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Der Wahlsieg in Schweden  .

Stocholm, Anfang Oktober.( Eigener Bericht.) Der sozial demokratische Wahlfieg tann nicht dadurch verkleinert werden, daß die beiden Rechtsgruppen, Ronservative und Bauernverband, eben­falls einen Mandatsgewinn erzielt haben. Für den Bauernverband ist die Frage eines Stimmengewinnes nur eine Frage der Wahl­beteiligung der Bauern. Diese haben bisher allerdings feine Bust an Wahlen gehabt. In den Bauerndörfern war noch 1921 die Wahl beteiligung nur 20-35 Broz.. So wer es mehr eine organisatorische Aufgabe für den Bauernverband, zu höherer Stimmenzahl und damit Mandatszahl zu gelangen; denn anders als Bauernverband wählt der schwedische Bauer nicht.

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Bolitisch ist dagegen das günstige Abschneiden des Konser pativismus zu bewerten. Dieser hat die Wahlschlacht mit allen verfügbaren Kräften geschlagen. Bom Parteiveteran Admiral Lindhagen bis zum jüngsten Barteirefruten stürzten sich die Konservativen in den Kampf mit Versammlungen, Flugblättern, Bahlzeitungen, Plakaten, vielerorts fah es aus, als gäbe es über haupt nur zwei Parteien, Konservative und Sozialdemokraten. Das Hauptthema der konservativen Wahlagitation war die Militär­frage. Sehr zustatten bom den Konservativen ein von der fon­fernativen Regierung in legter Stunde ficher nicht ohne mahl taktische Absichten herausgebrachter Bodenreforment­wurf, der zwar teilweise von dem sozialdemokratischen Bodenpro­gramm abgeschrieben war, aber trotzdem als Beispiel für die Borzüglichkeit einer fonservativen Regierung gepriesen purde Alles das trug den Konservativen einen vollen Sieg über den mantel. mütigen, in der Militärfrage unselbständigen, durch die Alkohol­frage gespaltenen Liberalismus ein. Im Bergleich zu der Sozial­Demokratie aber, das muß betont werden, find felbst die konserva tiven Sieger" arg ins Hintertreffen geraten. Die Ro Kroativen haben gegenüber 1921 einen Stimmenzuwachs von rund 12 000, die Sozialdemokraten aber von 60 000, also glatt das Fünf. fache erzielt. Und der Erfolg ber Ronfervotiven geht ausschließlich auf Kosten der Bürgerlichen selbst, der Liberalen, während die Sos zialdemokraten ihren Stimmenzumachs mohl auch von den Kom. munisten, bie runb 5000 verloren, zum größten Teil aber von

den Liberalen holten

War bei den Konservativen Geschlossenheit, so bei den Liberalen 3erfahrenheit, 3ersplitterung, Eigenbrötelei, Unflarheit. Die libe­rale Niederlage ist vor allem aus der 3ersplitterung des schwedi schen Liberalismus in der Altoholfrage entsprungen. Nicht genug, daß sich die Liberalen Schwedens   als Anhänger und Gegner cives Altoholverbots in zwei Parteien, Liberale" und Frei­finnige", gespalten haben, diese führten unter sich einen Rampf, der on But und Schärfe nichts zu wünschen übrig ließ. Aller dings: Bis in die Reihen der Sozialdemokratie trug die 21foholfrage ihre lähmende Wirkung, indem es an einzelnen Orten zu zwei sozialdemokratischen Listen oder zu starter Störung ber Porteidisziplin tam

Trobem siegte die spedische Sozialdemokratie, siegte infolge ihres nüchternen, flaren Beges, der den Rüstungswahn= sinn ebenso ablehnt wie die Pflicht zur Landesverteidigung be­jaht, siegte sowohl über ben radikalen Fanatismus der Kommuni mer ften wie über die Versuche der Politisierung der Alkoholfrage. schwedische Kommunismus hat seine letzte Stellung in der Hauptstadt verloren und hält sich mit ganzen fünf Abgeordneten fläglich in einigen Minen distrikten, wo profitgieriges aus­ländisches Kapital die Bauernföhne zu Minenarbeitern profetari. fiert hat.

Noch ist nicht befonnt, was der tonfervative Regierungschef Irnggor anzufangen gedenkt. Aber nicht nur bie fozialbemo fratifchen, auch bürgerliche Blätter verlangen seinen Rücktritt. Nach der politischen Tradition Schwedens   ist zu erwarten, daß der König die Sozialdemokratie als größte Partei und stärkste Ge winnerin mit der Kabinettsbildung beauftragt. Sicher wird die schwedische Sozialdemokratie einen an fie fommenden Auf­trag zur Regierungsbildung nicht ablehnen. Ihre Regierung wird eine Roolitionsregierung sein, da sie ja nicht die absolute Mehrheit hat.

Der Vorwärts"-Interviewer Herriots. Französische   Antwort an Stresemann  . Paris  , 6. Ottober.( Eigener Drahtbericht.) In der angesehenen lintsgerichteten Wochenschrift Le Progres Civique"( Der bürgerliche Fortschritt) heißt es: Der deutsche Außenminister Stresemann hat Anstoß an gewissen Worten genommen, die Herriot ge sprofen hat. Cinem, Borwärts"-Rebafteur gegenüber nämlich hatte der französische   Ministerpräsident den Wunsch geäußert, daß die Demokratie in Deutschland   festen Fuß faffe. Herr Stresemann tut so, als erblicke er darin eine Einmischung in bie heutfchen Angelegenheiten. In Wirklichkeit fann bapon gar feine tebe fein, da die demokratische Republit bas offi. zielle Regime des Reiches und durch die Beimarer Ber faffung festgelegt ist. Wenn die Deutsche   Boltspartei gegen märtig sich nicht nach der Reattion orientieren und dieser den Weg zur Macht zu ebnen versuchen würde, so würde ihr Führer Stresemann   nicht daran denten, sich über die Bevorzugung aufzuregen, bie bei uns für die deutschen   Lintsparteien herrscht. Er wird sich aber damit ab finden müssen. Es find Die Lintsparteien, die die Sympathien der französischen  Boltsmassen genießen, und es find die Nationalisten und Junker, die Treiber zur sozialen Reaktion, zur Monarchie im Innern und zum Krieg nach außen, die bei uns Berdacht und Efel erregen. Je tiefere Wurzein die Republit in Deutsch  . land fassen wird, je mehr die Butschiften entmutigt sein werden, desto mehr haben die Beziehungen zwischen Frankreich   und Deutsch  land Aussicht, befriedigend zu wirken. Als Reisaußen minister dürfte Herr Stresemann diese Tatsache nicht ignorieren. Es ist jedenfalls nötig, daß er unsere öffentliche Meinung richtig Pennenlernt in einer Stunde, wo er selbst mit der Re. attion gegen die Demokratie gemeinsame Sache macht.

Bankendämmerung in Oesterreich  . Eine verkrachte monarchistische Bank in Wien  . Mien hat die neue Woche mit einem neuen Banttrach begonnen, noch ehe sich die Gemüter über die Castiglione- Affäre beruhigt haben, In diesem Falle handelt es sich um eine Bant, deren besonderes Kennzeichen der Verwaltungsrat ist und in der eine ganze Reihe alter Monandhiften figen, fo unter anderem als Präsident ber frühere Feldmarschalleutnant und Landesverteidigungsminister Karl Czapp und ein Oberst Hussared. Die Bank haufte in einem Dom Staate gemieteten Gebäude. Es gelang ihr durch ihre umfassende Werbung etwa 2% Milliarden Kronen an Depositen an sich zu ziehen. Außerdem hatte sie sich erhebliche Mittel dadurch beschafft, daß sie die von ihren Kunden eingelegten Bopiere verpfändete und verlaufie. So find Passiven Don etwa 15 milliarden etma 900 000 Goldmark österreichischen Kronen standen. Unter den Leibtragenden befinden sich auch die Angestellten, tie ihr Septembergehalt nicht bekommen haben.

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Eine besondere Note erhält der neue Banfffandal dadurch, daß noch am 25. September eine englische Gruppe die Mehrheit der Aftien gekauft hat und der gegenwärtige Machthaber der Bant, der holländische Generalfonfut Ronen, die Haftung übernahm. Außer dem wird ein Ministerialrat beschuldigt, dieser englischen Gesellschaft die Bank mit der falschen Angabe, daß sie mit 800 Millionen Kronen aftin fei, empfohlen zu haben. In Wirklichkeit ist die Bant mit 15 milliarden paffiv.

Ein Vater an die Eltern.

Ein Baier bittet uns um die Veröffentlichung folgenden Schrei. bers, das er an die Eltern richtet:

Das Amt des Beraters der Schulgemeinde haben die Schüler non fich aus dem Direttor angetragen. Er hat die Annahme abgeschlogen und erft, als der Schülerausschuß nach nach­maliger Beratung ihn erneut barum bat, sich einverstanden erklärt. Leider hat das Behrerfollegium in feiner Mehrheit die Schul­gemeinde fabotiert. Die Stellungnahme des Tag" zu der Ange­legenheit der Reifeprüfung ist geradezu standalös. Der Diret­schriftlichen Arbeiten von den beaufsichtigenden Lehrern gemacht worden waren und den Verdacht von Läuschungsabsichten einzelner Schüler meden fonnten, pflichtgemäß an die Schul­aufsichtsbehörde berichtet. Alles weitere verfügte dann das Pro­pinziaffchulkollegium, und zwei Schüler wurden dann von der Brü­fung ausgeschloffen. Der Direktor fann gar nicht von sich gelassene Schüler sind unter dem Prüfungsvorsitz des Direktors aus Schüler von der Prüfung zurüdmeiſen. 3mei nachträglich zu­Durchgefallen, und zwar auf Beschluß der Gesamtkommission. Ge rade in demjenigen Fach, in dem der Direktor selbst prüfte, wurden ihre Leistungen als den Anforderungen entsprechend befunden. Die Hee gegen unseren Parteigenoffen Oberstudiendirektor Schumann paßt ganz zu dem, was mir in den letzten Jahren an Angriffen gegen lintsgerichtete Pädagogen bei der Presse der rechtsstehenden Parteien erlebt haben. Es liegt System in dieser Hehe!

Wer seine Kinder aus dem Einfluß der alten Schule befreien mill, hat jest Gelegenheit dazu. Es ist nur ein kurzes Schreiben nötig, daß Ihr Euer Kind aus Gründen des Getor hat lediglich gewisse Feststellungen, die bei der Anfertigung der wissens nicht mehr am Religionsuntericht teil nehmen laffen wollt. Und dann fügt Ihr den Antrag hinzu, Euer Kind in eine weltliche Schule umzuschulen. Für das Winter halbjahr ist es jetzt sofort nötig, ehe am 10. Oftober die Schule wieder beginnt. Der nächste Termin wäre sonst erst wieder zum 1. April 1925. Eltern, die in Berlin   wohnen( Alt- Berlin, Bezirk 1 bis 6) und in ihrer Gegend feine weltliche Schule zur Verfügung haben, stellen bei der Schuldeputation von Berlin  ( Stadthaus Kloster. ftraße) schriftlich den Antrag, daß ihr Kind nach dem und dem Be­airt in die und die Schule umgeschult werden soll, z. B. nach Lichten berg, Spandau  , Neukölln usw. Ihr könnt natürlich diesen Antrag brieflich oder mündlich auch bei dem Rathaus des betreffenden Ortes ftellen, zu dem die weltliche Schule gehört. Es muß Euch überall Rai erteilt werden.

Laßt Euch nicht von den Reftoren Eurer bisherigen Schulen einschüchtern; sie werden Euch umzustimmen versuchen. Die neuen Schulen werden alljährlich von hunderten von Gästen aus aller Welt aufgesucht, um den modernen Schulbetrieb zu studieren. In Zeitschriften und Versammlungen spricht man be­geistert davon. Aber die Reaktionäre, die mit Neib und Sorge auf die neue Schule bliden, verleum ben sie. Ein großer Lügen felbzug ist im Gange! Laßt Euch nicht dadurch irre führen! Meinen sehr begabten Jungen meldete ich schon vor Jahren vom Religionsunterricht ab. Was er dann als Dissident an giftigen Bemerkungen hat cushalten müssen, ist nicht zu beschreiben. Aber er hat diesen Kampf des Proletarierjungen tapfer burch. gefochten. Er befam ein mittelmäßiges Zeugnis: in allen Fächern jahrelang bloß genügend". Dann ließ ich ihn in eine weltliche Schule umschulen. Dort wurde er froh, fleißig, geman dt im Denken, Sprechen und Schreiben, vor allem im 3eichnen, weil man dort seine Begabung erkannte und Er ist aus einem tüchtigen Jungen auch etwas Tüchtiges machte. jetzt nur mit den Urteilen gut und sehr gut" entlassen worden. Plappert also doch nicht die gemeinen Lügen der Rechtspresse nach! Ich begreife nicht, wie ein Arbeiter, der ein bißchen nachdenkt, sich noch durch Tanten und Nachbarn von diesem Schritt zurück­halten laffen fann.

Schwere Verkehrsunfälle in Weißensee. Die Zusammenstöße überstürzen sich. An der Kreuzung der Greifswalder und Grellstraße stießen gestern abend gegen Uhr ein Wagen der Straßenbahnlinie 160 und ein Kohlenwagen der Firma Franz Montag, Pappel­ollee 63, zusammen. Der Kohlenwagen wurde durch die Elektrische etwa sechs Meter mitgefchleift, wobei der Kutscher   Karl Thomas, Bappelallee 40, und fein Mitfahrer Rudolf Beier aus der Pappel­allee 40, von ihren Giger geschleudert wurden. Man schaffte beide nach dem Krankenhaus am Friedrichshain  , wo bei Thomas schwere innere Berlegungen und bei Beier innere und Kopfperlegungen fest geftellt wurden. Kurz vorher hatte sich gleichfalls in Weißenfee ein schwerer Berkehrsunfall zugetragen. Nachmittags gegen 5 Uhr stießen an der Ede Rennbahn- und Partstraße in Weißensee ein Berfonentrafimagen und eine Rraft. broschte zusammen, und zwar mit solcher Bucht, daß sich die Straftbroschte überschlug. Berlegt wurden ihre vier Infassen.

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Palastrevolution im Leibniz- Gymnasium".

Unter dieser Ueberschrift ferniert der Tag" feinen Befern. ein Gefchichtchen, um unseren Parteigenossen, den Oberstudien direftor Schumann vom Leibniz- Gymnasium, einmal ge zugeben. Affo: Schumann hat, behauptet ber Tag", in der Pro hörig anzurempeln. Wir wollen versuchen, den Inhalt" wieder­

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vinz zwei Anstalten nacheinander völlig heruntergewirtschaftet und bann offenbar, um unschädlich gemacht zu werden die Leitung einer Berliner   Anstalt erhalten. Auch das Leibniz- Gymna. fium hat er mohlgemerkt: er leitet es erst seit dem 1. Mai 1924! so auf den Hund gebracht, daß die Lebens fähigkeit in Frage gestellt ist und man in eingeweihten Kreisen fähigkeit in Frage gestellt ist und man in eingeweihten Kreifen mit der Möglichkeit rechnet, daß das Gymnasium eingeht". Er persuchte, das Morgengebet in der Aula" abzuschaffen, wodurch er besonders die Ratholiten in der Elternschaft vergrämte. Für eine behörbliche Entscheidung rächte er sich an den Schülern, denen er fich im übrigen als Bertrauensmann für die Schulgemeinde auf brängte. Er wies fünf Abiturienten um einerleinigkeit" millen von der Brüfung zurüd. So waltet er tyrannisch seines Amtes, und die Berliner   werden gut tun, unter Ausnutzung des schönen Wetters fich noch einmal die Stelle anzusehen, von der das einst blühende Leibniz- Gymnasium demnächst verschwunden sein wird. Zu dieser Darstellung des Lag" seien hier einige Erläute rungen gegeben. Direttor Schumann hat die früher ihm unter­wie alle Gymnasien in fleinen stellt gemefenen Anstalten, die Städten stets mit Frequenzschwierigkeiten zu fämpfen hatten, mit stets mit Frequenzschwierigkeiten zu kämpfen hatten, mit einer beachtenswerten Steigerung der Schülerzahl abgeben tönnen. Das Gymnasium zu Witt stod hat er nicht, mie der Lag" be­hauptet, pon 300 auf 80, sondern von 120 auf 150 Güler gebracht. Im Leibniz- Gymnasium, das angeblich be­reits zahlreiche Schüler verlaffen" haben, betrugen bie Abmeldungen in den Sommersemestern 1920: 39, 1921: 46, 1922: 34, 1923: 35, 1924: 21. In den Sommersemestern pflegt die Zahl der Ab­meldungen nicht gering zu fein, fie war aber am niedrig.

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Meineidsprozeß gegen einen Stadtrat. Spandauer   unbefelbete Stadtrat Eggert, der früher Ge­Bor dem Schwurgericht des Landgerichts 3 in Berlin   hat der meindevorsteher in Stanken mar, fich auf die Antiage des Meineids zu verantworten. Heter Eggert. ber verheiratet ist und mehrere Kinder hat, war in Etaofen das Gerücht verbreitet worden, daß er zu einer Angestellten im Gemeindejäuglingsheim, der Fürsorge­schmefter Megger, unerlaubte Beziehungen unterhalte, Gegen bie Urheberin dieses Gerüchts, eine neben der Fürsorgeschwester wohnende Frau Barmann, ftellten Stadtrat Eggert und Schwe fber Megger Strafantrag wegen Beleidigung, aber das Schöffen­gericht Spandau   und als Berufungsinstanz auch das Landgericht 3 sprachen Frau Bärmont frei. Danach wurden Eggert und Fräu­lein Metzger, die vor Gericht unter ihrem Eid jenes Gerücht als unwahr zurüdgewiesen hatten, des Meineids angeklagt Da die Angeklagte Megger jegt lungenleidend in einer württember­gilchen Heilanstalt liegt, so wird zunächst nur gegen Eggert ver­hondelt. Die Berhandlung findet unter Ausschluß der Deffentlich­feit statt.

Der Angeflogte Eggert bestreitet die ihm vorgeworfenen Beziehungen zur Schwester Megger und den ihm zur Last gelegten meineid. Frau Bärmanns angeblich von ihrer Wohnung aus ge machte Beobachtung, daß er mehrfach zur Nachtzeit in Fräu lein Meggers Wohnung gewesen sei, fönne fich nur aus einer Personenverwechslung erklären. In der Verhand­lung wurde durch den Bürgermeister Dr. Her 3. den das Gericht über Eggert vernahm, zur Sprache gebracht, daß bei der Verbrei­tung der Gerüchte politische Gegenfäße eine Rolle gespielt hätten. Eggert war früher Lehrer, trat nach der Revolution in die Sozialdemokratische Partei   ein, wurde dann Gemeindevorsteher von Staafen und erhielt nach der Eingemeindung das Amt eine umbe­foldeten Stadtrats in Spanbou. Der als Zeuge vernommene Arzt Dr. Kornfeld aus Staaten bestritt, Urheber der Gerüchte gewesen zu sein. Er bestätigte aber, daß er Geld zu einer Samm­Iung für Frau Barmanns Berteidigung im Beleidi gungsprozeß gegeben habe. Der Staatsanwalt beantragte gegen Eggert eine Zuchthausstrafe von 1 Jahr 5 Monaten. Die Ber­teibiger wiesen auf die Unmahrscheinlichkeit der von der Zeugin Bärmenn gegebenen Darstellung hin. Das Gericht teschloß eine Ortsbesichtigung der Bär­mannschen Wohnung und Aussetzung der Verhandlung bis Freitog.

Die schlechte Krankenhauskoft.

Die Bereinigung fogialdemokratischer Aerzte" nahm folgende Entschließung an:

Wir stellen mit Entrüftung fest, daß der Aufwand für die Beöstigung der in den Groß- Berliner Krankenhäusern, rrenanstalten und Hofpitälern befindlichen Kranken gänzlich unzureichend ist. Für die tägliche Verpflegung eines Batien­ten im Krankenhause stehen jegt nur 1,10 M. zur Verfügung. Berücksichtigt man, daß die Nahrungsmittel jetzt mindestens um ein Im Frieden wurden hingegen 1,30 m. bis 1,40 m. verausgabt. Drittel teurer find als in der Borfriegszeit, so ist es ohne weiteres flar, daß bei einem Beföftigungsfag von 1,10 m. den Kranten und dem Personal nur eine ganz unzureichende Ernäh= rung geboten werdent fann. Tatsächlich wird zurzeit in den großen Berliner   Krantenanstalten entsprechend den Bestimmungen des Magistrats eine Roft verabreicht, die sowohl die für notwendig erachteten Nährmitteleinheiten, wie auch die erforderlichen Eiweiß­und Fettmengen in geradezu erschreckender Weise vermissen läßt.

Wir sozialdemokratischen Aerzte protestieren gegen eine der­artige gänzlich ungenügende Bersorgung der Kran­ten, denen auf diese Weise die Grundlage zur Gesundung entzogen ist. Wir fordern nom Magistrat die umgehende Erhöhung der Be­töftigungsfäße und weisen noch befonders darauf hin, daß die städti­fen Kurfosten, bie die Kranfenfassen und Selbstzahter tragen müssen, um mehr als die Hälfte gestiegen find, während dem Per­fonal feine höheren Löhne als vor dem Kriege gezahlt werden.

Eile tut not!"

Der Winferfahrplan der Eisenbahnen am 5. Oktober in Kraft. Er bringt, wie üblic, eine Reihe wichtiger Aenderungen auf den meisten Streden, Wegfall befonderer Sommerzüge usw. Jeder, der öfter reift, wird gut tun, sich durch das neue Storm- ursbuch vor unliebfamen lleber­

rafchungen zu schüßen. Der Storm bringt die Ausgabe Neich( 3.-), ferner noch die befannten neun Rebenausgaben für bie verfchiedenen Verkehrs. grbiete. Für ben internationalen Berkehr feien Hendschels Telegraph, für Schnellzüge bas Alohblursbuch gleichzeitig empfohlen.

ften in 1924 unter dem Direttor Schumann! ht Parteinachrichten

einer von den 21 hat das Leibniz- Gymnasium mit einem anderen biesigen Gymnasium vertauscht, die Abmeldungen dürften also nicht Einsendungen für diese Stuhrit finb mit der Berson des Direktors im Zusammenhang stehen. Zurzeit besuchen noch rund 450 Schüler die Anstalt.

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Ein Morgengebet in der Aula", von dem der ,, Tag" erzähit, Gegen das gibt es am Beibniz- Gymnasium überhaupt nicht. laffengebet in Anmesenheit von Schülern verschiedener Kon feffionen und der Diffidenten hat der Direktor Einspruch erhoben, da dieser Brauch, der übrigens mit Recht an einer ganzen Reihe von Schulen in Berlin   und außerhalb abgeschafft ist, die Möglichkeit religiösen 3wanges in fich schließt. Gerade katholische Elten haben dem Direktor erklärt, fie fönnte dieses interfonfessio nelle Gebet", zu dem die Schüler von einem andersgläubigen Sehrer aufgefordert werden, nicht als Gebetübung anerkennen. Die Entscheidung des Ministers macht die Befreiung von diesem Klassen. gebet abhängig von einer Bitte" des Erziehungsberechtigten. Diret­for Schumann läßt dem Religionsunterricht gerade auch ber reii­giösen Minderheiten fede Förderung angebeihen. Der katholische farrer mie der jüdische Religionslehrer werden das bestätigen. Weber die im Tag" behaupteten Proteste der gesamten Elternschaft noch solche des Elternbeirats find bisher bei einer vorgesetzten Be hörde eingegangen. Der Borsigende des Elternbeirats, Bastor Samade, hat allerdings schon im Juni beim Minister die Amts. entfehung des Direktors beantragt. Er hat als Borsitzender des Elternbeirats und im Namen der gesamten Elternschaft zu sprechen angegeben, ohne sich auf einen Beschluß dieser Körperschaften ftüßen zu können. Bom Elternbeirat zur Rechenschaft gezogen, hat er biefem erklären müssen, daß es fich um eine rein persönliche Angelegenheit" von ihm gehandelt habe.

Berlin   68. 68, Sindenstraße 3,

für Groß- Berlin

ffets an bas Bezirkssekretariat, 2. Sof, 2 Trep. rechts, zu richten.

Morgen, Mittwoch, den 8. Oftober: 32. Abt.  ( Berichtigung.) 7 Uhr Gruppenzahlabenbe. Gruppe Wilhelm Kluge bei Seinrich, Lange Str., Ede Krautfte. Gruppe Meister im Böhmischen Bereins­haus, Markusstr. 89. Gruppe Teuert, Schule Lange Str. 31, 8immer 55. Gruppe Wartmann, Schule Fruchtstr. 38.

54. Abt. Charlottenburg  . 6. u. 7. Gruppe. 7 Uhr Sahlabend, Jugendheim, No­finenftr. 4. 5. Gruppe Donnerstag, den 9. Dft., 7%, Uhr, Lotal Bühnemann, Selmholzftr. 39.

86. Abt. Marienborf. 7, Uhr 8Bahlabende: 1., 2. u. 7. Bez. bei Roeple, Bergstr. 7.­3., 4., 5. 1. 6. Bez Niendorf, Chauffeestr. 19. 8., 9., 10. Bez. bei Findeifen. Friedenstr. 6 Auch nichtorganisierte Borwärtsleser haben Zutritt. 82. Abt. Steglig. 8ahlabend in ben bekannten Lokalen. 92. Abt. Reutölln. 7 Uhr Sahlabende. Für die Bezirle 14, 29 und 30 bei Klein, Bubenbruchstr. 15; Bezirle 27/32, 28/33, Schule Elbestraße. Bortrag des Genossen Bofe: Rulturaufgaben ber Sogtalbemokratie"; Bezirte 31/44, 45/55 bei Bolff. Raiser- Friedrich- Str. 178; Begirte 46/59, 72/73 bei Dahje, Richarbitr. 108. Die Genoffen des 47. Begirls( 95. bt) nehmen am Zahlabend bet Dahse, Richard­ftraße 108 teil. Erscheinen Pflicht!

Jugendveranstaltungen.

Die weitere Probe zum Chorwert Das Rad" findet heute, Dienstag abend, 8 Uhr, im Jugendheim, Cindenstr. 3. statt. Alle Jugendgenoffen und Genojfinnen, die bisher teilge­Wunsch erstattet. nommen haben, müffen unbedingt erscheinen. Fahrgeld wird auf

Achtung, Mitglieber! Die Theaterabonnements merben am Freitag, den 10. b. M., non ben Abteilungsleitern abgerechnet. Nehmt die Gelegenheit noch wahr und zeichnet Euch bei Eurem zuständigen Abteilungsleiter ein.