Hakenkreuzlerwut.
Cine merkwürdige Auffaffung vom„ groben Unfug".
Es scheint die Hafenfreugler start verschnupft zu haben, daß das Herz der deutschen Republik republikanisch gewählt hat, troz der zahl reichen schwarzweißroten Fahnen, die die Borderhäuser zierten". Die Aufforderung des Borwärts", nach dem Siege Hindenburgs erst recht die schwarzrotgoldenen Fahnen wehen zu lassen, hat die besondere Wut nationalistisch Verheger erregt. So wurden gestern abend gegen 10 Uhr in der Gegend der Spichernstraße die Häuser mit schwarzrotgoldenen Fahnen von größeren Trupps Hafenfreuglern nicht nur mit Johlen und Schimpfwörtern bedacht, sondern auch mit Steinwürfen. Selbst Wohnungen, die im zweiten Stod gelegen waren, wurden mit Steinen beworfen, so daß Lebensgefahr für die Bewohner bestand.
In einem anderen Falle, der sich bereits am Sonntag zutrug, hat ein Polizeileutnant eine mehr als feltsame Hal. tung eingenommen. In der Tauenzienstr. 11 und 12a hingen republikanische Fahnen heraus, die wiederum ben nationalistischen Mob jener Gegend veranlaßt, wahre Trillerpfeifenorgier zu ver anstalten und die Reichsfarben, die der von ihnen gewählte Präfident ja nun schützen soll, in der üblichen Beise zu beschimpfen. Die Republikaner des Hauses 12a erwiderten diefe Schimpfereien lediglich durch Schwenken fleiner schwarzrotgoldener Fähnchen. Pöglich wurde an der Wohnungstür geflingelt. Sie wurde nicht geöffnet, da man nicht wissen fonnte, wer dort erschienen war. Durch die geschlossene Tür wurde den Wohnungsinhabern von an geblichen Kriminalbeamten und einem Schupobeamten mitgeteilt, doß der Polizeileutnant, der hier das Kommando hatte, ihnen fagen lasse, daß die Leute sowohl das Winken mit den chwarzrotgoldenen Fahnen unterlassen und die zum Fenster herausgehängte Fahne einziehen sollten, sonst würden sie wegen groben Unfugs" bestraft. Der Bohnungsinhaber ließ den. Leuten sagen, daß es merkwürdig sei, daß das Zeichen der Republik von einem Leutnant als provozierend empfunden merden könne. Er ersuche den Herrn Leutnant, fich persönlich zu ihm heraufzubemühen und selbst diese seltsame Ansicht mitzuteilen. Der Wohnungsinhaber hat selbstverständlich gegen diesen Beutnant, der in so gröblicher Weise seine Pflicht verlegte und eine fo merkwürdige Auffassung vom groben Unfug" hatte, Beschwerde eingelegt, die um so berechtigter erscheint, als dieser Vertreter der Bolizei durchaus die Möglichkeit hatte, gegen die sich ansammeinde nationalistische Menschenmenge, die die Republik und ihr Symbol befchimpften, einzuschreiten, oder hält der Herr Leutnant etwa die Republik für groben Unfug"? Dann sollte er schleunigst seine Uniform ausziehen.
Soll das so weiter gehen?
Die nationalistischen Ausschreitungen im Besten find anscheinend tägliches Abend programm geworden. Auch geſtern fam es wieder zu erheblichen Ausschreitungen völkischer Abteilungen. Nachdem sich schon vorher eine Brügelei in der Nähe des meniger berüchtigten als lächerlichen Spettafelcafés Bihelma" abgespielt hatte, bewegte sich gegen 49 Uhr ein Zug Nationalisten unter Niederrufen auf die Republik und Absingen ihrer Heglieder über den Kurfürstendamm zum Bittenbergplay. Republikanischer Gesinnung verdäch tige Baijanten wurden belästigt, ein Auto, das ein schwarz rotgoldenes Fähnchen am Kühler trug, wurde angehalten, die Fahne zerrissen und die Insassen des Kraftwagens tätlich bedroht. Natürlich fehlte auch die start aggressive antisemi tische Note nicht.
Mit welcher Infamie die Bölkischen arbeiten und wie sehr ihnen der Kamm geschwollen ist, beweist die Tatsache, baß die Rotten, die gestern am Kurfürstendamm spettafelten, ganz ernsthaft erörterten, daß man den Borwärts" stürmen müsse". Wir raten den Burschen jedoch nicht zu diesem Ausflug, der unter Umständen für fie fehr übel auslaufen fönnte.
Der falsche Jockey.
Das fichere Wettsystem.
Vor dem Schöffengericht Mitte hatte sich der Kaufmannslehrling Rurt Behlfe wegen Befruges, schwerer Urkundenfälschung und Unterschlagung zu verantworten. Der erst 20jährige junge Mann war vom März 1924 bis Februar 1925 als falscher Jodeŋ aufgetreten und hatte zahlloje Personen aus allen Berufstreifen, deren Beichtgläubigkeit Erstaunen erregen muß, mit angeblich toisicheren Renntips hineingelegt.
Behlke behagte es in der Kaufmannslehre nicht, denn er fühlte sich durchaus zur Rennbahn hingezogen. Seinen sehnsüchtigen Wunsch, selbst Jocken zu werden, hafte sein Vater nicht erfüüt. Deshalb ließ er seine Lehre im Stich und trieb sich ständig in Hoppe garten herum, wo er auch bald in allen Ställen bekannt war. Gelegentlich hatte er auch aushilfsweise Beschäftigung im Stalldienst. Um nun aber selbst als großer Wetter aufzutreten, zumal da er glaubte, ein„ lich eres Bettsystem" entdedt zu haben, fehlte es ihm an Geldmitteln. Daher legte er sich auf Schwindeleien. Die ihm zur Last gelegten 30 Betrugsfälle waren alle nach demselben System abgestimmt. Er erschien in Berlin in Geschäften, um Bestellungen zu machen. Dabei ließ er gelegentlich einfließen, daß er Joden in Hoppegarten sei und immer totsichere Tips an der Hand habe. Aus Gefälligkeit wollte er die Laute dann an seinen Kenntnissen teilnehmen leisen. Zufällig hatte er immer gerade an dem Tage auf ein Bferd eine erhebliche Summe gesetzt. Die Wettzettei, die ursprünglich auf fleine Summen lauteten, waren durch geschickte Zufügung einiger Rullen gefälscht. Auf diese Weise er longie er von feinen Opfern mehr oder weniger große Geldbeträge. Einige eifrige Better wollten sich die Gelegen heit nicht entgehen lassen und opferten fogar 300 und 400 m. Die Hauptmasse seiner Opfer juchte er in Lehrertreifen. Er erschien dort unter dem Bergeben, daß er Sprach oder Musikunterricht nehmen wolle. Als Zeugen traten in der Verhandlung gegen ihn zahlreiche Schul- und Mufifdirektoren, Studienräte, Lehrer und Lehrerinnen auf. Bald nannte sich der Angeklagte Joden Baer" und hatte auch Visitenfarten auf diesen Namen, bald gab er sich für den bekannten Joden Otto Schmidt aus. Nur in wenigen Fallen gelang ihm sein Schwindel nicht.
Behlte bekam mit Rücksicht auf seine Jugend und die Leichtgläubigkeit der Leute, die ihm die Sache gar zu leicht gemacht hatten, vom Schöffengericht mildernde Umstände zugebilligt und murde wegen vollendeten Betruges in Verbindung mit schwerer Urkundenfälschung in 23 Fällen und versuchten Betruges fomie Unterfchiagung zu einer Gesamtstrafe von einem Jahr fed) s Monaten Gefängnis unter Anrechnung von einem Monat Untersuchungshaft verurteilt.
Die Moschee ant Ferbelliner Plas.
Auf dem Grundstück Brienner Str . 7 wurde am regenreichen Wahlsonntag eine Moschee eingeweiht. Friedlich umgibt außen noch das Gerüst den Bau und innen ist noch fein Fußboden gelegt. Doch Manlvi Sadr nd Din, der zähe seinem Ziel zu ftrebte, in Berlin eine moslemische Gemeinde um sich zu sammeln und die Moschee errichten ließ, win in sein Heimatland Indien zurück tehren. Daher hatte man es etwas eilig mit dem Eröffnungsaft. In der geschmackvollen Moschee, die ein Zeugnis für die islamische Baufunft ist, waren Inder, Aegypter, Araber, Türken, Turtestaner, Tataren und Deutsche versammelt. Auf dem bei dem schlechten Better recht unangenehm bemerkbar werdenden märkischen Sand fagen prächtige Teppiche der türkischen Botschaft. Manivi Sadr- ndDin sprach ruhig, fachlich und gerade darum so werbend von ber Toleranz als der Grundlage des Islams. Die demokratischen mohammedanischen Bölfer fennen feinen Erbabel, ja, bei ihnen ist nicht einmal die Armut ein Hindernis zur Erringung einer gefellschaftlichen Stellung. Dann wurden noch zwei Reden in perfifcher,
wet in Hirttider Sprache umb eine in Urbu gehalten, ble atejant im Dant für die Erbauung der Moschee und im Lob des Islams aus flangen. Störungen, die man auf Grund bisheriger Erfahrungen Don nationalraditaler ägyptischer Geite befürchtete, fanden nicht statt. Die einzige Entgleisung passierte einem deutsch sprechenden Berser, der unflugerweise sich auf das Gebiet der Bolitik verirrte. Er pries u. a. die Mohammedaner als die echten Sozia liften im Gegensatz zu den Marristen, lobte die Deutschen sehr und wünschte dann Deutschland unter dem neuen Banner Glüd. Die Moschee foll auch für Andersgläubige geöffnet sein.
Mißhandlungen auf der Polizeiwache.
Ein Unfug, mit dem aufgeräumt werden muß. Ein böses Abenteuer auf der Polizeimache in der Frankfurter Straße beschäftigte das Schöffengericht mitte. Wegen schwerer Körpermißhandlung im Amt war der Schupowachtmeister Gustav arbege angeflagt. In der Nacht zur Reichstagswahl am 4. Mai vorigen Jahres waren bekanntlich Klebefolonnen der Bar. feien eifrig tätig, und es fam häufig zu Zusammenstößen. Der Angeflagte hatte Außendienst, und mehrere junge Leute, die fommu nistiche Wahlaufrufe anflebten, festgenommen. Zuerst waren es brei, dann brachte er noch einen vierten zur Wache. Diese vier jungen Leute traten hinterher mit der Anschuldigung auf, daß fie auf der Bolizeiwache aufs schwerste mit Gummifnüppeln be. arbeit worden seien, und es wurde von ihnen Hardege als der Täter mit Bestimmtheit bezeichnet.
Nach ihren eidlichen Bekundungen habe Hardege, als er fie auf der Bache ablieferte, in erregter Weise gerufen: Habt Ihr denn feinen Gummifnüppel da?" Einer der Festgenommenen wurde nach den Bekundungen der Zeugen über den Stuhl gelegt und so lange mit dem Gummischlauch bearbeitet, bis er herunterfiel. Die eitgenommenen mußten sich in Reih und Glied aufstellen und auf Kommando Egerzierübungen machen. Wenn sie es nicht gut machten, befamen sie Büffe und Schläge. In einem Falle fagte ein Beamter, als er nachträglich auf einen Fehler eines der Gequälten aufmerksam gemacht wurde:„ Nun gut, das nächsiemal bekommst Du einen Hieb meniger."
Wahlmerkwürdigkeiten.
Der„ Boffischen Zeitung" entnehmen wir folgende Bahlmert würdigkeiten", für die auch unsere Leser Interesse haben dürften Ein philosophischer Wahlleiter.
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In dem Wahllofal im Domgebäude auf dem zirtes mitteilt. Gendarmenmarkt hatte wie uns ein Wähler dieses Begandazettel mit der Aufschrift: Hindenburg , der Retter - der dort amtierende Vorsteher eine Anzahl Propavor fich auf dem Tische liegen. Als der demokratisch gesinnte Wäh ler nun seiner Wahlpflicht genügt hatte und gegen diese Beeinflussung Brotest erhob, erflärte der Herr: Sie haben doch schon gewählt, Sie tann ich doch nicht mehr beeinflussen!"
Die Hausangestellte muß wie die Herrschaft wählen. Merkwürdig ist auch folgender, fennzeichnender Borfail, den uns ein Leser mitteilt: Meine Braut, die als Dienstmädchen in B. Hildebrandts Konditorei, Glogauer Straße 17, in Stellung iſt, wurde gestern. Sonntag, mittag von ihrer Herrschaft aufgefordert, mit zur Wahl zu gehen. Ihren Einwand, daß sie dazu ja noch bis 6 Uhr abends Zeit habe, ließ die„ Gnädige" nicht gelten. Im Wahiiotal fah Frau Hildebrandt, daß meine Braut ihr Kreuz neben dem Namen von Dr. Wilhelm Marg gezeichnet hatte. Darauf entriß fie sie ihr den Stimmzettel mit den Worten:„ Wer nicht Hindenburg
wählt, der muß aus meinem Hause". Das Wahlbureau und der
Wahlvorsteher des Lotals( Glogauer Straße 21) sahen den Borsall mit an und lachten, nur darüber. Meine Braut hat daraufhin überHaupt nicht gewählt, sondern ist erst nachmittags mit mir zusammen zur Wahl gegangen. Später äußerte Frau Hildebrandt noch:„ Ich wähle Hindenburg nur, damit die Dienstbolzen Soldaten haben zum Unterfriechen. Noch am Abend desselben Tages erhielt meine, Braut Zeugnis und Papiere und mußte sofort ausziehen."
I
Beeinflussung im Wahllotal
Ein Fall von Wahlbeeinflussung hat sich, schreibt ein Leser, im Wahllokal des Bezirts 9 Ansbacher Straße 39 ereignet. Dort hat der Wahlvorsteher von Beginn der Wahl an bis 22 Uhr neben den Wahlzellen den Berliner ,, Lokal- Anzeiger" ausgelegt, der die Ueberschrift trägt:„ Wählt Hindenbury". Die Auslegung mar so erfolgt, daß die Aufforderung, Hindenburg zu Der Leiter des Agiwählen, an jeden Wählenden gerichtet war.
Eine Reihe öffentlicher Versammlungen der Arbeitsgemeinschaft freigeistiger Berbände der deutschen Republik werden heute und morgen, abends 7 Uhr, veranstaltet. Wir empfehlen unseren Genessen, diese Versammlungen rege zu besuchen. Die Lokale der heutigen Versammlungen find: C., Sophiensäle, Sophienstr. 17/18; W., Wiclefftr. 24, Moabiter Gesellschaftshaus; N., Müllerstr. 142, harusfäle; N., Bappelallee 15, Kasinosäle; D., Frankfurter Allee 46, Brachtfäle des Oftens; SD., S. und Neukölln: Hasenheide 14, Erbes Festfäle; Charlottenburg : Schillerstr. 26, Aula; Schöneberg : Hauptftraße 13, Lindenpark; Tempelhof : Kaiſerin- Augusta- Straße, Aula des Gymnasiums; Zehlendorf : Berliner Straße , Lindenpart.
Hardegen soll so fürchterlich geschlagen haben, daß einer seiner Ranieraden ihn sogar mahnte, es nun genug sein zu lassen. Die Seugen hatten später erhebliche Spuren schwerer Mitationsbureaus des Volfsblocks für die Bezirke Charlottenburg handlung an ihrem Körper. Trogdem bestritt Hardegen, ge1-20, Dr. Goet, hat darauf an den Wahlvorsteher ein Schreiben hlagen zu haben. Die sämtlichen Schupobeamten, die geladen gerichtet, in dem er auf die Unzulässigkeit der Auslegung auf. wurden, einschließlich des Wachthabenden Telsche, wollten nichts merksam macht, dagegen protestiert und die Entfernung der gehöri und gesehen haben. Bei ihm und bei Echupowacht Nummer des Lofal- Anzeigers" fordert. Der Wahlvorsteher hat menter 3immermann hatte der Staatsanwalt Bedenten daraufhin endlich den Lokal- Anzeiger" weggenommen und den gegen die Bereidigung. Das Gericht nahm auch von der Brief des Herrn Dr. Goetz im Wahllokal bekannt gemacht. Bereidigung des Zimmermann Abstand. Trotz der Mahnungen des Borsigenden und der Beisitzer vor den Folgen eines Meineides aus falschem Kameradschaftsgefühl blieben sämtliche Schupobeamte dabei, nichts gesehen zu haben. Es standen sich demnach vier Eide vier anderen Eiden gegenüber. Staatsanwaltschaftsrat Dr. Wasmus hatte feinen Zweifel, daß auf der Polizeimache geschlagen worden sei. Es sei das ja schon ein altgewohntes Bild, daß die Beamten nachher nichts gefehen haben wollen. Er hielt es aber außer Zweifel, daß die vier jungen Leute Schläge bekommen haben und daß Hardegen als Täter überführt worden sei, weshalb er vier Monate Gefängnis beantragte. Das Gericht fam zu der Ueberzeugung, daß es sich um Aus daß die vier Zivilisten, einen durchaus glaubwürdigen Eindruc fchreitungen gröbster Art auf der Polizeiwache handele und machten. Der Aussage des Wachtmeisters Zimmermann hat das Gericht feiner Glauben geschenft, meshalb er auch unvereidigt geblieben ist, denn er muß bei der Prügelei im Zimmer gewesen sein. Leider sei es, so hieß es in der Urteilsbegründung, eine gerichtsnotorische Tatsache, daß solche Prügeleien auf der Polizei mache nicht zu den Seltenheiten gehoren. Mit diesem Unfug müsse aufgeräumt werden. Das Gericht ging daher über den Antrag des Staatsanwalts hinaus und perurteilte Hardegen megen fortgejezter Körperverlegung im Ante zu 6 Monaten Gefängnis und erflärte ihn auf drei Jahre unfähig zur Belleidung öffentlicher Aemter." Dabei hat das Gericht, jo erklärle Amtsgerichtsrat Dr. Neumann zum Schluß, den Angeklagten noch fehr milde angefaßt."
Die Heimarbeitausstellung.
Parteinachrichten
Sinfendungen für dieſe Rubrik find
Berlin 68. 68. Sindenstraße 3.
ali i silodaghup, avons
für Groß- Berlin
ftets an das Bezirkssekretariat, 2. Sof, 2 Trev. rechts, zu richten.
3. Atreis Bebbing Achtung, Parteigcnoffen! Frühlingsfeierstunden der Rindergruppen am Mittwoch, ben 29. April, 7% Uhr, in der Diesterweg
Realschule, Sütticher Ste. 38. Brogramum: Gologefänge, Chöre, Rezita tionen, rhythmische Tänze Lichtbildervortrag: Durch Thüringen ". 13. Kreis Tempelhof , Mariendorf , Marienfelde , Bichtenrade. Mittwoch, den 29. April, abends 7% Uhr, Sigung des Bildungsausschusses bei Niendorf, Mariendorf , Chauffee, Ede Streligstraße. Bestimmtes und pünktliches Erfcheinen ist Pflicht. Die Demonstrationsversammlung der Gewerkschafts genoffen findet am 1. Mai vormittags im Birkenwäldchen, Tempelhof , Manteuffelstraße, ftatt. Alle Parteigenossen nehmen daran teil. Die Nachmittagsfeier des 1. Mai findet im Garten und allen Räumen des Gesellschaftshauses Graßl, Mariendorf , Chauffeeftr. 305, ftatt und beginnt um 3 Uhr. Ronzert, Chorgefang, Festansprache: Genosse Adolf Soffmann, große Berlofung, Raffectüche, Tanz. Eintritt 50 Bf., an der Kaffe 75 Bf. Arbeitslofe Genoffen frek..
Heute, Dienstag, den 28. April:
44. Abt. Maffeizeitungen und-marken find beim Raffierer, Genossen Schymolinsky, Raunnftr. 41, zu haben und von den Bezirksführern ab. zuholen.
Gestern nachmittag um 4 Uhr fand die Eröffnung der„ Deutschen Heimarbeitausstellung 1925" in den Ausstellungsräumen am Lehrter Bahnhof von Professor Dr. Ludwig He y de von der Gesellschaft für soziale Reform statt. Prof. Heyde schilderte in furzen Ausführungen die soziale Bedeutung dieser Ausstellung, die keine Messe sein soll, sondern die ein objektives Bild von Art und Umfang Jungfosialisten. Gruppe Süden: 8 Uhr in der Juristischen Sprechstunde, der Heimarbeit in Deutschland , vom Produktionshergang und von den Lohn- und Arbeitszeitverhältnissen geben soll. Am Schluffe feiner Ausführungen betonte Prof. Hende die Notwendigkeit von Tarifverträgen für die Heimarbeit, damit es nicht porfommen fönne, daß viele durch allergeringsten Stundenlohn taum ihr Leben fristen fönnen. Heute findet die Eröffnung der Ausstellung für das Publikum statt.
Umleitung von Straßenbahnlinien wegen Bauarbeiten. Infolge ron Bauarbeiten in der Blücherstraße werden in den Nächten vom 29. zum 30. April und vom 30. April zum 1. Mai ab 10 Uhr abends die Linien 4, 15, 21, 31, 32, 95 in beiden Richtungen durch die Bellealliance, Gneisenaustraße, Kaiser- Friedrich- Blaß und Camphausenftraße umgeleitet. Um während der Dauer der Gleisbauarbeiten in der Beuthstraße den Fuhrwertsverkehr während der Geschäftszeit nicht zu behindern, werden die Linien 27, 47, 48, 147, 148 in Richtung Neukölln vom 28. d. M. ab an Werktagen non 9.30 Uhr vor mittags bis 4.30 Uhr nachmittags über Leipziger , Jeru folemer, Krausen, Kommandantenstraße umgeleitet. Der Verkehr der genannten Linien für die Gegenrichtung bleibt un terührt.
Das Rundfunkprogramm.
Dienstag, den 28. April.
Außer dem üblichen Tagesprogramm:
4.30-6 Uhr abends: Unterhaltungsmusik( Berliner Funkkapelle). 6.30 Uhr abends: Humoristisches Funkallerlei( Georg Bamberger). 7-8.20 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule( Bildungskurse). 7 Uhr abends: Abteilung Heilkunde. Dr. Schweers: Mutterschutz rad Säuglingsfürsorge". 1. Vortrag. Warum brauchen wir Mutterschutz? 7.30 Uhr abends: Abteilung Handel. Dr. Kurt Magnus : Was muß man von den Steuern wissen?" 8 Uhr abends: Abteilung Musikwissenschaft. Dr. Richard H. Stein: Einführung in 8.30 Uhr abends: Moderne Lyrik. 1. Zur Einführung( Hermann die russische Musik". 7. Vortrag. Cui, Balakiroff und Borodin ". Kassack). 2. a).Der Aufbruch, Ernst Stadler , b) Aus, Gesammelte Dichtungen, Georg Traki( Sybille Binder , Rezitation). 3. a) Aus Die Leibwache und Weiß und rot". René Schickele , by Aus Der himmlische Zecher, Der Held der Erde und„ Atair", Alfred Mombert ( Wolfgang Zilzer , Rezitation). 4. Improvisationen aus der Violin- Klaviersonate, Richard Strauß ( Professor Robert Zeller. Violine). 5. a) Aus, Wolkenüberflaggt" und aus dem Nachlaß nach den Veröffentlichungen im Buch der Toten", Ernst Wilhelm Lotz. b) Aus Jugendgedichte, Vermischte Gedichte und Schöpfnng aus Liebe, Rudolf Borchardt ( Sybille Binder ). 6. a) Ans, Die gesammelten Gedichte, Alfr. Lichtenstein, b) Aus Die Himmelsleiter und Der himmlische Vagant, Klabund ( Wolfgang Zilzer ). 7. Reve d'enfant, Eugène Ysai( Prof. Robert Anschließend: Dritte BeZeiler). Am Flügel: Dr. R. E. Lapini dienst, Sportnachrichten. Theater- und Filmdienst. kanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage. Wetter10.30 Uhr abends: Rechtsanwalt Dr. John Wolfsohn: Die Aufwertungsentwürfe. 2. Vortrag. Die Aufwertung öffentlicher Anleihen.
Lindenstr. 3, Gruppenabend:" Jugendinternationale und Antimilitaris. mus". Gruppe Lichtenberg : 7% Uhr im Jugendheim Barkane 10, Bericht des Genoffen Otto Lamm von der Reichstonferenz". Gruppe Tempelhof Mariendorf : 7% Uhr im Jugendheim, Enzeum, Tempelhof , Germaniaftr. 4-6, Bortrag des Genossen Lepinsti: Margistische Staats. auffaffung" Gruppe Niederschönemeibe: 7 Uhr Referat über Ditta. tur oder Demokratie". Gruppe Norden: Die Genoffen beteiligen fich heute abend an der öffentlichen Bersammlung für Rirchenaustritt in den Bharus Gälen, Müllerftr. 142.
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Morgen, Mittwoch, den 29. April:
12. 6. 7 Uhr bei Schmidt, Wiclefftr. 17, Abteilungsversammlung. Tages ordnung: Reiwohl des Abteilungsvorstandes. Die Bezirksführer laden ein. 16. bt. 7 Uhr bei Arüger, Suffitenftr. 34, Mitgliederversammlung. 28. t. 7 Uhr bei Büttner, Gamebter Git. 23, Mitgliederversammlung. Tagesordnung: Neuwahl der Abteilungsleitung und der Delegierten zur Areisversammlung.
45. 96t. 7 Uhr Mitgliederverfammlung in der Schulanla Reichenberger, Ede Forster Straße. Vortrag des Genossen Breuer: Das Ergebnis der Präsidentenwahl". Bormärtsleser und Gympathisierende find eingeladen. 46. Abt. 7% Uhr Sahlabende bei Eichholz, Cuvryftr. 25 und bei Walentyn, Görliger Str. 72. 55. bt. Charlottenburg . 7 Uhr bei Reimer, Wilmersdorfer Str . 21, he teilungsversammlung. Tagesordnung: Die nächsten Aufgaben der Sozialdemokratie". Referent Genosse Buttkamer.
79. Abt. Schöneberg . 8 Uhr im Gesangfaat der Uhland- Schule, Rolonnen ftraße, Jahresgenevalversammlung. Neuwahlen. Bolitische Aussprache. 83. Abt. Lichterfelbe. 7% Uhr Mitgliederversammlung in Hertels Feftfälen, Behlendorfer Str. 5. Wichtiger Bortrag.
30. Abt. Reukölln. 7 Uhr in der Aula der Knabenmittelschule Dondu ftraße 120, Mitgliederversammlung. Bortrag des Genoffen Judrian: Bas lehren uns die legten Wahlen?" 139. bt. Tegel 8 Uhr im Lokal Schade, Berliner Str. 17, Mitgliederver fammlung. Tagesordnung: Jahres- und Raffenbericht. Neuwahl der Abteilungsleitung.
Frauenveranstaltung morgen, Mittwoch, den 29. April:
80. Abt. Schöneberg . 7 Uhr bei Gürlich, Rubens., Ede Begasstraße, Bor trag des Genoffen Ruben: Unsere nächsten Aufgaben".
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136. bt. Reinickendorf - Oft. Donnerstag, den 30. April. 7% Uhr, Funktionär. fikung im Lokal Dölschner, Residenzstr. 53. Wichtige Tagesordnung. Die Bezirksführer müssen die Selfer einladen.
Sport.
1. Rennfag der Treptower Rennfahrerschule. Am 1. Mat; abends 6 Uhr, tritt die von Direktor Schwarz und Balter Rütt ins Leben gerufene und seit vier Wochen bestehende Rennfahrerschule zum ersten Male in die Deffentlichkeit. Die Schüler follen nun zum ersten Male einen Renntag für sich haben. Es ist das folgende, interessante Brogramm zusammengestellt, und zwar ein Vorgabefahren über vier Runden für Mulstreifenfabrer, ein Bunktefahren über 30 Runden für Fahrer mit Drahtreifen, sogenannte Shaßenrennmaschinen. Ein Hauptfahren über drei Runden und ein Prämienfahren über 15 Runden; beide offen für Fahrer mit Rennmaschinen und Schlauchreifen. Begen der starten Beteiligung am Hauptsabren sind mehrere Vorläufe ers forderlich. Für die einzelnen Rennen sind eine grönere Anzahl Ehrenbreile ausgelegt, die in der Hauptfache aus praktischen Gegenständen, die die jungen Fahrer für ihr Weiterfommen im Rennsport benötigen, be ſtehen. Einheitseintrittsgeld 50 Pf.
Die Radrennen in Treptow, die am Sonntag Infolge des Regens aus. fallen mußten, finden nun am Mittwochabend 6%, Uhr statt. Die Motorradrennen auf der Olymplabohn, die ebenfalls verschoben werden mußten, gehen heute nachmittag vor fich Beginn 5 Uhr.
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