schauungen geteilt. Sie fühlten, daß man in Deutschland nicht unentwegt sowjetrussische Methoden einführen könne. Sie haben nicht mehr an den Götzen geglaubt, den die kom- munistische Internationale aufgerichtet hat. Sie stehen Ruß- land nicht mehr mit absoluter Gläubigkeit und Kritiklosigkeit gegenüber, sondern machen für sich gewaltige Abstriche von dem, was ihnen von der unfehlbaren Leitung der kommu- nistischen Erekutive über die russischen Verhältnisse gesagt wird. Die leidet nämlich daran, daß sie maßlos übertreibt und damit entwertet, was im russischen Wiederaufbau an wirklichen Fort - schritten erreicht worden ist. Trotz dieser kritischen Einstellung versucht die russische Exekutive in Moskau immer wieder, die russischen Methoden als alleinseligmachend hinzustellen und die Kommunisten in Deutschland durch die Diktatur von oben zum Glauben daran zu zwingen. Dieser intellekwelle und jmrteiadministrative Druck hat, wie man aus den kommunistischen Auseinandersetzungen er- fährt, ans der Seite der kritisch gewordenen Arbeiterschichten mindestens dieselbe Erbitterung gegen die Moskauer Befehls- erteilung und ibre Methoden ausgelöst, die die Führeran- maßung von M a s l o w und Ruth Fischer bei S i n o w j e w hervorgerufen hat. Diese Erbitterung hat auf dem letzten Parteitag der Kommunisten zu einem offenen Ausbruch geführt. Den Vertretern der Exekutive wurde höhnend entgegengerufcn: Geht doch nach Moskau ! Das ist ein bedeutsames Stimmungszeichen für die Si- tuation in der Kommunistischen Partei, und B u ch a r i n hat in seiner Anklagerede gegen die abgesägte linke Führung der deutschen Kommunisten mit großer Schärfe auf dies Stim- mungszeichen verwiesen: „Diese levitischen Töne in dem Ruf„Geh nach Moskau ! Du bist ein Moskowtt" sind ein Ausdruck des Zurücktretens vom kom- munistischen Standpunkt zur Sozialdemokratie...* „Man sagt, daß man in der Erregung schreien kann: Geh nach Moskau . Ich sage, das ist der Ausdruck des absolut faulen Geistes der sozialdemokratischen Orientierung, der teilweise reformistischen patriotisch-preußischen Ge- fühle, die da eine oersteckte Nolle spielen und zum Ausbruch kommen... Wissen Sie, wenn ein Merkmal des guten Tones auf dem deutschen Parteitag das ist. daß derjenige ein Schurke ist, der die Antröge der Komintern unterstützt, wenn man als Merkmal des guten Tones dos hält, so ist das Verrat.* Nach solch offenherzigen Geständnissen von beiden Seiten ist man allerdings versucht, den Schluß zu ziehen, daß auf beiden Seiten in diesem Machtkampf um die Führung n a t i o- nale Imponderabilien eine Rolle gespielt haben, deutsche oder vielmehr westeuropäische in der deutschen Kom- munistsschen Parte«, allrussische bei S i n o w j e w und bei B u ch a r i n, der sich über die oersteckten patriotisch-preußi- schen Gefühle bei den deutschen Kommunisten beschwerte. Aber in diesem Machtkampf um die Führung und um die Rolle des unfehlbaren Papstes haben die Russen entschieden die Vorhand vor jeder deutschen kommunistischen Zentrale. Die abgesägte linke Führung der deutschen Kommunisten hat es erfahren müssen. Sie muß zusehen, wie die kommunisti- schen Mitglieder, die sie noch auf dem letzten kommunistischen Parteitag umjubelt haben, sie heute treulos im Stich lassen und sich hinter die russische Exekutive in Moskau stellen. Sie haben ja selbst der Exe- bative zu dieser Machtstellung verholfen, indem sie den Versuch unterstützt haben, vor den deutschen kommunistischen Arbeitern das Götzenbild einer allwissenden und unfehlbaren und allmäthtigen Zentralleitung der" kommunistischen Jnter- nationale in Moskau aufzurichten. Sie selbst haben aus dem Demagogen Sinowjew einen Dalai Lama gemocht, und dieser Dalai Lama reißt ihnen nun die Sympathie derer hinweg. die sie für ihre treuesten Anhänger hielten. Moskau zer- malmt alles. Sie liegen vor Sinowjew am Boden. Viel- leicht sagen sie sich in einem Augenblick der Erkenntnis resignierend und seufzend:„Am Ende hängen wir doch ab van Kreaturen, die wir mallsten."
Thema mit Variationen. Konzertumschau von Kurt Singer . Man ist in Berlin um Abwechslung nicht verlegen. Bei diesen Variationen über das einsame Thema„Konzert* spielt die Rücksicht auf bas Publikum eine nicht so große Rolle, wie die Vorsicht des Künstlers oder die Rachsicht mit seiner Verletzbarkeit. Wären diese Zufälle nicht relativ selten, man könnte an Absicht glauben. Wie herrlich und edel ist doch die Kunst, wie profan est das künstlerische Arbeiten! Der Glorienschein schwindet schnell, die Goldkrone oer- blaßt, wenn das Klingen der Goldkronen im Kasten zum Grund- ntkord des Schaffens wird. Oder ist der Negertenor � a y e s anderer Ansicht? Beschämend, Zeuge zu sein, wie er aus materiellen Gründen sein schon dezimiertes Publikum eine geschlagene Stunde aufsitzen läßt, weil die fällige Zahlung noch nicht geleistet ist. Der Agent hatte sich wohl verrechnet: auch schwarze Tenor« verlieren an sensationeller Wirkung. Der Betriebsleiter ober hat die Pflicht, sich und seinen Schützling reinzuwaschen! Zweite Variation: in einem Orchestertonzert erscheinen die Noten zur einzigen Novität des Abends„nicht rechtzeitig*, fjm, hm. Der Komponist lebt in Berlin . Allzu abgegriffene Ausrede. Man sinne auf neue. Dritte Variante: die Programms treffen erst eine Stunde nach Beginn des Lieder- abends ein. Der berühmteste Rezitator Deutschlands , einer der größten Gedächmiskllnftler und erlebnisstärksten Sänger(bei brüchiger Stimme) bleibt dreimal stecken. Das Programm in der Hand, wäre er nie gestrauchelt. Welche Bequemlichkeit, welche Gleichgültigkeit führt hier das Regiment! Abwechslung muß sein. So dachte auch Furtwängler.als er das erste philharmonische Konzert inhaltlich durchging. Haydn , Mozart , Weber, Strauß, Bartök. Ein bißchen bunt? Zugestanden. , Doch verträgt sich alles recht gut miteinander. Furtwängler ist ein großer Mann. Die G-dur.Militärsinfonie chaydns gerät unter seiner Hand zu einer Filigranarbeit von seltener Durchsichtigkeit. Wunder- voll, wie gemäßigt und stark er das Menuett nimmt, wundervoll die Grazie des Allegretto und die unübertriebene Hurtigkeit des Presto. Eine Partitur klingt auf. als sei jeder Notenstrich mit einer Silber- nadel hmgelegt. Dann begleitet er mit äußerster Zurückhaltung. fast unhorbar. die Dusolina G i a n n i n i. Sie sst zu einem Star erster Oronimg in Verlin gemacht worden. Sie ist gar kein Star oder viel mehr als das. Die schönste, weicheste, im Ausdruck quellende. leichtest ansprechende Sopranstimme gehorcht einem musikantisch- kühlen� Menschen. Was man bewundert, ist Klarheit. Sauberkeit, Sicherheit, Reiz eines Raturinftruments. Der Mensch wird sich auf der Bühne entfalten. Mit der.Tanzsuite* Bart äks brachte Furt wangler em wertvolles Stück Musik nach Berlin . In einer wahrhaft üppigen und farbensatten Instrumentation verrät sich allein schon weiseste Künstlerhond. Darüber hinaus hat dies« Variationenreihe, die ein falkloristisch interessantes Ritarnellchema bindet, wilden rhythmischen Schwung. Der Tanz verläßt kaum die Gefilde urständiger Volksmusik, auch wenn tollste Bläsersprünge jeder Tonalität zu spotten scheinen. Witz und Behagen füllen die die Lücken. Ein alarmierender Rausch treibender Bewegung setzt sich sröhlich, tumultuarssch in die Glieder. Es lohnt sich kaum'zu sagen, daß die Suite, prachtvoll exekutiert, mft gemischten Gefühlen und Han� oder Mundbewegungeu hingenommen wurde.
Der rote Gberbürgermeifter. Nachträgliche Anerkennung der Arbeit Scheidemanns. Bei der Einführung des neuen Oberbürgermeisters Stadler in Kassel , bisher Regierungsvizepräsident, wurde mehrfach der Amts- tätigkeit Scheidemanns in bemerkenswerter Weis« gedacht. Der Regierungspräsident Springorum, ebenso wie Stadler alter Beamter aus kaiserlicher Zeit, sagte in seiner Einführungsrede u. a.: „Kassel ist ein wichtiger Mittelpunkt deutscher Arbeit und beut- schen Schaffens und feit dem Kriegsende bestrebt, auch eine soziale Stadt zu werden, das heißt eine Stadt mit vorbildlichen sozialen Maßnahmen und Fürsorgeeinrichtungen. Sie übernehmen eine geordnete Verwaltung, die während der Amts- führung Ihres Herrn Lorgängers auf wichtigen Gebieten Gutes und auch sehr Gutes geleistet hat. Als Vertreter der Staats- regierung erkenne ich dies gern an und danke dafür allen beteiligten Stellen.* Der neu« Oberbürgermeister begann seine Rede mft Hinweisen auf die Tätigkeit seines Borgängers: Oberbürgermeister Scheide- mann ist im Jahr« 1919/20 in ernsten Zeften an die Spitz« der städtischen Verwaltung berufen worden. In den fünf Iahren seiner Amtstätigeft haben schwerste Räte politischer, finanzieller und wirt- schaftlicher Art auf unserem Vaterland und damit auch auf der Stadt Kassel und ihrer Bevölkerung gelastet. Trotzdem ist unsere Stadt in diesen fünf Jahren vorwärts gekommen und hat Erfolge auf den verschiedensten Gebieten kommunaler Tätigkeft zu verzeichnen. Ich erinnere an die Aufrechterhallung der Ordnung der Finanzen, an die Errichtung des Rentnerheims und des Ent- bindungsheims, an die Anlage eines großzügigen städtischen Schwimmbades und an die Entwicklung von Wohnungsfürsorge und Siedlung durch umfangreichen städtischen Grunderwerb, städti- schen Eigenbau und Förderung des genossenschaftlichen und privaten Wohnungsbaues. Wenn mein Herr Amtsvorgänger sich nunmehr entschlossen hat, infolge seines Gesundheitszustandes von seinem Amt vorzeftig zurückzutreten, so begleiten ihn die besten Wünsche zur völligen Wiederherstellung auf seinem wetteren Lebensweg.* Es ist gewiß nicht ohne Interesse, gerade jetzt, vor den Wahlen zu den Stadtverordnetenversammlungen, zu den Bezirks- und Provinziallandtagen festzustellen, wie sozialdemokratische Arbeit geschätzt werden muß, wenn man die Wahr- Heft nicht direkt vergewaftigen will. Was in Kassel „seit dem Kriegs- ende*, um mft dem Regierungspräsidenten zu sprechen, auf kom- munalem Gebiet geleistet worden ist, wurde von zentralen Behörden vielfach als vorbildlich bezeichnet.„Soft dem Kriegsende* aber begann die vielgelästerte sozialdemokratische Herrschaft, die unter dem Oberbürgermeister Scheidemann als dessen«System* unaus- gesetzt heruntergerissen worden ist. Die anerkennenden Wort« der beiden Herren Springorum und Stadler smb deshalb um so bemer- kenswerter, weil, dem„Kasseler Volksblott* zufolge,„Bestrebungen im Gange waren, die den Regierungspräsidenten beeinflussen wollten, den bisherigen Oberbürgermeister überhaupt nicht zu erwähnen*.
Ghrfeigen für Schiele. Die Mttglieder des Deutschen L eh r er» er sin» im Kreise Solingen waren vor einigen Tagen versammelt, um zum ssceichsschulgesetzentwurf Stellung zu nehmen. Einstimmig wurde die folgende Entschließung angenommen: Die Lehrerschaft des Kreises Sollngen stellt sich einmütig hinter dre Entschließung und den Aufruf des DLL. Si« verurteilt auf das schärfste den von der Reichsregierung vorgelegten Gesetzentwurf, weil er«inen glatten Bruch der Reichs- Verfassung bedeutet und dadurch das Vertrauen zu joder Gesetz- gebung untergräbt, die Staatshoheit zugunsten anderer Mächte ausgibt und die Schuft: verkirchlicht, den Lehrerstand entrechtet, den Aufbau eines großen einheWchen Schulwesens hindert, in seinen Auswirkungen die völlige Aushebung der Volks» «inheit bedeutet und eine unerträgliche finanziell« Belastung der Gemeinden mit sich bringt. Die Versammlung ist entschloji'en, in einer Kampffront mit der gesamten Lehrerschaft im DLV. mft aller Macht das Zustandekommen eines solchen Gesetzes zu verhindern.
Eva Liebenberg besitzt eine Altstimme von großem Um- fang, von einer Sattheit des Tons, der glockenhaft zu Herzen geht. Mühelos der Atem, rein die Intonation, blühend der Vortrag. Keckheit und Phatos zu gleichen Teilen, jedes zur rechten Zeit. Auch der warme Strom des Erlebens und des Erfülltseins klingt durch, etwa im„Ave Maria* von Schubert . Wir möchten dieser monumen- talen Stimme in monumentalem Werk, bei Händel , wieder begegnen. Myra M o rti m e r singt gleichfalls Schubertsche Lieder. Die prächtige Stimme scheint noch nicht zu Ende entwickelt, Anstrengung der Halsmuskeln ist noch unüberwunden. Aber das Organ in seiner dramatischen Lebendigkeit, geführt vom Willen einer zielsicheren und sehr musikalischen Frau, erösfnet schönste Zukunftsperspeltivs. Hans Erich Riebensahm , ein neuer Name. Der njährige spielt(nach Beethoven und Bartök) die Goldberg-Vartationen Bachs, 39 an der Zahl. Ich darf bekennen, daß mir 29 genügten. Wie dieser Musikant aber Bachsche Musik erlebt und gestaltet, das darf schon al» außerordentlich gepriesen werden. Die Lyrik und das Andante zwar verweichlicht und dehnt er in junger romantischer Gefühlsschwärmerei allzu sehr. Das Bachische, formell Strasse. Männliche, Auftrumpfende, Orgelstarke aber weiß Riebensahm mit absoluter äußerer wie innerer Beherrschung klarzulegen. Ein Tem- perament, das sich im Zaum Hot, ein Begeisterter, der Begeisterung ausstrahlt, ein ernster Künstler, der. Schnobel-Schüler, in Momenten der Dollgriffigkeit und des schönen Aufruhrs an Edwin Fischer erinnert. Er wird seinen Weg gehen. Merkt euch seinen Namen. Ilse Scharrer ist noch nicht so weft, daß sie über dem Werk stände. Die Kleinarbeit gelingt ihr dennoch, bei Purcell , bei Scar- latti, elegant, einschmeichelnd, lieb. Ein sympathisches Wesen mit ausgeprägtem Klang- und Formsinn. Das G l a s u n o f f- Quartett, dem ein großer Ruf voraufläust, enttäuschte in Beethovens op. 89 Rr. 2; es fehlt dem Primgeiger Sukafchewski vor ollem an Kraft und Sonorität des Tons, es fehft allen an einer Größe der Auffassung, die etwa dem Adagio-Gesang oder dem großen ersten Satz gerecht würde. Das Spielerische, Tändelnde, leicht Be> wegliche gelingt bei der Tonschönheit der Instrumente viel besser. Es singt sich gut aus solcher Bratsche, solcher Geige. Bei russischer Musik wollen wir dem Gesang der Russen wieder lauschen.
Zu de» Urwäldern Brasilien ». Dieser Deullg-Film, der In der Urania gezeigt wird, hat sich die dankenswerte Aufgab» gestellt, die Urwälder Brasiliens mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt festzu. halten. Freilich das, was dem Urwald seinen unheimlichen Zauber verleihen soll, die tropische Fülle, die märchenhaften Farben kann der Film uns nicht geben. Eine photogrophische Aufnahme kann, was den Stimmungsgehalt anbelangt, in diesem Falle nicht ein Gemälde ersetzen, da» Sonne, Farbe und seelische Wechselwirkung ganz anders einfangen würde. Und doch, der Film nimmt gefangen, nicht allein durch großartige landschaftliche Bilder, sondern oesonder, durch die liebevollen Ausnahmen aus der mannigfaftigen Tier- und Pflanzenwell. Gürteliier«, wie sie den Boden aufwühlend ihre Nahrung suchen, Schlangen aller Art, Wasserschweine, Riesenkrabbcn, Papageien, der brasilianische Aasgeier Urubu bei seiner Mahlzeft und als wundersames Gegenspiel der flüchtig von Blüte zu Blüte schwirrende, mft dem nadeldünnen Schnabel Nektar suchende Kolibri. Zwei Vogelarten, die so ein berückende» Gleichnis des Formenreich- tums der Natur geben. Auch die Pflanzenwelt ist mft Lieb« auf-
und sie ruft die Oeffentlichkeft auf, im Interesse der ErhaSuug da deutschen Staatsschule ihr darin beizustehen. Dresden . 7. Okwber.(TU) Der Allgemeine Deutsche Lehrerinnenvsrein lehnte in seiner Gefamtvorstandssitzung in Dresden den Reichsschulgesstzentwurf ab. Selbst Stahlhelmregierung Sankt. Braunschweig . 7. Oktober. (TU.) In der heutigen Sitzung des braunschweigischen Landtags, die sich mft dem Reichs- schulgesetzentwurf beschäftigte, gab Mini st erpräsident Marquardt die Erklärung ab, daß der Reichsschulgesetzentwurf durch eine Indiskretion in die Oeffentlichkeit gelangt sei und daß er eigentlich nur informatorischen Charakter für die Länderregierungen gehabt habe. Gegen die Bestimmungen dieses Gesetzentwurfes würden auch von der braunschweigischen Regierung nicht uner- hebliche Bedenken gellend gemacht, denn die Regierung habe kein Interesse daran, die geistliche Schulaussicht wieder ausleben zu lassen. Es wurde ein Antrag der Bürgerlichen angenommen, in dem das Ministerium ersucht wird, bei der Reichsregierung dahin zu wirken, daß in Kürze ein Reichsschul- gesetz vorgelegt wird, das die Staatshoheitüber das Schul- wesen sichert, das in der Reichsverfassung verbürgte Recht der Eltern auf Schulen ihres Glaubens oder ihrer W e l t a n- s ch a u u n g verwirklicht und den Religionslehrern ihre Lehr- und Gewissensfreiheit unter Wahrung der Grundsätze ihrer Religionsgemeinschaften verbürgt. Eine Ueberwachung des Reli- gionsunterrichts durch Geistlich« wird abgelehnt.
Rittergutsbesitzer und£PB. Weshalb die Landwirtschaft Kredite braucht, und keine Steuern zahlen kann. Gestern erf.-.lgts im LPA.-Prozeß die Vernehmung des Ritter» gutsbesitzer» v. Zitzewitz. Dieser Rittergutsbesitzer, der von der reaktionären Presse at» der Typ eines zuverlässigen deutschnatio- nalen Landwirts bchandeft wird, entpuppt sich als ein sehr ge, rissener Spekulant. Er besitzt zwar keinen Pfennig baren Geldes, aber als er von dem Plan des Häuferkaufs hört, beschließt er sofort in das Geschäft hineinzusteigen. 690 099 M. will er durch Hypotheken ausbringen, die übrigen IVb Millionen, die zum Kauf nötig waren, sollen durch Beleihung der zu taufen» den Häuser aufgebracht werden. Deshalb bemüht er sich uni englische Kredite, die der Landwirtschaft unter der Bedingung, daß sie zur Boden, und Wirtschastsoerbesserung ver. wandt werden, zur Verfügung gestellt werden sollten. Di« Kredit« sind zwar noch nicht da und etwas Genaueres kann er über sie nicht erfahren, aber trotzdem läßt er sich zunächst einmal von der LPA. den Kredft vorschießen. Auch hier unter der Vorspiegelung der Bodenverbesserung. Die englischen Kredfte bleiben dann aus. well sie überhaupt nicht vorhanden sind, und die LPA. sitzt mft ihren Zitzewitz-Krediten. die zur Bodenoerbesserung gegeben worden sind, fest, weft sie zu Häuserspetulationen aufge- braucht worden sind. Aber das geniert Herrn Zitzewitz wenig. Er kümmert sich zunächst nicht mehr um das Geschäft, weft er nicht mehr flug daraus wird, und wird erst ungemütlich, als er merkt, daß er von seinen Standesgenossen noch Strich und Faden übers Ohr gehauen wird. Da setzt er den Earlowitzen kurzerhand den Stuhl vor die Tür und übernimmt ihre Anteile,« mit der Begründung, daß das Geschäft kein» Belastung mehr vertrage» Er selbst aber belastet da» Geschäft sofort wieder mft ÄS 900 M.» um Schulden zu bezahlen und seinen Sozius Möhler z u sanieren« Als er dann ollerding» für 709 999 bis 899 999 Mark Grunderwerbs steuern zahlen soll, besinnt er sich eine» anderen und er gibt die Anteile dem Adelskonsortium zurück. Und es ist bemerkenswert, daß ihm das Finanzamt die An- regung dazu gab. Man weiß also jetzt, weshalb die notleidend« Landwirtschast Kredite gebraucht und weshalb sie keine Steuern bezahlen kann.
genommen, wenn man auch für die Orchideen mehr Raum und vor allem Grohausnahmen gewünscht hätte. Hochinteressant waren die Mangroven mit ihren Stelzwurzeln und die großartigen Aufnahmen des Amazonas . Der menschlichen Arbeit, die den tiefen Urwaio schrittweise urbar macht und auf dem jungfräulichen Boden oft mit primllivsten Mitteln Kulturpflanzungen wie Mais und Bananen anlegt, waren mehrere Bftder gewidmet. Eine Kolonie in Santa Rosa zeigte uns ein Stückchen deutsches Volkstum im fernen Urwald. ' Ein'Film über Eisberge und ein Fox-Film über die hoch. interessante, vom Urwald für viele Jahrhunderte oerdeckte meri- konische Kulturstätte Dukatons in Mittelamerika , ging voran. Dieser Film zeigte dem Unna » wieder entrissene Tempel. Wohnhäuser und Pyramiden mit unheimlich stark wirtenden Ornamenten und reichen Götter, und Tierbildern. Ein einleitender Vortrag von Josef Cammer führte in die Schwierigkeiten ein. die der Eroberung des Urwaldes mit seiner überreichen Tier- und Pflanzenwelt und den unzähligen Quälgeistern, wie Ameisen, Termiten und mikroskopisch kleinen Lebe- wesen entgegenstehen und so«inen großen Heroismus seiner Urbar« macher und Durchsorscher voraussetzen. ich. Entdeckung einer Schlüker-Ztakuelke. Man wußte au» der Lite- 'ratur, daß sich das Modell eines Merkur von dem Gießer Johann Jacob! im Homburger Schloß befand, ober das Kunstwerk war lange Zeit nicht aufzufinden, und erst setzt ist es, wie Prof. Franz Weinitz im„Kunstwanderer* mitteill, wieder ans Licht gekommen. Iacobi, der Gießer de« Reiterdenkmals de» Großen Kurfürsten in Berlin , war mit Andreas Schlüter eng verbunden, und so liegt die Vermutung nahe, in dem Bildner des kühn aussteigenden Merkur, der zwar der bekannten Figur der Giovanni Bologna nachgebildet ist. sich aber von ihr in wesentlichen Momenten unterscheidet. Schlüter zu erkennen. Befindet sich doch bereits im Homburger Schloß ein anerkanntes Werk Schlüters, die prächtige Büste des Landgrafen Friedrich II. über dem Tore zum Alten Archtogebäude. Wabrschein- lich hat Schlüter auch den Merkur für den Landgrafen, der übrigen» Kleists Prinz von Homburg war. gearbeitet. Das schöne und charakteristische Werk ist aus Bronze verfertigt, die einen dunkelfarbigen Ueberzug erhallen hat. Die Höh« der Figur betrögt rund 69 Zentimeter, die Kugel etwa 19 Zentimeter, der dunkle Marmor- sockel 19 H Zentimeter. Das Werk Schlüters wird damit um eine neue interessante Arbeit bereichert.
ZllaMa VoNIssin! veranstaltet am S. Oktober in der Philharmonie eine» Arien- nnd Liederabend. Dusolina Glannial, die in Berlin im Konzertsaal mit so außerordent- liihcm Erlolg ausgenommene ilaNer.ische Sängerin, ist vom Intendanten Tietien jür ein zweimalige» Mast'piel w der Städtischen Oper verpflichtet worden. Sie fingt am 17. und SO Oktober in der Städtischen Over die .Wido*. Die Vorftevung findet zu gewöhnlichen Preisen statt. Der Por- verkaus hat bereit» begonnen. Da» Hamburger hriue-renkmal. ba» einst die Kaiserin Elilabeih lfir Korw errichten liest, da» aber nun ichon seit gabrzehnten in der ftreicn Reich»- und Hansastadt unter einem Hoftvei schlag lein Dasein sristele, soll, wie gemeldet wird, jetzt endlich restauriert und in Altona öxcntlich ausgepellt werben. Ein Petra« ca- INllsenm soll in der ftanzöfischen Stadt vaucluse errichtet werden, tn der der berühmte italienilch« Dichter der»Sonett« an Laura* eine» wichtigen Abschnitt seine« Leben» verbracht hat.