Gewerkschaftsbewegung
Deutsche Reeder für die schwarze Schmach".
Es wird uns geschrieben: Während des Zerfalls der deutschen Mart ist es feinem deutschen Reeder eingefallen, farbige Seeleute auf deutschen Schiffen zu beschäftigen, da sie teurer waren und höhere Löhne forderten als deutsche Seeleute. Erst mit dem Eintritt der Stabilisierung sahen sich die deutschen Reedereien nach farbigen Seeleuten um, und zwar find heute z. B. die Schiffe Lauterfels"," Argenfels"," Goldenfels"," Hohenfels "," Kroftafels", „ Neidenfels " und Tannenfels" der Bremer Hansa mit Indern und die Dampfer Oldenburg " und" Saarland " der HamburgAmerika Linie mit Chinesen besetzt. Der Norddeutsche Lloyd hat auf dem Dampfer„ Saarbrücken " Chinesen eingestellt.
Die Reedereien begründen ihr Borhaben mit dem Hinweis, daß Deutsche als Heizer des heißen Klimas wegen nicht die gleiche Arbeit verrichten fönnten wie die Farbigen. Dem entspricht aber nicht die Tatsache, daß die Farbigen nicht nur als Heizer, sondern auch als Matrosen eingestellt und verwandt worden. Selbstverständ lich ist die Argumentation der. Reeder aus der Luft gegriffen. Folgende Tatsache beweist das: Auf dem Dampfer Goldenfels" und Kroftafels" find an Stelle von 9 deutschen Heizern und 9 deutschen Matrosen 21 indische Heizer und 16 indische Matrosen getreten. So ist es ungefähr bei allen Chargen, wodurch die Behauptungen der Reedereien über die Leistungsfähigkeit des deutschen Personals von vornherein widerlegt werden. Im Grunde genommen handelt es sich bei den Reedereien aber nur um die Lohnfrage, denn der farbige Seemann ist heute bei weitem billiger als der deutsche Seemann. Das geht aus folgender Aufstellung hervor: An Heuer erhalten pro Monat Matrofen: Deutsche 84 M., Inder 29,90 m. Heizer: Deutsche 95 M., Inder 35,10 M., Chinesen 52 M. Trimmer: 81 bzw. 28,80 bzw. 52 M. Außerdem kennt der farbige Seemann feine leberstundenbezahlung, so daß die Reedereten, menn fie auch mehr farbiges Personal brauchen, mit ihm bil: liger fahren. Daß dabei Rücksicht auf die deutsche Wirtschaft und die seemännische Bevölkerung genommen wird, fann man ja bei den Herren nicht erwarten, die sich sonst immer hoch patriotisch gebärden.
Der Berband der Seeleute usw. hat schon vor Monaten gegen das Treiben der deutschen Reeder Beschwerde eingelegt, aber vom Arbeitsministerium die Antwort erhalten, daß es sich nur um einzelne Fälle handelt. Jezt, wo schon ganze Schiffe mit Farbigen bemannt sind, wird wohl auch das Arbeitsministerium einsehen, daß man mit solchen Ausreden nicht weiter fommt. Wenn sich die Gewerkschaft der Seeleute gegen das Treiben der Stceder wendet, treibt sie feinen Rassenhaß und verstößt feineswegs gegen den Gedanken der Arbeitersolidarität. Sie wendet sich nur im berechtigten Interesse gegen die Lohndrückerei der Reedereien, roozu die Angehörigen farbiger Völker benugt merden, ein Vorgehen, das sich gegen Reichsangehörige richtet. Oder mill das Reichsarbeitsministerium diese schwarze Schmach" der Reeder ausdrücklich auf sein Konto nehmen?
Berliner Gemeindearbeiterlöhne.
Für die maßgebenden Berliner Gemeindebetriebe sind in den letzten Tagen und Wochen neue Lohnvereinbarungen getroffen worden. Für die Kämmereiarbeiter( d. h. für die Gemeindearbeiter, deren Betriebe durch die Kämmereitasse finanziert werden) sind nach) langwierigen und schwierigen Verhandlungen mit Wirkung ab 1. März 1925 nachstehende Spizenlöhne festgelegt
worden:
Ungelernte Arbeiter 64 Pf., angelernte Arbeiter 68 Pf., angelernte Arbeiter mit besonderer Lätigkeit 77 Bf., Handwerfer 84 3., Jugendliche von 17 Jahren 35 Pf., Mindererwerbsfähige über
Arbeiterinnen 53 Bi., qualifizierte Arbeiterinnen 62 Bj., Jugendliche von 17 Jahren 23 P., Mindererwerbsfähige 35 Pf. die Stunde. Die Vorarbeiter zulage von 5 Pf., sowie die Frauen
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und Kinderzulage von je 3 Bf. ist unverändert geblieben. Die Lohnaufbesserung beträgt für die männlichen Arbeiter 6 bis 8 Pf., für die Arbeiterinnen 4 bis 6 Pf pro Stunde.
Für die Arbeiter der Elettrizitätswerte sind mit Wirfung ab 22. März 1925 nachstehende Löhne vereinbart: Gruppe 1a 90 Pf., Gruppe 1b 85 Pf., Gruppe 2 80 Pf., Gruppe 3 75 Pf., Gruppe 4 66 Pf., Gruppe 5-56 Bf.
Kohlenbahnführer erhalten bis 20. Juni 1925 die Staubzulage von 9 Pf. Für Arbeiten innerhalb des Oberfessels, Reinigung an Fuchs und Zügen werden 13 Pf. je Stunde besonders gezahlt. Für planmäßige Nachtarbeit wird ein Zuschlag von 13 Pf., für plan mäßige Schichtarbeit an Sonntagen 33 Pf. pro Stunde, für Ueberstunden an Werktagen 26 Pf., an Sonn- und gesetzlichen Feiertagen 37 Pf. pro Stunde gewährt. Frauenzulage wöchentlich 96 Bf., Kinderzulage wöchentlich 1,92 MR.
Die Gruppen 1 bis 3 umfassen männliche Arbeiter, die Gruppe 4 Arbeiterinnen, die Gruppe 5 Mindererwerbsfähige. Die Lohnaufbefferung beträgt durchweg in allen Gruppen 6 Pf. pro Slunde. Für die Arbeiter der Gas- und Wasserwerte A.-G. wurde nachstehende Vereinbarung getroffen:
Männliche Arbeiter: Gruppe 1 65 Pf., Gruppe 2 71 Bf.; Gruppe 3 82 Pf. Weibliche Arbeiter: Gruppe 1 48 Pf., Gruppe 2 50 Pf., Gruppe 3 53 Bf. Reinigungsfrauen bet weniger als 6ftündiger Tagesbeschäftigung erhalten statt 45 Pf. 51 Pf. je Stunde. Borarbeiter erhalten einen Stundenzuschlag von 6 Pf., Rohrleger poliere erhalten einen Wochenlohn von 52 M. Werkstattpoliere einen folchen von 59 M. Frauen- und Kinderzulage bleibt unverändert mit je 3 Bf. pro Stunde. Das Lohnabkommen fann beiderfeits mit einwöchiger Frist gefündigt werden, menn die Reichsinder: giffer von 137,2 sich um 6 Punkte erhöht oder senft.
Die Löhne in der Reichsdruckerei betragen ab 28. Februar 1925 für Handwerfer 1,01 m. pro Stunde, angelernte Arbeiter 85 Pf. pro Stunde, ungelernte Arbeiter 72 Bf. pro Stunde. Arbette= tinnen: Angelernte 62 Bf., Ungelernte 50 Br. pro Stunde.
Die Lohnaufbesserung beträgt durchweg in allen Gruppen 6 Pf. pro Stunde.
Für die Gasgesellschaft Niederbarnim , sowie für die Gas Betriebsgesellschaft bestehen dieselben Löhne wie für die Cas- und Wasserwerke A.-G.
Die Lohne in den privaten, gemeinnüßigen Kranken- und Pflegeanstalten wurden analog den Löhnen der Kämmerciarbeiter geregelt, mit der Maßgabe, daß den dort beschäftigten Handwerkern 5 Pioz. über die Lohnsätze der KämmereiHandwerker gezahlt werden.
Ein völkisches Paradies.
Meister mit den gemeinsten Schimpfworten. Lump, Echwein, Dredsau und Hund sind seine Anreden und erst kürzlich befahl er einem Meister, nicht wie eine„ leere Lohntüte" dazustehen. Ab und zu be fräftigt er seine Umgangsformen auch durch Handgreiflichkeiten. Der Chef des Werksicherheitsdienstes ist ein ehemaliger Oberst leutnant Müller, Ritter vom Hakenkreuz und Kamerad von Ludens dorff. Er hat sich einen Stab teutscher, völkischer Männer gebildet, die natürlich den Kriegerverein des Ortes bevölkern und Mitglieder des Stahlhelms sind. Um auch etwas für die geistige Ertüchtigung dieser angenehmen Zeitgenossen zu tun, wird das„ Deutsche Tageblatt" gratis geliefert.
Die Arbeitsverhältnisse im Stahl- und Walzwerk sind die denkbar ungünstigsten und fast täglich ereignen sich schwere Unfälle, von denen außer den nächstbeteiligten Arbeitskollegen niemand etwas erfährt. So haben sich die Zustände in dieser Aktiengesellschaft in Hennigsdorf zu einem öffentlichen Standal entwickelt, dem die Behörden ihre Aufmerffamfeit zuwenden sollten.
Gescheiterte Verhandlungen im Hamburger Verkehrsstreik Hamburg . 6. April. ( WTB.) Die Verhandlungen zur Beilegung des Verkehrsstreifs sind gescheiter. Die Vertreter des Reichsarbeitsminifteriums ist nach Berlin zurückgekehrt, um dem Minister Bericht zu erstatten und ihm, wie es heißt, die Entscheidung über die Verbindlichkeitserklärung des Schiedsspruches der Schlichtungskammer zu flärung von den Streifenden als einseitige Maßnahme betrachtet werden, der sie fhärfste Opposition entgegenfeßen würden.
unterbreiten. Wie verlautet, würde aber eine Verbindlichkeitser
Achtung, SPD . Rohrleger und Selfer! Am Dienstag, den 7. April, abends 7 Uhr, wichtige Besprechung im Lokal Manbadhufer 5. Parteiausweis ist mitzubringen. Der Fraktionsvorstand.
Aus der Partei.
Zum 100. Geburtstag Lassalles.
Zu der am 11. d. M. stattfindenden Hundertjahrseier Lassalles hat der Verlag J. H. W. Diez Nachf. eine gehaltvolle fleine Schrift von Paul Kampffmeyer „ Lassalle , ein Erwecker der Arbeiterfulturbewegung" herausgebracht, die geeignet ist, die Persönlichkeit und das Wirken Lassalles den breitesten Kreisen näherzubringen. Der Verfasser würdigt vor allem die kulturschöpferische Rolle, die Lassalle nicht nur in der deutschen Arbeiterbewegung, sondern in der Geschichte Deutschlands überhaupt spielt. Der geniale Borkampfer der deutschen Arbeiterbewegung hat als erster die politische Aktivität der Arbeiterklasse zu einer mächtigen Waffe gegen die bür seine wissenschaftliche Fundierung der Arbeiterbewegung Jahrzehnte hindurch den Inhalt des proletarischen Befreiungskampfes bestimmt und ihn zu einem der wichtigsten Faktoren der deutschen kulturellen Entwicklung gemacht. Bon dieser Seite aus gesehen bietet die kleine Schrift Kampffmeyers nicht nur eine gute Einführung in das Stu dium der Schriften Lassalles, fie ergänzt auch in wirkungsvoller Weise die umfangreiche Literatur, die namentlich in den letzten Jahren über Lassalle entstanden ist.
Wenig erbauliche Zustände werden uns aus dem Stahl- und Walzwert A.-G., Hennigsdorf , geschildert. Die dortige Arbeiterschaft hat sich bisher noch nicht den politischen und gewerk schaftlichen Arbeiterorganisationen angeschlossen. Neben den Sozialgerliche Gesellschaft geformt. Aber darüber hinaus hat er durch demokraten und Kommunisten sind die KAPD. und vor allen Dingen die Böltischen vertreten. Durch den dauernden Wechsel in der Belegschaft ist nur etwa ein Fünftel der Arbeiter gewert schaftlich organisiert. Demzufolge sind natürlich auch die Lohn- und Arbeitsbedingungen unter jeder Kritif. Die Leitung der Aktiengesellschaft versteht es unter allerlei Versprechungen, Ar= beiter aus Oberschlesien , aus dem Rheinland und aus Mitteldeutschland herbeizulocken. Wenn die Bedauernsmerten dann mit Sack und Pack hier angekommen sind, sind sie auf Gnade oder Ungnade der Willkür der Direktion ausgefeßt. Eine Wohnung in Groß- Berlin ist für sie natürlich nicht zu beschaffen; wer Glück hat, kann in einer der Holzbaracken der Firma schlafen. Die meisten Fremden sind in Biehställen untergebracht und müssen hier sehen, wie fie fertig werden. Die sanitären Verhältnisse spotten jeder Beschreibung, selbst in der Marwiger Siedlung, die dem Stahlwer? gehört, befinden sich nur bei den Beamtenwohnungen Aborte. Alle anderen Siedlungsbewohner verrichten ihre Notdurft da, wo sie einen freien Blaz finden. Bariert einer der Herbeigelockten nicht, so fliegt er aus der Arbeit und aus feinem Viehstall heraus und wird dann
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von den Behörden in den ehemaligen Gefangenenbaroden in Döbe riz untergebracht. Einer der Verantwortlichen für diese Zustände, Berlag: Borwärts- Berlag, G. m. b. S., Berlin . Drud: Borwärts- Buchdruckerei ein gewisser Jacobs, betitelt nicht nur die Arbeiter, sondern auch die
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