Nr. 349 42. Jahrg. tillid:
Ausgabe A nr. 179
Bezugspreis:
Böchentlich 70 Pfennig, monatlich 8.- Reichsmart Doraus zahlbar. Unter Kreuzband für Deutschland , Danzig . Gaar- und Memelgebiet, Desterreich, Litauen , Luxemburg 4.50 Reichsmart, für das übrige Ausland 5,50 Reichsmart pro Monat.
-
Der Borwärts" mit der Sonntags beilage Bolt und Reit" mit„ Gieb. lung und Kleingarten sowie der Beilage nterhaltung und Wiffen" und Frauenbeilage Frauenstimme" erscheint wochentäglich ameimal, Sonntags und Montags einmal.
Telegramm- Adresse: .Sozialdemokrat Berlin*
bidagi disin
af sid im nobi
and simptomid on and
Sonntagsansgabe autostenibile auction( 15 Pfennig
u mad magis
maldut se aldut sie pistoleg bi noldusalam sind sd allestilina C gromsisedAnzeigenpreise: Noon and Die einfpaltige Nonpareille. Beile 80 Pfennig. Reflamezeile 5,- Reichsmart. ,, Kleine Anzeigen" bas fettgebrudte Wort 23 Bfennig ( auläffa awei fettgedruckte Warte), fedes weitere Wort 12 Pfennig. Stellengefuche das erite Wort
Vorwärts
Berliner Volksblatt
10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Familienanzeigen fite Abonnenten
8cile 40 Pfennig.
Anzeigen für die nächste Nummet milffen bis 4 Uhr nachmittags int Hauptgeschäft, Berlin SW 68, Linden Straße 3, abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr früh bis 5 Uhr naam.
Redaktion und Verlag: Berlin SW. 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Redaktion Dönboff 292-295 Verlag: Dönhoff 2506-2507
Sonntag, den 26. Juli 1925
Deutschland foll in den Völkerbund
London , 25. Juli. ( WTB.) In einer Rede über die außenpolitische Lage, die der Premierminister Baldwin in einer fonfervativen Bersammlung in Knowsley hielt, jagte er u. a.: Das befriedigendite Merkmal der außenpolitischen Lage ist der offenbare Wunsch der Mehrheit des deutschen Bolkes, daß die Verhandlungen, die auf einen dauernden Frieden in Europa hinzielen, fortgefeht werden. Die deutsche Antwort auf die französische Note ist eingetroffen, und wenn ich auch nicht imftande bin, ihren Inhalt ausführlich zu
erörtern,
fo erkenne ich doch ihre versöhnliche Absicht an. Die Lage felbst enthält viele Schwierigteiten, aber der wesentliche Faktor ist wie immer der Wille, diese Schwierigkeiten zu überwinden, und ich glaube, daß dieser Wille in Deutschland und bei den Alliierten besteht und heute stärker ist als zu irgend einer Zeit seit dem Kriege. Aber es ist not wendig, daß keine 3eit verloren wird, und daß die Verhandlungen ohne Unterbrechung weitergehen.
Die Stabilität in Europa ist nicht nur für das politische, sondern auch für das wirtschaftliche und industrielle Leben von Intereffe.
Wir und Frankreich wünschen, daß Deutschland jobald wie möglich in den Bölferbund eintritt. Wenn es einmal Mitglied des Bundes auf der Grundlage völliger Gleichberechtigung ist, werden alle vor uns liegenden Probleme eine neue und klarere Gestalt gewinnen.
Bon allen Streitigkeiten, internationalen wie inneren, hat man den Cindrud, daß man auf einem toten Bunft angekommen ist. Richt wenig von den scheinbar unlöslich verfetteten Verhältnissen fieht im Zusammenhang mit jenem sorgfältigen Berfahren, das man fein Geficht wahren" nennt. Der Sefretär des Auswärtigen hat in feinen Reden erklärt, daß wir den Sicherheitspatt nicht so auffassen, als ob er uns neue Verpflichtungen auferlegt, die zu den Verpflich tungen hinzutreten, die uns als Unterzeichner der Bölterbundsfagung obliegen. Die vorgeschlagenen Vereinbarungen sind im Geiste der Völkerbundsagung abgefaßt und befinden sich in Ueberein ftimmung mit dem Bunde. Ich begrüße es daher, daß in der deutschen Antwort diese beiden Probleme, die untrennbar mit dem Sicherheitspatt und Deutschlands Eintritt in den Bölferbund verbunden sind, in Verbindung gebracht werden. Es ist wahr, daß Deutschland noch immer mißtrauisch ist, wenn es von der Gefahr spricht, eine entwaffnete Nation in Mitten bewaffneter Nachbarn zu sein.
Aber Deutschland hat recht, über diese Dinge gehört zu werden, wenn es Mitglied des Bölkerbundes ist.
Es kann dann den Westmächten gegenübertreten, damit diese ohne unnötige Berzögerung dazu übergehen, die Frage der Abrüstung, die einen Teil der Bölferbundsfagung selbst bildet, zu erwägen. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, bevor wir den Frieden Europas sichern können, aber wir machen Fortschritte und wir erkennen an wie dies auch die Franzosen tun daß es Frei Etappen zum Frieden gibt: Sicherheit, Schieds. gerichtsbarkeit und Abrüstung. Wir entwerfen jetzt die Maßnahmen für die Sicherheit, die auch bei der Einsegung der Echiedsgerichtsbarkeit helfen werden.
-
-
|
dann wird sich alles weitere lösen!
werde hier nicht zur Vorbedingung des Paktes gemacht; was den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund angehe, so feien deffen Statuten durchaus flar. Man fönne nicht gleichzeitig seine Vorteile für sich beanspruchen und die von ihm auferlegten Verpflichtungen ablehnen. Die Information" weist darauf hin, daß man es Stresemann nicht zum Vorwurf machen könne, wenn er die deutsch - französischen Bakiverhandlungen als Mittel zur Besserung der diplo. matischen Lage Deutschlands benußen wolle. Auch die Note Briands vom 16. Juni fuche das gleiche für Frankreich zu erreichen. Die Reden Stresemanns und Luthers im Reichstage erreichen. Die Reden Stresemanns und Luthers im Reichstage hätten das diplomatische Ziel Deutschlands flargelegt. Stresemann riffe ganz genau, daß er im Laufe der Verhandlungen in gewissen Bunften werde nachgeben und sich mit einem Teilerfolg werde begnügen müssen. Für Frankreich sei das aber kein Grund, die Bekanntgabe der äußersten Wünsche Deutschlands mit einem Ab bruch der Verhandlungen zu beantworten: Im Gegenteil. Es jei für Frankreich ein Vorteil, die Ziele der deutschen Diplomatie genau But fennen.
England im Besitz von Briands Kommentar. Paris , 25. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Die englische Antwort auf den Kommentar, den Briand zur legten deutschen Note in London überreichen ließ, ist am Sonnabend durch den englischen Botschafter in Paris überreicht worden.
Ein Dementi
Herr Stresemann läßt durch die amtlichen Stellen versichern, daß ihm von einer Abficht, im September nach Genf zu reisen, nichts befannt sei. Das Dementieren gehört Wenn bekanntlich zum zünftigen Diplomatenhandwerk. ihn aber der englische Botschafter Lord d'Abernon oder der französische Botschafter de Margerie fragen würden, ob er nicht Luft hätte, mit Chamberlain und Briand in Genf zusammenzutreffen, um die Pattverhandlungen zu erleichtern, dann würde Herr Stresemann sicherlich antworten: Aber gern! Und Herr von Schubert auch. Und Herr Geheimrat Gaus, unfer Justitiar, freut sich schon darauf, die Klinge mit Ihren Juristen, Hurst und Fromageot, tagelang zu freuzen. Aber, um Gottes willen, daß sich meine grundsägliche Bereitwilligkeit ja nicht herumspricht, sonst grundsägliche Bereitwilligkeit ja nicht herumspricht, sonst tommt es vorzeitig in die Bresse , und dann habe ich wieder die größten Scherereien mit Schiele und Luther . Vor allem warten Sie mit einer Berlautbarung über derartige Kon ferenzabsichten ab, bis das 3 olltompromiß unter Dach und Fach ist. Mit diesen verdammten Deutschnationalen fann man nicht vorsichtig genug fein."
So ungefähr würde Herr Stresemann antworten, wenn man ihn fragen würde. Vielleicht hat man ihn sogar schon gefragt..
Die Räumung des Ruhrgebiets. Effen, 25. Juli. ( Eig. Drahtbericht.) Am Sonntag vormittag wird vom Bahnhof Rüttenfeld das in BredenenEffen ftationierte französische Artillerieregiment 25 abfransporfiert und nach Landau verladen.
Einschränkung der Rüstungen vorzubereiten, wozu die Mächte, die den Bersailler Bertrag unter3eichneten, sämtlich verpflichtet sind. Wir selbst haben einen be. Erfolgreiche französische Gegenoffensive. trächtlichen Anfang mit der Verminderung unserer Rüstun Paris , 25. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Nach den in Paris gen zur See auf der Washingtoner Konferenz gemacht. Wir haben unsere Rüstungen zu Lande unter Vorkriegsmaß vermindert und vorliegenden Meldungen vom maroffanifchen Kriegsschauplatz foll unsere Luftmacht ist nur gering im Vergleich mit der mancher es den französischen Truppen bei der Offensive, die zur Wiederanderer Länder. Das Problem ist ungemein schwierig, eroberung von Ain Aischa und Ain Mafuf geführt hat, gewie jeder gemerkt hat, der sich damit beschäftigte, aber wenn wir lungen sein, die Truppen des Rifs bis 75 kilometer norddie überwältigende Bürde des Mißtrauens und der Angst, die auflich von Fes zurüdzuwerfen. Dagegen leifteten die feindden Ländern Europas lastet, beseitigen können, dann können wir lidhen Streitkräfte bei dem nur etwa 15-20 kilometer nordöstlich auch dieſe letzte Etappe des Weges beschreiten mit der berechtigten hin häffen die in dieser Gegend ansässigen Stämme, die der erfolg. von 2 a 3 a gelegenen Bab Morudi heftigen wider st an d. 3mmerreiche Borstoß Abd el Krims zum Abfall gebracht hatte, wieder Berhhandlungen mit den Franzosen angeknüpft. Auch in der Gegend von Taunat sollen die Rifkabylen den Rüdzug angetreten haben und von franzöfifchen Flugzeugen verfolgt werden. Der„ Paris Soir" glaubt zu wissen, daß Frankreich und Spanien bereit feien, falls Abd el krim ihre Friedensbedingungen fennen zu lernen wünsche, zwei offizielle Bertreter zu ihm zu entfenden. Sollte Abd el Krim diese Friedensbedingungen ablehnen, so würden Frankreich und Spanien wahrscheinlich ein Ultimatum ftellen und bei deffen Ablehnung eine erneute gemeinfame Offensive unternehmen.
Hoffnung, das Ziel zu erreichen.
Ruhige französische Stimmen. Kein Grund zum Abbruch der Verhandlungen! Paris , 25. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Ein Teil der franzöfischen Bresse sucht nunmehr die für den Abschluß des Garantiepattes und das Zustandekommen einer deutsch - französischen Verständigung nötige günstige Atmosphäre zu schaffen. Das Deuvre" weist darauf hin, daß die Reden Stresemanns und Luthers durch innerpolitische Rüdfichten und die Notwendigkeit, den Deutschnatio nalen gewisse Zugeständnisse zu machen, diftiert worden seien. Man dürfe sich nicht daran stoßen, daß Luther die Räumung der nördlichen Zone des Rheinlandes zur Vorbedingung des Abschlusses des Garantiepaktes gemacht zu haben scheine, ebensowenig wie an den Bedingungen, die er für den Eintritt Deutschlands in den Bölkerbund stellen zu müssen geglaubt habe. Nicht das gesprochene Bort sei maßgebend, sondern die deutsche Note, die in dieser Be ziehung durchaus eindeutig sei. Die Räumung des Rheinlandes
gegenüber dem Lentichen Reich sind zum Abfalus gelangt. Die Danzig - polnischen Berhandlungen über Einfuhrverbote einem Elußprotokoll niedergelegt ist. Sie haben in allen Punkten zu einer Einigung geführt, die in Danach ist der Bezug der für die Einfuhr verbotenen deutschen Waren für den Eigenbedarf Danzigs im Rahmen von Kontingenten und auf Grund von Einfuhrbewilligungen der Danziger Außenhandelsstelle fichergestellt.
Vorwärts- Verlag 6.m.b.H., Berlin SW. 68, Lindenstr. 3
Boftfchedkonto: Berlin 87536- Bankkonto: Sireftion, der Diskonto- Gesellschaft, Depofitentaffe Lindenstraße 3
Politik der Unsicherheit.
Die Verantwortung des Zentrums.
Die außenpolitische Debatte ist sehr ruhig verlaufen. Sie bildete den Abschluß eines politischen Handels, den die Deutsch nationalen und die übrigen Regierungsparteien vor der Debatte eingegangen sind. Die Deutschnationalen haben ihre Angriffe gegen die Außenpolitik des Außenministers und des Reichskanzlers eingestellt. Sie haben die deutsche Antwortnote gebilligt. Es wird ihnen schwer fallen, den Weg, den sie in der Frage der Außenpolitik verfolgt haben, in umgekehrter Richtung wieder einzuschlagen, und zurückzukehren zu jener verantwortungslosen hegerischen und demagogischen Agitation gegen die außenpolitische Linie, die seit dem Abschluß des Friedensvertrages in Deutschland verfolgt worden ist. In dieser erzwungenen Entwicklung der Deutschnationalen könnte man eine Erleichterung der innerpolitischen Situation in Deutschland erblicken. Gleichzeitig aber ist mit dieser Wendung der Deutschnationalen zu den Grundgedanken einer friedlichen Außenpolitik eine Zuspigung der wirtschaftspolitischen Gegensäge erfolgt, die diese Erleichterung bei weitem aufwiegt. Für die 3 uspigung der innerpolitischen Gegenfäße ist ein Borgang charakteristisch:
In dem Intervall zwischen dem ersten und zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen unternahmen die deutschnationalen Minister Schiele und Schlieben den Berjuch, vom Reichsrat und vom Reichstag ein Ermächtigungsgejet zu erlangen, das es ihnen ermöglichen sollte, die fleine Bollvorlage auf dem Berordnungswege zum Gesetz zu erheben. Dieser Berjuch erschien damals mehr lächerlich als empörend. Damals hätten die deutschnationalen Minister, wenn fie mit diesem Borschlag vor den Reichstag getreten wären, fich eine glatte Niederlage geholt. heute erteilen die Mehrheitsparteien des Sieichstages einschließlich des Zentrums der Regierung, d. h. vor allem den drei deutschnationalen Ministern Kanig, Neuhaus und Schlieben eine weitgehende Ermächtigung, die die gesetzgeberische Arbeit des Reichstages in Bollfragen problematisch macht. Diese Entstehung einer Mehrheit für ein Ermächti gungsgefeß in 3ollfragen für eine Regierung, in der die entScheidenden wirtschaftlichen Aemter in der Hand der Deutschnationalen sind, fennzeichnet die Rechtsentwicklung, die sich seither in Deutschland vollzogen hat.
Diese Rechtsentwicklung verbuchen die Deutschnationalen ais Aktivum. Sie erleichtert ihnen die Schwenkung in den Fragen der Außenpolitik und macht ihre Anhänger, soweit sie an der Rechtsentwicklung wirtschaftlich interessiert sind, geneigt, diese Schwenfung mitzumachen. Tröstend versichern die deutschnationalen Führer und die deutschnationale Presse ihren Anhängern, ein weiter 29. August jei nicht zu befürchten. Diese Tröftung geht von der Annahme aus, daß, wenn die endgültige Entscheidung über die Ratifizierung eines Sicherheitspaltes, auf den die Außenpolitik der Regierung abzielt, herannaht, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Zollund Steuergesetzgebung für die Intereffenten bereits so sichtbar geworden sein werden, daß der Widerstand gegen einen Sicherheitspakt, der in der deutschnationalen Reichstagsfrattion immer noch vorhanden ist, vor den wirtschaftlichen Tatsachen fapitulieren wird.
Ein 29. Auguft wird für die deutschnationale Fraktion in so pointierter Form wie im Jahre 1924 sicherlich nicht wiedertehren. Vor der Annahme des Dawes- Gutachtens haben die Deutschnationalen versäumt, ihren limfall taktisch geschickt vorzubereiten. Sie haben bis zum letzten Augenblick die starken Männer gespielt, und noch zwei Tage vor der parlamentarischen Entscheidung schwur Herr Hergt: Hier stehe ich, ich fann nicht anders. Diesmal haben die Deutschnationalen das Anderskönnen sozusagen rationiert und auf längere Zeiträume verteilt. Was sie feit Wochen und Monaten betreiben, ist nicht ein afuter Umfall, sondern eine chronische Drehkrankheit, ein monatelanger Umfall, der nur von Zeit zu Zeit durch den Reichstagsfraktion unterbrochen wird und an dem sich des Theaterdonner der wilden Männer in der deutschnationalen befferen Eindrucks wegen manchmal auch die Führer des gouvernementalen Flügels der Deutschnationalen beteiligten. Herr Graf Westarp , der als Theaterdonnerer ab und zu mitzuwirken pflegt, hat vor Herrn Hergt das voraus, daß er nicht einmal, sondern mehrmals umfällt. Der wohldosierte Umfall wirkt nicht so fatastrophal, wie die Distanz zwischen dem Hier stehe ich, ich fann nicht anders" des Herrn Hergt und seinem Anderstönnen nach 48 Stunden. Die deutschnationalen Wähler werden dazu erzogen, die Umfälle des Grafen Weftarp als etwas Alltägliches, Gewohntes anzusehen, das ganz in der Ordnung ist. Auf diese Weise bauen die Deutschnationalen ihre Stellung in der Außenpolitik allmähFragen in den Hintergrund und schieben dafür ihre Taten lich ab. Sie drängen das Interesse an außenpolitischen für die großagrarischen Interessenten nach vorne.
Die Bezahlung für den Abbau ihrer außenpolitischen Stellung haben die Deutschnationalen in der Tasche, Das