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Nr. 383 42. Jahrg. Ausgabe A nr. 196

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Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

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Sonnabend, den 15. August 1925

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Paktkonferenz in Genf  .

Vertrauliche Besprechungen mit dem deutschen   Außenminister.

Unterrichtung Polens  .

Paris  , 14. Auguft.( WTB.) Außenminister Briand   verhandelte heute mit dem polnischen Außenminister Strzynski. Nach dem Journal des Débats  " hat Briand   ihn von der Note an die deutsche Regierung unterrichtet.

Der französische   Parteitag.

Bor wichtigen Entscheidungen.

Genf  , 14. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Am 1. September,| Laufe der nächsten Woche dem Reichskanzler übergeben werden soll, berufen. Ursprünglich war der Kongreß nur zur Prüfung vor Beginn der Tagung des Völkerbundsrates, werden die Außen- etwa 1500 Worte. minister Chamberlain, Briand   und Bandervelde in Genf   eine vertrauliche Besprechung haben. Es verlautet außerdem bestimmt, daß der deutsche   Außenminister Dr. Stresemann   hier­zu eingeladen wird. Man glaubt, daß diese Besprechung den Ab­fchluß des Sicherheitspattes fehr fördern wird. Ebenso follen die o ft europäischen Probleme in direkter Aussprache mit dem tschechi­fchen Außenminister Benesch und dem polnischen Außenminister Strzyniti behandelt werden. Mit einem deutschen   Aufnahme­gesuch in den Bölkerbund für die Septembertagung des Rates wird nicht mehr gerechnet. Die Aufnahme Deutschlands   foll gegebenen Falles auf einer Sonderkonferenz des Bölkerbundes im Winter er­folgen.

Die Sicherheitsnote.

Paris  , 14. August.  ( WTB.) Der Text der an die Reichs­regierung zu richtenden Note Frankreichs   in der Sicher heitsfrage wird heute vormillag Brüssel  , Rom   und Prag   über­mittelt werden. Dem in Paris   anwesenden polnischen Außenminister Sirzynski wird Briand   die Note im Laufe der Unterredung über­geben, die er heute vormittag mit ihm haben wird. Man nimmt hier allgemein an, daß die Note am kommenden Mittwoch oder Donnerslag durch den franzöfifchen Botschafter in Berlin   dem Außenminister Dr. Stresemann überreicht werden wird.

Die britische Zustimmung zur Antwortnote. London  , 14. Auguft.( WIB.) Nach Abschluß des gestrigen Bubinettsrats teilte Chamberlain in einer herzlich gehaltenen Kund gebung Briand   mit, daß das Kabinett sich die vereinbarte Faffung der französischen   Antwortnote voll und ganz zu eigen gemacht habe. Wie es heißt, umfaßt die französische   Antwortnote, die im

Düsseldorf   am 25. August geräumt. Die amtliche Mitteilung der Besetzungsbehörden. Düsseldorf  , 14. Auguft.( WTB.) Nach einer amtlichen mit teilung des Oberbefehlshabers der alliierten Bejeßungsarmeen, General Guillaumat, die heute dem Regierungspräsidenten übergeben wurde, haben die französische   und die belgische Regierung beschlossen, die Brüdentöpfe Duisburg und Düssel­ dorf   zu räumen. Die Räumung wird am 25. August 1925 um Mitternacht vollständig beendet sein. Die Grenze des besetzten Gebietes im Norden des Brückenkopfes wird in diesem Augenblid wieder an den Rhein   zurückverlegt. In dem Schreiben des Generals Guillaumat ist ferner der Erwartung Aus druck gegeben, daß bei Abmarsch der Truppen dieselbe Ordnung herrschen werde, wie sie bei der Räumung des Ruhrgebiets vor handen gewesen sei.

In Ausführung dieser Verordnung hat der Kommandierende General des 32. franzöfifchen Armeekorps, General Douchy, dem Regierungspräsidenten in Düsseldorf   mitgeteilt, daß die Kontrolle feitens der französischen   Besatzungsorgane in dem Brückentopf von Düffeldorf am 25. August 1925 um Mitternacht ihr Ende ge­funden habe.

Der Marokkokrieg geht weiter. Frankreich   will keinen Verständigungsfrieden. Paris  , 14. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Ministerpräsident Painlevé   hatte heute franzöfifchen Preffevertretern längere Erklä­rungen über die Lage in Marotto abgegeben. Es geht daraus hervor, daß die Regierung die von Abd el Krim   geforderte Aner­fennung der vollen Unabhängigkeit des Rifs ablehnt, und, un­geachtet der von dem Gegner bekundeten Verhandlungsbereitschaft, die Feindseligkeiten fortzusehen entschlossen ist.

Dieser Tage schrieb ein Madrider Blatt, der Liberal", mit Zustimmung der Militärzenfur, daß Spanien   gegen die Unabhängigkeit des Rifs nichts habe, wenn ihm nur sein alter Besitz in Nordafrika   bleibe. Das Blatt erklärte auch, daß Spanien   weitere Menschenopfer nicht bringen könne. Wenn das schon die Zensur des Primo de Riveira und seiner Generalstumpane zu drucken erlaubt, muß Spaniens   Bedarf an Krieg wahrlich gedeckt sein. Die nach rechts gerückte Re­gierung Frankreichs   aber will den Krieg bis zum bollen Sieg" fortsetzen trotzdem Abd el Krim einen bevollmäch figten Bertreter zur Einleitung von Friedensverhandlungen gefchickt hat allerdings zu den Spaniern.

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Wenn noch zweifel an der Parteitagsentscheidung unferer französischen   Genossen bestehen mögen, die Erklärung Bainlevés dürfte wohl Klarheit schaffen.

Verschärfung in Syrien  - Damaskus   geräumt! London  , 14. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Die Lage in Syrien   verschärft sich fortgesetzt. Einige Araber und Beduinenstämme haben, fich den aufständischen Drusen angea

Amerika   verlangt sein Geld­

Für den 15. bis 18. August hat die Sozialistische Partei Frankreichs ihren außerordentlichen Kongreß nach Paris   ein­der Tagesordnung des Internationalen Sozialistischen Kon­gresses in Marseille   und der Vorschläge der Parteileitung über die Reorganisation der Partei bestimmt. Aber die Entwick­lung der Innenpolitit, die durch den Sturz der Regierung Herriot  , die politische Orientierung der Regierung Painlevé  und die Maroktoaffäre gekennzeichnet wurde, hat die So­zialistische Partei vor einer Reihe neuer Probleme gestellt, die sid the auf dem Kongreß ihre Klärung finden müssen. Dies um so mehr, als die durch die Regierung Painlevé  - Caillaur ge­schaffene Mißstimmung, die sich durch die militärischen Ereig­nisse in Marokko   noch verschärft, auf die Partei selbst über­gegriffen hat. Die Meinungsverschiedenheiten, die bei ver­schiedenen Abstimmungen der sozialistischen   Fraktion in der Rammer zutagetraten, ebenso wie die lebhafte Diskussion, die seit Wochen in der Parteipresse geführt wird, verstärken das Interesse, das in der gesamten politischen Oeffentlichkeit dieser Tagung der Sozialistischen Partei entgegengebracht wird.

und Belgien   will es nicht zahlen. Brüssel  , 14. August.( Eigener Drahtbericht.) Die Haltung der Bereinigten Staaten gegenüber der belgischen Mission zur Regelung der Schulden Belgiens   an Amerila hat in Brüffel Bestürzung hervorgerufen, um so mehr, als an diese Miffion übertriebene Hoff nungen gefnüpft worden waren. Jetzt weiß man, daß Amerika Bel­gien die gleichen Bedingungen auferlegen will, wie sie Eng.  land auf sich genommen hat. Soweit die Amerikaner Erleichte. rungen zugestehen wollen, sind sie nur vorübergehend und müffen später durch schwerere Bedingungen aufgewogen werden. Vor allem wollen die Amerikaner von einer Streichung irgend eines Teiles der belgischen Schuld, die die Belgier unter Hinweis auf Wilsons Versprechen verlangen, nichts hören. Man hält den pölligen Abbruch der Berhandlungen und die Rückkehr der belgischen Mission für nicht ausgeschlossen. Unter diesen Umständen spricht man von der Möglichkeit der Einberufung des Barlaments während der Ferien.

Washington  , 14. Auguft.( WTB.) Die Verhandlungen über die Schulden Belgiens   bei den Bereinigten Staaten wurden ver­tagt. Am Montag wird zwischen Präsident Coolidge   und Schatz. fefretär Mellon eine Besprechung stattfinden, bei der Senator Smoot die amerikanische   Kommiffion vertreten wird.

schlossen. Die französischen   Behörden befürchten, daß die Be­

wegung fehr bald über das Gebiet des Dichebel Hauran hinaus greifen wird. Die Situation hat sich so zugespitzt, daß am Freitag alle franzöfifchen Abteilungen aus Damastus zurüdgezogen werden mußten.

Die Schlacht von Tientsin  .

Biele Verwundete weggebracht. Tienffin, 14. August.( Reuter.) Von den bei den geftrigen Zusammenstößen Verwundeten, wurden 20 Streifende und 9 Polizei beamte in das Krankenhaus eingeliefert, fünf der ersteren und einige Polizeibeamte find so schwer verwundet, daß an ihrem auftommen gezweifelt wird. Vermutlich find viele ber verwundeten Streifenden, um sie der Verhaftung zu entziehen, in die umliegenden Dörfer gebracht worden. Von chinesischer Seite. werden die Ausländer für die Unruhen verantwortlich gemacht.

Bombenattentat in Cherson  .

Kiew  , 14. August.( TU.) Im Chersonschen Sportklub fand während einer Sigung des Sportvereins der fommunistischen Jugend eine Explosion statt. Es wurden zehn Berfonen ge­tötet und über 20 Personen verwundet. Unter den Verwundeten und Toten befinden sich mehrere Mitglieder der politischen Hauptverwaltung. Aus Charkow   ist eine Untersuchungs­tommiffion nach Cherson   abgereift.

Deutschvölkisches Rowdytum.

Ueberfall auf Reichsbannerleute. Breslau  , 14. August.( Eigener Drahtbericht.) In Guttentag  ( Oberschlesien  ) kam es im Anschluß an eine Feier der Kriegs beschädigten zu Schlägereien zwischen Deutschböllischen und Reichs bannermitgliedern. Mehrere Reichsbannerleute wurden von Deutsch  völlischen und Landesschüßen mißhandelt und schwer verletzt. Der einzige diensthabende Polizeibeamte und mehrere Hilfsbeamte standen den Schlägereien machtlos gegenüber. Ein Rädelsführer der Deutschvöllischen konnte schließlich verhaftet werden. Gegen sämtliche Terroristen ist anzeige wegen Landfriedens bruchs erstattet worden. Die polizeilichen Ermittelungen, die bereits abgeschlossen sind, haben ergeben, daß die Schuld lediglich bei den Landesschüßen und den Deutschvölkischen liegt, die die Mit glieder des Reichsbanners beläftigt und sie nachts ohne weiteres auf den Straßen überfallen und mißhandelt haben.

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Zusammenstoß mit Hakenkrenzlern in Wien  . Beriammlung der nationaliozialistischen Partei beim Weigl zogen Wien  , 14. Auguft.( WTB) Nach einer ruhig verlaufenen Wien  , 14. Auguft.( WTB.) Nach einer ruhig verlaufenen die Teilnehmer aur Lobkowizbrüde, wo sie sich in einzelne Gruppen auflösten. Hierbei fam es zu Zusammenstößen mit politischen Gegnern. Die Sicherheitswache schritt ein und stellte die Drdnung wieder her. Eine größere Anzahl Personen wurde von der Sicherheitswache angehalten und gegen sie ein Berfahren wegen öffentlicher Gewalttätigkeiten eingeleitet.

Das Interesse fonzentriert sich vor allem auf die Stel­Iung der Partei zur gegenwärtigen Regie­rung und zu einem möglichen Regierungswechsel, wie auf die Frage, inwieweit die bisher von der Parlamentsfraktion eingenommene Haltung mit den früheren Beschlüssen der Par­tei übereinstimmt. Daneben steht im Vordergrunde die Frage, welche Stellung die Partei gegenüber dem Krieg in Ma­Eptto einzunehmen hat und mit welchen Mitteln sie ihre zum Frieden drängende Politik durchführen soll.

Zu der ersten Frage hat Genosse Brace vor kurzem in einem Artikel im Combat Social", dem Wochenblatt der Pa­ riser  

Parteiorganisation, Ausführungen gemacht, die die ver­fchiedenen Meinungen innerhalb der französischen   Partei charakterisieren. Er schrieb:

Der Hintergedanke, der auf all diesen Beratungen( der Bar­lamentsfrattion) laftete, war die Teilnahme an der Regierung. Da­nach gliederten sich unsere Abgeordneten in drei Gruppen: Erstens,

biejenigen, die diese Teilnahme für möglich halten und sie herbeizu führen wünschen. Deshalb trachten sie die Bildung einer Links­mehrheit zu beschleunigen, nötigenfalls durch den Sturz einer Re­gierung. Zweitens, diejenigen, die diese Teilnahme gegenwärtig für durchführbar halten, aber darin eine Gefahr für die Partei erblicken. Daher bemühen sie sich, den Augenblick, da die Partei an die Schwelle der angeblichen Macht" gestellt märe, hinauszuschieben und find bereit, nötigenfalls eine unzulängliche oder zweifelhafte Regierung zu unterstüßen, um der Partei die Entscheidung über die Frage der Regierungsteilnahme zu ersparen. Drittens, diejenigen, die gegen die Teilnahme an der Regierung sind und meinen, daß dies nicht einmal in Frage stehe. Sie lassen sich nur von dem Ge­banken leiten, was in jedem einzelnen Fall eine Partei zu tun hat, die das Proletariat vertritt.

Genosse Bracke selbst gehört zu denjenigen, die die Bedin­gungen für eine Beteiligung der Sozialisten an der Regierung nicht gegeben sehen. Er vertritt aber in der Frage des Links­fartells einen Standpunkt, den man als bedingte Unter­stüßungspolitit" bezeichnen könnte. Im Populaire", der Halbmonatsschrift der Partei, vom 1. August formuliert er feine Stellung zur Unterstügungspolitik mit folgenden Borten:

"

Hier dürfen wir nur einer Regierung unsere Unterstützung leihen, die imftande ist, dem Maffenwillen der Arbeiterklasse und ihren sozialen und politischen Forderungen Rechnung zu tragen. Eine solche Regierung darf aber nur dann unsere Unterstützung er. halten, wenn die Vereinbarungen ökonomischer oder politischer Art derart sind, daß die Partei die Berantwortung vor der Arbeiter. tlasse zu tragen vermag.

Im Einklang mit dieser Auffassung sind tatsächlich auf einigen in der vorigen Woche abgehaltenen Bezirksparteitagen mit großer Mehrheit Beschlüsse angenommen worden, die sich für den Abbruch der Unterstügungspolitik gegenüber dem Ka­binett Painlevé   und gegen die Beteiligung an einer bürger­lichen Regierung aussprechen. Besonders bezeichnend war die auf dem Bezirksparteitag für Groß- Paris angenommene Re­folution Blum- Brade- 3yromsti usw., wonach die Partei die volle Handlungsfreiheit gegenüber dem Ka­binett Painlevé   wiedererlangen müsse, jedoch bereit sei, die Wiederaufnahme der Unterstützungspolitik ins Auge zu fassen, fobald die äußeren Umstände, die diese Politik im Juni 1924 empfohlen hätten, fich von neuem bieten würden.

Sind in der Frage der Kartellpolitik und der Regierungs­beteiligung starte Gegensäge in der französischen   Partei zutage­fchiedenheiten, die u. a. auch in den Abstimmungen der sozia­getreten, so nicht minder in den Fragen, die mit dem Ma= rottotrieg in Verbindung stehen. Diese Meinungsver­liftischen Kammerfrattion in die Erscheinung traten, haben be­fanntlich auch die Julifikung des Bureaus der Sozialistischen Arbeiterinternationale in London   beschäftigt. Nach einer aus­führlichen Darstellung des Genoffen Renaudel über die Derschiedenen Auffassungen, die in dieser Frage innerhalb der