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MoröproM Rätsel des Masse»! Limburg   a. d. t., T- Juli.(Drahtbericht.) Nach Wiederauf- »ahme der Lerhandlung beantragte die Verteidigung mit ausführ- licher Begründung die Zulassung des ordentlichen Professors der Universität Bern  , cherbertz, der ein langjähriger Spezialist auf psycho-analytischem Gebiet sei. Gleichzeitig ging der Antrag auch dahin, dah Professor Herbertz Gelegenheit gegeben werden solle, Angerstein im Gefängnis zu untersuchen, um sich dann ein Bild über seine seelischen Defekte und über die Art seiner Willensbildung machen zu können. Die Klärung dieser Frage sei seit diesem psychologischen Rätsel. wie es dieser Fall darstelle, von großer Wichtigkeit. Die Staats- anwoltschast bat um Ablehnung dieses Antrages. Medizinalrat T e n b a u m(Limburg  ) warnte dann noch davor, den Angeklagten während der Verhandlung durch einen anderen Sachverständigen untersuchen zu lassen, da dies möglicherweise seine Verhandlungs- fähigkeit beeinflussen könnte, woraus die Verteidigung den Eventual- antrag stellte, daß die Verhandlung für 14Tage zu ver- tagen sei. Das Gericht beschloß, Professor 5ierberß als Sachoer st ändigen zu laden, lehnte es jedoch ab, ihm eine Untersuchung des Angeklagten im Gefängnis zu gestatten. Darauf beantragte die Verteidigung, wegen Vornahme der Unter- fuchung die Verhandlung aus 14 Tage zu vertagen, was das Gericht jedoch ablehnte, ebenso wie den Antrag der Staatsanwaltschaft, Pro- fessor cherbertz wegen Befangenheit abzulehnen, chieraus wurden die Kreisärzte vernommen, die seinerzeit die Obduktion der Leichen vorgenommen haben. Dann wurden zwei Polizei- Hundführer vernomnien, deren Polizeihund noch in der Nacht nach der Tat im Angersteinschen Garten am Fundort der Kassette angesetzt wurde. Er lief durch den ganzen Garten, verließ dann das Grundstück und rannte über die Wiese bis zu der Stelle, an der Anger st ein dann gefunden wurde. Der Kriminalbeamte M i e l k e von der Mordkommission in Frankfurt  wurde am Tage nach der Tat mit den Ermittlungen in Haigcr beauftragt. Er besuchte zunächst Angerstein im Krankenhaus, der bei seinem Anblick ausrief:Ach, das sind ja die Mörder!" Um ihn nicht weiter aufzuregen, nahinen die Beamten von einer längeren Vernehmung Abstand und ließen sich nur kurz die Ge- schichte von dem vermeintlichen Raubüberfall erzählen und gingen dann zur Leichenhalle, wo die Leichen aufgebahrt waren. Dann suchten die Polizisten die Umgebung des Hauses nach Fußspuren der angeblichen Räuber ab, ohne etwas zu finden. Der ganze Befund sprach dafür, daß kein Fremder die Tal begangen haben könnte, denn der sehr scharfe Schäferhund hätte keine andere Person, als einen Hausangehörigen an sich herangelassen. In- zwischen sei dann die Meldung gekommen, daß Angerstein Unter- schlagungen begangen habe. So schloß man dann aus allem, daß nur Angerslein der Täler sein könnte. Die Mitglieder der Gerichts- kommission hätte» zwar zuerst die Köpfe geschüttelt, denn eine soläie Vermutung erschien ihnen nicht glaubhast. Man stellte dann aber an den Kleidern Angersteins eine Unmenge kleinerer und größerer Blutspritzer fest, während am Mantel selbst keine Blut- flecken vorhanden waren. Die Schnittwunden hat sich Angerstein wahrscheinlich mit der rechten Hand beigebracht. In der anschließen- den Vernehmung habe sich Angerstein sehr merkwürdig benommen und sei schließlich sehr ungeduldig geworden, als der Amtsrichter zunächst nebensächliche Fragen stellte. Als man ihm dann sagte, daß seine Frau tot sei, habe er zweimal gerufen: .0. o. meine Frau ist lol!". sich aber weiter nicht darüber aufgeregt. Darauf habe man ihm die Tat aus den Kops zugesagt, doch habe Angerstein ganz enlschieden jede Schuld bestritten und sei dabei auch trotz aller Vorhaltungen geblieben. Man habe ihn dann auf die Tragbahre gelegt und ihm die Leichen gezeigt, zuerst die seiner Frau. Dabei habe er ganz
/lngerstem. nords von Haiger.  keck gesagt:Ich kann ja gar nichts sehen." Als man ihn dann höher hob und ihm sagte, das wäre seine Frau, die er erschlagen hätte, antwortete er:Ich habe nichts getan." Ebenso sei er bei den anderen Leichen ganz kühl geblieben. Wir konnten zunächst� fest- stellen, daß die Tat schon am frühen Morgen des betrefsenden Tages begangen sein muhte. Daraus schlosien wir, daß Angerstein die Tat ganz planmäßig vollzogen habe, und zwar zunächst die Angc- hörigen und dann die Angestellten umgebracht hat, und zwar derart, daß er die Angestellten einzeln in die verschiedenen Zimmer hinaus» ries, so daß einer vom anderen nichts wußte und sie dann einzeln umbrachte. Zum Schluß der gestrigen Verhandlung wurde der de- kannte Sachverständige, Gerichts chemiker   Professor Popp aus Frankfurt   a. M., vernommen. Er bestätigte zunächst die Aussage des Kriminalbeamten Mielke über die Feststellungen im Hause Angerstein Der erste Verdacht, daß Angerstein der Täter sei, habe sich aus dem Befund des Schäferhundes ergeben. An Hand des präparierten Schädels des Hundes demonstrierte Professor Popp, daß die Angabe Angersteins, er habe den Hund getötet, als er rück- lings über ihm stand, unrichtig sein müsse. Auf Grund der Bekrn- düngen von anderen Zeugen, daß der Hund niemand anders als Angerstein an sich herangelassen habe, sei man schon damals zu der Ueberzeugung gekommen, daß Angerstein der Täter sei und diese Auffassung sei auch durch den übrigen Befund im Hause bestätigt worden. Der Sachverständige schilderte dann noch seine Unter- redung mit dem Installateur Ebert, der am nachmittag des Mord- tages im Hause Angersteins tätig war und dem das Benehmen Angersteins auffällig vorgekommen war. Ebert habe damals er- zählr, daß Angerstein plötzlich einen Entschluß gefaßt, sein Messer aus der Tasche gezogen und erklärt habe, er möchte gerne frisches Brot esien. Infolgedessen habe Ebert Angst bekommen und habe den Tisch zwischen'sich und Angerstein gerückt. Was den Blies an den Bruder Angersteins betrisst, so ist dieser nach Ueberzeugung des Sachverständigen in einem Zuge geschrieben worden entgegen der Angabe des Angeklagten Angerstein, daß er ihn schon am«onn- abend vorher angefangen habe. Der Brief zeige nicht die geringste Spur von Erregung. Der Mann war ganz kalt," so erklärte Popp,als er den Brief schrieb und es war in ihm auch keine Aufregung vorhanden. Der Trommelreoolver wurde im Schlafzimmer ungeladen vorgefunden.". Professor Popp� hatte auch die Pistolenmunition Angersteins untersucht, ober kein Zeichen von irgend einem Versager gesunden, wie Angerstein es behauptet hatte, so daß damit auch die Behauptung von dem Selbstmordversuch nach Vollführung der Bluttat an seiner Frau in sich zusammenbrach. Dann hatte Popp auch an dem Verhör teilgenommen, daß noch diesen Feststellungen vorgenommen wurde. Auf Vorhaltung des Richters habe Angerstein zunächst erklärt, er Hobe nichts einzugestehen, als die Unterschlagung, die er ja schon angegeben habe. Auf die Mit- teilung, daß seine Frau tot sei, habe dann Angerstein mit theatra- lischer Gebärde die Hand über die Augen gelegt und ausgerufen: Meine Frau tot? Meine Käthe?". Und als man ihm sagte, daß auch die übrigen tot seien, habe er nur noch gesagt:Auch die an- deren? Ach!" Er habe dabei aber nicht die geringste Rührung ge- zeigt, es sei vielmehr das reinste Theater gewesen und er habe offen- sichtlich nach einem Programm gehandelt. Auf Befragen der Ver- teidigung blieb Popp dabei, daß seines Erachtens die Opfer größken- teils entweder von hinten oder von der Seile ermordet worden seien. Die Hiebe seien so wuchtig und wohlgezielt gewesen, daß alle Opfer sicherliä, gleich nach dem ersten Hieb zusammengebrochen seien. Vors.: Angeklagter, was haben Sie dazii. noch zu bemerken? Angeklagter(mit einein schwachen Lächeln): Wenn sich die Wisienschaft irrt, dann muß sie' sich verantworten, ich verstehe jeden- falls nicht, daß kein Mensch mich oersteht. Hierauf wurde die Der- Handlung auf Mittwoch früh 8 Uhr vertagt.
Der Morü in üer Garage. r 2 Zahre Gefängnis für den Chauffeur Mlke. Bor dem Schwungericht des Landgerichts II. stand gestern der 21jährige Chauffeur Otto Witke unter der Anklage des Tod- schlag es vor seinen Richtern. In den frühen Morgenstunden des 12. Januar wurde auf dem Grundstücke Gneisenaustraße 74 der mit schweren Kopsmmden bedeckte Körper einer Frau gefunden. Der Erkennungsdienst der Kriminalpolizei ennittelte sie als die 36jährige Prostituierte Pa ula Schütze. Als Täter war der Chauffeur Milte, der bei einem in der Gneisenaustraße wohnen- den Kaufmann in Arbeit stand, festgenommen worden. Es ist ein junger, nicht übel aussehender Mensch, der keineswegs gewalttätig und brutal wirkt. Auf Grund des eingehenden Gutachtens des Sachverständigen Medizinalrats Störmer, sowie der Zeugen- Vernehmungen schälte sich folgendes Bild heraus: Der Angeklagte hatte am Abend des 11. Januar mit mehreren Freunden ein« Schwarzfahrt gemacht, bei dem der Alkohol reichlich floß. Auf der Fahrt hatten sie dann die Schütze getroffen und mit ins Auto genommen. Zurückgekehrt, begleitete die Frau den Chauffeur noch in die Garage, um, wie si« sagte,es sich ein wenig gemüttich zu machen". Drinnen wurde sie nun sehr ungemütlich, beschimpfte Wilke, verlangte Geld und bedrohte ihn mit einem Messer und Schlägen. Aufs schwerste gereizt, griff W. in den Werkzeugkasten und schlug mit einem Hammer wie wild auf die Schütze ein. Die Wunden, die der Wütende der Frau beibrachte, waren so schwer, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Nach der Tat schleppte W. die Leiche auf den Hos des Grundstückes, wo sie am Morgen von Haus« bewohnern gesunden wurde. Der Ermordeten wird von allen Testen das denkbar ungünstigste Zeugnis ausgestellt. Das Gericht fällte m iden Abendstunden ein Urteil, das dem Chauffeur mildernde -Umstände im weitesten Maße zubilligt: 2 Jahre Gefängnis, unter Anrechnung von Z Monaten Unter- fuchungshaft. Nach der Urteilsbegründung hat das Schwur- gericht eine Notwehrhandlung oememt. Di« Getötete war erwiese- iiermaßen eine rabiate, hysterische und gewalttätige Person, der es zuzutrauen war, daß si« mst dem ersten besten Gegenstand angegriffen hat. Die Situation hat der Ange- klagte aber selbst verschuldet, �nicht sie, sondern er war im Unrecht. Er wußte, daß die Sch. eine Straßendirne war, die auf Lohn rechnete und er wollte sie nasführen. Bei der Abwehr des Angriffs befand «r sich in Notwehr. Darüber ist er aber Hinausgegan- gen, indem er in brutaler Weife auf die am Boden Liegende «mfchliug und ihr den Schädel zertrümmerte. Deshalb war er wegen Totschlages zu bestrafen.
Vermittlungsbureau kreutner. Im Kampf gegen ein unsoziales Unternehmen. Das Chausseuroermittlungsbureau Heinrich Kreutner in der Hannoverschen Straße 6 ist schon seit langem für Be- Hörden und für die im Verkehrsbund organisierten Chaufseure ein riesig interessantes Thema. Seit 12 Jahre betreibt Heinrich Kreut- ner, der sich mit außerordentlichem Raffinement der Borsttzende selbst stellt fest, daß er nicht zu fasten sei am Dienstag vor dem Schöffengericht Moabit   verteidigt«, sein Bermittlungsbureau für Chauffeure. Prozeß folgte auf Prozeß und immer gelang es dem gewandten Partner den angerichteten Schaden wieder zu reparieren. Verurteilung Freispruch Verurteilung und nun abermals Freispruch! Es geht hier nicht um die ölXI M. Geldstrafe, die Kreut- ner in der ersten Instanz aufdiktiert bekam, es handelt sich hier viel- mehr um ein Prinzipielles, sowie um die Folgerungen, die aus einer Verurteilung Kreutners zu ziehen sind. Ist in der Berufungs  - inftanz Kreutners Verurteilung sanktioniert, so kann man behörd- licher- und gewerkschaftlicherseits durch Beantragung der Konzessions- entziehung gegen ihn vorgehen, den man für einen Schädling hält, um dessen unheilvolles Wirken gerade den Aermsten fühlbar wird. Die Anklage lautete auf Betrug. 19 Fälle stehen zur VerHand- lung, und die sehr wahrscheinlichen ungezählten Fälle, in denen die Anzeige unterblieb, bilden den Hintergrund. Kreutner verschickte Prospekte und Orientierungsblätter über die Aussichten des Chauf- feurberufs sowie Stellenlisten. Für diese völlig ollgemeinplätzig gehaltenen Orientiernngszettel verlangte Kr. die stattliche Summe von sechs Mark. Die Stellenlisten, für die der an der Angel Fest- gebisiene den gleichen Obolus entrichten mußte, sollen z. T. verallet und in den zur Verhandlung stehenden Fällen wenigstens wertlos gewesen sein. Drei Sachverständige sind zu diesem Prozeß geladen, von denen zwei bis jetzt vernommen worden sind. Der eine delastete den Angeklagten, während der andere in gewissen, die Anklage aber nicht sehr wesentlich berührenden Punkten entlastend für den Be- schuldigten aussagte. Als Vertreter des Landesarbeitsamts, das auch seinerseits die Klage unterstützt, fungierte Dr. Goldberg. Um 10 Uhr begann die Verhandlung, gegen XS Uhr wurde der Prozeß auf Donnerstag vormittag vertagt. Von etwa 19 der Anklage bekannt gewordenen Punkten sind erst sechs verhandelt! Zu einem dramatischen Zwischenfall in dem trockenen, sachlichen Einerlei der Verhandlung kam es, als das Gericht ein mysteriöses Inserat erörterte, das angeblich für einen der klagenden Chauffeure in einer Berliner Zeitung   aufgegeben worden sein soll. Hierbei verwickelte sich der Angeklagte in immer bedenklichere Wider- sprüche, während die Aussagen des Zeugen, des Chauffeurs Birkholz klar und bestimmt waren. Der Staatsanwalt sagte Kreutner auf den Kopf eine raffinierte Fälschung zu. be- hauptete, daß schon der zeitungstechnische Druck des Ausschnittes eine Berliner Zeitung   ausschlösse und deutete Weiterungen an. die sich für Kr. ergeben würden, wenn sein(des Staatsanwalts) dringender Verdacht auf Wahrheit beruhe. Am Donnerstag hofft man, den Prozeß zu Ende fuhren zu können. Wir werden über seinen Aus- gang berichten.
Boinbenattentat in Döberitz. In Döberitz ereignete sich in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag eine Pulverexplosion, bei der es nur einem Zufall zu danken ist, dah ihr nicht Menschen zum Opfer fielen. Aller Wahr- scheinlichkeit nach handelt es sich um ein Bubenstück. Wir erfahren folgende Einzelheiten: An der Döberitzer Chaussee ist das St. Hubertus-Restau- rant, in dem hauptsächlich Soldaten verkehren. Dort war am Sonntag Tanzvergnügen. Um ll�Uhr nachts, als der Wirt mit den Kellnern abrechnete, erscholl eine furchtbare Detonation. Alles eilte entsetzt ins Freie. In der Veranda, die dem eigentlichen Restaurant in Hochparterrehöhe vorgelagert ist, war ein E x p l o s i v- kor per zur Enizündung gebracht worden. Durch den großen Luftdruck gingen viele Scheiben in Trümmer. Ebenso wurde die Veranda beschädigt. Die sofort angestellte Suche nach 1." ergebnislos. Ob es sich nun um einen schlechten Scherz oder einen Racheakt handelt, konnte bisher nicht festgestellt werden. Es besteht die Vermutung, daß Soldaten d,e Urheber waren. Bielleicht ist der Täter aber auch unter den Leuten zu suchen, die die großen Truppenplätze umschwärmen und die dem Wirt vielleicht wegen eines abgelehnten Almosens aus Rache diesen Streich spielten. Die Annahme, daß es sich um einen Explosivkörper handelt, wie er bei Artillerieübungen zur Fest. stellung der Einschlagsstelle benutzt wird, ist nicht stichhaltig, da diese Uebungsgeschosie keine große Sprengwirkung haben, geschweige denn einen Luftdruck hervorrufen können, der 16 bis 18 Scheiben in Trümmer legt. Wenn aber Reichswehrsoldaten die Täter sein sollten, müßte es gelingen, den Urheber zu finden, denn nach dem Tatbestand muß schon eine erhebliche Menge Puloer oerwendet worden sein. Unerklärlich bleibt dann aber immer noch, wie der Urheber des Attentats in den Besitz der zu dem Anschlag nötigen Moterialico gekommen ist, da bei der Reichswehr   eine strenge Kontroll«, insbesondere über Explosivstoffe ausgeübt wird.
Der Jörftermorü von Schenkenöorf. 9 Jahre 9 Monate Gefängnis für den Lehrling Saß. In dem Mordprozeß gegen den Formerlehrling Franz Saß wegen der Ermordung des Försters Grünhofs wurde gestern in der vierten'Nachmittagsstunde durch den Vorsitzenden des Jugend- gerichts Neukölln das Urteil gefällt. Der Angeklagt« wurde wegen vollendeten Raubmordes an dem Förster Grinchoff zu Schenkendorf zu 9 Iahren 6 Monaten Gefängnis und wegen Diebstahls zweier Pi staken zu 6 Monaten verurteilt. Die Gesamtstrafe wurde auf 9 Jahre 9 Monate Gefängnis zusammengezogen. Das Gericht hielt es für erwiesen, daß der Angeklagte trotz seines hartnäckigen Leug- nens während der ganzen viertägigen Verhandlung ollein als Täter in Frage kommt. Es war auch der Ueberzeugung, daß er trotz moralischer Minderwerttgkeit die Einsicht der Sttafbarkeit seiner Handlungen hatte und daß er fähig war, nach dieser Einsicht seinen Willen zu bestimmen. Mildernd sprach allein seine bisherige Un- bescholtenheit und das zugendliche Alter mit. Der AngeNagt« Hot bish«: keine Berufung eingelegt und wird voraussichtlich bald einer Strafanstalt für Jugendliche überwiesen werden.
Tie täglichen Parolen. Die Kommunisten veranstalteten gestern abend eine Anzahl Kundgebungen, die der Ankündigung nach dem Kampf gegen den Brotwucher, in Wahrheit aber dem Kampf gegen die Sozialdemokratie galten. In den Versammlungen, die durch- weg mäßig besucht waren, sprachen u. a. Koenen, Höl- lein, Eberlein und Rosenberg. Der schon zu 50 Prozent in Acht und Bann geschleuderte Rosenberg(gilt er doch als O p p o- sitioneller, weil er die taktischen Manöver der Ruth- Fischer  -Zentrale nicht mitmachen will) durfte nur an der Peripherie. und zwar in Schönholz sprechen. In den P h a r u s s L l e n soll man auf den Genossen C r i s p i e n gewartet haben. Die Naivität der kommunistischen   Bezirksfunktionäre in agitatorischen Dingen läßt sich wirklich nicht unterschätzen. Zu Zwischenfällen ist es nicht ge- kommen.
Das Rundfunkprogramm. Mittwoch, den 8. Juli. Außer dem üblichen Tagesprogramm: 5 6.30 Uhr abends; Zweitos Kinderfest der Kunkstunde. 7 Uhr abends: Magistrats-Obcrbaurat E. Lichthofn:Hygiene des Wohnhauses". 1. Vortrag..Die Wohnungsfeuchtigkoit und ihre Bekämpfung". 7.30 Uhr abends: Hans-Bredow-Scbule(Bildungs- kurse). Abteilung Heilkunde. Dr. Paul Borinski:Die Milch in ihrer gesundheitlichen und wirtschaftlichen Bedeutung". 4. Vor­trag.Das Verderben der Milch und dessen Verhütung", h U8r nachm.: Geh. Jnstizrat und Oberregiorungsrat und Oberregierungs­rat Kühnast:Südwest-Afrika einst und jetzt". 8.30 Uhr abends: König Krause", Volksstück mit Gesang in vier Aufzügen von Julius Keller und Louis Hermann. Musik von Viktor Hollaender. Personen: Wilhelm Krause  ; Begino. Gabriele, Berta, dessen Töchter; Gallasch, Bankier; Grabenfeld, Gutsbesitzer; Moritz Engelchen, Hans Springer, Koch  ; Lina Rnppel; Knauerhaso, Hausknecht; Lori, Kammermädchen; Bomst  , Dirigent; Bremse, Fuhrherr; ein Gärtner; ein Konditor; eine Friseuse; ein Lehr­junge; Gäste: Ausflügler. Ort: Berlin  . Zeit: Gegenwart. Zwischen dem ersten und zweiten Aufzuge liegt ein Zeitraum von vier Jahren. Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tages nachrichten, Zeitansage. Wetterdienst, Sportnachrichten. Theater- und Pilmdionst. 10.30 Uhr abends: Hans-Bredow  -Schule fBUdungs- kurse). Abteilung Technik. Oboringenieur Siegfried Hartmann: .Künstliche Kühlung und Kälte*.
Haben wir Wohnungsmangel"? Das in der Dienötag-Morgen" ausgab« erwähnte Haus Graun str. 33, in dem eine Wohnung seit fünf Monaten beschlagnahmt ist, ober bisher keinen Mieter erhalten hat. gehört nicht zum Wohnungsamt Verlir.- Mitte(wie irrtümlich angegeben wurde), sondern zum WohnungS- amt verlin-Wedding. Ein verhängnisvoller Sprung. Im Freibad Plötzensee sprang die 22 Jahre alte Arbeiierin Ruth Echweter au» der Straße 12 in Plötzensee vom Turm in den See hinab. Dabei schlug sie mit dem Unterleib so unglücklich auf daö Wasser auf, daß sie die Besinnung verlor und schleunigst ans Ufer gebracht werden mußtt. Sie fand im V ir ch o w- Kr a n k e n- Hause Aufnahme.__
Grostfeuer in einem Waisenhaus. Gollleubo, 7. Juli.  (WTB.) Heute mittag entstand in dem, den Bezirksanstalten Pirna   gehörenden Versorgungshause, in dem 12 0 Wa i s e n k i n d e r untergebracht sind, aus bisher noch nicht aufgeklärter Ursache plötzlich G r o ß f e u e r. Die sofort herbei- gerufenen Feuerwehren von Gottleuba  , Pirna   und den umliegenden Ortschaften mußten sich darauf beschränken, die unteren Geschosse zu schützen, während der Dachstuhl, in dem das Feuer ausgekommen war, vollkommen niederbrannte. Menschenleben sind nicht zu Schaden gekommen. Die Waisenkinder wurden vorläufig in der Heilstätte der Landesversichkrungsanstalt Sachsen in Gottleuba   unter- gebracht._
Feuergefecht zwischen Zollbeamten und Schmuggler».. Aachen  , 7. Juli.  (WTB.) In der Nacht zum Dienstag kam es an der deutsch  -belgischen Grenze in der Nähe von Lichten- bürg zu einem Zusammenstoß zwischen Zollbeamten und Schinugg- lern. Da die Schmuggler auf den Anruf der Beamten zu fliehen versuchten, gaben diese mehrere Schüsie ab. Dabei kam ein Zoll- benmter unglücklicherweise in die Schußlinie und erhielt von seinen eigenen Kollegen einen Schuß, der die Lunge durchbohrte. In lebensgefährlichem Zustande wurde der Getroffene ins Krankenhaus gebracht. Einer der Schmuggler konnte fest- genommen werden, drei weitere sind entkommen.