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Nr. 231 42.Jahrgang

3. Beilage des Vorwärts

Das Für und Wider der Agrarzölle.

Zu den bevorstehenden Schutzzolldebatten.

nicht durchführbar erscheint. So fezt er sich u. a. für abwärts­gleitende 3ölle bei solchen Industrien ein, von denen zu be­fürchten ist, daß sie, plötzlich der Konkurrenz des Weltmarktes aus­gesetzt, sich nicht würden halten können. Gegen diese Degressivzölle jeder Herabsehung eines Bolles stagnieren wird, weil jeder mit einer prechen jedoch schwere Bedenken, da die Nachfrage monatelang vor Preisermäßigung rechnet.

Als die Reichsregierung ihren ersten Bersuch im Herbst| fte, sucht er auch Wege der Vermittlung, mo ein mirtlicher Freihandel vorigen Jahres machte, den Reichstag   in der Zollfrage zu über rumpeln und sich durch ein Ermächtigungsgesetz die Einführung von Schutzöllen bewilligen lassen wollte, war die breite Oeffentlichkeit auf das gewaltige Wirtschaftsproblem so gut wie gar nicht vor­bereitet. Die Wirtschaftslage hatte sich grundlegend verändert. Krieg bereitet. Die Wirtschaftslage hatte sich grundlegend verändert. Krieg und Inflation hatten auf die Einkommenverteilung und Kapitalbil­dung, auf Produktion und Konsum umwälzend gewirkt. Dem­entsprechend mußte auch die äußere Handelspolitik, deren wichtigste Handhabe die Zölle sind, sich neu orientieren. Waren doch die Lebensmittelzölle größtenteils außer Kraft gesetzt, die Industrie­zölle spielten für die Gestaltung der Ein- und Ausfuhr fast gar keine Rolle, da während der Inflation und in der Zeit der Ruhrbesetzung lange die deutschen   Grenzen der eigenen Kontrolle entzogen waren. Als es gelang, das Loch im Westen" zu verstopfen, da war es ebenfalls nicht so sehr die Zollpolitik, mit der man den Zustrom von Waren aus dem Ausland zu regulieren vermochte, sondern in viel höherem Maße eine Art Außenhandelspolizei, die durch Ein- und Ausfuhrverbote oder bewilligungen reguliert wurde. Das Ber= failler Diktat, soweit es Deutschland   die Pflicht zur Gewäh­rung der Meistbegünstigung an alle Ententestaaten auferlegt hafte und obendrein auf Kosten der deutschen   Wirtschaft den Bersuch unter­nahm, die schweren Schäden der neuen Grenzziehung für die ab= getretenen Gebiete durch bestimmte Vorschriften zu mildern, hatte Deutschland   jede handelspolitische Selbständigkeit genommen. Erst am 10. Januar 1924 fonnte man mit Erfolg daran gehen, die Zölle und die handelsverträge wieder zum Mittel der Handelspolitif zu machen. In den Monaten vorher und nachher wickelten sich, die großen Handelsvertragsverhandlungen ab, die bisher nur teilweise zu Ende geführt sind und deshalb auf große Schwierigkeiten stießen, weil Deutschland   einen für Verhandlungs­zwede geeigneten Zolltarif nicht besaß, der der veränderten Lage der Weltwirtschaft und des Weltmarktes Rechnung getragen hätte.

Jeht plant die Regierung bekanntlich unter dem Borwande, einen Berhandlungstarif zu schaffen, die Wiederein führung der Agrarzölle. Schon die Form, in der die Agrarzölle vorgeschlagen werden, zeigt ganz eindeutig, daß die Agrarzölle gar nicht zum Mittel der Handelsvertrags­politik werden sollen, denn die vorgesehenen Bollsäge sollen auto­nom sein, d. h. fie dürfen nicht in irgendwelchen Handelsverträgen abgeändert werden. Es ist ein durchsichtiges und gefährliches Ma­nover, was man hier vornimmt. Die Schutzzolldebatten werden in den nächsten Wochen beginnen. Sie treffen diesmal die Deffentlich feit nicht unvorbereitet. Auf zahlreichen Interessentenversammlungen ist die Zollfrage bereits behandelt worden, die Wissenschaft hat zu ihr Etellung genommen und aus der Feder zahlreicher Autoren lie­gen jekt bereits Arbeiten über die Bollfrage vor. Einige wichtige feien hier hervorgehoben, um interessierten Parteigenossen die Mög­lichteit einer eingehenden Information zu geben.

Grundfragen der neuen deutschen   Handelspolifit. Bekanntlich haben sich auf der Stuttgarter   Tagung des Ber eins für Sozialpolitik die Vertreter der Wissenschaft in ihrer weitairs überwiegenden Mehrheit für eine freihändlerisch ge­richtete, also dem schutzöllnerischen Proteftionismus feindliche Han delspolitik ausgesprochen. Die Referate, die auf dieser Tagung ge­halten wurden, spiegeln deutlich die schweren Konfitte wieder, unter denen selbst die früheren Anhänger des Schutzolles ihre Auffaffung aufgeben mußten. Sie sind bei Dunder u. Humblot  ( München   und Leipzig  ) als Sonderausgabe aus Band 170 der Schriften des Ver­eins für Sozialpolitik erschienen. Die Schrift enthält vor allem die Referate von Mag Sering, Christian Edert, Bernhard Harms   und Georg Gothein  , die sich übereinstimmend gegen jede unnütze Belastung der deutschen   Lebenshaltung wenden und in den Schußzöllen fein Mittel gegen die Agrarfrise sehen.

Schutzzoll oder Freihandel?

Eine Tendenzschrift des Landwirtschaftsrates. Der Deutsche   Landwirtschaftsrat hat unter dem an­spruchsvollen Titel Der Schuß der landwirtschaftlichen Erzeugung als Vorbedingung des Wiederaufbaus der deutschen   Wirtschaft eine umfangreiche Denkschrift her­ausgebracht, deren Inhalt und Tendenz bereits durch die verant­wortlich zeichnenden Herausgeber gekennzeichnet ist. Die Agrarier wollen den lückenlosen Hochschutzzolltarif um jeden Preis. Diesen zu begründen, schrecken sie vor feiner Verdrehung von Tatsachen zurück. Interessant ist es immerhin, daß die extremen Verfechter des Hochschutzzolls durch den früheren Schutzöllner Sering so weit in die Enge getrieben wurden, um zugeben zu müssen, daß bei der gegenwärtigen Lage der gesamten Weltwirtschaft ein Preisdruck auf Getreide nur bis zum Frühling infolge zu niedrigen Verbrauchs, nicht zu großem Angebots, herbeigeführt werde. Ueber die Tatsache, daß die heutigen Getreide preife eigentlich Schutzölle für Deutschland   gar nicht rechtfertigen, hilft man sich mit allen möglichen und zum Teil recht anfechtbaren Argumenten hinmeg. Neuerdings freilich behauptet man dann, daß die hohen Preise durch die Zurückhaltung des Angebots herbeigeführt seien, eine Behaup. tung, der von anderer fachmännischer Seite widersprochen wird, die aber wohl nur eigens für die Schlußfolgerung aufgestellt ist, daß in Zukunft die Getreidepreise am Weltmarkt wieder infen würden. Man versteigt sich selbst dazu, daß man behauptet, Schutzölle würden sich nicht in einer Preiserhöhung aus­wirken und würden trogdem die Landwirtschaft ich üzen". Drüber gehts eigentlich nimmer. Bedenkt man, daß in dem Buche auf 184 Seiten eine Fülle von Material zusammengetragen wurde, so fann man nur sagen, daß dieses Material mur geeignet ist, um über die waren Gründe dieser Propaganda, das Hochschutzzollinteresse des Großgrundbesitzes, hinwegzutauschen.

Die Bergbaukrise im Lichte einer Zechenbilanz.

Einblick in die tatsächlichen Verhältnisse des Kohlenbergbaues gewährt angesichts des Mangels offizieller Erhebungen am ehesten noch die Geschäftslage der reinen Bechen  . Dafür ist der soeben veröffentlichte Geschäftsbericht der Harpener Bergbau A.-G. neben dem. Bergwerksbesiz des Preußischen Staates die größte Gruppe reiner 3echen in Deutschland   von besonderer Bedeu­tung. Die Verhältnisse der Harpener Bergbau- A.- G. sind besonders aufschlußreich, weil der seit 1913 nicht sehr bedeutend vermehrte Grubenbefiz Vergleiche mit der Vorkriegszeit gestattet. Allerdings darf man den Einfluß dabei nicht übersehen, den die bei der Harpener durchgeführte intensive Kohlen verwertung im eigenen Betrieb auf die Vergleichsgrundlagen hat. Leider gibt der Ge­schäftsbericht gerade für diesen wichtigen und in der gegenwärtigen Krise besonders bedeutsamen Betriebszweig feine Zahlen.

Bie fchon befannt, läßt die harpener Bergbau- 2.- G. für das Geschäftsjahr 1924 ihre Aktionäre ohne Dividende. Aus diefer Tatsache allein läßt sich für die allgemeine Lage des deutschen   Rohlenbergbaues nicht viel entnehmen; denn der englische  Rohlenbergbau z. B., dessen industrielles Hinterland durch das Fehlen der Inflationswirkungen viel abnahmefräftiger geblieben ist, ver­teilt auch nur minimale Dividenden. Entscheidend für die Beurtei­lung ist das Verhältnis der Kohlengewinnungskosten zu den erzielbaren Preisen. Unter den Kohlengewin­nungsfosten selbst muß geschieden werden zwischen eigentlichen Betriebskosten, zu denen auch die Handlungsuntesten und Ab­gaben zu zählen sind, und den Löhnen. Der Geschäftsbericht gibt folgende Ziffern, die wir durch das Prozentverhältnis ergänzt haben: Mittlere Kohlengewinnungstoften je Tonne 1913% M. 6,18 64,7

Löhne

B

0

1924 8,14 54,1 4,14 2,79

27,545,9

Unter diesem Titel hat Dr. Alexander Rüst om den inter­effanten und selbst für den Rundigen außerordentlich instruktiven Bersuch gemacht, alle wichtigen Argumente für und gegen den Materialfoften 1,95 20,4135,3 Schußzoll gegenüberzustellen.( Berlag Frankfurter Sozietätsdruderei Allgem. u. Handl.- Unt. 1.43 14,9 m. b. 5.) Er befaßt sich zunächst ganz grundsäglich mit der Frage 18,4/ 45,9 M. 9,56 100 der Schutzölle im allgemeinen, geht dann speziell auf die Frage der 15,07 100 Agrarzölle und auf die der Eisenzölle ein. Was die Schrift so Danach ist gegenüber der Vorfriegszeit der Lohnanteil brauchbar für den im Meinungstampfe stehenden Bolitiker macht, das absolut um das 1,3fache, der Anteil der Materialtoften um das ist der Umstand, daß Rüstom die Bertreter des Schuzzolls mit jedem 2,1fache, der Anteil aller sonstigen Roften um tnapp das zweifache einzelnen ihrer wichtigen Argumente aufmarschieren läßt, um dann gestiegen. Der Förderanteil je Mann und Schicht betrug nun in flarer und fnapper Formulierung darzutun, inwieweit die Mei- 1924 0,891 Tonnen gegenüber 0,915 Tonnen 1913. Das sind nung der Schutzölner grundsäglich falsch, inwieweit sie besonders 97,4 Broz, also nur noch sehr wenig unter 1913. Der heute nicht anwendbar ist. Der Verfasser hat eine Fülle von Ma- Real lohnschichtverdienst des Kohlenhauers betrug 1924 5,74 M. terial zusammengetragen und teils im Text, teils in Anhängen ver- gegenüber 6,63 M. 1913. Aljo 66,6 Proz. Bei nur 86 prozen wendet, das die Wirkungen der Schußzölle und ihre schweren Gefigem Lohn beträgt die Arbeitsleistung 97 Proz fahren gerade für die kommenden Jahre schildert. Es ist nicht der Borkriegszeit. Die Leistung der Bergleute ist ohne Interesse, daß Rüstom dabei feststellen fann, wie Hug Stin- nach den eigenen Zahlen der Harpener also relatin beträcht nes, der als Schwerindustrieller doch innerlich für die Politik des lich höher als die darauf verwendeten Lohntoften. In den alten Deutschland   start eingenommen war, sich furz vor seinem Tode Löhnen können die Gründe der Dividendenlosigteit also nicht gesucht gegen jede Schutzollpolitik ausgesprochen hat: Er werden. Das fommt in dem vergleichsweisen Anteil der Löhne an ( Stinnes) jei vor dem Kriege unbedingter Schutzzölner gewesen, den Gewinnungskosten auch deutlich zum Ausdruck. Er ist von jezt aber ebenso unbedingter Freihändler, denn er sei 64,7 Broz. im Jahre 1913 auf 54,1 Proz. im Jahre 1924 gefunten. nicht doktrinär genug, um gegenüber den völlig veränderten Ber- Start gestiegen ist dagegen der Anteil der Material- und sonstigen hältnissen am Aiten festzuhalten. Die deutsche   Wirtschaft brauche Kosten. Der Materialkostenanteil stieg von 20,4 auf 27,5 Proz., ber heute nichts notwendiger als den frischen Wind völliger Anteil der sonstigen Kosten von 14,9 auf 18,4 Proz. Unter den fon Freiheit, und von Schutzzöllen dürfe heute, seiner Ueberzeugung ftigen Roften find auch die Steuern und Soziallasten einbegriffen, nach, nicht die Rede sein." Die Schlußfolgerungen Rüstoms decken die als unerträgliche Falschbelastung bezeichnet werden. Bemer. fich, wie es aus fachlichen Gründen gar nicht anders sein kann, durch- fenswert ist nun, daß die Handlungsunfosten, Steuern und aus mit denen der wissenschaftlichen Sozialpolitiker. Weil die Not- Sozialleistungen je Tonne meniger start gestiegen wendigkeit eines starten gports jede Privilegierung einzelner sind als die Materialfosten; jene um 25 Broz., diese aber Wirtschaftsgruppen durch Zölle, die verteuernd wirken und die um 30 Broz. Daraus ergibt sich zwingend, daß die Gründe der Produktionskosten steigern, unmöglich macht, weil heute alles auf die Dividendenlosigkeit, ganz entgegen der gewohnten Be Förderung einer gefunden Berarbeitunsgindustrie ankommt, deshalb hauptung, niel stärker bei den gestiegenen Mate­fann von Rohstoff- und Agrarzöllen nicht die Rede rialfoften, als bei den Steuern und Sozialleistungen liegen. Das sein. Da Rüstow   den Fragen mit größter Objektivität gegenüber wird noch durch die Tatsache unterstrichen, daß die Harpener Berg

Prüfat in NEUE

Fervor 5

Sonntag, 17. Mai 1925

bau-.- G. besonders niedrige Materialfoften hat, weil sie ihr Grubenholz aus eigenen Betrieben bezieht. Es ergibt sich also, daß, wenn ein Reingewinn erzielt wird, diefer Reingewinn aus der Unterbezahlung der Bergleute fließt und daß. menn fein Reingewinn erzielt wird, dies stärker zu Lasten derinneren Betriebskosten, als der Steuern und Sozialleistungen geht. Nun wird zwar feine Dividende verteilt, aber es ist ein Roh­gewinn von 10,5 Millionen erzielt, aus dem auf Abschreibungen 7,5 und auf die Bergschädenreserve 2 Millionen fallen, so daß ein Ringewinn von 1,04 millionen verbleibt. Rund 14 Proz. erhalten die Bergleute heute weniger als 1913. Zu 14 Broz. oder 1,6 Millio nen Mart entstammt der Rohgewinn also den weniger gezahlten Löhnen. Der erzielte Rohgewinn von 1,04 Millionen aber stammt. noch zu den Abschreibungen und Bergschäden aus der Unterentloh vollständig daraus, ja 560 000 trägt die Belegschaft der Bergwerke nung bei. Daraus ergibt sich der weitere zwingende Schluß, daß die Harpener Bergbau- 2.- G., wenn sie die pollen Borfriegslöhne zu zahlen gehabt hätte und die jetzigen Abschreibungen und Bergschäden­reserve betriebswirtschaftlich notwendig waren, die Material fosten überhaupt nicht hätte aufbringen tönnen, die zum Betrieb und zur Erhaltung der Werke notwendig gewesen wären.

Für die Dividendenlosigkeit der Harpener Bergwerfs- 2.- G. bleibt also fein anderer Erklärungsgrund mehr übrig, als daß die Bewertung ihrer Anlagen in der Golderöffnungs bilanz zu hoch erfolgt ist, die erzielbaren Umfäße und Preise sind durch die Konkurrenzlage absolut bestimmt, die Löhne und Gehälter, die Steuern und Sozialleistungen sind der einsei­tigen Bestimmung durch die Unternehmungsleitung entzogen. Wenn sie die Material- und Unterhaltungskosten also aufbringen will, die sie aufbringen muß, gleichzeitig aber noch eine Dividende erwirtschaften will, so muß sie die Werte der Anlagen so tief an­sehen, daß die Abschreibungen noch einen genügenden Reingemim laffen. Es ergibt sich danach, daß die Dividendenlosigkeit, soweit fie nicht durch die Kohlenhandelslage erzwungen ist und soweit diese sich nicht bessert, ihre Ursache in der Ueberbewertung der Anlagen hat, oder, was dasselbe ist, in der zu hohen Festsetzung des Aktienkapitals.

Soweit man daher die Verhältnisse der Harpener auf den Kohlen­bergbau übertragen fann, liegt die entscheidende Ursache der schlechten Lage des Kohlenbergbaus niemals in den Löhnen oder der Ar beitsleistung und jedenfalls nicht allein in der Höhe der Steuern und Sozialleistungen. Sie liegt wesentlich in der zu hohen Bewer tung der Anlagen, die eine zu hohe Abschreibung erfordert und bei gespannter Geschäftslage die Grundlagen für die Erzielung einer Dividende zerstören muß.

K- r.

Eine Kartellstelle bei unserer Reichstagsfraktion.

Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat. beschlossen, eine Kartellstelle einzurichten. Damit ist ein In­stitut geschaffen, das im Kampf gegen den Kartellunfug von Be deutung werden wird. Die Kartelistelle dient dem Zweck, den Terror der Wirtschaftsfartelle und Interessenverbände wirtsamer zu befämpfen. Um das zu tönnen, muß die Fraftion fortlaufend über die Mißbräuche der Kartellgewalt in­formiert werden. Sie wird dann nicht nur bei dem Etat des Birt schaftsministeriums den Kampf gegen die Kartelle aufnehmen, son­dern sobald es die Umstände auf Grund des eingehenden Materials erfordern. Es ergeht daher an alle Kreise der Wirtschaft, an alle Personen und Organisationen, denen Mißbrauch der Kartellgemalt cder Vorbereitungen dazu befannt werden, die Aufforderung der Kartellstelle unter Einsendung von Bemeismitteln Mit­teilung zu machen. Weiter ist dringend erwünscht, daß die Stellen, die sich wegen dem Mißbrauch der Kartellgewalt be schweren oder die Klage erheben, sowohl von der Beschwerde oderan Klagefchrift als auch von jedem Schreiben, das in der Beschwerde der Klagefache abgesandt oder empfangen wird, eine Abschrift an die Kartellstelle zur Einsendung fommt. Die Stelle wird ver waltet vom Reichstagsabg. Genossen Kräzig. Alue Einsendungen find an ihn zu adressieren.

Der Berliner   Arbeitsmarkt.

für fast alle Berufsgruppen gesteigerte Aufnahmefähig Die günstige Arbeitsmarfilage in Berlin   bot im allgemeinen teit Insbesondere tam dies für die Metallindustrie zum Ausdrud, deren Mangel an Qualitätsarbeitern eine immer größere Ausdehnung erfährt. Im Verfolg dessen ist die Metallindustrie dazu über­gegangen, geeignete Arbeitskräfte zu Fach fräften heranzubilden. Bon der günstigen Arbeitsmarktlage blieb das Handelsgewerbe und das Bureaufach unberührt. Der bereits seit einiger Zeit begonnene Aufstieg im Handelsgewerbe erfuhr seit furzem einen erheblichen Rüdgang, so daß der Arbeitsmartt im allgemeinen hier als ungünstig zu bezeichnen ist. Falls die vorhandenen Absatz­schwierigkeiten und die Kapitalnot nicht behoben oder zu mindestens gemildert werden, ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß bald eine weitere Zunahme der Stellenlosigkeit erfolgen wird.

Es waren 40 339 Personen bei den Arbeitsnachweisen einge­tragen, gegen 40 981 der Borwoche. Darunter befanden sich 28 191 ( 29 055) männliche und 12 148( 11 926) meibliche Personen. Unter­ftügung bezogen 14 398( 14 544) männliche und 3317( 3320) weib­liche, insgesamt 17 715( 17 864) Personen. Die Zahl der zu gemein­nügigen Pflichtarbeiten Ueberwiesenen betrug 147 gegen 137 der Vorwoche.

In der Metallindustrie war die Arbeitsmarktlage auch in der Berichtswoche als günstig zu bezeichnen. Die Anforderung für die Elektroindustrie und den Werkzeugmaschinenbau stehen wiederum an erster Stelle. Gleichzeitig günstig ist der Beschäftigungsgrad für Turbinenbau, Eisengießerei sowie für den Autobau. Auch die Glüh lampenindustrie war start aufnahmefähig für gelernte sowie unge­lernte weibliche Kräfte.

Der weiterhin gute Geschäftsmartt im Spinnstoffgewerbe arbeitern. Gut beschäftigt blieb auch fernerhin die 3e11ft off und verzeichnete vornehmlich einen Mangel an Färbern und Färberei­Papierherstellung und verarbeitung. Die Geschäfts lage in der Lederindustrie und Industrie leder­artiger Stoffe bot im allgemeinen, insbesondere für Tapezierer und Sattler  , günstige Unterbringungsmöglichkeiten; geringere Nach frage war dagegen nach Lederarbeitern sowie an Kräften für die Portefeuiller- und Reiseartikelbranche zu verzeichnen.

Im Holz- und Schnigstoffgemerbe bestand mit Aus. nahme der Kamm, Haarschmud sowie Stockbranche gute Arbeits. gelegenheit. Gut beschäftigt ist das Bekleidungsgewerbe

WENESTI

Samum 4 of

Mischung 1925 Scherif 3 f