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Gegen die Mietsteigerung.

Eine Warnung der Gewerkschaften in lester Stunde. Die Spizenverbände der freien Gemert schaften: Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund  , Allge­meiner freier Angestelltenbund und Allgemeiner Beamtenbund haben zusammen mit dem Reichsbund deutscher Mieter der Reichsregierung und dem Reichstag folgende Ein­gabe unterbreitet:

,, Die unterzeichneten Organisationen, deren Mitglieder mit ihren Familienangehörigen die Hälfte des deutschen   Boltes re­präsentieren, warnen den Reichstag und die Reichsregierung in letter Stunde nochmals eindringlich vor der Verabschiedung des Finanzausgleichsgesetzes in der jetzt vorliegenden Fassung. Sie sind nach wie vor der Auffassung, daß der Ausgleich der öffent lichen Haushalte durch stärkere Heranziehung des Befihes und der höheren Einkommen herbeigeführt werden muß und daß aus dem Wohnungswesen nur Mittel für den Wohnungsneu­bau, für die Erhaltung der Altwohnungen und für Mietbei­hilfen für zahlungsschwache und zahlungsunfähige Mieter heraus gezogen werden dürfen.

Einer Steigerung der Hausrenten müßten die unterzeichneten Organisationen entschieden widerraten, weil die zu einem solchen Zwed eintretende Sleigerung der Miete die Kauffraft mindert, weife Kreise der Bevölkerung in immer größere not hineinführen und die deutsche   Wirtschaft unproduktiv belastet würde. Jede weitere Miet­steigerung führt zu weiteren Preissteigerungen, sowie zu Wirt fchaftsfrisen und Lohntämpfen und damit zur Minderung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft.

Die unbedingt erforderliche energische Steigerung der Neu­bautätigkeit fann bei der herrschenden Rapitalfnappheit nur auf dem Wege der Bereitstellung hinreichender Mittel aus der Hauszinssteuer herbeigeführt werden. Dieser Weg wird um fo ficherer zum Ziele führen, je weniger das Wohnungs wesen zu allgemeinen fistalischen Zwecken belastet wird."

Schließlich fordern die genannten Organisationen, daß der Bertanteil am Haus- und Grundbesitz, der durch den Wegfall des größten Teils der Hypothekenlasten frei geworden ist, im Wege der Belastung der Grundstücke mit Staatshypotheten für die Allgemeinheit sicher­gestellt wird.

Preußen und die Amnestie.

Die Rote Fahne  " polemisiert heute morgen gegen die Haltung der preußischen Vertreter im Reichsrat bei der Abftimmung über die Amnestievorlage. Hätten sich die preußischen Vertreter im Reichsrat nach den Wünschen der Kommunisten verhalten, so wäre die Amnestievorlage im Reichsrat verschleppt worden oder zu Fall gefommen. In absehbarer Zeit wäredannn eine Amnestie über haupt nicht zustande gekommen.

Nachdem der Reichsrat die Amnestievorlage angenommen hat­in völlig unzulänglicher und einseitiger Form- ist jetzt wenigstens der Weg frei, diese Vorlage im Rechstag durchzuberaten und den Versuch zu ihrer Verbesserung zu unternehmen.

Das lag in der Absicht der preußischen Bertreter im Reichsrat, und es entspricht dem Interesse der politischen Gefangenen, die auf die Amnestie warten.

Die Umsatzsteuer.

In der heutigen Sigung des Steuerausschusses des Reichstages gelang es mehrfach, den Rechtsparteien nachzu­weisen, daß fie fich in ihrer Haltung nicht von fachlichen, sondern rein agitatorischen Gründen leiten laffen. Während sie bisher stets die Umsatzsteuerpflicht der Handelsagenten auf das schärffte be­tämpft hatten, treten sie jezt für die Erhaltung dieses Unrechts ein Ein demokratischer Antrag, die Steuerpflicht der Handelsagenten aufzuheben, wurde gegen die Stimmen der Sozialdemokratie, Rom­muniften, Demofraten und Völlischen abgelehnt. Ein Antrag der Rechtsparteien, die Handelsagenten freizulassen, sofern die Bücher führung und der steuerpflichtige Umfaß im Kalendervierteljahr 1500 Mart nicht übersteigen, fand Annahme. Es wurde jedoch abge­

Jahrtausend- Kater.

Bon Wilhelm von, Roelfen. Geriffene Oberbürgermeister und geschäftstüchtige Gastwirte haben am Rhein   etliche Reflamemochen veranstaltet, denen man als Sdee die taufendjährige Zugehörigkeit der Rheinlande zum Reich zugrundelegte. Nach den allerneuesten Forschungen, die freilich aus der rheinischen Stadt des Karnevals stammen, find allerdings ent­fcheidende Berträge erst im Jahre 926 abgeschlossen worden; eigent lich ein Anlaß, den Jahrtausendjubel im tommenden Jahre zu wiederholen. An der finanziellen Unterstügung. durch Reich und Staat, an dem Herbeiströmen der Völkerscharen, fomeit man ihnen Fisch und Braten, Litör und 1921er verspricht, ist nicht zu zweifeln. Man muß doch etwas für die Not der befepten Gebiete und die seelische Aufrichtung ihrer unter allen möglichen weißen und fchwarzen Schmächern leidenden Bevölkerung fun.

Daß auch ein monatelanges Festessen und Festtrinten einmal zu Ende gehen muß, ist flar. Wenn schon eine Reihe von guten Tagen schwer zu ertragen ist, wie sehr müssen die rheinischen Spigen der Behörden erst unter den Monaten voll festlichen Tagen gelitten haben. Man wird ihnen gönnen, daß fie fich nun an der See oder im Gebirge von den Jahrtausendfeiern ausruhen. Die Jahrtausendfeier also ist am Ende. Berhallt find die rednerischen Schwüre. Bertrocknet sind die Girlanden. zahllose Fräcke sind in der Reinigung.

Nur eines fällt dem guten Republitaner auf: Abgeblafen wurde dicht vor dem Geburtstage der Republit, dem 11. Auguft. Jahr tausendfeier? Ja! Berfassungsfeier? Nein! Der 11. August wird am Rhein   als ein toter Tag Dorübergehen. Alle die Städte und Städtchen, die mit vollen Händen für die Anbetung eines versunkenen Kaiserlichen Jahr. tausend die Laufende, die Hunderttausende, die Millionen freudig Spendeten, haben für den Verfassungstag feinen Pfennig übrig. Es gibt Gemeinden, die gerade jetzt die Anschaffung einer Reichsfahne für das Rathaus verweigerten. Und die großen Feststädte? Roblenz, Köln  , Düsseldorf  , Duisburg  . Was werden fie tun am republikanischen 11. August? Es ist noch nicht einmal ficher, ob es überall auch nur zu einem fümmerlichen offiziellen Festakt reicht. Bon einer amtlichen Boltsfeier für die Republit nirgendwo eine Spur! Die Fahnen bleiben eingerollt. Aber wartet, bis die Besagung abrüden wird aus Duis burg  , Düsseldorf   und Köln  , und die Banner werden rauschen, nämlich die schwarzweißroten, die sich einstweilen vor der Befagung verstecken. Das Rheinland fönnte in schwarzrot. goldenen Fahnen schwimmen, wenn wir Republikaner   bie Ber bindung der Jahrtausendfeier mit dem Verfassungstage und die Be willigung von Summen für schwarzrotgoldene Fahnen erzwungen hätten.

In Köln   beteiligt sich nicht einmal das Zen­trum, das am Tautesten die Jahrtausendfeier be­jubelte, an einer gemeinsamen Berfassungsfeier. Es bleibt der Sozialdemokratie allein überlassen, den fremden Zruppen zu zeigen, daß auch Republikaner am Rheine   wohnen. Sängerfeste bis zum lleberdruß, aber um Himmelswillen fein Auf­marsch für die Republit!

lehnt, die Gleichbegünstigung allen Angehörigen der freien Berufe zu gewähren.

Die Befreiung der Lebensmittel von ber Um fatit euer ist bisher stets von den Agrariern verlangt worden. 3m 3ollausschuß hat man die Notwendigkeit der Zölle wie der steuerlichen Ueberlastung der Landwirtschaft durch die Umsatzsteuer zu rechtfertigen gesucht. Trotzdem ist der sozialdemokratische Antrag ouf gänzliche oder teilweise Befreiung der Lebensmittel von der Umsatzsteuer gegen die Stimmen der Rechtsparteien abgelehnt worden. Dagegen hat die Deutsche Volkspartei   einen Antrag an gekündigt, der die Umsatzsteuerpflicht für Gas- und Elektrizität neu einführen will.

Auch in der sogenannten Lugus steuer hat sich die Stellung der Rechtsparteien vollkommen geändert. Dem Reichstag liegen An­träge der Rechtsparteien vor, die Lurussteuer aufzuheben. Ihr rein agitatorischer Charakter ist aus der Tatsache erkennbar, daß die Rechtsparteien troßdem einen demofratischen Antrag auf Beseitigung der Lurussteuer ablehnten. Die Sozialdemokratie stimmte für den demokratischen Antrag, da die Regierung ihr feinerlei Sicherheit dafür gab, daß die Schädigungen der Qualitätsarbeiter durch die heutige Form der Lurussteuer beseitigt würden.

Räumung Mülheims. Ab 1. Auguft.

Mülheim  ( Ruhr  ), 22. Juli.  ( TU) Die Besatzungsbehörde hat dem Oberbürgermeister von Mülheim   mitgeteilt, daß der feit dem 11. Januar 1923 besetzte Teil von Mülheim   mit Wickung vom 1. Auguft ab geräumt ist. Ueber die Räumung des schon vor dem 11. Januar 1923 befehten, zum Brüdentopf Duisburg   gehöri­gen Stadtteiles ist eine Mitteilung noch nicht ergangen.

Vorbereitung der französischen   Antwort.

Paris  , 22. Juli.  ( WTB.) Wie Journal" berichtet, hat der Generalsekretär am Quai d'Orsay, Berthelot, bereits eine Note ausgearbeitet, die angesichts der deutschen   Note zur Sicher heitsfrage den alliierten Regierungen zugesandt werden soll. Diese Note soll die Punkte präzisieren, in denen es unmöglich sei, den Standpuntt Deutschlands   anzunehmen. Amerika   bleibt fern.

( TU.) New York  , 22. Juli. In Washingtoner   politischen Kreisen erklärt man zu einer Berliner   Meldung, nach der man in amtlichen deutschen   Kreisen mit einer amerikanischen   Ber. mittlung bei den Sicherheitsverhandlungen rechnet, daß me. rita nach wie vor fest entschlossen sei, sich nicht wieder in europäische Angeleenheiten verwideln zu lassen. Amerika   lehne es grundsätzlich ab, irgendwie als Vermittler zwischen den europäischen   Staaten aufzutreten. Amerita wünscht aller dings, daß der Sicherheitspatt zustande tomme und daß damit friedliche Verhältnisse in Europa   geschaffen würden, und hofft, daß die Sicherheitsverhandlungen auch ohne Ameritas Hilfe zu einem guten Abschluß gelangen.

Kritik der Pariser Presse.

Paris  , 22. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) Die meisten Blätter menden sich gegen die Reserven Deutschlands   bezüglich des Eintritts in den Bölferbund und weisen darauf hin, daß der Standpunkt Frankreichs   und der Alliierten in diesem Punkte unbeugfam jei.

Im allgemeinen sagt die Presse: Die Note sei unflar, große Meinungsverschiedenheiten zwischen Deutschland   und Frankreich   be­ständen noch, es bestehe aber die Hoffnung, daß man burch tünftige Berhandlung en zu einem Ergebnis ge langen werde. Die Verhandlungen dürften sehr langsam vor fich gehen und überaus schwierig sein.

,, Matin" bezeichnet die Note als einen Versuch Stresemanns, das Fundament des Versailler Vertrages zu revidieren. Der Ton der Note sei wohl freundlich, der Inhalt aber durchaus unbefriedigend. Deuvre" ist wenig befriedigt, hält aber weitere Berhand­lung für möglich.

Wir find stolz darauf, daß für die einzige Tat dieses Jahr­tausendjahres, die historische Ausstellung in Köln  , ein Sozialdemo frat verantwortlich zeichnet: Genosse Meerfeld  . Er war es auch, der an Frig von Unruh fich um ein Festspiel wandte, und der Dichter schuf seinen Heinrich aus Andernach. In zehn Beilen dieses Werts ist mehr deutscher   Geist als in allen Jahr tausendreden und Jahrtausendauffäßen zusammen. Also wird es wohl allerwärts im Rheinlande fleißig gelesen und aufgeführt? Mit nichten, gute Freunde, denn es ist ja nicht sentimental- patriotischer Ritsch, sondern die Kraft einer tiefen Liebe zu Bolt und Menschheit und ihrem Frieden. Einmal hat man in Köln   den Heinrich aus Andernach" erlebt. Als er ein zweites Mal vor Schülern gespielt wurde, mußte eine mutige Jüngerin Unruhs das Stadt theater mieten, damit das Werk als eine private Veranstaltung und nicht etwa als eine städtische über die Bühne gehe. Das Ober, bürgermeisteramt aber rückte öffentlich von dieser Aufführung ab und gab einen für die deutschnationalen Banaufen bestimmten Ent­schuldigungszettel in die Presse.

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Just am oder um den 11. Auguft wird man in Köln   auch die Jahrtausend- Ausstellung abbrechen, damit der republikanische Tag einen werdenden Trümmerhaufen fehe. D, man erlaubt sich etliches gegen die Republit und die Republikaner  , selbst am Rhein  , wo wahrlich ein anderer Geist herrscht als an Elbe und Spree. Indes ist die Sache diesmal nicht so tragisch, weil es sich in diesen lärmenden Monaten nur um die Reflame der Oberbürgermeister und Gastwirte handelte, und schließlich ist es nur recht, daß die als Staffage be nußten Minister etwas für den rheinischen Fremdenverkehr tun. Bei fünftigen ernsten Veranstalten aber sollte die Republit per langen, daß sie zuerst geehrt werde und dann vielleicht erst die ver­blichenen Bergamente und die vermoderten Kaiser.

Auf Lovis Corinth's   Tod. ( Gesprochen bei Corinths Totenfeler.) Dem Häufchen Asche, das zur Gruft wir bringen, Dem toten Meister gelten unsere Klagen. Ach, auf das schwarze Heer von bangen Fragen Will feine Antwort aus dem Dunkel bringen!

Doch aus der Asche plötzlich Funken springen, Und neue Glut beginnt hervorzuschlagen, Und neues Leuchten in die Nacht zu iragen: Ein Phönig steigt empor mit gold'nen Schwingen. An seinem Flug entbrennen neue Flammen, Und neue Feuer lobern hell zusammen, Und Glut wird fort und fort an Glut geboren. Nur was durch Grabesnacht der Welt verloren, Ist einer Nachwelt dauernd erst gegeben. Das Bleibende geht durch den Tod zum Leben. Philipp Frant ,.

Bettt Barisien": der Roteninhalt sei feineswegs dazu angetan, den Optimismus zu stärfen, doch gebe er Hoffnung auf Weiterführung der Verhandlungen.

Quotidien" wendet sich gegen die Forderung Deutschlands  , nur unter gewissen Bedingungen in den Völkerbund einzutreten. Die Note sei unklar, Verhandlungen müßten Klärung bringen.

Die Kampflage in Marokko  .

Bewegung in der svanischen Zone.

Paris  , 22. Juli.  ( WTB.) Nach einer vom Temps" wieder gegebenen Meldung aus Rabat   vom 20. Juli werden an dem meft. lichen Frontabschnitt zahlreiche feindliche Truppenzusammen. ziehungen in der spanischen   3one gemeldet. Das ist vielleicht ein Anzeichen für die Wiederaufnahme des Angriffs gegen Ulezzan oder für eine Offensivvorbereitung gegen die spanische Zone von Larrasch. Im Osten dieses Frontabschnitts ist eine mobile Truppe, welche sich auf die kleinen Bosten nördlich von Zerual Truppe, welche sich auf die fleinen Boften nördlich von Zerual zurückgezogen hat, unbehelligt in ihr Lager zurückgekehrt.

Nach einer vom Intransigeant verbreiteten Nachricht aus Rabat   will Abd el Krim   sich vorläufig in der Defen five halten. Er setzte sich auf einer Anhöhe fest, wo man ihn schwer beunruhigen kann und hat anscheinend die Absicht, von dieser Position aus große Streifzüge zu unternehmen, die die fran­ zösischen   Berbindungslinien stören sollen. Während der letztert 48 Stunden meldet der Flugaufklärungsdienst im Norden eine Be­wegung von regulären Riftruppen, die sich an den Zugangswegen der Straße von Fez zusammengezogen hätten.

Wie Havas" aus Fez berichtet, ist eine der französischen mobilen Abteilungen gestern auf Ain Aicha und Ain Maatuf vorgerüdt und hat beide Ortschaften nach glüdlich ver­laufenen Rämpfen erreicht. Die angegriffenen feindlichen Truppen haben sich zumeist nach Norden unter Mitführung ihrer Toten und Berwundeten zurückgezogen.

Spanische Reservisteneinberufungen.

Paris  , 22. Juli.  ( WTB.) Nach, einer Madrider   Meldung der Chicago Tribune" hat das Direttorium drei Jahres. lassen Reservisten wegen des Riffeldzuges unter die Fahnen gerufen. Diese Maßnahme hat im ganzen Lande große Unzufriedenheit hervorgerufen.

Das Friedensangebot an Abd el Krim  . Paris  , 22. Juli.  ( WTB.) Nach einer vom Malin" wieder. gegebenen Meldung ist Abd el krim   das angekündigte Schreiben überreicht worden, in dem er gefragt wird, ob er zu Berhandlungen bereit sei. Wenn seine Antwort, fo fagt das Blatt, befriedigend ausfalle, dürften die fran­zöfifche und die spanische Regierung eine Delegation bilden, die sich zu Abd el Krim   begeben würde, um ihm die von den beiden Regie­rungen festgelegten Friedensbedingungen mitzuteilen. New York Herald  " zufolge erwartet man in französischen autorisierten Kreisen den Beginn von Berhandlungen und einen günftigen Abschluß.

London  , 22. Jult.( TU) Times" berichten aus Tanger  , daß in der spanischen   Zone in der Nähe von Fondat heftige Rämpfe stattgefunden haben. Die Dubalas griffen bie spanischen Stellungen an, wurden aber zurügeschlagen. Die Spanier machten einen Gegena angriff und verbrannten verschiedene Dörfer.

Der Polifische Almanach für 1925, ber tm Berlag K. F. Röhler, herausgegeben von Maximilian Müller Jabusch. soeben erschienen ist, bedeute weiteren, erheblichen Fortschritt gegenüber dem im Vorjahre erschienenen gleichnamigen Wert. Es handelt sich um ein regelrechtes fleines Ronservationslegiton, das zusammengebrängter und übersichtlicher Form umfaßt. Auch das alle Gebiete der Politik, Wirtschaft, Berwaltung, Statistit usw. in Ausland wird darin durchaus ausreichend berücksichtigt. Für poli tische und wirtschaftliche Organisationen zentraler und lokaler Art ist dieses Jahrbuch in buchstäblichem Sinne des Wortes ebenso unent behrlich wie für Zeitungsredaktionen und einzelne Politiker und Boltswirtschafter. Auch die Zahl der Druckfehler ist sehr gering, was bei einem solchen Werte an sich schon eine erfreuliche Leistung ist. Der Internationale Demokratische Friedensausfchuß hält vom 10. bis 15. September in Luxemburg   eine Tagung ab.

, Erlebnis" ohne Erlebnis.

Es ist über eine neue Rundfunksünde zu berichten. Diesmal ist sie nicht politischer Natur, diesmal handelt es sich nicht um einen nationalistischen Geschichtsdozenten, auch nicht um einen Kriminal fommiffar, der Seltsames von Bulgarien   zu erzählen und noch Selt­fameres darüber zu bedauern" meiß, diesmal handelt es sich um geschändeten Dichter, mur um einen einen Dichter, Belerle fas abend Alfred geftern Stephan göttlich Novelle schöne 3meigs Erleb. Erstes nis". Das ist die Tragödie von der Liebe eines zarten Knaben, eines Wachsenden, eines Werdenden, das ist die Geschichte eines findlichen schlichten Sehnens, das ist mit das Feinsinnigste, das Hol defte, was je über junge Menschen ein Dichter schrieb. Es ist gleich fam, als hätte Stephan Zweig in das Auge eines Kindes geschaut und in ihm den heiligen Gral erblickt, Alfred Beierle  , der Mittler, mar fein Grafshüter, sondern, er nehme den derben Bergleich nicht übel, ein Nachtportier. Wenn man schon so etwas für den Rund­funt fich aussucht, obwohl sich das nur vom rein fünstlerisch- libe ralen, nicht aber vom Radio- Standpunkt aus rechtfertigen läßt, dann darf man nicht so schreien, so poltern, so übertreiben, dann darf man nicht so vergröbern und aus Lyrit Ballade machen; vor allem aber darf man nicht so hart, so unmusikalisch sprechen, denn in jeder großen Dichtung ist Mufit verborgen, und Zweigs Kindernovelle ist faft eine Sinfonie.

Es handelt sich hier nicht um Herrn Beierle, sondern um die Sache. Um die Sache nämlich, daß die Funkstunde, wenn sie Schau fpieler lejen läßt, die Schauspieler doch nach Eignung auswählen möge. Bielleicht liegt Herrn Beierle anderes beffer.

Gestern abend wurde man nur getröstet durch Ferry Roth und Theophil Dimitriescu, die eine Sonate von Grieg für Bioline und Klavier sehr schön spielten und durch Dorothee Mansty von der Berliner Staatsoper, die Lieder von Strauß und Brahms   zu Ge hör brachte. Woraufhin, völlig unmotiviert, am Flügel das Deutsch  landlied intoniert wurde. Allzu reger Gebrauch profaniert jede Sache. Hoffmann v. Fallersleben   sollte sich schon lange von der Funtstunde eine Abfindungsgebühr zahlen lassen, und die deutsche Republit, wenn wir eine hätten, sollte gegen den Mißbrauch ihrer Nationalhymne protestieren. Ergo.

Berufung im Affenprozeß. Der Advotat des Profeffors Scopes hat beschloffen, gegen die Berurteilung feines Klienten Berufung ein­zulegen. Man nimmt an, daß der Affenprozeß im Monat Sep tember vor den Obersten Gerichtshof   in Washington   tommen wird.

Volfsbühne. Am Donnerstag, ben 23. Juli, findet in der Boltsbühne, Theater am Bülowplay, in der Inszenierung von Baul Hendels bie 25. Aufführung von Rozebue Die beutschen Kleinftädter", neubearbeitet von Philipp Benzig, in der Premierenbelegung statt.

Wettbewerb für das erfie Hochhaus in Sachfen. Die Günz'iche Stiftung in Dresden   hat unter den deutschen   Architekten einen Jdeenwettbewerb zur Errichtung zweier großer Gebäude ausgeschrieben. Es handelt sich dabei einmal um den Neubau für den Dresdner Anzeiger", sodann aber um ein großes Bürobaus, das das erste Hochhaus Sachfens werden soll. Für den Wettbewerb find 5 Breise von 12 000, 9 000, 6 000, 4 500 und 3 000 Mart ausgefekt; außerdem sollen 6 weitere Entwürfe zu je 2000 Mart angetauft werden.