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erorterung auf diesem Parteitag die Programmarbekt noch einmal aufgenommen werden würde. Wie notwendig ein« tiefergreifende Klärung ist, zeigen manche der zum Programmentwurf eingebrachten Anträge. Was soll man z. B. dazu sagen, wenn ein Antrag des Unter- bezirks Zwickau   programmatisch denUmsturz der gegenwär- tigen Staats- und Gesellschaftsordnung" proklamieren nnll? Diegegenwärtige Staatsordnung" ist die von der Sozialdemokratie geforderte und erreichte der demokratischen Republik, deren Festigung und Ausbau, nicht aberUmsturz" unsere Aufgabe ist. Was aber diegegenwärtige Gesellschafts- ordnung" betrifft, so sind wir mit ihrer Umwandlung dauernd beschäftigt, wobei wir uns freilich dessen bewußt sind, daß man Gesellschaftsordnungen nicht wie Kistenumstürzen" kann, sondern daß jeder Tragpfeiler, der abgebrochen wird, durch einen anderen erseht werden muß, wenn nicht im Trüm- merfall das arbeitende Volk selbst erschlagen werden soll. Die zähgeduldige Arbeit, die wik also im Interesse der schaffenden und notleidenden Massen zu treiben gezwungen sind, fordert mehr Idealismus als eine Agitation, die sich auf den Glauben an einen unmittelbar bevorstehenden jähen Umschwung aller Dinge aufbaut. Darum muß die Pflege des Jdealismuus in der Partei unsere Sorge sein. Wir sehen heute die ungebrochene, ja in manchen Volksteilen neu auflebende Kraft des religiösen Empfindens, wir sehen große Organisationen von der Art des Reichsban- ners Schwarz-Rot-Gold entstehen, deren Werbekraft i m Jdcelen, jenseits des rein wirtschaftlichen, liegt. Es ist für uns Zeit, uns der tiefen ethischen Quellen zu erinnern, aus denen der Strom der sozialistischen   Bewegung seinen Ursprung genommen hat. Wenn die Demokratie, nach Masaryk  ,die politische Form der Menschlichkeit" ist ist nicht der Sozialismus ihre wirtschaftliche? Die Umgestaltung der Staaten und der Gesellschaft nach dem Ideal einer höheren Menschlichkeit, ist sie nicht unser Ziel? Demokratie, Frieden, Sozialismus, das ist die Dreieinigkeit der Humanität. Klar im Wollen, entschlossen im Handeln, abhold allem kleinlichen Streit so mag sich die Partei der Zukunft, die deutsche   Sozialdemokratie, auf ihrem Heidelberger   Parteitag wiederfinden! Friedrich Stampfer  .
Heidelberg   in Erwartung des Kongresses. Heidelberg  , 12. September.  (Eigener Drahtbericht.) Schon am Vortage des Sozialdemokratischen Parteitages ist das äußere Bild der Vaterstadt Friedrich Eberts   ganz auf den Besuch der repu- blikanischen Gäste eingestellt. Am Bahnhof grüßt die Dele- gierten ein in den Farben der Republik   gehaltenes herzliches Will- kommen, und in den Straßen sprechen endlose Reihen schwarzrot- goldener Fahnen im Berein mit den badischen Landesfarben für eine reg« Anteilnahme der Bevölkerung. Im Gegensatz zu früheren Erfahrungen haben selbst die kleinen und größeren Hotels das republikanische Banner gehißt. Man verspürt überall, daß man in einem Lande weilt, dessen Regierung unter maßgeblicher Beteiligung der Sozialdemokratie gute Arbeit für die Republik   und die Demo- kratie geleistet hat. Anerkennung verdient insbesondere das weit- gehende Entgegenkommen der staatlichen und örtlichen Behörden. Die E r ö f f n u n g des Kongresses erfolgt am S o n n t a g abend um ö Uhr in dem großen Saal der Stadthall« durch eine Begrüßung der lokalen Instanzen und eine politische Rede des Genossen Wels. Am Montag beginnen dann die eigentlichen Arbeiten, mit deren Vorbereitung am �Sonnabend vor- und nachmittag sich der. Partei- ausschuß in erfreulicher Einmütigkeit beschäftigte. Er beschloß u. a., am Sonmag vormittag um 11 Uhr in Gemeinschaft mit dem Partei. vorstand und der Kontrollkommission das Grab Eberts zu be- suchen und dort einen Kranz niederzulegen. Genosse Molken- b u h r, der am Freitag seinen 74. Geburtstag feiern durste, wird dem großen Toten Worte des Dankes und des Gedenkens widmen. Leider ist das Grabmol, für dessen Anfertigung die Reichs- regierung verantwortlich zeichnet, auch jetzt noch nicht fertig. gestellt. Die offizielle Weihe und die Uehergabe an die Stadt Heidel- berg soll erst in drei Wochen erfolgen.
das Zentrum am Scheküewege. Die Kundgebung der Provinzialverbände Gross-Berlin und Brandenburg  . Wir veröffentlichten bereits die Entschließung, die die Provinzialverbände der Zentrumspartei  vonGroß-Berlin und Brandenburg   auf ihrer De- legiertenversammlung annahmen. Die Entschließung gibt nur ein unvollständiges Bild von der Stimmung, die die Ver- sammlung beherrschte. Sie ließ nicht darüber im unklaren, daß die beiden Provinzialverbände den Rechtskurs einfach nichtmitmachen. Der Hauptreferent, Ministerialdirektor a. D. Spieker, der sich mit außergewöhnlicher Schärfe gegen die rechtsgerichteten Kreise seiner Partei wandte, fand mit seinen Ausführungen ein so lebhaftes Echo, daß sich die Germania  " veranlaßt sieht, dem- einmütigen Wunsch der Versammlung nach einer ausführlichen Veröffentlichung der Rede nachzukommen. Es ist anzunehmen, daß die Ausführun- gen Spiekers weit über den Rahmen der Tagung Beachtung finden, und daß sie auf dem bevorstehenden Part«itag des Zentrums eine Rolle spielen werden. Dr. Spieker bezeichnete die Vorgänge, die sich äugen- blicklich im Zentrum abspielen, ausdrücklich als eine Ver- trauenskrise und nannte den Schritt Wirths eine be- freiende Tat. Nach einem Rückblick auf die Politik des Zentrums vom Zusammenbruch bis zur Bildung des Kabinetts Luther   führte er dann weiter aus: Ich will im einzelnen nicht untersuchen, ob die Zentrumsfraktion die Freiheit ihrer Entschließungen sich im Laufe der nächsten Monate stets wirklich bewahrt hat. Welte Kreise der Wählerschaft sind jedenfalls der Meinung, daß von Freiheit und Entschluß- kraft der Zentrumsfraktion in all den Monaten nicht sehr viel verspürt worden ist. Und sie glauben auch/ daß es nur ihrem Aufmurrcn zu verdanken ist, daß es dem schlauen Kanzler, der es verstanden hat, den Reichstag   und insbesondere die Zentrumsfraktion an seine unbeugsame Energie glauben zu machen, nicht gelungen ist, durch die Ernennung eines weiteren Zentrumsmannes zum Minister der besetzten Gebiet«, das Zentrum auch äußerlich noch fester an die Regierung Luther   anzuschließen. In der Zentrumspartei   war man des weiteren m e hr als er- staunt, als nach dem wilden Präsidentschoftswohlkampf, in dem von den Parteien, mit denen das Zentrum in der Reichsregierung sah, an maßloser, auch kulturkämpferischer Ge- h S s s i g k e i t gegen unseren Kandidaten Marx auch das letzte auf- geboten worden war, alles nicht nur ganz schön beim alten blieb, sondern bei den dann nötig werdenden großen gesetzgeberischen Auf- gaben, der Regelung der Aufwertungsfrage, der Verabschiedung der Steuergesetze und des Zolltarifs das Zentrum sich mit den Rechts- Parteien sogar klipp und klar zu einem Bürgerblock zu- sammenschloß. Die Gesinnungsgemeinschaft der in diesem Block zu- sammengeschlossenen Parteien ging so weit, daß sie im Bewußtsein ihrer zahlenmäßigen Ueberlegenheit eine Diktatur der Mehr- h s i t errichteten. Daß sich das Zentrum, eine geboren« Minderheits- parte!, an dieser Vergewaltigung einer parlamenta- rischen Minderheit, die zudem aus den Parteien bestand. mit denen das Zentrum das Werk zustande gebracht hatte, dessen steuerliche Konsequenzen nun gezogen werden mußten, beteiligte. rüttelte nun doch die Wählermassen des Zentrums auf, und der Unmut brannte lichterloh auf, als her frühere Reichs- .kanzler Wirth aus dem Verhalten der Reichstagsfräktion für sich durch seinen Austritt die gebotene Folgerung ziehen zu sollen glaubte. Im weiteren Teil seiner Ausführungen ging Dr. Spieker ausführlich auf den Grund zur Mißstimmung ein, und tadelte vor allem, daß führende Männer der Partei von der R e- publik nur mit Einschränkung sprächen, anstatt ein freies und freudiges Bekenntnis zu ihr abzulegen. Für die An- Hänger des Zenttums sei die Republik   nichte i n e", sondern d i e" Staatsform, und die politischen Freunde des Zentrums dürften die nicht fein, die die Republik   verächtlich machten und unterhöhllen. Die Bettachtungen über die Freunde und Feinde der Republik   führten den Redner zu einer Klarstellung des Verhältnisses zwischen seiner Partei und der Sozial-
Sofakissen mit Reklame. In Paris   ist augenblicklich eine Weltausstellung des Geschmacks zu sehen. Man geht stundenlang herum und wundert sich, wie die ganze Welt immer mehr uniformiert wird. Man begegnet an- mutigen Kleidern, aber vor allem Tausenden von Sofakissen, gezeigt von allen Ländern Europas  . Für diese Sofakissen wird besonders Reklame gemacht auf Eisenbahnen, in Hotels und kostbar gedruckten Zeitschriften. In emem ordentlichen Warenhaus sieht man gewöhn- Iich bessere und wertvollere Dinge, wenn man den Durchschnitt des Ganzen zieht. Aber es fehlt der Anreiz, den Cook organisiett. Noch niemals wurden Sofakiffen so andachtsvoll bestaunt, wie in den Riesenhallen von Paris  . Das Sofakissen scheint das symbolische Produkt oller Länder zu sein, die auf Behaglichkeit sehen. Das internationale Sofakissen ersetzt alles Kunstgewerbe der Welt. Es ist so international geworden, wie das internationale Theater, an dem heute Franzosen, Engländer, Deutsche   und kleinere Außen- sciter sich gleichmäßig vergehen. Sie haben alle den gleichen Ge- schmack, es ist sogar ein leidlich guter Geschmack, sie sündigen nicht gegen wesentliche Gesetze der guten Erziehung und der Bühnen- technik. Sie unterhalten. Zwischen dem internationalen Sosokissen und dem internationalen Theater besteht kein großer Unterschied. Man kann beides nach rechts drehen und nach links, es zeigt stets einige verlockende Seide, die man gern streichelt, auf der das Auge gern ruht. Das internationale Theater und die internationalen Sofakissen werden fabriziert in einem Völkerbund der geschickten Leute, die nicht einmal mehr Wert auf ihren guten bürgerlichen Namen legen, sie taufen sich auf irgendein gangbares Pseudonym. sie nennen sich zum Beispiel Alfred Savoir.  Ritter Blaubarts achte Frau" nennt dieses Mitglied des Lustspiel- fabrikantentrusts ein Stück, mit dem das L u st s p i e l h o u s feier- Iich seinen Winter beginnt. Man meine nicht, daß dieser etwas herausfordernde Titel wirk- iich für knisiliche oder gar blutrünstige Dinge firmiert. Nein, das ist ja eben die besondere Geschästsmethode dieser Trustdramatiker, daß sie ganz etwas anderes sagen als sie oersprechen. So ist alles harmlos und läuft einem wirklich glücklichen Ende zu. Blaubart ist Herr John Brown aus Uanteeland, der schon der siebenten Frau den Schei- dungsbries ausgestellt hat. John Brown ist aber nicht nur Blaubart up to äste, sondern auch Milliardär und darum schenkt er jeder der entlassenen Gattinnen eine Jahresrente von 200 000 Frank. Als nun Fräulein Monna vom ruinierten und adligen Papa dazu ge- drängt wird, die achte Frau Brown zu werden und auf den Schei- dungsbries und die 200 000 Frank Iahresrente zu spekulieren, geht die junge Dame auf den Handel ein. Nur bedingt sie sich 400000 Frank Iahresrente aus, und nachdem sie eine Welle mit dem Por- temonnaie gerechnet hat, fängt das Herz zu schlagen an. Sie bereut, daß sie sich oerhandeln ließ, sie will ein richtiges Menschlein sein und
den Milliardärsblaubart sttasen, well er sie kaufte. Das Abenteuer. dos sie sich ausdenkt, ist saftig. Sie landet sogar, in einen silber- schillernden Pyjama gewickett, mit einem falschen und blöden Lieb- haber, der die Sttaskomödie mitmachen muß, im mollig angewärmten Bell. Dieses Bett füllt den dritten Akt vollständig aus. Doch im gleichen Moment, wo es unanständig werden könnte, wird es bei- nahe tragisch. Das ist ein hübscher Trick des Herrn Savoir, und man oerzeiht ihm vieles. Man spürt, daß er über das Sofakissen hinaus möchte. Der Geist, dem er sich verschwor, ist aber nicht so bequem zu überwinden, und die Sehnsucht schettert. So zerrinnt selbst das Ge- fühl, das der Dramatiker zum Schlüsse heuchelt, als der Blaubatt und die wider ihren Willen verkaufte Braut ihre Berirrung erkennen und sich selig umarmen. Gebändigt durch gute Technik ist auch dieses Lustspiel. Es schlüpft vorbei am allzu Schlüpftigen. Die Trustfabri- kanten wissen, was sie der Moral und der Unmoral des Parketts schuldig sind. Man zürne ihnen nicht, denn sie unterhallen. Sie langweilen auch manchmal, da nicht nur die Kleider ihrer Damen, sondern ihre Tricks sehr durchsichtig sind. Aber drei Stunden werden immerhin hübsch ausgefüllt. Halb Grisette, halb Heldin, das ist die widerwillig verkaufte Braut, die von Frau Erika GlSßner gespiell wird. Gewiß, die Künstlerin vertändelt sich in einigen Angewohnheiten, die nicht mehr lebendig wirken, aber sie findet sich immer wieder zurück in die echte Komödie. Ihr Zirpen, ihr Lächeln, ihr Flirten, ihr Ver- führen, oll das sind Kunststücke, die sie vorzüglich beherrscht. Wenn sie zum Schlüsse versucht, aus dem tieferen Herzen zu reden und die Stimme in Empfindung schmelzen zu lassen, dann merkt man nur Methode und Erzwungenes. So brauchen sich die besten Talente ab. Herr F a l k e n st e i n. schon abgestempelt als Komödiantentyp des Narren, weiß immer wieder aus seiner schauspielerischen Phan- taste zu variieren. Er adelt die Blödheit, er erhebt die Dummheit, die Schüchternheit und tölpischc Verschlagenheit zu theatralischen Grazie. Das ist viel. Den schwierigsten Part hatte Herr S a l f n c r als Milliardär Blaubart. Er mußte bald sanft sein, bald ein Rauh- dein, bald ein Schlaukopf, bald ein Polterer und schließlich der Naturbursche, der nichts anderes will als sein hitziges Mädel. Dazu soll er Dankeedialekt radebrechen. Seine Rolle ist eine richtige Theaterrolle ohne wirkliches Blut. Dem Schauspieler werden jeden Moment von seinem Dramatiker Knüppel zwischen die Beine und die Zähne geworfen. Daß der Schauspieler fast immer Sieger blieb, ist sein Verdienst. Max Hochdorf  .
Der japanische Genra. Eine eigentümliche Einrichtung aus aller Zeit ist am japanischen Koiserhofe die heute natürlich völlig überlebte Stellung des Genrv. Man versteht darunter einen allen, hochverdienten Staatsmann, der den, Kaiser seinen Rat in po- litischen Angelegenheiten erteilt. Offiziell ist Genro kein Amt, aber seine Stellung ist in Japan   traditionell geworden. Bei jeder Ka- binettskrise ist die Ernennung des neuen Minssterpräsidcnten von der Empfehlung des Genro abhängig. Früher gab es viele Genros,
demokraiie, wobei er den Versuch de? Abgeordneten o. Popen, das Zentrum gegen die Sozialdemokratie scharf zu machen, heftig zurückwies:! Nun las ich vor einigen Tagen in einem Aufsatze des Haupt- oktionärs derGermania  ", daß es auch aus dem Gcuiide gefährlich sei, mit der Sozialdemokratie zusammenzugehen, well da- durch deren Machtposition zu sehr gestärkt werde. 3m Zentrum hol immer der Grundsah gegolten, daß das Vaterland über die Partei geht, und wenn im Dienst am Valerlande die öozialdemokralie an Macht gewinnt, so wollen wir. wie bislaug stets, dafür Sorge tragen. daß der sozialistische Machtsaktor dort eingesetzt wird, wo es dem Vaterlaade und dem volksganzen dienlich ist. Die S o z, a l d e m o- kratie hat, was wir ihr nicht vergessen dürfen, in schwerster Zeit das Daterland über die Partei gestellt, und es wäre von uns nicht nur unklug, sondern auch ungerecht, wenn wir die opfer» willige Mitarbeit der Sozialdemokratie verkleinern wollten, auch wenn unsere Wege helft nicht zusammenlaufen. Vergessen wir nicht, daß die einst von ollerhöchster Stelle als Vaterlands- lose Gesellen gebrondmarkten Sozialdemokraten sich nicht nur für diese allerhöchste Stelle haben totschießen lassen, sondern nach dem Umsturz mit uns an einen, neuen Deuts ch�land gebaut haben, das kein Klassenstaat werden sollte, daß diese eoziaU demokraten, die gerade wir in all den Jahren vor dem Kriege a n schärfsten bekämpft haben, well sie den Klassenkampf predigten und die Liebe zum Vaterland verächtlich machten, ihr neues Deutschland  liebgewonnen haben und heute die deutsche Flagge als ihre Flagge ehren und schützen.... Die Leute, die heute glauben, die Sozialdemokratie wieder abdrängen zu können, die sich wohlcr fühlen, wenn sie den Riß zwischen Bürgertum und Sozialdemokratie wieder aufklaffen sehen, die es als richtig ansehen, daß die Sozial- demokratte wieder wie früher� in der Opposition und Negation lleht, die wissen nicht, was sie tun. Wer heute in einem Abbau der Löhne, einem Abbau der sozialen Gesetzgebung das Allheilmittel gegen Wirtfchastsnöte erblickt und glaubt, dasselbe einfach befehlen zu können, der überfieht die Gefahren, die auch heute noch, und vielleicht heute schlimmer denn je, aus sozialen Gärungen für uns alle entstehen können. Es ist von uns keine Sentimentalität, sondern Gerechtigkeitssinn, Klugheit und Staatssinn, die den Widerwillen gegen den Bürgerblock zur Bekämpfung der Sozialdemokratie aus- lösen. Wir haben ganz sicher keine Schwäche für die Sozialdemo- kratie, aber wir würden den Geboten unserer sittlichen, staats- politischen Pflicht zuwiderhandeln, wenn wir uns berett oder auch nur damit abfänden, daß eine Partei, die es von Haus aus auch im neuen Deutschland   sehr schwer hat, von der Arbeit am Staate mit den anderen Parteien zurückgestoßen wird, wenn sie berett ist. mtt ihnen die Verantwortung für die Arbeit am Bolksgonzen zu tragen. Nach einem Hinweis darauf, daß das Zentrum nicht immer Regierungspartei zu fein braucht, führte Dr. Spieker zum Schluß seiner Rede aus:. Wir haben die Hofsnung, ja die Gewißheit, daß wir im Zentrum uns alle wiederfinden werden, wir haben noch einen Marx u n d« i n e n W i r t h. Ich bin nicht so optimistisch, zu glauben, daß nach dem Parteitag in Offenburg   die Krise in unserer Partei beigelegt ist. Die Kräfte, die gegen uns stehen, sind doch nicht so leicht zu besiegen. Das Rechtfertigungsschreiben, mit dem der Borsitzende der Fraktion auf Wirths Austrittserklärung ge- antwortet hat, weckt ernste Sorgen. Es klingt wie ein« Recht- fertigung des Rtchtsabmarsches des Zentrums und bringt dafür als Begründung die Unzufriedenheit einiger landwirtschaft- licher Bezirke und gewisser Intellektueller. Da muß denn doch die ernste Frage aufgeworfen werden: Macht das Zentrum eine Polttik nach Grundsätzen und beseett vom Zentrum-geist, oder will es feine Fahne jeweils ändern, um mal dem, mal jenem zu gefallen? Eni- weder war die Polttik hes Zentrums über Wirch zu Marx richtig, dann müssen die besagten Landwitte und Intellektuellen darüber belehtt werden: war sie aber falsch, dann wollen wir andere Gründe hören, als sie in dem Hinweis auf einige Intellektuelle liegen: gibt es doch in unseren Reihen nicht wenige, die sich nur schwer oder gor nicht damit abfinden können, daß der Arbeiter heute so viel gilt und auch so viel erreichen kann wie der Akademiker. Ich hoff« nur, daß nun endlich einmal unsere Gegner in den eigenen Reihen
beute gibt es nur nock einen, den Fürsten Saionji. Auf sein« Empfehlung hin ist auch die Ernennung des augenblicklichen Mi- nisterpräsidenten Kato erfolgt. Man scheint jedoch jetzt am Hase des Mikado zu beabsichtigen, dies höchst unparlamentarische Amt in emem konstitutionellen Staate abzuschaffen. Wenigstens wurden die Mitglieder schon seit langer Zeit nicht mehr ergänzt, so daß von den früher fünf bis sechs heute nur noch ein einziger übrig geblieben ist. Bis vor etwa zehn Iahren haben diese alten Staatsmänner die Macht ihrer Stellung oft für ihre eigenen Interessen ausgenützt. Heute kann die Haltung des Fürsten   Saionji als sehr unpattciilch und gerecht gegenüber dem Parlamentarismus bezeichnet werden. Nach dem Tode dieses heute bereits sehr alten Mannes dürfte der Genro wohl ganz aus dem politischen Leben Japans   oerschwinden. Severing an die Deutsche   Dichter. Gedächtnis. Stiftung. Di« Deutsche Dichter-Gedächtnis-Stiftung in Hamburg  - Großborstel hat eine Bücherei eingerichtet, durch die sie die Insassen des Optanten- lagers in Schneidemühl   unentgeltlich mtt wettooller Lektüre ver- sorgt. Daß diese begrüßenswerte Kulturtat auch in Regierung»- stellen Anerkennung findet, beweist ein Schreiben des Ministers Seoettng an die Stiftung, in dem cs heißt:Für die dem Schneide- mühler Lager zur Verfügung gestellte Büchersammlung sage auch ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank." Bisher sind zwei Sen- düngen Bücher nach Schneidemühl   gegangen, die ausschließlich durch freiwillige Spenden bestritten wurden. Freilich ist dadurch der Be- darf noch nicht entfernt gedeckt, und die wiederhotten Bitten aus Schneidemühl   lassen erkennen, daß die Fottsetzung dieses Kultur- wettcs dort dringend gewünscht wird. Große Phosphasiager in Marokko  ? Die französische   Kvlonlal- verwallung in Marokko   hat vor kurzem mit dem Abbau mächtiger Phosphalloger, die sich in großer Brette von Nordost- nach Nordwest- Marokko hinziehen, begonnen. DerMatin" schätzt die Mächtigkeit der Lager auf Milliarden Tonnen. Fast das ganze Gebiet liegt innerhalb der französischen   Zone. Sollte die Zahl zutreffen, so besitzt der französische   Staat 60 Proz. der Phosphatproduktion der Welt. Allerdings muß die Angabe mit Vorsicht ausgenommen werden, da der Fernstehend« im Augenblick nicht entscheiden kann, inwieweit hier unter dem französischen   Publikum und vor allem der Pattser Finanz- kreise Stimmung für den Krieg gegen Abd el Krim   gemacht werden soll. Jvelkalolog der wissmschafiNchea Zeilschrlflea. Die Oxford   Unfottfitb Bre» bat den ersten Band cincj internationalen Register» der wissenschait« "chen Zettldniffen herausgcöracht. bat auf ffirunb der Arbeiten einer Reibe von wistenschasllichen Gemeinschasten und mit Unterstützung de» Carnegie- Fond» zusammengestellt worden ist. Dabei ergab sich, daß in dem stelt. rau« von 1S00 dl» 1921 mehr al» 24 000 periodische Zeitschriflen erschienen sind, die regelmäßig oder doch gelrgentlich Beiträge von Bedeutung»um llZgemeinen Wissen lieferten. Sin zweiier. bald zu erwartender Band»er- zeichnet sämtliche Berlage, die solche Zeitschristeu herausgeben. logimg der vermakologlsch«»«esevschofk>a vresdea. Die Deutich- Termalologisch« E-Irlllchast liält vom Sonntag bi» Donnerstag in Dretden ihren 14. Kongreß ab. Da» Programm verzeichnet zahlreiche Fachvotträo«. besonder» über Geschlechtitrankheiten. Vluflkchrovik. Georg Kulenkampsfund Frederie L a m o n d spielen im S°nnt°g,m°rgen.K°nz-tt. litt, Uhr. am 13. September in der Sing. akademie   ausschließlich Beethoven-Sonate».