Z-i der Erörterung der Angelegenheit m beiden Ausschüssen der Parlamente ist wiederholt die Behauptung auf» gestellt worden, daß Barmat ein gewisses Monopol in der Einführung von Lebensmitteln hatte. Daß diese Angabe un- richtig ist. erscheint auch jetzt schon nach den bisherigen Vor- nehmungcn einwandfrei dargetan. Es ist von dem Leiter des diktatorischen Ausschusses nachgewiesen, daß im Verhältnis zur Gesamteinfuhr derAnteilBarmatsnureinPro- z- n t betrug. Es gab nur e i n M o n o p o l. und zwar das unbestrittene Monopol der Firma Stinnes für die Einfuhr von englischer Kohle wäh» rend des Rnyrkampfes Es war die Firma Stinnes. die den damaligen gesamten Bedarf an englischer Kohle für die Eisenbahnverwaltung decken mtrßte. Es wäre sehr interessant. heute zu erfahren, w i e g r o ß diese Lieferung gewesen ist. und welchen finanziellen Nutzen st« für Stinnes erbrachte. Wenn die Presse der Deutschnatisnalen Anlaß hätte, solche Ver» guickung von Politik und Geschäft, wie sie un» bestreitbar hier vorlag, einem Sozialdemokraten an- zuhängen, wie hoch wären die Wogen ihrer„sittlichen Eni- rüffemg" dann geschlagen? Die Geschäftsführer der Reichsstellen mußten zugeben, daß sie ihre Bedenken gegen Barmat nie dem Mini- st er unterbreitet, und auch der von der Regierung im bahre 1920 berufenen Revisionskommission, in der auch Ver- treter des Parlaments saßen, nicht angegeben haben, daß Barmat nach ihrer Auffassung übarmäßg bevorzugt wurde. Es ist aus den sehr umfangreichen Protokollen der damaligen Revisionskommission festgestellt, daß, obwohl ZZ Zeitungsartikel den Anlaß boten, Untersuchungen über angebliche Verfehlungen der Reichsstellen vorzunehmen, niemand, auch nicht die Herren Schiele. Dietrich und Emminger— um nur diese drei zu nen- nen, die in der Kommission saßen— Anlaß nahmen» auf den Fall Barmat hinzuweisen und ein« Un tersuchung der Anwürfe in der Presse zu fordern! Die ganze Bannathetze schrumpft immer mehr zusammen zu einer der übelsten Erscheinungen, die die Zeitgeschichte kennt: nämlich zu dem gewissenlosen versuch, eine Millionenpartei und ihre Führerr persönlich durch ein Meer von Ber- leumdungen zu ersticken und dadurch die W a h l e i n e s reaktionären Kandidaten zum Reichspräfi- d e n t e n zu erinöfllichav Die Piraten der öffentlichen Mei- nung haben nur zu früh losgeschlagen. So ist es bisher schon gelungen, den größten Teil der Verleumdungen in ihrer Niedertracht zu kennzeichnen. Was noch übrig blieb, wird demnächst vor Gericht zerrissen werden. Aber was tut der Staatsanwalt? Seit drei Monaten sitzen Barmat und sein« Leute in Haft. Der größere Teil von ihnen hat inzwischen schon entlassen werden müssen. Nur drei sind noch festgehalten. Wann endlich erfolgt die Ä n k l a g e gegen sie, oder ihre Frei- lassung? Schon bat der Untersuchungsrichter erklärt, daß ein Verdacht des Kreditbetn-gs oder der Bestechung der preußischen Staatsbank, wie er ursprünglich angenommen wurde, nicht mehr besteh«. Also welcher Verdacht besteht noch? Wann wird endlich reiner Tisch gemacht? Soll die Anklage wirklich verschleppt werden, bis die Präsidentenwahl vorüber ist und soll bis dahin die Derkumdung unter Berufung auf die staatsanwaltlich« Aktion ungestört weiter wirken dürfen? Wir fordern endlich klaren Bescheid!
Runö um Luüenüorjf. st&icht Zahltandidat, sondern Kuhhandel- Kandidat. Der„B ö l t i f ch- K u r i e r", das Organ Hitlers . stellt Betrachtungen an über das Wesen der Kandidatur Luden- dorff. Der Zweck sei. zu oerhindern, daß der bürgerliche Kom- xrvmißkandidat de, zweit«, Wahlganges wieder ein I a r r« s werde: „Anders«der ist es,««n, das Gewicht der tm ersten Wohl- gang auf Ludendorff gefallenen Stimmen den Ausschlag zu geben vermag. Wenn wir dieses Ziel im Auge behalten, dann
handelt es sich— ganz abgesehen von allem anderen---bei Luden» dorff nicht mehr um«ine rein« Zählkandidatur, sondern heute schon darum, der nationalen Opposition einen entscheidenden Einfluß auf den endgültigen Ausgang dieser Reichspräsidentenwahl zu sicheru/ Ludendorff ist also avanciert. Er ist vom Zählkandi- daten zum Kuhhandeltandidaten aufgerückt. AlS Politiker erledigt. Dir haben Herrn Ludendorff als Politiker immer bekämpft. Wir haben feine unheilvolle politische Rolle im Kriege und nach dem Kriege angegriffen. Wir haben die Gefahr gezeigt, die seine Sucht, politisch zu wirken, für das Reich bedeutet. Man hat uns deshalb des Landesverrats de» schuldigt und als antinational beschimpft. Die reaktionäre Presse hat nach dem Kriege Ludendorff — als militärischen und politischen Heros gepriesen, sie hat ihn als den poli- tischen Erneuerer Deutschlands gefeiert. Wir haben demgegen- über auf die politische Naivität von Ludendorff hingewiesen und sind damals beschimpft worden.
Sffnll.«W-Mmlim Montag, üen 23. März, abenös 7'/z tlhr: Bertin-Mitke: Frauenversammlung Reichskasino. Reu« König- straße 26. Sreuzberg: ZS. u. 4«. Abt. Alexandriner, Alexandrinenstr. 37a. 42. u. 43. Abk. Rabes Festfäle, Fichtestr. 29 4«. Abt. Schulaula Görlitzer Ufer 2. 47. Abt. Behrendt, Manteuffelstr. 96. Spandau : Markthalle. Pichelsdorfer Straß«. Tempclhof: Lyzeum. Germaniastraß«. Johannisthal : Bürgergarten, Ecke Parkstraße. Wittenau : Schulz, Oranienburger Str. 88. Redner: Robert Breuer, Dr Breitscheld, Gertrud Hanna , Kuttner, Lempert. Landa. Dr. Lohmann, Litte, Heinrich Schulz.
Run aber schreibt Herr Hussong im„Lokal-An- z e i g e r", der an der Schimpfkampagne gegen uns von 1918 bis 1925 hervorragend beteiligt war: „Leider nicht zum ersten Male seit damals ist es, daß General Ludendorff sein politischeskonto auf unerträg- liche Weise belastet: nicht zum ersten Male, daß man sich gegen den Politiker Ludendorff auss unzweideu- tig st«wendenmuß, so peinlich es ist, daß damit auch der Name und das Ansehen des Generals getroffen wird. Aber die Annahm« dieser Kandidatur beweist eine U n e m p f i n d l i ch k e i t gegen die Imponderabilien der Politik, die nur immer drin» gender wünschen läßt, dem Manne Ludendorfs nicht mehr aus einem. seinem Wesen, seiner Bedeutung und seinem Beruf so fremden Feld so fataler weise zu begegnen... Das heißt sehr spät zur Vernunft gekommen. Wozu der Lärm durch sechs Jahre hindurch, wenn wir nur das a l l g e» mein« Urteil über den Politiker Ludendorff zur Grundlag« unserer Stellungahm« machten?
Ein gutes Vorzeichen. Gemeindewahl in Zeich. Zeih, 23. März.(Eigener Drahtbericht.) Di« gestrigen Stadt- vcrordnetenwahlen in Zeitz waren für die Sozialdemokratie ein guter Auftakt für die Präsident emoahl. Von 22 353 Wahlberechtigten übten 13 175 ihr Wahlrecht aus. also 85 Proz., 13 Proz. weniger als bei den Stadtverordneienwahlen am 4. Mai 1324. Di« Sozial- demokrati« erhielt 7733 Stimmen gegen 3746 Stimmen im Mai. also trotz schwächerer Beteiligung 1333 Stimmen mehr, die KPD . ging von 2534 Stimmen im Mai auf 2277 zurück, die Bürger-
Austausch geistiger Güter. Am Mittwoch, den 4. März, fand im„Vorwärts�-Gebände (Zinnner bei juristischen Sprechstunde) eine Zusammenkunft derjeni» gen Parteigenosse» und Freund« statt, die«in Jnteresse haben jür den Austausch von Zeitschriften, Zeitungen und besonders Korrespondenzen mit dem Ausland. Genosse Dr. Adolf P a e tz, der die Versammlung einberufen hatte und leitet«, gab zunächst in einem kurzen Referat einen historischen Ueberblick über die An- bahnungen, die er mit dem Ausland, speziell mit England, mit einigem Erfolg versucht hatte. Er führte unter anderem aus, daß im Sommer 1323 von der Redaktion des„Vorwärts'«in Aufruf ausgegangen fei, daß deutsch « Genossen sich bereit erklären möchten, ihre Adressen aufzugeben, um von englischen Parteigenossen wöchent- lich den„New Leader* zu empfangen. Ende des Jahre» 1323 wurde wiederum� ein Aufruf erlassen, der diesmal insofern erweitert wurde. «ls jetzt die deutschen Parteigenossen al» Gegenwert den.Vorwärts' crach England senden sollten. Damit war zum erstenmal der Aus- tausch von sozialistischen Zeitschriften zwischen den Angehörigen von zwei Nationen möglich geworden. Zu beiden Aufrufen hatte sich dsr Referent zur Verfugung gestellt. Runmehr wurde im Februar 1924 vom Referenten»ersucht, diese Austauschmöglichkeit auf andere Länder auszudehnen. Zu diesem Zweck setzte er sich mit der Re- daltion de».Povulairt' resp. mit dem sranzösischen Parteigenossen Paul Faure-Paris in Verbindung. Leider verlies dies« Aktion trotz Aufrufe im„vorwärts' und im„Populaire' im Sande , da der ..Popularre' bereits am 3. Juni 1324 sein Erscheinen einstellen mußte. Infolge der«nr«gend»n Korrespondenz mit den engllschen Parteigenossen und infolge eines Aussatzes des Referenten über „Internationale Kleinarbeit, die Anfang Januar dieses Jahre» im.vorwärts' erschienen war, stellte sich aber die Not- wendigkcit heraus, diesen Auetauich von Zeitungen, Zeitschriften, Korrespondenzen auf dl« breiteste Basis zu stellen, d. h. den Aus- tausch auf«II« Länder und auf alle Interessen de» geistigen Leben« auszudehnen. Ferner sst es notwendig, daß ein« international« Organisation zur Lösung dieser Aufgaben geschaffen wird, die vielleicht der.Sozialistischen Ar- beiterinternationale'»der dem Internationalen Gewerkschaftsbund angeschlossen werden muß. Zum Schluß des Referots wurde«in Entwurf vvrgelegt und rsrgelescn, der Sie praktische Ausführung dieses Problems näher beleuchtete. Dabei wurde auch der Schwierigkeit der fremden Sprachen gedacht, well die geplante Organisation vor ollen Dingen da« Augenmerk darauf zu richten hat. daß der internationale Aus- tausch nicht nur«ine Angelegenheit der Sprachkundigen ist, sondern m sollen sich die Proletarier aller Länder ohne Rücklicht auf ihre Sprachkenntniss« daran beteiligen können. Zu diesem Zweck sind in den einzelnen Ländern llebersctzungsbureaus notwendig, die dem nichtsprochkundigen Arbeiter die Schwie- rigkeiten de» llebertrogens abnehmen sollen. In der darauf- folgenden Diskussion wurde auch das Problem der Weltsprache, des Esperanto, berührt: und von einem Diskusstoneredner wurde betont, daß Espsrcmto du gegebene Sprach« wäre, um alle sprachlichen Dif-
ferenzen beim internationalen Austausch der geistigen Güter aus der Welt zu schassen. Dagegen wurde der berechtigt« Einwand er- hoben, daß der alleinige Gebrauch des Esperanto für den gegen- seitigen Korrespondenzaustausch nicht angängig sei, weil wir«in« sofort praktisch unmittelbar vorwärtssührende Organisation brauchen. Zum Schluß wurde der Dorschlag gemacht, die Anwesenden zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammenzuschließen, die etwa nach 14 Tagen bi» drei Wochen zu einer zweiten Sitzung zusammen» treten soll, um das angeschnittene Problem des.Jniernationalen Aastauschs geistiger Güter' weiter auszubauen. Der Vorschlag wurde angenommen.
Da» Aasland zum Tode Wassermanns. Anläßlich des Ablebens von Prof. v. Wassermann sind im Kaifer-WUHelm-Jnstitut in Dahlem zahlreiche Leileidskundgcbungen eingegangen, so in de» sonders warnten Worten vom Institut Pasteur in Pari«, vom Seruminstitut in Warschau , vom Bakteriologischen Institut in Lissabon und dem Kaiserlichen Institut für Infektionskrankheiten in Tokio . Alle diese gelehrten Anstalten bringen zum Ausdruck. welche» unersetzlichen Verlust die Wissenschaft durch den frühen Heimgang Wassermanns erlitten hat. witziges und Spritziges bei Ikesson. Das Relsou-Theater, di« mit spielerischem Rokokoputz ausgeschmückt« Vergnügungsstätte am Kurfürstendamm mit dem zierlichen Bühnchen für pnckelnde Sachen und für«in nach d«m neuest«» Schnitt g«kl«i!>«te» Pul'li- kum. st«llte am Sonnabend„M a d a m« R« v u«' in» Licht der Oeff«ntiichk«it mit durchschlagendem Erfolg. Sie entzückt« die amü- sier» freudig« Zuschoiierschoft ebenso wie den berussernsten Kritiker. .LRadame Revue' sst«ine im Filmtempo vorüberrollende Folge schauprächtiger Bilder, bei denen die sortlausend« Handlung nur Nebensache ist, prunkhafte Ausstattung und schön« Frauen die Haupt- rolle spielen. Sie sst ein flimmernder Spiegel unserer beweglichen Zeit, wie sie«m übermütig tändelnder Beobachter steht. In den 14 Bildern von Hans H. Zerlett , in den Kuplets von Schanzer. Zerlett und B« n a tz t y steckt Geist, Witz und sprühend« Laune. Rndolf Nelson krönt das Ganz« mit feiner liebens- würdigen, schwingenden und singenden Musik. Nelson sucht nicht Ehrgeize,«rnstv, opernhafte Anklänge, er hält sich mtt leinen leich- ten anmutigen Wessen aus der hier einzig richtigen Linie. Der Rhythmus und Schwung ferner Kompost ion reißen mit. Stellt man die Bilder so um. daß die«irksamstm und witzigsten an den Schluß kommen, was bei der Art der Revue durchaus möglich ist, und verzichtet man auf politisch« Belehrung von der Bühne au». so Ist ub«„Madame Revue nur Lobendes zu sagen. Will! Schöffe r». Kurt Gerron , Hugo Fischer-Koppe und Nina Payne,«in« abenteuerlich gelenkige GrotesttSnzerin voller Charmez konnten sich für den überreich gespendeten Bestall bedanken. Dgr. „Der junge Chor.' Unter diesem Rainen wurde vor% Jahren ein gemischter Arbeiterchor gegründet, der Sonntag in der Sing- atademie das erste Konzert gab. Zu früh, um absolut nach Richtung der künstlerischen Möglichketten gemertet zu werden, doch sehr ein- sichtig die Linie des Dolkskiedes und das von Kontrapunktik und Satzschwierigkeiten freien s-cspello-Besangs innehaltend. Es ist schon allerhand, daß die Roten sitze» und die Pausen und die Texte
Lchen auf 9168 Stimmen von 9384 Stimmen im Mai. n 7. Dezember hatten die Bürgerlichen sogar 13 237 Stimmen be> kommen. Es erhallen Mandate: Sozialdemokraten 14, Kommunisten 4. bürgelliche Einheitsfront von den Demokraten bis zu den völkischen 17. KPD . und Bürgerliche verlieren je«ins. Die bürgerliche .Mehrheit', die cn der ausschlaggebenden Stimme des Stadtver- cndnetenvorstehers bestand, sst damit gebrochen. Der Erfolg llt um so höher zu schätzen, als der Wahlkampf von unseren Gegnern so gehässig geführt worden ist. wie sellen in Deutschland . Mjlka und die Landesmutter. Ein Produkt geistiger Verzückung. Die Parole„Stimmung und Gemüt', d!« von den Deussch- nationalen für den Wahlkampf ausgegeben ist, zeitigt schon ihre Früchte.,„ In Königsberg fand eins der Iorrcs-Kundgebungen statt Wie vorgeschrieben, mit Musik und Schwarz-Weiß-Rot�und Gesang. Noch dem ostpreußischen Junker von Gay! sprach auch Frau M i l k a F r i t s ch, früher Stresemännische Reichslagsabgeordnete. Rührend. was diese deutsche Frau von Iarres und seiner Frau zu er- zählen wußte. Daß Iarres„ein Mann, der die Röte de» Arbeiter» kennt', ist zwar gewagt auszusprechen, nachdem gerade Iarres ver- onttoorlkich für die Berlängerung der Arbeitszeit der Reichsbeamten ist. und besonders gewagt in Königsberg und Ostpreußen , wo Otto Braun seit Menschengedenken als Anwalt der Arbeiterklasse bekannt sst. Aber viel schöner sst noch, was Milka von Frau Iarres 3« sagen weiß: �Jtan Zarre» wird eine wahre Laadesmulker Deutschlao�? feln, wie nun jetzt einmal die Dinge bei uns in Deutschland liegen. Die ganze Personlichkeil und ihr Edelmut gibt uns Burg- schaft dafür, daß diese echte deutsche Frau dle Ehre und deutsch « Sillllchkeit hochhalken wird in innerer wie in äußerer Beziehung. selbst bis auf die Kleidung des weiblichen Geichlechts. daß sie alles fernhalten wird, was die Ehre der deutschen Frau beein- trächtigen kann.' Man würde es nicht glauben, daß solcher Schnms geredet wird. wenn man's nicht schwarz auf weiß in der„fiönigsberger Allgemeinen Zeitung', dem volkspartellichen Organ, gedruckt fände! Bis heute hat außer Frau Milka noch niemand daran gedacht, daß auch eine„Londesmutter' gewähll wird, und daß diese Landesmutter auch über die Kleidung des weib- lichen Geschlecht» zu wachen Hab«. Aber da Frau Milka da»«rzähtt. muß«» ja wohl stimmen. Uebrigens: Haben nicht die Preßtrabanten des Iarres-Blocks jahrelang Frau Ebert als„Londesmutter' verhöhnt und ihr allen nur erdenklichen Klatsch angehängt? Haben sie dieses würde- lose Treiben nicht fortgesetzt, b>» auch dem blödesten Auge klar u-urd«. daß all das Geschwafel vor der schlichten Würde der Frau dcs ersten Reichspräsidenten versank? Will man jetzt die Frau des unmöglichen Herrn Iarres auch in den Strudel des Wahlkampfes ziehen und sie der öffentlichen Kritik aussetzen? was sie erwarte«. Ein anderer Redner in der Königsberger Versammlung, der die„nationale Bewegung' vertrat, verriet, was die Nationallsten gerade von Iarres erwarten: „Aus ihrer geschichtlichen Entwicklung heraus fetzt sich die national« Bewegung mit ihrem ganzen Einfluß für die Kaudi- daütr von Dr. Iarres ein, well er«ine Persönlichkeit sst, zu der mau al» de« Oberbefehlshaber des deutsche» Heeres ehr- iurchtsvoll aussehen kann. Bor allem fein« rheinischen B r ü d»r im' Westen wird Iarres nicht im Stich lassen und nicht zuletzt die Säuberung des deutschen vodeus von alleu uoer- wünschten Ausländern vornehmen. Deutschland den Deusschen!' Oberbefehlshaber? Ehrfurcht? Säuberung des deutschen Bodens? Ja. sst das nicht alles Aufgabe und Anwartschast des großen Ge- nerals Ludendorff? Das soll alles der klein« Oberbürger- messt«? Iarres aus Duisburg fchaffen? Es ist fast als ob man dem Kandidaten Gottähnlichkeit andichten möchte. Und vergißt dabei di« Enttäuschung, die eben erst Millionen deutscher Sparer durch den deutschnollonalen Auf« wertungsbetrug erlebt haben!
und daß die Einsätze richtig kommen. Bei der Jugendlichkeit der Singenden ist der Eindruck sehr günstig, besonder» unter der quali- fizierten und belebenden Führung von Heinz T i e s s e n. Er wird felber wissen, daß in einem knappen Jahr keine Konzertreife zu er- zielen ist, daß die Sopran« noch detonieren und daß die Gleich. förmigkett der Dynamik noch überwunden werden muß. In einem (von Scherchen primitiv gesetzten) ukrainischen und einem russischen Bolksgesang sielen kräfttg-gut« Männerstimmen auf. Publikum und Sange sschar begeisterten sich am stärksten am..Weckruf', gedichtet zur Melodie der Marseillaise , im Satz freier a«formt von Tiesien. Quartcttsätze von Beethoven und Schubert ergangen das auf Eingängigkeit gestellte Programm. Für müde Nachmittagsstunden hatte die Bereinigung der vier Damen mit den vielen Doppelnamen(ge- führt und genannt nach der Primgeigerin Schubert) einen doppell wohltuenden Schwung. Die Singakademie war voll besetzt. K. S. Der Akeinekesch« Männerchor(Musikdirektor p. A. üoseph) be- jjing sein 25jährlges Bestehen mtt einem Festkonzert im Saalbau Fricdrich-Hain. Der Gauleiter Schneider widmete dem Chor Iubilöumsworte, die sich nicht in den übliche« Phrasen und nichts- jagenden Beglückwünschungen gefielen, sondern auf den Kern des vereinlichen Lebens gingen, hervorhoben, wie nur Gemeinschaftsgeist, der Gedanke: Wirkende an einer gemeinsamen Sache zu sein. «ine Körperschaft durch Klippen und Gefahren führt. Die 25 soll dem Ehor«in Borwärts. nicht aber im gleichen Maße«in Zurück- blicken gebieten. Nachdem der fefwebende verein in wahrer Iubi- läumsstimmung. die begeistertes Gelingen dann schon immer ver- bürgt. Hegars„Burdeslled' und«inen Dahlspruch in der Ber- tonung seines Dirigenten gesungen, setzt« der Aufmarsch der Ber - eine ein. E» sangen Männerchor Harmonie-Charlot- tenburg, Männerchor lzeidenröslein-Siemens- stodt, Männerchor Moabit , Mä nnergefangverein Berliner Liederfreund«, Berliner Schubertchor und zum Schlüsse abermals der Festverem. Es war ein lebhaftes und angeregtes Musizieren, das von dem Können, dem Material der Ehör« und den Fähigketten der Dirigenten und ihrer Grund- einstellung ein beredtes Zeugnis ablegte. Es wäre schade,«ine solch« Stunde angeregten friedllchen Mtteinandersingen» und Musizierens kritisch zerpflücken zu wollen. Um eines fei nur gebeten: das gegen- seifige Sich-Beklatschen nicht nur nach, sondern sogar vor der Lei- stung sst eine Unsitte, die man nicht übernehmen sollte. Unsere Zeit. die einen schlichten und dabei lapidaren Lebensstil prägt, verträgt eine solche theatralische Beweihräucherung nicht Die Dirigenten sollten dazu nicht herausfordern, indem sie dem Publikum am An- fang allzusehr ihre Devotion bezeigen.— Dem Meinekeschen Männerchor aber ein Hell aus den ferneren Weg! S. G. Eine Vorlesung vo« Fnmz Kerrl«luzte, veranstaltete der Oesterreichisch-deutsche Bolksbund im Künstlerhaus. Der Dichter be- gann mtt der„Reise nach Komakutu'. einer Kindhettserinnerung von infimem Reiz. Sein„Gespräch mtt dem lieben Pott' aus der epischen Dichtung„Erschaffung der Eva' hat auch eine soziale Rote. Am meisten Beifall fanden di« Dolladen aus dem alten Wien . Walter von Alolo lieft am 26., abends 8 Uhr, im Rahmen der Lutorev» abende I M. Spaetb» im Bürgersaal d«t Berliner ZliathaaseS<mi dem Romanmanuskript.Bobemnatz'.