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2. Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 83.

Versammlungen.

Sonntag, den 7. April 1895.

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12. Jahrg.

Geselliger Arbeiter- Verein Bruderkette". Sonntag, den 7. April, nachmittags 6 Uhr, bet Krebs, Ohmgaffe 2: Sizung. Nachher Fidelitas. 6 uhr, bei Roland, Elsasserstr. 26 1 Tr.: Fidelitas. Gäste willkommen. Am Vergnügungs- Verein Italia". Sonntag, den 7. April, abends abends 6 Uhr, bei Brüchner, Bellealliancestraße 87: Gesellschaftsabend, vers 1. Osterfeiertag: Gr. Familien- Kränzchen, humoristische Vorträge. bunden mit Zanz und Vorträgen. Humoristischer Verein Waldesrauschen". Sonntag, den 7. April,

Müllerstr. 179a: Settüre( unentgeltlich).( Südoft- Schule, Waldemarstr. 143

Arbeiter Bildungsschule. Sonntag, 10-12 Uhr: Nord- Schule,

Leftüre( unentgeltlich).

Montag, abends 7-8% Uhr: Lektüre. 8%-10% Uhr: Nord- Schule, Müllerstraße 179a: Nationalötonomie. Güdof- Schule, Waldemarsit. 14: Damen und Herren, jederzeit aufgenommen. franken Menschen.)- Bei allen Unterrichtsfächern werden neue Theilnehmer, Boltsthümliche Medizin.( Bau und Lebenserscheinungen des gefunden und

Im Unterricht in der Naturertenntniß in der Nord- Schule wird zur Zeit

Arbeiter- Sängerbund Berlins   und Umgegend. 1. Borstzender:

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fach Klagen laut, die aus früheren Bersammlungen bekannt sind. Vor allem rügt man es, daß, wenn eine Vakanz eintritt, gleich dem betreffenden Betriebe gesandt berief die Agitationskommission eine öffentliche Versammlung heraussuche; die übrigen opfern nuklos ihre Zeit und Fahrgeld. Brauerei Arbeiter. Zwecks Stellungnahme zum 1. Mai mehrere Personen nach werden, wo sich der Arbeitgeber regelmäßig die jüngste Kraft oller in den Brauereien beschäftigten Personen zum 5. April ein. Der Vorwurf, daß Personen in Arbeit geschickt werden, die nicht Der Besuch war ein sehr mäßiger. Stadtv. Wilte erläuterte qualifizirte Brauerei- Arbeiter sind, wurde ebenfalls wieder er die Bedeutung der Maifeier und schloß damit, daß seiner An- hoben. Schüler bemängelte die Art der Eintragung in die ficht nach die anläßlich der Maibewegung im Vorjahre erlittene Risten und betonte, daß von einzelnen Brauereien die Taktik be­Schlappe nicht den Grund abgeben dürfe, in diesem Jahre von dem Verlangen, den 1. Mai durch Arbeitsruhe zu begehen, Ab- folgt wird, die Brauer   nach der Mälzerei gerade in den Kellern zu stand zu nehmen. Sofern sich die betreffenden Arbeiter kampf anders als zur Aushilfe in den Brauereien Beschäftigung zu finden. beschäftigen, wodurch es den Ausgesperrten unmöglich gemacht werde, fähig fühlen, sei diese Art der Feier immer das erstrebens- Eiermann befürwortete einen Antrag des Inhalts, daß den werthefte Ziel.( Beifall.) Schankwirth Blum als Diskussions­redner ereiferte sich darüber, daß der 1. Mai in früheren Jahren Leuten, die man den Betriebsleitern zusendet, die Fahrkosten ent- in voltsthümlicher Weise die Darwin  'sche Theorie behandelt, worauf wir bes nicht seinem Wunsche gemäß gefeiert sei; erle trat dem weises ein Nichtfachmann ist. Das Resultat der Diskussion war, ad. Neumann, Bafewalterfir. 3. Alle Aenderungen im Bereinstalender schädigt werden; viele Redner rügen, daß der Leiter des Nach- sonders aufmerksam machen. Borredner wegen der Angriffe auf die Parteileitung entgegen. daß die Kommission nochmals beauftragt wurde, dem Obmann find zu richten an Friedrich Kortum, Manteuffelstraße 49, v. 2 Er. Schneider hält es für das beste, ebenso wie im vorigen Jahre des Kuratoriums die vorgeführten Beschwerdepunkte zu unter: Montag, Abends 9-11, Uebungsstunde und Aufnahme neuer Mitglieder. zu verfahren; er brachte diesbezügliche Anträge ein. Die Chancen breiten. Ein Antrag Eiermann, der unter dem Punkt Ver- Wiederhall, Köpenickersir' 191 bei Foge. Liebertafel der Maler, Annenstraße 6, bet Ehrenberg. für die Arbeitsruhe in den Brauereibetrieben sind seiner Meinung schiedenes verhandelt wurde, zeitigte eine sehr lebhafte Aussprache. ftraße 15a, Schelhofe's Gambrinus. 8utunft I, Stegliz, Ahorn nach günstiger als vordem; die Unternehmeischaft werde aller Der genannte Redner beantragte folgendes: Bruderherz, Strautstr. 6, bet Rudolf. Arbeiter Gesangverein Vorwärts III, Lichtenberg  - Friedrichsfelde  , Prinzen­Voraussicht nach es nicht zu einem allgemeinen Kampfe der öffentlichen Brauereiarbeiter- Versammlung vom 20. Mai v. J., bei Berbe. Der Beschluß allee 6 bei Karl Schulz.- Lieder zweig, Waidmannsluft Berlinerstraße tommen laffen, da die Folgen der Liedesfreiheit II, Strausberg  , Wriegenerstraße bei auch für sie fühlbar geworden seien. Eiermann gab bekannt, Ausgesperrten, ist aufgehoben. Die Versammlung beschließt letzten Maifeier betreffend Zahlung des Prozentgeldes zur Unterstützung der Boot, Bürgergarten. Glodenrein( gemischter Chor) Schönhauser Allee   46 bei Höhne. Rosalia, Bebuferstraße 5, bet A. Nemiz. daß die Brauereien Pichelsdorf, Karlsberg, wohen: Schönhausen   ferner: Die Agitationskommission wird beauftragt, Sammel- verein wacht auf II, Woltersdorf   bet Ertner, Restaurant Gillmann Syrene, Schönhauser Allee   28 bei Kelle. Arbeiter Gesang­und Münchener Brauhaus eine Erklärung, daß die Arbeiter in lift en innerhalb der Gewerkschaft zirkuliren zu lassen, worauf Wilhelmshöhe".- Arbeiter- Gesangverein der Enterbten, Swinemünder diesen Betrieben am 1. Mai feiern können, schon abgegeben beliebig gezeichnet werden kann. Von diesen Geldern sind die blüthe, Beughofstr. 8, teftaur. Behlendorf. ftraße 49. offnung II, Deutsch- Wilmersdorf, Günzelftr. 39.-Zone haben; auch von der Kronenbrauerei in Moabit   ift der Lokal­Gesangverein Liberte: Ausgesperrten zu unterstützen." Hierzu beantragt Schneider Wrangelfir. 84 bei Redanz. tommission gegenüber das gleiche versprochen. Die Mehrzahl Männerchor Sangeslust II, Pafewalterstr. 8 Gesangverein Freiheit 3, gemischter Chor, Bernau  der Redner, welche in dieser Angelegenheit das Wort nahmen, folgenden Zusatz zu machen: Jedoch sind die in den Betrieben bei Ab. Neumann. Suffitenstraße Elysium"." Harmonie 2", Weinstr. 11, Restaurant trat für die weiter unten folgenden Schneider'schen Anträge ein. zur Zeit noch beschäftigten Brauerei- Arbeiter verpflichtet, Buffer Freie Feldblum e", Admiralstr. 38 bet Tugauer. Gesang­ihre rückständigen Prozentgelder nachzuzahlen. Simon hielt einen dahingehenden Beschluß für zwecklos, da führt zur Begründung aus, daß man genöthigt sei, das Doppelquartett, Neu- Weißenfee, Langhansstraße bei W. Buſch  . Eiermann verein Hilaria, Blumenstr. 46 bet Tomatscheck. Klingmülle r'sches die Betheiligung an der Demonstration durch Arbeitsruhe nur Sammelwesen so zu regeln, da nur ein Theil der mischter Chor,& indowerfir. 26 bet Sachse.- Solidarität, Dranten­Süd- Ost 11, Faltensteinstr. 7 bei Trittelwig. Alpenveilchen, ges minimal sein werde. Wie wolle man auf die in den Ring- Prozentgelder regelmäßig gezahlt werde; die meisten Kollegen firaße 109 bei Greifer. brauereien Beschäftigten einwirken? Gärtner   führte dem­gegenüber aus, daß man aufs neue die Probe auf die Arbeiter- weigerten sich aus persönlichen Gründen, beſtimmte Opfer zu freundlichkeit der Brauereien machen müsse. Die Berliner   nehmlich bei den Indifferenten, zu erzielen. Unterstützt werden bringen. Man hoffe mit diesem Modus größere Erfolge, vor­Arbeiter erwarten seiner Meinung nach ein energisches Fest- noch 51 Personen: 39 Brauer und 12 Hilfsarbeiter. Dyges ver­halten an dem einmal gefaßten Beschlusse, durch die Arbeitsruhe Tangte eine Abrechnung über die Prozenifazgelder und befürwortete am 1. Mai zu demonstriren. Von anderer Seite wurde betont, daß die Verhältnisse in den meisten Brauereien sich seit dem separate Unterstützung der Brauer und der Hilfsarbeiter; Gier­vorigen Sommer sehr verschlechtert haben, so daß ein wirksames mann entgegnete, daß die Abrechnung in einigen Wochen fertig­Eintreten für den Achtstundentag angesichts des Umstandes, daß gestellt sei; das Verlangen, die Kategorien der Ausgesperrten 14, 15 Stunden vielfach gearbeitet wird, sehr angebracht erscheine. jetzt bei der Unterſtüßung zu trennen, wies er zurück. Die ge­nannten Anträge wurden schließlich angenommen. Man plant Lohnreduktionen, bemerkte ein Redner, deshalb habe man umso energischer die Arbeiterforderungen zu betonen. Die Die Arbeitsverhältnisse des Münchener   Brauhauses wurden Böttcher haben beschlossen, wie einer ihrer Redner bekannt gab, und Schneider führten aus, daß die Ueberstundenarbeit dort zum Schluß der Versammlung eingehend erörtert. daß sie gleichfalls wie im Jahre 1894 für die Arbeitsruhe ent- bis ins Ungemessene ausgedehnt werde; eine Aenderung, welche schieden eintreten wollen. Nachdem Schüler noch in lebhafter selbst die Direktion anstrebe, scheitere an dem unfollegialischen Weise dafür eingetreten war, wurden die folgenden Anträge an- Berhalten der Arbeiter, die den Mehrverdienst nicht fahren lassen 1. Das Bureau der Versammlung wird beauftragt, fämmit Wille war, dort noch einige Arbeitslose zu plaziren. Die in wollten. Die Agitationskommission sei außer stande, wie es ihr liche Besitzer resp. Betriebsleiter von Berliner   Weiß- und der Versammlung anwesenden Brauer bestritten, daß sie wörtherſtraße 45, Bairischbier Brauereien schriftlich aufzufordern, den in ihren Be- daran Schuld hätten. Aus der weiteren Debatte ging hervor, trieben beschäftigten Brauereiarbeitern den 1. Mai als Feiertag daß vornehmlich der Braumeister und die ihm unterstellten Ar­freizugeben. Die Brauereien sind zu ersuchen, bis spätestens acht beiter im Sudhause dem Anschein nach sich der Einführung einer Tage vor diesem Termin Bescheid in dieser Angelegenheit zu geregelten Arbeitszeit bezw. des Achtstundentages, der von der 2. Am Vormittage des 1. Mai ist vor der Gruppenver- Direttion schon vor längerer Zeit in Aussicht gestellt war, wider­fammlung( 10 Uhr, bei Niest, Weberstraße) eine Versammlung setzen. Beschlüsse zeitigte diese Debatte nicht. der feiernden Brauereiarbeiter durch die Agitationskommission Sozialdemokratischer Wahlverein für den Reichstags- Wahlkrets einzuberufen. Das Lokal sowie die Zeit der Zusammenkunft ist vormittags 10 Uhr, bet Linte, Jüdenstraße 36: Versammlung. Tages Stralsund- Franzburg- Rügen. Jeden Sonntag nach dem ersten des Monats, am letzten Sonntag vor dem 1. Mai im Vorwärts" und durch Dronang: 1. Diskussion über das Erfurter Programm. 2. Aufnahme neuer Handzettel bekannt zu geben. Mitglieder. 3. Entrichtung der Beiträge.

genommen:

ertheilen.

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Gärtner

Sonntag, den 7. April, vormittags 10% Uhr, Schönleinstr. 6, Mitglieder­Fachverein der Holz- und Bretterträger Berlins   und Umgegend. Versammlung. Gäste wiltommen.

Schöneberg  . Arbeiter- Bildungsverein. Morgen Montag, abends kaffenabrechnung und Bortrag des Dr. Joel: Religion und Sitte im Lichte 8 Uhr, Versammlung bei Keßner, Grunewaldstraße 110. Tagesordnung: der Naturwissenschaft.

Der nächste Gegenstand der Verhandlungen war der Arbeits­nachweis der Ringbrauereien. Kliemann führte aus, daß die seinerzeit gewählte Kommission, welche wegen der Mißstände in dem Bureau in der Keibelstraße bei Dr. Freund vorstellig geworden war, von diesem die Zusage erhalten habe, daß Aenderungen getroffen werden sollten. Da dies bisher nicht Verein der Maschinisten, Heizer und Berufsgenossen Berlino   und geschehen sei, müßten die Uebelstände nochmals öffentlich be- mgegend. Sonntag, den 7. April, nachmittags 3 Uhr, in ben Oranien­hallen, Oranienstraße 51( am Morigplay): Versammlung. Tagesordnung: sprochen werden. In der nun folgenden Debatte wurden viel- Bortrag über Zentralheizung.

Sonntagsplauderet.

Sozialdemokratische Lese- und Diskutirklubs. May Rayser, Bund der geselligen Arbeitervereine Berlins   und Umgegend.

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Vergnügungsverein Seerofe,

jeden Sonntag Bormittags 10% Uhr im Reſtaur. Schömann, þeimfir. 16.­( alle Buſchriften, den Bund der geselligen Arbeitervereine betreffend, find zu richten an B. Gent, Adalbertstraße 95.) Sonntag: Bergnügungsverein Krautiraße 6 bei Rudolf von 5-6 Uhr. Selgoland II", Langeftr. 65 bei Zempel. Vergnügungsflub Ostend  , Krautstraße 6 bet Rudolf. Bergnügungsverein Glü cf ft ern 2, Fennstr. 2, Montag: Pfeifentub elfen fest, Andreasstraße 26 bei bei Wiesner. Wilte. Vergnügungsverein Felsen fest, Nirdorf, Hermannstraße 21 bei Bornburg. Kartentlub Lustige Brüder, Krautstraße 48 bei Rattte. Mundharmonikaverein Borwärts, Bellealliancefir. 74 bet Rizing. selliger Verein Fridolin, Brunnenstr. 35 bei Wolf. Arbeiter Bither­verein& inigkeit, abends% 9 Uhr, Uebung bei Nowact, Manteuffelstr. 9.

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Ge=

Gesang-, Turn- und g fellige Vereine. Montag: Turnverein Fichte  "( Mitglied des deutschen   Arbeiter- Turnerbundes). Die IV. Männers Gemeindeschul- Turnhalle Stephanstr. 3( Moabit  ). Privat- Theatergesellschaft

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Privat

Abtheilung turnt jeben Montag und Donnerstag von 8-10 Uhr in der Satur" Abends 49 Uhr, Sigung bei Specht  , Martgrafenſtr. 83. Theatergesellschaft Immer Luftig jeden Sonntag Abends 5 Uhr, bei Rubl Andree, Chorinerstr. 53: Sigung mit Damen. Privat- Theatergesellschaft Sonntag 5 Uhr; alle vierzehn Tage Fidelitas im Markthallen- Reſtaurant, Privat- Theater- und Vergnügungsverein Morgenstern. Sigung jeben

Minerva. Alle Montag Zusammenkunft Maibach- Ufer 8 bet Schmoct.

bei F. Tarey.

Rauchklub Brüderlichkeit jeden Montag 9-11 Uhr bei Pauts, Schlesischestraße 38.- Rauchtlub

Gibora do alle Montage, abds. 8% Uhr, bet Geier, Ballifadenftr. 66.- Gefang verein Einigkeit Montag, Abends 9 Uhr, Sigung bei Ebert in Bangwiz Berlinerſtraße. Berrein Eintracht", Unterricht und Uebungsstunde Montag abends Uhr bei Mothes, Buttmannstraße 17. Privat- Theaterverein Frethetts=

Theater- und Bergnügungsverein Waldemar. Jeben Sonntag Efaligerstr. 54 bei Hente. Anfang 6% Uhr. Arbeiter- Stenographie

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hoffnung. Sigung mit Damen jeden Sonntag um 5 1hr nachmittags bei Baumann, Lychnerstr. 2-3( Straße XV). Nach der Sigung Fidelitas.

Eingelaufene Druckschriften.

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Bon der Neuen Beit"( Stuttgart  , J. H. W. Diet' Berlag) tft foeben bas 27. Heft des 13. Jahrganges erschienen. Aus dem Inhalt heben wir heroor: Das Bismarckische Zwischenspiel. Einleitung zum Neudruck von Mary' Klassentämpfe in Frankreich   1848-1850". Von Friedrich Engels  . Die Intelligenz und die Sozialdemokratie. Von Karl Kautsly. Die ntoberne The und die Heirathsannonce. Von E. Bernstein. Gläubige Wissenschaft. Neue Beiträge zur Begründung der Umiturzvorlage. Von Arthur Jacobi. Literarische Rundschau. Notizen: Ein Fortschritt in der Nuzbar= machung der chemischen Energie der Kohlen. Die Statistik der Parlaments wahlen in Italien  . Gin neues Arbeitsgebiet für Frauen. Feuilleton: Germine Lacerteur Von Edmond u. Jules de Goncourt  . Einzig autorisirte Uebersetzung von Emma Adler  .

demüthige Reverenz vor dem Nationalheiligen zu machen, der sieht, was aus dem zierlichen österlichen Sinnbild von einst so mußte Birchow zum Juden werden. Auch in dieser geworden. Massiges verdrängt die schlichten Gaben von ehedem. Gesellschaft lebt eine sancta simplicitas, eine heilige Einfalt. In den Tagen, da der Mann nach dem Besiz bemessen und An einzelnen Orten der katholischen Welt giebt es als einer aus dem Kreis schüchtern einzuwenden wagte, gewogen wird, wird das Geschenk auch nach der Kost­bildliche Darstellungen, die in Malerei und Skulptur das daß Herr Virchow doch wohl seine" Meriten um die spieligkeit bewerthet. Weiter und bauchiger werden die Gedächtniß an die Tragödie der Leidensstationen des Er- Wissenschaft" habe, und daß er keineswegs Jude sei, da Formen des Ostereies, zu großen Körben entwickeln sie sich, lösers festhalten. Nicht immer haben diese Darstellungen wurden die übrigen über solches Besserwissenwollen erst und aufgestapelt ist in den Körben Genießbares und Un­tünstlerischen Werth. Allein der fromme Eifer, der in der recht wüthend vor Born, und einer der freien Künstler rief genießbares,| Backwerk und Fleisch, und flimmernder Charwoche neu auflebt, nimmt auch am ungelenken Bild- mit einem donnernden Baß, daß das Gewölbe dröhnte, und Zierrath und Flacons mit Parfumerien. Einen massigen werf keinen Anstoß. Nach altem Brauch wallt man zur schlug mit der Faust auf den Tisch: Natürlich ist Virchow   Umfang hat auch das Osterei Umsturzvorlage" gewonnen Gedächtnißstätte und alte Instinkte werden wachgerufen und ein Jude, das steht fest, wie Amen im Gebet, und es ist angefüllt mit allerhand Parfum- Flaschen. Aber die fromme Seele befällt ein Granen vor denen, die einst- und ein Erzschwindler in der Wissenschaft ist keine Wohlgerüche, sondern erstickende Dünste, die den mals dem Heiland den Opfertod bereiteten. Es schwindet er. Es war grotesk- komisch, diesen Auftritt zu be- Athem beklemmen, steigen aus ihnen auf; und die zärtlichen die legendäre Vergangenheit und dem Frommen erscheint obachten und die Geistesverfassung dieser Menschen zu Helden der nationalliberalen Garde führen die Taschens leibhaft und gegenwärtig als hassenswerthes Gebilde, auf studiren. Nicht ihre Unwissenheit ist das charakteristische, tüchlein an ihre Nase und seufzen: welche vergiftete Atino­dem ewige Verdammniß lagert, der Jude. sondern ihre Gläubigkeit. Der Politiker Virchow kümmert sphäre. Sie haben das Feuer angefacht und da nun Wo längst nicht mehr die Echauer der Charwoche mich nichts, daß aber der Forscher Virchow  , den die die reaktionären Flammen in rücksichtsloser Energie gläubig mitempfunden werden, wo in breit dahinfluthendem ganze wissenschaftliche Welt schätzt, zum Charlatan ge­Licht starker Deffentlichkeit vergangene Sage nicht unmittel- stempelt wurde, und daß er, wenn er ein Charlatan, selbst. bar mehr an die Seele rührt, wo man sich, mitunter in verständlich ein Jude sein muß, darin liegt die erbauliche prahlerischem Stolz, frei wähnt von allen mystischen fromme Einfalt". Neigungen, auch da ist man rasch geneigt, den uralten Fluch auszustoßen: Wo etwas Hassenswerthes geschah, der Jude muß das Unheil angerichtet haben, der Jude sei ver­dammt.

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auflodern, so thun sie auf einmal fürchterlich entrüstet. Verstaubte Deklamationen werden hervorgeholt und in herz­brechendem Pathos wird die alte Melodie neu angestimmt von den Dunkelmännern und Römlingen, von der schwarzen Rabenschaar, die krächzend Deutschlands   heitere Gefilde umkreist. Kaum erft hat man schadenfroh geniale Launen, kostbare Aprilscherze bewundert, kaum erst hat man mit geheimem Behagen von einem humorvollen Strafgericht gesprochen, das bei Hofe über die ultramontanen Reichstags= präsidenten niederhageln sollte, und plößlich ist man weiner­lich und tief beklommen und verwundert sich über die Härte realer Dinge.

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Manchmal erhält solche Gläubigkeit freilich einen tüchtigen Stoß. So war es jezt in Wien  , wo bei den letzten Wahlen in den Gemeinderath in dem Bezirk Leopoldstadt  Juden selber für den antisemitischen Kandidaten stimmten. Als in den jüngstvergangenen Tagen der Bismarck Verdammte Juden haben sich dessen erdreistet. Die Leopold Enthusiasmus in einzelnen Kreisen der Bourgeoisie hohe stadt, muß man wissen, entspricht ihrem Charakter nach etwa Wellen schlug und die wüthigste Unduldsamkeit der Bismarck dem früheren Mühlendamm in Berlin  . Ist das nicht ein sch wärmer jeden Mann zum Verbrecher stempelte, der nicht ergöglich- satirisches Genrebildchen? Nicht eine drollige mitzufeiern entschlossen war, erlebte ich folgende kleine, nicht Persiflage auf das überzärtlich gehegte Rassenbewußtsein? Die nationalliberalen Posaunentöne gegen den Bauberer unbezeichnende Szene. An einer Stammtischrunde saßen Der kleine gedrückte Jude, dem das liberale Prahlhansen- von Rom  " und seine blindgläubige Anhängerschaar die mehrere Männer, darunter zwei sogenannte freie Künstler. thum auwidert, weil es sich in Wien   lediglich in den Römlinge würden, selbst wenn sie aufrichtig gemeint sind, Es waren Leute, die sonst nicht der beschränktesten Bourgeoisie Frohndienst des Großkapitals gestellt hat, giebt seinen die Mauern der Reaktion nicht erschüttern. angehörten. Aber ihre Empörung über den Reichstag   und Stimmzettel für den Antisemiten ab, der wenigstens die schüchterte Hennen jagen heute die Nationalliberalen hin und die Stadt Berlin   war ihnen so zu Kopfe gestiegen, daß sie gräuliche Betterwirthschaft und Korruption unter dem her und gackern und gackern in Aengsten. Rauh und grob wirr durcheinander schrieen und drakonische Strafen und Wiener   Liberalismus zu geißeln versucht. Soziale In- find aber die realen Mächte und das dünne Gepiepse der Foltern der Kanaille wünschten, die dem Alten im Sachsen  - stinkte, dunkel noch und unklar, haben mehr Macht über Geängfteten wird übertönt durch den dicken Brummbaß, der wald die Ehrung verweigert hatte. Am lebhaftesten ihn, als Tradition, als das Gebelfer der großen" Wiener aus der Norddeutschen" einmal offiziös und doch aufrichtig erregte der Umstand ihren Groll, daß man die Namen Bresse  , und die Großsprecher und die Wortführer eines an- ertönt: Was könnt Ihr arme Teufel geben? jener Stadtverordneten nicht genau tenne, die gegen die gefaulten Liberalismus stehen entsetzt da vor dieser selt- In den letzten Tagen der Charwoche wird zum Ge­Bismarckehrung gestimmt hatten, und daß man diese Namen samen Ungeheuerlichkeit und jammern! dächtniß an die Tragödie, von der die biblische Legende er­

Wie ver

nicht ins Buch der Schmach" eingetragen habe. Ta ist Gie jammern, wie unsere liberalen Hüter der Ordnung zählt, das Glockengeläute in den katholischen Kirchen bis ein Herr Virchow  , hieß es, und höhnische Verachtung drängte auch, die erst sich die Lungen heiser schrieen nach Bestim- zum Feste der Auferstehung eingestellt. Ein Sprichwort sich auf die Lippen des Sprechers, und ein Herr Virchow mungen, die unsere Zivilisation" vor dem Umsturz be- sagt, die Glocken fliegen nach Rom  . Die Nationalliberalen erfrecht sich, einem Bismarck nicht zu gratuliren. Ein Herr wahren sollten. Sie wollten lieblind werden, und greinen vernehmen ein unheimliches Brausen in den Lüften. Sie Birchow, ein wissenschaftlicher Charlatan, solch ein wissen- jetzt, wie die eifersüchtigen Kleinen, weil andere liebkind haben tapfer mitgeholfen, auf daß es sich niedersenke über schaftlicher Schwindler, der Jude Virchow  . Das war der geworden sind. Wehe, wehe, wimmern sie, welch' Osterei Deutschlands   Geistesleben, wie ein beklemmender Alp, und chste Trumpf, den der Redner ausspielen konnte. Weil es ihm hat uns das Zentrum bescheert. mun erbleichen fie plöglich? Jetzt helfen ihre Stoßgebete als das niederträchtigste Verbrechen erschien, nicht seine Wer jetzt an den Berliner   Schauläden vorüberkommit, I nichts mehr. Die Glocken fliegen nach Rom  .

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