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Internationaler Mchtstunöentampf. Vollsitzung des Marseiller   Kongreffes.
Marseille  . LS. August.(Eigener Drahtbericht.) Die dritte Dollsitzung des Internationalen Sozialistenkongresses gestallete sich zu einem einmütigen Bekenntnis für den Kampf um den Acht- st u n d e n t a g. Die Haltung Deutschlands   und Englands zu dieser Frage stand im Mittelpunkt der Beratungen. Auf sie berufen sich alle anderen reaktionären Regierungen, die einer Rati» fikation der Washingtoner Konvention ablehnend gegenüberstehen, und solange diese Staaten nicht ratifizieren, dürfte vorläufig der Achtstundentag nicht überall Wirklichkeit werden. Es ist deshalb zu verstehen, wenn die Vertreter der kleinen Länder insbesondere an die deutsche und englische Arbeiterschaft appellieren, ent- schieden für den Achtstundentag zu kämpfen. Zu Beginn der Sitzung genehmigte der Kongreß den Bericht der Mandatsprüfungskommission, den Cri spien erstattete. Auf Dorschlag Bracke- Frankreich wurde beschlosien, dem russischen  Genossen Paul Axelrod in Berlin   zum 75. Geburtstag die herz- lichsten Glückwünsche des Kongresses zu übermitteln. Als Referent über die Frage der Arbeitszeit verwies Tom Shaw zunächst darauf,- daß der Achtstundentag bereits im Bersailler Der- trag vorgeschrieben ist. Es ist bezeichnend, daß die Sieger- mächte bis auf das Letzte auf der Durchführung dieses Vertrages bestehen, aber nicht bei dem einzigen Vorteil, den dieser Bertrag den Arbeitern bringt! Die englische   Regierung hatte sich erst kürzlich gegenüber der Parlamentsfraktion der Labour Party   aus- drückllch geweigert, die Washingtoner Konvention zu rati­fizieren, und seitdem sie am Ruder ist, hat das hoffnungsvolle Er- gebnis der Berner Konferenz der Arbeitsmtnister die gegenteilige Auslegung erfahren, von der, die ihr zugedacht war. Shaw betrachtet weiter die internationale Propaganda für den Achtstundentag unter Führung des Internationalen Gewerk- s ch a f t s b u n d e s als die Boraussetzung für das glückliche Ende des großen Kampfes um eine sozial gerechte und gesundheit- lich notwendige Arbeitszeit. Dieser Kampf soll gleichzeitig für die Handelsangestellten, Seeleute und landwirtschaftlichen Arbeiter ge- führt werden, denen bis jetzt aus der Washingtoner Konvention ein Recht auf den Achtstundentag nicht zugesichert ist. Abschließend benutzte Shaw die Gelegenheit, den Führern der internationalen Arbeiterschaft anläßlich seines Abschieds aus dem Sekretariat der Internationale seinen herzlichen Dank für die Ihm zuteil gewordene Unterstützung auszusprechen. Lebhafter Beifall dankte ihm für das, was er für die internationale Arbeiterbewegung als deren Sekretär während zweier Jahr« geleistet hat. Den Ausführungen Shaws schloß sich eine kurze Debatte an, m der Habermann für die tschechoslowakische Delegation ein« inter  - nationale Propaganda um die einheitliche Führung des Kampfes um den Achtstundentag für erforderlich erklärte. Besonder« Ach- tung verdienen die Worte des belgischen Gewerkschaftsführers Mertens. Er hält es für erforderlich, schon in der kommenden Woche den Regierungen der einzelnen Länder unter Ausnutzung aller Mittel ihre in Washington   eingegangenen Derpflichtungen ins Gedächtnis zurückzurufen. Sein Wunsch ist, daß bereits im No< vcmber die wieder zusammentretenden Parlaments mtt Unter- stützung der Gewerkschaften des betreffenden Landes eine parlamen- tarischs Aktion für die Ratssikation der Washingtoner Konvention einleiten. Er wünscht das, weil sich nach seiner Ansicht die Be- strebung«n großer Länderregierungen, der Arbeiterschaft nicht ohne Zwang die geforderte Arbeitszeit zu gewähren, schließ'ich zu einer Gefahr für die sozialen Gesetze auswirken, wo es selche gibt und wo der Achtstundentag erworben ist. Die Gegenwart bestätige diese Auffassung! Es zeige sich schon heute, daß sich in gewissen Ländern, die den Achtstundentag eingeführt haben, Gegenströmun- gen unter der Begründung geltend machen, daß die angrenzenden Länder immer noch eine längere Arbeitszeit gestatten und infolge- dcssen die Wirtschaft des eigenen Landes b.«droht ist. Auch in Belgien  , dessen sozialistischer Arbeitsminister dem Parlament in- zwischen einen Gesetzentwurf zur Ratifikation der Washingtoner Konvention ohne jede Voraussetzung oder Bedingung vorgelegt hat, gehen die reaktionären Arbettgeber mit jenen Argnnienten gegen den Achtstundentag hausieren, wie sie heute z. B. in der Tschecho- slowakci an der Tagesordnung und in Deutschland   täglich in jedem A critgeberblatt zu lesen sind.
Aus Solidarität gegenüber den Arbeitern, die sich den Acht- stundentag erkämpft haben, will Mertens deshalb eine große inter, parlamentarische Aktion und eine außerparlamentarische Handlung durch die dem Internationalen Gewerkschaftsbund angeschlossenen sieben Millionen Arbeitnehmer aller Länder eingeleitet wissen. Be- merkenswert war in diesem Zusammenhang die Mitteilung des belgischen Arbeiterführers, daß schon in allernächster Zeit eine Kon- ferenz der Arbeitsininister von England, Deutschland  , Frankreich  und Belgien  , wahrscheinlich in Genf  , stattfinden solle. Er forderte aus diesem Grunde die einzelnen Delegationen aus, dafür zu sorgen. daß während dieser Konserenz die Ratifikation nicht noch mehr sa- dotiert werde als bisher schon geschehen. Der eigentlich« Sinn der Besprechungen solle nämlich nicht in einer Vereinbarung zur all. gemeinen Durchführung des Achtstundentages, sondern in der Er- örterung darüber bestehen, wie die Annahm« der Washingtoner Konvention verhindert werden kann. Als Mertens seine Aus- führungen beendet hatte, zollt« ihm der belgische Außen- minister, der am Vormittag in Marseille   eingetroffen way lebhaften Beifall. Den Schluß der Tagung bildeten kurze Ausführungen eives polnischen und eines österreichischen Bertreter» rlber den Stand der Arbeiterbewegung in ihren Ländern. Dann wurde die Entschließung über den Achtstundentag einstimmig angenowmeu. Die letzte Plenarsitzung findet am Mittwoch um Z Ahr nachmittags statt. Arbeitslosigkeit unö Sachlelsiuagea. Varls, 25. August.(TU.) Im Songreßausschuß für die Arbeits­losenfrage wandte sich die englische Delegatton gegen die Deutsch- land auferlegten Sachleistungen, Naturalleistungen, die der H a u p t- land auferlegten Sachleistungen, die der Hauptgrund der Ar- beitslosigkeit in England feien. Es wurde ein Antrag des deutschen  Delegierten D i ß m a n n» der seststeltt, daß die Arbeitslosigkeit. durch die aus den Verträgen stammenden ungelösten Problems verschärft worden ist. angenommen. West- unö Gstfragen im /tassihuß. V. Seh. Marseille  , 25. August.(Eigener Drahtbericht.) Gestern nachmittag tagte die Kommission für die W e st f r a g«.n. die speziell die Paktfrage behandell. Die Diskussion, an der namentlich Breitscheid  , Renaudel, Otto Bauer   und Pierard(Belgien  ) teil- nahmen, hinterließ den Eindruck, daß eine Einigung Verhältnis» mäßig leicht sein dürfte, da di* Engländer fast allein iin kühler Stellungnahme zum Patt bleibest, während die Franzosen und die Deutschen   bis auf einige Nuancen miteinander konform gehen. Es wurde eine Untertommission gebildet, die au« den bisherigen Hauptreferenten Buxton  , Hilferding  , Blum und Hillhuitt. sowie Otto Bauer  , Engberg und Renaudel besteht. Scho/eriger dürste die Einigung in der Ostsragen-Kommission werden, in der die verschiedenen Parteien Rußlands  , der Tfchechosltwafei. Polens  und des Balkan  « auf eine gemeinsame Resolution verpflichtet werden sollen. die Stimmenverteilung. Marseille  . 25. August.(Eigener Drahtbericht.) Nach Beschluß der Exekutive oerteilen sich die 312 Stimmen, auf dem Kongreß folgendermaßen auf die vertretenen Läulder: England 40, Deutschland   4 0, Frankreich   25. Belgken 17, Italien   16, Schweden   13, Dänemark   12, Vereinigte Sfvaten 11, Holland II. Ungarn   10. Die kleinen Länder bzw. Parteien, wo in einem Staat mehrere bestehen(Nachsolgestaaten!) haben je vier, drei, zwei oder auch nur eine Stimme. Internationale öer sozialistischen Lehrer. Brüssel  . 26. August.(Eigener Drabtberichu) Der Internationale Kongreß der Lehrergewerkswaiien begann s/ine Arbeit am Diens- tag im Brüsseler   BoltshauS. Verlrclen sind Deutschland  , Frankreich  . England, Deutschösterreich, Italien  , Rußland  , Jygo- jlawien, Portugal   und Belgien  . Vor Eiirrrrtt in die Tagesordnung nahm der Kongreß einstimmig eine Sympaihie- Kundgebung sür die streikenden Metallarbeiter und Buchbinder Belgiens   und die fraiizönschen Bankangestellten an. Außerdem beschloß der Kongreß, den Streikenden auch maierielle Hilfe anzubieten.
die Räumung am Rhein  . Ter Sieg der Vernunft. Die Räumung des Sanktionsgebiets von Düsseldorf   und Duisburg   bedeutet als Einlösung eines dem verftändigungs- bereiten Deutschland   gegebenen Versprechens einen moralischen Sieg der Republik  . Noch wenige Tage vor dem Abzug der Franzosen   und Belgier konnte man in.nationalen' Kreisen mit bangem Hoffen Zweifel über den endgülligen Vollzug des Rück- marsthbesehls aussprechen hören. Wenn man auch die zurückhaltende und beherrschte Haltung der Besatzungstruppen gerade in der aller- letzten Zeit anerkennen muß als eine Folge der politischen Reu- orientierung Frankreichs   vom 11. Mai o. I., so ist eben doch ein okkupiertes Land okkupiertes Land, und Kriegsgerichte, Truppenpolizei und militärische Verwallungsmethoden sind wohl nirgends geeignet, den Arbeitssrieden und die Schaffensfreude zu erhöhen, besonders in einem ausgepowerten und seelisch nieder- gedrückten Land. Die Besatzung von Duisburg   und Düsseldorf   betrug zunächst wenige tausend Mann. Mit der zum Ruhrkrieg führenden zu- nehmenden Spannung wurde sie schließlich auf 20 000 30 000 Mann erhöht. Die Stadtverwaltungen hatten keine leichte Aufgabe mtt der Unterbringung solcher Truppenmassen auf diesem engen Raum. Anfang 1925 waren z. B. in Düsseldorf   noch besetzt: 7 Kasernen, 20 Schulen. 12 Turnhallen, 14 Fa- b r i k e n und eine große Zahl von Gebäuden der städtischen und staatlichen Verwaltung. In 5000 Quartieren und 40 Prioathäusern, die vom Giebel bis zum Keller abgetreten werden mußten, waren die Offiziere, Unteroffiziere und Verwaltungsbeamte unter- gebracht. Als sich die Stadt weigerte, eine neue Kaserne zu bauen, wurde als.Sanktion' die Turnhalle, der Zoologisch« Garten, der Kunstpalast und der größte Test des Regie- rungsgebäudes besetzt. Diese Eingriffe in die Selbstverwaltung der durch Besotzungstruppen belegten rheinländischen Gemeinden stellen zweifellos den dunkelsten Punkt des ganzen Besatzungsregimes dar. Die Handhabe dazu liefert das Rheinlandabkommen, das im An- schluß an das Londoner   Abkommen einiger grundlegender Aende- rungen bedurft hätte. Dieses Rheinlandabkommen ist ja seinerzeit abgeschlossen worden unter dem Druck eines übermächtigen Be­satzungsheeres mtt den Methoden einer Gewaltpolitik, die heutzu- tage glücklicherweise doch als ein überwundener Standpunkt hinter uns liegt. Dazu besteht das Gremium der Kommission aus einem Franzosen, einem Belgier und einem Engländer, der in allen grundsätzlichen Fragen von seinen beiden Kollegen über- stimmt wttt». Dawes-Abkommen und Sicherheitspart vertragen ein derartiges Instrument, das lediglich auf der Allmacht des .Stadtkommandanten' basiert, nicht mehr. Ebenso wäre die Amuestierung der von den Kriegsgerichten in Düsieldorf und Duisburg   Verurteilten als ein Akt der Loyalität und des Der- ständigungswillens von selten der Bevölkerung dankbar empfunden worden. Die Mitnahme dieser Sündenböcke aus der Zett des Ruhr- kämpfe» und der Inflation durch die Truppentelle zeigt aber wieder einmal, wie die große Geste der hohen Politik, die über den Ab- marsch der Truppen entschied, im Stillen sabotiert wird durch den gehässigen Feldwebelgeist der Militärs. Die Räumung Düsieldarfs bedeutet vor allem den Abbau eines ehemals so wichtigen Vorpostens der französischen nationa­listischen Offiziersclique, die von hier aus ganz offen gegen den �berkommissar' Ttrard und die Rheinlandkommission konspirierte. Ludendorff  , Tirpitz und Bauer in graublauer Uniform am Rhein  . Dieselbe Elique, ob sie nun von Osten nach Westen oder von Westen nach Osten über den Rhein   hinüberagiert und politisiert! Ihr Werk war die Politik der Reitpeitsche und der.g e- panzerten Faust', mit der der Marschall Degoutte den hohen Zivilbeamten der Rheinlandtommission und der Ministerien in Paris  , selbst unter H e r r i o t» Präsidentschaft noch, die eigentliche Gewalt über da» Rheinland   entriß zur höheren Ehre des Hasses zwischen den Nationen und der Verewigung ihres Handwerks. Diese Gespenster sind nun glücklicherweise verslogen von Düsseldorf  , dieser mehrjährigen Zentrale einer französischen   Haß- polttik am Rhein  . Die deutsche   Arbeiterschaft hat ollen Grund, sich über das Ende dieser nun glücklich überwundenen Periode am wichtigsten Berkehrspunkt zwischen Ruhr und Rhein   zu freuen. Die Proletarier des größten Binnenhafens des Kontinents waren es, die, bodenständig durch ihre Besitzlosigkeit und ihrer Hände Arbeit, die Opfer in erster Linie zu tragen hatten, die jede militärische Besetzung mit sich bringt. Ihre Opferbereit- schaft und ihr stilles Heldentum waren es, die über die undankbare Arbett eines W i r t h und R a t h e n a u, über die Nervenprobe einer vernunftgemäßen Derständigungpolitik hinweg den Tag reifen ließen, der ihnen die Freiheit brachte auf Grund des sieg- haften Gedankens vom neuen Völkerrecht!
Ruprecht in Würzburg  . Verlegung der monarchistischen Propaganda nach Nordbayern. München  . 26. August(Eigener Drahtbericht). Der ehemalig« bayerische Kronprinz Ruprecht   hat seit einiger Zeit den Schauplatz seiner monarchistischen Propagandatätigkeit sür Baherntreue zum angestammten Hause Wittelsbach nach Franken   verlegt und läßt sich in dem angestammten Altbayern   durch seinen Sohn, den 19jShrigen.Erbprinzen' Albrecht und seinen Bruder Alfons der« treten. In Franken krönt Ruprecht durch sein Erscheinen zahlreiche Krieger- und Schützenfeste und besucht sogar Waisenhäuser, wobei die Waisenlinder vor ihm antreten und die Regierungsbeamten der bayerischen Republik ihn beglückt begrüßen. Um sich dieser Tätig- keit noch bester widmen zu können, will Ruprecht jetzt, wie der .Fränkische Kurier' zu berichten weih, im Winter im Würz- burger Schloß.residieren', das viele Besucher Süddeutschlands  als eine der schönsten deutschen   Barockbauten kennen.
Die Reaktion in Thüringen  . Abbau deS Selbstverwaltungsrechts der tScmeiuden. Weimar  , 26. August.«Eigener Drahibericht.) Die thüringische Regierung will die.Reform' dex Landesgesctzgebung in ihrem Sinne weiter fortsetzen. Sie wird dem Landtag bei seinem Zu- sammcntritt Gesetzernwürse zu einer S t o a t S v e r w a l tu n g S- o r d n u n g und einer Gemeinde- und Kreisordnung vorlegen. Die vor Monaien erfolgten Abänderungen der Gemeinde- und KreiSordnung beftiedigten die Regierungsparteien keineswegs, man rrägt sich pstlmehr mit der Absicht, die Selbstverwal- tung der thüringischen Gemeinden weiter einzuschränken. Da bisher nichts Nähere» über den neuen Entwurf einer Gemeinde- und KreiSordnung bekannt geworden ist, kann nicht gesagt werden. ob das von den NechtSparieien gewünschte Zweikammersystem in den Gemeinden eingeführt werden soll. 5ri ed«a»miele la Lübeck. Der Senat der Freien Stadt Lübeck  hat al» erste« deutsche  « Land die Miete ab 1. September aus 100 Proz. FriedenSmiet e festgesetzt.
Frankreichs   Schulüen. Geringe Aussichten auf Einigung. Paris  . 25. August.(Eigener Drahtbericht.) Die in Paris   vor- liegenden Nachrichten über die Londoner   Verhandlungen zwischen Caillaux   und Churchill   zur Regelung der französischen   Schulden lassen erkennen, daß die Aussichten auf eine baldige Einigung sehr g e r i n g sind. Nach demParis Soir' ist es wahrscheinlich, daß die beiden Finanzminister sich auf einen Meinungsaustausch beschränken: die endgültige Regelung werde auf später ver­schoben werden. Das Blatt weist daraus hin, daß die Regelung der französischen   Schulden an England eng zusammenhängt mit einem franzostsch-a merikanischen Schuldcnabkommen. Infolge- dessen könne zwischen Frankreich   und England keine Abmachung zustandekommen vor einer Regelung zwischen Frankreich   und den Vereinigten Staaten  . Eine in London   herausgegebene offizielle Mitteilung stellt fest, daß die Verhandlungen eincn.normalen Verlaus' genommen haben. Di« Hauptfrage sei die Festsetzung der französischen   Jahres- Zahlungen sowohl aus den eigenen Mitteln, als auch in der Form der Ueberweisung aus den Eingängen des D a w e s- P l a n e s. England wolle diese Ueberweisungen auf ein Mindestmaß be- schränken, während Frankreich   bestrebt sei, die Zahlungen, die das französische   Schatzamt zu leisten hatte, so gering wie mög- lich zu gestalten. Die Unterhaltung Caillaux  ' mit dem Präsidenten der Bank von England  , Montague Norman  , habe sich auf die Möglichkeit einer Abänderung des zwischen Frankreich   und der Bank von England   1923 abgeschlossenen Abkommens über die Rege- lung der sogenannten kommerziellen Schuld bezogen. Die Rückzahlung dieser Schuld von 1300 Millionen Goldfranken wurde in diesem Abkommen auf die Zett von 1924 bis 1930 festgesetzt. Das Bestreben des französischen   Finanzministers ginge dahin, die Rück- Zahlung der kommerziellen Schuld auf eine längere Zeitdauer auszudebnen, um auf diese Weise versügbare Mittel zur Rückzahlung der Kriegsschuld zu erhalten. Am Abend: Aussichten gebessert. London  , 25. August.(Eigener Drahtbericht.) Nachdem die Londoner Presse zu Beginn der Verhandlungen Churchill-Caillaux das französische   Angebot von 200 Millionen Goldmark überein­stimmend als indiskutabel bezeichnet hatte, übte sie seitdem größte Zurückhaltung. Die Folge dieser musterhaften Disziplin ist allerdings, daß in London   die Kommentare und Meldungen der Pariser   Presse vorherrschen, deren Einstellung gegenüber der britischen   Forderung in England unverkennbar Miß»
st i m m u n g hervorgerufen hat. Man hat den Eindruck, daß 360 Millionen Goldmart jährlicher Zahlungen Frankreichs   die unterste, für Großbritannien   annehmbare Grenze darstellt und daß ein größeres Entgegenkommen Ehurchills auf schärfste G e g- n e r s ch a s t in und außerhalb des Parlaments stoßen würde. Wäh- rend die Morgenpresse om Dienstag durchaus pessimistisch eine Eini- gung zwischen Caillaux   für unwahrscheinlich hielt, herrschte am Abend auf Grund der Besprechungen, die tagsüber Caillaux   mit dem Tou- oerneur der Bank von England  , mit Mac Kenna und Ehur-bill gehabt hat, der Eindruck vor, daß Frankreich   der englischen Forderung weiter entgegenkomme als erwartet wurde. Auch die V e r- s ch i e b u n g der Abreise Caillaux' auf Mittwoch bzw. Donnerstag wird allgemein günstig beurteilt.
Awifchenfälle in Paris  . Polizeiangriff auf streikende Bankbeamte. Paris  , 25. August.(MTB.)-Heute nachmittag baben sich an zwei Stellen der Stadt Paris   sehr schwere Zwischenfälle ereignet. An der Untergrundstation Barbes und auf dem Boulevard de la Chapolle wurden Bankbeamte, die gerade aus einer Versammlung kamen, von Polizeibeamten ohne vorherige Warnung mit blanker Waffe angegriffen. Dabei sind mehrere strei- kende Bankbeamte, darunter auch Frauen, oerletzt worden. Auf Grund dieser Vorgänge begab sich abends eine Abordnung des Zentralstreikkomitees der Bankbeamten zur Polizeipräfektur und protestierte gegen diese Zwischenfälle. Auf der Polizeipräfektur gab man die Zusicherung, daß derartige Zwischenfäll« sich nicht wiederholen würden und daß die Schuldigen bestraf würden.
Neues Aufflammen in Sprien. üonstantlnopel, 25. August.(Eigener Drahtbericht.) Ganz Syrien  ist fest Sonntag infieberhafterAufregung. Die türkischtn Zeitungen bezeichnen den bisherigen Stillstand als eineNuhe vor dem Sturm. Nach arabischen Quellen breitet sich der Drusenauf- stand immer mehr aus. Eine grohaugelegteOffensiveder Eingeborenenstämme wird täglich«.rwartet.
Zn Peking   haben die chinesischen   Angestellten der englische« Gesandtschaft den Streik beendet.