Der Aufmarsh.
Die Berfiner Parteigenossenschaft sammelte sich schon vor den ffgelegten Zeilen an den Sammelstellen der einzelnen Berwal tungsbezirke. Besonders von Neukölln, Lichtenberg und den Nordenbezirken marschierten gewaltige 3üge dem Luftgarten zu. Einzelne Züge hatten Musikkapellen an ihre Spiße gefeßt und tamen so mit fingendem Spiel zum Demonstrationspict marschiert. Um 7 1hr, dem Beginn der eigentlichen Demonferation, war der Luftgarten bis zur Friedrichsbrücke, die breite Straße vor der Schloßterrasse und die Schloßfreiheit am NationalDenkmal bis zur Breiten Straße hin von einer unüberseh baren Menschenmenge besett. Ein Trompetensignal, und der Massenchor der Berliner Arbeiterfänger läßt von der MuseumsTreppe her sein Empor zum Licht" erklingen. Nachdem der Beifall verebbt ist, beginnen von zwanzig Stellen aus, die durch Plakate fenntlich gemacht sind, die Redner zu sprechen. In wuch tigen Worten weisen sie auf die Bedeutung des Tages hin. Seit der Legründung der deutschen Reichsverfassung ist es das erste Mal, daß an ihrem Geburtstag die Berliner Arbeiterschaft gegen Monarchie und Reaktion für die Republik und für die Verfassung demonstriert. Nicht nur die Bevölkerung Deutschlands , sondern alle Welt ist bedroht von der Reaktion und vom Faschismus. Wir Sozialdemokraten wiffen aber, daß die einzigste Lösung der sozialen Frage der Sozialismus bringt. Die Herrschaft des internationalen Kapitalismus muß vom gesamten Proletariat gebrochen werden. Das ist aber nicht möglich mit den terroristischen Mitteln, die uns die Kommunisten zeigen wollen, sondern mit den hohen sittlichen Idealen, die die Sozialdemokratie von jeher propagiert hat. Die Republie ist nicht unser Endziel, aber wir müssen sie verteidigen, wollen wir nicht den Boden für die Propaganda des zukünftigen Sozialismus verlieren. Gewaltig brausten die Hochs cuf die internationale Sozialdemokratie und auf die Republik über den Riesenplay.
Störungsversuche der Kommunisten.
und nun werden die Fadeln entzündet. Die Lampen flammen auf. Als die Chargierten der republikanischen Studentenverbindungen, die ebenfalls die Feier im Schauspielhaus mitgemacht hatten, auf der Freitreppe Poften faßten, wogte über dem gan zen Plagein Flammen meer. Dann tritt der Reichspräsident heraus. Ihm folgen der Preußische Ministerpräsident Otto Braun , der Preußische Innenminister Severing und der fächsische Gefandte Gradnauer. Die Kameraden des Reichsbanners bringen ihm ein" Frei Heil!" entgegen. Das Bild, das sich jetzt bietet, wird jedem Teilnehmer unvergeßlich sein. Magisch ist der ganze Blah von den Fadeln beleuchtet und das schwarzrotgoldene Fahnentuch erglüht unter den zuckenden Lichtern. Dann spricht
Reichspräsident Ebert:
Republikaner ! Deutsche Jugend! Ich danke recht herzlich für Ihre Kundgebung und begrüße Sie auf das Beste. In Ihrer Rundgebung erblicke ich ein Bekenntnis zum Staatsgedanken, zum demofratischen Boltsstaat, zur deutschen Republik, zum deutschen Vaterland- ein Bekenntnis zum entschlossenen und hin gebenden Mitarbeiten und zur Sicherstellung der 3ukunft unseres Landes. Wenn wir heute den Verfassungstag feftlich begehen, so geschieht es nicht aus Neigung zu lärmenden Festlichkeiten. Trotz der wirtschaftlichen Not unseres Volkes gedenken wir des Tages, an dem vor fünf Jahren, nach dem Zufam menbruch des ganzen alten staatlichen Lebens, nach dem völligen Zusammenbruch aller Staatsautorität und aller Staatsautoritäten, nach Monaten schwerer innerer Kämpfe und Wirren das Fundament des neuen Staates gelegt wurde, in Weimar die neue Reichsverfassung verkündet wurde, in der alle Deutschen in der Republik zusammengefaßt wurden. Wir feiern diesen Tag heute, um uns erneut zur Republik zu bekennen. Im Geiste sind wir vereint zu dieser Stunde mit Millionen Deutscher in allen Gauen unferes Vaterlandes, mit Hunderttausenden und Hunderttausenden Deutscher jenseits unserer Grenzen. Wir sind im Geifte vereint mit Zu besonders erregten Zwischenfällen kam es an der Stelle, ihnen, und so wie wir im hellen Schein der lodernden Fackeln und mo Genosse Crispien sprach. Alls hätte sich der kommunistische im Zeichen des alten deutschen Reichsbanners hier stehen, so wollen Janhageí es gerade so ausgesucht, erfolgte in dem Augenblid, mo wir mit all den Millionen geloben, die deutsche Republik. zu schüßen < r sich gegen die Diktaturgelüfte der Feinde der Republik wandte, ein und, wenn es sein muß, mit aller Kraft zu verteidigen.( Brausende Toutes Niedergebrüll, dem von feiten unserer Parteigenoffen starte 3uftimmung.) Seit der Bollendung des Verfassungswertes liegen Gegendemonstrationen entgegengebracht wurden. So hinter uns Jahre schweren Nachkrieges, Jahre der Fortsetzung des fonnte Gen. Criſpien den Zuhörern am lebenden Beispiel vor Augen Krieges mit anderen Methoden, fortgesetzte Bersuche, unsere deutsche führen, was die Arbeiterschaft von einer tommunistischen Diktatur, staatliche Einheit zu zerschlagen, fortgefeßte Mißhandlungen und die noch dazu eine Diktatur des Proletariats sein soll, zu erwarten hätte. Unter dem starten Beifall der Maffe fertigte der Redner Verlegungen unseres nationalen Gelbstbewußtseins. Wenn wir trogDe Ruheftörer ab, setzte seine Rede ungestört fort, und als auch dem in den Stürmen und Bedrängnissen dieser fünf Jahre unsere hier das Hoch auf die Partei ausgebracht wurde, erfcholl es politische Einheit und unsere staatliche Organisation gewahrt und cus dem Munde einer Riefenversammlung aufgeklärter Arbeiter und gerettet haben, so deshalb, weil das Bewußtsein der deutschen nicht aus einem zusammengesuchten Haufen von Radaubrüdern. Ein Schicksalsgemeinschaft, weil dieses Bewußtsein der großen weiterer Störungsversuch ereignete sich vor dem Reiterstandbild. Mehrheit des deutschen Boltes nicht zu erschüt Sier hatte sich vor Beginn der Demonstration ein starker Trupp tern war und fest verantert ist in dem heutigen Tag. Kommunisten under Führung des Abgeordneten Werner Scholem versammelt. Unsere ruhig daherkommenden Demon- Deutschland ringt heute noch hart und bitter, um sein Dasein, um strationszüge wurden sofort überfallen und zwei Banner, feine Eristenz. Da richten sich unsere Blicke nach London , das der 39. und 43. Abteilung, zerfest. Während dieses Hand- wo unsere Delegation unter der Führung des Reichskanzlers einen remenges versuchte der die Menge weiter aufputschende Berner harten Kampf führt, zur Erringung unserer Lebensmöglichkeit, unScholem zu reden, als die bereitgestellte Schupo anrückte. Scholem ferer Daseinsbedingungen, wir gedenten unserer Delegation in Lonverließ mit fliegenden Haaren seine Genossen, don die in der gleichen Stunde mit der deutschen Kolonie die Verdie er noch kurz vorher freundlich animierte, unter alten Umständen fassungsfeier begeht und wir senden ihr mit unserem herzlichsten ,, auszuhalten". In furzer Zeit war der Plaz gefäubert und die Demonftration tonnte nunmehr ihren ruhigen Berlauf nehmen. Der Gruß die Bersicherung, daß wir mit vollem Herzen hinter ihr stehen. dort postierte Redner, Genosse Litte, brandmarkte die Schurentat( Beifall.) Rum Zeichen dessen aber, daß wir entschlossen sind, unsere dieses Gesindels und schloß seine Ausführungen unter braufenden ganz Kraft einzufchen für die deutsche Einheit, für das deutsche Hochrufen der Versammelten mit den Worten: Ist auch unsere Fahne Bateríand und für seine Zukunft, rufen wir: Unser deutsches Baterperfeßt, so wird fie, das schwören die versammelten Sozialbemo land und das in der Republie vereinte deutsche Boff, es lebe both!" fraten, gegenüber allen Anfürmen von rechts und von links, doch Donnernd widerhallt das dreifache Hoch aus der Menschenmenge. tie siegreiche sein. Im Anschluß an seine Rede forderte Genoffe Die Mannschaften des Reichsbanners und die inzwischen angekomme Litte auf, fofort eine Sammlung für die Neuanschaffung der zer- nenMitglieder der Sozialistischen Arbeiterjugend" riffenen Banner vorzuneh.nen. Die Versammelten beteiligten fich entzündeten die Fadeln. Tausende helle Flammen, eine an der andern, rege an dieser Sammlung. Weitere Spenden für diesen Zwed sind erstrahlen. In dichten Schwaden zieht der Rauch in die Höhe, hinein crwünscht und an den Bezirkskoffierer Alleg Bagels, Lindenstr. 3, klingt das Zusammentreffen der Schläger, die die Chargierten der republikanischen Studentenverbindungen durch die Abendluft blitzen Der Abmarsch. laffen. Das Deutschlandlied erbrauft. Und nun fetzt sich der Bug in Bewegung. In strenger Marschordnung bewegt er sich um das linte Rasenviereck herum und dann die Charlottenstraße nach rechts, um nun in die Taubenstraße einzuschwenken. Im gleichen Maße, mie die feurige Schlange in die Länge muchs, verringerte fich die Zahl der Fackeln auf dem Plaze selbst, allein es dauert nicht weniger als eine halbe Stunde, bis die Tausende von Fackelträgern den Gendarmenmarkt verlassen haben und in Reih und Glied weiter. ziehen. Hochrufe auf die Republik und Verfassung ertönen immer wieder, und freudig stimmen die Straßenpaffanten, die den gewaltigen Zug umfäumen, ein. Dann geht es über den Dön hoff= play, Spittelmarkt bis zur Köpenider Straße, wo die Fadeln in der Feuerwehrwache zusammengeworfen werden.
zu richten.
Under den Klängen der Internationale brachen an den verschiedensten Stellen erneut spontane Rundgebungen gegen die Reaktion hervor, die wieder von Hoch- und Frei- Heil- Rufen auf die Repupblik abgelöst murden. Die einzelnen Streise und Abteilun gen fammelten sich um ihre Fahnen und Banner: Berlins Ar beiterschaft hatte seine glänzend organisierte und musterhaft Furchgeführte Demonstration beendet. Durch die Anmarschstraßen zogen die Züge geschloffen in ihre Wohnbezirte. Manches alte Kampflied erscholl noch im Gleichfchritt der Arbeitermassen und manches Hoch auf unsere Bariei und die Gewerkschaftsbewegung murde begeistert aufgenommen. Das Publikum der Linden und der angrenzenden Berkehrsstraßen blieb verwundert stehen, bildete mächtige Spalierreihen. Unfere Ordner fanden bere twilligste Unterstügung bei der Schutzpolizei ; an feiner Stelle der Stadt ist es noch zu Ruhestörungen durch außenstehende Kreise gekommen. Wenn die Arbeiterschaft gefchloffen auftritt, ist ihr der Erfolg sicher, er fann thr von Elementen. die mit dem Ehrentitet Arbeiter nichts zu tun
Die Feier im Staatlichen Schauspielhause feßte um 6 Uhr mit einer Festoufführung von Beethovens neunter Sinfonie ein. Generalmusifdirektor lai ber dirigierte und führte das Or
Karlsruhe, 11. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Bei der Berfaffungsfeier marschierte zum erstenmal die neugegründete Ortsgruppe des Reichsbanner Schwarz Rot Gold in geschlossenem Zuge in der neuen Uniform und unter Mitführung von Fahnen und Standarten auf. Staatspräsident Dr. Köhler begrüßte im großen Festhallensaale die Tausende von Teilnehmern. Der frühere Reichskanzler Dr. Birth wandte sich scharf gegen die Männer der Wirtschaft, die schon während der Tage von Wei mar das Wort geprägt hatten:„ Gib dem neuen Stcat feinen Groschen!" Die Warnungen Walter Rathenaus vor einer solchen Politik seien ungehört geblieben. Wirth schloß damit, daß er sagte, der neue Voltsstaat ist undenkbar unter dem Schlagwort Hie Bürgerblock, hie Proletariat". Die Bedeutung der deutschen Arbeitermelt im neuen Staat darf nicht übersehen werden.
Ohne fie gibt es teine innerpolitische Beruhigung. Wirth sagte, die felben Leute, welche heute den Staat verneinen, schämen sich nicht. von demselben Staat Kredite und Schutzölle zu verlangen.
Mißglückte Gegendemonstration in Pritwalk.
Die Kameradschaft Prizwa It( Oftpriegnig) des Reichs= eine imposante Rundgebung für die Republik . Am Festzuge beteilig banner Schwarz- Rot- Gold veranstaltete am 10. Auguft ten sich zirka 1000 Mann, davon etwa 500 Mann Reichsbannerleute. Nach der Festrede, die ohne jede Störung verlief, bewegte sich der Bug zum Bürgerplak, wo das Boltsfest vonstatten gehen sollte. Dem Landbund und dem Stahlhelm paßte aber die friedliche Rundgebung für die Republik nicht, zumal die Landarbeiterschaft der umliegenden Orte sehr zahlreich erschienen war. Sie hatten des= halb ihre" Mannen" zur Gegen demonstration aufgerufen. Dennoch. veranstalteten sie, als der Festzug des Reichsbanner beDiese öffentliche Demonstration war aber verboten worden. reits auf dem Bürgerplay angelangt war, eine Demonstration gegen die Republik und ihre Farben, und zwar auf demselben Plak , wo eine Stunde vorher die Anhänger der Republik versammelt waren. Der Redner war der aus dem Kapp- Butsch berüchtigte Landrat a. D. D. Winterfeldt. Als man die republikanischen Farben als Juden fahne bezeichnete und man auch versuchte, schwarzrot- goldene Fahnen gewaltsam herunterzuholen, wurde dem auf dem Bürgerplay versammelten Reichsbanner Mitteilung gemacht. Empört über diese Provokation und das Verhalten der Polizei, die verbotene Beranstaltungen ruhig geschehen ließ, zog ein Teil des Reichsbanner zum Marktplaß zurüd und kam es hierbei สิน blutigen Zusammenstößen. Insgesamt sind 12 Verlegungen festgestellt, davon auf feiten des Reichs= banner vier. Die Landbündler und Stahlhelmleute waren mit Dolchen und Gummitnüppeln bewaffnet. Bezeichnend ist, daß diese Bewaffnung bei zwei Bastorensöhnen festgestellt wurde. Der Gutsbesiger Schiering- Boddin erklärte, die Berantwortung für die Gegendemonstration übernehmen zu können. Diefer traurige Zwischenfall am Verfassungstage hätte vermieden werden fönnen, wenn die Polizei und die anwesenden Landjäger ihre Schuldigkeit als Beamte der Republik getan hätten.
Eine Rede des Reichskanzlers.
London , 11. Auguft.( WTB.) Anläßlich des Verfassungstages versammelte sich heute abend in den Räumen der Deutschen Botschaft auf Einladung des Reichstanzlers eine große Anzahl Deut fcher zu einer einfachen und würdigen Feier. Die Mitglieder der Botschaft waren vollzählig unter Führung des Botschafters Sthamer erSchienen. Außerdem waren die Mitglieder der Deutschen Delegation, die zahlreichen in London weilenden deutschen Preffevertreter und eine Anzahl in London ansässiger Deutscher zugegen. Reichstanzler marg begrüßte die Erschienenen mit einer Ansprache, in der er u. a. folgen. des ausführte:
3war fern der Heimat, aber doch auf deutschem Boden gedenken wir heute unferes lieben deutschen Waterlandes. Der Tag der Verfassung ist der Tag des Gedentens an all das, was der Begriff des Baterlandes in fich schließt, ist der Tag, an dem Treue gehört, am meisten gerade dann, wenn es durch Sch.chfals= wir inne werden, daß unserem Baterlande unsere ganze Liebe und fchläge an Glanz und Reichtum eingebüßt hat und Sorge und Not auf ihm lasten. Der sechste Jahrestag der deutschen Reichsverfassung läßt uns zurüddenfen an die dunklen Tage, die Deutschland burd). lebte, als in Weimar die Verfassung beraten wurde, als Deutschland unter dem Drud größter außen und innenpolitischer Schwierigkeiten stand. Alles war damals noch in Fluß und kaum irgendwo zeigte sich ein Lichtschein der Hoffnung auf baldige Beruhigung im Innern und nach außen.
So entstand die Weimarer Verfassung in Tagen fiefften nationalen Unglüds, aber sie entstand aus dem Rechte, das uns nach dem Zusammenbruch geblieben war, dem Rechte des Boltes zum Leben.
Es galt, die Einheit des Reich es zu retten, die von außen aufs stärkste bedroht war.
Hätte sich das Reich aufgelöst in eine Vielheit zusammenhangloser Staatengebilde, dann tonnten wir nie und nimmer als ge
haben, nicht fireitig gemacht werden. Die Feinde der Repu chefter mit souveräner Hand zu vollem Siege. Nie ist wohl das schlossene Einheit versuchen, neue Wege zu neuem Aufstieg,
blic, die auch die Feinde der Arbeiterschaft sind, haben eine Warnung erhalten, sie werden es sich zu überlegen haben eine Warnung erhalten, sie werden es sich zu überlegen haben, ob sie weiter mit dem flaffenbewußten Proletariat anbändeln wollen.
Eine merkwürdige Verwechslung.
Freude, der über die Grenzen hinweg sich an die ganze Menschheit große Wert nuancierter vorgeführt worden. Der Schlußchor an die
wendet, machte einen erhebenden Eindruck.
Kommunistische Bandenüberfälle.
Eine Gruppe der 8. Abteilung in Stärfe von etwa 100 Genossen wurde am Dönhoffplah von ihrem Zuge abgedrängt und zog geschlossen durch die Jerusalemer Straße zur in de astraße. Gie führte eine schwarzrotgoldene Fahne mit sich, zwei Fahnen der SPD . 8. Abteilung und eine rote Fahne mit schwarzrotgoldenen Bändern. Am Hause von Jordan wurde die Gruppe aufgeforbert, sich auf zu lösen. Die Fahnen wurden ihnen von Ein Fahnenträger erhielt dabei Schupobeamten entriffen. einen Schlag mit dem Gummifnüppel. Der Genoffe Stadtrat Schuldt vom Bezirksamt Tiergarten verbat sich eine solche Belegungen herbeigeführt, bis die Schupo eingriff und einzelne der handlung, worauf er zur Antwort befam, er folle zufrieden fein, daß es so abgegangen ist. Der Polizeimajor nannte nidyt feinen Namen, sondern verwies darauf, daß er vom Polizeibezirk Kreuzberg fei. Da sich die Szene zwar gegen 9 Uhr, jedoch in der Nähe eines Kandelabers abspielte. die schwarzrotgoldere Fahne zu erkennen war, find die beteiligten Genossen der Auffaffung, daß der Vorfall vermieden werben fonnte und es sich weniger um eine Berwedyfiung, als um abfichtliche Brüstierung durch den Polizeimajor handelte.
Die Feier auf dem Gendarmenmarkt.
Schon lange vor 6 Uhr hatten sich in den Zugangsstraßen zum Staatlichen Schauspielhause riesige Menschenansammlungen gebildet, während ein startes Schuhpolizeiaufgebot den Gendarmenmarkt frei hielt. Am Schillerdenkmal hatte die Kapelle des Reichs banners Schwarz- Rot- Gold Aufstellung genommen. Gegen 17 Uhr rückten die ersten Reichsbanner- Kamerabschaften durch die ebenfalls freigehaltene Taubenstraße unter Borantritt von Trommlerabteilungen an. Bunft 7 Uhr begann die Reichsbannertapelle das erste Lied zu spielen. Unterbessen rückten immer neue Kameradschaften heran. Um 28 Uhr nahmen die Fahnenträger des Reichsbanners in einer Front vor dem Schauspielhause Aufstellung. In den Nebenstraßen haben sich immer größere Menschenmengen angesammelt, so daß die Schupo alle Mühe hatte, die Absperrung, die burchaus nötig war, um einen geregelten Berlauf der Feier zu verbürgen, aufrechtzuerhalten. Gegen 8 Uhr nehmen Jungtameraden des Reichsbanners mit Fahnen auf der Freitreppe des Schauspiel hauses Aufstellung und bilden eine Gaffe. Die Mufit läßt fröhliche Weisen ertönen. Bandgfam sentt sich der Abendschatten hernieder
Im Anschluß an die Fackelzüge des Reichsbanners SchwarzRot- Gold fam es in der Gegend der Fischerbrücke zu Angriffen tommunistischer Demonstrationshorden. Einige abgesplitterte Teile der großen Fackelzüge bildeten ein Angriffsobjekt für die Kommunisten, die mit allerhand Schlagwaffen, aber auch mit Sch 11 B- maffen gegen die Reichsbannerleute vorgingen. Es wurden eine Anzahl Schüsse abgegeben, die in einem Falle zu Verwundungen eines Fadelträgers führten. Im allgemeinen Durcheinander wurden auf beiden Seiten auch durch die brennenden Fackeln Verletzungen herbeigeführt, bis die Schupo eingriff und einzelne der Ruheftörer verhaftete. Auch am Mühlendamm wurde ein fol glieder des Reichsbanners mußten einen Hagel von Steinwürfen cher Fackelzug von einem Trupp Kommunisten, überfallen. Die Mitüber sich ergehen lassen. Daß die Kommunisten bei ihrer angeblichen Gegendemonstration von vornherein die Absicht gehabt haben, mit Gewalt und unter Anwendung der gefährlichsten Mittel Störungen herbeizuführen, beweist der Umstand, daß sie die Sanitätsorganisation des im kommunistischen Fahrwasser treibenden proletarischen Gefundheitsdienstes mit sich führten.
Staatliche Felern im Reich.
bischer Wille, gelbewußte felbfticfe Arbeit, willige Einfügung der gebend, fendern nur allein nüchterne politische Einsicht, vaterlänGlieder in die Gesamtheit. Es ist nicht schwer, in guten Tagen dem Reich Treue zu halten.
Die wahre Treue bewährt sich erst in Zeiten der Not und Gefahr. Leidensweg zurückgelegt, und immer mehr häufte sich das Maß In diesen vergangenen 5 Jahren hat Deutschland einen langen äußerer Bedrüdung. Midh würde betünken, daß diefes gemeinfame Leid uns fester zusammenschließen soll, denn Einheit macht start gegen alle Not. Durch die Schaffung einer gefehmägigen Berjajfungsgrundlage gelang es, das Reich vor dem Zerfall zu bewahren. Nur eine starke 3entraigemalt, die aber die Länder in ihrem Eigenleben nicht mehr als nötig beschneidet, konnte die Ge. währ dafür bieten, daß alle Glieder sich dem Ganzen willig unterordnen und so eine 3ersplitterung wertvoller Kräfte vermieden wurde. Erhaltung und Stärkung der inneren Kraft durch eine feste wir rückschauend sagen, daß dieses Ziel erreicht ist troß aller WiderEinheit. das war das Ziel! Heute, nach einem Jahrfünft, fönnen flände, die sich noch hier und dort in völliger Berkennung der fatfächlichen Verhältnisse bemerkbar machen. In dieser Stunde und an diefem Ort der Metropole der britischen Weltmacht, wo über Deutschlands Zukunft Entscheidungen von größter Tragweite fallen follen, hegen mir den Wunsch und die Hoffnung, daß bald die Stunde schlagen möge, in der Deutschland in Freiheit und Frieden wieder mit den anderen Bölkern der Welt dem Fortschritt der Kultur und der Zivilisation dienen tann. Wenn wir in des bin Freiheit dem Frieden dienen fönnen, dann wird auch ich gewiß die Freude am Reich und seiner Verfassung Allgemeingut des deutschen Boltes werden. Wir müssen und werden das Reich und feine Verfassung durch die Sturmjahre hindurchbringen, bis nach Bedrängnis und Not auch über unser deutsches Vaterland und in die deutschen Herzen wieder die Sonne scheint.
gische Landesregierung hatte zum Montag vormittag zu Hamburg, 11. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Die hambur. de schaftspräsident Radolf Roß hielt die Festrede. Zu erhabener einer offiziellen Verfassungsfeier im Rathaus eingeladen. BürgerGröße wuchs die Verfassungsfeier durch eine große offizielle Ehrung der Farben Schwarz- Rot- Gold. Drei hundertschaften der Hamburger Ordnungspolizei hatten auf dem Rathaus markt Aufstellung genommen. Als die Vertreter der LandesregieDas deutsche Volt muß seines Lebens wieder froh werden und rung und des Landesparlaments unter Führung der Ordnungspoli im Gefühl der Freiheit freudig feine harte Arbeit tum fönzei den Plaz betraten, präsentierten die Hundertschaften das Gesnen. Unfer Deutsches Reich ist Eache des deutschen Bottes, das sich wehr, und unter den Klängen des Deutschlandliedes wurde auf dem die Reichsverfassung gegeben hat und sie auch gegen jede Befehdung Turm des Rathauses die schwarzrotgoldene Fahne gehißt. Schüßen wird. Es wird nicht rütteln lassen an der Der Magistrat der Stadt Altona veranstaltete eine offi Grundlage dieser Reichsverfassung, dem Rechte zielle Verfassungsfeier. Die Festrede hielt Botschafter a. D. Reichstagsabgeordneter Graf Bernstorff, der als besonderes Verdienst Einigkeit und Recht sorgen, damit daraus für uns alle die Freiheit des Volkes. Auf dem Boden dieser Verfassung wollen wir für der Weimarer Berfaffung pries, daß sie die Einheit Deutschlands gewährleistet habe. Wer die Einheit Deutschlands wolle, müsse für die erwachse, bie jebes Deutschen tiefste Sehnsucht ist. Es tebe unfer Republit fein. liebes deutsches Baterland!"