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Nr. 257 42. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Vom Boumftamm

Das Zündholz, das uns heute so ziemlich als der unentbehrlichste Gebrauchsgegenstand erscheint, fann in diesem Jahre seinen neun sigsten Geburtstag feiern. Im Jahre 1835 find durch Friedrich Kammerer   im württembergischen Städtchen Ludwigsburg die erſten brauchbaren Zündhölzer in den Handel gebracht worden, und zwar die sogenannten Schwefelhölzer, die sich in fast unveränderter Form bis zum Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Markt behauptet haben. Diese Schwefelhölzer wurden in Deutsch  land erst seit 1907 durch die Sicherheitszündhölzer verdrängt, nachdem in diesem Jahr durch ein Gesez die Verwendung des giftigen weißen Phosphors zur Zündholzfabrikation verboten war.

Die ersten Zündhölzer.

Die Herstellung der ersten Phosphorzündhölzer geschah in äußerst primitiver Weise. Kammerer hat seine ersten Bündhölzer durch Spalten mit einem einfachen Meffer erzeugt. Doch bald führte Anton in Darmstadt   eine Berbeiferung in der Herstellung durch den 3 und. holzhobel ein. Das Schwefeln der Zündhölzer und das Ein tunken in die Zündmasse erfolgte zuerst mit der Hand, indem ein Büschel solcher Hölzer durch Drehen in der Mitte derartig ausein­andergefprigt wurde, daß die Enden der Hölzer voneinander ab­tanden, so daß sie erst mit Schwefel, dann mit dem Zündkopf ver­fehen werden konnten, ohne daß die einzelnen Zündhölzer zusammen flebten. Diese primitive Herstellung der Zündhölzer murde als Hausindustrie betrieben. Der mit der startgiftigen Zündmasse gefüllte Topf stand friedlich neben dem Kochtopf. Die sich hierbei und beim Tunken selbst entwickelnden Phosphordämpfe vergifteten allmählich den Arbeiter und feine Familie und führten eine schwere Erkrankung, die Phosphornekrose, herbei, welche zur Zerstörung der Knochen, besonders aber der Riefer führte. Da auch die Verbesserung in der Herstellung der Zündhölzer und Berwendung der Maschinen zum Tunken feinen radikalen Schutz der Arbeiter gegen die Phos­phorvergiftung brachten, befchloß der Deutsche Reichstag im Jahre 1907 nach dem Beispiele der Schweiz   ein Verbot der Anwendung Des meißen giftigen Phosphors zur Herstellung von Zünd­hölzern und befreite damit die in der Zündholzfabrikation beschäf tigten deutschen Arbeiter von der grauenhaften Erfrantung an der Phosphornefrose. Die primitive Herstellungsweise der Zündhölzer hat allmählich erhebliche Verbesserungen durch die Herstellung finn reicher Maschinen erfahren. Um deren Konstruktion hat sich die Maschinenfabrit A. Roller- Berlin Berdienste erworben. Im folgenden fei eine imoderne Zündholzfabritation beschrieben, wie sie z. B. in der der Großeinfaufsgesellschaft deutscher Konsum= nereine gehörigen, in Gröba   a. d. E. gelegenen Zündholzfabrik betrieben wird.

Die Holzbearbeitung.

Das Hauptgebäude einer modernen Fabrik ist in der Längsrich tung in zwei nebeneinanderlaufende Abteilungen geteilt. In der einen werden die Zündhölzer, in der andern die Schachteln hergestellt. Verschiedentlich ist die Schachtelfabrikation auch im oberen Stockwerk untergebracht. Beide Abteilungen vereinigen sich wieder in dem Saal, in welchem die Schachtelfullmaschinen stehen. Zur Herstellung der Zündhölzer dienen hauptsächlich Aipe( 3itterpappel), Schwarz­pappel, Weide, Kiefer und Tanne. Bis zum Ausbruch des Belt­

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Schnock.

Ein Roman von See und Sümpfen.

Bon Svend Fleuron  .

Außer der Zunge und den Stoßzähnen tritt jetzt auch der Saugschlund in Lätigkeit, und die Schädelknochen weiten fich wie bei einer Schlange... die Farben fumfeln vor ihren Augen, während die dicken Schlingmuskeln auf und nieder wogen und am Barschkopfe zerren. Es hilft alles nichts: Der Reil hat sich festgerannt... der große Mundvoll ist zu der große Mundvoll ist zu groß!

So ist denn nichs anderes zu machen: Schnod muß ihm

die Freiheit wiederfchenken! Sie spreizt den Rachen, löst die Greifzähne, die, fich wie bei einer Kreuzotter willig um ihre Wurzeln drehend, in die senkrechte Lage zurückkehren, sie sperrt die Schlundmuskeln auf, so weit sie irgend vermag, ja, laßt die Zunge sogar nachschieben: Bitte sehr, die Marter in der Tonne hat ein Ende, das Gefängnis steht dem großen Barsch allergnädigft offen.

Der Reißer, welcher mit seinem starten Schwanze, der frei aus dem Hechtrachen heraushängt, während der ganzen Schlacht gewaltig um sich gehauen und Schnod von der einen zur anderen Seite geworfen hat, merkt plöglich, wie sich die Zwangsjade Lodert, und fährt mit einem Rud nach hinten. Er wähnt sich frei, so leicht schwimmt er jegt umher, obwohl das Dunkel vor seinen Augen noch ebenso dicht und er­brückend ist.

Er ist noch immer im Hechtrachen, und er fann nicht frei­tommen, denn er hat seine zwölf starren Rüdenstacheln in den Gaumen des Feindes gebohrt. Und je mehr er arbeitet und mit seinem gefährlichen Widersacher wütet, desto tiefer und fester bohren sich die Stacheln ein. ihrer Für einige Augenblide hat inzwischen Schnod Hechtnatur getreu den größten Teil ihrer Energie ver­Loren.

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Die Stacheln beginnen sie zu quälen, der ganze Mund­voll stört sie, sie kann nicht mehr genügend Atemwaffer in die Riemen bekommen; das wenige, was sich trop des Knebels einen Weg in ihre Mundhöhle bahnt, hat der Knebel selber nötig; fie merft, wie er in ihrem Rachen atmet, unabläffig, mit allen Zeichen der Erregung gehen seine Riemenblätter auf und zu und sichern sich ihr Teil am Waffer.

Es ist ihr nicht möglich, diese Qual länger auszuhalten,

Kündhol

um

frieges waren Rußland   und die heutigen Randstaaten die fast einzigen Bezugsfiellen für das damals in Deutschland   fast ausschließlich zur Zündholzfabrikation benutzte Aspenholz. Als der Krieg diese Be zugsquelle verschloß, sah sich die deutsche Zündholzinduftrie ge zwungen, einheimische Hölzer zu verwenden. Alle anderen Bappel­arten, Weiden  , Buchen, Kiefern und Tannen wurden mit mehr oder erinnerlich sein, wieviel schlechte Zündhölzer in den Kriegs- und in meniger gutem Erfolge dazu herbeigezogen. Bielen   wird es noch den ersten Nachkriegsjahren in Umlauf waren. Doch trug die Schuld hierfür hauptsächlich der Mangel an brauchbarem Holz. Heute, wo der Bezug von Aspenholz wieder möglich ist, hat fich auch die Qua­lität der deutschen Zündhölzer wieder wesentlich verbessert. Zum Teil ist es den deutschen Fabriten durch Verbesserungen in der Fa­brifation gelungen, ein gutes Zündholz aus heimischen Hölzern her­zustellen, so daß sich für diese Fabrifen die Berwendung des ruffischen Aspenholzes auf den zur Herstellung der Außenschachteln erforder­lichen Span beschränkt. Folgen wir jetzt der Herstellung der Zünd­hölzchen vom Baumstamme bis zur Berpackung in die Pakete. Die

An der Holzabschlagmaschine.

Baumftämme merden in langen Stämmen, noch mit der Rinde ver­sehen, den Zündholzfabriken geliefert. Auf Schienengleisen werden die Stämme der außerhalb des Hauptgebäudes in einem besonderen offenen Gebäude aufgestellten Baumftammquersäge, einer großen, mechanisch bewegten Fuchsschwanzfäge, zugeführt, die sie in Klöße von bejiimmten Längen zerteilt. Die Klöße werden sodann durch eine Entrindungsmaschine oder mit dem Handbeil von der Rinde

sie muß Luft haben und in unbändiger Wildheit beginnt fie, mit der Schwanzschraube um sich zu peitschen. Jetzt ist fie an der Reihe, die Führung zu übernehmen, sie schiebt den Turmrüdigen durch das Waffer vor sich her.

So fezt der Kampf fich eine lange Zeit hindurch mit mechselndem Glüde fort.

Bald hat Schnod die Oberhand und schüttelt ihren Wider jacher, daß der Schwanz des Barsches ihr willenlos um die Baden flatscht und ihr den einen Badenftreich nach dem anderen versetzt. Bald ist die Reihe an den Reißer ge fommen, Schnod als Zwinge zu gebrauchen; er rennt mit ihr gegen Grundsteine und Wasserpflanzen an und wirbelt ihr gegen Grundsteine und Wafferpflanzen an und wirbelt fie rundherum.

Aber wie sehr sie sich auch anstrengen, fie tummeln ohne Erfolg umber; es gelingt ihnen nicht, sich gegenseitig zu be­freien.

Ermattet und erschöpft fallen sie auf die Seite. Das Blut in ihren roten Kiemen zirkuliert kaum noch, ihre Kräfte ebben ab- und mum fann man nicht mehr sagen, daß einer von ihnen der Führende wäre.

Jetzt wechseln fie fich nur noch darin ab, hier und da mit dem Schwanze zu flatschen und zu verfuchen, den Rumpf wieder in die richtige Lage zu bringen.

Schrod, deren Riemen dem freien Wasser zunächst liegen, ist noch am Leben und bei all thren Sinnen; der Reißer das gegen ist schon halb ins ewige Leben hinübergerutscht. So heben fie fich empor und treiben wie tot an der Ober­fläche umher.

Der Donner grollt über den Sec...

Eine stechende Sonne und drückende Wärme haben längst schon das aufziehende Unwetter angekündigt endlich ist es losgebrochen... der Wolkenvorhang und die Wasserfläche verschmelzen in eins.

Der himmlische Salut beginnt weit fort in dem fernsten Winkel, wo die Schilfwälder sich um die Mündung des Baches drängen, und bricht grollend, fnisternd hervor. Die Blizze pflügen lange, weißglühende Fadenfunten aus dem düsteren, veilchenblauen Horizonte auf, von dem die Böen dahergejagt tommen und über den See hinfegen, dunkel drohende Schatten vor sich hertreibend.

Unterhalb des Waldhügels an der Leeseite, dort wo alle Lappentaucher zusammengefrochen sind, liegt einer der großen Bögel vor Anker. Er bietet dem Unwetter die Stirn, während die Wirbelwinde Greifen über der Tiefe spielen. Keine Leine,

Mittwoch, 3. Juni 1925

befreit und darauf in das eigentliche Fabritgebäude gebracht. Hier merden die Klötze   je nach ihrer Eignung entweder der Schälmaschine für Hölzer oder der für Schachtelspan zur weiteren Bearbeitung zu­geführt. Die Schäfmaschine gleicht im Prinzip einer Drehbant. Durch lange Messer, die sich der Holzwelle nähern, wird der Klotz in lange Holzbänder aufgeschnitten, deren Stärke entweder derjenigen eine Zundholzes oder eines Schachtelfpanes entsprechen. Diese Spanbänder werden nun auf Tischen in Längen von 2,5 Metern übereinander in Batete geordnet und je nach ihrer Bestimmung der Holzdrahtabschlagmaschine oder der Spanteilmaschine zugeführt. Ein­geschaltet set hier, daß das Hölzchen, solange es feinen Kopf besitzt, Holzdraht genannt wird.

Der Holzdraht".

Die Holzdrahtabschlagmaschine ist eine Art Hackmaschine. Der Span wird von zwei gezahnten Walzen gepadt und in gleich­mäßigem, der Stärke eines Zündholzes entsprechendem Abstand dem auf- und niedergehenden Messer und einem Trennapparat zugeführt, wodurch die Späne in einzelne Hölzchen von genauer Länge zer­schnitten werden. Diese fallen direkt in den Trichter einer Druckluft­leitung, die sie dem Imprägnierapparat zuführt, wo der Holzdraht schnell durch eine Lösung von phosphorsaurem Ammoniak geführt wird. Hierdurch wird das Nachglühen der Zündhölzchen vermieden. Sollen gefärbte 3ündhölzer

Die Arbeit an der Tunkmaschine.

hergestellt werden, wird der Imprägnierungsflüssigkeit die sprechende Farbe beigemischt. Vom Imprägnierapparat wird der Holzdraht auf ein Transportband abgelegt, auf dem er abtropft. gleichzeitig aber auch einer mächtigen, über 7 Meter langen Trocken. frommel von fast zwei Meter Durchmesser zugeführt wird, durch melche der Holzdraht hindurchläuft und dabei nicht nur trodnet, son­dern auch poliert wird. Der trockene Holzdraht fällt aus der Trommel wieder in die Trichter einer Druckleitung, die ihn der Puy­maschine zuführt, auf dem der Holzdraht von Splittern, Eisen und zerbrochenen Hölzern gereinigt wird. Durch die Sammel- und Gleichlegemaschine wird der Holzdraht gleichmäßig geschichtet, in Räften abgefüllt und dann der Maschine zugeführt, die ihn aufo­matisch paraffiniert, funft, frocknet und die fertigen Hölzer fa Sammelfijten gleichmäßig schichtet. Die Maschine ist ein Wunderwerf der Mechanif. Ihre Leistung ist sehr bedeutend und beträgt 14 Millionen Zündhölzer gleich 20 000 Schachteln in der Stunde.

Die Schachtelherstellung.

Benden wir uns mun der zweiten Abteilung der Fabrit zu, in welcher die Schachteln gefertigt werden. Die auf der Schülmaschine gefchalten und mit Einschnitten versehenen Spanbänder werden in Bafeten in die Spanschneidemaschine gebracht, die den Holzdraht­abschlagmaschinen ähnlich ist und die Spanbänder in genau recht­wintlige Schachteln zerschneidet. Diese Schachtelteile werden den Klebemajchinen für Außen- bzw. Innenschachteln zugeführt. Es find dies äußerst finnreich fonstruierte Maschinen, die mit der Gleich­mäßigkeit eines Uhrwerfs 100 Schachteln in der Minute fertigen. Die Schachteln fallen von den Maschinen auf ein Transportficb, das fie den Schachteltrockenapparaten zuführt, in denen sie etwa eine Stunde verbleiben und dann automatisch in Bunter gebracht werden. Außen- und Innenschachteln getrennt. Zwischen den Bunkern find die Maschinen zum Aufkleben der Etitette und zum Su fammenstoßen der Schanteln aufgestellt. Die fertigen Echachteln fallen wieder auf einen Transportgurt, der sie zum Trocknen der Eti­

fein Fischgerät hat er herausgelegt; er weiß zu gut, daß alles Angeln umsonst ist.

Der See fiedet und focht ringsum; die fandgrauen Wellentäler find angefüllt mit brechenden Blajen. Kleine schiefergraue Regenschauer praffeln pfelschnell hernieder und pflügen die Wafferfläche auf mie Kagenpfoten die Haut; mit Bindeseile merfen fie fich gegen den Schilffaum und den Waldrand, wo sie breite Straßen waldeinwärts öffnen.

Alle Fische sind aus dem flachen Wasser in die Tiefe ge­flüchtet, wo sie so weit von der Oberfläche entfernt sind, daß fie das Geschlinger des Wellenschlags und der Dünungen nicht trifft. Nur der Wels, die alte Wafferhyäne, ist auf Wanderung begriffen.

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Das wilde Better haucht Uaah Leben ein; jetzt sind ihre Chancen groß! Die Fische können in dem aufgewühlten Basser nichts erfennen, fie merden aus dem Rurs geworfen, ballen sich in einem Augenblick zufammen, um im nächsten auseinandergerissen zu werden und der eine oder andere leidet Schiffbruch. Es ist ein Leichenwetter heute... die er zürnten Bogen wühlen Aas aus dem Grunde auf und tragen es von Brüden und Ufern heraus; ihr wächst immer der Hunger an Gemittertagen, fie verspürt einen Drang, an die Oberfläche zu wandern und Luft zu schöpfen.

Sich mit den empfindsamen Bartfäden vorwärtstoftend, gleitet sie aus ihrer Höhle, die auf der östlichen Seite des unterseeischen Gebirges fich befindet... wie ein mächtiger Aal schlängelt sie sich empor und beginnt zu gleiten und zu lauern. Langfam treibt fie mit dem Strome.-

Schnod's weißer Bauch ist nicht mehr nach unten ge­mendet; die Farbe, die sonst den Fisch mit dem Wasser in eins verschmelzen ließ, hätte fie sehr gut dem Blick desjenigen verborgen, der von unten herausschaute. Jezt zeichnen ihre flammenden Seiten und ihr schwarzer Rücken einen deutlichen Streifen im Wasser. In Uaahs fleine Augen tritt ein liftiger Ausdrud: der wunderliche zweischwänzige Fisch zieht fie stärker an an fich...

Das Wetter ist im Begriff, sich aufzuhellen; der letzte heftige Schauer ist vorüber. Ein blauer Flecken Himmels gudt wie ein lächelndes Auge zwischen den rauchverbrämten, geschwollenen Wolken hervor. Der See träumt, selbst die Wimpel des Teichrohrs hängen schlaff an ihren Stengeln... nur in der Ferne ertönt noch startes, dumpfes Grollen eines neuen, aufziehenden Gewitters.

Das Boot macht sich die Bause zwischen den Wettern ( Forts. folgt.) zumuze und begibt sich auf den Heimweg.