bemittelten Finnenbesitzer des besetzten Gebiets sind ebenfalls fast kaum entschädigt, und darüber hinaus geht die Bürgerblockregie- rung jetzt dazu über, von einzelnen Gemeinden noch Rück» Zahlungen aus der Zeit des passiven Widerstan- d e s zu fordern. Wo bleibt da der zur Begründung des 7I10-Mil> lionen-Skandals angeführte Grundsatz? Den Gemeinden ist es damals viel schlechter ergangen als den Jndustrieherren, die es bisher immer noch verstanden haben, groß« Losten auf andere abzuwälzen. Rund KV Proz. der Gesamtbevöl» kerung des besetzten Gebiets waren der öffentlichen Fürsorge über- wiesen. In langen Promenaden warteten diese Volksschichten vor den Amtshöusern, bis von ihren Gemeinden die neuen Geldschein« gedruckt waren. Ihr Zlufdruck richtete sich nach den in täglichen Rundtelegrannnen des Reichsarbeitsministeriums mitgeteilten Zahlen. Wenn das Ministerium z. B. telegraphierte: Der Erwerbs lose erhält für die halbe Woche 125 000 000 000 Mark, dann wurden eben Papier « mit einem solchen Aufdruck oerteilt. Run kam ez ober sehr oft vor, daß man für diesen Betrag zur Zeit seiner Aushändigung an die Erwerbslosen vielleicht gerade«in Brot kaufen konnte. Die hungernden aber machten ihren Anspruch an das Leben geltend, demonstrierten und oersuchten zeitweilig sogar zu plündern. Es war die Pflicht der Städte, diesen Zustand mög- liehst einzudämmen, und infolgedessen mußten sie für Nahrung sorgen. Sie ließen eben drucken und gaben ferner, was sie glaubten, vor dem Volk verantworten zu können. Jede Stadt des besetzten Gebiets hatte damals z. B. öffentliche Speiseanstalten. Was aber geschieht setzt? Seit vielen Wochen sind zahllos« Revisoren des Reiches >-'tn Stadtverwaltungen des besetzten Gebiets tätig und rechnen «ff Reichsmark von heute um, was damals an gedrucktem Papier mehr produziert wurde, als die bewußten Rundtelegramme aus Berlin für richtig hielten. Mit erstaunlicher Großzügigkeit gehen die Herren Revisoren vor. Von Düsseldorf oerlangt das Reich eine Rückzahlung von 1800 000 Goldmark für sogenannte Ueber- Zahlungen aus der hungerperiod«: Mettmann soll 180 000 M-, Solingen 80 000 M., Remscheid 100 000 M. und Ohligs 80 000 M. zahlen. Das sind nur einige Beispiele, die wir anführen, um die Grundsatztreue der Bürgerblockregierung zu charakterisieren. In Wirklichkeit grenzt die Zahl der Städte, die zu Rückzahlungen verurteilt ist. fast an die hunderte. Die Auszahlung von über 700 Millionen Goldmark an die Ruhrindustrie erweist sich also immer mehr als ein Skandal, der seinesgleichen sucht. Die Industrie erhält hunderte von Millionen ohne Nachweis der Bedürftigkeit, ohne jede Kontrolle— die Gemeinden des besetzten Gebiets aber, die während des passiven Widerstandes fast ihr Letztes hingegeben und die heute mit der Wohlfahrtspflege bis aufs äußerste belastet sind, werden in„groß- zügiger Form" kontrolliert und zur Zahlung von Summen ge- zwungen, die sie tatsächlich nie erhalten und nur im Interesse des gesamten deuffchen Volkes ausgegeben haben, hunderte von Rem- soren sind zu diesem Zweck tätig— während für die In- dustrie das Geld gewissermaßen zum Fenster hinausgeworfen wird. Die Gemeinden sollen nach- träglich für die Inflation büßen— die Industrie aber erhält neben ihren Jnflationsgewinnen von der Regierung de, Bürger- blocks noch einen besonderen Lohn auf Kosten der deutschen Arbeitnehme r.fchaft. hat die Weltgeschichte«inen größeren Skandal je gesehen? Die Kritik üer presse. ... Mißtrauen und Empörung. Die„Frankfurter Zeitung " schreibt: «Die Erregung über die ohne Bewilligung des Reichstags, ohne Kenntnis der Oeffentlichtest, ohne e�kne Haltbars gesetzliche Unterlage und vor allem ohne eine irgendwie g e. rechte Abwägung der hier so prompt und splendide erledigten Entschädigtenansprüchs im Verhältnis zu anderen Rechtsansprüchen an das Reich aus Kriegs- und Nachkriegszeit dauert in wetten Krei- fen an, auch nachdem der Reichstagsausschuß die Verhandlungen zu- nächst unterbrochen hat. Und in der Tat ist gerade das Verhal- ten der Vertreter des Reichsfinanzmini st eriums vor dem Ausschuß derart gewesen, daß es dem Mißtrauen, der
Empörung nur noch Nahrung gab, statt Beruhigung zu schaffen. Daß das Bu d g e t r e ch t des Reichstags in unerhörter Weis« verletzt worden ist, daß die Regierung nicht nur Auf- klärung schuldet, sondern auch nachträglich Indemnität nachsuchen müsse, ist nach mehrtägigen Verhandlungen endlich zugegeben worden.. »Der mtt soviel Geheimnis umkleidete Vorgang erhält aber seine volle Beleuchtung erst dann, wenn man ihn mit dem so ganz anders ge st alte ten Schicksal der großen Schichten in Ver- gleich stellt, die wahrhaftig ebenfalls wohl begründete Ansprüche an die Gesamtheit zu stellen hotten und deren j ä m- merlicheLage so furchtbar mtt dem kontrastiert, was die Mäch- tigen der Großindustrie für sich durchzusetzen verstanden. Wir haben auf diesen furchtbaren Unterschied schon hingewiesen, und immer wieder kommen uns aus dem Publikum Stimmen, die es wieder- holen, Klagen über die furchtbare Schädigung der Ausland- deutschen, der Verdrängten, der Anleihebesitzer, vor allem derOpferdesKrieges selbst und der Hinter- bliebenen der Gefallenen. Herr Dr. Luther, der als Finanzminister ohne Rücksicht auf gesetzlich« Schranken gegenüber der Großindustrie das durchgeführt hat, was fein Kollege Dr. Strefemonn in Briefen an die Groß- industrie zuzusagen sich für befugt hielt, steht nun an der Spitze der Reichsregierung. Insoweit ist also auch die Kontinuität der Verantwortung gewahrt. Um ihre Lost, die tatsächliche und die moralische, ist er nicht zu beneiden." Die Schwerindustrie regiert. Die«Bossische Zeitung" schreibt: «Es ergibt sich mithin das folgende, für die d« u t s ch« n p o l i- tischen Verhältnisse höchst interessante Bild: die Schwer» industrie verhindert jahrlang in Deutschland die Rege- lung der deutschen Währung. Sie verdient an der In- flation und zahlt keine Steuern. sDenn selbst die Kohlensteuer hat sie sich ja stunden lassen.) Sie tritt begeistert für den Ruhrkampf ein und verdient noch einmal an der Inflation. Dem deutschen Boll müssen schließlich bei der Finanzregelung harte und ungerechte Steuern in Gold auferlegt werden. Die deutsche Schwerindustrie benutzt einen Teil des in der Inflation verdienten Geldes, um Presseorgane aufzukaufen und Nachrichtenorganisationen zu gründen, die das deutsche Volk darüber belehren, daß die Linksparteien die Unordnung der deutschen Witt- schaft verschuldet und das Volt mit ungerechten Steiiern belegt haben. Sie führt mit diesen Presseorganisationen einen Wahlkampf, der zwar nicht zum vollen Erfolg, aber doch zur vollen Veruneini- gung des deutschen Bolke» führt. Und dann lassen dieselben Schwerindustriellen, die die Steuerzahler durch die von ihnen beeinflußte Presse aufgeputscht und vor ihren Parteiwagen gespannt haben, sich aus den für all« Steuerzahler un- gerechten Steuern die Beträge für die Micum- Schäden bezahlen, bevor die anderenGeschädiyten Geld erhalten, und bevor das deutsche Volk durch seinen Reichstag darüber befinden kann, in welcher Weise denn die Schwer- industrie nun auch etwas zu den L a st e n beitragen muß, die aus diesen Dingen entstehen." Oer Cmüruck km fluslanS. Patts, Z. Februar.(Eigener Drahtbericht.) Der von der sozial- demokratischen Partei aufgedeckt« Skandal der harter dem Rücken des Reichstag« an die Schwerindustrie gezahlten Entschädigungen hat hier das größte Aufsehen erregt. Die Blätter sprechen von einer Korruptionsaffäre, die an Ausmaß und der darin von den verantwortlichen Stellen bekundeten Skrupellostgkeit selbst die Panamaaffäre in den Schatten stell«. In den politischen Kreisen erregt man sich vor allem darüber, daß die deutsche Regierung die 800 Millionen, die st« durch tu« Dawes-Anleih« vom Ausland erhalten hahe, zu sieben Achteln zu ungesetzlichen Subventionen an die Schwerindustrie verwandt hat. Die nationalistischen Blätter ziehen daraus das Argument, daß Deutschland auch bei dieser Gelegenhett wieder einmal die Alliierten gründlich«ingeseist habe. Es habe die Geldgeber der ganzen Welt mobilisiert lediglich zu dem Zweck, um den Industriemagnaten an der Ruhr ein Geschenk von 700 Millionen Goldmark zu machen.
Die preußische Negierungsbiiöung. Am gestrigen Tage hat nach den Meldungen verschiedener bürgerlicher Korrespondenzen der preußische Ministerpräsident Braun Verhandlungen mit dem Führer der volkspartcilicheu Landtagsfraktion, Herrn v. Campe, gepflogen. Ueber ihr Ergebnis wird amtlich keine Mitteilung gemacht, während die Telegraphen-Union zu melden weiß, daß die Unterredung ergebnislos verlaufen sei. Im Laufe des Nachmittags teilte Braun in einer interfraktionellen Besprechung der drei Koalitionsparteien mit, daß er feine Bemühungen um eine Regierungsbildung fortsetzen werde. Man nimmt infolge- dessen an, daß Braun nicht vor Mittwoch abend oder Donnerstag früh sich endgültig über Annahme oder Ab- lehnung der Wahl zum Ministerpräsidenten entscheiden wird. „Gott mit uns"'. Ein bezeichnender Streit. Im schwenndustttellen«T a g" lesen w«r folgende Histotte: «Die vor einiger Zeit geprägten neuen Dreimarkstück« tragen bekanntlich aus dem Rand die Umschrift:«Einigt e ir und Recht und Freiheit". Diese Worte, die dem zur beut- schen Nationalhymne erklärten Liebe«Deutschland , Deutsch- land über alles" entnommen waren, sind fett der einschneidenden Veränderung der polttischen Konstellation von m e h r e r e n Seiten b e a n st a n d e t(!) worden, und es ist ein heftiger Kamps darüber entbrannt, ob sie beibehatten werden, oder durch das früher««Gott mit uns" ersetzt werden sollen. Es liegen eine Reihe von Entwürfen für das neue Fünfmarkstück vor, aber in- folge dieser Differenzen über die Umschrift ist es zu einer engeren Wahl noch nicht gekommen." «Einigkeit und Recht und Freihett" ist allerdings für die neue Reichsregierung kein geeigneter Sinnspruch! Einig- keit will man nicht, das Recht soll die Dienerin der Macht sein und gar F r e i h e i t!— das ist eine blödsinnige Idee phantastischer Republikaner . Da ist«Gott mtt uns" doch viel besser zu gebrauchen. Gott war schon immer.mit den stärkeren Bataillonen, und er unrd auch mit dem stärkeren Portemonnaie sein. Bei dein 700-Millionen-Geschenk an die Ruhrindustrie Hot man schon einen ganz erfreulichen Anfang gesehen. Di« Hos- zeremonienmeisber der neuen«Gott-se!-Danl"-Regierung haben offen- sichtlich das richtige Fingerspitzengefühl. Der fluer-prozeß. Verleumde um zu verleumden. München . 2. Februar.(Eigener Drahtbericht.) Da die Beklagten im Auer-Prozeh über ein Dutzend neue Beweisantrdge gestellt haben, um noch einmal nachzuweisen, daß Auer nach seiner Rückkehr aus dem Felde erhebliche Neuanschaffungen für seinen Haus» halt gemacht hat, lieh der Kläger am Montag alle jene Gegenstände in den Gerichtssaal schaffen, dazu ein P r e i s v« r z e i ch n l s, aus dem hervorgeht, daß diese Neuanschaffungen insgesamt etwa 100 Tu ausmachen. Der Zeuge Moses sagt aus. daß ihm nach Erscheinen der Broschüre Winter der Vorsitzende der KPD . Münchens , namens Koch, mttgeteitt habe, WMter und Kämpfer hätten sich bei der KPD. umihreAufnahmeangemeldet. Dieser Darstellung wird aber von den Beklagten widersprochen. Als nächster Zeuge gab der Schriftsteller Otto Graf , der früher als Landtagsabgeordneter der KPD. angehörte, später aber zur SPD. übertrat. Ausschluß über die sogenannte SPD. -Oppo- sition München , der auch er angehörte. Diese Opposition gründete sich auf drei Punkte, in denen sie eine von der Gesomtpattei ab- weichende Auffassung vertrat: 1. in der Frage des E r m a ch t i- gungsgesetzes, 2. nt der Frage der Stellung zum Kabinett Euno und 3. in der Frage der Reichs Politik in bezug auf Bayern und Sachsen . Diese Ooposttion sei aber nicht anders zu verstehen gewesen als in dem Sinne, wie es ja auch in den anderen Parteien einen rechten und einen linken Flügel gebe. Winter hat seine Broschüre als im Austrag der Opposition herausgegeben bezeichnet, ohne die Leute der Opposition vorher darüber zu verständigen. Als der Zeuge damals Winter auf die offensichllichen Unrichtigkeiten in der Broschüre aufmerksam machte,
Die Sackgasse.
Kürzlich fiel mir das erste Heft einer neuen künstlerischen Halb- Monatsschrift in die Hände, die den Titel«Die Straße" fuhrt. Als Redaktionsausschuß werden der Kunstkritiker Dr. Adolf B e h n e, der Zeichner George Groß und der aus dem Magde - burger Prozeß bekannte Journalist Franz Lehnhoff genannt. Unter den Mttarbeitern befinden sich u. a. Jakob Altmaier . Erich Mühsam und der von«Lachen links" her in guter Erinnerung stehende Erich Weinert . Man rechnet ferner auf Beiträge von Männern wie Karl Sternheim , Watter Mehring, Mynoma, Heinrich Zille , Ernst Toller (???), Heinrich Vogeler, Paul Oestretch, Alfvns Paquet u. a. Eine reichlich bunt zusammengewürfelte Gesellschaft. Wohin führt diese.Straße"? Die Redaktion des Blattes ist in der Zentralstelle der„Künstlerhilfe" im Berliner Sowjethause Unter den Linden 11. Im einlettenden Aufsatz«Der geöttc Schwurgerichts- faal" gibt uns Herr Lehnhoff«ein Paar Augen voll Magdeburg " und sucht uns im Hinblick auf Ebert einzureden, daß«verehrte sozial- demokratische Führer der Schwachen gegen die Starken, der ersten. allerersten Versuchung erlogen und Freunde der Starken gegen die Schwachen wurden", und daß fett 1918«die erwählten Führer der Schwachen, der Hungernden, Regierungen für die Retchen und Satten machtenl" Und in einem anderen Artikel wird der Kutisker- Barmat-Skandal als der«Sturz der deutschen Republik in eine bodenlos tiefe, eklige Kloake von Schiebertum und Korruption" de- zeichnet, um zu der sinnigen Schlußfolgerung zu gelangen:«Und dieser Fall der deuffchen Republik ist in Wahrheit der tteffte Fall der deutschen Sozialdemokratie." Nach diesen Wegweisern scheint die Richtung dieser«Straße" nach Moskau unverkennbar. Ach, lieber Leser, du ahnst es nicht! Es geht zwar auf dieser Straße weder intelllgeitt noch künstlerisch zu, aber es sind immerhin Intellektuelle, die sich aus ihr bewegen. Und die wirken wie das sprichwörtliche rote Tuch auf den kommunistischen Stier. Herr Lehn- hoff müht sich sogar ob, objektto zu erscheinen, indem er sich über Richard(Leichen-) Müller lustig macht, ihn als«Pottokassendefrau- dant der Revolution" bezeichnet und es Ebert zum Berdienst an- rechnet, daß er durch Abwürgung des Munitionsarbeiterstreiks die deutschen Arbeiter vor dem Theaterreoolutionär und Reoolutions- verröter Herrn Leiche bewahrt habe. Und�penn auch dies« Objekttvi- töt selber komödiantisch wirkt, so widerspricht sie doch allen kommu- nistischen Grundsätzen. So donnett denn auch in der„Roten Fahne" ein wuchtiges Strafgericht auf die im Grund so kindlich-unschuldigen Spaziergänger dieser„Straße" herab. Wenn Herr Lehnhofs Ebert als„Daterlandspanei" bezeichnet, so wirst man ihm vor. er mache es sich zur Aufgabe,„bte Person Ebert« herauszustreichen". Und eifervoll wird jede Berührung mtt einem Blatte abgeschworen,«das sich auf«n so tiefes politisches Niveau einzustellen beliebt". Das geschieht euch ganz recht, ihr Herren von der„Siraße"! Wer sich bei den Kommunisten anbiedern will, darf auch nicht um
Haaresbreite von ihrer Dogmatil und Demagogie abweichen und muß selbst den leisesten Verdacht einer eigenen Meinung peinkichft vermeiden. Euer Ziel kann höchstens dann gut sein, wenn ihr es ganz verfolgt und jede Halbheit bekämpft. Ihr aber setzt euch aus zwei Halbheiten zusammen, die niemals«in Ganzes werden könnkn, sondern sich gegenseitig aufheben. Eure Straße ist eine Sack- gasse, die ins Dunkel führt, und ihr müßt schon einen anderen Weg einschlagen, wenn ihr von weiteren Kreisen ernst genommen werden wollt. Hubert Laskari.
Note Nacht. Auf den Eintrittskarten zum Tragikomischen Abend, den Blondine C binger und Friedrich Hollaender am Sonnabend im Bechsteinsaal gaben, hat man vor Hollaen. ders uns ohnehin w erwollen Namen einen versehenllich mitgedruckten Doktortitel wieder durchgestrichen. Macht nichts, von uns bekommt der trotzdem stets siegende Hollaender für feine geschmackvollen Kom. Positionen einen dicken Lobstrich, und nicht weniger dick bestrichelt fit Bland ine Ebinger, die sie uns vermittelte. An sich gehört so etwas natürlich ins, leider mir am Kurfürstendomm, blühende gut« Kabarett, der vergröbernde Saal ermöglichte die Bekanntschaft dafür einem größeren Publikum. Die«l�i«der eines armen Mädchens", die vielen wohl noch neu waren, verdienen in der Tat größte Popu- laritöt. zu begrüßen fft es. daß sie demnächst im Sleno-Gotffchalk. Verlag, von Köche- Kollwitz illustriert, erscheinen werden. Diese Dichtungen sind so wettooll, weil sie von jener immer noch seltenen Ehrlichkett sind, die zugibt, daß das schlechchin Tragische und das schlechthin Lächerliche im menschlichen Leben verhältnismäßig selten ist: das Allgemeine fft das Tragikomffche. Hein«. Wedetind und Lautensack, Rmgelnatz, Mehring und Brecht, um nur ein paar Namen zu nennen, man mag den.ffkiragrk amikern" der deuffchen Literatur viele» zum Vorwurf machen, ihre Unbeherrschchett, ihre Unerzogen. heit, womöglich«ich ihre Kulwrlosigkett, vorausgesetzt daß man „landläufig" fühlt und denkt, zugeben muß bei aller seiner Kritik auch der größte Philister, daß jene zu den Wenigen gehören, die darauf verzichten. Btutreichtum und Herzhaftigkett zu gebirnlichen Ex- perimenten irgendwelcher Tendenz zu mißbrauchen. Auch Blondine Ebinger und Friedrich Hollaender sind erfrischend unkompliziert: Wort« und Musik der„Lieder eines armen Mädchens" spiegeln das Licht und das Nächtige, dos Frohe und das Trüb«, das Milde und da. Herbe unseres ganzen Erdenwandels wider, ohne im geringsten sentimental zu sein, machen sie lachen mtt» weinen zugleich. Hunger- künstlerin, Vollemädchen und Kurrendemaid, wir lachen euch nicht aus, denn euer verzerrtes Schicksal fft irgendwie doch unser aller Schicksal—„wenn ick mal dot bin", finden wir uns doch... Rasch, zu rasch, war der Abend zu Ende. Am Potsdamer-Platz greltten schnellen Tempos die Lichter, noch«Uten die Menschen ihren Vergnügungen zu, Dunst und Qualm enfftrömte den Restaurants. gedämpfte Melodieen entdrangen den Kaffeehäusern— das war zu leicht, zu flüssig, zu laut. Durch den Tiergarten ging ich dann noch spazieren, schwer hing die Regenlust noch zwischen den Bäumen, unheimlich gruselte das Wasser durchs Gestrüpp, ein lieber Mensch, mtt dem man sich
gut unterhallen tonnte, begleitete mich— dos war zu dunkel, zu tief, zu ernst. und dann stand ich plötzlich an der Gedächwiskirche, zwischen den Kaffees der Patrioten, der Literaten, der Bürger, zwischen Schmuck- behangenen und solchen, denen es am edelsten stets dach aus den Augen glänzt, zwischen scheinbar Glücklichen und offenbar Unglücklichen, neben bettelnden Kindern und flehenden Frauen auch— deutlich, überdeutlich war hier unseres Daseins Mischung. Tragisch ist manches, komffch fft manches, tragikomisch ist alles in allem. Und deshalb gilt es die noch phrasenlcseste Kunst rein kapitalistisch eingestellten Sekt-ierern zu entreißen, dönn was jenen häufig nur Laune fft, fft uns blutiger Ernst. Schafft ein Arbelterkabarett! _ Erich G o t t g e t r e u. Ein zehnjähriger PräHistoriker. Das Märkische Museum , da» in diesen Togen die Feier seines öOjährigen Bestandes beging, und das nach mannigfachen Schicksalen eine bleibende Stätte in dem stllvollen Haffmann-Vau gefunden hat, entwickelt sich, von dem Interesse der Berliner und aller Freunde der Mark und ihrer de- sonderen Eigenart begünstigt, immer weiter zu einem der best- geleiteten, umfassendsten Institute seiner Art. Besonder, die Lei)?. kurse, die mit Anschauungsunterricht Hand in Hand zu gehen pflegen, vertiefen Kenntnis und Liebe zur Heimat. Für die ver- stäjönisvolle Art, wie an diesem Museum Unterricht erteilt wird, konnte Professor Dr. K i e k e b u s ch. der Vorstand der vorgeschicht- lieben Abteilung am Märtischen Museum, gelegentlich eines F-.'jt- aktes im Berliner Rathaus eine sehr bezeichnende Geschichte er- zählen. Bor einigen Iahren brachten ihm Arbeiter, die in der Röhe von Berlin Ausgrabungen vornahmen, prähistorffch« Schmuck- gegenstände, die sie eben gefunden hatten, mit dem Bemerken, die Schmuckstücke gehörten der alleren Bronzezeit an. Professor Kieke- busth war über diese mit großer Sicherheit voraebraQit« Be- ilimmung sehr erstaunt, um so mehr, als sie durchaus stimmt«. Natürlich wollte er denn auch wissen, woher die Erdarbeiter ihre Weishett hätten. Und da erfuhr«r. daß ein zehn, uhriger Junge. der um das Ausgrabungsfeld Herumbummelle, die Eegeifftönde als aus der alleren Bronzezeit stammend erkannt h?b«. Professor Kiekebusch suchte den Knaben auf und stellte die Frage, trn« er eine immerhin nicht ganz einfache Bestimmung mit solcher im- fehlbaren Sicherheit treffen könnte. Der Junge war um eine Ant- wort, dt« nichts zu wünschen übrig lieh, nicht verlegen. Da er den Gelehrten nicht persönlich kannte, gab er folgenden Bescheid, der seiner Berliner Schlagfertigkeit ebenso wie seiner prähistorischen Kritik das beste Zsuanis ausstellt«:„Wenn Sie. so wie ich. ständig die Kurs« des Märkischen Museums besuchen wurden, hätten Sie gleich erkannt, daß es sich um Funde aus der alteren BronzeAeü bandelt und hätten nicht erst lange herumrät� müssen. Der zehn. jährige Prähistsriksr spricht besser für das Mar.ffche Museum als jede Werbeschrift. Else casker.Schgler liest im nächsten Autorenabend der Volk,- dühne E. V. im Bürgersaal des Rathanse». Tie Vorlesun, findet am S.. abends 8 Ubr. statt. Ewlahkarten 50 Pf. Vi« Vremscre von Zrltz Black» Cnfisp'.el„Einmal Ist keinmal- ist weaei Erkrankung eines Darstellers von Dienstag, den auf Miliiuock, de, 4. ßebruar, verlegt worden. Die gelosten Billetts behalte» GAtiglell