die gerechte Verteilung dieses Kredites an alle Befizgrößen als selbstverständlich bezeichnet wurde.
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Bei der sehr gründlichen Erörterung der schweren Notlage, in der fich die Landwirtschaft befindet, wurde in erster Linie die grundstürzende Abkehr von allen Resten nach revolutionärer Wirtschaftspolitik verlangt ub darauf hingewiesen, daß die katastrophale Lage der deutschen Wirt schaft, die heute mehr als 20 Prozent teurer produziert als das Ausland, im wesentlichen zurückzuführen sei auf die seit Jahren er folgte Drosselung der deutschen Produktion nicht zuletzt auch infolge ideologische und parteidemagogischer Theorien. Auch hat es an Mut gefehlt, endlich einmal in Deutschland Bie Dinge beim wahren Namen zu nennen. Daher sei unverzüglich Rückkehr zu den Grundfäßen reiner wirtschaftlicher Bernut und zum allgemeinen Schuß der nationalen Arbeit auf gleicher Basis für Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe der Weg zur Rettung. Die Bereitwilligkeit des Reichslandbundes im Interesse des Vaterlandes an der Be feitigung der bestehenden Zustände mitzuwirken, wurde zugesagt. Braktisch gangbare Wege, die geeignet sind, die bestehenden Zustände zu bessern, wurden von der Reichsregierung nicht gezeigt.
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Predigt.
Bon Ferdinand Timpe.
Wie schreckende Vögel des Todes flattern unheimlich die fchwarzen Aermel des Talars - liegen einen Augenblid still auf der Kanzel wirbeln dann wieder hoch in die Luft wie Gespenster, cls wollten fie unten die Hörer greifen mit furchtbaren Fängen, fie zerfleischen, zerfegen. Hochauf redt sich dann trohend die hünenhafte Gestalt des Predigers. Seine Worte peitschen nach den hörern wie bluttriefende Flagellantengeißeln, fahren auf bis in die Spigen der gotischen Bogen, fallen nochmals zurüd, füllen den ganzen Rauni.
Die Hörer sitzen gebückt mit gebeugten Rüden, zuden schmerz haft noch mehr in sich zusammen unter den Schlägen und Hieben jedes einzelnen weithin hallenden Wortes- unter der Last der Anflagen, der Sünden.
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Tief wie Gewitter rollt die dröhnende Stimme des Predigers. Dann fahren wieder die unheimlichen Bögel des Todes auf; die Stimme hebt sich zu höchster Höhe, wie Schrei geflender Elstase, dringt in Eden und Winkel. Sie durchwühlt die legten Gedanken der troftios Niedergebeugten enthüllt Allerletztes, bislang Berborgenes reißt aus jedes Einzelnen Scele die unübersehbare Fülle geheimster Verfehlungen zerrt fie offen ans Licht. hält sie hoch empor, um aller Welt ihre abscheuliche Benderbtheit und Widerlichkeit zu zeigen. Draußen flingt der Flieder weiß, blau und rosa vor den hohen offenen Fenstern, rätelt sich wohlig im heißen Licht. Sonnenstrahlen irren suchend herein. Aber ihr Lachen, erdrosselt von der drohenden Wucht rhythmisch hallender Worte, erftirbt hier drinnen, fällt zerbrochen und flagend auf die Rücken der armseligen Menschen, über die das Strafgericht hinbrauft wie Urgewalt. Ist feine Rettung möglich aus diefer Verderbnis? Rein Mitleid? Nur Bein, Hölle, ewiges Berfluchtsein? Wo ist Ausweg? Wo ist Erlösung? Frauen wimmern laut, harte Hände pressen sich aufstöhnend vor die Stirn gegen die Augen gegen den Mund, Schmerzensschrei zu ersticken. Mädchen sinken in die Knie, den Raum hysterisch mit Schreien durchgellend. Weiter noch peitscht das donnernde Wort auf die Berzweifelnden. Wo ist Erlösung??
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3mei Razen fpringen im Spiel vom Garten in die offenen Fenster des Dems, balgen sich mit graziösen Pfoten. Des Pfarrers Auge droht hinüber nach solch weltlichem Sput, feine Stimme steigert sich zu doppelter Wucht wie gegen anschleichen den Feind.
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Die Raten spielen und springen, stürzen sich aufeinander, giciten und ratsmen und poltern dam plötzlich auf den Rücken einer gebeugier Frau, die aufgelöst int Bcbet liegt. Die schreit auf- fiffeabfdyre.fzerjetzt-wähnend: des Teufels Kralle, voin farrer gerufen, pace fie.
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Seifers Ende.
Nachfolger Oberst von Reiß.
München , 24. Juni. Wie die Korrespondenz Hoffmann meldet, wurde der Chef des Landespolizeiamts, Oberst von Seißer, zum 31. August 1924 verabschiedet. Zu seinem Nachfolger wurde vom gleichen Zeitpunkt an der Chef des Landespolizei tommandos Nürnberg- Fürth, Polizeioberst von Reiß, ernannt. Polizeioberst von Reiß hat feit der Beurlaubung des Oberft Don Geißer die Geschäfte des Chefs des Landespolizeiamtes bereits geführt.
Radek niedergebrüllt.
Ja die Grube, die Karl Radet anderen früher gegraben hat, ist er jetzt glücklich selbst hineingefallen. Auf dem Weltkongreß der Kommunistischen Internationale wird in Moskau jetzt das Scher bengericht über ihn gehalten. Der Bericht der Roten Fahne" über seine Diskussionsrede auf dem Kongres verzeichnet dauernde stürmische Unterbrechungen Radets nicht nur durch die deutschen Bertreter, sondern auch durch den gesamten Rongreß. Radet ist nach wie vor der Meinung, daß die provozierte Absonderung der Kom munisten von der übrigen Arbeiterbewegung ein taftischer Fehler ist. Er glaubt, daß die KPD. in der folierung, in die fie fich felbft jegt hineinmanövriert, an Einfluß verlieren wird. Er möchte lieber zu der sächsischen Tattit zurückkehren, er verspricht fich davon stärkeren Einfluß auf die Sozialdemokratie. Im Hinter grunde Dieser Befürwortung einer Radets- mephistophelishodyffeischen Veranlagung mehr entsprechenden schlauen Taftit" liegen ficher auch tiefergehende Meinungsverschiedenheiten für die weitere europäische Entwicklung. Radet hält es offenbar für zwed. mäßig, daß Sowjetrußland den Anschluß an die aqgemeine euro päische Entwicklung( Herriot- Macdonald) nicht verliert. Bei der APR. ist Radet, der ebenso wie Trotti nicht zur alten bolfche wistischen Garde zählt, auf dem letzten Parteifongreß abgefallen, auf dem Weltkongreß geht es ihm nicht anders. In die neue Eres
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fegt dann
Sekundenlang schwankt die donnernde Stimme fofort wieder ein, legte fpärliche Lebensrefte nun endgültig zu zermalmen. Die Totenvögel flattere mit verdoppelter Unheimlichkeit. Doch schon silbert hinten auf einer der letzten Bänke mit einemmal zaghaft ein Richern auf-( Die ermordeten Sonnenstrahlen leben auf zu Glitzern und Funkeln.)
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Ein zweites flirrt ein drittes. Und nun richten die Rücken sich auf-
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werfen die Laft ab, die zu schwer wurde, dehnen sich. Ein langes Aufatmen läuft von Blag zu Plaz, Füße schurren, und bald springt Lachen auf, fed, hüpft rebellisch von Reihe zu Reihe, fämpft gegen drohende Worte und Finsternis, ringt sich durch... und mit einemmal ist die Kirche an gefüllt mit lauter Sonne, und der Flieder wächst durch die Fenster. Das Lachen wächst an zu unheimlichem Gewieher und übertönt schmetterndes Weltgericht des Talars. Lärin macht sich breit. Regen schirme fallen zur Erde. Schan stehen die ersten auf, reden fnadend die gewaltfam gebudien Leiber. Ellbogen bohren sich spiz in die Rippen der Nachbarn. Befreit drängt alles fraftvoll stampfend zum Rippen der Nachbarn. Befreit drängt alles kraftvoll stampfend zum Ausgang.
Oben die Totenvögel flattern im Todestrampf, finten mit ge brochenen Fittichen in sich zusammen...
Ein gütiges Geschid hat mich, wenn auch nur für acht Tage, in das von den bösen„ Marristen" regierte Dänemark entführt. In Kopenhagen schon enthüllt sich mir das Wunder dieser von Krieg und Nachkrieg verschont gebliebenen Stadt. Die heiter unbetüm merte Schönheit des Lebens hier zieht sogleich in ihren Bann. Die aber ficher bahinflutenden Berkehrs besticht die abgehegten Nerven Ruhe dieser fleinsten Weltstadt, der Rhythmus des großzügigen eines armen Berliners. Kopenhagen ist eine europäische Großstadt ohne jeden Betrieb, aber mit den Errungenschaften eines inter nationaien Fortschritts, von dem wir seit zehn Jahren ausgeschaltet find.
Bon der Kultur Kopenhagens zog es mich aufwärts nach Norden, nach Helsingör und der alten Feste Kronborg . Der Dampfer, der durch den Sund fährt, liegt auf dem„ Ny Hafen" bereit. Immer näher rückt auf der herrlichen Fahrt die schwedische Rüste dem schauenden Auge, die endlich bei Helsingör blicklar, auf einige Kilometer Nähe, sich vor uns auftut. Rausch der Ferne! Länder, die der noch nie im Ausland gewesene nur im Traum bis her ahnte, greifbar, im Lichte ausgebreitet vor uns! Die Dankbarkeit einer Erfüllung wächst noch an, als auf einer weit ins Meer ragenden Landzunge Kronborg auftaucht, das im 15. Jahrhundert erbaute pieltürmige Schloß, geheimnisumwittert durch die HamletSage, die Shakespeares Genius hierher verlegt hat. Ja, hinter diesen grauaufragenden Mouern, auf dieser grasbewachsenen Meeresterrasse mag in mittelalterlicher Herbstesnacht der Geist dem jungen Hamlet erschienen sein und Tod und Untergang über ein
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Bagen, offen! In der Einschätzung der Westwirtschaftslage beständen Gegenfäße, da es fraglich fei, ob eine Aufstieg oder NiedergangsDer Redner fritisiert unter periode des Kapitalismus bevorstehe. stürmischen Zwischenrufen der Rongreßmehrheit die Thesen de KPD .Zentrale und behauptet, die Agitation der KPD . sei schlechter ge= worden, man vernachlässige das Bauerntum und den Mittelſtand. Bei der Reichstagseröffnung seien feine Massenversamm lungen abgehalten, das Sachverständigengutachten sei nicht energisch genug befämpft worden. Es sei verhängnisvoll gewesen, auf dem Metallarbeiterfongreß mit ben Dißmannleuten feine Vereinbarung zu treffen. Die deutsche Linke bilde den Kern und den letzten Einsatz der Parteiführung, meshalb ihre großen Fehler geprüft werden müssen. Ihr Hauptfehler sei Passivität und Vernachlässi gung der Gewerkschaftsarbeit. Radet schlägt vor, eine Kommission zur Prüfung der deutschen Frage einzufezen, da er die Ver. minderung des Einflußradius der deutschen Bartei befürchte. Die Minderheit unterwerfe fich den Kongres beschlüssen, fie protestiere aber gegen die Disqualifizierung der Minderheit als Opportunisten .( Beifall bei einigen Delegierten.)" Sprecher erklärt mit dürven Worten: Sprecher erklärt mit dürden Worten:
Die Linke bleibt Radek die Antwort nicht schuldig. Shr
„ Die Grundlage des Radekismus bildet der Mangel an Glauben an die europäische Revolution. Radek und Brandler erstrebten die westeuropäische Umfrisierung des Bolschewismus, fie betrachten die Sozialdemokratie als ausschlaggebenden Faktor der europäischen Arbeiterbewegung, fie halten eine Arbeiterregie. rung im Rahmen der bürgerlichen Demokratie für möglich, was die Liquidierung der Leninfchen Staatstheorie bes
deutet."
Die opportunistische Gefahr wittern diese Zionswächter überall. arteien ber Macdonald- Regierung gegenüber, manche Aus„ Das Verhalten der französischen und der englischen führungen. des Holländers Wynkop und Thalheimers zeigen, daß der Radekismus eine Gefahr im internationalen Maßstabe bedeutet."
Der bauernschlaue Smeral, der Führer der tschechischen Rom munisten, wird ebenfalls einer gründlichen Stäupung unterzogen. Der Rurs geht eben auf radikalen Bruch mit der sozialdemokratischen Bergangenheit", er geht auf den unmittelbaren Kampf um die Macht". In dieser Situation find Leute wie Radet mit ihrer hinterhältigen 3 wiespältigteit, mit ihrer Unflarheit und Unzuverlässigkeit nicht zu gebrauchen. Deswegen ertönt auf dem Weltkongreß von neuem der alte Schlachtruf: Nieder mit den Bonzen! Nur daß diesmal die Bonzen diejenigen sind, die unter diesem Feldgeschrei selber erst groß wurden und die nun das Schicksal ereilt, das fie reichlich verdient haben. Reine Sorge, auch ihre Erben werden sie teilen!
Abwartende Börse.
Die Sorge nor dem Quartalsultimo, der wie man allgemein annimmt, größere Schwierigkeiten bereiten wird, und die neuerlichen Insolvenzgerüchte, die durch das Banthaus Steinberg gestern bestätigt wurden, geben der heutigen Börse das Gepräge. Die mehr oder weniger gut lautenden Nachrichten aus den Industriegebieten treten dahinter ganz zurüd. Auch die außenpolitische Lage ist für die nächsten Tage zu undurchfichtig, um irgendwie die Stimmung beeinfluffen zu können. Die geringe Geschäftsluft fommt auch in der zurzeit verhältnismäßig schwachen Besucherzahl zum Ausdruc. Lediglich am Kriegsanleihemarft, wo die fünfprozentige Reichsanleihe mit 130 gehandelt wurde, ging es heute wieder lebhafter zu.
Bon feiten des Auslandes waren einige Rauforders gegeben, die sich aber in sehr fleinen Grenzen zu halten scheinen. Ihre Bir fung wurde durch augenscheinliche Eretutionspertäufe aufgehoben, so daß die ersten Kurse meistenteils bedeutend unter denen des Vortages lagen. Am Montanmarkt bewegten sich die Abschwächungen um 1-2 Prozent. Der Geldmarkt beibt flüssig. man hörte etwa% Promille für tägliches Geld. Auch am Devisenmarkt widelte sich das Gefchäft sehr ruhig ab. Das herauskommende Angebot genügt der Nachfrage vollständig. London gegen Paris wurde mit 81% genannt.
ganzes Geschlecht gebracht haben. Im abrüstungsbereiten Dänes mart spielt Kronborg als Festung feine Rolle mehr, und die Zinnen, von einem einfamen Soldaten bewacht, dienen dem Betrachter als Aussichtswarte über die herrliche Landschaft, die vielen alten Gefchüße, die Mündungen noch drohend gegen Schweden gerichtet, sind nur unschädlich gewordene Attrappen einer vergangenen Zeit. Die alte Festung dient jezt fulturellen Zweden. Das große dänische Museum für Seefahrt und Schiffswesen ist hier untergebracht, und die finster- feuchten Kasematten mit ihren graufigen Gängen werden in Führungen gezeigt. Doch schon geht das Dampffchiff weiter. wir wenden unseren Blick noch einmal diesem langsam im Meere verschwindenden, aufgeredten Turmbau zu und lassen uns dann ruhelos vorwärtstreiben, ins Rattegatt hinaus, der Nordipige Gees lands entgegen.. Billy Blumenthal.
Amerifa fchwimmt im Gold. Goldströme wogen durch die Vereinigten Staaten und füllen ihre finanziellen Reservoire bis zum Beriten an. Dadurch ist eine wirtschaftliche Lage geschaffen, die in der Weltgeschichte einzigartig dasteht. Bandiers und Finanzbeamte, die von diesem Goldrausch geblendet find, träumen pon phantastischen Berwendungen für diese Schäße und teilen fie der Preſſe mit, die sich vielfach mit dem Geldüberfluß beschäftigt. So wird jezt allgemein verkündet, daß Londons Rolle als Mittelpunkt des Welt- Goldmarktes ausgespielt sei und New York an seine Stelle trete. Die Goldansamm lungen rühren hauptsächlich von dem Ueberwiegen der Erporte über bie Importe her, wozu dann noch die englischen Zinszahlungen in Gold tommen. Man schätzt die Goldmengen, die am 1. Juni in den Bereinigten Staaten angesammelt waren, auf einen Wert von mehr als 5 Milliarben Dollar. Man nimmt an, daß die gesamte Goldeinfuhr in diesem Jahre wenigstens 460 Millionen Dollar be tragen wird, also mehr als 14 Million Dollar pro Taa, und folgert daraus, daß die Vereinigten Staaten in wachsender Zahl die Geldbedürftigen aus allen Ländern anziehen werden. Vorläufig Die Industrien sind nicht imftande, den Goldstrom durch das Land zu aber leiden die Vereinigten Staaten unter dem Schidsal des Midas . leiten; der Handel stodt, und der Goldüberfluß führt eher zu einer Wirtschaftsfrise als zu einer Wirtschaftsblüte.
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Die Kinderablage in der Weltausstellung. In der großen Aus. ftellung in Wembley ist alles aufs trefflichste eingerichtet. Man kann beim Eingang nicht bloß Stöde, Schirme, Koffer in Ver. wahrung geben, sondern auch Kinder. Wenn eine unternehmungslustige Mutter allein die vielen Herrlichkeiten und Luftbarkeiten der Ausstellung bewundern will, gibt sie ihr Kind der ihre Kinder in der Garderobe ab und erhält eine Marfe. In einem fleinen Gärtchen, von Schwestern bewacht, bleiben die numerierten Kinder. Bisher waren es durchschnittlich 40 an einem Tage.
Es fehlte nur noch, daß eine Entschädigungssumme für abhanden gekommene Rinder gezahlt würde.
Verbandes deutscher Buchdruder feierte ant 23. zum Ge Johannisfest der Buchdruder. Der Darmiädter Bezirksverein des dächtnis feines Altmeisters Gutenberg das Johannisfest. Sämtliche Darmstädter Zeitungen mit Ausnahme des Tageblattes" erscheine daher nicht.