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Reine Aufwertung in Ungarn  .

Der Entwurf der Rechtsregierung.

Lumperei.

Brutalität ohne

Ungarn   geht eben zur Goldwährung über. Wie in Deutsch  land hat die Währungsstabilisierung auch in Ungarn   zu Aufwer­tungsforderungen der Sparer, Rentner. Banftunden geführt. Man hoffte nach dem Vorgang Deutschlands   auf eine bescheidene Aufwer tung der noch im Berkehr befindlichen 3 Milliarden( von 9 Mil liarden) Kriegsanleihe und weiterer 6 Milliarden Sparerforderun gen an Staat, Kommunen und Private. Aber in Ungarn   waren und sind die Grundbesizer ander macht. Sie brauchen feinen 100prozentigen Aufwertungsrummel. Sie haben schon die Ministersessel; sie haben auch schon ihren Horthy. So brauchten sie aus ihrem Herzen feine Mördergrube zu machen. Sie lehnen von vornherein jede Aufwertung ab. Anders als ihre deutschnationalen Brüder in Deutschland  , denen ihr Boltsbetrug erst nach der größten politischen Gesinnungslumperei glückte.

Strausberger Volksfest.

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Man hat die Breffe eingeladen, also muß es wohl etwas ganz Besonderes sein. Dieses Boltsfest auf der Rennbahn mit allerlei Vorführungen, mit warmen Würstchen, kandierten Nüssen, aber ohne jede Festkultur ist es das? Plöhlich kracht eine Salve, das Beichen für Ihn, für Jack Blizzard, den brennenden Teufel. Es ist dunkel geworden, Scheinwerfer waren nicht aufzutreiben, mun gestaltet sich die Sache ganz romantisch, ganz feierlich: ein langer Bug umwandelt im Mondschein das Riesenrund der Rennbahn, Doran Jad Blizzard, dann die Ehrenjungfrauen, Feuerwehrleute mit Bechfadeln, zum Schluß die Zivilisten". Schließlich wird Halt gemacht vor einem zwanzig Meter hohen Gerüst, das soll Blizzard erflettern, zehn Meter springt er, eine Feuersäule, durch die Luft, zehn Meter rutscht er dann auf einer Bahn entlang, unten durch­schwebt er bligesschnell einen fleinen Tunnelbogen, um sich dann den staunenden Zuschauern als Gentleman", wie das Programm verheißt, zu präsentieren. Es ist unheimlich buntel, wie Blizzard ben Turmmast erflettert, selbst der Mond ist hinter Wolfen ver. fchwunden, nur die pflichteifrige Feuerwehr spendet mit ihren Fadeln armfeliges Licht. Die Zuschauer zittern faft in der Ungewißheit, ob unter fo ungünstigen Borbedingungen das Wagnis gelingen wird, felbst der Manager scheint nicht ganz fiegesficher zu fein- los! Blizzard, vorher mit Benzin begossen, icht in Flammen gefeßt, lobert auf, er fpringt, burchfaust tometengolden die Luft- Sekunden frâter steht er vor uns, mit Frad und 3ylinder, gesellschaftsfähig fozusagen. Die Leidenschaften der Menschen sind nicht immer ein­fach zu begreifen.

Der ungarische Finanzminister hat über die Grundzüge des Balorisierungsgefeßes", wie das Aufwertungsgesetz dort genannt wird, sich ausgesprochen: die Aufwertung wird grundsätzlich abgelehnt. Für die Kriegsanleihen, die sonstigen öffentlichen Schulden, die Hypotheten, die Pfandbriefe, ob ländliche oder städtische, die Spareinlagen, Bersicherungsprämien und Privatforderungen. Aus voltswirtschaftlichen Gründen, um die Sanierung nicht zu gefährden, aus Berechtigteitsgründen um die Spetulanten nicht zu begünstigen, aus technischen Gründen, weil die Scheidung der Schafe und der Böde nicht möglich sei. Man fieht, in Ungarn   hat man die Gründe van vornherein zur Hand, Dann veranstaltete am gleichen Abend die Nationale Landes. die man in Deutschland   erst nach dem Gimpelfang entdeckte. Denn bühne Berlin  " einen Deutschen Abend". Blizzard war noch nicht man ist schon an der Macht. Man fann von vornherein die genug, auch das muß mitgemacht werden. Der Berein ehemaliger großen Drei beschwören, da es eigene Interessen zu schüßen gibt: Waffengefährten hat den Borwärts" allerdings nicht eingeladen bas Allgemeinintereffe, die Gerechtigkeit, die technische Unmöglichkeit. und der Herr Intendant Jenner tat es auch nicht. Im Gegenteil, Und man fann doch ein gutes Herz beweisen: man lehnt die Auf der Eintritt foftet für die Strausberger so viel faft, wie für die wertung grundsäklich ab, weil die Grundbefizer und die In Berliner   ein Boltsbühnenbillett; Gemüt und Geschäft, mir kennen dustriellen mehrere Milliarden aufzuwerten hätten, aber man er die schwarzweißrote Weise. Im zweiten Teil ist das deutsche Ideal mächtigt den Finanzminister zur Wohltätigtfeit. Es wird auf der Bühne aufgebaut: Pfarrer, Soldaten, Fahnen, die Germania charitativ valorifieri"; bas ist der zweite Grundzug der ungarischen und ein Mann mit einem Jägerhütchen, alle find der Meinung. Aufwertung. Wo der Zeichner von Kriegsanleihe durch die Entfäme Bismard heute auf Erben, bann müßte es doch anders wertung der Strone wirtschaftlich zugrunde gegangen ist; wo Mündel werden. Und siehe da, Bismard fühlt sich auch wirklich ins Heim gelber vernichtet worden find. Selbst die Bohltätigfeit aber ber Strausberger Waffengefährten beschworen und ruft Schnell ein hat ein Ende, wo die wirtschaftliche Existenz oder Münbelgelber burch Schmert herbei und sprengt die Stetten rasch entzmei!", morauf bar Die Entwertung Don Sypotheten zerstört morden sind; denn Friedensengel befeligt in Bismards Arm fintt. Endlich haben sie biese gingen eventuell vielleicht, möglicherweise zu einem Teil auf sich getriegt, bie beiden gehen durch die Mitte ab, wohl mit bem Roften jener Schuldner, bie Parlament und Regierung ohnehin Blan, fiegreich Frankreich   zu schlagen. schon beherrschen. Wozu denn auch!

Die deutsche   Sozialdemokratie hat, bevor der deutschnationale Gimpelfang im Namen der Reinigung und Läuterung des deutschen  Baterlandes losging, den Sparern und Rentnern nichts vor gemacht: aus boltswirtschaftlichen, Gerechtigkeits- und technischen Gründen. Den von der Inflation Bugrundegerichteten sollte in meite­ftem Umfange geholfen werden, nicht durch Wohltaten eines Bartel­ministers, sondern durch ein sozialpolitisches Gefezes. wert, bas bie Ehre der Opfer nicht mit Füßen tritt. Diesem poltswirtschaftlich vernünftigen, gerechten und technisch erreichbaren 3wed sollte jebe Aufwertung dienen. Aber die Industrie- und Agrarbarone brauchten die 3ölle, die Macht, die Regierung, einen politischen Erfolg: Hindenburg  . Das Bolt, die Rentner bie Sparer waren das Karnidel. Daß sie es nicht hundert, sondern nur fünf undsiebzigprozentig wurden, mußte die Sozialdemokratie den Be trügern erft abfämpfentan

Die Geschichte ist lehrreich. Sie ist auch ein Erfolg, nur nicht für thre Urheber. Weder in Deutschland   noch in Ungarn  . Sonbern für die Arbeiterschaft hier wie dort. Wir fönnen es abwarten.

Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. Internationaler Kongres in Paris  .

Bom 3. bis 9. Oftober tagte in Paris   die Internationale Ber einigung zur Bekämpfung der Geschlechtstrantheiten". Dieser Ber. einigung gehören aus 33 verschiedenen Ländern Vereine an, die sich bemühen, der Ausbreitung der Geschlechtstranthelten entgegenzu­wirten. Von der deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Ge schlechtstrankheiten nahmen Dr. Jadassohn, Dr. Roei. mann und Dr. Sonnemann an der Tagung teil.

Die Berichte der Delegierten ergaben, daß in einigen Ländern die Syphilis sehr erheblich zurüdgegangen ist. Besonders für Dänemart, Schweden  , die Schweiz   und Belgien  trifft das zu, während die Kongreßteilnehmer aus Frankreich  und Deutschland   längst nicht so günstig berichten fonnten. In allen Ländern wurde die Aufklärungsarbeit energisch be. trieben. Günftig wirfte außerdem noch die Besserung ber Behandlungsmethoden, durch die es jetzt gelingt, die an­steckenden Erscheinungen der Syphilis schneller zu beseitigen als früher.

Die unter internationalem Gesichtspunkt besonders wichtige Frage der Verbreitung der Geschlechtsfrankheiten durch Seeleute wurde lebhaft erörtert. In fast 200 Hafenstädten haben die See­leute Gelegenheit, tostenlos ärztliche Behandlung in Anspruch zu nehmen.

In der Beurteilung der Prostitutionsfrage hat sich nach den Berichten in fast allen Ländern in den letzten Jahren eine Mandlung vollzogen. Immer größer wird die Zahl der Aboli tionisten, die eine polizeiliche Ronirolle der Brostituierten für zwedlos und ungerecht halten. Ein in Borbereitung befindlicher franzöfifcher Gelegentwurf will die Reglementierung der Brostitution aufheben, in ähnlicher Weise, wie das auch durch das deutsche Gefes zur Bekämpfung der Geschlechtstrantheiten ge. schehen soll.

Die günstigen Berichte, die auf dieser Tagung speziell aus Ländern tamen, in denen Geseke   zur Befämpfung der Geschlechtstrantheiten bestehen, laffen auch für Deutsch  land die Forderung immer bringenber erscheinen, daß endlich auch bei uns der Kampf gegen diese Bolfsfeuche durch die Berabschiedung des feit Juni 1923 fertig vorliegenden Gefeßes zur Befämpfung der Geschlechtskrantheiten gefördert wird.

Eine Arbeiterhochschule in Wien  . Errichtet von der Sozialdemokratie. Wien  , 14. Oftober. Nach einer Meldung der Arbeiterzeitung beschloß die sozialdemokratische Parteivertretung, mit Hilfe eines Teiles des beim Verkauf der Hammerbrotwerte erzielten Betrages Sie soll bereits im eine Arbeiter hochschule zu errichten. Januar 1926 ihre Lehrtätigteit aufnehmen.

Das Kriegsgericht Lütfich verurteilte den deutschen   Schriftsteller Baul Ostar öder, ber als Hauptmann im August 1914 den Durchmarsch durch Belgien   mitmachte, in Abwesenheit zum Tode und zum dauernden Aufenthaltsverbot in Belgien  . Die Antlage marf ihm vor, am 18. August 1914 in Moresnet, eine Stunde von Aachen   entfernt, den Befehl gegeben zu haben, einen Landwirt ohne Gerichtsurteil zu erschießen, weil in dessem Hause ein Gewehr hing. Trohfis Macht. Troßfi ist zum zweiten Borfizenden der Rom­mission für die Untersuchung der revolutionären Gefeßgebung im Sowjetbunde und für die Ausarbeitung von Maßnahmen zu ihrer Festigung ernannt worden,

Nun, die Strausberger hängen feinen, sie hätten ihn benn. Aber was find das für Menschen, die bei Blizzard jubeln tönnen, die bei einer solchen Leichenbeschwörung in Etstafe geraten, die aber schweigen, wenn man ihnen das Brot verteuert und ihre Rinder auf neuen Mord zu drillen versucht?

gir nehmen?" Sowohl unter den mitfferen und fleinen, wie auch unter ben großen Unternehmen gibt es pdrafitäre Existenzen. Es ist unmöglich, bei Organisierung der Mitglieder diese Frage zuerst zu entscheiden. Schließlich fümmern sich die Arbeitergemeinschaften auch nicht Barum, ob ihre Mitglieder etwa in Industrien arbeiten, kapitalistischen Gesellschaft werden immer ausgedehnte Produktions­die man nicht als wirtschaftlich notwendig ansprechen tann. In der gebiete wirtschaftlich überflüssig sein. Infolgedeffen wird der Ber. band in allen Kreisen der Unternehmer werben und darauf dringen, daß der Kaufmann nicht scheel auf den Klein. händler und der Handwerfer nicht verächtlich auf den Hausierer oder auf andere proletarische Reineristenzen herabblidt. Die ih rungen wurden mit starkem Beifall aufgenommen.

Für die Beamten, Arbeiter und Angestellten. Sozialdemokratischer Dringlichkeitsantrag im Roten Hause. In der Berliner   Stadtverordnetenpersammlung ist folgender Dringlichkeitsantrag der sozialdemokratischen Frattion eingegangen: Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen, den Magiftrat zu ersuchen, mit größter Beschleunigung im Sinne ber im preußischen Landtag angenommenen Anträge Borschüsse an die Beamten, Angestellten und Arbeiter in Be­rüdfichtigung der besonderen Notlage dieser Arbeitnehmergruppen Heimann und Genossen." zu zahlen. Dieser Dringlichkeitsantrag wird voraussichtlich bereits die morgige Stadtverordnetenversammlung beschäftigen.

Wähler- Versammlungen.

Der Bezirt Tiergarten hielt am Dienstag im Rational­hof, Bülowstraße eine große öffentliche Frauenper­ammlung ab, in der Genoffin Stadtverordnete ledger prach. Sie gab einen furzen Rüblid auf den ich mußigen ber sich heute in noch schlimmerer Beise wiederhole. Wahlfeldzug der Bürgerlichen in den Jahren 1920 und 1921, Die Futtertrippenwirtschaft, die der Sozialdemokra tischen Partei vorgeworfen wurde, griff gerade nach Zustande. tommen des bürgerlichen Magistrats Play. Syftematisch wurden sozialdemokratische bewährte Berwaltungsbeamte abgebaut. Aber bennoch fann die fozialbemotratifche Partei stolz auf die Erfolge ihrer Kommunalpolitit fein, bie fid nach gähem Ringen mit den Bürgerlichen für das wohl ber Berliner   Heimatstabt in vielen Fällen durchgefeht hat. heute arbeitet die Rechte bereits wieder mit ebenso gefchmad. losen, wie fälschenden Wahlplafaten, um die arbeitenden Massen irrezuführen. Statt des Abbaues ift eine Breissteigerung der Rebensmittel eingetreten. Die Mieten werden gleichfalls eine uner­erhörte Steigerung erfahren, fo daß die Berelendung der Arbeit­nehmer in rafendem Tempo weitergehen wird. Vor allen Dingen muß auch Aufklärung in die Reihen der Leser der Rechtspreise getragen werden, die in verlogener Weise die Dinge so hinzustellen versucht, als ob nicht die Zölle, sondern die hohen Lohnforderungen(!) der Arbeitnehmer daran schuld feten.( Bfuirufe.) Das Bolf ist in der Zoll- und Aufwertungspolitit gemein betrogen worden. Aber auch der neue Reichsschulgelegentwurf stellt eine un erhörte Täuschung bar. Unter bem Dedmantel der Religion will man vornehmlich die Bolksschulen wieder unter die Oberheit der Geift. lichkeit stellen. Wohin das führen würde, haben wir vor und wahrend des Krieges hinreichend erfahren müssen. Darum heißt es: Macht die Stadtgemeinde Berlin   zur wahren Republitaner, aufgepaßt! Behrt alle Angriffe madtpoll ab. aber fei bas Bort Bebels zugerufen: Nur die größten Kälber heimatstadt des arbeitenden Boltes. Den Indifferenten wählen ihren Maßger felber!" Großer Beifall banfte für die treff­lichen Ausführungen der Rebnerin Bollendete Darbietungen des Gesangvereins Liedertafel- West beendete die Stundgebung.

Die kommunistischen   Wahlvorschläge. Endlich hat sich auch die Rote Fahne entschloffen, bie Wahl. boriläge der Rommunisten für die tommende Stadtverordneten Stadtverordnetenlichkeit wahl   mitzuteilen. Diese Bisten bestätigen bie Richtigkeit unserer Un­gaben, wonach alle augenblidlich maßgebenden Wortführer der fommuniftifchen Stadtverordnetenfrattion nicht wieder auf gestellt sind. So fehlt Mag Dörr, der unermüdliché Rufer in Streit gegen die Sozialdemokratie, es fehlt Herr Stolt, der eifrige Reiniger des öffentlichen Lebens. An Stelle von Dörr und Stolt

HR

Der gestolperte Herr Stolt.

follen offenbar Baul Schwent, ber jegige Landtagsabgeordnete und Otto Gäbel, ber Obertonfusionsrat, die Führung der neuen RPD- Fraktion in die Hand nehmen. Bon bekannten Namen bleiben sonst voraussichtlich nur noch ber frühere Stadtrat und der Schuldirektor Goß übrig. Im übrigen arbeitet die KPD.   offenbar mit neuen Leuten. Man weiß nicht, ob die neuen Leute den neuen Kurs ermöglichen sollen, den die D. jeßt einschlagen will oder ob die bisherigen Randidaten ihre Pflicht im Rampf gegen die Sozialdemokratie nicht poll erfüllt haben. Die Reinigung ist jeden­falls gründlich und für große Stärte der RBD.- Organisation spricht fie nicht.

Abgelehnte Liftenverbindung.

Heute morgen tagten in den einzelnen Berliner   Bezirten die Ausschüiffe zur Feststellung der Listen für die Bezirksverordneten wahlen  . Dabei ist, wie uns mitgeteilt wirb, im Bezirf il mersdorf gegen die Listen ber sogenannten Rationalen Wirt schaftlichen Bereinigung" und der Deutschen Mittelstandspartet von der Deutschen Wirtschaftspartei" Einspruch erhoben worden. Ein gleicher Einspruch war befanntlich beim zentralen Stadtwahlaus. schuß am Montag ohne Erfolg eingelegt. In Wilmersdorf   ist aber biefem Einspruch mit brei gegen zwei Stimmen ftattgegeben worden, wobei der deutschnationale Stadtrat den Ausschlag gab. Dieses Berfahren ist für die Unparteilidh feit gewiffer Leute außerordentlich bezeichnen b. Im übrigen wirft diese Entscheidung im Bezirk Wilmersdorf   die grundsägliche Frage auf, ob folch ein Einspruch nicht zentral behandelt werden muß. Es tönnie auf diese Weise dahin tommen, daß die Liste einer Gruppe in zehn Bezirten angenommen und in anberen zehn Bezirten abgelehnt wird, was sicher nicht bem Sinn bes Gefeßes entspricht. Daß es den besonderen Bedürfnissen bestiminter reattionärer Streife ent spricht, bedeutet noch lange nicht, daß dies Berfahren zu Recht geübt wird.

Berbandstag fozialistischer Unternehmer.

Der Verband sozialistischer Unternehmer hielt fürzlich in Dres ben seinen ersten Berbandstag ab. Nach Abwidlung interner Bereinsangelegenheiten und nach der Bestätigung bes alten Bor. ftantes wurde die Frage aufgerollt, ob der Verband noch weiterhin jeinen alten Namen führen sollte. Fast alle Diskussionsredner Sprachen sich gegen das Wort Unternehmer" aus. Abgesehen da beitenben hat, wird auch die Bezeichnung Unternehmerverband von, daß diefes Wort einen schlechten Klang in den Dhren aller Ar gewöhnlich in einer ganz anderen Bedeutung gebraucht, als fie auf murde von dem Gründer des Berbandes nur wegen feiner fchlagen ben Berband fozialistischer Unternehmer autrifft. Dieses Wort Einheitsverband jozialistischer anbels unb ben Kürze gemählt. Schließlich einigte man sich auf die Bezeichnung Gewerbetreibender und sonstiger Berufe. Die bis herige Abkürzung Efu" wird der etwas längeren Eichug" in Su funft weichen. Darauf hielt der Berbandsvorsitzende Gen. Blottfe ein Referat über das Thema Welche Berufe find als parafi tär zu betrachten und welche Rüdsichten hat unser Verband barauf

Einen außerordentlich guten Befuch hatte die Bersammlung, in Beders Festfalen in Bris aufzuweisen. Zunächst furgch der Gen. Gutmidt; ber ein erfahredendes Bild der Groß Berliner   Wohnungsnot gah. Er geißelte fajarf bas Berhalten der Baustoffinbustriellen und ber Bauunternehmer, die die Schuld an der Wohnungsnot nur der noch bestehenden 3mangswirtfájaft und der Riebrighaltung der Mieten zuschieben. Dann gab er eine recht eingehende Darstellung der fonderbaren geschäftlichen Beziehungen zwischen der Berliner  Stadtfchaftsbant und des Pfandbriefamtes der Stadt Berlin   sowie anderer Geldinstitute, die durch ihre Zinsen­und Finanzpolitit zu einer maßlosen Berteuerung des Wohnungsbaues beltrügen. Scharfe Kritit übte er an dem Berhalten der Rechtsparteien in der Stadtverordneten. persammlung, die jeden Antrag auf Bereitstellung öffentlicher mittel für den Wohnungsbau abge. lehnt hätten. Diese Parteien waren es auch, die den Anlauf des für den Wohnungsbau so wichtigen Rittergutes Brig   ablehnten, um diefen großen Flächenkompler einer Brivatfirma in die Hände zu ( pielen. Dr.- Ing. Wagner gab einen Ueberblick über die groß zügige Wohnungspolitif in anberen Städten, namentlich in Wien  , und über die vielen Unterlassungsfünden, die von Reich, Staat und der Stadt Berlin   in dieser Beziehung be. In ergreifenden Worten schilderte er ben gangen wurden. Leidensmeg, ben bie gemeinnügigen Bau­genoffenfchaften zu durchwandern hätten, um das großzügige Wohnungsprojett in Brig   weiterzubringen, und wie gerade immer wieder Don bürgerlicher Seite versucht wird, bem gemeinnügigen Wohnungsbau recht viele Snüppel in den Weg zu legen. Als letzter Rebner sprach Gen. Stadtrat Schröder, der die unglaublichen Lügen eines deutschnationalen Flugblattes mit Leichtigkeit zu wider­legen vermochte und auf die fegensreiche Tätigkeit unserer Stadt Schulräte Bauisen und Dr. Löwenstein hinwies. Die zahlreich er­fchienenen Gegner von rechts fanden troß Aufforderung nicht den ut, auf die ungeheuren Anschuldigungen unserer Redner das Bort zu nehmen.

In dem Prozeß der Holzfirma Gebrüder Himmelsbach gegen den Herausgeber des holzmarti", Otto Fernbach, wegen Beleidigung ist das Berfahren eingeftelt morben, weil nach Ansicht des Gerichts die Beleidigung unter die vom Reichspräsidenten erlaffene Amnestiererordnung fällt. Die Firma ist mit ihrem Ein ipruch hiergegen nicht durchgebrungen. Dagegen hat fie eine Schadenerfastlage gegen Fernbach anhängig gemacht, und in der Berfolgung diefer Klage wird die ganze Angelegenheit vor der Deffentlichkeit noch einmal aufgereilt werden.

Eine Familie von acht Personen verbrannt. der legten Nacht gegen 2 Uhr im Gebäude der Oberfranti ie aus Marktredwig in Bayern   gemeldet wird, ist in en Porzellanfabrit Bates u. Co. in Martileuthen Familie des Porzellanoberdrehers Martin Ganb, bestehend aus ein Brand ausgebrochen. Die im obersten Stodmert wohnende acht Bersonen, ist in den Flammen umgetommen. Erit im späten Bormittag tonnten die Feuerwehren des Brandes Ho

werden.

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Groß- Berliner Parteinachrichten.

6. Kreis, Kreuzberg  . Seute, Mittwoch, The Saalfchus bet liesing. Basfer torstraße 68 ot.: Sente, Mittwoch, den 14 Oftober, abenbe 8 Uhr, Bablabebe bet inni Laufiger Str. 46.- Sebestreit, Reichenberger Str. 126.- Bletich, 28lexer Gir.& fa Bienziers, Reichenberger Str. 104 Tagesordnung: Praftische Fragen zur Durchführung der Wahlen.

Beebeausschuß der Kommunalbeamten: Donnerstag, ben 18. Oftoben, abends 6 Uhr im Ratsteller, Blerabteilung, wichtige Besprechung.