Deutsthnationale Gewinnbeteiligung. Bezahlter Idealismus. Der nationale Gedanke marschiert. Er lebt von Perzenten, von Vierteln, Achteln und Sechzehnteln, wie es bei Nestroy heißt. Der Idealismus ist abgeschafft, es leben die Prozente! Wir erhielten Kenntnis von einem deutschnationalen Rundschreiben, das im wesentlichen folgenden Wortlaut hat: veukschnalionale volksparte! Srelsverein Charlottenburg G o e t h e st r. 61 Telephon: Steinpl. 3560. Der nationale Gedanke marschiert. Die letzten Wahlen haben es gezeigt. Sie haben aber auch ergeben, daß der weitaus größere Teil der rechtsgerichteten Wähler polnisch nicht organisiert ist. Diese für die Deutschnationale Bolkspartei zu gewinnen, ist erforderlich, wenn das Erreichte behauptet und neue Erfolge erzielt werden sollen. Die Parte! darf mit Recht behaupten, d!e bestorgani. sierte Rechtspartei der Reichshauptstadt und schon deshalb mehr als die anderen berufen zu sein, die Führung unter den nationalen Parteien zu übernehmen. Sie darf aber auch be« haupten, daß sie, die alle Schichten der Bevölkerung umfaßt,«ine Dolkspartei im besten Sinne des Wortes ist und ihre Politik hat teine Kritik zu scheuen. Daran können auch gelegentliche Mißerfolge nichts ändern. Ernste Kämpfe stehen uns bevor. Im Spätherbst werden die Stadtverordnetenwahlen stattfinden, auch mit den Neuwahlen zum preußischen Landtag muß gerechnet werden... „Wir haben uns deshalb entschlossen, um diejenigen, die für uns werben wollen, für den damit verbundenen Zeitverlust und ihre Arbeit überhaupt tunlichst zu entschädigen, allen, die neue Mitglieder zuführen, einen Teil der erstmalig gezahlten Mit» gliedsbeiträge zuzuwenden. Die Vorstände der De» zirksvereine haben ihre Zustimmung dazu gegeben. Wer bis zum 31. Dezember 1925 unserem Kreisverein neue Mitglieder zuführt, erhält: Bei sofortiger Zahlung von 12.— M. für ein Jahr, bzw. 6.— M. für ein Mi Jahr, bzw. 3.— M. für% Jahr oder, bei Minderbemittelten 0,75 je 14 Jahr. a) Bei Werbung von mehr als 100 Mitgliedern 60 Proz., b) bei Werbung von weniger als 100. aber mindestens 75 Mit- gliedern 50 Proz., c) bei Werbung von weniger als 75, aber mindestens 40 Mit- gliedern 40 Proz., ck) bei Werbung von weniger als 40, aber mindestens 20 Mit- gliedern 35 Proz., e) bei Werbung von weniger als 20, aber mindestens 10 Mit- gliedern 30 Proz.. f) bei Werbung von weniger als 10, aber mindestens 5 Mit- gliedern 20 Proz� aller eingezahlten Beträge als Ehrenpreis. Da weiß doch ein jeder, wenn ein auf Provision reisender Agent der Deutschnationalen zu Werbezwecken bei ihm er- scheint, daß es sich nicht um nationalen Idealismus, sondern um ein Geschäft handelt. Vielleicht hat die Deutschnationale Dolkspartei mit dieser Provisionswirtschaft ein mildtätiges Werk tun wollen. Arme Inflationsopfer erhalten hier Gelegenheit, sich durch Werbeprovisionen selbst aufzuwerten. Sechzig Prozent der erstmaligen Mitgliedsbeiträge— ist das nicht der Gipfel des Edelmuts? Man ist versucht zu sagen: je fauler die Firma, um so höher die Provisionen, die sie bietet, um ins Geschäft zu kommen. Aber das Geschäft ist nicht ehrlich. Die erstmaligen Mit- gliedsbeiträge sind keine geeignete Grundlage zur Berechnung der Provision. Mehr Mitglieder, mehr Wähler, mehr Ein- fluß: Das heißt für die Herren, die als Interesienten hinter der Deutschnationalen Partei stehen, weniger Steuern, mehr Zoll, höhere Preise, Bereicherung. Wie wär's, wenn die Herren den Milliardenbetrag, den ihnen die Gesetz- gebung der Rechtsparteien zuwendet, zum Ausgangspunkt der Provisionsberechnung machen würden. Der„nationale Gedanke" der Deutschnationalen ist nicht Idealismus, sondern Geschäft, und noch dazu ein faules._ Der Dank ües vaterlanöes. Was leistet das Deutsche Reich für die Kriegsbeschädigte«? Der dem Reichstage vorliegende Gesetzentwurf zur Ab- änderung des Reichsversorgungsgesetzes versucht, im finan- ziellen Rahmen der vom Reichsfinanzminister äußerst zuge- standenen Summe von 150 Millionen Mark eine Aufbesserung der Rentenbezüge der Kriegsbeschädigten und Kriegerhinter- bliebenen wirksam werden zu lassen. Gegen diese unzuläng- liche Regelung wird seitens der Interessenverbänd« der Kriegs- opfer Sturm gelaufen und der Meinung entgegengetreten, daß die Renten ein erträgliches Leben sichern. In seiner Verbands- Zeitschrift stellt der Reichsverband Deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegerhinter« bliebenen unter Verwendung statistischen Materials des Internationalen Arbeitsamtes über die Versorgung der Kriegs- cpfer anderer Länder Zahlenbeispiele zusammen, die auf der allgemeinen Basis des Goldfrant die R ü ck st ä n d i g k e i t der deutschen Versorgung unter Beweis stellen. Nachstehend bringen wir einige dieser Zahlen: Jährliche Rente des erwerbsunfähigen ledigen Srlegsbefchädlgten: M. M. Deutschland ... 93?.— England...... 2620,— velgieu...... 1825.20 Kanada ...... 4630,— Frankreich ..... 1436,40 Amerika......»240.— Jährliche Rente eines ledigen Kriegsbeschädigten. 50 proz. erwerb». gemindert: M. M. Deutschland ... 245.25 England...... 1310,— Belgien ...... 702,— Kanada ...... 2340,— Frankreich. ,..» 533,20 Amerika...... 3120,— Man könnte vielleicht argumentieren, daß die deutsche Versorgung nicht in Vergleich zu derjenigen der sogenannten Siegerstoaten gebracht werden könne, aber auch in O e st e r« reich erhält der völlig erwerbsunfähige Kriegsinvalide eine Jahrcsrente von 1051,20 Frank, außerdem aber in weit ge- .zegenem Rahmen ein« jährliche Pflegezulage von 1734,50 Frank. Daraus erhellt, daß die deutschen Knegsopfer ein Recht haben. eine bessere Rentenversorgung zu fordern. Bei gutem Willen würde auch die Finan.zlag« des Reiches eme Mehr- belastung des Etats zu diesem Zweck oertragen. keine Kommunistenverfolgungen ln Frankreich . Der fran» zösilche Jiisti, minister erklärte am Freitag nach Schluß de» Kabinelt«- rate», daß die von einigen Blättern gebrachte Meldung über eine rneraische Unterdrückung der kommunistischen Umtriebe durch die Regierung den Tatsachen nicht entspreche.
Deutfthnationale unö Außenpolitik. Geheime Richtlinien der deutschnationalen Parteileitung.
Bei den Beratungen des Notetats im Reichstag hat der kommunistische Abgeordnete Stoecker geheime Nicht- l i n i e n verlesen, die die deutschnationale Parteileitung an ihre Presse und vermutlich auch an ihre Organisationen un- mittelbar vor der Berösfentlichung der deutschen Antwortnote an Briand versandt hat. Diese Richtlinien bilden einen neuen Beweis dafür, wie sehr alles in der Deutschnationalen Partei drunter und drüber geht. Denn, wenn die starke Erregung, die sich eines großen Teiles der deutschnationalen Wählerschaft wegen der beabsichtigten Preisgabe Elsaß - Lothringens bemächtigt hat, auch nur einigermaßen bei- gelegt wäre, dann hätte es die deutschnationale Parteileitung nicht nötig, einen langen Eiertanz aufzuführen, um ihrer An- Hängerschaft den Inhalt der Note mundgerecht zu machen. Das geschieht durch langwierige Kommentare, die den Sinn und die Tendenz der Note zum Teil glatt um s ä l s ch e n und zum Teil auch taktischeAbsichten enthüllten, die m i t d e m Z u- standekommen eines Garantiepaktes völlig unvereinbar sind. Vor allem unterstreichen die Richtlinien den angeblichen� Unterschied zwischen dem bisherigen Stadium der„V o r v e r- Handlungen", aus dem man durch die Absendung der jetzigen Note noch lange nicht heraus sei, und künftigen regel- rechten Verhandlungen, die die Deutschnationalen nur gestaften wollen, wenn bei den„Vorverhandlungen" alles Mög- liche und Unmögliche erreicht fein wird. Dabei müßte es dem Verfasser der Richtlinien, dem Grafen Westarp, bekannt sein, daß die Reichsregierung und besonders das Auswärtige Amt eine solche Unterscheidung schon viel früher auf das cnt- schiedcnste zurückgewiesen haben. Schon Anfang Mai hat Pro- fessor Hoetzsch im Auswärtigen Ausschuß diese Unterscheidung zu machen versucht, und hat dadurch einen geradezu leiden- schaftlichen Protest Stresemanns hervorgerufen. Es ist also eine glatte Irreführung der deutschnationalen Wähler- schast, wenn man ihr einzureden versucht, als befänden wir uns noch immer nicht im Stadium der regelrechten Voroer- Handlungen und als hätte Deutschland jederzeit die Möglich- keit, die bisherigen Schritte als null und nichtig zu erklären. Hauptsächlich verursacht die Tatsache der Preisgabe E l s a ß- L o t h r i n g e n s, die in der deutschen Antwortnote bestätigt wird, der deutschnationalen Führung lebhaft« Schmerzen. Auf der einen Seite fordert man die Partei- redakteure auf, auch auf„Anzapfungen" von der linken Seite her über diesen Punkt nicht zu reagieren, auf der anderen Seite versucht man, den Tatbestand durch einen Hinweis auf das Selbstbsstimmungsrecht der Völker, also auf Elsaß-Lothringen , zu verdunkeln. Dabei wissen die deutschnationalen Partei- führer ganz genau, daß dieser Punkt für die gesamte Entente absolut undistutabel ist. Entweder wollen also die deutsch - nationalen Parteistrategen die Garantiepaktverhandlungen mit solchen Mätzchen verhindern, oder aber sie wollen aufs neue ihre Wähler betrügen. In dem einen wie dem anderen Falle ist ihre Zustimmung zur Note und zu der im Reichstag von ihnen selbst mit eingebrachten Billigungsformel unehrlich. Graf Westerp hat in der gestrigen Reichstagssitzung ärgerlich bemerkt, es wäre gar nicht nötig gewesen, dieses Dokument aus einer deutschnationalen Nedakrion stehlen zu lassen, denn seine eigen« Reichstagsrede hätte ja diesen Richtlinien genau entsprochen. Der Herr Graf ist auf einer ganz falschen Fährte. Wie wir erfahren, brauchte dieses Dokument von den Kommunisten gar nicht gestohlen zu werden, weil es ihnen aus den Kreisen des alldeutschen Flügels um Freytagh-Loringhoven in die Hände gespielt worden ist. Das ist nicht das erstemal, daß aus diesen
rechtsradikalen Kreisen die Opposition der Linken mit derartigen, die eigene Parteileitung bloßstellenden Dokumenten versorgt wurde. Nachdem gerade Stoecker in der außen- politischen Aussprache die nationalistischste aller Reden ge- schwungen hat, war es ganz selbstverständlich, daß die A'l« deutschen sich an ihn wandten....
Wir geben aus den deutschnationalen Richtliniein folgende Absätze wieder »Der Streit um die Anregungen in dem deutschen aiäe memoire vom 9. Februar, um ihre Entstehungsgeschichte und die Kenntnis und die Verantwortung des Ka- binetts und der Deutschnationalen ist zweckmäßig beizulegen. Dazu werden Erklärungen bei der Reichstags- Verhandlung voraussichtlich die Grundlage schaffen. Ebenso ist ein Streit darüber, ob die jetzige Note an den Grund- gedanken der Anregung vom Februar festhält� möglichst zu v e r. meiden. Tatsächlich bestehen wichtige Unterschiede, die aber nur in der Defensive besprochen werden sollten." „Die jetzige Note ist ein Akt des Gesamlkabinetls. dem die Deuisch- nationalen mii voller Verantwortung zustimmen. Uns erscheint die Möglichkeit, gegenüber den französisch-englischen Borschlögen zu einer Regelung zu gelangen, die auch für Deutschland bei freiwilliger Uebcrnahm« neuer Verpflichtungen erträglich ist, weil sie auch ihm erhöhte Sicherheit und Vorteile bietet, nach wie vor höchst Zweifel- Haft, aber wir bekunden durch unsere Zustimmung zur Note den ernsten Willen, auch die letzten Möglichkeiten dieser Art auszu- schöpfen." „Zu kritisieren ist, daß m der Note jeder Hinweis auf Fragen fehlt, die im Stadium der Vorerörterung, also vor dem Eintritt formeller Verhandlungen geklärt sein müssen, wenn Deutschland wirtlich als gleichberechtigter Verhandlungspartner in die Verhandlungen eintreten soll. Die Bereinigung der Entwass- nungsnote, Rücknahme der unerhörten Forderungen der Lustnote, Räumung der Ruhr und Sanktionsstädte und Räumung Kölns . Darüber muß die Reichstagsoerhandlung die notwendige Ergänzung bringen." „An dem Unterschiede von Vorerörterungen und Verhandlungen, den die Linke bestreiten wird, ist scharf se st zuhalten und es ist anzuerkennen, daß die Note Deutschland die Freiheit der Entschließung, ob es verhandeln oder auf eine Konferenz gehen will, noch vollständig offen hält. Gegen- über dem formellen" Standpunkt und dem materiellen Inhalt der französischen Note wäre ein deutsches Konserenzangebot verfrüht urtd verfehlt gewesen." Der Vorbehalt des Rechtes Deutschlands , auch in Zukunft fried- liche Veränderungen der bestehenden Verträge herbeizusühren, ist durch die Presse stark ,u betonen. Ueber einen etwaigen Verzicht auf Elsaß-Lothringen ist auch aus Anzapfungen Im gegenwärligen Augenblick nöglichsi nicht zu debattleren. Die Reichstagsoerhandlung wird zu diesem Absag einen ergänzenden Hinweis auch auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker bringen müssen, der sich ebensowohl aus Elsaß-Lothringen . wie aus den Anschluß Oe st erreich? und die sonstigen Grenzen bezieht. Die»Rückwirkung" der zu schließenden Verträge auf die Be- setzung der 2. und 3. Zone, aus das Rheinlandabkommen sowie aus das Saargebiet ist als sachlicher Zusammenhang und nicht etwa zeitlich in dem Sinne gemeint, daß die neuen abzuschließenden Verträge vorhergehen mußten. Wir verlangen also, daß vor Ab- s ch l u ß der neuen Verträge sowohl sachlich« Erleichterungen, wie vor allem wesentliche Abkürzungen der Besetzung der 2. und 3. Zone und des Saargebietcs erreicht sein müssen, daß diese Fragen also für das endgültige Derhandlungs- oder Konferenzprograwm zu- gelassen sein müssen. Sonst ist gar nicht abzusehen, welche Vor- teile sich Deutschland von den französischen Dorschläoen versprechen sollte. Hier ist bei den Reichstagsverhandlungen scharf darauf zu achten, ob«in« Differenz mit dem Außenminister hervortritt, ob dieser also darauf verharrt, daß er erst nach Abschluß der neuen Verträge auf Grund der dann geschossenen Sachlage Erfolge für die 2. und 3. Zone erstrebt und erhofft.
fluswanüerung üer Gppositionsprejse? „Corriere della Sera " und„Stampa" nach Lugano. — „Avanti" nach Paris . Senf. 31. Zull.(Eigener Drahtberlchl.) Die.vasler Raklonalzeilung" meldet, daß der Mailänder»Eorriere della Sera" in Lugano gedruckt werden soll. Alle Vorbereitungen zur Auswanderung de» vlalte» feien schon getrosfeu, da eln neues ilalienisches Pressegesetz jede ob- jettiv« journalistische Arbeit unmöglich macheu werde und ein Daueroerbol de» vlalle» bevorstehe. In der gleichen Loge seien die anderen Opposillonsblätter, so die.Skampa" und der.Avanti", die gleichfall» Schrille zur Auswanderung nach Lugano und pari» unternommen hätten.
Ein Reuterbericht über Marokko . Add el Krims Hauptmacht noch gar nicht eingesetzt? London . 31. Zull.(MTV.) Reu l er meldet an» Malta : Zuverlässigen Insormatlonen au» Zes zufolge sind die französischen Strellträsle in Marokko bisher überhaupt noch nicht den regulären Truppen Abd el Krims gegenüber- gelrelen. sie haben vielmehr bisher lediglich von Abd el Krim organisierte Aufstände von Risslämmen zu unterdrücken versucht. Denselben Informationen zufolge soll Abd el Krim über min- deslens 2 5 0 0 9 gut bewassnete und wohldiszipli- nlerte Truppen verfügen. Es wird serner angenommen, daß Abd el Krim versuchen wird, bis Oktober durch lokale Aufstände von Rifstämmen die Franzosen zu beschäsligen. da dann die Regen- Periode beginnt, während welcher eine französische Ossensioe so gu« wie unmöglich ist. wie verlautet, beabsichtigt Abd el Krim dann sein« Hauptmacht einzusehen. Augenblicklich sollen sich nur etwa 4g sranzöflsch« vataillone in Marokko befinden, einschließlich der Sicherur.gsposten für die Verbindungslinie. Schätzungsweise wür- den die Franzosen etwa 100 000 Mann europäische Truppen be- nötigen, um der Loge mit irgendwelcher sicheren Aussicht aus Er- folg Herr zu werden. Die Spanier bleiben so gut wie unlälig. Ein spanisches Pulvermagazin explodiert. pari», 31. Juli. (MTB.) HavaS meldet au» Tanger : Da» Pulvermagazin von Larrasch ist gestern abend teilweise explodier». E» kam zu einer Panik. Der Sachsckaden ist bedeutend. Die Explosion wird auf ein feindliche» Attentat zurückgeführt. Keine grosse Offensive Nbd cl Krims. pari». 31. Juli. (Eigener Drahtberiibt.) Die Lage an der Marokkofront hat im Laufe der letzten 48 Stunden keine wesentliche Aenderung erfahren. Di« von Abdel Krim vorbereitete Offensive bat sich bi» jeyt noch nicht in vollem Umfange entwickelt. Wie der Sonderkorreipoudent de».TempZ" meldet, ist am Freitag morgen lediglich der Posten Ain Bu-Aisfa im westlichen Front«
abschnitt erstürmt worden. Da» Schicksal der Besatzung diese» Posten» sei unbekannt. Die Franzosen nutzten diese relative Ruhe- pause in den militSris»en Operationen dazu au», ihre Truppen umzugruppieren. Angeblich werden auch neue Verstärkungen au« Frankreich erwartet. Pstains Rückkehr. pari». 31. Juli. iEigener Trabtbericht.) Tie Ankunft de« Marschall » Pötain au« Marolko wird für Sonnabend früh erwartet. Der»Pari» Soir" stellt e» al» wahrscheinlich hin. daß nach seiner Ankunft«in außerordentlicher Kabinettsrat einberufen wird, um dem Marschall Gelegenheit zu geben, Bericht über die Ergebnisie seiner Marokioreise zu erstatten. Die politische Lage in Norwegen . Kommunistische Hilfe für die Rechtsoppofition. Oslo . 30. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Die Sommertagung de» norwegischen Storthing ist dieser Tage beendet worden, ohne daß die wiederholt erwarteten Regierungskrisen eingetreten sind. Immerhin erfuhr das liberal« Mtnderheitskabinett eine schwere Erschütterung durch den Plan einer Erhöhung der Ein- kommerrsteuer um 10 Proz., mit der die Sozialdemokratie zwar ein- oerstanden war, die aber von den Rechtsparteien und der Bauern- parte! abgelehnt wurde. Die Regierung hätte für ihren Plan immer- hin eine Linksmehrheit erhalten, wenn die K o m in u n t st e n sich der Erhöhung der Einkommensteuer angeschlossen hätten. Aber wie überall, so trieben die Moskaujünger auch hier das Kabinett in die Arme der Rechten. Die Folge war. daß die Einkommensteuer nur um S Proz. erhöht wurde und der Staatshaushalt im übrigen durch neu« Abgaben auf Tabak und Abstriche an den Sozialaus- gaben in das Gleichgewicht gebracht wurde. Auch in anderen Fragen hat die liberale Regierung den Rechtsparteien Zugeständnisse machen müssen. So wurde das Krankenkassengefetz oerschlech- tert und den Hausbesitzern das Recht auf freien Miets- wucher zugestanden. Eine Aufrollung des Alkoholproblems in diesem Jahr« im Parlament ist vorerst vermieden worden, obwohl die Frage im Mittelpunkt jeder Erörterung steht. Aber jetzt schon ist sicher, daß im nächsten Jahre eine neue Abstimmung über die»Trocken- legung" des Landes stattfinden wird, da sich die Parteien ihren Wählern gegenüber fast restlos verpflichtet haben. Der Kampf um die Art der Volksbefragung tobt jetzt schon grimmig zwischen den Alkoholgegnern und Alkoholsreundei». Die Regierung zerbricht sich den Kops, ob sie der Forderung der schärfsten Alkoholgegner nach- geben und auch den Wein in die Abstimmung einbeziehen soll. Bisher ist aus Einspruch von England. Spanien und Portugal der Genuß von Süßwein gestattet; würde daran etwas geändert, so wäre die Folge der Handelskrieg mit Spanien . Die Wogen des Kampfee werden auf alle Fälle im nächsten Jahr« über diese Frag« wieder sehr hoch gehen. Dabei wird von allen ernsthaften Politikern des Landes die Alkoholsrage verwünscht. i