gewohntes Programm. Nachdem er noch auf die Regierung geschimpft hatte, die ihn zum armen Mann gemacht hat, der heute hungern muß( hier ermahnten wir ihn zu schweigen, denn mit 1½ Meter Bauchumfang sieht man fnapp verhungert aus!) ver ließen wir und noch viele andere Gäste, welche offenbar auch die Antwort erhielten: Ja, meine Herren, wenn es Ihnen nicht past..." diese gaftliche Bierquelle von Aschinger am Halleschen Tor. Nicht unerwähnt möchte ich lassen, daß sich unter den während des Krieges wegen ihrer Jugend von der Front Berbannten( daher der Name Frontbann) auch ein Sanitäter in vollem Wichs mit dem Abzeichen des Roten Kreuzes bejand. Man war also auf alles gefaßt. Es soll auch schon, wie mir ein Gast berichtete, eine Brügelei dort stattgefunden haben."
Die zweite Episode spielte sich in der Untergrundbahn zwischen Potsdamer Play und Friedrichstadt ab; sie wird wie folgt geschildert: Ein reichlich junger Mensch stand mir gegenüber, im leberzieheraufschlag in einem schwarzweißroten Bändchen die Nabel des Bismarckbundes, dazu in der Krawatte ein atenkreuz. Run gehöre ich zu den Leuten, die es den Nationalisten niemals verzeihen werden, daß sie aus dem alten indischen heils= und Lichtzeichen des atentreuzes ein Abzeichen aller nationalistischen Schlagetots gemacht haben, und wenn mir so ein Feld unter die Augen kommt, dann lasse ich ihn, ohne auch nur ein Wort zu sagen, meine Meinung über ihn deutlich spüren. So auch gestern. Der Junge wußte alsbald, was los war. Er wurde allmählich rot und röter, und da sich in seiner Begleitung ein Mädel befand, sah er sich genötigt, den Helden zu marfieren und fagte zu der Kleinen: Am Sonntag hättest du in Stegti fein sollen. Da sind wir mit entrollten Fahnen durch die Straßen marschiert, und die Leute haben aus den Fenstern gesehen und gerufen: Da tommen Soldaten!" Triumphierend blickte sich der Sprecher um. Ich gewann aus diesen Worten die Ueberzeugung, daß in Steglitz die Bölkischen mit aufgerollten Fahnen durch den Ort marschiert fi.id, ohne von der Bolizei daran gehindert worden zu sein. llebrigens stand dem völkischen Heldenjüngling die Unterredung" war natürlich noch etwas länger als hier geschildert niemand bei, irohdem ein paar Herren mit dem renommistischen Berliner Wurstblatt( Anzeiger für Idioten der Reichshauptstadt) daneben standen.
Zum Mord in der Gneisenaustraße. Das Geständnis des Täters.
Der Chauffeur Otto Wilfe wurde gestern noch zweimal ver hört. Um die Mittagszeit gab er endlich zu, daß er bei der Tat zugegen gewesen sei. Diese selbst aber schob er auf einen Inbekannten, den er in dem Auto mit dem unbekannten Mädchen nach der Garage sitgenommen habe. Der junge Mann, den er nicht tenne, jei mit dem Mädchen in Streit geraten und von diesem mit dem Messer bedroht worden. Der junge Mann habe sie darauf mit dem Hammer niedergeschlagen und sei davon gelaufen.
Nachmittags geftand er schließlich, daß er selbst die töd. lichen Schläge geführt hat. Nach seiner jezigen Darstellung machte Wilfe von der Schankwirtschaft in der Baerwaldstraße aus eine Schwarzfahrt um Geld zu verdienen. Er versuchte im„ Kurbellafen" und in der Holländischen Teestube" in der Friedrich fitaßt. Fahrgaste zu bekommen, erhielt aber feine und fuhr jegt nach dem Kurfürstendamm . An der Ede der Kaiser- Allee winkte ihm ein junger Mann, den er nun aufnahm. Am Nollendorfplatz zeigte sich, daß diefer fein Geld hatte. Trotzdem ließ er ihn weiter mitfahren. Vom Brandenburgkeller" in der Brandenburgischen Straße ging es nach der Potsdamer Straße zurück. An der Potsdamer Brücke minkte der junge Mann einen: Straßenmädchen und setzte sich mit ihm in den Wagen. Dieser fuhr endlich morgens um 3 1hr oder vielleicht auch um 6 1hr auf den Hof und in die Garage ein, ohne
daß der Wächter eiras merkte. Wilke jetzte sich, wie er behauptet, frert betrunken, an das Feuer und ließ den ihm unbekannten jungen Mann mit dem Mädchen allein. Plöglich hörte er„ Strach". Das Mädchen schrie:„ Wenn du nicht bezahlen tannst, so schlage ich die Scheiben ein!" Witte sprang hinzu und jah, wie das Mädchen ein Meijer zog, um sich auf den jungen Mann. zu stürzen. Da ergriff er in der Wut den Hammer und schlug blindlings zu, während der junge Mann davonlief. Nachdem er die Leiche in die Ecke geschleift hatte, war er ganz verwirrt, und wußte nicht, was er beginnen sollte. Bei zwei Freunden, die er aufsuchen wollte, fand er feinen Einlaß. Bei dem Chauffeur in der Anzengruber straße, dem er den Borfall erzählte, nahm er die erste Reinigung vor. Dann begab er sich zu seinem Bruder und dessen Frau, bei denen er auch seine Mutter traf. Auch dieser erzählte er den Bor: gang. Die Mutter machte, um ihren Sohn zu decken, der Kriminalpolizei die falsche Angabe, daß ihr Sohn in der friti fchen Zeit bei ihr zu Hause gewesen sei. Auf Bureben des Brubers des Verhafteten bekannte sie aber später die Wahrheit. Die Geschichte von dem unbekannten jungen Manne, der Beranlassung zu dem Streite und damit zu der Bluttat gegeben haben soll, erscheint der Polizei nicht glaubhaft. Wahrscheinlicher ist, daß Wilke das Mädchen allein in der Garage mitgenommen hat. Ob er es mit Borbedacht und leberlegung oder im Affekt erschlagen hat, ist eine andere Frage. Er selbst bleibt bei seiner Darstellung.
Die Schuldfrage.
Herne , 13. Januar. ( Drahtbericht.)
Die Aufräumungsarbeiten im Bahnhof Herne haben sich trotz zahlreicher Hilfskräfte aus Essen usw. doch bis in die späten Nachmittagsstunden hingezogen, so daß erst gegen Abend die Strecke wieder freigegeben werden konnte. Die Lokomotive und die ersten Bagen des D- Zuges Berlin - Köln wurden zur näheren Untersuchung nach Eisen abtransportiert, wo sie in der Hauptwerkstatt überholt werden sollen, da möglicherweise bei dem Zusammenstoß die Kuppelungen und das Untergestell gelitten haben tönnen. Wie ungeheuer die Beschädigungen der Wagen des Personenzuges gewesen find, die sich am Ende des gerammten Zuges befanden, geht schon aus der Tatsache hervor, daß es nicht möglich war, die defor mierten Waggons abzurollen. Vielmehr mußt der Ober: bau vom Untergestell abgehoben und zunächst auf den Bahnsteig
Coln
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n. Essen
Bochum
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Karte zur Eisenbahnkatastrophe im Bahnhof Herne.
gesetzt werden. Der Unterbau der Wagen ist in einer faum glaublichen Weise zerstört worden. Die mächtigen Eisenträger des Rah mens, die Achsen und sogar die Räder sind durchgebogen wie dünne Blechstreifen. Eine Reparatur tommt hier überhaupt nicht mehr in Frage. Mit fahrbaren Kranen wurden diese Ueberreste de: Waggons auf Spezialtransportwagen gehoben und aus dem Bahnhof hinausgezogen. Die Gleise selbst haben nur verhältnis mäßig geringe Beschädigungen erlitten, die sich in kurzer Zeit befeitigen ließen.
Die Untersuchung über die Schuldfrage,
die von dem Vertreter der Staatsanwaltschaft zusammen mit dem Bräsidenten der Reichsbahndirektion Essen geleitet wurde, 30g fidh bis in die späten Nachmittagsstunden hin. Eine Prüfung des in die.technischen Anlagen sich in Ordnung befinden, und daß beide Frage kommenden Stellwerts und der Signale ergab, daß Signale, sowohl das Borsignal als auch das Hauptfignal, auf
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vorletzte Wagen wurde vollständig zertrümmert. Ferner ist zu be merken, daß es sich bei dem Herner Bahnhof im allgemeinen um flare, einfache Verhältnisse handelt. Eigentliche un günstige Umstände, außer dem an der Orientierung hindernden Nebel, der aber ein Bemerken der Haltesignale bei der durch die vorlichte, find nicht vorhanden. handenen Verhältnisse gebotenen Aufmerksamkeit durchaus ermög Die Opfer.
Nach dem Ergebnis der amtlichen Nachforschungen sind die bisher veröffentlichten Listen der bei dem Eisenbahnunglück Getöteten bzw. Berlegten dahin zu berichtigen und zu ergänzen: Von den bisher als tot gemeldeten leben: 1. Rudolf Schilling aus Mehlenau bei Mettingen , 2. Karl Fint aus Mengede , 3. Maria Kranz aus Herne , Frau Auguste Bod aus Idern, 5. Karl Gröbel aus Waljum. An ihrer Stelle find als tot zu verzeichnen: 1. Richard Boß aus Dortmund , 2. Fräulein Hildegard Dürbusch aus Dortmund , 3. die 16jährige Frida Grunenberg aus Hjerne, 4. Frau Weller aus Hamborn , deren beide Kinder von 5 und 7 Jahren leben. Als vermißt angemeldet wurden bei der Polizei zwei Personen. Die Gesamtzahl der Toten beträgt 24, von denen 12 im fatholischen Krantenhause, 4 im ewangelischen Krankenhause und 6 in der Totenhalle aufgebahrt sind. Die Zahl der Berletzten beträgt im ganzen 61, von denen aber zahlreiche sich in ihre Heimat zurüc begeben konnten.
Der Magistrat der Stadt Herne tritt am Mittwoch zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, um über die Beijehung der tödlich Verunglückten Beschlüsse zu fassen und um den Hinterbliebenen für die erste Not eine Unterstügung zur Verfügung zu stellen. Die Beisehung der 24 Opfer hat die Verwaltung der Reichshahn A.-G. übernommen. Aller Wahrscheinlichkeit nach findet die Beerdigung am fommenden Freitag oder Sonnabend statt. Die Leichen werden von der Staatsanwaltschaft noch im Laufe des heutigen Mittwoch freigegeben werden. Auf dem Friedhof und auf dem Bahnhof Herne spielten sich im Laufe des Tages, als die Angehörigen der jo furchtbar Berunglückten eintrafen, herzzer reißende Szenen ab. Leider gibt auch der Zustand von drei Schwerverletzten, die im Herner Krankenhaus liegen, zu schweren Besorgnissen Anlaß. Ein Teil der Leichtverletzten, deren Zahl etwa 45 beträgt, ist in die Krankenhäuser in Essen und Bochum übergeführt worden. Von allen Seiten ist man bemüht, den Berunglückten durch Geben und Aufmerksamkeit ihre Leiden zu erleichtern. Schwerverlegt sind folgende 12 Personen, die im Herner Krankenhaus Aufnahme gefunden haben: 1. Gustav Bodenstein, Wanne, 2. Gustav Boden, Ratsfeld, 3. Mönnistes, Herne , 4. Auguft Schäfer, Gelsenkirchen , 5. Wilhelm eßtamp. Bretten , 6. Walter Weller, Hamborn , 7. Albert Weller( fünf Bahre), 8. Franz Biggers, Köln , 9. Karl 3ombed, Dortmund , 10. Helmut Trende, Osterfeld, 11. Heinrich Schulz. 12. Raugel.
An der Unglücksstätte.
Ein Augenzeuge
gibt folgendes erschütternde Bild bald nach der Katastrophe: Ein entsetzliches Bild bot sich dem Auge bald nach dem Unglüd dar. Auf dem Bahnsteige liegen Kleidungs-, Gepäckstücke in wilder Unordnung, bedeckt mit Blutlachen von den Tolen und Verwundeten, um deren Bergung sich das gesamte Stationspersonal bemüht. Ber
eut liegen tote Körper, vielfach ohne Arme und Beine, ver Berunglückten umber. Hier liegt ein leines Kind, das noch nicht verbunden ist und dem Teile der Hand abgequetscht sind. Es ruft weinend und schluchzend nach der Mutter, die sich unter den Todesopfern befindet. Dort liegt ein fleiner Bub, weinend und jammernd nach feinen Angehörigen, der Mutter, die er an der Dannd ie Schmerunglückstätte nicht herauszufinden weiß.
alt" gestanden haben. Bei mehrmaligen Bersuchen funktionierten Bei dem Zusammenprall schoben sich der letzte und der die beiden Signale ohne jeden Fehler. Der Lokomotivführer des vorlegte Wagen über den dritten und vierten von Berlin fommenden D- 3uges hat, wie jetzt schon feststeht, so bis zum fünften hinweg. Drei Wagen des D- Zuges find wohl das Borsignal als auch das alte signal über schwer beschädigt. Wenige Augenblicke nach der Katastrophe waren fahren. Es wurden dann zahlreiche Zeugen vernommen, die das Bahnpersonal und schnell alarmierte Bereitschaften zur Stelle darüber gehört wurden, ob der Nebei so dicht gewesen sei, daß der und bemühten sich um die Verletzten. Hilfszüge der NachbarBeamte die Signale überhaupt nicht habe bemerfen fönnen. Die ftationen wurden alarmiert und trafen bald ein; auch die große Geschwindigkeit, mit der der D- Bug auf den, Bersonenzug auf Silfsstation am Siß der Eisenbahndirektion in Essen entsandte sofort gefahren ist, hat nach Schäzungen etwa 40 Kilometer betragen. Ob einen Hilfszug mit Aerzten und Pflegepersonal sowie besonders wohl die Bremsen auf volle Wirkung gestellt und der Dampfregulator gefchulten Rettungsmannschaften. Die Bucht des Anpralles war fo noch im letzten Augenblic auf„ rüdwärts" gestellt war, ist doch die stark, daß sich das Dach des zweiten Wagens, von hinten gezählt, Wucht des Zusammenstoßes faum noch gemildert worden. Ein vollkommen unter das Dach des dritten Wagens geschoben hat. Bertreter der Reichseisenbahadirektion Effen gibt Stücke der Eisenträger sind wie Haarnadeln verbogen, die Buffer folgende Erklärung über die Ursache der Eisenbahnfatastrophe in folgende Erklärung über die Ursache der Eisenbahnfatastrophe in find teilweise abgebrochen. Der Personenverkehr über erne wird Herne : Die amtliche Untersuchung hat einwandfrei ergeben, daß das vorläufig über den Güterbahnhof aufrecht erhalten. Einfahrtsignal und das dazu gehörige Vorsignal fich in halt. ftellung befunden haben. Beide Signale sind von dem Loko. motivführer des D: 3uges, Havercamp, ein aus Hamm stammender, älterer, erfahrener, streckenfundiger Beamter, der be reits vor der Uebernahme der Eisenbahn im Ruhrgebiet durch die Regie bie Strede jahrelang gefahren hat und seit Auflösung der Regie, aljo seit Dezember, regelmäßig die Strecke wieder befährt, überfahren worden. Sowohl das Borsignal wie das Haupt signal hätten von dem Lokomotivführer trotz des herrschenden Nebels bemerkt werden müssen. Der Lokomotivführer Havercamp trägt also die volle Verantwortung für die durch sein Bersehen entstandenen Folgen. Vor dem Schnellzug D 10 liegt fahrplanmäßig ein Ber: sonenzug. Beide Süge waren pünktlich. Der Bersonenzug Nr. 630 war in Gleis 1 am Bahnsteig 1 eingefahren. Seine Abfahrt hatte fich durch Einladen von Gepäd um eine minute verzögert. Er follte gerade abfahren, als der folgende D- Jug Berlin - Köln D 10 sich dem Bahnhof näherte. Da das Gleis 1, in das der D- Bug einfahren sollte, befeht war, gab der Fahrdienstleiter für den D- 3ug das Einfahrtfignat M 1 nicht frei. Der Lokomotivführer Die ersten Berfälscher der neuen filbernen Dreimarkstüde hatten hat im Rebel dieses Saltzeigende Einfahrtsignal sich vor dem Schwurgericht Mitte jetzt zu verantworten. Der Kauf. M 1 einschließlich das dazu gehörige Borsignal, mann Ernst Michels wurde im November abgefaßt, als er zu bas sich 700 meter por dem Hauptsignal befindet, fammen mit dem Händler Karl Haensel falsche Dreimart übersehen und fuhr widerrechtlich in den Bahnhof ein. Bei stüde in den Berfehr bringen wollte. Man fand bei Michels 23 Erkennen der Annäherung an den Bahnsteig bremste er, da er plandieser Fälschungen, außerdem noch mehrere halbfertige Stüde . Mi mäßig im Bahnhof zu halten hatte. Den noch im Gleis 1 haltenden chels stammt aus einer angesehenen Familie und behauptet geistes Bersonenzug hat er wegen des dichten Rebels anscheinend nicht ge frant zu sein. Er soll auch schon wiederholt in Irrenhäusern gesehen. Er fuhr infolgedesjen, wenn auch mit etwas verminderter wefen und entmündigt sein. Während der Staatsanwalt Zuchthaus Schnelligkeit , auf den Schluß des Personenzuges auf. Die fegten strafe beantragte, gelang es den Bemühungen des Verteidigers, das drei Wagen des Personenzuges wurden vollständig zertrümmert, Schöffengericht Mitte zu einer milderen Auffaffung zu bewegen. stellenweise ineinander und übereinandergeschachtelt; namentlich der Michels erhielt ein Jahr 6 Monate Gefängnis, der be reits vorbestrafte Haensel 2 Jahre drei Monate Ge= fängnis. Als das Opfer eines Lockspigels stellten sich die Handelsleute Jellenowicz, Friedmann, Altmann und Altvater hin, die sich vor dem Schöffengericht Mitte wegen Münz. verbrechens zu verantworten hatten. Sie waren gefaßt worden, als sie die Vorbereitungen zur Herstellung falscher Hundert. rentenmartscheine und Preußendollar getroffen hatten. Die Platten waren bereits fertiggestellt. Auf die Anzeige eines im Bolizeidienst stehenden, bereits wegen Münzverbrechens vorbestraften Mannes namens afttowigti, gelangte der Blan zur Kenntnis der Kriminalpolizei, die dann die Falschmünzer stelle aushob. Die Angeklagten behaupteten, daß der Polizeiagent sie erst zu dieser Tätigkeit veranlaßt und überredet hätte. Hajtko: wigti selbst ist gegenwärtig nicht zu ermitteln. Er soll auch wegen anderer Dinge noch gesucht werden. Das Urteil fautete gegen die Angeklagten auf Gefängnisstrafen von 9 Monaten bis 1 Jahr.
Berurteilte Falschmünzer.
Eine längere Störung der Lichtversorgung Groß- Berlins , die sich besonders im Zentrum und im Westen der Stadt bemerkbar machte, entstand gestern nachmittag gegen 7 Uhr im Kraftwer! Moabit . Dort war einer der riesigen Delicalter explodiert, der den Fernstrom der Ueberlandzentralen aufnimmt und auf die Berliner Kabelnete verteilt. Offenbar ist der Kurzfchluß dadurch entstanden, daß in dem Neg der elektrischen Bahn nach Oraniens burg irgendein schwerer Defelt entstanden ist. Durch Um fbaltungen gelang es, zum Teil erst nach mehreren Stunden, den Schaden zu beheben.
Die Jugendweihe für Tegel , Borfigwalde, Wittenau . Hermsdorf , Waldmaunsinst, Helligenfee and Tegelort findet am 29. März in ber Anla der Humboldt Oberrealfoule tatt. Anmeldungen bierau verben entgegen. genommen bei Frau Eröber, Tegel , Schlieberstr. 19/20, v. pt. und Rudolf Gent, Tegel , Siedlung, Rosensteg 8.
Die Wohnung des Roßbachers.
Ein Wohnungswucherprozeß mit polizeilichem Einschlag be. schäftigte das Amtsgericht in Botsdam. Die Stadt Berlin besitzt in Wannsee , Schulstr. 3, ein Haus, in dem als Mieter die 72jährige Witwe des Försters Neumann vom 3wedverbond Groß- Berlin wohnt. Die alte Frau, die feinerlei Pension bezieht, ernährte sich durch Zimmervermieten mit voller Pension. Eines Tages mußte Frau N. durch Beschluß des Meteinigungsamtes ihren Herrn fündigen, da zwei möblierie Zimmer mit Kücheibenutzung dem Schriftführer der Roßbach Leute, Leutnant Kurt Barth, zugesprochen waren. Die alte Frau wehrte sich gegen die Beschlagnahme, da Beutnant Barth feinen festen Wohnsit auf Schloß Calfow hatte. Aber das Mieteinigungsamt tehrte sich nicht an den Einspruch. Annähernd 2 Jahre hatte Barth die Räume für sich behalten, trotzdem er diese nur zu gewiffen Zeiten im Jahre benutzte, als Roßbach verhaftet wurde. Mit ihm verschwand auch B., ohne seinen Verpflichtungen im letzten Bierteljahr nachgekommen sein. Seine Utensilien wurden versteinert, aber der Erlös reichte für die Mietsschuld nicht aus. Frau Neumann mahnte und erhielt schließlich als Quittung von den feudalen Schloßbewohnern eine Anzeige wegen Breismude rs. Die alte Frau hatte für die möblierten Räume mit Küchenbenukung in den letzten Monaten 70 bzw. 85 M. genommen, ein in Wannsee durchaus üblicher Preis. Vor dem Potsdamer Amtsgericht lente Frau Neumann gegen einen Strafbefehl, den sie wegen dieser Sache bekommen hatte, Einioruch ein. Die Angeklagte madhyte geltend durch ihren Mundanwalt, einen Wannseer Rendanten, daß die Zimmer für den Kläger abfolut feinen Gegenstand des täglichen Bedarfs darstellten, denn er hatte seinen Wohnfig in Callow auf dem Schloß und für ihn waren die Zimmer nur ein poli tischer Lurus. Das Amtsgericht fand trotzdem die Preis
cnsrufe der Verwundeten und das Weinen der Jugendlichen, die die ganze Eisenbahnhalle erfüllen. Alles in allem ein dem Bersonenzug, der von Dortmund nach Wanne fuhr, zu ihrer erschütternder Anblid. Meistens waren es junge Mädchen, die mit Arbeitsstätte gelangen wollten und dem Unglück zum Opfer gefallen sind.
Eisenbahnunglück auch bei Aachen .
Aachen , 13. Januar. ( TU.) Auf der Strecke Biensfeld-- Ham der Gefällstrede haltende Rangierabteilung auf. Der Zugführer mer stießen zehn beladene Güterwagen auf die am Ende wurde getötet. Bier Wagen wurden start beschädigt.
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weiteren Eisenbahnunglüd in Hattingen , dem drei Menschenleben zum Berschiedene Blätter verbreiteten die Nachricht von einem Opfer gefallen fein sollen. Nach Mitteilung der Eisenbahndirektion Essen entspricht diese Nachricht nicht den Tatsachen.
forderung zu hoch und erfannte wegen fahrläffiger Breistre berei auf 20 Mart Gethstrafe. Geden das Urteil hat die Angeklagte fofort an Gerichtsstelle Berufung eingelegt.
Die falsche Ehefran.
Ein großes Betrugsmanöver mit seiner Wohnung hatte her niets fach vorbestrafte Kaufmann Moses Witt in Szene gefeht. Er besaß mit seiner Frau zusammen eine Bierzimmerwohnung im Hanfaviertel. Diese Wohnung verkaufte er an einen Flüchtling, der mit seiner Familie schon seit langem ein Unterfommen in Berlin fuchte. Man ging zu einem Notar und unter Borlegung des StandesamtsAusweises wurde von Witt und seiner Ehefrau der Vertrag unterzeichnet. Der Käufer zahlte auch sofort 1000 Rentenmart an. Als er aber einziehen wollte, öffnete ihm eine Frau die Wohnung, die sich als die Ehefrau Witts bezeichnete. aber zum Erstaunen eine ganz andere Person war, als die Zeugin im Notariotsbureau. Diese Frau erklärte ihm dann auch gleich, daß er einem Be trugsmanöver ihres Mannes zum Opfer gefallen sei, denn die Woh nung gehöre ihr. Witt wurde vor einiger Zeit vom Gericht zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Gestern hatte sich seine Schögerin, Franziska witt, megen schwerer Urfundenfälschung zu verantworten, denn sie war es, die als Ehefrau beim Notar aufgetreten war. Rechtsanwalt Dr. Johanny führte an. daß die A- ge= flagte, eine minderwertige Berfon, lediglich das Werkzeug ihres Schwagers geworden sei. Das Gericht billigte der Angeklagten auch mildernde Umstände zu und verurteilte sie zu sechs Monaten Gefängnis, unter Anrechnung non zwei Monaten Unter fuchungshaft. Es wurde ihr nach dem Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen Bewährungsfrist in Aussicht gestellt. Sie wurde aus der Haft entlaffen.