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verfassungsmäßigen Lebens in Italien   fämpft, als unerläß­liche Borbedingung für das individuelle Parteileben der heute zur Opposition verschmolzenen Parteien. Ihre Einheit hört an dem Tage auf, wo sich in Italien   ein öffentliches Leben auf der Grundlage der Geseglichkeit und Freiheit verwirklicht: nicht einen Tag früher. Diese Opposition begrüßt die Entschei­dung von Livorno   mit Freude, aber nur deshalb, weil sie dem zaghaften Staatsoberhaupt die Möglichkeit bietet, sich mit dem Gedanken einer Regierungsbildung vertraut zu machen, die sich von der faschistischen Reaktion sanft zur rechts liberalen abtönen könnte. Für den Faschismus ist es gleich zeitig ein feelisches Bedürfnis und ein taktischer Kunstgriff, die Dinge so darzustellen, als ob es nach ihm nur noch eine Sint­flut geben könne, auf deren Wassern einzig der Weihwasser wedel Don Sturzos und Sense und Hammer von Sozialisten und Kommunisten herumschwimmen. Das Botum von Livorno   läßt eine weniger fatastrophenhafte Aussicht zu: die Rechtsliberalen find politische Leisetreter mit Riesenpantoffeln. Uebrigens geht aus einer Rede, die Mussolini   in der fon­ftitutionellen Bereinigung Mailands   am Tage der Eröffnung des Kongresses von Livorno   gehalten hat, doch mit einiger Deutlichkeit hervor, daß er die Liberalen schon verloren gab. Sonst hätte er wohl die oratorischen Reiterstiefel wenigstens für den Tag abgeschnallt. Statt dessen verkündet er dem Sinn nach: Man hat euch unter der Fahne der Frei­heit in den Kampf geführt, aber das war nur eine Prellerei; was ihr erkämpft habt, ist nur die Pflicht der Unterordnung. Mussolini   hat weiter gesagt, daß die Monarchie nie so angesehen war, wie jeßt. Das ist richtig. Und es ist auch richtig, daß sie dieses ihr Prestige dem Faschismus dankt, aber nicht in dem Sinne, wie es der Heerführer versteht. Die Monarchie ist angesehen, weil das Bürgertum in ihr die Kraft vermutet, das Land vom Faschismus zu er Iöfen; enttäuscht die Monarchie diesen Glauben, dann treibt sie stromabwärts, mit dem Faschismus...

" Dolchstoß von hinten".

Auch eine Geschichtsfälschung.

Bestrafter Beleidiger.

Der streikende Kriegsgerichtsrat! Wie dem Recht ein Schnippchen geschlagen wurde.

Die Schulstunde des deutschnationalen Rektors. Bielefeld  , 17. Ottober.( Eigener Drahtbericht.) Hier hat ein Be- Ein militärgerichtliches Idyll enthüllte die jüngste Sigung des leidigungsprozeß gegen den Reftor Bohnenkampf von Minden preußischen Untersuchungsausschusses über die politischen Morde. vor dem großen Schöffengericht als Berufungsverhandlung stattge. Zur Verhandlung stand der Fall Dänschel. Zwei Berliner   Ar funden. Der Angeklagte war von dem Schöffengericht in Minden   beiter D., Vater und Sohn, waren in den Märztagen 1919 von Sol. freigesprochen worden. Gegen das Urteil hatte die Staatsanwalt daten des Freiforps Lügom aus ihrer Wohnung geholt worden, schaft Berufung eingelegt. Dem Angeklagten wurde zur Last gelegt, weil bei ihnen der Stil einer Handgranate gefunden wurde, den der im Juli des vergangenen Jahres anläßlich einer Unterrichtsstunde in jüngere D. aus der Fabrit mitgenommen hatte, um sich einen Ge. einer Klasse der kaufmännischen Fortbildungsschule in Minden   den brauchsgegenstand daraus anzufertigen. Beide D. wurden dann im Schülern Scherze über den Reichspräsidenten Ebert   und dessen Hause der Handwerkerschule, Andreasstraße, wo der Stab des Gemahlin erzählt zu haben, u. a., daß Ebert im Speisewagen eines Freikorps Lützow lag, erschossen. Obwohl die Täter leicht zu D- 3uges Messer und Gabel falsch gebraucht(!) habe und ermitteln gewesen wären, verschleppte sich die Untersuchung des Falles von dem bedienenden Kellner auf das Unschickliche seines Benehmens um Monate und Jahre, weil zwei Militärgerichte sich jeweils für aufmerksam gemacht worden sei durch die Bemerkung: Exzellenz, es unzuständig erklärten und die Akten einander hin- und herüber schickten. fommt eine Rurve." Ferner erzählte er Scherze über einen Schmuck Schließlich entschied das Reichsmilitärgericht, daß das Komman der Frau des Reichspräsidenten  . Rechtsanwalt Wolfgang Heine   danturgericht Berlin   zuständig sei. Dieses erhielt von der als Vertreter des Klägers fennzeichnete das Benehmen des Anges Rechtsabteilung des Reichswehrministeriums die Aften zugesandt mit flagten als einen doppelten Verstoß gegen die Ehre zweier Personen. einer scharfen Rüge wegen der bisherigen ganz unnüßen Ber. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu einer Strafe von 500 m. fchleppung der Sache. Das Reichswehrministerium verlangte größte M. evtl. 50 Tage Gefängnis und Tragung der Kosten. In der Begrün Beschleunigung, aber das Gegenteil geschah. Der zuständige Kriegs. dung des Urteils wird gesagt, daß die durch die Beweisaufnahme gerichtsrat Rehfe stellte wegen ungerechter Rügeerteileng" feine festgestellten und durch die Zeugen befundeten Aeußerungen als er­Arbeit ein, und die übrigen Kriegsgerichtsräte lehnten in freuer wiesen anzusehen seien. In Anbetracht der Persönlichkeit des An­Solidarität eine Uebernahme des Dezernates Rehje wegen Ueber­nuhen, das Oberhaupt des Staates als minderwertig hinzustellen, geflagten und des Mißbrauchs seines Amtes, die Schulffunde zu be­arbeit" ab. So blieb, wie der Berichterstatter, Genosse Kuttner. feft, fei das Gericht über den Antrag des Oberstaatsanwalts( der 300 m. beantragt hatte) hinausgegangen und habe auf die ausgesprochene der deutschnationalen Bewegung in Minden  . Geldstrafe erkannt. Der betreffende Rettor Bohnenkampf ist Führer

Stahlhelmkrakeel.

Völkisch oder deutschnational?

Der so überaus unpolitische Stahlheim" macht augenblicklich eine Krise durch, die schlagend beweist, wes Geistes Kind dieser ,, Bund der Frontsoldaten  " ist. Das Rundschreiben der Bundesleitung, in dem gegen Ludendorff   mobil gemacht und den nationalsozialistisch gerichteten Mitgliedern mit dem Ausschluß gedroht werde, hat die waderen Mannen des Stahlhelm" einiger Eine ganz unverschämte Geschichtsfälschung leistet sich der maßen durcheinander gebracht. Die Völkischen und die Auch 14. Band von Beders Weltgeschichte", die bei der" llnion" völkischen fallen übereinander her und der Bund scheint von einer Deutsche   Berlagsgesellschaft, Stuttgart  , Berlin  , Leipzig  , erschienen Spaltung nicht sehr weit entfernt zu sein, wenn man einer zu ist. In diesem Band wird die deutsche   Geschichte bis zur Unterschrift in der Mecklenburger Warte" Bertrauen schenken darf. In zeichnung des Friedensvertrages fortgeführt. Das 25. Kapitel be- diesem Schreiben weist ein Stahlheimer das Rundschreiben der handelt die Revolution und den Friedensschluß. Es beginnt folge der Bundesleitung mit der Begründung zurück, die Bundesleitung wolle maßen: damit den Deutschnationalen zu Liebe die Gegner des Dawes- Gutachtens innerhalb des Bundes falt stellen, wie überaupt die Deutscnationale Partei um den maßgebenden Einfluß im Stahlhelm fämpfe. Berharre die Bundesleitung in ihrer Haltung, dann zerstöre sie den Kern der Organisation. Die Buschrift schließt mit den Worten:

,, In diesem Augenblick brach die deutsche Revolution aus....

da glaubten alle die, die faſt ſeit Kriegsbegin eben diesen Krieg für ihre fommunistischen und sozialistischen Ziele anfänglich erst in geheime., zuletzt in immer ungescheuter auftretender revolutio närer Agitation benutzt hatten, jezt sei die Zeit der Ernte für sie gekommen. Nur durch die Niederlage ihres Vaterlandes fonnten fie hoffen, ihr Ziel zu erreichen. Jetzt schien diese Niederlage in greifbare Nähe gerückt. Man konnte zum letzten Schlage aus­holen. Die Revolution erst im Innern, dann in der Etappe mußte die Widerstandskraft der Heimat, dann auch an der Front zusammenbrechen lassen. Es mar der Dolch stoß hinten"."

So geht es das ganze Rapitel hindurch.

DDN

Mit Geschichtsforschung und objektiver Würdigung der Ergeb. nisse hat diese Weltgeschichte" absolut nichts gemeinsam. Es lohnt sich nicht, dieses hanebüchene Machwert eines Berlagsunternehmens, das doch einiges Ansehen zu verlieren hat, fachlich zu berichtigen. Ben sich der Verfasser oder der literafche Ratgeber des Berlages die Mühe gemacht hätten, außer deutschationalen Hezflugblättern auch andere Quellen anzusehen, hätte dieser Mißbrauch der Druder. schwärze nicht passieren können. Das ist Geschichtsklitterung übelster Art. Einem Verlag, der sich dazu hergibt, unter dem Mantel des Ansehens eines größeren Geschichtswertes zum Träger absolut ver­logener und hetzerischer Agitationsphrasen der deutschen   Monarchisten zu machen, muß man in Zukunft mit allem Mißtrauen be­

gegnen.

Die Mitflieger.

Bon Bruno Frei  .

Die Augen der ganzen Welt waren in diesen Tagen auf das underbare Schiff gelenkt, das, Träume und Märchen der Menschheit verwirklichend, neben den Wundern des Fluges das vielleicht größere Wunder vollbrachte, das tausendfältig zerrissene Bewußtsein der Welt für die kurze Spanne dieser Tage zu einer lebendigen Ginheit zu verbinden. Hunderte von Millionen waren es, die den Verlauf dieses Ereignisses nicht nur mit der gespanntesten Aufmerksamkeit verfolgten, sondern auch mit ihren Wünschen begleiteten, die ach so wunderbarer Weise in ein einheitliches Ziel hinausliefen: Möge doch dieses fried­liche Schiff heil an sein Ziel kommen!

Liegt nicht hier der Kern des Weltereignisses, liegt nicht hier die Borahnung einer Menschheit, deren technische Leistung den Flug von Kontinent zu Kontinent als Selbstverständlichkeit ansehen und deren geistige Verfassung die Einheitlichkeit des Willens der Völker gewähr­leisten wird?

Die Menschheit ist eins und einheitlich, wenn sie eines einheitlich Das Bewußtsein der Welt spiegelt sich in der Presse. Während die 31 Tapferen durch die Lüfte flogen, leisteten zehntausende Journa­listen, Funker, Telegraphisten ued Stenographen schwere Arbeit. Ununterbrochen strömten die Nachrichten von Bord des Schiffes, und von allen Stationen der Reise nach allen Stationen der Welt: Sinnbild und Inhalt des gespannten Interesses der Massen. Das Publikum, das dem Wesen des Zeitungsdienstes wie ein ahnungs. lofer   Engel gegenübersteht und das Schwerste für selbstverständlich nimmt, weiß auch von diesen geistig Mitfliegenden" nichts, weil eine stillschweigende Uebereinkunft es dem Journalisten verbietet, über sich selbst und über seine Arbeit zu sprechen. Ueber den Erzeuger der Lackfarbe der Gondel darf er schreiben, über den Riesenapparat des Nachrichtendienstes nichts. Warum nicht auf diese Arbeit hin­weisen? Warum nicht die Leistung anerkennen, daß die Nachricht von der um 3 Uhr 11 Minuten mitteleuropäischer Zeit erfolgten Landung des Schiffes um 3 Uhr vierzig Minuten in den Redaktionen und wenige Minuten später in den Straßen der Stadt befannt war? Mittwoch um 3 Uhr 11 Minuten geschah es, daß die Rorrefpon­denten, die Funkbeamten und die Radioapparate zum ersten Male in der Geschichte des Beitungswesens geschlossen in den Ermüdungsstreit traten. Die Meldung von der Landung war die legte, die an diesem Nachmittage empfangen und ausgegeben wurde. Nach dreitägiger, schwerer Arbeit fielen die Menschen um, und die Apparate versagten den Dienst.

will. In diesen Tagen ereignete sich dieses Wunder.

Esan ging alles wieder seinen gewohnten Gang.

Der Stahlhelm wird sich selbst den Todesstoß verfeßen durch Ausstoßen der Besten. Was noch übrig bleiben wird, wird innerlich dem Beispiel der Deutsch   nationalen Bolts partei folgend, auf das Niveau der Ewig Weichen hin­abgleiten.

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Man darf die Stahlheimleute mit ihrem Richtungsstreit unter fich lassen. Festgehalten zu werden verdient aber das Eingeständnis, daß innerhalb der Stahlhelmorganisation die Nationalsozia schlaggebenden Einfluß ringen. Damit wird zugegeben, daß sich listische und die Deutsch nationale Partei um den aus der Stahlhelm  " selbst als der militärische Bortrupp ber monarchisten betrachtet. Er ist mit der bayerischen Reichs= flagge" auf eine Stufe zu stellen, deren Leitung erst fürzlich die Republik   als den inneren Feind bezeichnete.

Die füuf verlorenen Weichfeldörfer, die Polen   zugeteilt worden find, unterstanden bisher formal dem preußischen Amtsgericht Der polnische Ministerrat hat nunmehr be­schlossen, diese Gemeinden der Gerichtsbarkeit des Bezirksgerichts Mewe in Pommerellen   zu unterstellen.

Marienwerder.

stellte, das gesamte Dezernat Rehfe einschließlich des Falles Dänschel Staatsanwaltschaft im Oktober 1920 die Sache in die Hand bekam, bis zum Aufhören der Kriegsgerichte unbearbeitet liegen. Als die fonnte sie nur noch feststellen, daß jetzt die Spuren der Tat verwischt feien.

Der Ausschuß beschloß, diesen Fall als Reichssache dem Reichs­wehrminifterium zur Kenntnisnahme und weiteren Veranlassung zu überweisen.

Severing in Aachen  .

Die Wünsche der bedrängten Weftmark. Aachen  , 17. Oftober.( WTB.) Der preußische Minister des Innern Severing stattete gestern vormittag, von Trier   tommend, der hiesigen Regierung einen Besuch ab. Es fand eine interne Be sprechung im engeren Kreise mit Bertretern der Verwaltung statt. Regierungspräsident Dr. Rombach, der dem Minister für seinen Besuch dankte, hob hervor, durch die heutige Anwesenheit des Ministers trete nach außen die Tatsache in Erscheinung, daß die Trennungslinie, die bisher das besetzte Gebiet von unbelegten ge­schieden habe, gefallen fci. Es gelte, die Staatsautorität wieder aufzurichten und vor allem auch bei der Bevölkerung das Gefühl der Berlassenheit, das sie besonders während des Ruhr­kampfes gehabt habe, zu beseitigen. Der Minister wurde sodann über die besonders bedrängte Lage des in der äußersten Westmark gelegenen Regierungsbezirks unterrichtet. Eingehend wur­den auch die ungünstigen Eisenbahnverhältnisse be­sprochen. Der Minister sagte Unterstützung zu. Er erkannte durch aus an, daß der Regierungsbezirk Aachen   wegen seiner politischen Lage auf die besondere Fürsorge der Staatsregierung Anspruch er­heben könne. Nach der Besprechung trug eine Abordnung der Be amten verschiedene Wünsche vor. Hierauf begab sich der Minister zum Polizeipräsidenten, wo er von dem Polizeidezernenten Bei geordneten Dr. Scheuer begrüßt wurde. Der Minister dankte in feiner Antwort den Beamten für ihre musterhafte Haltung in den voraussichtlich heute abend erfolgen. vergangenen schweren Jahren. Die Rückreise des Ministers wird

Die Räumung Dortmunds  .

Hagen  , 17. Oftober.( WTB.) Bon zuständiger Seite erfahrer wir zur Räumung der Dortmunder   Zone: die Räumungszone erstreckt fich bis zum Schnittpunkt der nördlichen Grenze des Land. reises Hagen, dieser folgend bis zur Ruhr, später dürfte ütgendortmund geräumt werden, dagegen bleiben die zum Landkreise Hagen   gehörenden Städte Herdecke   und Wetter auch weiterhin besetzt.

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ent

feinen Anstoß daran nimmt, daß ihr Bildnis auf Millionen Briefen mit Druckerschwärze besudelt und wie Sie sich ausdrücker wertet wird, fo tann das auch meiner föniglichen Würde nichts schaden." Die am 15. November 1850 eingeführten preußischen Bestfreimarken trugen daher das Kopfbild Friedrich Wilhelms IV. Erst nach dem Regierungsantritt Wilhelms I. wurden die Marken ausschließlich mit dem Wappenabler versehen.

Ein Jubiläum der deutschen   Briefmarke. Am 1. November sind dreiviertel Jahrhundert das hingegangen, feit die erste deutsche Briefmarte ausgegeben wurde. Bayern   war der erste deutsche Staat, der diese englische Erfindung übernahm, und diese erste deutsche Marke, ein Kreuzer schwarz" die nur bis 1850 in Kurs blieb, ist heute eine Seltenheit ersten Briefmarten Ausstellung in Berlin   stattfinden, die nur Ranges. Aus Anlaß dieses Briefmarkenjubiläums wird eine deutsche Marken umfaßt. Bayern   war auf dem Kontinent nach in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht worden sind, Deffentliche Schlafhallen. Während in der Hygiene des Körpers der Schweiz   und Belgien   der erste Staat, der die Briefmarken ein führte. Aber seit der Ausgabe der ersten Briefmarken in England hat man sich mit der psychischen hygiene bisher noch wenig 1840 durch den Oberpostmeister Ronald Hill hatten bereits andere beschäftigt. Einer der ersten Vorfämpfer auf diesem Gebiet, der Staaten fich die neue Erfindung zunuze gemacht. 1843 folgte Bra- Gießener Psychiater Sommer, weist in der Klinischen Wochen­filien dem englischen Vorbild, 1845 Finnland  , 1846 Nordamerika. Schrift" darauf hin, daß man jeht in anderen Ländern, besonders in Die Erfindung der Briefmarke, die man fälschlich Hill zuschrieb, Nordamerika   und Frankreich  , der psychischen Hngiene große Auf­hat eine lange Vorgeschichte. Bereits in früheren Jahrhunderten merksamkeit zuwendet. Sommer hat bereits im Jahre 1901 betont, hatte man versucht, den Postverkehr auf diese Weise zu vereinfachen. daß man dem Geist und den Nerven nicht nur bei Kranken, sondern So berichtet der französische   Chromist Pelisson- Fontanier, daß Lud- auch bei gefunden Menschen eine befondere Pflege angedeihen lassen wig XIV. 1653 dem Staatsrat Velayer das Privileg verlieh, in den müsse. Um nervösen Uebermüdungen vorzubeugen, die den Menschen verschiedenen Stadtvierteln von Baris Brieffästen anzubringen und plötzlich überfallen und deren gewaltsame Ueberwindung sehr schäd­die für die Pariser bestimmten Briese durch Boten gegen eine Ge- lich ist, schlug er voor. öffentliche Schlaf- und Ruhehallen einzurichten, in denen der Ermüdete sofort Erholung finden fann. Dieser Ge­bühr von 1 Sou verteilen zu lassen. Wer Briefe aufgab, mußte fleine Blättchen faufen, die an den Briefen befestigt wurden und dande wurde zum erstenmal 1911 auf der Internationalen Hygiene­den Aufdruck enthielten: Payés", bezahlt, samt dem Datum. Diese Ausstellung in Dresden   verwirklicht. Die in dem Ausftellungspark andere derartige Einrichtungen, wie z. B. die Ausgabe von Stempel- und Zubehör sowie einer Anzahl fleinerer Räume, in denen Ruhe­Neueinrichtung fand aber dann keine weitere Nachahmung, und auch eingerichtete Schlaf- und Ruhehalle wurde viel benutzt. Das ein­stödige Gebäude umfaßte zwei Hallen mit bequemen Ruhelagern bogen zur Franfierung von Briefen in Sardinien  , fanden feine Berbreitung. 1823 wurde dem Stocholmer Reichsrat ein Plan zur stätten vorhanden waren. Die Pläge wurden für 1 bis 2 Stunden Einführung von Briefmarken unterbreitet; 1835 schlug der Englebermüdung geschützt und sie neu gestärkt. Eine Einführung dieser vergeben. Die Einrichtung hat viele Besucher der Ausstellung vor. länder Knight dem Parlament die Einführung gestempelter Brief­fuverts vor. Hill war daher nicht der Vater dieses Gedankens, fegensreichen Einrichtung in den größeren Städten ließ sich aber ober er hat die Idee zuerst in großem Maßstab praktisch ausgeführt bisher nicht durchlehen. Zweifellos würde die geistige Gesundheit des und die Welt recht eigentlich mit ihr beschenkt. Großstädters, dessen Nerven im täglichen Leben so großen An­strengungen ausgefekt find, dadurch gewinner, wenn ihm hier und da auch solche geistigen Bedürfnisanstalten" geboten würden, in denen er eine kurze Zeit der seelischen Ruhe und Entspannung pflegen fönnte.

und zwar fam es dabei zu einem amüfanten Zwischenfall. Der In Breußen wurden die Briefmarken erst 1850 eingeführt, Kommissionsret Wedding erhielt den Auftrag, die Einrichtung in England zu studieren, eine Anzahl Muster son Marken mitzubringen und die erforderlichen Maschinen zur Herstellung zu beschaffen. Nun zeigten die englischen Briefmarken von Anfang an das Bild­nis der Königin Biktoria, und es lag daher nahe, für die preu­Pifchen Marken das Kopfbild Friedrich Wilhelms IV. zu wählen. Der damalige Generalpostmeister Schmückert hielt aber diesen Ge­danken für höchst unschicklich; er erklärte, es miderstrebe feinen: monarchifchen Gefühl, das Allerhöchste Bildnis durch Drucker­Schwärze verungieren und durch Briefstempel entwerten" zu fassen. Es wurden daher für die ersten preußischen Marten verschiedene Muster vorgeschlagen, wie heraldische Adler mit einem Bosthorn in den Fängen, fliegende Tauben mit einem Brief im Schnabel usw. Als der General postmeister disse Muster dem König vorlegte, fragte diefer aber sofort: Warum ist für die Marken nicht nach dem Borbild von England mein Bildnis genommen worden?" Als Schmüdert seine Bedenten geltend machte, unterbrach ihn der König unwillig: Ach was, dumes Zeug! Wenn die Königin von England

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Vorträge. Prof. Frit Brüggemann spricht in der Riterarischen Bereinigung des Berliner   Lehrervereins Sonnabend, abends 8 Uhr, im tönigstädtischen Realgymnasium, Elisabethstr. 57, über: Der Kampf um die bürgerliche Welt und ebensanschauung in der iteratur des 18. Jahrhunderts"." Dr. Hans W. Fischer faal des Rathauses feinen 2. Vortrag: Bom Tanz zur modernen hält auf Einladung der Voltsbühne Sonntag, abends 7%, Uhr, im Bürger­Bühnenkunst". Einlakkarten zum Preise von 50 Pf. am Saaleingang. Die Gaffspiele des raffischen Ballet's Diaghilem in der Großen Boltsoper finden auch noch Sonnabend und Sonntag statt.

Der Maler Hans Schadow   ist, 62 Jahre alt, in Bad Driburg   ge ftorben. Als Porträtmaler war er bei den Höfen sehr in Mode: er hat die meisten Fürsten   und viele berühmte Beitgenossen gemalt.

Die Beerdigung Anatole Frances findet Sonnabend, nachmittags 2 Uhr, in Gegenwart bes Präsidenten der Republit und fämtlicher Minister ftatt. Die Minister haben für diesen Tag jede Teilnahme an irgendeiner Ver­anstaltung abgefagt, um vollzählig bei der Trauerfeier vertreten zu sein. Auch der ehemalige Ministerpräsident Caillaug wird daran teilnehmen.