Nr. 41142. Jahrg. Ausgabe A nr. 210
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Dienstag, den 1. September 1925
Marokko vor dem Endkampf.
Vorbereitungen für eine Entscheidungsschlacht auf beiden Seiten.
Paris , 31. Auguft.( Eigener Drahbericht.) Die Borbereifungen für die große Entscheidungsschlacht in Marotto haben auf beiden Seiten begonnen. Die Riffabylen haben als neueste Waffe Kavallerie eingesetzt, die im Verein mit ihrer, Artillerie gegen die
Franzosen vorgehen soll.
Abd el krim hat seine Propaganda unter den eingeborenen Stämmen verstärkt. In einem Aufruf an seine Unterführer erklärt er, daß er den Widerstand nicht cher aufgeben werde, bis alle feine Leute gefallen feien; ergeben würde er fich nicht. Was gefährdet sei, sei die Religion. Die Kabylen bereiten sich auf einen äußerst energischen Widerstand vor, besondere Truppen werden im Gebrauch des Maschinengewehrs ausgebildet.
Voreilige Siegesberichte.
er
Paris, 31. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Die französischen Siegesberichte über die Unterwerfung der Branes haben sich als poreilig erwiesen. Es wird aus Fes gemeldet, daß die Häuptlinge des Stammes fich im französischen Quartier eingefunden hätten, um die französischen Friedensbedingungen zu fahren. Diese seien ihnen mitgeteilt worden, und daraufhin hätten sich die Häuptlinge zu ihrem Stamm zurückbegeben. Inzwischen seien aber die Abgesandten Abdel Krims bei dem Stamm eingetroffen und hätten diesen zur Fortsetzung des Widerstandes zu bewegen vermocht. Von den 3000 Familien, die die Brane zählten, hätten sich im ganzen etwa 150 unterworfen. Die übrigen aber, die von den französischen Truppen aus ihrem Gebiet vertrieben worden feien, hätten sich nach Norden zurückgezogen und setzen ihren Widerstand fort.
Paris , 31. August.( Eigener Drahtbericht.) Die Vereinigung der spanischen und französischen Armee in Marokko ist jetzt voll. 30 gen. Die spanische Flotte wird in der nächsten Woche nach Dran in See gehen, um von dort mit der französischen Flotte gemeinsam gegen Alhucemas zu operieren. Zahlreiche Kavallerie ist in Maroffo eingetroffen.
Abd el Krim nimmt Umgruppierungen vor. Das Kommando der Westfront hat der Bruder Abd el Krims übernommen. Die Riftruppen verfügen über ausreichende Munitionsbestände.
Einer Havasmeldung aus Fes zufolge haben die letzten Opera: tionen des 19. französischen Korps das Ergebnis gehabt, daß 70000 Eingeborene, darunter 7000 Krieger mit ihren Familien und ihren Gütern, wieder unter die französische Herrschaft zurückgekehrt sind.
Wie„ Matin" aus Melilla berichtet, ist einer der Hauptführer Abd al Krims, Kheriro, bei den letzten Kämpfen gefallen. Die spanische Zensur bleibt.
Madrid , 31. Auguft.( WTB.) Das Direfiorium veröffentlicht eine Mitteilung, in der es heißt: Die Haltung der Presse hat es der Benjur im allgemeinen erlaubt, weniger scharf vorzugehen. Die Beitungen sind in der Lage, alle das Land interessierenden Fragen nach ihrem jeweiligen Standpunkte zu behandeln, vorausgesezt, daß dies mit Takt und Mäßigung geschieht. Die Zensur selbst muß jedoch aufrechterhalten werden, um unvorsichtigkeiten und Indiskretio nen besonders in gewissen wichtigen, die militärische Operation in Maroffo betreffenden Fragen zu vermeiden. Mehrere gungen gegen die Präsidenten und die Regierungen einiger füd Artikel mußten von der Benfur gestrichen werden, da sie Beleidiamerikanischen(?) Länder enthielten.
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Deutsch - russische Wirtschaftsverhandlungen. nicht zurückbleiben hinter der Schweiz als freiem Boitsfit
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Abbruch bevorstehend. Ein Schachzug der Sowjet regierung gegen die Sicherheitspolitik.
Die Handelsvertragsverhandlungen mit Rußland gehören zu den schwierigsten Vertragsverhandlungen, die Deutschland zu führen hat. Es handelt sich dabei nicht eigentlich um die Schaffung eines Handelsvertrages im landläufigen Sinne, fondern um eine Reihe von Abkommen, die den Verkehr zwischen zwei verschiedenen Wirtschaftssystemen regeln sollen. Neben dem eigentlichen Wirtschaftsabkommen sollen noch mehrere Sonderabkommen, ein Konsular-, Eisenbahn , Seeschiffahrts, Niederlassungsabkommen geschlossen werden. Die deutsche Regierung beurteilte die Aussichten der Berhand lungen bisher fehr optimistisch. Sie glaubte, daß in den wesentlichsten Fragen die Einigung bereits erzielt jei und rechnete, daß die Verhandlungen in wenigen Wochen abgeschlossen sein würden.
Nun ist plötzlich eine Wendung im Verlaufe der Handelsvertragsverhandlungen eingetreten. Nachrichten aus Moskau zufolge hat die Sowjetdelegation eine Reihe von Forderungen gestellt, die sie seit langem fallen gelassen hatte und Zugeständnisse zurückgezogen, die sie längst gemacht hatte. Zugleich sind die Kläffer der Sowjetpresse über die deutsche Handelsdelegation hergefallen.
Die veränderte Haltung der russischen Regierung in den Handelsvertragsverhandlungen wird als ein Schachzug gegen die deutsche Sicherheitspolitif bezeichnet. Dieser Schachzug wird mit den unangenehmen Methoden in Szene gefeßt, die bei der Sowjetregierung beliebt sind. Bird diese Haltung beibehalten, so muß mit einem Abbruch der deutsch - russischen Wirtschaftsverhandlungen gerechnet
werden.
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das fei unsere deutsche Zukunftsaufgabe. Durch den Anschluß Desterreichs an Deutschland müßte bald die jetzige Fünfländerson ferenz zu einer 3 meistaaten fonferenz werden, un darüber hinaus möglichst bald zu unserem sozialistischen Ziele, dem Weltstaate, der Weltrepublik zu gelangen. der Sozialisten in der Schmeis, er 84jährige Genoffe Hermann Bon stürmischer Begeisterung umjubelt, ergriff dann der Neftor Greulich Zürich, das Wort. Er erinnerte an die fájlimmen Seiten des Sozialistengeiezes, an die Zusammenkunft der deutschen und schweizerischen Genossen in yden 1880, wo August Bebel anwesend war und auf dem Nollen, wo Wilhelm Liebknechi an dem Tage sprechen sollte, da man ihn in Berlin zu Grabe trug. mit feltener geistiger Frische, mit fangvolle Climme und vom Greulich ein Bild von der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft Feuer der Idee des Sozialismus durchglüht, entwarf Genosse zur Freiheit und zum Sozialismus. Die Jugend, ermahnte er zu schäzen, was die Alten errungen haben, es vor allem festzuhalten und auszubauen zum Endziel, der freien sozialistischen Gesellschaft. Stürmischer Beifall lohnte den greisen Vorfämpfer.
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Nach ihm überbrachte Genosse Dr. Eisler- Graz die Grüße Kundgebungen zu erleben, bei denen sie der gemeinsamen der öfterreichischen Bartei, wobei er ihre Hoffnung aussprach, bald deutschen Republik angehörten. Für die bayerischen Genossen sprach Genosse Saenger- München. Er wies darauf hin, daß der freie Demokratische Staat, den die deutsche Sozialdemokratie 1908 auf gesetzlichem Wege durch den Reichstag schaffen wollte, zehn Jahre später durch den Sturz der monarchischen Herrschaft gekommen ist. Heute müßten sich selbst eine nationalistische Regierung und ein nationalistischer Reichspräsident zu den Grundsägen von Völker italienischen Sozialisten begrüßte Genosse Cecha die Kundverständigung und Bölferfrieden bekennen. Im Namen der gebung. Die Barole der italienischen Arbeiterschaft heißt: Nie wieder Krieg!" und Rampf gegen den Faschimus!" Ob gleich die Regierung Mussolini alle Organisationen der freiheitlich gesinnten Arbeiterschaft unterdrücke, lebe die italienische Sozial demokratie. Eingedent des Wortes: Proletarier aller Länder, vereinigt euch!" rechne das italienische Proletariat auf die Soli Internationale am Bodensee . Die gewaltige Rundgebung war am Vorabend eingeleitet worden Rundgebung der Sozialisten aus den fünf Uferstaaten. durch einen Fa delzug der Arbeiterjugend, und am Sonntag Friedrichshafen , 31. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Eine große früh durch eine Morgenfeier im Freilichttheater. Ihren Abschluß See ar an der zänder am Bodenge beteiligten Kundgebung der sozialistischen Parteien der fünf Länder am Boden fand sie durch einen Demonstrationszug, an dem sich viele see fand am Sonntag hier statt. Zum ersten Male hatte sich die Tausende Gozialisten der fünf Länder am Bodensee beteiligten. Aleine Internationale der Bodenseeuferstaaten zu einer gemeinsamen Besonders fiel die starke Teilnahme der Schweizer und ein und ein Rundgebung 1907 in Konstanz zusammengefunden, zum gemeinsamen italienischer sozialistischer Verein auf. Der Nachmittag ver. Rampf gegen Krieg und Reaktion. Die letzte Beranstaltung vor dem einigte die Teilnehmer bei einem Boltsfeft. Kriege 1913 in Bregenz erhielt ihre Bedeutung dadurch, daß August Bebel furz vor seinem Tode hier noch einmal zu 12 000 Genossen sprach. Jetzt fanden sich in dem herrlichen Freilichttheater am See 3000 Genoffen aus der Schweiz , Deutschösterreich und den reichsdeutschen Ländern am Bodensee ein, um ihren Willen kundzutun zu gemeinsamer Arbeit für die Idee des Sozialis
mus.
Nachdem der Borfigende der Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten am Bodensee , Genoffe Groll- Lindau, die Teil nehmer begrüßt hatte, überbrachte Genosse Karl Hildenbrand die Grüße des deutschen Barteivorstandes. Sein Gruß galt befonders der Jugend. Die 3eiten vor und nach dem Kriege vergleichend, hob er hervor, daß die deutsche Republif als Staatsform heute der Schweiz nicht mehr nachsteht. Daß wir auch in der Tat
Italien und der Garantiepakt. Teilnahme Italiens an der Juristenkonferenz. London , 31. Auguft.( Eigener Drabtbericht.) Da die Teilnahme eines italienischen Sachverständigen, Pilotti, an der Juristenkonferenz erst im legten Augenblid befannt geworden ist, werden die Besprechungen erst morgen beginnen. Eine Bor beiprechung der anderen Delegierten hat am Montag abend stattgefunden. Daß die italienische Regierung fich an den Besprechungen beteiligt, wird als hoffnungsvoll angeichen. Man nimmt stark an, daß an der späteren Zusammenkunft der Außenminister auch Italien teilnehmen wird.
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Bankkonto: Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten, Wallstr. 65; Diskonto- Gesellschaft, Depofitenkaffe Lindenstr. 3.
Das neue Arbeitsgerichtsgesetz.
Bon Staatsanwalt Marg Heidelberg.
Der Gedanke der Arbeitsgerichte hat einen langen Weg bis zu feiner Verwirklichung zu durchlaufen. Der Gesezpierte seiner Art. Es darf furz an seine Vorgänger er entwurf, von dem hier die Rede sein soll, ist bereits der innert werden. Der erste Entwurf tam im Jahre 1921 aus der Mitte des Arbeiterrechtsausschusses, der beim Reichsarbeitsministerium bestellt war. Er begegnete jedoch von vornherein so starkem Widerspruch, daß er nicht als geeignete Grundlage für die weitere Behandlung der Frage betrachtet wurde. Zu Anfang des Jahres 1922 unterbreitete dann das Reichsarbeitsministerium selber den interessierten Kreisen einen Referentenentwurf. Aber auch dieser fand nicht genügend Beifall und mußte wieder in den Schmelztiegel wandern. Daraus ist der Regie= rungentwurf vom Jahre 1923 hervorgegangen, der aber über eine Beratung im Reichswirtschaftsrat nicht hinausfam, da er im Herbst 1923 angesichts der Wirtschaftskatastrophe von der Regierung zurückgezogen wurde. Der Entwurf, der vor wenigen Wochen dem Reichswirtschaftsrat und dem Reichsrat von der Regierung unterbreitet wurde, ist sein Nachfolger. Er ist veröffentlicht im ,, Reichsarbeitsblatt" vom 24. Juli 1925, Nr. 28.
Die drei ersten Entwürfe unterschieden sich vor allem durch die Behandlung des äußeren Aufbaues der Arbeitsgerichtsbehörden. Drei Möglichkeiten des Aufbaues sind vorhanden: a) man gliedert die Arbeitsgerichte in den Gesamtrahmender Sozialvermaltungsbehörden ein, b) man verbindet sie und das ist das andere Extrem- organisch mit den ordentlichen Gerichten, c) man wählte der Entwurf des Arbeitsrechtsausschusses. Der Refe schafft selbständige von jedem anderen Behördenapparat getrennte Arbeitsgerichte. Die erste Lösung rentenentwurf hat den zweiten Weg beschritten. Von der dritten Möglichkeit schließlich hat, menigstens äußerlich gesehen,
der Regierungsentwurf von 1923 Gebrauch gema ht. Der Entwurf von 1925 stimmt in dieser Beziehung mit dem pon 1923 inhaltlich überein. Als Arbeitsgerichtsbehörden sieht er por: die Arbeitsgerichte als erste Instanz, denen die Landesarbeitsgerichte als Berufungs - und das Reichsarbeitsgericht als Revisionsinstanz überge= ordnet sind.
den als selbständige Gerichte regelmäßig für den Die Arbeitsgerichte, heißt es in§ 14 des Entwurfs, merBezirk eines Amtsgerichts errichtet. Damit ist scheinbar der Forderung Genüge getan, die aus den Kreisen der Gewerkschaften mit Nachdruck erhoben wurde: die Arbeitsgerichte richtsbarkeit. Diese Forderung ist an sich der Ausdruc sollten unabhängig sein von der ordentlichen Ge= Gerichtsbarkeit, das sie fich in bestimmten Teilen Deutschlands eines Mißtrauensvotums gegen die Richter der ordentlichen durch ihre parteipolitisch einseitig beeinflußte Rechtsprechung in politischen Straffachen zugezogen haben. In der Regel beitsgerichte nur eine scheinbare fein. Es muß hieran cine wird die ausdrücklich ausgesprochene Selbständigkeit der Arallgemeine Bemerkung angefnüpft werden. Es scheint in Deutschland bei Rechtsreformen eine unerfreuliche Uebung zu merden, unpopuläre Neuerungen nicht beim richtigen Namen zu nennen, sondern einen gewissen Etikettenschwindel zu treiben, um die Bolfsmeinung zu beruhigen. So hat man bei der Aenderung der Gerichtsverfassung die Schwurgerichte Berechtigung wiederum mit dem Namen von Schwurgerichten durch große Schöffengerichte ersetzt, diese aber ohne jede innere ausgestattet. Ohne über die Zweckmäßigkeit der Regelung ein Urteil zu fällen, muß doch gegen die Tendenz, die in solcher Verschleierung liegt, gerade mit Rücksicht auf das Ansehen der Justiz und das für sie notwendige Bertrauen des Bolkes 1923, die, soweit der Aufbau der Arbeitsgerichtsbehörden in angegangen werden. Die Begründung zum Entwurf von Betracht tommt, auch noch für den neuen Entwurf Geltung beanspruchen fann, hat ganz unum munden erfläri, daß in der Regel ein 3 ust and herbeigeführt werde, wie er in seiner praktischen Auswirkung sich auch bei der völligen Eingliederung der Arbeitsgerichte in die, ordent liche Gerichtsbarkeit ergeben müßte. Nach dem Entmurf würde auch tatsächlich, da für den Regelfall ein ordent licher Richter als Vorsitzender vorgesehen ist, in den meisten Fällen der Amtsrichter auch der Vorfizende des erst instanzlichen Arbeits gerichts sein. Das Einvernehmen zwischen Landes= justignerwaltung und der obersten Landesbehörde für die Sozialverwaltung bei Bestellung der Arbeitsgerichtsvorsitzenden sinkt hier zu einer wohl bedeutungslosen Formsache herab. Wesentliche Bedeutung hat dieses Erfordernis nur in größeren Orten, mo hauptamtliche Arbeitsgerichtsvorsitzende zu bestellen sind. Auch hier wird indessen die Selbständigkeit dadurch wieder in ihrer Bedeutung gemindert, daß die Dienstaufsicht praftisch Don der Landesjustizver= maltung geführt wird, daß die Borsigenden zum überwiegenden Teil von der Landesjustizverwal