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wedt nicht nur Befremben, sondern Mißtrauen. Selbst menn man in Rechnung setzt, daß während der Reichspräsi­dentenwahl eine ununterbrochene Tagung des Reichstages auf Schwierigkeiten stoßen wird, so kann und darf deshalb noch nicht von einer Bertagung des Reichstages um zwei Monate die Rede jein. Es ist sehr wohl möglich, daß der Reichstag  felbft eine Bertagung auf kürzere Frist beschließt, oder daß er dem Bräsidenten des Reichstages die Ermächtigung erteilt, den Reichstag avich während des Wahlkampfes zusammenzus berufen. Dem Wesen der demokratisch- parlamentarischen Berfassung würde es entsprechen, wenn gerade während des Präsidentschaftsinterregnums der Reichstag zusam

menbleibt.

Dieser Versuch einer Beeinflussung der Entscheidung des Reichstags durch die Regierung im Reichsrat führt zu der Frage, ob nicht die Rechtsparteien mit dem Gedanten spielen, in diesen zwei Monaten das verantwortungslose politische Spiel zu betreiben, das sie während den Regierungsfrisen im Reich geführt haben. Herr Luther  , der jetzt nicht nur Reichskanzler, sondern auch mit der Wahrnehmung der Ge­schäfte des Reichspräsidenten   vertretungsweise beauftragt ist, ftügt sich nicht auf ein Vertrauensvotum des Reichstages. Die felbstherrliche Regierung der Bureaukratie, deren Auswirkung wir in der Zeit der Regierungsbildung zur Genüge erfahren haben, berechtigt zu einem starten und gefunden Mißtrauen. Es genügt, an den Standal der Ruhr entschädigungen zu erinnern, um die Wirkung der Diktatur der Bureaukratie und ihrer Bedeutung für den Staat zu erkennen.

Unter diesen Umständen erhebt sich wieder die Frage, ob von der Regierung nicht gefordert werden muß, daß sie dem Reichstage ein Nachdem schon Herr Breuß dargelegt hat, daß nach seiner Stellvertretungsgefeg vorlegt. Anficht nach der Verfassung ein Stellvertretungsgesetz not wendig wäre, erhebt gestern abend in der ,, Boffischen Zeitung" Herr Erkelenz dieselbe Forderung:

" Die Parteien des Reichstags sollten sich also, wenn möglich einmütig, dazu entschließen, eine solche Stellver. tretung schleunigst durchzuführen, insbesondere die Re­gierung selber sollte teinen Tag zögern und sollte am Freitag oder Sonnabend diefer Woche noch dem Reichstag   ein solches Gesetz vor­legen.

In welcher Weise die Stellvertretung geregelt werden soll, laffen wir hier dahingestellt. Es kann für diesen einen Fall eine Persönlich feit als Stellvertreter gewählt werden, und man fann dann die weitere Dauerregelung einer späteren Zeit überlassen, in der man Diese Frage mit mehr Ruhe behandeln fann. Oder es fann der In haber eines bestimmten Amtes für jetzt oder für dauernd zum Stellvertreter vorgesehen werden. Borgeschlagen find der Reichs. gerichtspräsident und der Reichstagspräsident. Ober endlich: es fann vorgesehen werden, daß bei der demnächstigen Wahl des Reichspräsidenten   ein Bizepräsident mitgewählt wird. Das find Fragen, über die man sich am Anfang der nächsten Woche interhalten fann. Die Hauptsache ist jetzt, das Stellver tretungsgefeg schleunigst vorzulegen."

Diese Frage ist sehr ernst zu prüfen. Die Reichsregierung unter Luthers   Führung will uns in ein Interregnum hinein­Steuern, das in einem demokratisch- parlamentarischen Staate eine Ungeheuerlichkeit darstellt und politische Gefahren mit fich bringt. Ein folches Interregnum ift erträglich für ein Bolt, das noch in seiner großen Masse in den Traditionen des Dbrigteitsstaates befangen ist, nicht für ein Bolt, in deffen Mehrheit die Ideen der Demokratie lebendig find. Aber das Ziel der Rechtsregierung unter Luthers   Führung ist es nicht, Ser Demokratie in Deutschland   gerecht zu werden. Sie steht ihr Stel in einem bureaufratischen Obrigkeitsstaat, in dem die Bureaufrafie fich von der Kontrolle des Parlamentes unab hängig macht. In der Zeit des Bräsidentschaftsinterregnums ift es deshalb notwendig, daß der Reichstag Herrn Luther und feine Regierung nicht vergessen läßt, daß sie unter parla mentarischer Kontrolle stehen und vom Botum des Parla ments abhängig find.

Ein Requiem tönt leis und matt".

Konzertumschau von Surf Singer.

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Die Preußenkrise.

Severing nicht amtsmüde.- Ein Beamtenkabinett?

Die Regierungsbildung in Preußen ist noch immer nicht geflärt. Ein Nachrichtenbureau weiß heute zu melden, daß Ministerpräsident Marg am Donnerstag nachmittag eine neue Besprechung mit den Deutschnationalen hatte, in der eine Kleine Koalition, bestehend aus Demokraten und Zentrum, von deutschnationaler Seite abgelehnt wurde. Von den Deutschnationalen wurde die Bildung eines über­parteilichen Beamtentabinetts als der einzige Aus: weg bezeichnet, solange das Zentrum nicht bereit sei, ein parteimäßiges Kabinett aus den bürgerlichen Parteien zu bilden. Ministerpräsident Marg behielt sich angeblich vor, zu dieser Anregung noch Stellung zu nehmen.

Die Rechtsparteien haben für dieses Beamtenkabinett" auch schon einen Kandidaten. Es wird nämlich der frühere Entwaffnungsfommiffar, Staatssekretär a. D. Peters, als Präsident für ein solches Kabinett genannt.

Die Nachricht, daß Genosse Severing aus Gesundheits­gründen von seinem Amt entbunden zu sein wünscht, wird jetzt amtlich dementiert. Severings Gesundheitszustand ist, wie feinen Freunden längst bekannt, in der Tat nicht gut. Aber er ist doch augenblicklich nicht so, daß er auf jeden Fall aus dem Amte scheiden müßte und wollte. Wir freuen uns dieser Richtigstellung, denn fie gibt der Hoffnung Raum, daß diejenigen sich verrechnet haben, die schon freudestrahlend von der diplomatischen" Krankheit Severings schreiben und ihre Freude über den erwarteten Rücktritt in die knallige Ueber schrift" Severing erledigt!" entluden.

Am Montag wird der Aeltestenausschuß des Landtags, Frage beraten, ob tatsächlich schon am Dienstag die Neuwahl nachdem die Fraktionen gesprochen, noch einmal über die des Ministerpräsidenten stattfinden foll Dabei wird von Herrn Marg und der Zentrumsfraktion sehr vieles abhängen, was nicht nur im Landtag entschieden wird.

Schwarzweißblauroter Sammelkandidat? Die deutschnationale Reichstagsfraktion erörterte am Donnerstagabend in vertraulicher Sigung die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen. Wie gemeidet wird, wurde Mitteilung davon gemacht, daß zwischen der Deutschnationalen Volkspartei  , der Deut fchen Volkspartet, der Bayerischen   Bolkspartei und der Wirtschaft. lichen Vereinigung und den in Frage kommenden Berbänden Fühlung genommen worden ist, zwed's Aufstellung eines gemein. samen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl. Die Besprechungen befinden sich erst im Anfangsstadium. Personen fragen sind noch nicht erörtert worden. Die Besprechungen werden in der nächsten Woche, wenn alle Führer der beteiligten Parteien in Berlin   eingetroffen sind, fortgesetzt werden.

Senatsumbildung in Hamburg  .

Koalition aus Sozialdemokraten, Demokraten und Volkspartei.

und 3 Splitterparteiler gegenüberstehen. Aus der amtlichen Ber Lautbarung über den Verlauf der Berhandlungen ergibt sich, daß die Zahl der Regierungsmitglieder von 16 auf 15 herabgeseti mer­den wird. Als erste Voraussetzung der Koalitionsbildung galt die unbedingte Anerkennung des Staates durch die Volkspartei.

Chamberlain begrüßt den deutschen   Vorschlag

Condon, 5. März.( WEB.) Außenminister Chamberlain erklärte im Unterhaus, er begrüße den neuen Schrift von seiten der deutschen   Regierung, der große Möglichkeiten für den Frieden und die Sicherheit der Welt haben und der Ausgangspunkt für eine wirkliche Erholung in der europäischen   Lage sein könne. Es fei zu früh, zu sagen, daß diese Vorschläge wirklich dazu führen würden oder nicht, aber es sei nicht zu früh, zu sagen, daß die brifififche Regierung ihnen die größte Bedeutung beimesse und beabsichtige, ihnen die ernftefte Erwägung zu geben, in der Hoffnung, daß in diesem freiwilligen Schritt der deutschen   Regie­rung ein Weg gefunden werden wird, der von der unglücklichen Ber­gangenheit wegführt zu einer befferen und freundlicheren Zukunft. wenn dies vollbracht werden könne durch und mit Hilfe Englands und wenn diese Hilfe erforderlich fei, um es zustande zu bringen, so werde sowohl die Hilfe als auch der gute Wille Englands nicht fehlen. ( Beifall.)

die Alliierten haben in der ganzen Welt Aufsehen erregt. Nur Die Nachrichten über ein deutsches Garantieangebot an feierlichkeiten für den Reichspräsidenten von diesem bedeut­in Deutschland   selbst wurde man leider durch die Trauer­samen Borgang etwas abgelenkt. Indessen zeigt die ver legene Stellungnahme der Rechtspreise, daß Blätter protestieren schon jetzt gegen den Gedanken eines diefer vernünftige Schritt der Reichsregierung den Deutsch­nationalen im höchsten Gra de fatal ist. Einzelne Verzichts auf Elaß- Lothringen  . Die offiziöse WTB.- Erklä rung ist übrigens ein Beweis dafür, daß diese Verlegen­heit innerhalb der Regierung selbst herrscht. An der Richtigkeit der bisherigen Mitteilungen über den Inhalt des deutschen   Angebotes fann, trotz der Schweigsamkeit der Berliner   Stellen, angesichts der übereinstimmenden Bestäti­gungen aus allen Ländern nicht gezweifelt werden. Umso beffer. Nur muß im Intereffe des Erfolges eines so bedeut samen und vernünftigen Schrittes die Stellungnahme der Regierungsparteien eine eindeutige fein. Da wir nicht an­nehmen können, daß die Herren Luther und Stresemann eine fo wichtige Initiative hinter dem Rücken ihrer Kollegen und der Fraktionsführer ihrer Koalition ergriffen haben, so ist es flar, daß nicht nur die Minister Schiele, Neuhaus und Schlieben diesen Schritt gebilligt, sondern auch, daß die Fraktionsführer der Deutschnationalen  , die Hergt, Westarp, Tirpit und Laverrenz von dem beabsichtigten Ber­zicht auf Elsaß Lothringen   gewußt haben. Dann ist es aber ganz unzulässig, daß die deutschnationale Regie­rungspresse gegen den Vorschlag der Regierung Stellung nimmt und damit Zweifel an seiner Aufrichtigkeit entstehen tößt. candid

Hamburg  , 5. März.( Eigener Drahtbericht.) Die letzte Wahl Die schwarzweißrote Braunschweigische Regierung hat jest, zur Hamburger Bürgerschaft im Oktober 1924 ergab nicht mehr die nachdem die braunschweigischen Gemeindewahlen vorüber find, die bestehende große Mehrheit von Sozialdemokraten und Demofraten. von der fozialistischen Regierung bisher niedrig gehaltenen Mieten Enfolgedeffen wurde die Frage einer Senat sumbildung abut, bedeutend erhöht. Bom 1. März betragen die gesegli en wenn auch die Bestimmungen der Verfassung und die dauernde bieten 55 Bros. der Friedensmiete. Die Gewerbetreibenden mesenheit einer Anzahl fommunistischer Abgeordneter den Ford müffen ab 1. April 80 Broz. sablen, fo bas, fie einschließlich der bestand des alten Genats erlaubten. Die im Verlauf mehrerer 20 proz. Hauszinssteuer Friedensfäge für ihre Räume Wochen geführten vertraulichen Verhandlungen führten in diesen aufzuwenden haben. Die Erbitterung der Gewerbetreibenden ist Fagen   zu dem Ergebnis, daß Sozialbemotraten, Demo. fehr groß. Da aber die schwarzweißrote Regierung im braun­traten und Deutsche   Boltspartet schon in den aller. imeigischen Landtag auf die Stimme des einen Hausbejizer bertreters angewiefen ist, wenn sie nicht gestürzt werden soll, nächsten Tagen eine Roalition schließen werden, aus der ein neu­so muß fie dessen Wünsche erfüllen. gewählter Senat hervorgehen soll Hinter der zu bildenden Koalition steht eine runde 3weibrittelmehrheit des Parlaments. Die drei Parteien verfügen insgesamt über 101 Stimmen( 53 Sozial demokraten, 23 Demokraten, 23 Boltsparteiler und 2 Zentrums männer), denen 28 Deutschnationale, 4 Bölfische, 24 Kommunisten

hat diefer äußerliche und veräußerlichende Nachtlang eines Spazierganges wiese auf die Alpenfinfonie. Aber welch ein Abstand zwischen diesen beiden Musikern! Das Visionäre eines nächtlichen Erlebnisses, und sei es der Gang durch ein Dorf, ist nirgendwo an gedeutet. Festgehalten sind die Oberflächenempfindungen, wie das Horchen auf einen Tanz in der Schenke, den Choral aus einer Kirche, das Bochen eines Waldspechts. Auf diese Weise läßt sich eine sechs bändige Bartitur füllen, ohne daß eine andere Reaktion als die des Lächelns über so viel nuglose Arbeit einträte.

Bigler- 3ierig. Auch sie tennt den Effekt und weiß ihn in Bon ganz anderem tompofitorischem Schwung ist Grete Bigler 3ieri. Auch sie tennt den Effeft und weiß ihn in Liedern bis zu den Straußfchen Steigerungen eines Reißers zu pointieren. Dies aber ist nicht das wesentliche einer gar nicht mehr fraulichen Kompofitionsbegabung. Eine Phantasie für Bioline und Klavier zeigt, daß in der jungen Frau Sehnsucht nach großen, er. hebenden, mystischen und dramatischen Empfindungen schlummert. noch hat sie nicht Beherrschung genug, um das wesentliche der Ein­fälle von Rebendingen fachlich zu trennen. Es wuchert viel Gleich­gültiges in den Durchführungen. Konzentriert sie fich aber, so spricht ein überdurchschnittlicher Musitant, ein erlebnisvoller Mensch zu uns, ber gleichzeitig noch die Gabe einer sehr freien und zumeilen ver­wegen- neuen Technik zeigt. Fred Drissen und Hans Basser mann fegten sich mit der Komponistin im Bunde für ihr sehr bei­fällig aufgenommenes Wert ein.

Der Ronzertbetrieb Berlins   tötet die Phantafie. Die Gleich gültigkeit fo vieler Veranstaltungen in diesen Tagen zeigte so recht, wie wenig improvisatorischen Geist, wie wenig Stimmung für den Augenblid unsere Konzertierenden haben. Solcher Flachheit gegen ber ist es gewiß nur gerecht, wenn in den Tagen, da das Reich um feinen obersten Diener und Beamten trauert, auch die ernste Musi veranstaltung ausgeschaltet wird. Bei der Eigenschaft pathetischer und großer Mufit, die Herzen zu bewegen und auch einem Gefühl des Schmerzes vollendeten Ausdruck zu verleihen, wäre sie gerade jegt berufen, ihre Miffion würdig zu vertreten. Sie tut es nicht. Am erften Tage, da nach dem Tode des Reichspräsidenten Mufit   wieder in festfälen erflingt, hätte bei jebem einzelnen der Auftakt der einer weihevollen Gedentviertelstunde in Zönen sein müssen. Es wäre nicht schwer gewesen, dies zu improvisieren. In jeder Art von Musik hätte man fich ein solch stilles Lied gewünscht. Aber außerhalb des Dorgelegten Betriebes gibt es anscheinend teine musitantischen Meifter, die am Augenblid das in ihm lagernbe latente Empfinden Der Maffe begreifen und zur Erfüllung bringen. Wie gut hätte Furimängler an die Spige feines sehr bunten Programms ein Orgelstid über einen ernſten Choral, etwa von Bach oder Reger, fehen fönnen. Wie leicht wäre es gewesen, mit den Philharmonifern den Trauermarsch aus der Götterdämmerung   zu spielen! Nichts davon. Als laufe ein Tag wie der andere, als fei nichts von größter Bedeutung in der Welt geschehen, wechseln sich zu Beginn des 6. Philharmonischen Konzerts amet Solisten ab. Mir wollen das Gefühl nicht zum Maßstab der Kritit nehmen und des­halb frei bekennen, daß auch dieser Abend, absolut genommen, wenig Wünsche rein mufitalischer Art unerfüllt ließ. Bedenklich ist es aller dings, wenn man in diesen Konzerten prominentester Art anfängt, die Matadore des Tages dem Publitum als Lodspeise vorzulegen. Richard Tauber  , der Mozartsche Arien auf dem Podium so ganz anders effektvoll zu atzentuieren meiß, wie im Theater, ist hier fehl am Plage. Henry Holft spielte das Biolinkonzert von Sibellus als ein gewiegter, technisch glänzend fundierter Geiger, mit Belebtheit und befeeltem Ton, doch ohne jo virtuos hinzureißen, wie es diefes brahmsisch infizierte Wert verlangt. Nach Sibelius   und Meszart die I. Sinfonie von Mahler, glänzend und flangvoll von Furtwängler   interpretiert. Es wird gut sein, allmählich von der Sitte, Solisten um jeden Preis für die Philharmonischen Konzerte zu engagieren, selbst gegen den Willen der Abonnentenschar, abzu. gehen und die Einheitlichkeit der Programme würde eine vollendetere fein. Cin Konzert von Julius Ropf, ber immer noch glaubt, fich durch den Generalmusifdirektortitel erhöhen zu müffen, zeigte ben Dirigenten in sehr guter Form Die Berliozsche Ouvertüre zum Römischen Carneval" dirigierte er auswendig und mit nachdrücklichen Schönheit oder Empfindungswärme getrübt. Erit die drei licher Heraushebung des rhythmischen Schwunges, der bei aller Staubpatina in diesem Werke ruht. Nicht sehr fritisch war die Wahl ber nächtlichen Banderung" von Kurt Stiebig. Dieses Stüd ift geeignet, die gesamte Programmufit zu Grabe zu läuten. Auch menn man es nicht wüßte, daß Stiebig bei Richard Strauß   gelernt

Bius Kalt bemies von neuem feine großen Qualitäten als Führer und Lehrer des Chorgefangs. Werte von Mendelssohn   und Cornelius( neben Bach und Thief bewältigten seine Sänger und Sängerinnen( vom Bafilita- Chor St. Hedwig) durchaus würdig und unter Einsetzung schöner Ausdrucksnuancen. Gewisse Grellheiten der Soprane in hoher Lage dürften schnell ausrottbar fein, ebenso das Fladrige des folistischen Tenors. Der Cornelius- 3yklus Trauer und Troft" stand zufällig, aber einer Gesamtstimmung entsprechend, auf seinem Programm. Derfelbe Syfius auch bei Frieda Derfelbe Syflus auch bei Frieda Cornelius. 3weimal die gleichen Worte, die in Text und Mufit etwas von Treugedenten und wehmütigem Traum bannen. Wer Phantaste hatte und ein inneres Ohr für Stimmung, der hörte diese Worte den ganzen Abend: Ein Requiem tönt leis und matt." Die Sängerin Cornelius hat eine wundervoll flingende, dunkle, gesättigte Altstimme, die durch ihre Tönung an sich bereits feffelt. Faft zu Schade für das Podium, eine Erda  . Auch durch die Verschleierung ihres Tones, der wohl auf Indisposition zurückzuführen war, ließ fich der Wert dieses Materials erkennen. Nur sollte sich die Sängerin schnell abgewöhnen, die Töne um eine Terz zu tief anzusetzen und dann heraufzuziehen. Für die Differenzierung innerhalb eines Liedes, wie ein Ton" von Cornelius, fehlt ihr die Geistigkeit. Dem Leipziger Gewandhaus.Qaurtett begegnete man hier wohl zum ersten Male. Jm Streichquartett Es- Dur von Reger erffang der erste Sag mit einer eraften Nüchternheit, die Böses er warten ließ. Hier wurde die Eraktheit durch feine Nuancen der ton­legten Säge, diefe aber auch alle, ließen erkennen, daß neben der Einheit in dieser Viertönigkeit auch ein einheitlicher Wille zum Ge stalten selbst spröder Musik waltete. Bestimmt durch die Sicherheit des Konzertmeisters soil gandt, deffen spiccato etwas Bolleres, meniger Spizes haben dürfte und den ehrwürdigen Meistercellisten

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ber Generalsekretär des Bölferbundes, ist hier auf einer Reife nach Bölferbund und Reichsregierung. Sir Eric Drummond.  ben östlichen Staaten eingetroffen und hatte mit dem Reichsaußen­minister und dem Staatssekretär für auswärtige Angelegenheiten, v. Schubert, längere Unterredungen.

Julius Klengel   durfte das Quartett des Beifalls eines ver. ständnisvoll aufmerkenden Bublifums froh werden.

Der Pianist Alfred Schröder hat einst mehr versprochen, als er heute hält. Sein Spiel entbehrt der Größe und auch der persönlichen Stoffdurchdringung, ist aber in der Klarheit und Sauber­feit auch jetzt noch von Reiz und Wert. Mit der Sonate von Otto Befch fonnte er nur für sich, nicht für den bekannten Komponisten, Humperdind- Schüler und Kritiker Ruhm einlegen. Dieses Wert ist ein improvisatorisches Stück, das mit Kraft und Mark beginnt, dann aber in den Aeußerlichkeiten des Figurenwerts, das wenig sagt und viel spricht, untergeht. Das Thematische liegt in einfach absteigenden Bässen, während die Floskeln der rechten Hand einfallsarm bleiben. Auch der Schluß, der wenigstens wieder Beziehungen zum Anfangs­thema aufweist, fann den Eindruck einer frei spielerischen Gewandt­heit nicht wesentlich erhöhen. Das zweite Streichquartett von Richard Weg zeigt den Fünfzigjährigen als einen Musiker, der in der Kammermusit die Beherrschung der Form mit einer präzisen, dem schönen Klang und dem herben Ausdrud hingegebenen Sprache verbindet.

Der Erfinder des Automobils. Am heutigen Tage jährt sich zum 25ften Male der Todestag von Gottlieb Daimler  , dem Erfinder des Automobils. Daimler, der am 17. März 1834 zu Schorndorf   in Württemberg   geboren war, erhielt im Dezember 1883 das erste Patent auf einen für Fahrzeugbetrieb geeigneten schnell laufenden Explosionsmotor. 1884 und 1885 wurde dieser Motor versuchsweise in ein Fahrrad eingebaut und, nachdem dieser Versuch günstige Resultate ergeben hatte, auch in einen vierrädrigen Wagen montiert, der im November 1885 feine erste gelungene Probefahrt machte. Im Jahre 1890 fonnte Gottlieb Daimler zur Verwertung feiner Batente die noch heute zu den führenden Automobilwerfen zählende Daimler- Motoren- Gesellschaft   gründen, deren Automobile cit dem Jahre 1900, dem Todesjahr Daimlers  , unter dem Namen " Mercedes  " Weltruf erlangt haben.

Die Beilegung Eberfs. Die Feierlichkeiten anläßlich der Ueberführung der Reiche des Präsidenten Ebert in Berlin  , fomie die Beifetzung in Heidel berg wurden für die Deuligwoche im Film festgebalten. wissenschaftliche Führungen im Alten Museum  ( Archaische Blastik)

Museumsführungen. Sonntag, den 8. d. M., vorm. 10 Uhr, finden

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Dr. Köfter- und im Kaiser- Friedrich Museum( Borderasien)- Dr. Ebelolf ftatt. Bulaßtarten zu 50 Bf. find vor Beginn am Eingang ber genannten Mufeen in be chränkter Anzahl erhältlich.

3m Turmhaus- Wettbewerb für das Tempelhofer Feld hat das Preis. gericht, dem Städtebaudireitor Elfart, Ludwig Hoffmann  , Baurat Bräuning u. a. angeborten, die Entscheidung gefällt, Drei gleiche erfte Preise erhalten die Architekten Prof. Paul Bonab in Stuttgart  , Dito Rudolf Salvisberg   in Berlin   und Dr. Eduard Jobft Siedler in Berlin  - Behlendorf  . Das Turm­haus bietet u. a. den Bureauräumen der Flugzeuggesellschaft Unterkunft und erhält eine große Blattform, die eine weite Aussicht über den neuen Berliner   Flughafen gewährt.

Auftreten der Schlaftrantheit in Cifauen. Im Kreise Kowno   find zwei Fälle von Schlafirantheit feltgestellt worden. Das Gesundheitsamt bat die Maßnahmen angeordnet, die zur Berhinderung der Krantheitsverbreitung notwendig find.

Tollwut Abe In England. Das englische Gefundheitsamt hat die Aufhebung aller Cimichtungen zur Behandlung der Tollmut veranlaßt. Seit Dezember 1921 find Zollwutfälle bei Tieren in England und Wales nicht mehr vorgekommen.