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fe. 512 41. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Ein Jahr Berliner Rundfunk.

Vom Siegeszug des Wechselstroms.  - Der neueste Stand der Nachrichtenübermittlung

Antennen, Drahtleitungen, Rabel, Eisenbahnschienen, Schnell dampfer, Flieger und Lenkluftschiffe sind die äußeren Zeichen eines Zeitalters, das drauf und dran ist, Raum und Zeit zu überwinden. Seitdem die Erde nicht mehr als Mittelpunkt der Welt erscheint, wird sie kleiner und immer fleiner. Es vergehen nicht mehr Mo­nate und Jahre, ehe wir die neuesten Nachrichten" aus den ent­fernten Teilen der Erde erhalten: mit Lichtgeschwindigkeit, mit 300 000 Rilometern in der Setunde werden sie zu uns getragen, und ftändig ist die Bevölkerung von den wichtigsten Geschehnissen aus jenen Gebieten unterrichtet, in denen neuzeitliche Nachrichten übermittlung heimisch ist.

Rundfunk und Draht.

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Bertretern der Presse wurde fürzlich vom Reichspost minifterium Gelegenheit gegeben, die neuesten Fortschritte auf diesem Gebiet fennen zu lernen. Zunächst ein Wettstreit zwischen Rundfunk und Draht. Die drahtlose Technit hat sich ja bei uns innerhalb des einen Jahres, da der erste Rundfuntfender in Berliu zu arbeiten begann es war am 29. Oftober v. Jahres, von 8 bis 9 Uhr abends eine ständig wachsende Zahl von Freunden erworben. Es mag jetzt bald an 400 000 eingefchriebene Rundfunk­teilnehmer, neben den immer noch vorhandenen Baungästen, geben. Eines der Probleme, an dem die Funktechnifer jegt arbeiten, ist die einwandfreie Uebertragung von Opern. Jeder Rundfunk­teilnehmer fennt die Leiden und Freuden, die ihm blühen, wenn die Sendeantenne, die ihn mit elettromagnetischen Wellen versorgt, die Stimmen der Sänger und Sängerinnen und des Orchesters zu ihn schickt. Bei der Borführung im Reichspostministerium wurde eine Oper, sowohl durch Rundfunk wie durch Draht, übertragen. Es

zeigte sich, daß die Drahtübertragung störungsfreier, also reiner ist. Tropdem dürfte die Rundfunkübertragung sich fiegreich durchsehen, da sie wirtschaftlicher zu arbeiten vermag. Aber Draht und Funt find nicht nur Wettbewerber, die sich gegenseitig den Rang ab zulaufen versuchen, fie fönnen sich auch prachtvoll ergänzen und helfen, wie zwei treue Brüder. Draußen auf dem Meere schwimmt ingendwo ein Dampfer. Seine Antenne ist zwischen den Lade­masten verspannt, und in einer Meinen Kabine fizzt der Funker, die Hörer an den Dhren, nicht um Musik zu hören die Rundfunk­fender sind bei ihm gerade nicht sehr beliebt sondern, um die Stimmen zu vernehmen die aus dem Raum zu ihn dringen, und vielleicht Antwort erheischen. Plötzlich wird laut und deutlich sein Schiff und er felber telephonich angerufen. Ein Griff und der Sen der ist mit der Antenne gefoppelt. Nun spricht er selbst hinans aus der Meeresainöde und feine Stimme mird flar und vernehmlich mitten in dem steinernen Meer der Großstadt gehört. Scheinbar ein ganz gewöhnliches Telephongespräch und doch fein gemöhnliches. Der Sprecher aus dem Bostministeriumn war zunächst mit der Funk­telle Norddeich   durch normale Telephonbrähte verbunden. Seine Sprache wurde dann den drahtlosen Wellen dieser, an der Water­fant liegenben, Fimtstelle überlagert und von ihnen hinübergeiragen dem in See befindlichen Schiff. Die Antwort des Funters ging dann ben umgefehrten Weg zurüd, unb so tönnte man auf diese effe von jedem beliebigen Telephonanihluß aus mit irgendwelchen melt auf dem Meere schwimmenden Verwandten oder Freunden Rich jederzeit unterhalten.

Eine neue Leistung des Wechselstrome.

Die brahtlose Stunft hat sich aber auch in anderer Weise als meid ole helferin der Drahttelearaphie und Telephonie erwiefen. Während es früher als ganz felbstverständlich galt, baß man über einen Draht nur immer jeweilig eine Nachricht senben fönne, isk es durch die Anwendung der Erkenntnisse der Hochfrequenztechnifer möglich geworden, zwei, drei, vier bis fechs und später vielleicht noch mehr Nachrichten gleichzeitig den selben Drahlweg entlang zu fenden, ohne daß fie fich gegenseitig störten. Der Strom, der hierbei berugt wird, ist nicht mehr ehrfamer Gleitstrom, sondern hin und her schwingender Wechselstrom. Menn man mum die Schwingungs. zahl der Wechselströme, die am Draht entlanglaufen follen, ändert, b. h. genau so wie in der Drahtlosen mit anderen Wellenlängen fendet, bann fann man über einen Draht mehrere Gespräche aleich zeitig in eine bestimmite Richtung schiden. Sender und Empfänger

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Der Mittelweg.

Von Sir Philip Gibbs  .

9.

Bertram hatte tief bedauert, daß Lute Chrifty so lange nicht in London   gewesen war, und freute sich, als er seine Unterschrift unter einem Artikel in der ,, Neuen Welt" las.

Christy war nur feiten in London  , und nach einigen Tagen oder Wochen in seiner Wohnung zog es ihn wieder nach Paris  , Berlin  , Wien   oder Rom  , um mit unerfättlicher Begierde zu sehen, wie die Sachen im Geiste der Völker und ihren sozialen Bedingungen ihren Berlauf nahmen. Das Re­fultat seiner Forschungen fonnte man dann in raditalen Blättern lesen unter dem Titel: Unser Spezialberichterstatter schreibt uns", und feine Artitel trugen ein taltes miffenschaft liches Gepräge, vollgepfropft mit Tatsachen und Statistiken und gänzlich unpersönlich. Die Flamme im Herzen dieses Mannes gab fich nicht darin fund, aber Bertram wußte, wie sehr sie von einer abseitigen Gruppe internationaler Männer und Frauen geschätzt wurde.

Diese bezeichnete Kenneth Murleß als ,, langhaarige Idea­listen, friechende Bazififten und daheimgebraute Bolschewisten". Auch Chrifin hatte er ein paarmal so genannt und hinzugefügt: Der Kerl müßte erfchoffen werden."

Er ist mein Freund," hatte Bertram gesagt. Renneth Murleß hob milde erstaunt die Augenbrauen. Ja? Ach, dann nähren Sie eine Schlange an Ihrem Busen, mein Lieber. Christy und Genoffen haben uns und unseren Idealen den Krieg erklärt."

,, Was für Idealen?".

Die gute alte Ordnung aufrechtzuerhalten, unsere Bor­rechte, Englands stattliche Schlösser, unser jo angenehmes Leben, was alles durch Steuereinnehmer und das gierige Geschrei des unerfättlichen Böbels schon arg bedroht ist."

Bertram widersprach heftig. Dieser Böbel hat im großen Kriege das Sterben besorgt und fordert jegt nur an­gemessenen, ausreichenden Arbeitslohn."

find bei diesem System der Drahttelegraphie denen der Drahtlosen recht ähnlich geworden. Der Vorzug dieses Systems, gegenüber der Funtentelegraphie, besteht einmal darin, daß das Nachrichten­geheimnis einwandfrei gewahrt wird und dann darin, daß dieje Nachrichtenübermittlung mit sehr geringer Kraft erreicht wird. Dann für Telegraphie und Telephonie gleich starte oder richtiger gleich aber hat die Ausbildung der Elektronenröhre es möglich gemacht, schwache Kupferdrähte in den Kabeln zu benutzen. Früher mußte man, da der Telegraphiestrom wesentlich stärker ist als der Telephon­strom, für diese Zwede ziemlich starte Kupferdrähte benutzen, die natürlich viel teuerer waren als die Telephondrähte. Seitdem man

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aber den Telegraphierstrom durch Einschalten der Elektronenröhre in jedem gewünschten Grade verstärten fann, genügen für bas Telegraphieren auch schwächere Ströme und damit auch schwächere Drähte.

Elektronenröhre und Seekabel.

Es war eine Großleistung der Technit, bevor die Drahtlose ihren heutigen Stand erreicht hatte, die Erdfeile durch Rabel   mit einander verbunden zu haben. Aber diese Kabel hatten einen großen Nachteil. Es dauerte immer längere Zeit, ehe der durch das Kabel geschickte Strom am Ende des Rabels so fräftig wurde, daß die Telegraphenapparate ansprachen. Dadurch war der Schnelligkeit des Telegraphierens eine gewisse Grenze gesetzt. Höchstens 150 Buch­staben in der Minute Connten durch solch ein langweiliges Rabel hindurchgefondt werden. Heute hat man diese Geschwindigkeit faft verzehnfacht. Mit der Geschwindigkeit eines Schnellredners zeichnet

Entschuldigungen hatte die Jugend der Gymnasien, Universi­täten und des Landadels nicht gesucht."

,, Stimmt!" sagte Bertram. Sie haben sich brav ge­halten. Keiner besser."

,, Wie gut, daß du menigstens soviel zugibst, Bertram!" fagte Joyce höhnisch. Es flang wie eine Herausforderung. Das war im Salon des Hauses in Holland Street, Joyce lag auf einer Menge der buntesten Rissen auf dem Sofa, die übereinander geschlagenen Beine ließen die langen Seiden­strümpfe sehen. Eine reizende, schlanke, goldhaarige Erschei­nung in einem enganliegenden Jumper, so jung und frisch, daß es selbst Bertram kaum glaublich erscheinen wollte, daß sie Mutter eines Kindes gewesen war. Wie schön war sie doch! Wie gut, sie wieder hergestellt zu sehen.

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Warum sollte ich das nicht zugeben? Es ist doch eine geschichtliche Tatsache."

,, Aber du nimmst immer die Seite der gewöhnlichen Leute. Schreibst die Arbeiterpartei groß. Das ist uns gegen­über eine Untreue."

Bertram rüdte unruhig hin und her. Sprich doch um Gottes willen nicht immer von den einfachen Leuten, als wenn sie Schmutz wären, Joyce! Sie haben England ge­reftet und England steht in ihrer Schuld. Diese Jungens in meiner Kompagnie, sage ich dir...

,, Diese Jungens in deiner Kompagnie!" fagte Jonce und Schnippte die Asche ihrer Bigarette in den Kamin. Ich be­greife nicht, wie du überhaupt deine Autorität bewahren fonnieft, wo du so intim mit ihnen warst."

,, Sie haben mir mehr als einmal das Leben gerettet," sagte Bertram leise. ,, Das sind alte Geschichten. Immer redeft du von dem alten Krieg! Aber wir reden ja von heute. Die Arbeiter sind durch und durch unmoralisiert und mit Bolschewismus durch seucht. Mit starker Hand sollten sie in ihre Schranken zurück gewiesen werben."

Ganz meine Meinung!" bestätigte Kenneth Murleß. Tyrannisch und überheblich find sie geworden."

,, leberheblich?" lachte Bertram und strebte, seines auf­steigenden Mergers Herr zu werden.

Jal fordert hohe Löhne für möglichst wenig Arbeit," antwortete Renneth in seiner gelassenen, lächelnden, überheb- Jawohl," sagte Kenneth nachdrücklich, geradezu wider­lichen Art. Ihm gefiel die Anficht nicht, daß der Mob am wärtig in ihrer Ueberhebung. Weil sie feine steifen Kragen meisten sein Blut vergossen hatte. Die besten Familien Eng- und Krawatten tragen, wollen sie nicht mit solchen verfehren, lands, die alte Aristokratie hatten vom Anfang bis zum die es tun. Weil sie ungebildet sind, verdammen sie die In­Ende des Krieges freiwillig ihr Blut in Strömen vergoffen.| tellektuellen als Parasiten und Barias. Ihre Gewerkschaften Spezialberufe und unabtömmliche Beschäftigungen." Solche sind erflusiver als West End Clubs. Ihre Arbeiterführer

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Donnerstag, 30. Oktober 1924

heute der Morseschreiber in fertiger Druckschrift die Nachrichten auf, die von einem Edteil zum anderen durch das Kabel gesandt werden. Dieses Wunder verdanken wir wiederum der Elettronenröhre, die die schwachen Ströme am Ende des Kabels so schnell und so erheb­lich verstärkt, daß die Telegraphieapparate jetzt eher als früher be­reit sind zu arbeiten. Dann aber haben die Kabeltechniker zu einem geholfen hat: Sie haben die Induktivität des Seefabels erhöht, indem sie den Kupferdraht mit einem magnetischen Stoff von ganz bestimmter Zusammensetzung umgaben. Dadurch wurde das bisher fo träge Seekabel für die Weiterleitung der Telegraphieſtröme wesentlich empfindlicher, so daß man jetzt mit verhältnismäßig ge­ringeren Kräften die große Telegraphiegeschwindigkeit von mehr telegraphen erzeugt mird. Die Möglichkeit, lange Seefabel für als 1000 Buchstaben in der Minute erzielt, die von den Schnell­moderne Schnelltelegraphie zu benutzen, ist für Deutschland   von um fo größerer Bedeutung, als es nicht ausgeschlossen. erscheint, daß unser Land nunmehr wieder durch ein eigenes fabel den Tele­graphenverkehr mit Amerika   wird aufnehmen fönnen.

ganz besonderen Kniff gegriffen, bei dem ihnen die Drahtlose nicht

Die Zukunft des Fernsprechverkehrs.

Der Umfang, den das Nachrichtenwesen in Deutschland   ange­nommen hat, fann am besten durch einige Zahlen gekennzeichnet werden. Es gibt in Deutschland  , nach dem Stande von 1923/24, 41 000 Telegraphenanstalten, die durch 880 000 kilometer Tele­graphenleitungen miteinander verbunden sind, und auf denen 60 Millionen Telegramme befördert wurden. Noch größer ist ber Umfang, den das Fernsprechwesen bei uns angenommen hat. In bem angeführten Jahre gab es bei uns 7500 Ortsnetze, 7600 Ver­mifflungsstellen, 45 000 öffentliche Sprechstellen, 2 200 000 private Sprechstellen, einschließlich der Nebenanschlüsse. Alle diese Stellen waren insgesamt etwa durch 8 Millionen kilometer Fernsprech­leitung verbunden. Die erwähnten Telegraphenleitungen würden etwa 22 mal den Aequator umspannen, die Fernsprechleitungen bagegen fönnten 200 mal um den Aequator gelegt werden. Nicht weniger als 270 millionen Ferngespräche und 1 milliarde 600 mil­lionen Ortsgespräche sind im Jahre 1923/24 geführt worden. 104 500 Menschen waren notwendig, um diesen Riesenverkehr zu bewältigen. Von diesen waren im Telegraphendienst 33 500, im Fernsprechdienst 47 000 und im Leitungsbau 24 000 Menfchen be­schäftigt. Im Fernsprechwesen vollzieht sich langfam eine Revolu­fion durch die Umstellung auf den Selbstanschlußbetrieb, bei dem die Telephonistinnen ausgeschaltet werden. Alle neuen Aember, die heute entstehen, werden für den Selbstanschlußbetrieb gebaut. Es gibt bereits jetzt etwa 25 Aemter für 10 000 Teilnehmer, 10 für 1000 und rund 45 für 100 Teilnehmer. Etwa 40 Zehntausender­ämter find in Bau und zirka 60 in Borbereitung. Das Zukunft­ideal des Fernsprechbetriebes ist in der völligen Automatisierung zu erblicken, auf die die Reichspost bewußt hinarbeitet. In Berlin  dürfte der automatische Betrieb in 10 bis 15 Jahren durchgeführt fein.

Die neuesten Fortschritte auf dem Gebiete der Nachrichten­übermittlung zeigen, daß nirgends ein Stillsband eingetreten ist. Fast unter dem Ausschluß der Deffentlichkeit scheint hier das Neue zu entstehen. Wenn wir heute, aus Anlaß des in Deutschland   vor einem Jahre eingeführten öffentlichen Rundfunks, auf diese techni­schen Fortschritte hinweisen, so geschieht es in dem Bewußtsein, daß späteren Geschlechtern diese ganze Technik, in der wir es lo herrlichs meit" gebracht haben, als höchst unzulänglich erscheinen wird. Und bas ist gut so! Stillstand bedeutet Tod. Solange aber Menschen auf der Erbe benten fönnen und schaffen müssen, werden sie darüber nachfinnen, wie sie alles beffer gestalten können, denn nichts ist so vollkommen, als baß es nicht noch besser gemacht werben tönnte.

Randjuntunterhaltung für Paliemen in Krantenanstalten. | Günftige Erfahrungen in amerikanischen   Krantenhäusern haben zu der Anregung geführt, auch in deutschen   Krantenhäusern Rundfunfunterhaltungen möglich zu machen. Der Reichspoftminister hat für die Frage großes Verständnis gezeigt. In Kranten. taffentreisen ist der Gedanke, Batienten in Er. holungsheimen Rundfunfunterhaltung zugänglich zu machen, bereits auf fruchtbarem Boden gefallen. So haben z. B. die Batienten, welche von der Allgemeinen Ortofrantenfasse Schöneberg­Friedenau in ihr Erholungsheim in Bernigerode am Harz   geschickt werden, täglich Gelegenheit, Rundfunfunterhaltungen zu hören.

sind erklärte Feinde der durch die Oberklassen so schwer er­rungenen englischen Freiheiten, der Freiheit der Rede, Gleich­heit vor dem Gesetz, gleiche Gerechtigkeit für reich und arm, religiöse Duldsamkeit und Besteuerung gemäß dem Bermögen. Gerade diese Burschen unterdrücken jede Freiheit. Wer es wagt, ihnen zu widersprechen, ist ein verdammter Reaktionär. Hätten sie ihren Willen, wie in Rußland  , würden sie jede freie Religionsübung verhindern und jeden geistigen Wiber ftand mit dem Hentersbeil bestrafen. Selbst bei uns find die Arbeiter die einzige steuerfreie Klasse, sie erhalten ihre Er­ziehung umsonst, und möchten trobem von jenen erpressen. die durch schwere Arbeit ein bißchen Geld angesammelt haben." Wie Sie zum Beispiel," sagte Beriram.

Ich ge­

Wie ich, jawohl," antwortete Kenneth ruhig. stehe aufrichtig ein, daß meine Tätigkeit beim Auswärtigen Amt   nicht ermüdend ist, aber schufte ich nicht über meinen Sonetten? Ringe ich nicht in bitterer Arbeit, um meine Ge­dantenprobe für den Londoner Merkur zutage zu fördern?"

,, Sie sollten ins Parlament eintreten, Kenneth," sagte Joyce, Ihre Beredsamkeit würde sogar Lloyd George   über­wältigen. Und ich will zugeben, daß eine Menge Berstand in Ihrem Kopfe ift, troß Ihrer verderblichen Schönheit und arroganten Einbildung.

Sie sprach mit gewohnter, leichter Jronie und doch mit einer geheimen, Bewunderung, welche er herausfühlte und genoß.

Er errötete ein wenig und lachte geziert. Den Dank meines Herzens, Dame, für diesen Tribut. Aber trübon Sie meine reine Seele nicht mit Politit. Es ist unmöglich, fich in den Toren des Parlaments rein zu erhalten."

Es tamen noch mehrere Herren von Jonces Freunden, unter anderen eine italienische Gräfin, welche dem schönen Kenneth schmachtende Blicke zuwarf. Bertram sah, daß ihre von herrlichen Ringen funkeinden Hände unsauber waren. Sie nannte Joyce ,, Cardissima", und während der Begrüßung schlüpfte Bertram hinaus, um den alten Christy wieder ein­mal aufzusuchen..

10.

Lute Chrifty öffnete, als Bertram einen fleinen Messing­flopfer an einer im dritten Stock gelegenen Tür in Bewegung gesezt hatte.

Hallo, Major. Ich hatte doch eine Ahnung, daß Sie fommen würden. Sie können sich von meinem verderblichen Einfluß nicht fernhalten." ( Fortfegung folgt.)