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Nr. 51841. Jahrgang

Filmschau.

Schmiede."

5. Beilage des Vorwärts

Ein proletarischer Großfilm, bielleicht der erste seiner Art, mit sicherer Hand geführt und so stark in seiner unmittelbaren Wirkung, daß er als Mittel der Wahlpropaganda an erster Stelle stehen müßte. Martin Berger versteht es, bie Maffen in der Bewegung zu halten, die ihnen natürlich ist. Er versteht es, den einzelnen im engen Kreis wirklichkeits­flar ohne Uebertheatralit zu meistern. Er versteht die Realistit, die ben Dingen anhaftet, mit einem sarten Impressionismus zu umspinnen, ohne daß eine Manier besonders hervortritt. Im Mittelpunkt der Hand­lung steht die Arbeiterschaft eines großen Wertes. Aus Not, Leiden und Lebensiust entstehen die hundert Konflikte, die die Seele des Arbeiters nicht zur Ruhe tommen lassen. Ganz langsam steigt der Streifgedanke auf. Hier wird es versucht, und da wird es begonnen, doch es scheitert zunächst. Denn nur einer ist da, der die Lebensfrage der Organisation zu schäßen weiß. Die anderen stehen noch indifferent beiseite und müssen zähneknirschend zu Streuze friechen, als man ihre Wünsche nicht erfüllt. Aber aus diesem ersten Versagen wächst der große Gedanke des Bu sammenschlusses, bildhaft schön gestaltet, zur allumfassenden Joee; und als alles gerüstet ist, bricht als Antwort auf neue Drangfal bas große Kämpfen los, das mit dem Siege endet.

Sinein spielt vieles aus dem engsten Leben der Arbeiter. Treffend hingestellt und in flaren 3ügen getreu wiedergegeben. Einiges ist noch zu sehr mit dem Auge des Theatermannes gesehen. Das Liebesinter­mezzo der Arbeitertochter, bie in die Arme eines weichlichen Direktors­johnes gezogen wird, erinnert start an Ohnets ,, Hütten befizer" und an ein paar verwandte Szenen Sudermanns. Aber man geht darüber hinweg und bewundert die bis zum Schluß geführte Steigerung, die in einer glänzend gesehenen Apotheose ihren Abschluß findet. Die Darsteller wußten sich gut auf den Beinen der Arbeiter zu halten. Daß einiges im Seelischen noch nicht gelang, soll ihnen nicht verübelt werden. Das pro­Ietarische Denten ist dem Schauspieler leider noch etwas Neues. Von den Darstellern seien genannt: Herr Esset als Schmied, Frau Simrod und Fräulein Spatower als Schwestern des Schmieds, Fräulein La Porta als Haushälterin des Wertoirettors, Herr Sillei als Werkmeister und endlich ber feine Martin Herzberg als Schusters sohn. Die Aufgabe der Industriebauten löste mit Geschid Paul Hezet. Die Uraufführung im Luisentheater in der Reichenberger Straße fanb als gutes Omen ein start und ehrlich begeistertes Publikum. Martin Berger und seine nächsten Mitarbeiter durften aus den Händen der Leute, die sie zu schildern verstanden haben, Blumen entgegennehmen. Begeistert

stimmie das Haus die Internationale" an.

Die Filme der Woche.

Eine Wetterentvidlung ist nicht immer eine Höberentwiddung, be trachtet man aber die letzten deutschen Filme, so tann man unein­geschränkt von einer Emporentwicklung reden. Es ist von ben ber­blüffenden Massenszenen der Weg zum verinnerlichten Film gefunden. Für diese Behauptung bringt der Trianon- Film Die Stimme des

Herzens" die Bestätigung. Man hielt das Manuftript so, daß man als Handlung Seelentonflitte nahm und einen breiten Raum für eine feine Stimmungsmalerei fand. Um solchen Sujets Geltung zu verschaffen, ist natürlich vor allen Dingen ein hervorragendes Spiel der Darsteller nötig. Darum verpflichtete man die Schwedin Mary Johnson  , deren Ausbruck die getreue Widerspiegelung von Erlebtem ist. Einen großen Erfolg hatte auch Einar Röd   als Arzt. Einem Menschen mit folchen Augen und derartig feinnervigen Händen traut man ohne weiteres ein tiefes Gefühl zu, und da er ein wahrer Mensch ist, können auch gesell­

Genossinnen, rüstet zur Wahl! Funktionärinnen- Konferenz

am Montag, den 3. November. nachmittags 6 Uhr in den Sophiensälen, Sophienstraße 17/18

Tagesordnung:

Reichstags- und Landtagswahlen

Referenten: Genoffinnen Bohm- Schuch und Gertrud Hanna  Türkontrolle 1. Kreis

schaftliche Schranken ihm kein Hindernis sein. In seinem Charakter ruht bie Möglichkeit, ber Stimme feines Herzens folgen zu können. Groß­artig erfaßten Kaiser- Heyl und Meinhart Maur   ihre Water­rollen, während Agnes Esterhazy   eine elegante und stets glaub­würdige Ebba war. Auch sonst hatte der Regisseur Hanns Schwarz  einen Stab von Elite- Mitarbeitern. Die Photographen erfaßten nicht nur die Stimmung der Landschaft selbst, sondern benutzten sie auch als Illustration für das Empfinden und das Erleben der Menschen. Eine Segelregatta, ein vorbeirollenber Zug und die Visionen einer Jrrsinnigen find glänzend erfaßt. Es verträgt sich also die Sensation mit dem guten Geschmack. Doch ist der Film noch zu lang. Eine gute Filmtat ist auch Die Fahrt ins Verderben"( UT. Nollendorfplat) nach Heyermanns anklagendem und aussehenerregendem Bühnenstück Soff­ung auf Segen". Es ist recht schwer, ein solch bekanntes Stück zu ver­filmen; die holländischen Darsteller brachten das Berwachsensein mit ihrem Milieu mit, Barbara von Annentoff, Adele Sand­rod, Walter Rilla  , Josef Klein  , Hermann Picha   jedoch lebten fich tabellos hinein. Der Regisseur James Bauer   schuf eine voll tommen selbständige Arbeit voller Feinheiten, im Kammerspielton. Die Seebilder sind vorzüglich, und der Untergang der Hoffnung auf Segen", verschuldet durch Naturallgewalt und menschliche Habgier, hinterläßt einen erschütternben Einbrud. Man hielt sich an ein Manuskript mit solch sanftem Abschluß, der nur als Konzession an den amerikanischen Ge­schmad möglich ist.

Sonntag, 2. November 1924

Der ist nämlich wirklich absonderlich; das bezeugte uns wieder Die Katastrophe auf Zeche Often"( uz. Alexanderplat). In Amerika  fährt man also mit offenen Grubenfichtern in ein Kohlenbergtvert, und wenn sich die Bergleute im Schacht Bigaretten anzünden, dann gibts eine Explosion. Wenn man aber betet, werben Stumme rebend und bie Hab­gier der Kapitalisten schmilzt wie Schnee an der Sonne. Es ist ein Versinten in Sentimentalität und Frömmigkeit, alle Menschen handeln fo uneuropäisch und so unangebracht. Der Regisseur William A. Setter zeigt fein großes Können, er benutzt dann und wann einmal einen netten technischen Effett. Filme dieser Gattung haben wir schon lange, lange hinter uns gelassen.

e. b.

Jagdruf der Liebe." Ein Amerikafilm der For- Produktion, an Kind lichkeit und Kitschigkeit der Handlung nicht zu überbieten. Die berühmte geheimnisvolle Verbrecherbande tritt in Aftion und behindert das Leben eines jungen Mannes, der sich als technisches Genie entpuppt. Der demo­fratische Bug wird gewahrt durch die von Gewalttatastrophen bebrohie und siegreich bestandene Einheirat des jungen Arbeiters in die Geld­magnatensphäre. Aber was hat der Unglückliche zu bestehen, bevor er zu diesem Glück gelangt! Er wird, nicht ohne Humor, durch alle Ge­fahren Ameritas gehetzt, und es passiert ihm nichts, als daß er sich zum Schluß bei einem Autorennen beinahe bas Genid gebrochen hätte. Aber nur beinahe. Und trop allem fann man dem Film nicht böse sein. Er ist im Gegenständlichen so prächtig gemacht, wird in einem solchen Tempo weitergetrieben, daß das Bublifum bei der Erftaufführung im Mar­morhaus, sichtlich wider willen, zu Deifall hingeriffen wird. K.

Jedermanns Weib." Der neu fa- Film im uja- Theater am Kurfürstendamm   entspricht in technischer Hinsicht allen Ansprüchen, die man an einen guten modernen Film zu ftellen gewohnt ist: saubere Photographie, straffe Regie( Alexander Norda), glänzende Ausstattung. Um so weniger Gutes ist über seine Handlung zu sagen, die sich ber üblichen Requifiten des Kinogesellschaftsfilms, ohne irgendeine neue Jbee oder einen neuen Einfall bedient. Gin feines Blumenmädchen, das auf der Straße und in Apachenfneipen in strenger Unberührtheit lebt, wird über einen Herzog, der sich ihrer väterlich annimmt, die Frau eines reichen jungen Mannes, der fie verstößt, als er von ihrem Vorleben hört, fte aber wieder heiratet, weil er ohne fie felbstverständlich nicht leben tann. Das Ganze ist nur dazu da, um einer bisher weniger befannten Filmschauspielerin, Maria Corda  , Gelegenheit zu geben, eine Nethe sehr raffinierter Toiletten und das zum Metier einer Filmschauspielerin gehörige Reservoir von weiblicher Anmut und Kofetterte zu zeigen, was feboch für die fünstlerische Qualität ihres Spiels noch nichts befagt. Ihre Mitspieler Harry Nestor   und Artur Somlay   ftellen die üblichen Typen des Gesellschaftsfilms, einen Herzog und einen jungen Lebemann in einer Art bar, wie das Kinopublifum folche Beute zu sehen wünscht.-t.

,, Der Zeppelin- Film." Die Ufa   hat ben Bertrieb des offiziellen Films über die Atlantikfahrt des 8. R. III übernommen. Der Film, der als einziger 3.- R.- III- Film wirklich während der Fahrt gebreht wurde, umfaßt alle Etappen von der Abfahrt in Friebrichshafen bis zur An­funft in Lakehurst im Gegensatz zu den anderen Filmen, bie bei ber Landung in Amerika   aufgenommen wurden.

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