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den. brach in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag voriger Woche eine Krise aus. Zwar war es nur eine Zufallsabstim- mung, die am Donnerstag gegen 11 Uhr nachts, bei An- Wesenheit von 41 Abgeordneten von über 100, in der sozialisti- schen Fraktion den Beschluß von 21 gegen 20 herbeiführte, die sozialistische Unterschrift von der eingebrachten Vertrauens- tagescrdnung zurückzuziehen: aber in diesem Zufall lag doch insofern tiefere Bedeutung, als er den Ausdruck der Beunruhigung darstellte, welche die Marokkoangelegen- heit im ganzen Lande hervorruft. Wäre es in der Nachr zum Freitag zur Abstimmung gekommen, so hätte Frankreich   am Freitagmorgen kein« Regierung mehr gehabt, denn Painleve war entschlossen, zurückzutreten, wenn er nur mit Hilfe von Bloc-National-Stimmen eine Mehrheit gehabt hätte. Man war sich in der sozialistischen   Fraktion jedoch einig darüber, daß eine Regierungskrise im Zusammenhang mit der Marokko  -Affäre keineswegs wünschenswert wäre. Dadurch wurde die Marokkodebatte plötzlich zu einem Kampf um die innere Parteikonstellation. Schon hatte sich der Bloc National über das Auseinanderfallen desLinkskartells gefreut.Die Base ist zerbrochen," hatte der intellektuelle Führer der blocknationalistischen Kammersrattion, Herr Fnm�ois Poncet, in seinemAvenir" geschrieben. Im Namen derüberparteilichen nationalen" Marokko-Angelegen- heit wollte sich die Rechte so nahe an das Kabinett Painlevck herandrängen, daß die Sozialisten ganz von selbst zurück- weichen würden. Durch die sozialistische Taktik wurde dieses Manöver verhindert. Allerdings versuchte der Bloc National es dadurch weiterzuführen, daß er trotzdem auch für die neue Tagesordnung stimmte. Aber der sozialistische Abg. Compdre-Morel durfte den Herren in der Frei- tagssitzung zurufen:Ausgezeichnet, wir können uns nur dar- über freuen, meine Herren, wenn Sie mit uns dem Volksurteil vom 11. Mai 1924 zustimmen, durch das Ihre Mehrheit weg- gefegt worden ist..." Was die Marvkkofrage selbst betrifft, so hat Außenminister Briand   auf eine Reihe von Anfragen, die Renaudel im Auftrage der sozialistichen Gruppe an ihn richtete, vor der Ab- stimmung so klare Antworten gegeben, daß Compdre-Morel der vollen Befriedigung der Fraktion darüber Aus- druck verleihen konnte. Gleichzeitig hat sich die Regierung mit dem von den Sozialisten gemachten Vorschlag einverstanden er- klärt, eine parlamentarische Enguetekommission nachMarokkozu schicken, die, mit den größten Vollmachten ausgestattet, sich ein Urteil bilden soll. Dadurch, daß die sozialistische Fraktion die Regierung zu einer ganz klaren Stellungnahme gezwungen und auch der Unpopularit ät auf die koloniale Verwicklungen in den weiten Massen des Volkes stoßen, lauten Ausdruck verlieh, hat sie der Sache des Friedens einen größeren Dienst geleistet als die französischen  K o m m u n i st e n, die den feudalreaktionären Abd el Krim  als kommunistischen Bundesgenossen begrüßen und sich alle Mühe geben, um den nationasistischen Fanatismus der der Eingeborenen zu kriegerischen Handlungen aufzu» stacheln.Marokko   den MarokkariernI" rief Marcel Cachin  aus. UndGeorgien   den Georgiern!" schallte es ihm dröhnend zurück. Marokkanermeuterei in üer Pfalz  ! ZNaanheim. Z. Juni.(Mtb.) Die kommunistische Mannheimer ..Arbeiterzeitung" berichtet aus Germersheim  : Seit«inigen Tagen herrscht unter den hiesigen Kolonialtruppen ein« sehr starke E r- regung, die auf die Vorgänge in Marokko   und die damit zu­sammenhängende sehr scharfe Behandlung zurückzuführen llt. Diese Erregung steigerte sich zu einer offenen Meuterei. bei der 4 Offiziere getätet wurden. 15 Marokkaner sollen erschaffen werden. Eine Bestätigung dieser Nachricht Legt bisher noch nicht vor. Die französisch« Besatzungsbehörd« hat dieKommunftische Zlrbeiterzeihmg fiir die Pfalz  " wegen ein« Artikels über den Marokkokrieg für drei Tage oerboten.
Ein Zastnachtsftück. Mau hatte angekündigt, daß man im Staatstheater de«Brand Im Opernhaus" von Georg Kaiser   spielen würde. Es scheint, daß man sich im letzten Augenblick noch aichers entschied, und auf der Bühne irgendein Kreuzworträtsel darbot, deffen Lösung ge- duldigen Leuten anvertraut werden sollte. Als um 9 Uhr abends der Vorhang fiel, hatte das Publikum die schwierige Aufgabe noch nicht gelöst. Sicher ist, daß in dieses Kreuzworträtsel irgendwie der Text des schönen Kaiserschen Schauspieles hineingearbeitet war. Das Drama Kaisers eignet sich aber für«in« derartige Verstandsquälerei kaum, und so ist man gezwungen, das Experiment des erfindungs- reichen, am Statstheater als Regisseur wirkenden Herrn Friedrich Neubauer als mißlungen zu bezeichnen. Immerhin sei erwähnt. daß Georg Kaiser   imBrand im Opernhaus" die Tragödie des lie- benden Mannes schaffen wollte, der übersättigt ist von vorüberge- henden Abenteuern und nun mit wütender Heftigkeit danach trachtet. die Zärtlichkeit einer unberührten Frau bis zur letzten Erquickung zu genießen. Der Liebhaber, den die Lebemannsgewohnheiten schon auslaugten, scheitert. Mit leeren Händen und noch leererem Herzen steht er da, als das Wesen seiner Träum« entschwindet. Alles begibt sich in der Pariser   Welt des Rokoko. Also sind die Begebnisse sehr verschnörkelt. Das Grausige strömt aus der Zartheit, und die Zartheit wird wieder in das Grausige gemischt. Der adlige Herr, der sich das größte Seclenabenteuer in Gestalt des unbescholtenen Waisenkindes erkaufen möchte, muß erfahren, daß der Ausweg aus dem erotischen Labyrinth nicht mehr zu entdecken ist. Das Waisen­kind Sylvette, das eines Abends seiner überspannten Obhut ent- wischt, um neugierig hineinzublicken in die ausgelassene Welt des Opernkarnevals, rettet sich aus der Brandpanik, die plötzlich aus- bricht. Hunderte mußten umkommen. Sylvette allein konnte ihren schönen Körper den Flammen entreißen. Sie stürzt sich überselig dem Gatten entgegen und meint, daß ihr ungeheurer Lebensrausch nach der ungeheuren Todesangst ausreichen würde, um Verzechung für den gar nicht boshaft unternommenen Ausflug zu finden. Sie findet die Verzeihung nicht. Sie stockt, sie versteht nicht, da ihr Sinn lehr gerade und nicht verschnörkelt ist, welcher Schimpf ihr angetan wird. Sie bäumt sich aus. Sie will den Gatten gewaltsam. indem sie ihn zur Eifersucht aufpeitscht, zu sich zurückbringen. Als auch diele Verzweiflungstat ohne Erfolg bleibt, stürzt sie in die Flammen zurück, denen sie eben entkam. Als Georg Kaiser   dieses Stück, das er ein Nachtstück nennt, dichtete, wollte er noch nicht große soziale Probleme lösen. Er dachte allein an das Theater. Zwei liebende Gegenspieler sollten auftreten, und einig» knapp und überhell gezeichnete Episoden- figuren sollten den Sinn seiner Lieb«tragödie beleuchten. Er dra- matiflerte durchaus nach der Ueberlieferung und für die Leute, die im Parkett atemlos werden sollten. Er scheute sich nicht vor Worten, die allzu pompös klingen. Trotzdem kam ein sehr handfestes Theaterstück zustande, dem die Psychologie nicht mangelt. Er war
JfoiegSberkchte. Paris  , 3. Juni.  (WTB.) Eine Nachrichtenagentur berichtet aus Tanger  : Kuriere, die aus Tetuan   eingetroffen sind, berichteten von einem Zusammenziehen der besten Truppen Abd e l K r i m s gegenüber der französischen   Front. Paris  , 3. Juni.  (EP.) Die Behörden haben in Marokko   den Verkauf von zwei arabischen   Zeitungen, die in Tunis   er- scheinen, und von drei Zeitungen, die in Kairo   und A l e x a n- d r i e n gedruckt werden, verboten, weil sie angeblich die Ein- geborenen zur Auflehnung auffordern. In Annecy   wurde der Her- ausgeber eines kommunistischen   Lokalblattes verhaftet, weil er antimilitaristische Artikel veröffentlicht habe. Madrid  , 3. Juni.  (TU.) Spanische Fluggeschwader haben die feindlichen Dörfer lebhast bombardiert. Einige Dörfer stehen in Brand. Die Einwohner entflohen.
tzinüenburg und die Sparer. Ablehnung des Empfangs einer Deputation. Hindenburg   verdankt seine Wahl als Reichspräsident zu emem guten Teil den Sparern. Sie hatten im ersten Wahlgang, der Parole ihrer Organisation folgend, Stimm­enthaltung geübt. Sie folgten im zweiten Wahlgang ebenso dem Mahnruf ihrer Organisation, sich für Hinden- bürg einzusetzen, weil er sich alsMann des Rechts" vorstellte und gelobte, Treu und Glauben wiederherzustellen. Seine Wahl löste bei den Sparern die Hoffnung aus, Hindenburg  werde in Wahrheit ihr Retter werden und sie vor dem über- mächtigen Einfluß des Kapitals und der Rechtsparteien schützen. Entsprechend dieser Auffassung richtete die Arbeitsgemeiw- schast der Aufwertungsorganisationen unmittelbar nach der Wahl an Hindenburg   ein Telegramm, in dem es heißt: Auf Grund der von Ihnen, Herr Präsident, in der Osterbot. schast an das deutsche Volk bezeugten Anerkennung der Heiligkeit des Recht«, vertrauen die widerrechtlich ihr« Besitz«, ihrer Er- sparnlsse und ihrer rechtmäßigen Ansprüche Beraubten aus llhren edlen willen, den Rolleidenden zu helfen, um so mehr, als ihre Entrechtung auf der anderen Seite zu einem bei den Schuldnern überall nachweisbaren gewaltigen Dermögensvorteil geführt Hot." Auf dieses Telegramm erging die Antwort, Hindenburg  werde derwichtigen Frage volle Würdigung und Auf- merkfamkeit zuteil werden lassen". Da gleichzeitig mitgeteilt wurde, daß man das Telegramm dem Reichsminister der Finanzen zur Kenntnisnahme zugehen lasten werde, faßten die Aufwertungsverbände am 13. Mai den Beschluß, eine Deputation zu Hindenburg   zu entsenden. Der Ausführung dieses Beschlusses aber stellten sich u n- überwindliche Hindernisse in den Weg. Alle Per- suche der Aufwertungsorganisation. Hindenburg   ihre Ansichten und Wünsche direkt vortragen zu können, sind gescheitert. Hindenburg   ist für die Sparer nicht zu sprechen und liefert so den Beweis, daß alle auf ihn ge- setzten Hoffnungen trügerisch waren.
Einfuhrscheine. Auch eine Schönheit der Zollnovelle. Die Spitzenorganisation des deutschen   Getreidehandels hat sich an die Seite der agrarischen SchuPzollinteresierrten ge- stellt. Sie befürwortet die Agrarzölle und fordert obendrein die Wiedereinführung des Einfuhrsche in- s y st e m s. Der Beschluß der Organisation des Getreidehandels lenkt die Aufmerksamkeit«uff die Bestimmungen der Zollnovelle über das Einfuhrfcheinsystem. Der Paragraph 3 der Novelle gibt der Regierung das Recht, das Einfuhrfcheinsystem mit Zu- stimmung des Reichsrats wieder einzuführen. In der Be- gründung oerspricht die Regierung, daß sie mit denbe- telligten Vereinen" Fühlung nehmen werde, ehe sie von dieser Ermächtigung Gebrauch machen werde.
im allen Stil des aufregenden Spektakelstückes befangen, was ihm keineswegs vorgeworfen werden soll. Denn das Theater braucht seine klaren Wirkungen. Der Regisseur, der ihm heute dienen wollte, geriet aber außer Rand und Band. Er verballhornte und ver. dunkelle das sehr durchsichtige Werk so grotesk, daß man eben in ein Kreuzworträtsel hineingeriffen wurde, aus dem« schließlich gar keine Rettung mehr gab. Die Struktur des Dramas, die durch deutliche Akteinschnitte festgelegt ist, wurde einfach niedergerannt. Di« Auftritte wurden durcheinandergemanscht. Di« Schauspieler wurden vom Regisseur gezwungen, ihre Sätze derart zu sprechen, daß gar kein Sinn mehr entdeckt werden konnte. Man oersucht, den Regisseur zu rechtfertigen, der sich für Kaisers Stück sin fabelhast« Tempo erträumte. Die Menschen und die Er- eignisie sollten wild durcheinanderjogen. Die Worte sollten pathetisch aufgedonnert werden. Man nannte früher ein derartiges Bcr- schwenden der dröhnenden Akzente Expressionismus. Doch« lag nicht der leiseste Anlaß vor, solche expressionistischen Mittclchen an- zuwenden. Schon das Bühnenbild war vollständig verfehlt. Die Möbel wurden ins Zyklopische vergrößert. Die Menschen saßen in den Armstllhlen. als wenn man sie in bizarre Grabhöhlen hinein- bugsiert hätte, und auch der Widerschein und Widerklang des Brand- spektakels schlugen so wuchtig auf die Nerven ein. daß das ge- sprachen« Wort nur wie ein gestammelter Wirrwarr vernommen wurde. Man möchte sich davor hüten, diesen miserablen Abend wie ein komisches Intermezzo zu betrachten, aber Erleichterung ist nur möglich, wenn man schnell und lächelnd diese unangenehmen Ein- drück« sortwischt. Die Herren Volk, Granach   und Lau- binger wagten es nicht, sich ihrem Regisseur zu entziehen. Sie opferten sich und verdarben so vollständig das Stück. Mein Frau Gerda Müller suchte ihren eigenen Weg, der an den wahren Sinn des Kaiserschen Dramas heranführte. Leider hatte sie keine Gelegenheit, Monologe zu sprechen. Max Hochdorf  .
Das Tote Meer als Schatzgrube. Die Umgebung d« Toten lllleeres, die fett biblischen Zellen als sine der ödesten und unfruchtbarsten Stellen der Erde gall,. wird binnen kurzen: ein Mitlelpuntt tätigster Arbeit und großer Industrie werden. Wie E. W. Volscn Rcmman in einem Bericht aus Jericho  mitteilt, hat die englische Kolonialverwaltung beretts alle Porkehnrn- gen getroffen, um die chemischen Reichtümer, die in diesemSalz- meer" sell Jahrtausenden schlummern, für den Weltmarkt nutzbar zu machen. Das Tote Meer, das etwa dieselbe Größe wie der Genfer See   hat, liegt im Durchschnitt 4tX1 Meter unter dem Spiegel d« Mlltelmeers und ist derart mit chemischen Salzen angefüllt, daß« für lemand, der hincmfällt, giinz unmöglich ist, unterzusinken. Durch dieses hohe spezifische Gewicht des Waffers wird das Schwimmen in dem See sehr schwierig gemacht, denn die Füße haben immer das Bestreben, an die Oberfläche zu kommen: aber man kann sich in jeder beliebigen Stellung treiben lassen. Ladende können tat- s
Das System der Einfuhrschetne rst das sicherste Mittel, den Brotpreis um den vollen Betrag des Zolls zu verteuern. Es beruht auf folgendem: jeder Gctreidebauer, der Getreide aus- führt, erhält einen Einfuhrschein über die Höhe des Zolls, der bei der Einfuhr für die gleiche Eetreidencenge zu entrichten wäre. Mit diesem Einstihrschein kann der Zoll für eine Reihe von Waren Gewürze, Petroleum, Kaffee, Tee, Schmier- öle bezahlt werden. Diese Scheine werden von Getreide exportierenden Agrariern an Importeure fast bis zum vollen Betrag verhandelt. Der Agrarier, der Getreide ausführt, erhält damit eine Exportprämie in voller Höhe des Zolls. Mit Hilfe dieses Systems wurde vor dem Kriege der Getreide- preis auf dem Inlandsmarkt dauernd um den vollen Betrag des Zolls über dem Weltmarktpreis gehalten. Andererseits erütt dos Reich erhebliche Ausfälle an Zolleimmhmen, die 100 Millionen Mark beträchtlich überschritten. Selbstverständ- lich haben nicht nur die Agrarier, sondern auch die Getreide- Händler an diesem System ein Interesie. Dem Agrarier gibt es höhere Kornpreise, dem Händler damit höheren Zwischen- gewinn. Hinzu kommt, daß der Zwischengewinn des Händlers bei diesem System nicht nur entsteht, wenn das Getreide vom Produzenten auf den einheimischen Markt geht, sondern ein- mal, wenn es vom Produzenten, begünstigt durch die Export- Prämie, ins Ausland geht, und zum zweitenmal, wenn der durch den Export entstehende Fehlbedarf durch Einfuhr fremden Getreides wieder gedeckt werden muß. Weder die Verbraucher noch das Reich haben Interesse an der Wiedereinführung dieses Systems. Den Verbrauchern verteuert es Getreide und Brot um den vollen Zoll. Es er- zeugt die Notwendigkeit von Getreideeinfuhr und schädigt da- mit die Zahlungsbilanz. Dem Reiche verringert es die Zoll- einnahmen. Dies System ist die Krönung des Brotwuchers. Die Zoll- Novelle gibt der Regierung die Ermächtigung, dies System wieder in Gang zu setzen nach Befragung der Inter- esienten, aber ohne Befragung des Reichstags! Das ist der Geist der Könitz   und R e u h a u s» die die ge- famte Agrarzollvorlage auf dem Weg« eines Ermächtigungs- gesetzes durchbringen wollten. Der»wahre Landbundgedanke". Die Kinder könne» hungern. Die Landwirte des Kreises Westhavelland   fädelten vor einiger Zeit eine Aktion zur Erzielung eines höheren M i l ch p r e i s e s ein. Um sie recht wirkungsvoll zu machen, arbeitete man mit demselben Mittel, über das man sich sonst nicht stark genug aufregen kann, nämlich mit dem Streik, Die einzelnen Besitzer bekamen die Anweisung, jede Lieferung von Milch an die Händler zu unterlassen. Das ist an sich schon charakteristisch gZnug. Roch charakteristischer ist aber die Abrechnung, die ein Landwirt namens Stresow aus Radewege  , Kreis Westhavelland, in Nummer 22 desBran­denburgischen Landbundes" vom 27. Mai hält. Er schreibt: Der Wunsch, einen höheren Milchpreis zu erzielen, war bei ollen vorhanden, aaaaber I Den einen drückte sein Ge- wissen: Die Kinder in der Stadt dürslen doch nicht Mllchmangel leiden. Den anderen drückte der Gedanke an seine Frau: Sie würöe sich sträuben, durch das Verbuttern der Milch so viel Mehrarbeit zu übernelstnen. Der Dritte fürchtet«, keinen-Absatz für seine Butter zu haben usw. usw. Unseren Aufklärungen und zuredenden Worten gelang es aber, die Mehrzahl wenigstens für eiaea Peffuch der Rlilchsperr« zu gewinnen. Rur HerrObbennetcr* versagts jede Mitbeteiligung: er hatte so vieleWenn" undAber", daß er damit Pferde scheumachen konnte! Und da sei bei dieser Gelegenheft mal ein deutsch  « Wort gesprochen: SolcheObbecmeier" gibt's in un- seren Kreisen leider Gott  « viele, ja. zu viel«! Sie treten bei jeher paffenden und unpassenden Gelegenheit auf als Flaumacher. als Drückeberger. Wenn sie trotz oller Bemühungen keinen anderen Grund zur Flaumacher« finden, dann ist es für sie schon Grund genug, daß sie nicht als erste den Anstoß zu einer Bewegung
sächlich im Wasser sitzen, ein Buch lesen und zu gleicher Zell   sich mit einem Sonnenschirm gegen die erbarmungslosen Strahlen schützen. Durch den hohen Salzgeyall- des Wassers ist jedes Leben in dem Meer ertötet, und auch im Umkreis kann nichts gedeihen, so daß das ganze Gebiet den verödetsten und unfruchtbarsten Eindruck macht. Aber bald wird das gänzlich verändert sein, und aus dem Toten Meer   wird ein reich« Leben erwachsen. Ehemische Fabriken, die elektrisch be. trieben werden, und große Lagerhäuser erheben sich an der Stelle der zerfallenen Hütten, in denen einige Schiffer wohnten, und demnächst wird eine elektrische Straßenbahn durch das Jordantal brausen, um die Chemikalien nach dem Hasen Haisa zu transportieren. Das Tote Meer enthall nicht weniger als 30 Billionen Tonnen ge- in i s ch t e r Salze, von denen etwa 10 Billionen Tonnen gewöhn- liches Salz sind. Die übrigen Solzmengen sind aus Chlor und Brom  . aus Natrium. Magnesium. Kalium und Jlesium zusammengesetzt. Durch die!!£ Billionen Tonnen Ehlorkalium, die sich im Toten Meer   befinden, ist Palästina das reich st«KalilandderWelt, und diese Schätze können aus dem Wasser durch ein ganz einfaches Verfahren der Verdampfung und Kristallisation herausgezogen werden. So ist also das Tote Meer eine wahre Schatzgrube, deren Reichtümer jetzt in großem Maßstab ausgebemet werden sollen. Der lelegraphierle Herzschlag. Zwei Photographien von dem Herzschlag zweier Herzkranker wurden bei der letzten Iahresoersamm- lung der amerikanischen   Aerztegcsellschaft in Atlantic City   durch einen neuen Apparat, das sogenannteTelephoto", aufgenommen. Die Photographien wurden mit der Post nach New Jork geschickt und unter Anwendung einer neuen Methode nach Chicago   telegraphiert, wo sie ein belannter Herzspezialist. Dr. I. R. Greer, wenige Sekunden nach der Ausnahme beaugenscheinigen konnte. Er gab dann tele» phonisch seine Diagnose der Krankheiten nach Atlantic City  , und diese wurde durch einen Lautsprecher den versammelten Aerzten sofort hörbar gemacht. Es ergab sich, daß seine Beurtellung der Krank  - hellen durchaus richtig war. Durch diesen Versuch eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten für ärztlich« Konsullotionen über weite Ent- fernungen.
Alirlke- cvedenkkeler in den Zckinle». Zur Erinnerung an MöcikcZ SN. Todestag hat d«r preichlslbe Unterrichtsminister ang-orbnet, dah in einer der ersten deutschen   Stunden noch den Pfingftserlen in den hiberen Schulen sowie in den Oberklaffen der mittleren und Bollsschulen durch die Lehrer de« Dichter« gedacht werde. Da» Steglitzer Schl«i>park«>eat«r ist nicht geschloffen. sondern spielt allabendlich 8�« Uhr unter der neuen Direltion den Schwant.Der wahre Jacob-, Utasikchronik. Die amerikanische   Sängerin Sophie vraslan läßt ihrem ersten Konzert ein zweite» am 4. Juni im Neethodensaal toloen Aus dem Programm stehen Lieder von Slroutz, Sid»lla. Reipiahi und MoussorgSlh.<5M g l i, deffen erste« Konzert am S. Juni fast bereit» döllia ausverkaust ist, singt ein zweite» Mal am U. Juni in der Philharmonie. Vi« vertlaer Städtische SuostdeputaUon(unter Vorsitz von Max Lieber- mann) erwarb ein Lelgemälde-dann» FechnerS:.Bildni» de» verstorbenen Chirurgen Ernst n. Bergmann- mr die städtische Gemäldetammluna E» wird demnächst einem der städtischen Kranlenhäuier isir den Bersamrnluna«. iaal überwiesen weihen. Der sell Jahren in Mittclschreiberhau ansät fiae er- bluidete Maler-Dichter Hann» Fechner feiert am 7. Juni seine» SS Aebu ristag.