und Schlafgelegenheit warten, können öffentliche Bauten nicht vollendet werden— das Unternehmertum befiehlt es so, weil es sich in seinem kapitalistischen Profitstreben gestört und gehindert sieht!
Die machtlose Regierung. Gewerkschafter über die Teuerungsaktiou. Gestern, Donnerstag, fand«ine Besprechung zwischen den Spitzengewertschaft«n und der Regierung über die Verbilligungsattion statt. Der ADGB . war durch die Genossen K n o l l, S p l i e d t, Eggert, Dr. A r o n, der AfA-Bund -durch den Genossen Schweitzer, die chirsch-Dunckerschen durch L e m m e r und die Christlichen durch Brost vertreten. Von der Regierung nahmen Staatssekretär Trendelenburg und Ministerialdirektor Dr. Schäffer an der Besprechung teil. Dr. Schäsfer legt« in großen Zügen das Verbilligungsprogramm der Regierung dar und betonte hinsichtlich der Lohnforderungen der Gewerkschaften, daß es durchaus nicht in ihrem Interesse läge, wenn eine Senkung der autonomen Zölle in den Handelsvertragsverhandlungen durch Lohnforderungen der Gewerkschaften, die an und für sich die Preispolitik der Regierung durchkreuzen müßten, verhindert würde. Die vertretenen Spitzenorganisationen nahmen sodann Stellung zu den Ausführungen der Regierung. Ihre Darlegungen bewegten sich durchweg auf der gleichen Linie und gingen dahin, daß man der Regierung den guten Willen zur Preissenkung nicht absprechen , könne, daß man aber nicht an ihre Macht und an ihre Fähigkeit glaube, das verbilligungsprogramm durchzuführen. U. a. wies Genosse Eggert in längeren Ausführungen auf die Preisverbilligungsaktion der Regierung Luther im Herbst 1924 hin. Es waren von der Regierung damals sehr wichtige Maßnahmen, wie die Verminderung der Umsatzsteuer, Frachtermäßigungen, Er« höhung der Wirtschaftstredite und Verlängerung der Umlaufzeit von Warenwchescln ergriffen worden. Eine Auswirkung auf die Preise hat sich nicht gezeigt, weil das Unternehmer» tum mit Preissteigerungen bewußt den Absichten der Regierung entgegengewirkt hat. Das fei eine bittere Lehre für die Gewerkschaften gewesen. Wenn sie jetzt der Regierung den guten Willen nicht absprechen, können die Gewerkschaften aber nicht an ihre Macht glauben, die Preise zu senken. Denn in den WIrtschasiskreisen habe Eigennutz und Eigensucht eine Atmosphäre geschaffen, in der die Reglerungsmaßnahmen keinen Raum haben. Auf Grund der Erfahrungen mit der letzten.Preis- senkungsaktion find die Gewerkschaften zu der Klarheit gekommen, daß nur rücksichtslose Lohnkämpfe auf das Kartell- und Preisunwesen bereinigend wirken können. Angesichts der neuen Bestrebungen der Regierung können und wollen sie ihre Lohn- sorderungen nicht abstoppen. Das ist schon aus dem Grunde nicht möglich, weil die Lohnforderungen der Gewerkschaften nicht die kommende Teuerung im Auge haben, sondern nur für die in den letzten Wochen und Monaten eingetretene Teuerung einen Ausgleich schaffen wollen. Den Ausführungen Eggerts pflichteten die anwesenden Gewerk- schaftsvertreter in jeder Hinsicht bei. Damit hatte die Sitzung ihr Ende erreicht. Die Gewerkschaften haben ohne jede Enttäuschung die Sitzung verlassen, da sie der Aktion der Regierung von Anfang an ohne jede Hoffnung entgegengesehen haben.
Die Krise im Zentrum." Westfälische Zentrnmsarbeiter und der Austritt WirthS. Münster i. M.. 27. August.(Eigener D rahtb e ri chk.) Der Austritt Dr. Wirths aus der Reichstagsfraktion des Zentrums hat in den Kreisen der christlich organisierten Arbeiter Westfalens großes Aufsehen erregt. Bezeichnend ist, daß dip gesamte Zentrums- presse Nordwestdeutschlands , an der Spitze die münsterschen Organe, die Sache nur kurz berichten, im übrigen aber völlig totschweigen. Es erscheint das verständlich, wenn man sich daran erinnert, daß Erzberger , als er wenige Monate vor seiner Ermordung hier redete, von der gleichen rechtsstehenden Zentrumspresse wie ein Abtrünniger behandelt wurde. Die Arbeiterschaft des Zentrums und weite Teile
Dubiels Tos. von Hermann£. Schaeser. Der Morgen sah grau ins Zimmer. Dubiel erhob sich leise vom Lager. Frau und Kinder schliefen noch... Was hatten sie mit seiner Tat zu schaffen. Ueber Nacht war sein Entschluß gereift. Was konnte das Leben ihm, dem Enttäuschten, Ermüdeten, noch bringen? Darum fort von hier. Schnell. Ein« Reise wollte er antreten. Ohne Wiederkehr... Er sah auf das Schrönkchen. Es schimmerte schwach im Morgen- lichte. Darin war sein Trost: �gua Toffana. Ein Totenkops, väterlicher Freund, Trostbringer, Bote einer besseren Welt, grüßte von dem Aiikett:„Komme zu mir! Ruhe hast du bei mir," winkt« er freundlich. In drei Stunden wirkte das Mittel. Eine kurze bleierne Schwere, dann war es aus.� Plötzlich. Dubiel dachte mit Wonne- schauern daran und seufzte tief auf. Man fuhr in der Diligence des freundlich winkenden schwarzen Kopfes über Stock und Stein, geräuschlos im Siebenmcilenflug... Dubiel setzte das Glas an den Mund. Ein tiefer, tiefer Schluck'! Tief atmete er auf, wischie den Mund und stellte die halb geleerte Flasche auf den Tisch. Noch einmal überflog sein Auge das Zimmer, haftete an den Betten der schlafenden Frau und der Kinder. Dann ging er... Drei Stunden noch. Er wollte die aufgehende Sonne sehen, noch einmas die blanken, hellroten Kiefernstämme in purpurner Morgenglut... und sich dann irgendwo in der Sonne hinlegen mit offenen, zum Himmel gerichteten Augen, steigenden Lerchen über den Hügeln, stoßendem Wind in schwer wogendem Heidekraut. Er fuhr mit der Elektrischen hinaus. Noch war es früh. Nir- gends Menschen ringsum. Er sah die Endstation liegen. Bon hier war es eine Viertelstunde bis in die Heide. Eine bleierne Schwer» kroch die Beine hinauf. Kaum konnte er die Füße noch heben. Da» Herz schlug vernehmlich.„A.qua Toffana", ging's durch Dubiels Sinn.„Sollte das Mittel schon jetzt wirken? Unwahrscheinlich." Der Wagen hielt. Mit Mühe stieg Dubiel aus. Flammend stieg die Sonne über den Kiefernwäldern empor. Lerchen stiegen kletternd in die Morgenlust. Rosa Atlaswolken verschwebten. Da! Lärm. Aus dem Gasthause der Endstation traten Leute. Sie lzatten die Nacht durchpokuliert. Sie wankten unsicheren Schritts. Schwebende Ungetüme, Höhlenmenschen, verwildert. „Pack dich," schrie ein wankender Fallstaf Dubiel an. Er wollte weichen. Lastende Schwere in Füßen und Beinen. Ungestüm schlagendes Herz. ,.�gua Toffana", raste es in Dubiels Hirn. �Lie angewurzelt stand er. „Jesusgreifer," brüllte der trunkene Dicke,„willst du Platz machen." � Seine Faust fuhr Dubiel ins Genick, wuchtig und schwer. Dubiel taumelte.
der mittleren und unteren Beamtenschaft begrüßen den Schritt Dr. Wirths. Das Borgehen Wirths wird auf die innere Entwicklung im Zentrum auch hier, wo es vom rechten Flügel beherrscht wird, nicht ohne Folgen bleiben. Eine rheinische Stimme. Köln , 27. August.(Eigener Drahtbericht.) Der Aus- tritt Dr. Wirths aus der Zentrumsfraktion wird van der kleineren Zentrumspresse der Städte und Industriezentren des Rheinlandes, wo sie besonders in Arbeiterkreisen ihre Verbreitung hat, doch wesentlich bedenklicher beurteilt, als in der großen Zentru.nspresse oder bei den Blättern, die in ländlichen Kreisen erscheinen. Das Organ der Kölner Zentrumspartei, die„Rheinische Volts- wacht", bringt in ihrer Donnerstag-Abendausgabe einen sehr be- merkenswerten Artikel, überschrieben:"Ein offenes Wort zum Schritte Dr. Wirths". In diesem Artikel wird u. a. gesagt:„Die in weiten Zentrumskreisen bestehenden Bedenken und Besorgnisse, denen Dr. Wirth demonstratio Ausdruck gab. erscheinen uns beson- ders nach den Vorkommnissen bei der Derabschiedung der Zoll- und Steuergesetze, berechtigt... Der Schritt Dr. Wirths ist ein Wetterzeichen, gleichviel, ob sich nachweisen läßt, daß die Be- sorgnisie Wirths ungerechtfertigt find oder nicht..." Zu der Er- klärung Fehrenbachs schreibt das Blatt:„Ob sie geeignet ist, als durchschlagende Rechtfertigung der Fraktionshallung beruhigend zu wirken? Uns bewegen manche Zweifel. Es ist besser, sie aus- zusprechen, als sie zu verschweigen.... Es ist nicht allgemeine Ueberzeugüng in der Zentrumswählerschaft, daß die Fraktion den Weg der Zusammenarbeit mit der Rechten so gehen mußte, wie sie ihn gewählt hat... Jedenfalls würde eine Zentrumsfraktion ohne jede Bindung im Reichskabinett, und mag sie mit noch so vielen vorbehaltsreichen Erklärungen eingegangen worden fein, in ihren Entschließungen freier gewesen sein, als wir es bislang dem Kabinett Luther und den Rechtsparteien gegenüber waren... Diele Zen- trumswähler sehen eben in dem Beugen unter das Antreiben Dr. Luthers und unter die Drohung der Rechten in der Zollfrage einen Mangel an Entschlossenheit der Fraktion als Folge ihrer Bindung nach rechts. Das hat verstimmt und bedenklich gemacht. Sollte es nicht auch Dr. Wirths bedauerlichem Entschluß die letzten Impulse gegeben haben? Die Frage liegt nahe.... Das entsprechende Mißtrauen gegen rechts ist durch Erscheinungen im deutschen Wirt- schaftsleben und in der deutschnationalen Agitation im unbesetzten Gebiet vollauf gerechtfertigt..." Hoffnungen der Bayerischen Volkspartei . München , 27. August. (Eigener Drahtbericht.) Der Austritt Dr. Wirths aus der Zentrumsfraktion stärkt die Hoffnung der Bayerischen Voltspartei, wieder den seit langem g>- wünschten Anschluß an das Zentrum zu finden. Die Presse der Bayerischen Volkspartei hält im ollgemeinen zwar mit ihren Aeuße- rungen noch zurück, um nicht durch vorzeitigen Jubel die Entwick- lung zu stören. Nur der„Bayerische Kurier" stellt bereits am Donnerstag mit Genugtuung fest, daß gerade jene Persönlichkeit jetzt den Bruch mit dem Zentrum vollzogen habe, die der Exponent einer Richtung sei, deren Politik zur Lösung der Arbeitsgemeinschaft zwischen Zentrum und Bayerischer Volkspartei geführt habe.
Deutschnationale Rückzugskanonaüe. Der Zusammenbruch der nationalistischen Demagogie. Die„De liifs-ch* Zeitung" litzsert eine Rückzugs- kanonade, die den Marsch der Deutschnationalen von der Po- fitik der„natictiaten OpoMtion" über die Annahme der Dawes-Gesetze züitt' Sicherheitspakt mit dem ewigen Verzicht auf Elfaß-Lothringen decken soll. Die„D e u t s ch e Z e i t u n g" polemisiert gegen die„Stresemannsche Staatskunst", die sie mit folgenden Sätzen zeichnet: „Erst Annahme des Dawes-Planes(Regelung der Ent- schädigungsoerpflichtung durch Sondervertrag), sodann Annahme des Sicherheitspaktes(Regelung der Grenzfragen durch Sondervertrag), sodann Annahme der Bedingungen der letzten Entwaffnung? note(Regelung der Abrüstung Deutschlands durch Sondervertrag), sodann Abkommen über die Rhein -
Ein Schutzmann kam um die Ecke. Er wollte Ordnung schaffen. Die Trunkenen brüllten ihm Hohn. Der Schutzmann zog seinen Säbel und drang auf den Dicken ein, der Dubiel am Halse gefaßt hatte. Da eine plötzliche Wendung, der Dicke duckte sich, und die Spitze des Säbels fuhr in Dubiels Brust. Ein Blutstrahl sprang auf, seine Augeu irrlichterten weit zu den Kiesernstämmen... Dubiels Tod beschäftigte die Gerichte. Wer war schuldig an seinem Ende? „Der Tod ist durch Vergiftung infolge Genusses von'.Mua Toffana eingetreten," führte der Hausarzt aus.„Es ist der sonst gesunden Konstitution des Berftorbenen zuzuschreiben, daß er nach dem Genuß des Giftes, welches im allgemeinen schon nach einigen Minuten tödlich wirkt, noch fast zwei Stunden lebte und in die Heide hinausfahren konnte." Da trat der Kreisarzt an den Tisch und erklärt«:„Der Der- storbene hatte, nachdem er das Gift fast zwei Stunden im Körper hatt�, den Genuß von.Agua Toffana überwunden. Als Todesursache ist räch meiner Ansicht einzig und allein der nom Bäckermeister Braun ausgeführte Faustjchlag anzusehen, de: ein: Verletzung der Wirbelsäule bervorrief,.'ndtt.i durch die gewultsome Veychiebung der Knorpe' eine Beschädiguiig des R'Hemuarks eintrat." Der Kreisarzt sah geringschätzig auf den Hausarzt herab. Der Gerichtsarzt trat der Ansicht des Kreisarztes schroff ent- gegen. Er schlug feine Augen wie ein Geier in die Menge der Zu- höhrer: „Weder die Vergiftung durch Mua Toffana, noch die Verletzung der Wirbelsäule, die mein Herr Kollege als Chirurg erheblich über- lchätzt, haben den Tod vermfacht. Dieser ist einzig und allein auf den Säbclstich in die Lunge zurückzuführen." Der Richter rutschte unruhig auf seinem Sitze. Er winkte dem Direktor des Pathologischen Instituts. Unnahbar trat dieser vor den Borsitzenden, faltete sein Manuskript auseinander:„Als Todes. Ursache kommen die beiden Berletztungen wegen ihrer Gerinzsügig« keit nicht in Betracht. Aber auch die Vergiftung durch>gua Toffana muß ausgeschieden werden." Er hielt inne. Er kostete die Wirkung seiner Behauptung aus. Gewichtig fuhr er fort:„Der Tod ist durch die Hodgkinsche Krankheit eingetreten, die eine Systemerkrankung der Lymphdrüsen und der Milz ist. Die pathologisch-anatomische Uiüersuchung einer exzidierten Drüse ergab, daß es sich um eine Lymphogranulomatose handelte. Auch die Schwellung der submaxillaren und submentalen Drüsen sowie die beiderseitige Schwellung der Inguinal - und der Cubital- drüscn lassen auf die Hodgkinsche Krankheit schließen." Es wurde unruhig im Cerichtsfaale. Der Vorsitzende schloß für eine Vierielstunde die Aerhandlung. Dubiel aber ruhte sanft und still in seinem Grobe, über da» Windstöße durch schwer wogendes Heidekraut fuhren.
lande(Regelung der Kontrolle durch Sondervertrag), schließlich Eintritt in den Völkerbund (Regelung aller anderen Fragen des Versailler Diktats durch Sondervertrag)— vielleicht sollen diese Sonderverträge auch in anderer Reihenfolge zustande- kommen. Ganz zum Schluß jedenfalls erst kommt die Kriegs- s ch u l d f r a g e. Wenn dann alles andere vorher geregelt ist, dann werden die Gegner sagen:„Also gut, ihr seid nicht allein schuld, sondern es haben alle ein bißchen schuld. Dann wollen wir einmal den Versailler Vertrag in den Punkten, die noch nicht durch Sonderverträge geregelt sind, einer Nachprüfung unterziehen." Dann sind nämlich schon alle Punkte des Versailler Vertrages im Sinne des Vertrages durch Sonderadkommen, die mit der Kriegsschuldfrage nichts zu tun haben, geregelt. Also: „C st Regelung der Kriegsschuldsragc!" heißt die Parole der natio- nalen Opposition, dann wollen wir über andere Dinge weiterreden." Soweit ist also die„Deutsche Zeitung" schon. Es be- deutet in Wirklichkeit bereits den vollständigen Verzicht auf eine eigene„nationale Politik", wenn selbst die„Deutsche Zeitung" den Plänen Stresemanns nichts anderes entgegen- zusetzen weiß als die Forderung:„Erst Regelung der Kriegs- schuldfrage, dann wollen wir über andere Dinge weiterreden." Diese Rückzugskanonade deckt die Tatsache, daß die Demagogie der„nationalen Opposition" völlig zusammengebrochen ist. herzlich schlecht._ Reichswehrleutnant gegen Reichsfiagge. Gewalt gegen eine Frau. In Kassel hat sich während der B« r f a s s u n g» t a g e ein Vorfall ereignet, der ein bezeichnendes Licht auf die geistige Ver- fassung gewisser Reichswehroffiziere wirst. Im Wacht- gebäude der Reiterkaserne erschien in einer Prioatwohnung am 19. August abends der Leutnant von Rogister und verlangte die Entfernung von drei Fähnchen in den Reichs- färben, die am Fenster am Blumenbrett angebracht waren. Sein Verlangen begründete er mit dem Bestehen einer Verfügung, nach der in der Kasernen nur die Reichskriegsslagge gezeigt werden dürfe. Am anderen Morgen, am Morgen des Verfassungstages, wurde das Fenster mit zehn Fähnchen in den' Reichsfarben ge- schmückt. Daraufhin erschien der Herr Leutnant in Begleitung eines Gefreiten zum zweiten Male, um die B e s e i t i g u n g der verhaßten Fähnchen zu erzwingen. Trotz der ausdrücklichen Aufforderung, die Wohnung nicht zu betreten, ging er mit Gewalt gegen die Hausfrau vor und beseitigte sämtlich« Fähn- ch e n. Selbstverständlich sind an sogenannten„Deutschen Tagen", bei der Wahl des Reichspräsidenten usw. von anderen Zivilpersonen der Kaserne die Fenster mit schwarzweißroten Fähnchen geschmückt worden, ohne daß irgend jemand dagegen einschritt. Das Vorgehen dieses ehrenwerten Leutnants der Reichswehr qualifiziert sich als glatter Hausfriedensbruch. Davon abgesehen ist es aber eine Schmach, daß unter den Offizieren der Reichswehr Herren wie dieser Leutnant Rogister unter körperlicher Gewalt- anwendung gegen eine Frau in dieser Weise vorgehen. Wir sind sehr neugierig, zu erfahren, ob etwa die Vorgesetzten des Herrn Leutnants zu diesem Vorgehen Auftrag erteilt haben, oder ob sie es decken.
Die Amnestie in Sachsen . Erlast einer Notverordnung. Dresden , 27. August. (WTB.) Amtlich wird gemeldet: Das Ge- samtmlnisterium hat in seiner gestrigen Sitzung im Wege der N p l-' Verordnung eine sofort in Kraft tretende Amnestie für politische Straftaten im UmfangedesReichs amnesti«- g e s e tz e s vom 17. d. M. beschlossen. Im übrigen ist aber sür die bei sächsischen Gerichten anhängig gewordenen politischen Strafsachen auf Grund der Landtagsbelchlüsse vom 12. März und der Landtags- Verhandlungen vom 7. Juli bereits in weitgehend st em Maße durch Einzelverfügung Straferlaß gewährt war- den. Sachsen hat damit schon vor der Reichsamnestie Maßnahmen vorweggenommen, die in anderen Ländern jetzt im Wege der Gesetz- xebung getroffen werden.
Verprovianlicrung Londons durch Flugzeuge. Demnächst wer- den die Londoner Märkte mit Milch, Eiern und frischem Gemüse durch einen regelrechten Flugdienst versorgt werden, und zwar mit Hilfe von Spezialflugzeugcn, die besonders große Warenmengen befördern können. Die eiste derartige Linie wird die großen Meiereisn von Jersey mit der Hauptstadt verbinden. Die Waren kommen dann bereits zwei Stunden nach der Absendung in London zum Verkauf. Ein englische» Vauernlheaier. Eine eigenartige Theatergesell- schaft, deren Leiter der bekannte englische Bühnenschriststeller Lord Dunsany ist, hat sich in dem Dorf Shoreham in der Grafschaft Kent gebildet. Die Theatertruppe, die in diesem Sommer verschiedentlich im Park der Besitzung Dunsanys und auch sonst im Freien Shake- speares„Sommernachtslraum" ausführte, ist vollständig aus den Dorfbewohnern zusammengesetzt. Lord Dunsany hat mit den Bauern seines Dorfes die Rollen eingeübt, und so wird z. B. der Theseus von dem Schlächter, der Zettel von einem Kutscher, der Puck von einem Schulmädchen gespielt. Auch die Kostüme und Dekorationen sind in dem Dorfe angefertigt, und es herrscht bei allen Mitgliedern des Bauerntheaters große Begeisterung, die an dem Erfolg ihre» Spiels einen wesentlichen Anteil hat. Nach dem Sommernacht»- träum werden die Bauern ein lustiges, seit mehr als 299 Iahren nicht mehr gespieltes Stück eines anderen Dichters der Elisabethani- schen Zeit aufführen, nämlich Dekkers Komödie„Der Feiertag des Schusters". Fünf Milliarden Mark für Anzeigen. Amerika ist bekanntlich das Land der Retlame, und die alte Welt beginnt erst allmählich, die Formen der Werbung nachzuahmen, die man in den Bsr- einigten Staaten ausgebildet hat. Unter diesen Mitteln steht die Anzeige noch wie vor an erster Stelle, wird aber in einem Umfang und mit einem Nachdruck verwertet, die bei uns ganz unbekannt sind. Nach den neuesten Berechnungen, die New Parker Blätter veröffentlichen, schätzt man die jährliche Anzeigenrechnung der Vereinigten Staaten auf 1)4 Milliarden Dollar, also auf mehr al» S Milliarden Mark._ ««dich Inisfeier für August 5lramm. Am MittwoS, den 2. September, abends T'/j Ubr, beginnt in der Kunstausstellung„Der Sturm" die Reihe der Swrmabende mit emer Gedächtnisfeier für den führenden expressioniftilchen Dichter August Stramm , der am 1. September ISIS in Rußland gefallen ist. Rezitation seiner Sauvtwerle: Rudolf Blümner . Vortrag: Lothar Schreher, Musik: Hcrwarl Waiden. vi« veutscheu au der Spitze der Ilobelpreislräger. Räch dem Bericht deS RobelfondSkomiteeS sind in den Jahren 1991—1924 Vreiie im Gesamt- betrage von 13 8KK 670 Kronen verteilt worden. Der RobelsondS belauft sich jetzt aus 39 KSK 597 Kronen. Unter den NobelvreiSIrägern steht Deutich- land mit 26 Preisen an der Spitze aller Staaten. Frankreich find 21, England 14, Amerika 9. Schweden 7, Dänemark und Holland je 6, der Schweiz 5, Oesterreich, Belgien . Norwegen und Italien je 4, Spanien 3. Polen 2 und Rußland wie Indien je ein Preis in den Jahren 1991—1924 zugesallen.' Bahnärztekongreß ln Wiesbaden. Der„Verband Deutscher Babnärzte" hält aus Einladung deS Magistrat» seinen 13. VerbandStag in der Zeit vom 2. bis 5. September in Wiesbaden ab. Nach den bis jetzt vorliegenden Anmeldungen kann aus die Teilnahme von über 1999 Aerzten au» allen Teilen Deutschlands gerechnet werden.