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Brinzip der relativen Mehrheiten und setzt sich in der einen| preffe so viel An st and doch aufbringen würde, um ihren| oder der anderen Form das Prinzip der proportionalen Lesern mitzuteilen, daß die Arbeiterpartei damit Minderheitenvertretung durch, so beginnt für die Arbeiter mehr als 1 100 000 Stimmen gegenüber der partei die Zeit, wo sie als führende Partei jeder Regierung legten Wahl gewonnen hat. Mit Ausnahme der ihr Gepräge aufdrücken wird. Wie diese Entwicklung fich auch Beit" aber bringt es fein rechtsstehendes Blatt fertig, vollziehen mag, und ob auch die englischen Konservativen seinen Lefern diese Feststellung vor Augen zu führen. Es diesen Wahlausgang benutzen werden, um sich jahrelang an würde nämlich diesen ein Licht darüber aufgehen, wie sie von der Macht zu behaupten: die Zukunft in England ihrer Presse belogen und betrogen werden. Eine ,, Abkehr vom gehört Labour. Sozialismus", die sich durch einen Gewinn von über einer Million Stimmen in dem verhältnismäßig furzen Zeitraum von elf Monaten ausdrückt das wäre doch eine allzu mert würdige Erscheinung. Man zieht es daher vor, diesen Teil des englischen Wahlrefultats tot zuschweigen oder so tom mentarlos wiederzugeben, daß der Lefer nichts merkt; und im übrigen bleibt es bei der Abfehr vom Sozialismus" und bei der" Abrechnung mit Macdonald".

Das alles sehen die Deutschnationalen nicht. Sie wollen es nicht sehen. Sie steden den Kopf in den Sand und haben wieder Phantasien, wie nach der Hamburger Wahl. Sie reden von einer Niederlage des Sozialismus in einem Augen­blic, wo das Fanal des sozialistischen   Vormarsches hell auf­leuchtet. Sie erzählen, daß die englische Wahl das Signal für eine Niederlage der deutschen Sozialdemokratie am 7. Dezember fei. Wahrhaftig, wir wünschen uns eine solche Niederlage, wie sie die englische Arbeiterpartei erlitten hat. Eine solche Niederlage würde bedeuten, daß wir nach dem 7. Dezember statt mit 100 Mandaten mit 122 Mandaten in den deutschen Reichstag einziehen würden. Freilich, wir ge­stehen offen, daß ein solcher Ausgang der Wahl vom 7. De­zember hinter unseren Erwartungen beträchtlich zurückbleiben würde. Aber wenn uns die Deutschnationalen eine solche Niederlage wünschen: nur immer zu! Solche Niederlagen find der Ruin unserer reaktionären Gegner und wir werden nach solcher Niederlage wie die englische Arbeiterpartei fagen fönnen: Noch mehr solcher Niederlagen und wir haben ge­

wonnen.

England und Hamburg  ! Menetetel für die Deutschnationalen!

Abkehr von Macdonald?

Die deutsche   Reaktion und die englischen Wahlen.

In den Bürgerblockblättern aller Schattierungen fonnte man am Freitagmorgen Betrachtungen des Inhalts lesen, die das englische Wahlresultat als eine 2btehr der britischen Wählermassen vom Sozialismus und von der Regierung Macdonald zugunsten einer nationalen Politif" usw. hinzustellen bemüht waren. Die Deutsche Tageszeitung" schrieb:

,, Es hat sich gezeigt, daß England für bolfchemistische und( 1) fozialistische Experimente doch ein allzu heißes Eisen ist." Die Kreuzzeitung  ". erklärte:

Die furze Episode des britischen Sozialismus ift zu Ende; fie hat mit einem un zweifelhaften Mißerfolge und einer Abkehr der Wähler von ihm geendet, denn auch die Arbeiterpartei hat eine starke Einbuße an Mandaten zu verzeichnen."

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Es. ist schon so, mie die Germania  " schrieb:

Die Art, in der die Rechtspresse den konservativen Sieg als

Stimmungsmittel für die deutschen Wahlen verwenden will, verrät eine wirkliche oder absichtliche Unkenntnis der eng lischen Parteiverhältnisse. Es ist an sich schon mißlich, Bergleiche zu ziehen, da überall die Parteien historisch und national bedingt sind. Eine Parallele zwischen dem englischen und deutschen Wahlkampf wird immer fchief ausfallen."

Bir glauben weniger an eine wirkliche, als an eine a b fichtliche Untenntnis der englischen Dinge bei den deutsch  nationalen Redakteuren. Und wenn es eine Schlußfolgerung gibt, deren Richtigkeit unanfechtbar ist, so ist es die, daß der fozialistische Gedanke in England unter der Regierung Mac­donalds weiter riesige Fortschritte gemacht hat, die alle Verdrehungsfünfte der deutschnationalen Zeitungsschreiber nicht aus der Belt werden schaffen können.

Das kommunistische Preisausschreiben.

Von Pelzen, Briketts und Lenin- Bildern.

Die Deutschnationalen haben Preise für erfolgreiche Werbearbeit ausgesetzt. Sie bewegen sich zwischen einem Pelz im Werte von 200 M. und verschiedenen Zentnern Bri­fetts. Die Kommunisten, nicht faul, wollen hinter den Deutschnationalen nicht zurückstehen. Da man aber in Moskau  anscheinend zu wenig Pelze und Briketts, um so mehr aber Lenin- Bilder hat, so ist man auf ein sozusagen idealistisches Anreizmittel gekommen. Den Parteifunktionären wird mif­gefeilt:

als Anerkennung ein Lenin  - Bild( eingerahmt) mit einer Die Zentrale hat beschlossen, den besonders eifrigen Mitgliedern Widmung der Parteizentrale zu übersenden. Die Be sie wollen sofort nach Abschluß der Aktion die Namen und Adressen senden." der betreffenden Genossen an die Abteilung Zentral- Agitprop, ein

Es ist immerhin anzuerkennen, daß die eifrigen Mit­glieder der KPD. doppelt belohnt werden: erstens durch das eingerahmte Lenin  - Bild, zweitens durch die Unterschriften der Ruth Fischer   und Werner Scholem  . Man hätte noch ein übriges tun und den Mitgliedern die Kindertrompeten zum Geschent machen sollen, mit denen die fommunistischen Ab. geordneten so nühliche Arbeit für das Proletariat geleistet haben.

Und in einem Artikel der Deutschen Allgemeinen Zeitung", der von sachlichen Unrichtigkeiten stroßt, war von einer Abrechnung mit Macdonald" die Rede. Obwohl es schwer anzunehmen ist, daß die Redakteure der Bürgerblockpreffe über die englischen Verhältnisse so wenig in­formiert sind, daß sie in ihrer ersten Begeisterung über den starken Mandat gewinn der englischen Konservativen die Frage der Stimmen verteilung völlig aus den Augen ver­loren, so wäre dies doch nur die einzige Erklärung für ihre Aeußerungen. Abschließende Angaben über die Stimmen zahlen der einzelnen Parteien lagen am Donnerstag noch nicht nor, und fo waren wir gezwungen, unfere ersten Betrachtungen Es scheint aber, als ob troh Lenin  - Bild( mit Rahmen) über das groteske Wahlergebnis an der Hand unvollständiger Zahlen und unter Borbehalt späterer Korrekturen zu veröffent­

lichen.

Inzwischen trafen am Freitagmittag auch die end g 1- tigen Stimmenzahlen ein: Die Konservativen haben 7,6 Millionen Stimmen erhalten, die Arbeiterpartei 5,5 Meil fionen und die Liberalen 3,1 Millionen. Danach hätten, wenn das Proportionalwahlrecht in England eingeführt märe, die Konservativen nur 280 mandate( statt 405), bie Arbeiterpartei 215 att 152) und die Liberalen 120( statt 43) erhalten. Man möchte nun annehmen, daß die Berliner Rechts­

Der haarige Affe".

( Tribüne.)

Eugen O'Neilt ist der Yankee Dramatiter mit dem weichen Gemüt. Ob er das Matrosenmädel schildert, das seine Dirnenschande mit dem Tode büßt, oder den Nigger, der sich aus all feinen Schwinde leien und Grausamteiten nicht herausminden tann, er verschafft feinen Lieblingsgefchöpfen immer einen herrlichen Abgang. Sie gehen in die Ewigkeit als Märtyrer ein. Das gleiche schöne Schicksal wird auch dem Haarigen Affen" zuteil. Er ist ein Heizer tief unten in der. Schiffshölle. Die spleenige Tochter des Stahltönigs will fich diesen furchtbaren Menfchentäfig eines Tages ansehen. Sie stößt auf den Riefenferi, der von Ruß und Schweiß beschmutzt ist. Entfekt prallt fie zurüc, ihr Angftfchrei: ,, Der haarige Affe!", dieser Schrei bleibt in der Seele des Heizers fizen. Eben fabelte er noch Dom Sozialistenstub", nun wacht das Gewissen in thm auf. Er will sich rächen dafür, daß die reinlichen Menschen ihn einen haarigen Affen schelten durften. Seine Rache soll Dynamit sein, der alles in die Luft sprengt und zerstört, allen Stahl der Belt, allen Reichtum der Welt, alle wohlgewaschene Meinlichkeit der Welt.

"

Also zeigt O'Neill den Lebensweg des Proletariers, der hinauf will und heraus aus dem Elend. Der Broletarier tann nicht heraus. Er fikt zu tief drin in dem Dreck. Die lehte Station feines Leidensweges ist der Zoologische Garten. Da steht er vor dem Gorillakäfig, da fieht er das Ungeheuer, mit dem er verwechselt wurde. Berbrüdern will er fich mit dem Ungeheuer, da fein anderer sich mit ihm verbrüdern will. Er befreit den Affen. Sieh, eine Gefunde scheint es, als wenn der Untermensch und der Ueberaffe nach der Umarmung hinausgehen werden, um den Stampf aufzu nehmen gegen die Reichen und gegen die Reinen. Der Affe will es anders. Er schleudert den Menschen in den Gorillakäfig. Dort trepiert der Mensch. Proletarierlos.

Das ist Symbolit, die nicht sehr tief sigt, aber sich doch in jeden gefunden Menschenverstand einprägt. Der Dramatiker O'Neill, der feine Bilder lose aneinanderreiht, ist ein volkstümlicher Mann. Es lebt in ihm in Eintracht die Dichternatur mit der Quäfernatur. Man muß auch bedenten, daß er bie Gebantenfraft der   amerikanischen Theaterbillettkäufer nicht überlaften darf. Er trifft sie trohdem an thren Nerven. Er schmuggelt trotzdem eine beträchtliche Portion von guten Ideen ein. Der Dantee mag es nicht gern hören, daß zwischen der fünften Avenue von New   York und dem schmutzigen Broletarier ein bretter Abgrund vorhanden ist. O'Neill überbrüdt ben Abgrund manchmal, aber er zeigt auch mit mutigem Finger auf all den Moder und die Ungerechtigkeit, die dort unten wimmelt. Theatralisch ist das fnallig aufgebaut, der Dramatifer hat pom Stino gelernt, aber er redet auch ziemlich echt die Sprache des fleinen uns gequälten Montes. Er ist ein unerfchrodener Dichter und gleichzeitig ein unverzogter Fabrikant von szenischen Effetten. Ge rade als die Aufmerksamkeit im Erlöschen ist, fällt ihm der groß artige Schluß- und Riefeneffett ein: die Zwiesprache zwischen dem Affen, dem menschliche Kraft zugetraut wird, und dem Menschen, der als 2ffe assfuckt wird. Diefes Ende padt. Es schneidet in das Fleisch des Buschauers. Einnbildlichkeit und moralische. Absicht deden sich prächtig.

die Bezirksleitung der   KPD für Berlin- Brandenburg dem Frieden nicht recht traut. Sie verschickt z. B. Anweisungen an die Funktionäre über die Durchführung einer Agitations­tampagne im November. Es heißt darin:

Dabei bitten wir aber besonders zu beachten, daß die Flugblatt­verbreitung nicht von einzelnen Genossen durchgeführt wird, sondern daß die Abteilungsführer unter allen Umständen Kolonnen von je 2 Mann zusammenstellen, die am 8. November die Flugblätter ver teilen und am 9., 10. und 11. November in den Häusern persönlich nachfragen nach neuen Mitgliedern und neuen Abonnenten.( Es ist beffer, nur einige Kolonnen, die sich gegenseitig bei der Nachfrage Eugen  

Klopfer spielt den Proletarier. Er grunzt ihn zu­nächst, er ist schon unten im Maschinenraum ein unglücklicher Riese, der gegen. fidy felber mit feinem murmigen Gewiffen wütet. Steigt er nun hinauf, um sich unter die eleganten Leute von der fünften Avenue zu mischen, biegt er im Gefängnis, in das man ihn sperrt, die Eisenstangen auseinander, so geht von ihm wirklich eine Urwaldgraufigkeit aus. Dadurch, daß der Schauspieler immer mit gedämpften Mitteln spielt und ganz vorsichtig seine Leidenschaft bis zur Explosion steigert, ergreift er om stärksten. Klöpfer mich durch diesen Taft der Regie aus, die nicht immer wußte, wie sie das Traumhafte vom Wirklichen zu unterscheiden hatte. Aber die Bühnenbilder von Baluschet, befonders die roten Schlünde der Maschinen, waren sehr gelungen. M. H.

21 Gerhart  

Hauptmann als Vorleser.

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fontrollieren können, zu haben, als eine große Anzahl von einzelnen Genossen, die das Nachfragen in den Häusern megen irgend= melcher schöner Gefühle einfach bleiben lassen!) In bezug auf die Pressewerbung wurde in einem 600 Mitglieder starken   Berliner Bezirk festgestellt, daß nur 275 Genossen die Rote Fahne" abonniert haben. Die Rote   Fahne" wird in diesem Bezirk mehr von Sympathifierenden gelesen ais von den eigenen Genossen."

Wie nun aber, wenn auch die Zwei- Mann- Kolonnen schöne Gefühle" friegen und gleichfalls die Parteibonzen be­mogeln? Es wird also nichts anderes übrig bleiben, als eine leberkontrolle zu organisieren und mit Gewehr und Hand­granaten die widerspenstigen Genossen für die fommunisti­fchen Ideale zu befehren.

Macht Schluß mit diesen Leuten!"

Hilferufe aus der   KPD.

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Im   München Gladbacher Stadtparlament find die Kommunisten seit dem 4. Mai mit 10 Stadt­verordneten als zweit stärkste Fraktion vertreten. Die Linksentwicklung der Partei ist an dieser Fraktion nicht spur­Los vorübergegangen. Wie in zahlreichen anderen Orten des Westens hat es auch hier den obligaten Krach gegeben. In der Tegten Stadtverordnetenfizung gaben drei bisherige fom­munistische Stadtverordnete folgende bezeichnende Erklä rung ab:

In der   kommunistischen Partei haben Leute die Führung an sich gerissen, denen nicht das Wohl und Wehe des Proletariats am Herzen liegt, sondern die es nur darauf abgesehen haben, die alten Führer zu beseitigen, um selbst die Aemter zu befehen. Wir haben zu verzeichnen, daß zu diesem Zwecke die schmutzigsten Argumente * vorgebracht werden und daß man vor feinem Mittel zurückschreckt, um diejenigen, die bisher die Führung der Partei inne hatten, zu brandmarten. Wir sehen das hinausschmeißen ganzer Stadtverordnetenfraftionen in   Remscheid usw. Und diese Leute sagen dann: wir sind diejenigen, die die richtige Politik machen! In Wirklichkeit wird die Partei jetzt aber geführt von Wirrköpfen und das Proletariat hat darunter zu leiden. Wir jagen dem Proletariat: Macht Schluß mit diesen Leuten, die das Proletariat von einer Niederlage zur anderen geführt haben.. Mit welchen schoffen Mitteln gearbeitet wird, geht daraus hervor, daß der Stadtverordnete Roperit uns Polizeifpigel ge­nannt hat, ohne daß Tatsachen hierfür vorhanden sind. Wir haben unferen Ausschluß mit einer Mitteilung befommen, die lautet: ,, Die beiden Herren haben das Ansehen der Partei als Mitglieder der Partei geschädigt; weil fie auf dem Abtshofe Kaffeege­trunten(!) haben."

Die Erklärung der   München- Gladbacher Kommunisten spiegelt die Stimmung wieder, die überall in der KPD. herrscht. Die Mostauer Latrinenparolen mirt. fchaft hängt den Führern, soweit sie in der   kommunistischen Parteipolitit etwas anderes sehen als eine leichte Art des Broterwerbs, schon seit langer Zeit zum Halse heraus. Aber mer es magt, zu mucken, den läßt   Moskau über die Klinge springen, wie das   München- Gladbacher Beispiel von neuem beweist. Und so schlucken denn viele ihren Grimm und ihre Verärgerung herunter, weil sie an diesen skandalösen Zustän den doch nichts ändern können, und die   Moskauer Terroristen tönnen auch weiter nach Laune herrschen. Der Arbeiter­fchaft ist damit allerdings nicht gebient. Es wird Zeit, die   Moskauer Seiten abzuschütteln, um ganz für die Arbeit bereitzustehen, die sich in den Vordergrund drängende Re­attion der Monarchisten, Großagrarier und Schwerindustriellen abzuwehren.

Das Reichstommiffariat für Zivilgefangene und Filchtlinge wurde aufgelöst, da es feinen Aufgabenfreis erledigt hat. Es stand unter der Leitung des Reichstommiffars Genossen Studien, Die Abwicklungsstelle, die die laufenden Geschäfte zu erledigen hot, befindet sich in den bisherigen Geschäftsräumen des Reichskommis fariats   Berlin M. 9, Potsdamer Sir. 134.

Dichters, und die Arbeit daran stellt vielleicht eine Erholungspause in feinem Schaffen dar. Aber vielleicht greift   Hauptmann später doch auch noch einmal wieder auf den von ihm vor langen Jahren gehegten Plan einer Wiedertäufer" Tragödie zurüd. Dr. Wilhelm Bolze. Neue Ziele".

11 Peter  

Behrens fproch im Verein für deutsches Kunstgewerbe über Neue Ziele". Er wies zunächst auf die vielen Dis­harmonien unserer Zeit hin, die uns, im Gegensatz zu den Epochen der Vergangenheit, verhindern, in den modernen Erzeugnissen ein geschlossenes Stilbild zu erkennen. Den traditionslosen Formen bes Eisen- und Betonbaus steht der teils gotische, teils romanische Eklektizismus gegenüber. Die Kunstausstellungen bringen neben den alten Staffelei- und Modellbildern, im- und expressionistische Male­reien, und das Programm der Konzerte umfaßt am selben Abend  Mozart, Wagner und Schönberg.

Diese Gegenfäglichkeit und Zerrissenheit, diefer Mangel an ge­meinsamer Kultur entspringt einem Mangel an gemeinsamen In tereffen. Die große Kunst steht aber stets Abhängigkeit von einem Gemeinschaftsleben, hat ihren Boden und Ursprung in einer Inter. eſsengemeinschaft. Man dente z. B. an die Kirche und ihr Ver­hältnis zur Kunst in früheren Zeiten.

Es, werden unter den zahlreichen Besuchern, des   Blüthner. Saales mohl manche gewesen sein, die in erster Linie die Neu­gierde getrieben hat, den berühmtesten Dichter unseres Boites von Angesicht zu sehen und sprechen zu hören. Sie werden festgestellt haben, daß sein Aussehen, abgesehen von dem schönen Greifentopfe, nichts Ungewöhnliches an sich trägt, und daß seine etwas lehrhafte Darüber hinaus werden sie aber aus den gebotenen Proben von Bortragsart feine Spur von genialer Außerordentlichkeit verrät. Die ungeheure technische Entwidurig unferer Zeit, die man Hauptmanns Schaffen den Eindrud gewonnen haben, daß die vielleicht analog zur Stein- und Bronzezeit als die elektrische Schaffenstraft des Dichters fich verjüngt hat und eine neue Phase 3eit bezeichnen fönnte, hat die seelischen Werte zu sehr in ben abgeflärtester fünstlerischer Reife zu erleben beginnt. Der Dichter Hintergrund gedrängt. Es scheint aber, als ob mir jetzt wieder an der Weber" scheint allmählich ähnlich wie einst der Dichter des einem Punête arigelangt sind, wo wir anfangen, uns nach dem Göz von Berlichingen" in das Patriarchenalter des Künstlers Transzendentalen zu sehnen. Ingenieure, mit denen Beh­zu gelangen. rens vielfach gemeinsam gearbeitet hat, gaben zu, daß das Ge.  Hauptmann las zuerst eine Episode aus seinem Epos Lillfühlsmäßige beim technischen Bauen eine durchaus bedeutsame Eulenspiegel", eine Erzählung Tills am Lagerfeuer der Zigeuner, Rolle spiele. Der Entwurf zu einer Brüde würde 3. B, oft erst er, bei denen er im Walde biwafiert. Es ist freilich ganz und gar nicht fühlt, bann technisch gestaltet. die uns geläufige Figur aus dem Bolfsbuch, die uns hier entgegen. tritt. Diefe Figur im breiten Fluffe der Herameter darzustellen, wäre ja auch eine stilistische Unmöglichkeit. Hauptmanns Eulen spiegel ist nicht ein übermütiger Schalk und Bossenreißer, fondern ein in unserer Zeit lebender weifer, nachdenklicher Weltbetrachter. In der Erzählung, die uns der Dichter vermittelte, ist modernes, meltrevolutionäres Geschehen in gleichnishaften, phantastischen Bildern geschildert, die mit starter dramatischer Lebendigkeit vor uns abrollen und in ein Schlußbild von gewaltiger pifionärer Ein bringlichkeit münden. Man gewann aus dieser überlegenen Ge­ftaltung aufs neue die Erkenntnis, daß echte Kunst unabhängig ist Don der Originalitätshascherei literarischer Formexperimente.

Nicht so eindrudsvoll war die nachfolgende Borlesung des ersten Attes aus einem Lustspiel in gereimten Bersen, in deffen Mittel punft der Ritter und Minnesänger Ulrich von   Lichtenstein steht Hauptmann gibt hier, soweit man nach der gebotenen Brobe urtellen darf, unter Verzicht auf Charakterisierung und braniatische Komplizierung eine fröhliche, von leichtem Humor getragene Tän­delei, die sich in glatten Worten erschöpft. Die liebenswürdige An­mut dieses Luftspiels ist gewiß nicht ohne Reiz, aber das Fehlen jeder Problematik bedeutet hier auch ein Fehlen von Tiefe. Das Wert beweist immerhin ein ungemindertes jugendliches Fühlen des

Zum Schluß zeigte der Vortragende in einer Reihe von Licht­bildern Stichproben neuester Kunst.   Russische Plastiken, russische Theaterdekorationen in belten das Konftruttive als herrschendes Prinzip. Dann Bauten Erich Mendelssohns( Glektrizitätswert in Balastino, Ginsteinturm), holländische Wohnhäuser und eigene Entwürfe. Auch hier, in den Möbeln eines Gelehrtenzimmers Bes tonung des Kostruttiven, strenges Innehalten der Zweckbestim mung, während doch durch die Eigentümlichkeit der Herstellungsart ( mit Meißel und hohleifen wie bei einer Holzplastik) Leben und Bewegtheit der Fläche erzielt, Schmudempfindungen ohne jedwede Ornamentit hervorgerufen werden.

Auch noch ein paar Worte über moderne Gartengestal. tung fügte der Rebrer mit Bilderbeispielen hinzu. Der moderne deutsche Garten ist im Gegensatz zu den italienischen Anlagen nicht repräsentativ. Er soll zum Ruhen, Denfen, Träumen einladen, Er soll gewachsen sein, geboren, nicht geschaffen. Das Erfühler der Eigentümlichkeiten des Bodens hat als Richtfchnur und maßgebender Faktor für die Gesamtanlage zu dienen. Abgezirkelte Wege; Grad linigkeit, sind zu vermeiden. Alles muß ohne 3mang und Künstelei wachsen und wuchern.

Der sehr interessante Vortrag fonnte wegen der beschränkten Zeit nur diefe allgemeine Richtlinien andeuten, ohne intensivere